Lösungsvorschlag: Der Vorleser / 3A2 01 A Situierung: Die Passage befindet sich im 3.Teil des Buches. Michael besucht Hanna im Gefängnis und sie sprechen unter anderem über die Vergangenheit: Michael fragt sie, ob sie nie an die Mädchen gedacht hat, wenn er ihr vorgelesen hat. Hanna beschreibt ihre Gefühle und spricht davon, dass die Toten sie im Gefängnis besuchen. Die Szene ist deshalb wichtig, weil Michael und Hanna hier zum ersten Mal seit langer Zeit wieder zusammen sprechen. Er stellt sich die Frage, ob Hanna wieder einen Platz in seinem Leben bekommen sollte- eine wichtige Frage, weil Hanna sich wohl auch deswegen das Leben nimmt: sie realisiert, dass Michael nicht mehr das „Jungchen“ ist. B: Situierung: Die Passage befindet sich im 2.Teil des Buches: Hanna steht vor Gericht und Michael beobachtet als Student den Prozess. Er stellt fest, dass alle Beteiligten wie betäubt (also anästhesiert) wirken: die Die Täter, die Opfer, die Richter, die Zuschauer. Die Szene ist deshalb wichtig, weil sie die Frage stellt, wie wir alle mit einem solch schrecklichen Thema wie der Vernichtung der Juden umgehen sollten. 02 A Hanna Schmitz: Sie steht im ersten Teil hierarchisch klar über Michael, bestimmend, ist schwer zu durchschauen und agiert teilweise unkontrolliert (Szene mit dem Gürtel, Streit in der Strassenbahn). Im zweiten Teil des Buches ist sie überfordert, sie weiss nicht, wie man sich in einem Prozess verhält, wirkt naiv und schämt sich wegen ihres Analphabetismus. Im letzten Teil übernimmt sie die Verantwortung für ihr Tun, lernt lesen und schreiben und beschäftigt sich intensiv mit ihrer Vergangenheit. Äusserlich lässt sie sich jedoch gehen, ist ungepflegt und wird zu einer alten Frau Textstellen: 1Punkt B Michael Berg: er wirkt im ersten Teil eher schüchtern und muss sich selber finden. Je länger die Beziehung mit Hanna aber dauert, umso sicherer wird Michael: er wirkt erwachsener, reifer. Als Student im zweiten Teil wirkt Michael etwas arrogant. Nichts fällt ihm schwer und er gibt sich kühl. Der Prozess verändert alles: er gerät in ein Gefühlschaos und weiss nicht, welche Gefühle er Hanna gegenüber haben soll: er fühlt sich schuldig, eine Verbrecherin geliebt zu haben. In Beziehungen vergleicht er alle Frauen mit Hanna, seine Ehe scheitert: er lässt sich scheiden. Am Ende ist Michael kein „Jungchen“ mehr, sondern ein erwachsener Mann, der Hanna zwar immer noch hilft, aber eine allzu grosse Nähe nicht mehr zulässt. Ganz am Ende schafft er es, das Kapitel Hanna zu verarbeiten, indem er die Geschichte aufschreibt. Textstellen: 1Punkt 03 A er fühlt sich schuldig, eine Verbrecherin geliebt zu haben – und auch, zu verheimlichen, dass er etwas über Hanna weiss, was sonst niemand weiss: dass sie Analphabetin ist. Weiter stellt sich im als 2.Generation die Frage, ob er auch mitschuldig daran ist, was in Deutschland während des Krieges passiert ist. B Der Analphetismus ist sehr wichtig für Hanna: er bestimmt lange ihr Leben: weil Hanna nicht lesen und schreiben kann, verlässt sie die Stadt (sie kann eine Beförderung nicht annehmen) sie geht ihr Leben lang ins Gefängnis, weil sie sich deswegen schämt und sie hat auch Nachteile im Prozess: sie kann die Akten nicht lesen und hat kein „Gefühl“ für den Prozess. Im letzten Teil lernt sie lesen und schreiben- und wird damit zu einer selbstbestimmten Person 04 individuelle Antworten: denkbar ist, dass sie durch ihre Alphabetisierung verstanden hat, was sie den Menschen angetan hat. Aber auch, dass sie bemerkt, dass Michael nicht mehr das „Jungchen“ istund nie mehr den gleichen Platz in ihrem Leben einnehmen wird. Auch möglich ist eine Angst vor der Zukunft, nachdem sie lange Zeit im Gefängnis war, ist es schwierig, sich in der Realität zurechtzufinden. dazu: globale Sprachbeurteilung: 5P Globale Beurteilung der Sprache (Satzstellung, Grammatik, Orthographie usw.): sehr gut: 5 P. / gut: 4 P. / genügend: 3 P. / ungenügend: 2 P. / viel zu viele Fehler: 0-1 P. insgesamt: 22 Punkte