Die Rose von Jericho Die Rose von Jericho ist eine faszinierende Pflanze, die man beliebig oft aufblühen und wieder austrocknen lassen kann. Um dieses einzigartige Schauspiel zu erleben, legt man die trockene Knolle in eine Schale oder in einen Teller und giesst kaltes oder warmes Wasser darüber (etwa 3-5 cm). Schon nach wenigen Minuten öffnet sich diese scheinbar vertrocknete, leblose Knolle, füllt sich mit neuem Leben und zeigt ihre grüne Pracht. Nach ca. 6-8 Stunden ist sie voll erblüht - sie ist wieder grün. In diesem Zustand verschafft Ihnen die Pflanze ein frisches und würziges Raumklima und eine sehr gute Atemluft. Geben Sie täglich etwas frisches Wasser hinzu. Nach ca. 5-8 Tagen legen Sie die Pflanze wieder an einen trockenen, warmen Ort. Ist sie wieder ganz trocken, kann sie z.B. im Schrank aufbewahrt werden, da sie auch Ungeziefer fernhalten soll. Die Rose von Jericho stammt aus den Wüstengebieten Israels und Jordaniens. Da man sie beliebig oft zum Leben erwecken kann, wird sie auch die Auferstehungspflanze genannt. Die Pflanze wurde zuerst von den Kreuzrittern und später von den Pilgern, die Wallfahrten in das Heilige Land unternahmen, nach Europa gebracht und als heilige Pflanze verehrt. Man sagt, die Jungfrau Maria soll auf ihrer Flucht von Nazareth nach Ägypten die Rose von Jericho gesegnet und ihr ewiges Leben verliehen haben. Die außergewöhnliche Pflanze wurde auch in Zusammenhang mit der Auferstehung Christi gebracht. Vielleicht ist es auch nicht nur ein seltsamer Zufall, dass man sie in Ägypten „Kaff Maryam“ (Handballen der Maria) nennt, und dass sie in Algerien unter dem Namen „Id Fatma Bint el Nabi“ (Hand der Fatma, Tochter des Propheten) bekannt ist. Legendensammlung zur "Rose von Jericho" So manche Geschichten und Legenden ranken sich um die "Rose von Jericho". Diese Sammlung soll eine Hilfe für alle sein, die die "Rose von Jericho" einsetzen oder verschenken möchten. Legende zur Rose von Jericho Nach einer alten Legende soll die Blume ihren Namen von Josua haben, der die von Rosen umgebene Stadt Jericho mit ihrer Hilfe erobert haben soll. (Information aus: Die gr. Farbige Enzyklopädie: Urania Pflanzenreich, Blütenpflanzen 2, Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin: 1994, S.63-64) Legende zur "Rose von Jericho" 2 Der Heilige Josef wurde in der Nacht vom Engel des Herrn geweckt. Dieser sprach: "Josef, Du mußt aufstehen und nach Ägypten fliehen! Herodes will das Kind töten." Josef packte eilends ein paar Sachen zusammen, holte den Esel und lud Maria und das Jesuskind auf und floh. Maria sagte: "Josef, wie sollen wir das schaffen, den langen Weg durch die Wüste?" Und die Gottesmutter weinte bitterlich. Überall, wo eine Träne in den Wüstensand fiel, wuchs eine grüne Pflanze. So hatte der Esel etwas zum Fressen und konnte die heilige Last tragen. Dies ist das Geheimnis der Rose von Jericho. (Weitergegeben von Agnes Kahlert, Höltinghausen) Die Christrose (Novelle von Felix Timmermans) Da liegt sie in der Zigarrenkiste, die Christrose, die Rose von Jericho, die wunderbare, schöne Blume. Sie liegt da und wartet auf die heilige Nacht, sie liegt da, trocken und ineinandergerollt mit einem schüchternen Duft von Spezereien. Am Heiligen Abend, wenn es dunkel geworden ist, kommen die Kinder und bitten: "Zeig uns doch, wie die Rose von Jericho sich öffnet." Ich nehme eine tiefen Teller, gieße warmes Wasser hinein und setze das grünlich-rote Knäuel, das sich wie ein Büschel hartes Gras anfühlt, darauf. Sogleich saugt sich die Rose voll und blüht, nachdem sie ein Jahr lang in der Zigarrenkiste gelegen hat, unter der Berührung des Wassers auf. Die langen Stengel falten sich auseinander, einer nach dem anderen recken sie sich lang, schlagen einen Bogen nach außen und legen sich auf die Wasserfläche, bis die Rose von Jericho, die Christrose, die schöne Blume, ganz erblüht ist am Heiligen Abend. Wieder einmal ist das Wunder geschehen, die Christrose ist erblüht. Eine Nacht, dann wandert sie wieder auf ein Jahr in die Zigarrenkiste zurück. Ein paar Wochen vor dem Kriege habe ich sie von einem Hausierer gekauft, der die Blumen von Tür zu Tür feilbot. Der Mann rief in singendem Tonfall durch die Straßen: "Kauft, kauft die Rose von Jericho, die in der Heiligen Nacht aufblüht und wunderbar duftet. Nur fünf Cent kostet die schöne Blume. Das Dutzend einen halben Franken! Die wunderbare Blume, die Blume aus der Wüste, die keinen Tropfen Wasser bekommt. Sie wächst und vergeht ohne einen Tropfen Wasser gekostet zu haben. Als Maria, die reine Magd, auf der Flucht nach Ägypten die gewaschenen Windeln auf diese grüne Blume zum Trocknen legte, ist sie aufgeblüht, und zur Erinnerung daran öffnet sie sich jede Heilige Nacht, man braucht sie nur in warmes Wasser zu legen." Und er legte eine von den trockenen Rosen in einen Blechnapf mit warmem Wasser. Und vor den Augen des neugierigen Volkes vollzog sich das Wunder der Christrose an einem Sommertag. Als ich noch ein kleiner Junge war, gingen wir Weihnachten zu Bettken Snaps, um für einen Cent das Blumenwunder zu sehen. Eine Menschenschlange schob sich heran. Man war erregt und gerührt. Zumal als Bettken Snaps die Legende von den Windeln erzählte. Da fragte plötzlich einer: "Geht denn die Blume an einem anderen Tage nicht auf?" Und Bettken erwiderte barsch: "An einem anderen Tage versucht man es nicht. Wozu wäre sie sonst eine Christrose." "Ich überlebte - dank der Rose von Jericho!" Ein Mann war mit einer Gruppe unterwegs in der Wüste. Plötzlich brach ein Sandsturm los, so stark, daß keiner mehr den anderen erkennen konnte. Jeder war auf sich selbst gestellt. Als der Sturm nachlies, stellte der Mann fest, daß er seine Gruppe verloren hatte. Er war allein. Nichts kam ihm mehr vertraut vor. Der Sturm hatte alle Spuren verweht. Nur die Sonne war an ihrem Platz und half ihm, die Richtung zu bestimmen. Schon nach kurzer Zeit quälte ihn der Durst. Mit aller Kraft versuchte er, vorwärts zu kommen. Doch je länger er unterwegs war, um so mutloser wurde er. Sand - nichts anderes umgab ihn. Erbarmungslos brannte die Sonne auf alles Leben, das sich regte. Allmählich spürte der Mann, daß ihn seine Kräfte verließen. Wenn ich nicht bald etwas zu trinken finde, muß ich sterben, dachte er und schleppte sich weiter. Bis zum Abend fand er kein Wasser und keinen Menschen und war kurz davor, aus Verzweiflung aufzugeben. Erschöpft sank er nieder. Da spürte er neben sich eine Pflanze. Vorsichtig tastete er sie ab. Sie war ganz vertrocknet und hart. Häßlich grau ragte sie aus dem sandigen Boden. Voller Abscheu sah sich der Mann das einzige Lebewesen neben sich an. So wird es mir auch bald ergehen, dachte er. Verdorren wird alles Leben in mir. Die Pflanze zeigt mir mein Schicksal. Noch einmal wollte er sich aufraffen, doch er konnte keinen Schritt mehr gehen. Er schlief ein. Wirre Träume quälten ihn. Gegen Morgen wachte er fröstelnd auf. Die Nacht war kalt und sternenklar gewesen. Ihn fror. Wie mag es meiner Nachbarin, der Pflanze, gehen, dachte er und tastete nach ihr. Doch was war das? Sie fühlte sich ganz anders an als vorher. Erstaunt betrachtete sie der erschöpfte Mann. Die Pflanze hatte sich verändert: sie war grün geworden und hatte Ästchen und Zweige wie eine Rose entfaltet. Der Tau der Nacht hatte dies bewirkt. Nur ein wenig Feuchtigkeit hatte so viel Leben entstehen lassen. "Gestern warst du für mich die Ankündigung des Todes", rief der Mann. "Willst du mir heute Mut machen zum Leben?" Vorsichtig grub er die Pflanze aus. "Du kommst mit! Immer will ich dich spüren und sehen können. Wenn ich mutlos werde, sollst du mir Hoffnung geben!" Der Verdurstende schleppte sich weiter vorwärts. Oft war er völlig mutlos, doch er gab nicht auf. Immer wieder sah er seine Pflanze an und richtete sich wieder auf. Schließlich fand ihn eine Karawane. Menschen gaben ihm zu trinken und pflegten ihn. "Ohne die Pflanze hätte ich aufgegeben", stammelte er mit dürren Lippen. "Nur wer Hoffnung hat, kann kämpfen. Sie gab mir immer wieder Hoffnung." Die Beduinen lächelten. Sie kannten die "Rose von Jericho" und ahnten, was er sagte, obwohl sie seine Sprache nicht verstanden. Solange der Mensch nur einen Funken Hoffnung auf Leben entfachen kann, ist er bereit zu kämpfen und hat die Kraft und den Mut, größere Durststrecken zu ertragen. Wie die "Rose von Jericho" in unsere Familie kam Eine Woche vor Weihnachten kam Thomas, ein Freund unserer Kinder, zu Besuch. "Ich habe euch etwas mitgebracht - eine Rose." "Thomas, du brauchst doch keine Blumen mitzubringen, wenn du zu uns kommst!" Doch Thomas lachte verschmitzt, und mich beschlich das ungute Gefühl, daß irgendetwas nicht stimmte. Und tatsächlich, Thomas kramte in seiner Tasche und holte eine unscheinbare, braune Papiertüte hervor. Ich öffnete sie vorsichtig, und zu unserer Überraschung kam ein faustgroßes rundes Knäuel zum Vorschein. Es sah wie ein Büschel hartes Gras aus, braungrau mit einem leichten grünen Schimmer. "Was ist denn das?" rief Tobias. "Das ist eine Rose - die Rose von Jericho", erzählte Thomas. "Mama hat sie auf dem Weihnachtsmarkt gekauft. Wenn ihr sie in eine Schale mit lauwarmem Wasser legt, werdet ihr erleben, was in ihr steckt!" Daß in diesem trockenen Etwas, diesem heuähnlichen Kügelchen was "stecken" sollte, glaubten wir alle nicht. Aber: man ist ja höflich zu seinen Gästen... Thomas wußte zu berichten, daß die Rose von Jericho - oder Christrose, wie sie auch genannt wird - zuerst von den Kreuzfahrern und später von Pilgern aus dem Heiligen Land mitgebracht wurde. Sie war sehr selten und galt als merkwürdig - warum, nun das sollten wir ja auch noch erfahren. Christoph füllte eine Schale mit warmem Wasser, und wir legten unsere "Rose" hinein. Eine kleine Weile schauten wir gespannt zu - es tat sich aber nichts, und die Kinder gingen mit Thomas spielen. Nur Christoph ließt nicht locker, er kam von Zeit zu Zeit und schaute nach der Rose. Und tatsächlich, nach etwa 10 Minuten rief er uns - und wir konnten zusehen, wie sich aus unserem dürren Grasknäuel Stengel für Stengel nach außen faltete, sich einer nach dem anderen reckte, um sich dann auf der Wasseroberfläche auszubreiten. Die Blätter nahmen Farbe an, begannen zu grünen und sich in ihrer ganzen Pracht als Christrose zu entfalten. Jetzt konnten wir verstehen, warum sich im Laufe der Zeit so viele Geschichten und Legenden um die Rose von Jericho gebildet haben. "Das ist ja wie Weihnachten" sagte Tobias. Überrascht schauten wir ihn an. "Na, seht doch - auch Jesus kam ganz klein und unscheinbar in die Welt, und erst später hat sich gezeigt, was in ihm steckte und wer er eigentlich war. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum die "Christrose" in einigen Gegenden Deutschlands Jahr für Jahr den Kindern am Heiligen Abend als kleines Wunder unter dem Tannenbaum gezeigt wird. Denn genauso wie sich unsere Rose von Jericho mit Hilfe des Wassers entfaltet hatte, genauso zog sie sich wieder zusammen, als sie kein Wasser mehr hatte. Sie hat jetzt das ganze Jahr im Bücherregal gelegen. Bald holen wir sie wieder hervor, denn Thomas kommt zu Besuch und wir haben Weihnachten! Annedore Fleischer Diese Erzählung ist dem Adventkalender "Wir sagen euch an Advent 1997/98" des Bistums Essen entnommen (29.12.)