Die Wahrheit über das „anabole Fenster“ - Ist ein Post-Workout-Shake wirklich notwendig? Jeder der schon mal eine Fitnesszeitschrift in der Hand hatte oder sich mit einem vermeidlichen „Ernährungsexperten“ unterhalten hat, weiß dass der Shake unmittelbar nach dem Training erfolgsentscheidend ist. Dieser Artikel klärt, wann ein Post Workout Shake sinnvoll ist und wann nicht. Um die theoretische Wirkungsweise nachzuvollziehen, ist es wichtig zu verstehen, welche physiologischen Prozesse während des Trainings ablaufen. Die Trainingseinheit Für unser Beispiel gehen wir von einem klassischen Muskelaufbautraining aus, da andere Trainingsmethoden damit hervorragend vergleichbar sind. Dieses kennzeichnet sich durch: - Dauer: ca. 1,5 Stunden Hohes Trainingsvolumen: ca. 4 Übungen mit jeweils 4 Sätzen, in einem Wiederholungsbereich von 6 – 15 Wiederholungen Intensität: ca. 60 – 80% der 1RM (maximalen Einzelwiederholung) Was passiert während des Trainings? - Glykogen ↓ Die Energiebereitstellung erfolgt überwiegend anaerob-laktazid, d.h. dass unter Bildung von Milchsäure, Glykogen (Kohlenhydratspeicher in der Muskulatur und der Leber) verbraucht wird. - Schäden der Muskelfasern ↑ Der negative bzw. exzentrische Teil der Wiederholung (z.B. beim Bankdrücken, das Herablassen der Hantel auf die Brust) verursacht Mikrotraumata (kleine Risse) in der Muskulatur, die wir als Muskelkater wahrnehmen. - Cortisol ↑ Je länger und intensiver das Training ist, desto höher ist das Cortisolaufkommen im Körper. Einschub Cortisol: Cortisol ist ein Hormon, das katabole Stoffwechselvorgänge aktiviert und so dem Körper energiereiche Verbindungen (Kohlenhydrate, Fettsäuren, Aminosäuren) zur Verfügung stellt. Es handelt sich dabei um einen physiologischen Effekt, der es uns ermöglicht unsere Leistungsfähigkeit über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Es ist falsch zu sagen, dass ein hohes Cortisolaufkommen schlecht ist. Letztendlich hat jede Reaktion unseres Körpers einen Grund und dient dazu, dass wir optimal funktionieren. - Durchblutung und Nährstoffversorgung der Muskulatur ↑ - Aufnahmebereitschaft von Nährstoffen durch Muskelzellen ↑ Die Inhaltsstoffe eines Post Workout Shakes Die Empfehlungen liegen bei 0,4-0,5 g qualitativ hochwertiges Protein/kg fettfreier Körpermasse und 0,5-1 g schnell verfügbarer Kohlehydrate/Trainingsminute. In unserem Fall würde ein 90 kg schwerer Athlet mit 10% Körperfett einen Shake mit 32-40 g Protein und 45-90 g Kohlenhydraten so schnell wie möglich nach dem Training verzehren. Häufig werden dem Post Workout Shake weitere ergogene (leistungsverbessernde) Substanzen (Kreatin, spezielle Aminosäuren, Antioxidantien, sekundäre Pflanzenstoffe, etc.) zugesetzt. Diese sollen die Trainingsanpassung weiter verbessern. Welche Supplemente nützlich sind und ob es wichtig ist diese trainingsnah zuzuführen würde den Rahmen des Artikels sprengen. Hier geht es darum herauszufinden, ob und wann die Zufuhr von Kohlenhydraten und Proteinen direkt nach dem Training sinnvoll ist. Wie soll ein Post Workout Shake wirken? – bzw. wie werben Nahrungsergänzungsmittelhersteller? Im Allgemeinen werben die Hersteller von Nahrungsergänzungen damit, dass die gesteigerte Durchblutung der Muskulatur und die bessere Verwertung der sich im Blut befindenden Nährstoffe durch die Muskeln dazu führt, dass du dadurch schneller Muskeln aufbaust, deine Leistung und deine Körperzusammensetzung verbesserst. Die Kohlenhydrate im Shake sollen einerseits die entleerten Glykogenspeicher schnellstmöglich wieder auffüllen und andererseits die Ausschüttung von Insulin (welches es anabolstes Hormon gilt) maximal stimulieren. Dadurch kommt es zur Senkung von Cortisol und die katabolen Prozesse werden minimiert. Die durch den Shake zugeführten Proteine erhöhen die (Muskel-)Proteinsynthese und sollen sofort die Reparatur der durch das Training geschädigten Muskelfasern einleiten. Einschub Proteinbalance: In unserem Körper findet permanent sowohl ein Aufbau (Anabolismus) als auch ein Abbau Katabolismus) von Proteinen statt. Einfach ausgedrückt zeigt die Bilanz ob wir langfristig Muskeln aufbauen oder nicht. Proteinbalance = Proteinaufbau – Proteinabbau Muskelaufbau kann nur dann stattfinden, wenn der Proteinaufbau größer ist als der Proteinabbau. Die Proteinbalance wird dann positiv. Für einen maximalen Muskelaufbau sollte der Proteinaufbau maximiert und gleichzeitig der Proteinabbau minimiert werden.