Gala der Filmmusik Der US-amerikanische Dirigent John Axelrod wird die „Gala der Filmmusik“ dirigieren, ein Schüler des großen Musik-Kommunikators Leonard Bernstein. Axelrod ist ein ausgewiesener Fachmann für diese moderierten Konzerten; er ist seit 2009 Musikalischer Leiter der Filmmusik-Galakonzerte „Hollywood in Vienna“ mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien. Der charismatische Pultstar gilt als einer der führenden Dirigenten unserer Zeit und wird von Orchestern weltweit angefragt. Bei der „Gala der Filmmusik“ spannt sich der Bogen der Vertonungen von Hollywood-Klassikern bis hin zu aktuellsten Werken. Seit 2000 hat John Axelrod über 130 Orchester – oft mehrfach - geleitet, darunter so berühmte wie das London Philharmonic Orchestra, das Chicago Symphony Orchestra und das Gewandhausorchester Leipzig. Einen besonderen Schwerpunkt seiner Arbeit legt John Axelrod auf die Förderung des zeitgenössischen Repertoires. Zu seinen CD-Einspielungen gehören unter anderem Goreckis dritte Sinfonie mit dem Danish National Symphony Orchestra, 2 CDs mit Werken von Franz Schreker, Ernst Krenek und Julius Burger sowie eine CD mit dem Schlagzeuger Martin Grubinger und dem Oslo Philharmonic Orchestra. Auch als Buchautor hat Axelrod Aufsehen erregt, zuletzt 2012 mit „Wie großartige Musik entsteht ... oder auch nicht: Ansichten eines Dirigenten“. schloss 1988 sein Studium an der Harvard Universität ab. Ausgebildet durch und in der Tradition von Bernstein, studierte er 1996 am Konservatorium von St. Petersburg bei Ilya Musin und absolvierte das Dirigentenprogramm der American Symphony Orchestra League. John Axelrod: „Wie großartige Musik entsteht … oder auch nicht. Ansichten eines Dirigenten“ (info-netz-musik) „Ansichten eines Dirigenten“, nämlich seine eigenen, möchte John Axelrod in Wie großartige Musik entsteht … oder auch nicht dem Leser näherbringen; konkret verspricht er Anekdoten und lustige Geschichten rund um die Institution (Symphonie-) Orchester und – so viel sei vorweggenommen – liefert sie auch. Sein Buch gliedert er in zwei Teile mit insgesamt neun Kapiteln, wobei er diesen keine inhaltliche Ordnung unterlegt; vielmehr folgt Axelrod einer intuitiven Gedankenentwicklung: Er arbeitet wie in einem “Stream of consciousness” und umkreist so sein Grundthema, eine Art musikalischer Kulturanthropologie. Variationen gleich behandelt er dieses Sujet und befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Orchester und Kulturraum unter verschiedenen Gesichtspunkten. So geht er z. B. auf das Verhältnis von Dirigent und Orchester ein und erklärt anhand konkreter Beispiele, warum einige Dirigenten mit bestimmten Musikern besonders gut zusammen arbeiten und andere wiederum nicht. Passend dazu schließt sich ein Überblick über die Entwicklung des Berufs und die heutigen Aufgaben eines Dirigenten an. Aber auch der anderen Seite widmet sich Axelrod, beschreibt die Eigenarten verschiedener Orchester und ihren Berufsalltag. Außerdem beschäftigen ihn die Beziehungen zwischen Publikum und Orchester, vornehmlich finanzielle Abhängigkeiten und Zuschauerbindung. Zwar stecken in Axelrods Weisheiten viele Vorurteile, doch vermeidet er ein Abgleiten in reine Klischees, indem er seine Thesen mit zahlreichen Fakten belegt. Zu diesen liefert er in Fußnoten stets Quellenangaben, sodass der Leser eine sauber recherchierte Arbeit in den Händen hält, die dem Ruf der Verlage Henschel und Bärenreiter gerecht wird. Darüber hinaus behält der Text so auch in den letzten Kapiteln seriösen Charakter, obwohl sich Axelrod hier − ganz philosophisch − auf die Frage nach dem Absoluten in der Musik begibt. Insgesamt schafft Axelrod dank knapper Kapitel und Plauderton eine kurzweilige Lektüre. Zwar erklärt er einige grundlegende musikalische Termini und wendet sich auf diese Weise explizit an Musiklaien; zugleich sprechen seine Ideen und die (sehr aktuellen) Zahlen und Fakten auch Sachkundige an: Axelrod möchte einem möglichst breiten Publikum die Auswirkungen unterschiedlicher kultureller Einflüsse auf die professionelle Musikpraxis zeigen. Diese verdeutlicht er durch zehn Musikbeispiele, von denen er unterschiedliche Interpretationen vorstellt, die auf YouTube zu finden sind. Dass er hier neben den international geläufigen YouTubeLinks für das GEMA-eingeschränkte deutsche Portal mehrfach noch Alternativlinks nennt, beweist eine gründliche Vorbereitung. Wie großartige Musik entsteht … oder auch nicht ist für den Dirigenten John Axelrod offensichtlich nicht nur eine Maßnahme zum Gelderwerb, sondern entspringt einem ernst gemeinten Anliegen. Dirigent John Axelrod schreibt über Zukunftsmusik (Fokus online) Klassik-Orchester müssen sich neu erfinden. Nach dem Vorbild kleiner Privatensembles sollten die philharmonischen Musiktanker wendiger werden, fordert der Dirigent John Axelrod. „Meine Damen und Herren, das Geld ist schon überwiesen, wir fangen mit der Aufnahme an!“ Mit diesem Spruch soll Herbert von Karajan bei den Wiener Philharmonikern einmal zur Probe angetreten sein – die Stimmung unter den Musikern hob sich sofort. Geld und Musik gehören zusammen, aber ohne Publikum läuft nichts, erklärt der amerikanische Dirigent John Axelrod (46) in seinem neuen Buch über das Musikgeschäft, in dem auch die Karajan-Anekdote steht. Für den Dirigenten, der bei Leonard Bernstein lernte, dreht sich zwar nicht alles um Geld. Doch wenn in Zukunft noch klassische Musik zum Kanon gehören soll, sei es höchste Zeit zu handeln – vor allem für die Orchester. Auf dem Weg vom 19. Jahrhundert in die youTube-Zeit sei der Konsens verloren gegangen, dass Bach, Beethoven und Brahms irgendwie auch dazugehören. Doch warum sollen alle Steuerzahler für Oper, Ballett oder Theater aufkommen, wenn vergleichsweise nur wenige hingehen? Axelrod stellt Fragen, die auch die jüngst erschienene Kampfschrift „Der Kulturinfarkt“ stellte und die die Szene in Aufruhr versetzten. „Das Bildungsbürgertum hat nicht mehr die Deutungshoheit über das, was wir als Kultur verstehen“, beschreibt Axelrod das Dilemma der Kulturpolitik. Die Orchesterlandschaft schrumpft immer weiter – von 168 im Jahr 1992 auf zuletzt 131 Ensembles. Dabei ist die Bundesrepublik noch gut dran. In den USA werden Orchester ausgeblutet: Das legendäre Philadelphia Orchestra hat Insolvenz angemeldet. Um sich über Wasser zu halten, spielt das Cleveland Orchestra immer öfter im reichen Miami als „Cleveland Orchestra Miami“. „Heute wird Klassik definiert als die Musik toter, weißer europäischer Männer, die für eine moderne Bevölkerung kaum mehr von Belang ist“, diagnostiziert Axelrod in seinem an vielen Anekdoten reichen und mit Witz geschriebenen Buch „Wie großartige Musik entsteht ...oder auch nicht“ (Bärenreiter Henschel). Der Amerikaner war Orchesterchef in Luzern, dirigiert regelmäßig in London, Paris, Leipzig und Berlin und leitet in Frankreich das Orchestre National des Pays de la Loire und in Mailand das Orchester La Verdi. Für die meisten Menschen sind Oper, Sinfonien und Kammermusik eine elitäre Form von Privileg und Bildung, sagt Axelrod. Orchester sind teuer und verschlingen ein großes Budget. Gehaltsforderungen, Inflation und Schulden haben ein untragbares Umfeld für diese Musiktanker geschaffen, sagt er. Der Texaner betätigt sich augenscheinlich als Nestbeschmutzer. Axelrod kennt das System von innen, weiß über Interna Bescheid und gibt einige auch preis. Vor Beginn seiner Dirigentenlaufbahn war er Manager bei einer Plattenfirma und einer Weinkellerei in Kalifornien. Er hat sich den Blick des Quereinsteigers bewahrt. Die großen Orchester werde es immer geben – von den New Yorkern bis zu den Berliner Philharmonikern. Doch der Abonnent gehört zu einer aussterbenden Spezies. Vor allem für die Klangkörper in der zweiten Reihe sei das ein Problem. Sie hätten es immer schwerer, ihr Publikum, besonders die jungen Leute, zu erreichen. „Business as usual“, sagt Axelrod, geht nicht mehr. In Europa könnten sich die subventionierten Orchester nicht mehr länger nur darauf verlassen, von der öffentlichen Hand unterstützt zu werden. Axelrod fordert einen Paradigmenwechsel. Es reiche nicht mehr, die Zuhörer mit dem „Mythos Maestro“ zu umgarnen. Die Zeit, als Karajan noch mit geschlossenen Augen seine Fans verzückte, sei vorbei. Eine neue Dirigentengeneration dränge auf die Podien. Sie habe die Chance, den Trend umzukehren und eine neue Beziehung zum Publikum aufbauen. „Solange die Orchester der Ansicht sind, sie wüssten es besser als ihr Publikum, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn das Publikum sie nicht länger unterstützt.“ Als Gegenbeispiel nennt er Gustavo Dudamel (31), Orchesterchef in Los Angeles. Als Spross des erfolgreichen Bildungsprojekts „El Sistema“ in Venezuela, habe er in der Multikulti-Metropole einen Draht zu neuen Zuhörergruppen, etwa den Latinos, gefunden. Mit Werbung in mehreren Sprachen, einem flexiblen Repertoire aus Klassik und Crossover sei das LA Philharmonic das erfolgreichste Orchester der USA. Was Axelrod vorschlägt, mag für manchen in einer hochsubventionierten Kulturlandschaft wie ein Sakrileg klingen. Kleine private Ensembles, wie das Orchester La Verdi, das niederländische Anima Eterna oder das Mahler Chamber Orchestra, die sich der Kunst und nicht (nur) der Kasse widmen, könnten neu definieren, wie die Klassikmusik doch noch im 21. Jahrhundert überleben könnte. Hippe Veranstaltungsorte wie „Le Poisson Rouge“ in New York oder „Yellow Lounge“ in Berlin seien dafür durchaus geeignet. Denn: „Große Konzertsäle wurden für Ensembles mit großen Budgets gebaut.“