von Edgar Baßler

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„…denen gilt mein Kampf bis zum Äußersten“
Hugo Grüner: Nationalsozialist, vierfacher Fliegermörder,
entkommener Straftäter
Von Edgar Baßler
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Am späten Nachmittag des 7. Oktober 1944, einem
Samstag, erschoss der Kreisleiter der NSDAP von
Müllheim und Lörrach, Hugo Grüner, am Rhein bei
Bellingen vier Besatzungsmitglieder eines britischen
Lancaster-Bombers. Dieser war beim Angriff auf das
Stauwehr Märkt von der deutschen Flugabwehr getroffen
worden und musste auf Höhe von Rheinweiler
notwassern. Von insgesamt sieben
Besatzungsmitgliedern hatten sich vier Soldaten mit
einem Schlauchboot ans deutsche Ufer gerettet; kurze
Zeit später waren sie tot - kaltblütig von hinten
erschossen von einem Mann, der bis zur letzten Stunde
des Hitlerreiches und über diese hinaus ein fanatischer
Nazi gewesen war: Hugo Grüner.
Das Foto zeigt Hugo Grüner etwa im
Alter von 40 Jahren, wie es in seiner
Personalakte beim Obersten
Parteigericht der NSDAP in Berlin
archiviert war.
Staatlich legitimiert
Die Tötung abgeschossener oder notgelandeter alliierter
Flugzeugbesatzungen gegen Ende des Zweiten
Weltkrieges, sogenannte Fliegermorde, ist in 225 Fällen
nachgewiesen, die Gesamtzahl der Getöteten wird auf 350 geschätzt. 1) Sie war staatlich
legitimiert, höchste Staatsorgane hatten dazu ermuntert. Es sei „nicht Aufgabe der Polizei,
sich in die Auseinandersetzungen zwischen deutschen Volksgenossen und abgesprungenen
englischen und amerikanischen Terrorfliegern einzumischen“, hatte der Reichsführer-SS,
Heinrich Himmler, am 10. August 1943 in einer Weisung die Befehlshaber der Ordnungs- und
der Sicherheitspolizei ausgerichtet. Den nachgeordneten Dienststellen sowie den Gauleitern
der NSDAP sollte diese Anordnung mündlich zur Kenntnis gegeben werden.
Ende Mai 1944 hatte auch der Leiter der Partei-Kanzlei der NSDAP, Reichsminister Martin
Bormann, in einem geheimen Rundschreiben an die Reichsleiter, Gauleiter und Kreisleiter
zur Nichteinmischung beim Lynchen von Fliegern ermutigt. Über Bormanns Rundschreiben
sollten die Ortsgruppenleiter mündlich informiert werden. Beide Dokumente und
-2Zeugenaussagen dazu waren 1946 Gegenstand der Ermittlungen während der Nürnberger
Prozesse.
Hugo Grüners Herkunft
Wer war dieser Hugo Grüner, der zum vierfachen Fliegermörder wurde?
Über Hugo Grüners Elternhaus, seine Kindheit sowie über seine Schul- und spätere Lehrzeit
finden sich nur wenige Hinweise. Wir wissen: Seine Eltern, Hermann Grüner (etwa 1860 bis
1929) und Konstantina Grüner, geborene Schropp (1863 bis 1937), stammen aus Rötenbach
bzw. aus dem benachbarten Unterbränd.
Vater Hermann Grüner war Hafner und übte seinen Beruf laut der Rötenbacher Ortschronik
bis in die Jahre des Ersten Weltkrieges aus. „Mit seinem Tod (1929)“, so liest man in der
Chronik, „erlosch die Hafnerei in Rötenbach.“ 2) Die Herstellung von Tonwaren aller Art, vom
Topf bis zum Ziegel, ist in Rötenbach seit dem Jahr 1563 nachweisbar. Ursprünglich sollen
die Grüners Glasbläser in Schlesien gewesen sein. 3)
Sicher ist, dass Hugo Grüner, der am 7. Juni 1895 in Rötenbach als zweites von fünf Kindern
geboren wurde und dort auch die Volksschule besucht hat. Das wird in den Jahren 1901 bis
1909 gewesen sein. In einem handgeschriebenen Lebenslauf vermutlich aus der ersten
Hälfte der 1930er Jahre schreibt Grüner: „Nach Beendigung der Schulzeit lernte ich das
Mechaniker-Gewerbe.“ 4)
In einem Strafregisterauszug vom 16. Juli 1947 gibt der Oberstaatsanwalt beim Landgericht
Freiburg als Grüners Beruf unter anderem mit „Feinmechaniker“
an. 5) Möglicherweise hat der heranwachsende Grüner in den
frühen 1910er Jahren also seine Lehrzeit bei einem
Uhrmacherbetrieb in Rötenbach absolviert. Allerdings war zu
dieser Zeit das einst im Ort sehr stark vertretene Handwerk
bereits erheblich dezimiert; 1913 gab es gerade noch drei
Uhrmacher im Ort. 6)
Grüners Militär- und Kriegszeit
Noch nicht ganz 20 Jahre alt war Grüner, als er zum Militär
eingezogen wurde. In dem bereits erwähnten handschriftlichen
Lebenslauf schreibt er dazu lapidar: „Am 1. 5. 15 wurde ich zur
Fahne einberufen und (im) Dezember 1918 wurde ich aus dem
Heeresdienst entlassen.“ Ein anschaulicher Beleg für seine
Kriegsteilnahme ist ein Foto, das den damals gut
Zwanzigjährigen in der Uniform eines Matrosen der „S.M.S.
Helgoland“ zeigt: Bildunterschrift „Hugo Grüner, 15/18“. Es ist das älteste Foto, das uns von
-3Grüner vorliegt. Diese Portraitaufnahme ist Bestandteil einer großen, gerahmten und hinter
Glas gefassten Bildertafel, die an alle Rötenbacher Teilnehmer am Ersten Weltkrieg erinnert.
Seine militärische Ausbildung erhielt Grüner beim Infanterie-Regiment 169, das seit 1898 in
Lahr stationiert war. 7) „In Lahr waren der Regimentsstab sowie das I. und II. Bataillon
stationiert, ein III. Bataillon stand seit 1913 in Villingen“, schreibt der Lahrer Stadthistoriker
Thorsten Mietzner. 8) Im Mai 1913, so Mietzner weiter, „ betrug die Friedensstärke in Lahr
1256 Mannschaften und 160 Unteroffiziere sowie (1910) 39 Offiziere. Während die
Mannschaften knapp zur Hälfte aus Badenern bestanden, betrug dieser Anteil bei den
Offizieren rund 21 Prozent. (…) Mit Kriegsausbruch im August 1914 wurden die Lahrer
Bataillone an die Westfront verlegt, während in Lahr ein Ersatz-Bataillon für die Rekrutierung
und Ausbildung der Reserve gebildet wurde.“
Anders als die meisten der Lahrer 169er musste Hugo Grüner nicht an die Westfront.
Vermutlich aufgrund seiner technischen Ausbildung und Fertigkeiten kam der Mechaniker
Grüner vom 1. Oktober 1915 bei der Hochseeflotte zum Einsatz, der er bis 1. November 1917
angehörte. Unmittelbar im Anschluss wurde er zur 2. U-Boot-Flottille versetzt, wo er bis zum
21. Dezember 1918 diente. Kurz zuvor, am 2. Oktober 1918, war Grüners jüngerer Bruder
Heribert August (*1899) an der Westfront gefallen.
Die Rötenbacher Bildertafel zeigt Grüner als einen Matrosen der „SMS Helgoland“. Diese
„gehörte zum I. Geschwader der (kaiserlichen) Hochseeflotte und nahm mit diesem an den
Einsätzen während des Ersten Weltkrieges teil. 1920 wurde das Schiff an Großbritannien
ausgeliefert und 1924 abgewrackt“, erläutert Wikipedia. 9)
Die „Helgoland“ war in der Seeschlacht vor dem Skagerrak am 31. Mai 1916 im Einsatz.
„Während dieser erhielt (sie) einen 34,3 cm-Treffer im Vorschiff, der jedoch keine Opfer
forderte. Im Nachtgefecht war das Schiff an der Abwehr und der Versenkung britischer
Zerstörer beteiligt. Die in der Schlacht erlittenen Schäden wurden vom 3. bis zum 16. Juni
durch die Kaiserliche Werft Wilhelmshaven repariert. Anschließend wurde die Helgoland im
Vorposten- und Sicherungsdienst in der Nordsee eingesetzt. Vom 18. bis 20. August und vom
18. bis 20. Oktober fanden weitere Flottenvorstöße statt, an denen das Schiff beteiligt war“,
so Wikipedia. 10)
Die Fronterfahrung war das eine, das Leben an Bord das andere mit dem Hugo Grüner
konfrontiert war. Miserables Essen und schlechte Behandlung durch ihre Vorgesetzten
machten den Mannschaften an Bord zu schaffen. In einem parlamentarischen
Untersuchungsausschuss nach dem Ende des Krieges kamen diese Missstände zur Sprache.
Auch jene auf der „Helgoland“. Der Historiker und Journalist Nicolas Wolz hat sie umfassend
dokumentiert. 11) Schikane der Mannschaften durch die Offiziere war an der Tagesordnung.
Wolz zitiert unter anderem einen Matrosen der S.M.S. Helgoland, der bereits im Sommer
1915 geschrieben hatte: „Ich kann sagen, daß während meiner Dienstzeit noch niemals die
-4Kluft zwischen der Messe und der Back, dem Offizier und dem Mann so klaffend tief
gewesen ist wie gerade jetzt während der Kriegszeit.“ Während den Soldaten die Brotration
halbiert wurde, ließen sich die Offiziere in der Messe bei Ess- und Trinkgelagen sechs bis
sieben Gänge auftischen. 12)
Es sind bisher keine Quellen bekannt, die Aufschluss geben können darüber, wie Grüner mit
diesen Verhältnissen an Bord zurecht kam. In der Personalakte des Obersten Parteigerichtes
der NSDAP ist festgehalten, dass der Rötenbacher für seinen Kriegsdienst mit einer
„Medaille“ ausgezeichnet wurde und dass sein letzter Dienstgrad „Oberfunker“, also ein
Mannschaftsdienstgrad, war. 13) Auch kam er laut der Personalakte ohne körperliche
Beschädigungen aus dem Krieg nach Hause, wo er, wie er in seinem handgeschriebenen
Lebenslauf angibt, „bei verschiedenen Firmen mehrere Jahre lang als Geselle“ arbeitete.
Vermutlich waren die Aufstände der Matrosen gegen den Krieg und den Kaiser im November
1918 für Grüner ein Gräuel. Zwar sind keine Äußerungen von ihm in diesem Sinne bekannt,
aber sein weiterer Lebensweg führt ihn rasch in die Nähe völkischer und nationalistisch
gesinnter Gruppierungen. Wiederum in der Personalakte des Obersten Gerichtes der NSDAP
ist festgehalten, dass sich Hugo Grüner gerade mal ein Monat nach dem Ende des Krieges,
am 1. Januar 1919, in Rötenbach dem Militärverein Kyffhäuserbund anschloss. 14) In dieser
Organisation sammelten sich nicht nur die Anhänger der gestürzten Monarchie, vor allem
die Gegner des „Schandvertrags“ von Versailles fanden im Kyffhäuserbund eine Heimat.
Völkisch, gewaltbereit, antisemitisch
Am 13. und 14. September 1919 fand die erste Vertreterversammlung nach dem Kriege
statt, bei der Generalfeldmarschall von Hindenburg die Ehrenpräsidentschaft übertragen
und neue Ziele für den Bund formuliert wurden. „Es sei die Aufgabe des Kyffhäuserbundes,
dem Kaiser und den Fürsten treue Erinnerung zu bewahren und nationales
Pflichtbewusstsein zu leben. Deutsch leben und Deutsch denken, hieß die Devise“, fasst
Wikipedia das neue Programm zusammen. 15)
Hugo Grüner beließ es nicht bei der Mitgliedschaft im Militärverein Kyffhäuserbund. Unter
der Rubrik „Tätigkeit bei Freikorps, N.S.D.A.P. vor 1923 oder sonstigen vaterländischen
Verbänden seit 1918 und welchen:“, listet das schon erwähnte Oberste NSDAP-Parteigericht
in Grüners Personalakte außer dem Kyffhäuserbund auch noch die „Sturmabteilung Hitler
Oberbaden vom 1.10.22 bis Auflösung“ sowie die „Organisation Hauptmann Damm von
1925 bis Auflösung 1928“ auf. 16) Nicht genug damit, gründete Grüner im Jahr 1924
zusammen mit seinem Schwager Karl Braun, dem Ehemann von Hugo Grüners Schwester
Hedwig, eine Schützenabteilung innerhalb des Turnvereins Rötenbach 1919 e.V. 17)
Die Sturmabteilung und Organisation Damm rekrutierten sich aus Freikorps- und
Reichswehrangehörigen. „Die erste Ordnertruppe der NSDAP wurde im Januar 1920 als
Saalschutz (kurz S.S.) zunehmend in Saalschlachten eingesetzt; sie bestand vor allem aus
-5verschiedener Freikorps sowie einigen Angehörigen der bayerischen Reichswehr. Aus diesem
Saalschutz entwickelte sich über mehrere Schritte die spätere Sturmabteilung (kurz S.A.) als
reine Schlägertruppe für provozierte Zusammenstöße mit linksgerichteten Parteien (vor
allem der KPD), die vielfach in brutale Straßenkämpfe ausarteten. 18)
Der amerikanische Historiker Johnpeter Horst Grill schreibt: „Zwischen 1920 und 1922
kamen in den verschiedenen Gegenden Deutschlands mehr als 100 völkische, antisemitische
Organisationen empor, die alle die Republik ablehnten.“ 19) Auch in Baden, das von einer
Regierung geleitet wurde, die die Weimarer Koalition unterstützte, war das nicht anders.
Grill: „Trotz der ablehnenden Haltung der (badischen, EB) Regierung, tauchten nach 1919
verschiedene verdeckte paramilitärische Organisationen in Baden auf.“ 20)
Nach Grills Recherchen war die Organisation Damm eine Untergliederung der Organisation
Escherich, die zuerst in Bayern im Jahr 1919 entstanden war aus der Absicht der „städtischen
und ländlichen Mittelklassen, die Linke zu bekämpfen. (…) Die Bayerische Christliche BauernLiga unterstützte die Organisation, die unter der Führung des bayerischen Forstrats
Escherich stand.“21) Wie Grill schreibt, war Hauptmann Damm „einer der bedeutendsten
Orgesch-Aktivisten in Baden…“ Während des Ersten Weltkriegs war er zum Hauptmann
aufgestiegen und blieb Aktiver in der Freikorps-Bewegung im Baltikum bis März 1920. „Im
Sommer 1920 kehrte er nach Baden zurück und schloss sich der Orgesch an, um das Reich
und das Privateigentum zu schützen und um einen kommunistischen Putsch zu verhindern.“
22) Unverhohlen bekannte sich Damm zu einem Revanchekrieg, und in einem Polizeiverhör
gab er 1921 zu, „dass Deutschland so viele Waffen wie möglich verborgen halten müsse, um
wenigstens auf einen begrenzten Krieg vorbereitet zu sein, falls die Feinde versuchen sollten,
Deutschland zu besetzen“. 23)
Mitgliedschaft in NSDAP und SS
Laut der Personalakte des Obersten Parteigerichts der NSDAP trat Grüner am 1. Oktober
1931 der Partei bei und gehörte der Ortsgruppe Löffingen im Gau Baden an. Grüner, der
Stützpunktleiter in Rötenbach war, erhielt die Mitgliedsnummer 729772, sein Mitgliedsbuch
wurde allerdings erst am 10. Januar 1934 ausgestellt. Am 1. November 1931 wurde er in die
SS aufgenommen, in der er am 1. Juli 1932 zum Truppführer ernannt wurde. 24)
In Grüners Personalakte beim Obersten Parteigericht der NSDAP finden sich auch Angaben
„über erlittene Verfolgungen, Not und sonstige Opfer sowie gerichtliche Strafen“ aus der
Zeit vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Seine dort aufgelisteten Taten sind
zeitlich nicht zugeordnet. Aber man liest, dass Hugo Grüner „wegen Zeigen einer Parteifahne
M 10“ zahlen musste, für „Beseitigung von Wahlaufrufe M 42,50“ und wegen „Schlägerei mit
Komunisten Kosten M 60,00“.
-6Insgesamt kostete Grüner sein Einsatz für die Partei also 112,50 Mark, was zum Ende der
1920er Jahre nur wenig unterhalb eines durchschnittlichen Monatslohnes lag. Für seine
politische Überzeugung riskierte Grüner nicht nur seinen Kopf, er zahlte auch dafür.
Beruf und Familie
Auch beruflich richtete sich Grüner nach dem Ende des Weltkrieges neu aus. So besuchte
der (Fein-)Mechanikergeselle vom 1. September 1921 für ein Jahr die Werkführerschule in
Mannheim, wie er in seinem handgeschriebenen Lebenslauf angibt. Unmittelbar nach dem
erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung dort wurde er bei der Metallschraubenfabrik
Neustadt als Werkmeister angestellt. 25)
Schon bald gründete Hugo Grüner auch seine eigene Familie. Am 5. Juni 1924 heiratete der
damals 29-jährige in Rötenbach die 22-jährige Adelheid Wießler. Ihre Eltern waren der
Sägewerksbesitzer Johann Wießler aus Eisenbach und Adelheid Wießler, geb. Schuler, aus
Rötenbach. Johann Wießler hatte das Sägewerk 1894 von seinem Vater geschenkt
bekommen und es nach dem Weltkrieg erweitert. 26) 1926 wurde Hugo und Adelheid
Grüner das erste Kind, die Tochter Hedwig, geboren. Vier Jahre später folgte der Sohn
Hermann Nikolaus und im Abstand von weiteren sieben Jahren die Tochter Waltraud (1937),
schließlich 1943 der Sohn Peter.
Zeit seines Lebens war und blieb Grüner seiner Herkunftsfamilie eng verbunden. In einem
Brief des Vaters an den älteren Bruder von Hugo, Hermann (*1893), berichtet Grüner senior,
dass Hugo ein Haus bauen wolle, dieses aber nur schwerlich finanzieren könne. „Wenn wir
durch den Staatsschwindel nicht alles verloren hätten, könnte ich Hugo 5000 Mark geben.
Soviel hatten wir erspart aufs Alter nur daß er aus dieser Hölle raus käme. Er ist in eine böse
Gesellschaft geraten. Das Beste ist noch daß er und Adelheit gut auskommen.“ 27)
Aus dem Brief geht nicht eindeutig hervor, wer oder was mit „böse Gesellschaft“ gemeint
war. Es liegt aber nahe, dass Vater Grüner mit dieser Formulierung auf die Schwiegereltern
Hugos abzielte. Diese hätten den Sohn wie einen „kleinen Buben“ behandelt und ihn
monatlich 25 Mark Miete für das Wohnen in deren Haus zahlen lassen. In einer Ergänzung,
die Hugos Mutter dem Brief ihres Mannes anfügt, schimpft sie den Schwiegervater einen
„alten Strolch“.
Ein eigenes Haus
Zum Neubau kam es aber dennoch. Offenbar hat Hugo Grüner 1000 Mark des für den
Hausbau erforderlichen Geldes von seinem Bruder Hermann leihen können. In einem Brief
vom 22. September 1928 dankte er diesem für die Unterstützung. Die Zinshöhe war
innerfamiliär auf fünf Prozent festgesetzt worden. Insgesamt, so ließ Hugo seinen Bruder
Hermann wissen, habe der Neubau 14.000 Mark gekostet, wobei er vom Wohnungsverband
Neustadt einen Kredit über 4000 Mark zu fünf Prozent, von der Gemeinde Rötenbach einen
Kredit über 3000 Mark zu sieben Prozent und vom „hiesigen Kreditverein“ weitere 6000
-7Mark zu elf Prozent erhalten hatte. Aus diesem Brief geht ebenfalls hervor, dass Hugo
Grüner in dieser Zeit sehr stark in der elterlichen Landwirtschaft mitgearbeitet hat. 28)
Am 13. Juli 1929
verstarb Hermann
Grüner senior im Alter
von etwa 70 Jahren.
Wiederum in einem
Brief an seinen Bruder
Hermann schrieb Hugo
Grüner am 1. August
1929: „Vater hat eine
große Lücke
hinterlassen; er fehlt
halt überall, man meint
man müsse ihn
irgendwo sehen. Es tritt
in unserer Gemeinde
ein großer Wandel ein.
Wenn nur Heribert (der
jüngste Bruder der
beiden, der 1918 an der
Westfront gefallen war,
EB) noch leben würde,
Das eigene Haus konnten Hugo Grüner und seine Familie Ende der
so würde einem die
1920er Jahre in Rötenbach beziehen. Es ist bis heute nahezu
Heimat halt doch nicht
unverändert erhalten geblieben.
fremd werden; wie’s
jetzt kommt wird man abwarten müssen.“ Es ist ein Brief, in dem Hugo Grüner seinem
Bruder das Sterben des Vaters fast minutiös und mit vielen Details schildert. 29)
Bis Anfang Juni des folgenden Jahres hatte Bruder Hermann, inzwischen in Argentinien
lebend, seiner Familie in Rötenbach nicht geantwortet. Wütend schreibt Hugo Grüner daher
am 2. Juni 1930: „Glaubst du denn Mutter hätte nicht die ganzen Wochen nach Vaters Tod
sehnsüchtig auf ein Schreiben von dir gewartet? (...) Einer alten Mutter ist mit Geld allein
auch nicht immer gedient, ein Brief ist ihr manchmal mehr wert.“ Auch auf die aktuelle
wirtschaftliche Lage in Deutschland geht Hugo Grüner im Brief an seinen Bruder ein: „ Bei
uns in Deutschland geht bald alles drunter und drüber, die Zeitungen werden’s berichten. Ich
glaube das ganze Wirtschaftsleben bricht bald zusammen, Arbeitslosigkeit und Not in allen
Ecken.“ 30)
Was Grüner für Rötenbach und dessen Umgebung wahrnimmt und erlebt, stürzt
deutschlandweit viele Menschen ins Elend: „Im Februar 1932 werden im Deutschen Reich
-8mehr als sechs Millionen Arbeitslose gezählt. Mit einer Quote von rund 44 Prozent der
erwerbsfähigen Bevölkerung hat damit Deutschland im internationalen Vergleich den
weltweit höchsten Prozentsatz an Arbeitslosen. Die wirtschaftliche Lage des Reiches ist
katastrophal: Die Industrieproduktion beträgt nur noch 57,2 Prozent des Standes von 1928;
die Ausfuhren sind drastisch zurückgegangen. Die Einkommen der Lohn- und
Gehaltsempfänger wie auch der Unternehmer reduzieren sich gegenüber 1928 um nahezu
40 Prozent.“ 31)
Auch für Grüner selbst, der bei der Metallschraubenfabrik Neustadt im Laufe von zehn
Jahren vom Werkmeister zum Werkführer aufgestiegen war, brachte das Jahr 1932 einen
tiefgehenden Einschnitt. In seinem handgeschriebenen Lebenslauf hielt er fest: „Am 12. 3.
1932 wurde unser Werk ein Opfer der Wirtschaftskrise, es wurde stillgelegt, die Belegschaft
entlassen. Ich arbeitete dann 2 Jahre als Sägearbeiter.“ 32) Möglicherweise war es das
Sägewerk des Schwiegervaters, in dem Grüner für seine inzwischen vierköpfige Familie bis
ins Jahr 1934 Arbeit fand.
Geprügelt bis die Kraft nachließ
Wie bereits erwähnt, war Hugo Grüner am 1. Oktober 1931 der NSDAP beigetreten und zum
Stützpunktleiter in Rötenbach ernannt worden; einen Monat darauf war er der SS
beigetreten und am 1. Juli 1932 zu deren Truppführer avanciert. Aus dem Jahr 1933 ist ein
Fall überliefert, den der Rötenbacher Adolf Knöpfle wohl in den 1950er Jahren aus seiner
Erinnerung niedergeschrieben hat. Dieser zeigt, wie weit sich die Verhältnisse unmittelbar
nach der
Machtergreifung der
Nazis auf dem Dorf
bereits geändert hatten.
Knöpfle hatte sich am
Abend des 9. August
1933 vor seinem Haus
niedergesetzt und
schaute mit einem
Fernglas ins Dorf. Als
Knöpfle der
Aufforderung seines
Nachbarn, das
Umschauen sein zu
Das Rathaus von Rötenbach in den 1930er Jahren.
lassen, nicht nachkam,
beschimpfte ihn dieser
übel, worauf Knöpfle ihm das Fernglas gegen den Kopf schlug. Kurze Zeit danach, so
erinnerte sich Knöpfle, sei die örtliche SA mit etwa 20 Mann vor seinem Haus aufmarschiert
und Hugo Grüner (in Zivil) habe ihn für verhaftet erklärt. Knöpfles Bericht: Hugo Grüner
-9„fasste mich mit beiden Händen um den Hals und würgte mich bis auf die Strasse. Dann
fielen die anderen über mich her und schlugen mit Fäusten mich ins Gesicht bis mir das Blut
aus der Nase floss. (…) Sie schleppten mich zum Rathaus und warfen mich in die
Gefängniszelle. Der Truppführer kommandierte: alle Mann Koppel ab, dann wurde ich auf
die Pritsche gezerrt und alle schlugen auf mich ein, bis sie nicht mehr konnten.“ 33) Auch
Knöpfles Turnkamerad Adolf Wölfle wurde in dieser Nacht von Grüners Helfern ins
Gefängnis geworfen. Um Mitternacht wurden beide nacheinander aus der Zelle geholt und
von einem Trupp SA-Männer mit Knüppeln „verprügelt bis sie müde waren“, so Knöpfles
Bericht. Während Wölfle bereits um 6 Uhr freikam, sei er, Knöpfle, erst um 10 Uhr von
Grüner und dem Ratschreiber freigelassen worden mit der Bemerkung, „wenn deine Frau
und Kinder nicht wären, würden wir dich noch behalten.“ 34)
Am 24. Juni 1934 schreibt Hugo Grüner wiederum an seinen Bruder Hermann in Argentinien
und schildert, dass die gerade 71 Jahre alt gewordene Mutter an einer Lungenentzündung
erkrankt sei und man mit dem Schlimmsten rechnen müsse. „Wir tun der Mutter was wir
können, denn die Mutter hat man nur einmal. Hoffen wir, dass sie uns noch recht lange
erhalten bleibt.“ 35)
„An vorderster Front gekämpft“
Den Schwerpunkt seines Briefes legt Hugo Grüner aber auf die Veränderungen in
Deutschland, die sich seit dem Machantritt Hitlers vollzogen hätten. Geradezu euphorisch
schreibt er: „Bei uns hat sich eine riesige Umwälzung vollzogen. Aus einem Deutschland der
Uneinigkeit, der Zerrissenheit, des Elends, der Sklaverei, der Arbeitslosigkeit und des Zerfalls,
hat Adolf Hitler unser Volkskanzler wieder einen Staat der Disziplin, der Ordnung der Arbeit,
des Aufstiegs geschaffen. Bei uns hat es aufgehört mit den Umzügen, Demonstrationen,
Messerstechereien, des fragwürdigen Großstadtgesindels. Bald jede Stunde passierten
politische Morde, Überfälle. Politisch rechts eingestellte waren bald keine Stunde ihres
Lebens sicher. Eine ungeheure Gefahr bestand, in dem gewaltigen Anwachsen der
Kommunisten. All dieser Spuck ist verschwunden, das riesige Heer von fast 7 Millionen
Arbeitslosen mit ihren Familien ist auf 2,5 Millionen gesunken. Gewiss eine ganz gewaltige
Leistung. An dieser Entwicklung zum Guten habe ich auch einen gut Teil Beihilfe geleistet. Ich
bin stolz, dass ich schon seit Jahren an vorderster Front kämpfe. Manchen Tag und manche
Nacht war ich unterwegs um in Versammlungen Redner zu schützen. Es liegen schwere
Zeiten des Kampfes hinter uns, durch unsere Ausdauer und Zähigkeit, haben wir alle
Hindernisse hinweggeräumt.
Heute herrscht Ruhe und Ordnung. Jeder kann seiner Arbeit nachgehen. Die früheren
Parteiführer die das Volk ins Elend führten, haben wir zum Teufel gejagt.“ 36)
„In Rötenbach aufgeräumt“
Wie im Reich, so vollzog sich auch in Rötenbach diese „Umwälzung“; zum Führer vor Ort
stieg Hugo Grüner auf. In seinem handgeschriebenen Lebenslauf liest sich das so: „Am 15.
Juli 34 wurde ich durch das Vertrauen der Kreisleitung zum Bürgermeister der Gemeinde
-10Rötenbach berufen.“ 37) Die
„schweren Zeiten des
Kampfes“ hatten sich für ihn
gelohnt. Und nun lohnte er
es seiner Partei. Seinem
Bruder schrieb er: „Auch in
der Gemeinde Rötenbach
habe ich aufgeräumt. Das
Gemeindekabinett wurde
Hugo Grüners Unterschrift als Standesbeamter und
von mir zum Teufel
Bürgermeister im Sterbehauptbuch der Gemeinde Rötenbach
geschickt. Die alten
am 6. September 1937.
Gemeinderäte Joh. Knöpfle
und dergl., diese schwarzen scheinheiligen Zentrumsgrößen, sind aus dem Rathaus entfernt.
Der dir bekannte Bürgermeister Benz ist im Jahr 1932 gestorben. Der alte Wölfle wurde
daraufhin wieder zum Bürgermeister gewählt. Auch dieser Herr kam unter die Räder.“ 38)
Was Hugo Grüner seinem Bruder nicht mitteilt: Bei jener Bürgermeisterwahl, aus der Karl
Wölfle als Sieger hervorging, hatte auch Hugo Grüner kandidiert; mit nur 14 Prozent der
Stimmen war er jedoch deutlich unterlegen. 39)
Der Stimmenanteil der Nationalsozialisten in Rötenbach hatte sich seit dem 27. Oktober
1929, als der Badische Landtag gewählt wurde und die NSADAP 5 Prozent erhalten hatte,
von Wahl zu Wahl erhöht und lag bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933, gut ein Monat
nach Hitlers Machtergreifung (30. Januar 1933), bei 47 Prozent, während das Zentrum mit 44
Prozent deutlich Stimmen verloren hatte. Im Laufe dieses Jahres begann in Rötenbach der
Naziterror.
Gegner der NSDAP wurden systematisch eingeschüchtert. Der amtierende Bürgermeister
Wölfle wurde von den SA-Leuten verspottet und bedroht und trat am 9. April 1934 von
seinem Amt zurück. Als Nachfolger wurde Hugo Grüner eingesetzt, der sofort mit der
Nazifizierung begann. „Es wurden die HJ, der BDM und die NS-Ortsbauernschaft gegründet“,
heißt es in der Ortschronik. Wer im öffentlichen Dienst arbeitete, musste Mitglied der
NSDAP werden. Wer sich zur Kirche bekannte, wie der Hauptlehrer Oskar Bier, wurde aus
dem Schuldienst gedrängt. Arbeitslose bekamen nur Unterstützung, wenn sie sich einfügten
„in die NS-Organisationen“. Grüners Begründung: „Diesen Standpunkt halte ich aufrecht. Ich
stärke keine Reaktionäre und Hetzer wirtschaftlich, denen gilt mein Kampf bis zum
Äußersten, wenn es sein muss, bis zur wirtschaftlichen Vernichtung.“ 40)
Umfassend und sehr anschaulich ist in der Rötenbacher Ortschronik dargestellt, mit welcher
Härte Grüner alle seine Gegner, insbesondere aber die katholische Kirche, deren
Kindergarten und Seelsorger verfolgte. Der Jesuitenpater Alois Grimm (*1886), der die
Pfarrei für den erkrankten Pfarrer Carl Rögele, ebenfalls ein mutiger Gegner des NS-Regimes,
während mehrerer Wochen vertrat, wurde ein Opfer von Gestapo-Spitzeln. Diese hatten
-11sich ihm als Taufbewerber vorgestellt. Grimm wurde angezeigt und am 12. August 1944
durch den Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt und hingerichtet. 41)
Rassistisch und gewalttätig
Physische und psychische Gewalt kennzeichneten Grüners Weg in Rötenbach. Gewalttätig
setzte er diesen auch in Müllheim fort, wohin er am 1. Oktober 1937 als Kreisleiter der
NSDAP „im hauptamtlichen Parteidienst“ 42) versetzt worden war. Zu seinen Opfern wurden
1938 bei den Novemberpogromen die jüdischen Gemeinden in Müllheim und Sulzburg.
Grüner hatte die nationalsozialistische Rassenideologie schon früh verinnerlicht. In dem
bereits zitierten Brief an seinen Bruder Hermann vom 24. Juni 1934 schreibt er: „ Zur Zeit
werden wir in Deutschland vom Ausland her stark boykottiert. Da wo die Stinkjuden noch in
den Regierungen im Ausland sitzen, werden ja die größten Schauermärchen erzählt. Von
alledem ist kein Wort wahr. Wir haben keinem Juden ein Haar gekrümmt, aber aus den
Regierungsstellen und Ämtern haben wir dieses internationale Pack hinausgejagt, nachdem
diese Lumpen unser Volk ins Elend führten und bis zum Weißbluten ausbeuteten und
stahlen. Es leben noch 400.000 Juden in Deutschland, kein Mensch hat etwas mit ihnen, nur
müssen sie ihr Brot ehrlich verdienen. Wenn die Weltjuden glauben, sie könnten uns durch
Boykott kleinkriegen, so werden sie bald eines besseren belehrt sein. Wir nehmen den
Kampf mit ihnen auf und führen ihn in aller Zähigkeit, bis zum endgültigen Siege.“ 43)
Diese Formulierungen stammen nicht von Adolf Hitler, sondern von Hugo Grüner – dem
Gefolgsmann des „Führers“. Hitler hatte bereits in seinem 1924 in der Landsberger
Festungshaft begonnenen Buch „Mein Kampf“ seinen Rassenhass niedergeschrieben: „Gab
es denn da einen Unrat, eine Schamlosigkeit in irgendeiner Form, vor allem des kulturellen
Lebens, an der nicht wenigstens ein Jude beteiligt gewesen wäre? Sowie man nur vorsichtig
in eine solche Geschwulst hinein schnitt, fand man, wie die Made im faulenden Leibe, oft
ganz geblendet vom plötzlichen Lichte, ein Jüdlein.....So ist der Jude heute der große Hetzer
zur restlosen Zerstörung Deutschlands. Wo immer wir in der Welt Angriffe gegen
Deutschland lesen, sind Juden ihre Fabrikanten.“ 44)
Ein Dolch für Treue
Das NS-Regime schmückte seine Getreuen. Seinem „lieben Hermann“ in Argentinien schreibt
Grüner am 1. Oktober 1934 aus Rötenbach: „Sende dir noch einen Zeitungsartikel damit du
siehst, was für ein großes Tier ich in unserer Weltstadt geworden bin. Letzte Woche erhielt
ich vom obersten SS-Führer den Ehrendolch verliehen. Desgleichen sende ich dir noch eine
Aufnahme aus Nürnberg.“ 45) Wie wichtig die Verleihung des Dolches für ihn gewesen sein
muss, zeigt die Tatsache, dass dieser Brief Grüners an seinen Bruder in Argentinien lediglich
14 Zeilen lang ist. Er endet mit „Herzl. Grüße, >Heil Hitler<, Hugo, Adelheid und Kinder.“
Der SS-Dolch war ein Ehrenzeichen der Schutzstaffel (SS). Er war im Dezember 1933
eingeführt worden; seine Herstellung wurde dann aber 1940 ausgesetzt. Die Verleihung der
-12Dolche fand in feierlichen Rahmen anlässlich der endgültigen Aufnahme der SS-Männer in
die allgemeine SS, die SS-Totenkopfverbände oder die SS-Verfügungstruppe/Waffen-SS statt.
In der Klingenmitte des 33 Zentimeter langen, breiten und speerförmigen Messerblattes ist
der Wahlspruch der SS eingeäzt: „Meine Ehre heißt Treue“. 46) Heinrich Himmler persönlich,
der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, verlieh die SS-Dolche in Nürnberg, der
Stadt der Reichsparteitage und der Rassegesetze.
„Willst du nicht lieber wieder nach Deutschland kommen“, fragt Hedwig Braun, geborene
Grüner, in einem Brief vom 19. Dezember 1938 bei ihrem in Argentinien lebenden Bruder
Hermann an. Diesem, so erfährt man aus ihrem Schreiben zwischen den Zeilen, ging es wohl
nicht so gut in der Fremde. Sie fährt fort: „Hier hat jetzt wieder alles Arbeit und du würdest
gewiss auch dein Auskommen finden.“ Dann kommt die in Furtwangen lebende Schwester
auf Bruder Hugo zu sprechen: „Hugo ist in Müllheim, unten an Freiburg als Kreisleiter tätig;
wie du nun siehst ist er ein großer Herr geworden.“ 47) Weiß sie nichts über die Rolle, die
der „große Herr“ in den gerade einen Monat zurückliegenden Novemberpogromen gespielt
hat? In ihrem Brief findet sich kein Hinweis darauf. Stattdessen erzählt sie von ihren
heranwachsenden Kindern und über die vor zwei Jahren verstorbene Großmutter
Konstantina Grüner, geborene Schropp.
Hugo Grüners Rolle in den Novemberpogromen 1938 ist in den Akten des Staatsarchivs in
Freiburg gut dokumentiert. In den dortigen Unterlagen ist ein Brief des ehemaligen
jüdischen Gemeindevorstehers von Müllheim, Hugo Zivi, an den Müllheimer Uhrmacher
(Fritz) Gremper vom 1. Dezember 1946 abgelegt. Darin berichtet Zivi, der seit April 1942 in
den USA lebte, von den Ereignissen in Müllheim am Morgen des 10. November 1938.
Um 5.30 Uhr seien an seinem Wohnhaus, Gartenstraße 1, „zuerst alle Läden und
Fensterscheiben durch Wurf von Wackersteinen von dieser >Nazihorde< zertrümmert
worden, was in allen jüdischen Wohnungen, auch bei den ärmsten geschah. Anschließend
wurden alle Männer ins Gefängnis gebracht und um 10 Uhr Morgens hat der >Rudel<
begonnen, zuerst alle jüdischen Wohnungen zu zertrümmern“, schreibt Zivi und kommt
dann auf die Täter zu sprechen: „Es waren folgende >Blüten< daran beteiligt: Heinrich Hehl,
Heinrich Schmitt-Karbach, Julius Sütterlin, Volk-Hermann, Wachtmeister Blum, Eugen Simon,
Zahnarzt Michael, sowie Kreisleiter Hugo Krüner und a. mehr.“ 48)
Wie man gegen die jüdische Bevölkerung Müllheims vorgehen sollte, darüber scheint es
jedoch in der Nacht auf den 10. November heftigen Streit gegeben zu haben. In der
Vernehmung des von Hugo Zivi als Täter erwähnten Heinrich Hehl durch die Staatliche
Kriminalpolizei, Abteilung Freiburg, am 27. Januar 1947, berichtete Hehl von einer erregten
Auseinandersetzung, „worauf der Kreisleiter (Grüner, EB) äußerte, man könne sich auf die
Müllheimer nicht verlassen, sie seien Feiglinge.“ Wie Hehl weiter aussagte, habe sich
Grüner damals in dem Sinne geäußert, „dass wir daran Schuld seien, denn gerade Müllheim
sei die einzige Kreisstadt, in welcher die Synagoge nicht vernichtet worden wäre.“ 49) Zu
-13ihrer Schändung und zur Schändung des jüdischen Friedhofes kam es in Müllheim dann am
anderen Tag. Im Zuge seiner Ermittlungen benannte der Gendarmerie-Kreisposten Müllheim
am 12. 12. 1946 als Haupttäter außer Heinrich Hehl auch den früheren Kreisamtsleiter Otto
Karcher und den ehemaligen Kreisleiter von Müllheim, Hugo Grüner. 50)
„Einer der krassesten Fälle“
Fünf Jahre und umfangreiche Recherchen später, am 3. Oktober 1951, stellte das
Badische Staatskommissariat für politische Säuberung, Spruchkammer Freiburg, fest: „Bei
dem betroffenen Hugo Grüner handelt es sich um einen der krassesten Fälle, die die
Spruchkammer je beschäftigt haben.“ Im „politischen Reinigungsverfahren“ kam die
Kammer zu dem Ergebnis, dass Grüner in die Gruppe der am schwersten Belasteten, der
„Hauptschuldigen“, einzureihen sei. In den Entnazifizierungsverfahren reichten die
Einstufungen von „Entlastete“ (Gruppe 5) bis „Hauptschuldige“ (Gruppe 1).
Die Kammer begründete ihr Urteil über Grüner unter anderem mit seiner Beteiligung an den
Novemberpogromen in Müllheim und Sulzburg und bezog sich dabei auf „Strafakten beim
Landgericht Freiburg i. Breisgau“. 51)
In Müllheim, wo damaligen Schätzungen zufolge 42 jüdische Familien lebten, befahl Grüner,
einen “Judenschreck“ durchzuführen. Dazu zogen Angehörige des Kreisstabes, politische
Leiter und sonstige führende Mitglieder der NSDAP „durch die Straßen (…), bewarfen die
jüdischen Wohnungen und Geschäfte mit Steinen, wobei mehrfach Fensterscheiben
zertrümmert wurden, und der Kreisleiter gab mehrere Schüsse aus seiner Pistole ab“, heißt
es in seiner Entnazifizierungsakte.
Die Aktion erreichte am anderen Morgen ihren Höhepunkt: „Am zeitigen Vormittag fuhr der
Kreisleiter in einem Kraftwagen mit einigen Parteifunktionären nach Sulzburg, wo auf seine
Veranlassung eine gleiche Aktion im Gange war, kehrte aber bald wieder mit seinen
Begleitern nach Müllheim zurück“, wo dann die systematischen Zerstörungen begannen. Die
Synagoge wurde aufgebrochen und in ihrem Inneren alles zerstört, was irgendwie dazu
geeignet schien. „Von einer Niederbrennung der Synagoge wurde nur im Hinblick auf die für
die Nachbarhäuser verbundene Brandgefahr abgesehen. Im jüdischen Friedhof wurden
schwere Grabsteine umgestürzt. Der Kreisleiter zog mit einem Zerstörungstrupp durch die
ganze Stadt. Andere Truppen handelten selbständig. Fast sämtliche jüdischen Wohnungen
wurden zerstört. (…) Ähnliche Zerstörungen wurden am selben Tag an jüdischem Besitz in
Badenweiler durchgeführt. Am selben Tage wurden die männlichen Juden von Sulzburg
zusammengetrieben und abtransportiert. Die Juden von Müllheim wurden in das Gefängnis
eingeliefert, teilweise wieder entlassen, teilweise aber auch abtransportiert.“ 52)
Unter Berufung auf die Strafakten beim Landgericht weist die Freiburger Spruchkammer in
ihrer Begründung für die Einstufung Grüners als „Hauptschuldigen“ auch auf einige seiner
charakterlichen Merkmale hin: „An anderen Stellen des Urteils ist von der diktatorischen
-14und unduldsamen Aufpeitschung durch den als besonders hetzerisch bekannten Kreisleiter
die Rede, an dessen Brutalität und Aktivismus kein Zweifel bestehe. Besonders die Beamten
hätten sehr stark unter dem Druck des sehr unduldsamen Kreisleiters zu leiden gehabt, der
stets mit dem Parteigericht gedroht habe.“ 53)
Materiell gut ausgestattet
In seinem Antrag auf Besoldungsfestsetzung vom 21. April 1941 gibt Hugo Grüner
gegenüber der Gauleitung Baden an, dass er seit dem 1. Oktober 1937 im hauptberuflichen
Parteidienst stehe. 54) Neben seiner zuvor ausgeübten Tätigkeit als Bürgermeister von
Rötenbach scheint er in jenen Jahren außerdem als ehrenamtlicher Kreisleiter der NSDAP in
Neustadt im Schwarzwald fungiert zu haben. In dem Besoldungsantrag gibt Grüner seine
„bisherigen Dienstbezüge“ mit brutto 610 Reichsmark an. Ihm unterstehen 23 Ortsgruppen,
die Einwohnerzahl in dem 439 Quadratkilometer großen Kreisgebiet beziffert er auf 40.712,
unter diesen sind laut Grüners Antrag 2902 Parteigenossen. 55)
Am 1. Juli 1942 teilt das Zentral-Personalamt beim Reichsschatzmeister München mit, dass
Grüners Dienstbezüge nunmehr auf 848,80 Reichsmark, darin inbegriffen 60 Reichsmark an
Kindergeld für drei Kinder, festgesetzt worden seien. Weitere 200 Reichsmark
„Aufwandsentschädigung“ erhält Hugo Grüner, als er vom 1. Juli 1942 an von der Gauleitung
Baden der NSDAP „mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Kreises Lörrach beauftragt“
wird. Der bisherige Kreisleiter von Lörrach, Rudolf Allgeier, war zur Wehrmacht einberufen
worden, worauf Hugo Grüner vom 10. März 1942 an „bis zur Entlassung des PG. Allgeier von
der Wehrmacht“ mit der Kreisleitung beauftragt worden war. 56)
Wie gut die Partei ihre führenden Genossen materiell ausstattete, wird deutlich, wenn man
Grüners Monatsbezüge mit den durchschnittlichen Bezügen im Deutschen Reich anno 1942
vergleicht. Laut Wikipedia lagen diese bei 192,50 Reichsmark, das heißt, bei weniger als
einem Viertel von Grüners Gesamtbezügen. 57)
Mit seinem Aufstieg zum Kreisleiter der NSDAP für den Landkreis Müllheim zogen Hugo
Grüner und seine Familie nach Müllheim um, wo sie in der Badstraße (alter Stadtpark) ihre
Wohnadresse hatten. Dem Zeitzeugenbericht der Rötenbacherin Klara Föhrenbach zufolge
war das Grüner-Haus in Rötenbach während des Krieges von „Frau Voll und ihren Kindern“
bewohnt, einer Tochter von Eugen Fehrle. 58) Dieser war Professor für klassische Philologie
an der Universität Heidelberg, seit 1931 Mitglied der NSDAP und wurde nach der
„Machtergreifung“ der Nazis 1934 in Heidelberg ordentlicher Professor für Volkskunde.
Fehrle war Mitherausgeber der Schrift „Volk und Rasse“ und avancierte 1944 zum
Sturmbannführer der SS sowie zum Prorektor der Universität Heidelberg. 1945 wurde er aus
dem Universitätsdienst entlassen. Im folgenden Spruchkammerverfahren wurde er als
„Aktivist“ und „Nutznießer“ eingestuft und von 1946 bis 1948 interniert; 1950 ging er als
Professor in den Ruhestand. 59) Klara Föhrenbach nennt Fehrle einen „Freund der Familie
Grüner“ und „langjährigen Kurgast“ in Rötenbach, der im „Gasthaus Rössle“ logiert habe.
-15Nach ihm seien in der Gemeinde seinerzeit ein Platz am Saurenbach und ein Pavillon am
Hardt benannt worden. 60)
Allgemeine Unruhe im Ort
Auch während ihrer Zeit in Müllheim besuchte die Familie Grüner manchmal die alte Heimat.
So erinnert sich der Zeitzeuge Clemens Knöpfle (*1933), damals noch ein Kind, an eine
Begebenheit, die sich in einem Sommer zum Ende der 1930er Jahre beim Haus seines Opas,
Mathä Küstler, in Rötenbach zugetragen hatte. Clemens Knöpfle, der mit dem Opa, auf einer
Bank saß, berichtet: „Auf einmal bemerkten wir, dass sich Leute zu Fuß die Stichstraße
herunter unserem Haus näherten. Sodann erkannte (…) mein Opa Hugo Grüner mit seiner
Frau und zwei Kindern (wohl Tochter Hedwig und Sohn Klaus) in Uniform gekleidet (…). Als
diese sich kurz vor unserer Höhe befanden, gab Hugo Grüner ein Kommando und darauf
stand die Familie direkt vor dem Opa still und grüßte mit ausgestrecktem Arm laut mit:
>Heil<. Mein Opa sollte wohl mit >Hitler< antworten oder auch nur provoziert werden. Mein
Opa, ein christlicher Mensch, antwortete aber auf die weiteren Nazi-Grüße mit >Gelobt sei
Jesus Christus<, was den Leuten offensichtlich gar nicht passte. (…) Die Frau (Adelheid
Grüner) rief sodann laut hörbar (…) >so Leute gehörten eingesperrt<.“
Bei weiteren Gelegenheiten Ende der 1930er Jahre und während des Krieges sei Grüner
dann in einem Auto mit Chauffeur nach Rötenbach gekommen, wo er sich mit anderen
Nazis, seltener auch mit dem bereits genannten Professor Fehrle getroffen habe. Wenn
Grüner zugegen war, habe „richtig Unruhe, um nicht zu sagen allgemeine Aufregung im
Dorf“ geherrscht, erinnert sich der Zeitzeuge Clemens Knöpfle. 61)
Mit der Reitpeitsche geprügelt
Nur wenige Nachweise gibt es über Hugo Grüners Tätigkeiten während der ersten
Kriegsjahre. Robert Wagner, der Gauleiter für Baden und das Elsass, zeichnete den
Kreisleiter am 4. November 1940 mit dem Kriegsverdienstkreuz II. Klasse aus. In der
Begründung heißt es dazu: „Der Kreisleiter Pg. Hugo Grüner führt einen ausgesprochenen
Grenzkreis, der bei den Kampfhandlungen am Oberrhein unter Beschuss lag. Der Kreisleiter
hat unter persönlichem Einsatz während der eigentlichen Kampfhandlungen die
Sicherstellung der Bevölkerung der unter feindlichem Beschuss gelegenen Orte
durchgeführt.“ 62)
Infolge des deutschen Überfalls auf die Benelux-Staaten und Frankreich im Mai 1940 wurden
im Juni mehrere Gemeinden im Grenzgebiet am Rhein von französischer Artillerie
beschossen. Eines der betroffenen Dörfer war Rheinweiler, wo Schäden an der St.-NikolausKapelle, an der Dorfschule, an Wohnhäusern und am Altersheim entstanden. Die Bewohner
von Ortschaft und Altersheim waren bereits am 19. Mai 1940 „rückgeführt“, also evakuiert
worden. 63) Welchen Anteil Grüner im Einzelnen an diesen und den noch folgenden
Rückführungen hatte, ist nicht bekannt.
-16Dank der präzisen Erinnerung des früheren Landtags- und Bundestagsabgeordneten der
CDU, Wilhelm Jung aus Lörrach, ist aus dem Jahr 1943 ein weiterer Fall Grüner’scher Gewalt
und Selbstjustiz überliefert. Jung, geboren am 26. März 1928, war damals 15 Jahre alt, von
ungewöhnlich kräftiger Statur und von Grüner dazu ausersehen, für den Kreisleiter den
Kurierfahrer zu machen. Trotz seiner jungen Jahre durfte er bereits 1943 den Führerschein
der Klassen II und III erwerben und konnte für seine Kurierdienste ein schweres
tschechisches Motorrad nutzen.
Um auf Abruf in Bereitschaft zu sein, hatte sich Jung in einem Kellerraum der Kreisleitung in
der Turmringer Straße in Lörrach aufgehalten, als der Zwischenfall passierte. Eine Tür ging
auf, und Hugo Grüner prügelte mit einer Reitpeitsche einen Mann in den Raum, wobei der
Kreisleiter wohl annahm, es seien keine Zeugen zugegen. Als ihm dann aber plötzlich
lautstark ein „Aufhören!“ entgegenschallte, sei Grüner völlig überrascht und einen Moment
blockiert gewesen, erinnert sich Jung. In diesem Moment habe er, Jung, den ausgepeitschten
Mann auf seine Schulter genommen, sei die Treppe hinaufgegangen und habe diesen nach
Hause nach Turmringen gebracht. Auslöser des Gewaltausbruchs von Grüner sei eine
nazifeindliche Bemerkung des Mannes im Gasthaus „Linde“ in der Brombacher Straße in
Lörrach gewesen, erinnert sich Wilhelm Jung bis heute und fügt hinzu, der Kreisleiter sei ein
„durch und durch bösartiger Mann“ gewesen. 64)
Die Maschinenpistole immer dabei
Wie kam es zu dem
Mord am Steinplatz
in Bellingen?
In dem Verfahren
gegen Robert
Wagner, den
Gauleiter von Baden
und dem Elsass, und
gegen weitere sechs
Angeklagte vor dem
Permanenten
Militärtribunal in
Strasbourg wurde
auch der Fall Hugo
Grüner aufgerollt.
Das Tribunal tagte
vom 23. April bis
Der Platz vor dem früheren Rathaus von Rheinweiler mit dem
Dorfbrunnen. Hierhin waren die RAF-Soldaten gebracht worden, ehe sie
von Hugo Grüner am Steinplatz bei Bellingen erschossen wurden.
-17zum 3. Mai 1946 und zeigte auf, was sich an jenem 7. Oktober 1944 am Rhein bei
Rheinweiler und Bellingen zugetragen hatte. Danach waren die damals namentlich
unbekannten vier britischen Flieger zu einer Landung gezwungen worden. In der
Niederschrift über dieses Verfahren heißt es: Die Flieger „waren von deutschen Pionieren
gefangen genommen und zum Rathaus gebracht worden. Die Polizeistation in Schlingen
wurde über dem Zwischenfall informiert und eine Polizeiabteilung, angeführt von
Polizeimeister Reiner, ging nach Rheinweiler, um die Gefangenen in Gewahrsam zu nehmen.
Als sie in Rheinweiler eintrafen, fanden sie die ergriffenen Männer außerhalb des Rathauses,
umringt von einer Menge Menschen, von denen es hieß, sie seien >eher neugierig als
feindlich< eingestellt gewesen.“
Die Polizisten „waren mit der Tatsache konfrontiert, dass Grüner, Kreisleiter von Thann und
Lörrach, die Situation unter seine Kontrolle gebracht hatte. Reiner hatte die Gefangenen zur
Polizeiunterkunft bringen wollen, damit sie von den militärisch Zuständigen hätten
übernommen werden können. Grüner jedoch hinderte ihn daran, so zu verfahren.“ 65)
Im weiteren Verlauf bezog sich das Tribunal auf Aussagen, die Hugo Grüner in der
Voruntersuchung über den Tatverlauf gemacht hatte. In der Niederschrift liest man: „Grüner
sagte den Gendarmen, dass er unter dem Befehl Wagners stehe, jeden alliierten Flieger, der
gefangen genommen werde, zu erschießen. Daraufhin ordnete er den Abmarsch der
Gefangenen an, die hintereinander gehen sollten, jeder Gefangene begleitet von einem
Deutschen und die Gruppen mit einem Abstand von 50 Metern voneinander. Er war dann
dieser Prozession in seinem Auto gefolgt, hatte jeden Gefangenen einzeln ans Rheinufer
mitgenommen und diesen mit seiner Maschinenpistole, von der er berichtete, dass er sie
immer bei sich geführt habe, erschossen. Die Körper der ermordeten Männer waren in den
Fluss geworfen worden. Einen Teil seines Geständnisses zog Grüner während seiner
Vernehmung zurück und gab an, die Schüsse seien tatsächlich von einer anderen Person
abgegeben worden, aber selbst dabei räumte er ein, er habe den Befehl zur Erschießung
gegeben. Die Anklageschrift hielt daran fest, dass die zweite von Grüner gelieferte
Tatversion unwahr sei.“ 66)
Am Tag nach der Tat habe Grüner versucht, den Polizeimeister zu überreden, dem Landrat
einen falschen Bericht über das Vorkommnis am Rhein zu geben, wonach die vier
eskortierten Gefangenen von am Straßenrand versteckten Männern angegriffen und dann
mitgenommen worden seien, heißt es in der Niederschrift über das Verfahren vor dem
Tribunal weiter. 67)
Grüner kehrte tatsächlich am Tag nach dem Mord an den Tatort zurück. „Er traf den
damaligen Bellinger Rheinwärter Josef Escher – auch Fischer-Seppi genannt. Diesem befahl
er, die Blutspuren entfernen. Der Fischer-Seppi bewies aber Zivilcourage. Er soll sich
geweigert und gesagt haben: >Diejenigen, die das Blut hierher gemacht haben, sollen es
selber wegmachen.<“, hat die Bad Bellinger Heimatforscherin Gertrud Eyhorn über den
Mord am Steinplatz herausgefunden.68)
-18Hubert Gilgin, ebenfalls Heimathistoriker in Bad Bellingen, hat im September 2006 bei einer
Gemarkungswanderung die Vorgeschichte des Mordes folgendermaßen dargestellt: Am
Samstag, 7. Oktober, hätten 13 Lancaster-Bomber, begleitet von Jagdfliegern das Stauwehr
von Kembs angegriffen.
Dabei sei ein Bomber
bei Märkt abgeschossen
worden und die
achtköpfige Besatzung
umgekommen. „Ein
anderer Bomber, der
von der Flak schwer
getroffen wurde,
stürzte in der Nähe von
Rheinweiler in den
Rhein. Der Besatzung,
die aus sieben
Mitgliedern bestand,
gelang es, ein
Hubert Gilgin ist Heimathistoriker in Bad Bellingen. Unser Foto zeigt ihn
Schlauchboot zu
am Steinplatz, dem Ort, an dem die vier Soldaten von Hugo Grüner
Wasser zu lassen und
erschossen worden sind. Im Hintergrund der Rhein.
das Boot zu besteigen.
Zwei Männer sprangen aber sofort wieder in den Rhein und erreichten das elsässische Ufer.
Das Schlauchboot der fünf Insassen trieb den Rhein hinunter.
Von deutschen Soldaten festgenommen
Als diese bemerkten, dass man in Rheinweiler ein Boot zu Wasser ließ, sprang einer der
Geretteten aus dem Boot und erreichte schwimmend das Elsässer Ufer. Die verbliebenen
vier Flieger wurden von deutschen Soldaten aufgefordert, an das badische Ufer zu kommen.
Sie wurden daraufhin festgenommen und in das Rathaus Rheinweiler gebracht.“ Gilgin
beruft sich bei seiner Darstellung auf den Bericht einer elsässischen Zeitung aus dem Jahr
1989 und die Darstellung des ehemaligen britischen Kommandanten Tom Bennet in dem
Bericht. 69)
Über den Absturz des britischen Bombers bei Rheinweiler gibt es auch Zeitzeugenberichte.
Barbara Bühler (*1922) wohnte damals im elterlichen Haus nahe am Rheinufer. Es war am
späteren Nachmittag, als sie den Flieger- und Geschosslärm hörte und einige Zeit danach ein
Schlauchboot den Rhein hinunter treiben sah. An einem früheren Landesteg der
Ausflugsschiffe von Basel hatten sich Leute aus dem Unterdorf eingefunden; hier seien die
Soldaten aus dem Boot gestiegen und hätten dieses dann über die Treppe am Damm
hochgezogen. Barbara Bühler spricht von drei Soldaten, die an Land gegangen seien und die
-19schon bald darauf von dem, wie sie vermutet, durch einen
Spitzel herbeigerufenen Hugo Grüner sowie dessen beiden
Begleitern mitgenommen wurden. 70)
Eine weitere Augenzeugin ist Elisabeth Roch (*1923) aus
Rheinweiler. Es sei etwa gegen 15.30 Uhr gewesen,
erinnert sie sich an jenen Samstagnachmittag. Sie und ihre
Mutter waren in ein Maisfeld geflüchtet, als drei Flieger
heranbrausten. Nach dem Absturz des einen brennenden
Flugzeugs waren sie beide ins Dorf zurück gegangen, wo sie
erfuhren – es sei inzwischen gegen 17 Uhr gewesen -, dass
auf dem Brunnenplatz vor dem damaligen Rathaus viele
Dorfbewohner zusammengelaufen waren. Man hatte vier
Besatzungsmitglieder der abgestürzten Maschine dorthin
gebracht.
„Die vier Männer in ihren nassen Kleidern waren umringt
von den Dorfbewohnern. Die >Sternen-Wirtin<, Albertine
Fräulin, geborene Schmidt, hat vorgeschlagen, man solle
den Soldaten doch trockene Sachen zum Anziehen geben,
worauf örtliche Parteileute ein großes Geschrei gemacht
und der Wirtin gedroht haben. Sie hat dann ihre Kinder an
die Hand genommen und gesagt: >Erschießt uns doch!<.“
Ob Hugo Grüner zu dieser Zeit schon am Rathausplatz war,
weiß sie nicht mehr. Sie vermutet aber, dass der NSDAPKreisleiter von Rheinweiler aus telefonisch über das
Ereignis informiert worden war und dann in Begleitung
eines Fahrers zum Rathaus geeilt sei. 71)
Der Steinplatz
Am Rheinufer bei Bellingen hat es
zwei Steinplätze gegeben: einen
älteren, etwa auf Höhe der heutigen
Gemeindekläranlage, der jüngere ein
paar hundert Meter südlich davon.
Beide Plätze dienten dem Verladen
von Granitsteinen, die aus dem
Steinbruch bei Malsburg stammten
und von den Steinplätzen aus per
Schiff als Baumaterial verschickt
wurden. Zum Teil dienten die Steine
auch zur Befestigung des
Rheindammes, sie wurden aber auch
in Drahtgitter verpackt, im Rhein
versenkt, um die Strömung zu
regulieren.
Am älteren Steinplatz war ein kleiner
Hafen angelegt. Von dort aus wurde
auch das „Lieler Wasser“ verschifft.
Der sogenannte „Mord am
Steinplatz“ ist laut der Erinnerung
von Bellinger Zeitzeugen am
jüngeren Steinplatz begangen
worden.
Quelle: Hubert Gilgin
Hugo Grüner war am 6. Mai 1945 in der Nähe von Lörrach verhaftet worden. Seine
Vernehmung zu dem Mord an den vier britischen Soldaten folgte am 29. Dezember 1945.
72) Dabei machte er die folgenden Angaben:
„Im Oktober 1944 oder vielleicht Anfang November (…) machte ich an einem Abend gegen
19 oder 20 Uhr eine Wagenrundfahrt, um mich von dem durch einen neuerlichen Luftangriff
entstandenen Schaden zu überzeugen. Als ich durch Rheinweiler kam, stellte ich vor der
Bürgermeisterei dieses Dorfes eine Menschenansammlung fest. Als ich nach der Ursache
forschte, setzte mir der Bürgermeister dieses Ortes auseinander, dass vier englische oder
amerikanische Flieger von Soldaten der Wehrmacht eben aus dem Rhein gezogen und von
diesen zum Bürgermeisteramt geführt waren. Ich stellte fest, dass in der Tat vier Flieger in
Kakhi-Uniform sich im Büro des Bürgermeisters befanden. Ich habe nicht bemerkt, ob diese
Flieger Abzeichen auf ihren Blusen oder den Schulterstücken trugen. Sie waren ohne
-20Kopfbedeckung und von mittlerer Figur. Da ich die englische Sprache nicht kannte, habe ich
das Wort nicht an sie gerichtet.
Befehl von Wagner
Ich weiß nicht, ob jemand von den Umstehenden Englisch konnte; jedenfalls habe ich nicht
geglaubt, sie verhören zu müssen. Da die Wehrmacht und auch der Bürgermeister es
ablehnten, diese Flieger zu übernehmen, gab ich dem Bürgermeister den Befehl, an die
Gendarmerie von Schliengen um die Entsendung von vier Gendarmen zu telefonieren.
Dreiviertel Stunde später suchte mich der deutsche Gendarmeriechef Reiner mit drei
Gendarmen, deren Namen ich nicht weiss, auf. Ich erklärte den Gendarmen, dass ich von
Wagner den Befehl erhalten hätte, jeden gefangenen alliierten Flieger hinzurichten. Die
Gendarmen erklärten, dass es das Einzige wäre, das zu tun.
Ich entschied alsdann, die vier alliierten Gefangenen hinzurichten. Der eine der anwesenden
Polizisten riet mir als Hinrichtungsort das Rheinufer, da der Fluss sich 2,5 km von dem
Bürgermeisteramt entfernt befinde. Ich gab jedem Gendarmen den Befehl, sich eines
Gefangenen zu bemächtigen, und ihn an den für die Hinrichtung festgesetzten Ort zu führen;
jeder Gendarm musste eine Entfernung von hundert Metern einer vom anderen innehalten.
Ich begab mich im Auto an das Rheinufer, nachdem ich den Gendarm und den Gefangen, die
sich am Ende des Zuges befanden, zu mir in den Wagen genommen hatte. Als wir in die Nähe
des Rheins kamen, liess ich den Gendarmen und den Gefangenen aussteigen und in Richtung
des Flusses gehen. Als der Gendarm sich an der linken Seite des Gefangenen befand, schoss
ich aus dem kleinen Maschinengewehr, das ich immer trug, eine Ladung in den Rücken des
Gefangenen.“ 73)
Von Grüner beschuldigt
An dieser Stelle wird in dem Vernehmungsprotokoll festgehalten, dass Grüner mit seinen
Antworten auf die weiteren Fragen gezögert habe. Dann sei er nach „einem Augenblick des
Nachdenkens“ jedoch auf seine Darstellung zurückgekommen und habe folgendes
ausgesagt: „Im Gegensatz zu dem, was ich Ihnen eben erklärte, bin ich es nicht, der auf den
Gefangenen geschossen hat. Es ist der Gestapo-Agent von Lörrach, Erich Meissner, im Alter
von ungefähr 40 Jahren, aus dem Sudetenland stammend, der, unter Benutzung meines
kleinen Maschinengewehrs, die vier alliierten Flieger unter den Umständen, wie ich sie Ihnen
angegeben habe, erschossen hat. Ich nannte mich an seiner Statt, denn ich wollte ihn nicht
anzeigen. Erich Meissner befand sich im Bürgermeisteramt, als die vier alliierten Flieger
gefangenengenommen wurden. Da Meissner mir gegenüber den Wunsch äußerte, die
alliierten Flieger an Ort und Stelle hinzurichten, hielt ich es für richtig, sie an das Rheinufer zu
führen (…). Ich hatte Meissner Befehl gegeben, sich in einem Versteck in der Nähe des
Hinrichtungsortes aufzustellen. Dieser begab sich aus freien Stücken dorthin, während ich
einen nach dem anderen, die alliierten Flieger, jeder von einem Gendarmen begleitet, in
meinen Wagen nahm. Meissner stellte sich hinter den Flieger, der aus dem Wagen stieg und
-21während dieser auf den Rhein zuging, ermordete er sie, indem er jedem eine Ladung aus
dem Maschinengewehr in den Rücken abgab; daraufhin wurde jeder Gefangene an den
Füßen weggeschleift und in den Rhein geworfen. Ich gebe zu, dass ich es war, der den Befehl
zu den Hinrichtungen gab und dass Meissner auf meine Anweisung die vier Flieger ermordet
hat.“ 74)
Zunächst sei er entschlossen gewesen, Meissner nicht zu verraten, ging Grüner auf die
Abänderung seiner Aussage ein. Doch nun fürchte er sich vor der Strafe, die ihn erwarte; er
wolle aber einer strengen Verurteilung nicht aus dem Wege gehen, denn in dem
vorliegenden Falle sei er „der am meisten Verantwortliche“, gab er zu Protokoll.
Nach der Tat habe er, Grüner, versucht, Gauleiter Wagner in Straßburg über die Tötung zu
informieren, sei aber von diesem nicht empfangen worden, weshalb er Wagners Bürochef
Adolf Schuppel davon unterrichtet habe. Nachdem einige Tage später Offiziere der
Wehrmacht bei Wagner wegen des Verschwindens der Flieger vorstellig geworden waren,
habe dessen Stellvertreter Hermann Röhn dazu geraten, „dass meine Verantwortung
bemäntelt werden müsste, da Wagner den Befehl gegeben hatte, jeden gefangenen Flieger
zu erledigen“, berichtete Grüner laut Protokoll weiter und ergänzte: „Ich unterliess es, (…)
Meissner als Ursache anzugeben und ich bedaure es umsomehr, als Meissner sich am Tag
des Einzugs der Alliierten Truppen in Lörrach befand. Ich weiss nicht, wo sich letzterer
befindet und ob er verhaftet worden ist.“ 75)
Vermutlich hat Grüner zum Zeitpunkt seiner Vernehmung Ende Dezember 1945 gewusst,
dass Meissner von den einrückenden französischen Truppen getötet worden war. Meissners
Tod wurde am 2. Mai 1945 beurkundet: „Erschiessung durch die Besatzung am 24.4.1945“.
Meissner soll vom Fenster seiner Wohnung, Blücherstraße 1, auf die einrückenden
französischen Truppen geschossen haben. Bei dieser Schießerei soll er erschossen worden
sein; nach einer anderen Version soll er nach der Schießerei in seiner Wohnung erschlagen
worden sein. 76)
„Möge das Jahr 1945 uns den Endsieg bringen“
Am 30. Dezember 1944 hatte Kreisleiter Hugo Grüner Neujahrsgrüße „an die Hoheitsträger
der NSDAP des Kreises Lörrach“ verschickt. „Zum Jahreswechsel wünsche ich den
Hoheitsträgern und ihren Familien von ganzem Herzen alles Gute. Möge das Jahr 1945 uns
den Endsieg bringen“, schrieb er darin in völliger Verkennung der militärischen Entwicklung
an den Fronten. „In altbewährter Kampfesfreudigkeit wollen wir wie bisher die uns vom
Führer gestellten Aufgaben in Angriff nehmen und durchführen (…) für unser Reiches Grösse
und Sicherheit (…).“ 77)
Am 24. April 1944 besetzten französische Truppen Lörrach. Reinhard Boos, zu dieser Zeit
Bürgermeister dort, schrieb 1968 seine Erinnerungen an die damaligen Ereignisse nieder.
Schon wochenlang vor ihrer Besetzung hatte die Stadt unter feindlichem Beschuss gelegen
-22und vor allem in der Stadtmitte schwere Zerstörungen erlitten. Am 21. April, so erinnerte
sich Boos, hatte Kreisleiter Grüner Vertreter der Wehrmacht, der Polizei, des Zollamtes, der
Gestapo und des Volkssturms nachmittags um 4 Uhr zu einer Besprechung in die Kreisleitung
beordert. Reinhard Boos war als Vertreter der Stadt zugegen.
Grüner wollte über die Stärke der Abwehr und deren vorgesehenen Einsatz aufgeklärt
werden und erfuhr, dass die Wehrmachtkräfte Befehl hatten, sich hinter den Feldberg
zurückzuziehen, dass die Polizei Order hatte, sich nicht am Kampf zu beteiligen, desgleichen
die Gestapo, die zudem nach Singen/Hohentwiel abgezogen werden sollte. Boos schreibt:
„Lediglich der Vertreter des Zolles erklärt, dass die zwei Zollgrenzschutzkompanien, die aus
dem Elsass zurückgekommen sind, zum Einsatz zur Verfügung stehen würden. Der Kreisleiter
erklärt sodann, dass er unter keinen Umständen die Stadt kampflos räumen würde, die Stadt
wird bis zum letzten Blutstropfen verteidigt! Der Bürgermeister erklärt dem Kreisleiter, dass
nach dem Vorhergegangenen wohl nur er selbst und der Kreisleiter zur Verteidigung übrig
bleiben würden! Der Kreisleiter verweist danach noch auf den Panzervernichtungstrupp der
Kreisleitung, der aus insgesamt 30 Mann bestand! Die Besprechung wurde sodann
abgeschlossen.“ 78)
Fast zwei Wochen unentdeckt
Am 24. April morgens um halb acht Uhr ging bei der Kreisleitung die Mitteilung ein, dass der
Feind bei Friedlingen über den Rhein gekommen sei. Reinhard Boos erinnert sich: „Kreisleiter
Grüner will nach Efringen fahren, um dort einen Einwohner, der an einer Panzersperre eine
weisse Fahne gehisst haben soll, zu holen und ihn in das Gefängnis in Lörrach zu bringen!
Das war das letzte Mal, dass ich den Kreisleiter gesehen habe. Um 9 Uhr war ich noch einmal
auf der Kreisleitung! Der Kreisleiter war aus Efringen noch nicht zurück, dagegen kam die
telefonische Mitteilung von der Polizeistelle Weil, dass der Feind im Anmarsch ist auf diese
Dienststelle und jeden Moment mit deren Besetzung zu rechnen ist. Der Kreisleiter ist
bestimmt nicht mehr nach Efringen durchgekommen (…).“ 79)
Fast zwei Wochen dauerte es, bis Grüner am 6. Mai 1945 in der Nähe von Lörrach von den
französischen Streitkräften verhaftet und nach Thann (Elsass) gebracht wurde, wo er, seinen
Angaben zufolge, vom 5. Juni bis November 1940 vorübergehend das Amt des Kreisleiters
ausgeübt hatte. Von Thann wurde er ins Gefängnis von Mulhouse gebracht. Dort habe er
sich am 30. August 1945 die Pulsadern geöffnet, um sich umzubringen, so Grüner in dem
bereits zitierten Vernehmungsprotokoll. 80)
In dem Verfahren von dem Militärtribunal in Strasbourg wurde Hugo Grüner des
vorsätzlichen Mordes an den vier Fliegern für schuldig befunden. Gleichzeitig stellte das
Tribunal fest, dass Grüner – entgegen seiner immer wieder angeführten Selbstrechtfertigung
– nicht auf Befehl von Übergeordneten, zum Beispiel Wagners gehandelt hatte. 81) Doch
anders als Gauleiter Robert Wagner, der am 14. August 1946 in Strasbourg, begleitet von
drei seiner Gefolgsleute wegen deren Verbrechen im Elsass von einem
-23Erschießungskommando hingerichtet wurde, hatte Hugo Grüner mit seinem Einspruch gegen
das Urteil des Tribunals von dem Court of Appeal, dem Kassationsgericht, Erfolg.
Aus britischer Haft entkommen
Das Gericht kam zu dem Ergebnis, dass der Fall Grüner nicht in die Zuständigkeit der
existierenden französischen Gerichte gehöre, dass Grüner daher freizulassen sei, wenn er
nicht von einer anderen alliierten Macht für seine Tat verantwortlich gemacht werden
könne. Da es sich aber bei den Opfern Grüners um britische Soldaten handelte, „ wurde
Grüner an die britische Staatsmacht übergeben, um vor einem britischen Militärtribunal
(dessen Rechtsprechung über alle Kriegsverbrechen urteilen kann, die gegen alliierte Opfer
begangen wurden) zur Rechenschaft gezogen zu werden. Grüner gelang es jedoch, am
Abend vor der Eröffnung des Tribunals gegen ihn zu entfliehen und war bei der Drucklegung
dieser Niederschrift noch nicht wieder gefasst gewesen.“ 82)
Grüner blieb verschollen, er wurde nie gefasst. Hinweise auf seinen Tod gibt es nicht. Ob es
an Grüners Geschick lag, sich seiner Verhaftung zu entziehen, oder eher an einer
mangelhaften Suche nach dem Täter, diese Fragen müssten noch geklärt werden. Am 6. Juli
1971 wurde er von seinen Familienangehörigen im Zusammenhang mit dem geplanten
Verkauf seines Wohnhauses in Rötenbach für tot erklärt – mit Wirkung vom 31.12.1946. 83)
Bei seiner Überstellung in den britischen Gewahrsam kam Grüner in das Internierungslager
Recklinghausen-Hillerheide. Dieses stand zunächst unter amerikanischem und britischem, ab
dem 14. Juli 1945 ausschließlich unter britischem Kommando. In dem hermetisch
abgeriegelten Lager waren in den ersten Jahren zwischen 3000 und 4000 Gefangene
untergebracht – vor allem Exponenten der NSDAP wie Gau- und Kreisleiter, aber auch
Ortsgruppenleiter, ferner Verwaltungsbeamte, Wirtschaftsbosse, Lehrer und
Hochschullehrer, Karrieristen und verblendete Idealisten. Die Grenzzäune waren scharf
bewacht, die Wachen hatten Schießbefehl. Dennoch gelang mehr als 25 Internierten die
Flucht, nur in drei Fällen konnten die Geflohenen wieder gefasst werden. Das Lager wurde
1948 aufgelöst. 84)
Aufenthaltsort unbekannt
Dass Hugo Grüner einer der Geflohenen war, teilte die „Pol. Division - C-, XI. Pol. Inspektion,
Pol. Station 7 - K -, Recklinghausen, am 12. Juli 1947 dem Herrn Oberstaatsanwalt in Freiburg
mit: „…dass der Beschuldigte Grüner seit dem 16. Februar 1947 aus dem hiesigen
Internierungslager flüchtig ist. Über seinen jetzigen Aufenthaltsort konnte nichts in
Erfahrung gebracht werden.“ 85)
In einer öffentlichen Ladung in der Badischen Zeitung vom 21./22. Juli 1951 wurde Grüner
aufgefordert, sich wegen des „Verfahrens der politischen Säuberung“ zu zwei festgesetzten
Terminen zunächst vor dem Untersuchungsausschuss am 17. August 1951, 9 Uhr, und
danach am 27. September, 9 Uhr, vor der Spruchkammer in Freiburg einzufinden. Da Grüner
-24der Aufforderung nicht nachkam, fällte die Spruchkammer das Urteil über ihn in
Abwesenheit. 86) Das Urteil: Hauptschuldiger.
Am Dreikönigstag 1947 wandte sich Grüner-Tochter Hedwig in einem Brief an ihren Onkel
Hermann in Argentinien: „Der Krieg ist nun beendet und es ist unser aller Wunsch zu
erfahren, wie es dir geht (…). Vater ist interniert. (…) Wir sitzen noch immer in Müllheim. (…)
Mutti geht es immer gleich, Sorgen um Papa (…) Klaus und ich haben den einen Wunsch ins
Ausland zu kommen (…)“, ließ sie ihren Onkel wissen. 87)
Wiederum Hedwig Grüner war es, die am 15. August 1951 erneut den Kontakt zum Onkel in
Argentinien suchte, dieses Mal, um ihm mitzuteilen, dass es ihr endlich gelungen sei, „Deine
Adresse ausfindig zu machen“. Seit 1938 habe kein Kontakt mehr zu ihm bestanden, schrieb
sie noch, woraus man schließen kann, dass alle Briefe seit 1938 wieder zurückgekommen
waren. 88)
In einem Brief, den Hedwig Grüner vermutlich in den ersten 1950er Jahren an ihren Onkel
Hermann in Argentinien geschickt hat, bringt sie ihre Sorge über den Verbleib des Vaters
zum Ausdruck: „Wer weiß, ob Vater nochmals kommt und wenn dann ist er wahrscheinlich
körperlich und seelisch ein gebrochener Mann, der auch Hilfe braucht“, schreibt sie. Von
diesem Brief ist nur die zweite Seite erhalten, so dass sich das genaue Datum nicht
feststellen lässt. 89)
Was wusste die Familie?
Was wussten die Grüners in diesen Jahren tatsächlich über den Verbleib des Vaters und
Ehemannes? In einer Erbteilungs-Angelegenheit wandte sich Ehefrau Adelheid Grüner am 7.
Oktober 1954 an ihre Schwägerin, die Schwester von Hugo Grüner, Hermine Wiehl, und
unterbreitete dieser einen Verfahrensvorschlag. Sie schrieb darin: „Ich glaube bestimmt,
dass es auch im Sinne von meinem Mann ist.“ 90) Würde sie hier eine andere Formulierung
gewählt haben, wenn sie vom Ableben Hugo Grüners Kenntnis gehabt hätte? Hätte sie in
diesem Falle nicht geschrieben, dass „…es auch im Sinne von meinem (verstorbenen) Mann
wäre“?
Der frühere Bürgermeister von Friedenweiler-Rötenbach, Clemens Hensler, hat in den
Monaten zwischen Sommer 2013 und Januar 2014 mit drei betagten Bürgern seiner
Gemeinde gesprochen und dabei folgende Auskünfte erhalten:
Klara Föhrenbach, 1925 - 2013: „Es muss so Mitte, Ende der 1960er Jahre an einem
Vormittag im Sommer gewesen sein, denn meine zwei jüngsten Söhne (Jahrgänge 1962/64)
waren dabei und noch klein. Ich war am Zeitungsgeld kassieren und war diesbezüglich zu Fuß
unterwegs zu Familie Obert, die am Lochweg, jetzt Rötenbachstraße, gewohnt haben. Dies ist
das letzte Haus vor dem Friedhof. Ich sah, wie ein Mann vom Friedhof her kam, und als er
-25näher kam, erkannte ich in ihm Hugo Grüner, der aber dann (wegen mir?) einige Meter weit
von mir entfernt stehen blieb und in die andere Richtung, talwärts blickte. Ich bzw. wir gingen
dann in das Haus von Oberts und, nach dem Kassieren habe ich den Mann natürlich nicht
mehr gesehen. Seine Kleidung war ländlich-bayrischer Stil. Ich habe gehört, dass er als
Kurgast in der Gegend eventuell auch in Kleineisenbach gewesen sein und dabei auch alte
Weggefährten besucht haben soll. Unter anderem sei er Jahre vorher auch beim alten
Adlerwirt August Kienzler zu einem geheimen Besuch gewesen.“
Anna Guth, geb. Kaltenbach, Jahrgang 1923: „Unsere Familie, mein Mann, ich und unsere
zwei kleinen Töchter wohnten ab ca. 1951 für wenige Jahre im Untergeschoss mit separatem
Hauseingang des sogenannten Haus >Erdmann<, welches ein Leibgedinghaus des
Sägewerksbesitzers Wiesler war und oberhalb des Wohnhauses Wiesler am Hang des
Bahndammes stand und heute noch steht. Genau in dieser Wohnung wohnte vor und
während des Krieges die alte Frau Wiesler (1871 - 1954). Diese Frau Wiesler war die Mutter
von Adelheid Grüner, der Ehefrau von Hugo Grüner - also dessen Schwiegermutter. Sie war
eine sehr gläubige Frau und wurde deshalb sowohl von der ganzen Familie Grüner als auch
sogar von ihrer eigenen Tochter Adelheid lächerlich gemacht und beschimpft und beleidigt.
Später, kurz vor oder kurz nach dem 2. Weltkrieg, ist sie im selben Haus in eine andere
Wohnung eingezogen. Sie war also schon hochbetagt und auch bettlägerig. An unserer
Haustür und innen im Flur an der Wohnungseingangstür war kein Namensschild angebracht,
an der Tür innen war aber eine Schelle angebracht.
Es war an einem Sonntag-Nachmittag des Jahres 1951 oder 1952, ich meine eher im
Sommer-Halbjahr, mein Mann war nicht zuhause. Als ich nur so nebenbei durchs Fenster
schaute, sah ich einen Mann vom Dorf her auf unser Haus zugehen, was ja nichts Besonderes
war. Dann klingelte es plötzlich bei uns. Ich öffnete die Wohnungstür und es stand ein ca. 50
bis 60 Jahre alter Mann vor mir. Er hatte offensichtlich mit jemand Anderen gerechnet. Eher
etwas unsicher, um nicht zu sagen erschrocken, fragte er nur kurz in unserem Dialekt: „Isch di
alt Frau itt do?“ Ich erkannte in dem Mann mit dicker brauner Jacke Hugo Grüner und bin
deswegen natürlich auch erschrocken. Ich sagte darauf nur kurz „Nein“ und schloss die Tür
hinter mir zu. Währenddessen hat er sich umgedreht und ist ohne weitere Worte aus dem
Hausflur hinausgegangen. Ich hatte einen großen Schreck bekommen und mich danach auch
nicht getraut, nochmals aus dem Fenster zu schauen, wohin dieser Mann dann gegangen ist.
So wie es aussieht, wollte Hugo Grüner seine Schwiegermutter besuchen, von der er annahm,
dass sie noch in dieser Wohnung wohnt. Erst später habe ich gehört, dass der alte Adlerwirt
erzählt habe, dass (auch) er Hugo Grüner zu jener Zeit im Ort gesehen habe – wann, wie weiß
ich nicht! Von weiteren Erzählungen von Besuchen von Grüner nach dem Krieg weiß ich
nichts!“
-26Franz Profazi, Jahrgang 1928, Gastwirt: „ Anfangs der 1950er Jahre erzählte mir unter vier
Augen der Rötenbacher Ernst Wölfle, der seinerzeit ca. 60 Jahre alt gewesen sein dürfte, von
einem Besuch von H.G. in Rötenbach nach dem Krieg mit dem Hinweis, dass dies sehr
vertraulich, ja geheim sei. (…) Er sagte mir: >H.G. sei Anfang der 50er Jahre nochmals nach
Rötenbach gekommen, wobei er persönlich dabei gewesen sei. H.G. sei (von weiter her?) mit
dem Zug bis Donaueschingen und dann von dort abends mit einem (ausgeliehenen,
gestohlenen?) Fahrrad nach Rötenbach gefahren, um aus Sicherheitsgründen in der
Dunkelheit weniger erkannt zu werden. Er sei ins Haus 's Murer's, mitten im Dorf gelegen,
gegangen, wo sein alter Weggefährte und Vertraute, der Nazi Karl Knöpfle, wohnte. Dieser
war im 3. Reich in Rötenbach Ratschreiber. Er, Ernst Wölfle soll davon verständigt und dazu
geholt worden sein, ebenso Leo Durst und Emil Wiehl. Man habe ihn verwundert gefragt,
dass er sich getraut habe, nach Rötenbach zu kommen, worauf H.G. sinngemäß geantwortet
habe: „Ich habe eine Pistole bei mir“.
H.G. habe erzählt, dass er in der DDR eine Tankstelle innehabe und auch für jenen Staat
(Stasi?) tätig sei. Sie hätten sich nach der langen Zeit natürlich viel zu erzählen gehabt und
seien so einige Stunden zusammen gewesen. Auch die kommunalpolitischen Veränderungen,
insbesondere hinsichtlich der nun agierenden Personen, seien angesprochen worden. Er hätte
sich auch dafür interessiert, wie es ihnen als Parteimitglieder nach dem Krieg ergangen sei.
Beim Verabschieden hätte H.G. noch gesagt, dass er jetzt noch das Haus vom 'Gabrieli'
(Anselm Knöpfle), der ein früherer Gegner von ihm war, anzünden werde. Doch die Anderen
intervenierten und hielten ihn offensichtlich davon ab. Wann und wie H.G. wieder von
Rötenbach wegfuhr weiß Herr Profazi nicht.<“
Danksagung
Für diesen Versuch, das Leben des Mörders Hugo Grüner nachzuzeichnen, bin ich vielen
Menschen und Einrichtungen zu Dank verpflichtet. Insbesondere Herrn Clemens Hensler,
dem früheren Bürgermeister von Friedenweiler-Rötenbach, der mich mit außerordentlichem
Einsatz unterstützt hat. Mein Dank gilt auch den Zeitzeugen in Rötenbach und Rheinweiler
wie auch dem Historiker Dr. Robert Neisen für seine zielführenden Ratschläge.
Anmerkungen --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- -1) Barbara Grimm, Lynchmorde an alliierten Fliegern im Zweiten Weltkrieg. In: Dietmar Süß (Hrsg.),
Deutschland im Luftkrieg. Geschichte und Erinnerung. München 2007. S. 71 – 84. Siehe auch: Hans
Michael Kloth, Kriegsverbrechen – Systematischer Mord. In: Der Spiegel. 47/2001.
2) Chronik von Rötenbach. 1987. Herausgeber Gemeinde Rötenbach. S. 129
3) Badischen Zeitung, 19. August 2010
4) Personalakte des Obersten Parteigerichts der NSDAP. In: Bundesarchiv Berlin, R9361-I/54643
5) Auszug aus dem Strafregister der Staatsanwaltschaft Freiburg, 16. Juli 1947. In: StAF (Staatsarchiv
Freiburg), F176/1 940-959
6) Chronik von Rötenbach. a.a.O., S. 132
7) Personalakte des Obersten Parteigerichts der NSDAP. a.a.O.
8) Badische Zeitung, Ausgabe Lahr, 6. August 2010
9) Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Helgoland_%28Schiff,_1909%29, 22.02.2014
10) Wikipedia. a.a.O.
11) Nicolas Wolz, „Und wir verrosten im Hafen. Deutschland, Großbritannien und der Krieg zur See 1914 –
1918“. München 2013.
12) Wolz, a.a.O., S. 205
13) Personalakte des Obersten Parteigerichts der NSDAP. a.a.O.
14) Personalakte des Obersten Parteigerichts der NSDAP. a.a.O.
15) Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Kyffh%C3%A4userbund, 22.02.2014
16) Personalakte des Obersten Parteigerichts der NSDAP. a.a.O.
17) Chronik von Rötenbach. a.a.O., S. 222
18) Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Sturmabteilung, 23.02.2014
19) Johnpeter Horst Grill, The Nazi Movement in Baden. The University of North Carolina Press. 1983. S.
33
20) Grill, The Nazi Movement in Baden. a.a.O, S. 39
21) Grill, The Nazi Movement in Baden. a.a.O, S. 41
22) Grill, The Nazi Movement in Baden. a.a.O, S. 44
23) Grill, The Nazi Movement in Baden. a.a.O, S. 44
24) Personalakte des Obersten Parteigerichts der NSDAP. a.a.O.
25) Personalakte des Obersten Parteigerichts der NSDAP. a.a.O.
26) Chronik von Rötenbach. a.a.O., S. 121f
27) Brief von Hermann Grüner senior an den ältesten Sohn Hermann vom 9. März 1927, im Besitz des
früheren Rötenbacher Bürgermeisters Clemens Hensler, von diesem auch transkribiert
28) Brief von Hugo Grüner an seinen Bruder Hermann vom 22. September 1928, im Besitz des früheren
Rötenbacher Bürgermeisters Clemens Hensler, von diesem auch transkribiert
29) Brief von Hugo Grüner an seinen Bruder Hermann vom 1. August 1929, im Besitz des früheren
Rötenbacher Bürgermeisters Clemens Hensler, von diesem auch transkribiert
30) Brief von Hugo Grüner an seinen Bruder Hermann vom 2. Juni 1930, im Besitz des früheren
Rötenbacher Bürgermeisters Clemens Hensler, von diesem auch transkribiert
31) http://www.chroniknet.de/indx_de.0.html?article=769&year=1932, 23.02.2014
32) Personalakte des Obersten Parteigerichts der NSDAP. a.a.O.
33) Adolf Knöpfe, Mein Erlebnis in der Nacht vom 9. auf 10. August 1933. Maschinengeschriebener Text
im Besitz von Clemens Hensler, Rötenbacher Bürgermeister a.D.
34) Adolf Knöpfe, Mein Erlebnis… a.a.O.
35) Brief von Hugo Grüner an seinen Bruder Hermann in Argentinien vom 24. Juni 1934, im Besitz des
früheren Rötenbacher Bürgermeisters Clemens Hensler, von diesem auch transkribiert
36) Brief von Hugo Grüner an seinen Bruder Hermann vom 24. Juni 1934, a.a.O.
37) Personalakte des Obersten Parteigerichts der NSDAP. a.a.O.
38) Brief von Hugo Grüner an seinen Bruder Hermann vom 24. Juni 1934, a.a.O.
39) Chronik von Rötenbach. a.a.O., S. 37
40) Chronik von Rötenbach. a.a.O., S. 38f, darin zitiert: STAF: Bezirksamt Neustadt Ort Rötenbach
Verwaltungssachen Nr. 296
41) Chronik von Rötenbach. a.a.O., S. 39
42) Gauleitung Baden, Antrag auf Besoldungsfestsetzung, Karlsruhe, 26. April 1941. In: Bundesarchiv
Berlin, VBSi, 10 300 46 906
43) Brief von Hugo Grüner an seinen Bruder Hermann vom 24. Juni 1934, a.a.O.
44) Adolf Hitler: „Mein Kampf“. Zitiert nach: http://www.ghetto-theresienstadt.info/
pages/r/rassenideologie.htm
45) Brief von Hugo Grüner an seinen Bruder Hermann in Argentinien vom 1. Oktober 1934, im Besitz des
früheren Rötenbacher Bürgermeisters Clemens Hensler, von diesem auch transkribiert
46) Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/SS-Ehrendolch, 18.01.2014
47) Brief von Hedwig Braun, geborene Grüner, an ihren Bruder Hermann vom 19.12. 1938, im Besitz des
früheren Rötenbacher Bürgermeisters Clemens Hensler, von diesem auch transkribiert
48) Staatsarchiv Freiburg (StAF), F176/1-939
49) StAF, ebenda
50) StAF, ebenda
51) StAF, 202/32 – 5283
52) StAF, ebenda
53) StAF, ebenda
54) Gauleitung Baden, Antrag auf Besoldungsfestsetzung, Karlsruhe, 26. April 1941. In: Bundesarchiv
Berlin, VBSi, 10 300 46 906
55) Staatsarchiv Freiburg (StAF), F176/1-939
56) Reichsschatzmeister, Zentral-Personalamt, München 1. Juli 1942; NSDAP, Gauleitung Baden, 9. Juli
1942. In: Bundesarchiv Berlin, VBSi, 10 300 46 906
57) http://de.wikipedia.org/wiki/Durchschnittsentgelt. Wikipedia gibt das durchschnittliche
Jahreseinkommen im Deutschen Reich 1942 mit 2310 Reichsmark an.
58) Klara Föhrenbach (*1925), mündlicher Bericht, niedergeschrieben von Clemens Hensler, früherer
Bürgermeister von Friedenweiler-Rötenbach
59) Heidelberger Geschichtsverein e.V.: http://www.s197410804.online.de/Personen/FehrleEugen.htm
60) Klara Föhrenbach (*1925), mündlicher Bericht, a.a.O.
61) Zeitzeugenbericht Clemens Knöpfle (*1933), Rötenbach, zitiert nach der Niederschrift von Clemens
Hensler, früherer Bürgermeister von Rötenbach
62) NSDAP Gauleitung Baden, Verleihungsdokument. In: Bundesarchiv Berlin, VBSi, 10 300 46 906
63) Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA), 236/28785, -/28814, -/28786, -/28787, -/28783 und StAF
B725/1-4657
64) Wilhelm Jung berichtete dieses Erlebnis am 28. Januar 2014 im Gespräch mit dem Autor
65) Trial of Robert Wagner, Gauleiter and Head of the Civil Government of Alsace during the Occupation,
an six others. In: http://www.worldcourts.com/ildc/eng/decisions/1946.05.03_France_v_Wagner.pdf,
S. 32 f, Übersetzung vom Autor
66) Trial of Robert Wagner, ebenda, S. 33
67) Trial of Robert Wagner, ebenda, S. 33
68) Gertrud Eyhorn, Aus der Heimatgeschichte von Bad Bellingen – eine etwas andere Chronik der Jahre
1920 – 1950. Herausg. vom Förderkreis Heimatmuseum Bad Bellingen e.V., Februar 2000, S. 79 f
69) Hubert Gilgin, Auszug aus dem Vortrag anl. der Gemarkungswanderung am 10. Sept. 2006,
unveröffentlichter Text.
70) Barbara Bühler in dem vom Autor aufgezeichneten Gespräch am 5. Dezember 2013.
71) Elisabeth Roch in dem vom Autor aufgezeichneten Gespräch am 16. September 2013
72) Protokoll des Verhörs von Hugo Grüner vom 29. Dezember 1945. Institit für Zeitgeschichte München,
Archiv, F686. In: Stadtarchiv Lörrach: Hauptamt, 396a/7
73) Protokoll des Verhörs von Hugo Grüner vom 29. Dezember 1945. Ebenda.
74) Protokoll des Verhörs von Hugo Grüner vom 29. Dezember 1945. Ebenda.
75) Protokoll des Verhörs von Hugo Grüner vom 29. Dezember 1945. Ebenda.
76) Schreiben der Stadt Lörrach vom 30. April 1990. Stadtarchiv Lörrach, Hauptamt, 396a/7
77) Schreiben der Kreisleitung der NSDAP vom 30.12.1944. Stadtarchiv Lörrach, B.1.130
78) Reinhard Boos, Schreiben an des Bürgermeisteramt Lörrach, 5. Februar 1968. Stadtarchiv Lörrach,
Hauptamt 396a/1
79) Reinhard Boos, ebenda.
80)
81)
82)
83)
84)
85)
86)
87)
88)
89)
90)
91)
Protokoll des Verhörs von Hugo Grüner vom 29. Dezember 1945, a.a.O.
Trial of Robert Wagner, a.a.O., S. 41
Trial of Robert Wagner, a.a.O., S. 49, Fußnote (1)
Mündliche Auskunft der Gemeindeverwaltung Friedenweiler-Rötenbach
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Internierungslager_RecklinghausenHillerheide&printable=yes
StAF 176/1 – 939
StAF, 202/32 – 5283
Brief von Hedwig Grüner, 6. Januar 1947, im Besitz des früheren Bürgermeisters von FriedenweilerRötenbach, Helmut Hensler, von diesem auch transkribiert
Brief von Hedwig Grüner vom 15. August 1951, im Besitz des früheren Bürgermeisters von
Friedenweiler-Rötenbach, Helmut Hensler, von diesem auch transkribiert
Brief von Hedwig Grüner, vermutl. Vom Anfang der 1950er Jahre, im Besitz des früheren
Bürgermeisters von Friedenweiler-Rötenbach, Helmut Hensler, von diesem auch transkribiert.
Brief von Adelheid Grüner, 7. Oktober 1954, im Besitz des früheren Bürgermeisters von FriedenweilerRötenbach, Helmut Hensler, von diesem auch transkribiert
Die Zeitzeugenberichte Klara Föhrenbach, Anna Guth und Franz Profazi wurden von Clemens Hensler
aufgezeichnet, den Befragten vorgelesen und von diesen in der hier wiedergegebenen Fassung
bestätigt.
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