Lueg ins Land Heimatbeilage des „Allgäuer Beobachter“ und des „Schwäbischen Beobachter“. – Nachdruck nur mit Genehmigung der Schriftleitung. Nr. 1 Memmingen, 11. Februar 1938 5. Jahrg. Ein Wintermorgen im Benninger Ried Die Nacht war kalt; wie Eisenglut durchfliegt es jetzt die Fensterscheiben und aus dem Nebel, rot wie Blut, seh‘ ich die Wintersonne steigen. Im Süden scheint es schwefelgelb, Als ob der Erdkreis brennen würde, und wie ein Fels der Unterwelt ragt in die Flammen das Gebirge. Ein blauer Wintermorgen sinkt verheißungsvoll nun auf uns nieder und in den weißen Lüften blinkt wie ein Kristall der erste Flieger. Schmirl. Schwäbische Bauernhochzeit Eine heimatkundliche Schilderung aus Lauben im Günztal von Albert Buck. Wenn draußen im Günztale die Dörfer zur Maienzeit in blühenden Hainen versinken, wenn sich der bunte Teppich der Talwiesen zur Schnittreife tönt, dann ist die Zeit der ländlichen Hochzeiten. Viele alten Sitten und Gebräuche sind mit diesem Familienfeste verbunden und die folgenden Zeilen sollen nun ein Bild davon geben, wie sich eine Bauernhochzeit im mittleren Günztale früher abspielte und mit wenigen Änderungen auch heut noch vollzieht. Ehe der alte Bauer „übergeit“ d.h. den Hof mit allen Rechten an den ältesten Sohn weitergibt, fährt man nach Ottobeuren zum „Protokollieren“. Dort wird die ausbedungene „Pfründ“, die den beiden Alten ins „Stüble“ geliefert werden muß, vor dem Notar bis ins kleinste vertraglich festgelegt. Auch die Höhe der Abfindungssumme für etwa ausscheidende Geschwister wird dort bestimmt. Erst wenn so die Rechtslage eindeutig geklärt ist, ziehen die Alten ins „Stüble“ und der Junge kann daran gehen, für sich und seine Zukünftige das Nest zu bereiten. Dies beginnt zumeist mit einer gründlichen Instandsetzung des ganzen Hauses. Da kommen die Maurer und die Maler, der Schreiner und der Zimmermann, das Haus wird frisch „ra’butzat“, die Läden und Fenster, das Tennentor, die Stalltüren und der „Anschild“ werden neu gestrichen. Leider verschwindet bei diesem Großreinemachen auch manches Stück ehrwürdigen Hausrates aus Urvätertagen auf Nimmerwiedersehen. Die Hochzeit findet fast ohne Ausnahme immer an einem Montag statt. In der Woche davor wird vor dem Elternhaus der Braut das „Brautfuder“ geladen. Auf einem mächtigen Leiterwagen wird die ganze Aussteuer der Braut möglichst eindrucksvoll aufgebaut. Oft wird ein vollständiges Bett aufgeschlagen und das vorne quer gestellte Kanapee dient dem Fuhrmann als Kutschbock. An die Enden der Leiterbäume werden geschmückte Tannenbäumchen genagelt, und daß die Pferde ihre Staatsgeschirre tragen, versteht sich von selbst. So setzt such der Wagen in Fahrt. Hinterher wird die herkömmliche „Brautkuh“, das schönste Stück aus dem Viehbestand des Brautvaters geführt. Sie trägt einen Kranz um die Hörner und eine blitzblanke Weideglocke am breiten Halsriemen. Nun besteigt die Braut die Kutsche, die der Hochzeiter selber kutschiert. Dieser Augenblick gilt für die Braut als der eigentliche Abschied vom Elternhaus und geht selten ohne Tränen ab, obwohl die Braut bis zum Hochzeitstage jeden Abend wieder zurückkehrt. Dann folgt die Kutsche im flotten Trab dem vorausgefahrenen Brautfuder. In der Nähe des „Brauthauses“, wie der Hof des Hochzeiters während dieser Zeit genannt wird, werden die Ankommenden mit einigen Flintenschüssen begrüßt. Dabei ist es schon vorgekommen, daß die Pferde scheuten und die ganze Brautausstattung im Graben landete. Die Kutsche mit dem Brautpaar wird nun plötzlich von einer lärmenden Kinderschar mit vorgehaltenen Stangen aufgehalten. Der Hochzeiter muß seine Weiterfahrt mit einigen Münzen erkaufen. Auf dem Hofe selbst haben sich inzwischen hilfsbereite Nachbarn eingefunden, die Kisten und Kasten ins Haus tragen, wobei es an Bier, Weißbrot und munteren Reden nicht mangelt. In den Stuben und Kammern walten Näherin und Schreiner ihres Amtes und sorgen dafür, daß die Möbel und Aussteuer der Braut uns rechte Licht gerückt werden. Das Brautpaar geht nun an den Abenden gemeinsam zum Hochzeitsladen. Dabei werden die Verwandten bis zum dritten Grad besucht und nach einer kleinen, nebensächlichen Unterhaltung für Montag zur Hochzeit geladen. Um elf Uhr gehe man in die Kirche und das Mahl sei beim Unteren Wirt. Um Verstimmungen zu vermeiden und nirgends „einzubüßen“, muß dabei eine genaue Reihenfolge eingehalten werden, die durch den Grad der Verwandtschaft bestimmt wird. Das allgemeine Hochzeitsladen besorgt eine Frauensperson, der auch das „Leichtsagen“ obliegt. Diese Laderin geht von Haus zu Haus – wenn die Braut aus einem anderen Dorf ist, geschieht dies auch dort – sagt ihren Spruch und erhält dafür ein „Metzla“ Mahl, ein Ei oder ein Geldgeschenk. Zum Unterbringen der Naturalien trägt sie einen „Zwersack“ bei sich. Am Samstagabend feiert der Hochzeiter beim Oberen Wirt seinen „Ausstand“ aus den Reihen der ledigen Burschen. Zu diesem Zweck stiftet er ein Faß Bier, das unter Gesang und Kartenspiel auf die Gesundheit des Hochzeiters geleert wird. Zutritt zu dieser Feier haben nur die ledigen Dorfburschen. Am folgenden Sonntag nach der Predigt verkündet der Pfarrer die Brautleute von der Kanzel und ladet die Gemeinde zum Kirchgang ein. Bei dieser Verkündigung darf keines der Brautleute in der Kirche sein; das würde Unheil bedeuten. Endlich kommt nach all diesen Vorbereitungen der große Tag heran. Natürlich wünscht man sich dazu gutes Wetter, das ja auch zum Teil als Vorbedeutung für das „Wetter“ im Ehestand angesehen wird. Sehr ungern hat man es, wenn an diesem Tage ein Toter im Dorf liegt. Nach altem Glauben soll dann eines der Eheleute frühzeitig sterben. Im Laufe des Vormittags finden sich dann die ersten Gäste ein, die mit Kaffee und Zuckerbrot bewirtet werden. Wenn die Zeit des Kirchgangs naht, füllt sich allmählich die Stube und der Hof mit einer freudig bewegten Menge. Auf der Tenne sind behelfsmäßige Tische und Bänke aufgestellt, an denen sich die ledigen Burschen bei Bier und Weißbrot gütlich tun. Dazwischen geht die Näherin umher und steckt jedem Gast ein Zweiglein Rosmarin an und erhält dafür ein Trinkgeld. Den Rosmarinstock hat die Braut Seite 2, 5. Jahrgang, Nr. 1 „Lueg ins Land“ Beilage zum „Allgäuer Beobachter“ schon seit Jahren für diesen Zweck herangezogen. Die weißgekleideten Schulmädchen, die dem Zug vorangehen dürfen, sind auch da und eben rückt mit klingendem Spiel die Blechmusik an. Der Gemeindediener ist heute in seiner Eigenschaft als Dorfpolizist in großer Uniform erschienen. Ihm obliegt die Ordnung des Festzuges. Zuerst kommen die Schulmädchen mit weißen Kleidern und Kränzen im aufgelösten Haar. Darunter befinden sich zwei größere Mädchen, die „Silberjungfer“ und die „Goldjungfer“, die eine erhoffte silberne und goldene Hochzeit andeuten sollen. Diesen Vorgehmädchen folgt die Musik. Daran reihen sich alle ledigen Mädchen, soweit sie unbescholten sind. Dann kommt die Braut, begleitet von der „Nächsten“ und der „Anderen“, ihren Trauzeuginnen. Es folgen nun weiblichen Verwandten des Brautpaares und die übrigen Weiber. Hinter diesen treten die jungen Burschen an, denen dann wieder der Hochzeiter mit seinen beiden Zeugen folgt. Die männlichen und die weiblichen Trauzeugen dürfen nicht verheiratet sein. Den Beschluß des Zuges bildet die männliche Sippe der Brautleute und die übrigen Mannsbilder. Wenn nun endlich alles geordnet ist, wartet man noch auf den Glockenschlag elf, dann setzt sich der festliche Zug unter den Marschklängen der Musik in Bewegung und zieht unter dem Geläute der Glocken der Kirche zu. Neugierige Gesichter lugen über Hecken und Zäune, da und dort krachen einige Schüsse, die von den Vorgehmädchen mit erschrecktem Aufschreien quittiert werden. Außer diesen Mädchen sind alle Frauensleute schwarz gekleidet; auch die Braut. Der Hochzeiter und sein näheres Gefolge tragen schwarze Leibröcke und breitkrempige Hüte. Das übrige Mannsvolk kommt ebenfalls im „Kirchenhäs“. Während der Predigt, die der eigentlichen Trauung vorangeht sitzen die Brautleute getrennt zwischen ihren „Nächsten“. Vor der Braut steckt in der Bankbrüstung ein Stecken mit einem Blumenstrauß, aber nur wenn die Braut unbescholten ist. Ist dies nicht der Fall, dann dürfen die weißgekleideten Mädchen nicht vorangehen, die Braut muß auch auf den Schleier verzichten und sich statt des Kranzes mit ein paar Zweiglein im Haar begnügen. (Diese engstirnige und dazu noch ungerechte Brandmarkung der ledigen Mutter an dem Tage, der der schönste ihres Lebens sein sollte, ist heute verdientermaßen im Schwinden begriffen.) (Fortsetzung folgt.) Ein bisher unbekannter Burgstall in Dickenreishausen Wir wissen, daß unsere Umgebung reich an Burgställen ist, d.h. an Stellen, wo in vergangener Zeit einmal irgend eine burgartige Befestigung war. In einer früheren Nummer des „Lueg ins Land“ (3. Jahrgang Seite 121) haben wir ja schon die bekannten Burgställe unseres Bezirkes zusammengestellt. Seit der Zeit aber ist die Forschung tiefer in diese Sache eingedrungen und die Zahl unserer heimatlichen Burgställe hat sich erheblich erweitert; denn es gibt deren viel mehr, als man gemeinhin annimmt. Und wie findet am sie? Man muß sie halt suchen! Ein Beispiel, wie das vor sich geht, sei hier kurz angeführt, um den Freunden der Heimatgeschichte zu zeigen, daß es immer noch in der nächsten Umgebung zu forschen und zu finden gibt. (…) Vier Augen sehen mehr als zwei, vor allem, wenn die zwei Augen etwas ganz Bestimmtes suchen; drum nimmt man einen unvoreingenommenen Freund mit, dem man nur die Tatsache sagt, daß man einen Burgstall sucht; wie der aussieht, das kann man später erklären, wenn man einmal etwas Entsprechendes gefunden hat. Eine leichte Schneedecke über der Landschaft gibt besonders plastische Bilder, gerade das geeignete Wetter für eine heimatkundliche Forschungsfahrt. Die Winterkälte macht nicht aus; wichtig ist nur, daß man schon vormittags loszieht, damit man nicht in die Dämmerung kommt, wenn man im „gefährdeten“ Gebiet ist. Der Plan ist, die ganzen Hänge des Dickenreiser Waldes auf ihrer Westseite (gegen die Buxach zu) Beilage zum „Allgäuer Beobachter“ „Lueg ins Land“ Nr. 1, 5. Jahrgang, Seite 3 und auf ihrer Ostseite (gegen die Landstraße nach Woringen zu) auf irgendwelche möglichen Reste von Wällen oder Gräben zu untersuchen. (…) Freilich, Amerika haben wir nicht entdeckt, nur einen kleinen, bisher ganz unbekannten Burgstall haben wir gefunden und dabei ein kleines Stück mittelalterliche Heimatgeschichte erlebt. Walter Braun. Alte Ottobeurer Hausnamen Von H.(ermann) Köbele. Eines der reizvollsten Kapitel der Häusergeschichte ist die Deutung der Hausnamen. Man kann dabei dem Volk „aufs Maul schauen“, wie es bei Luther heißt, und kann seine Vorstellungsweise studieren. Ist es nicht reizvoll, wenn ein Haus, das zuvor einem Philipp und später einen Theodor beherbergte, im Volksmund, „beim Lippendores“ heißt? Dies war der Fall beim Haus Nr. 22 (heute Hirschgarage), wo wir um 1771 den Bäcker Phil. Huith und um 1789 den Bäcker Theodor Abröll finden. Daß im Volk der Sohn gern zu seinem Namen noch den Vornamen des Vaters bekommt, dürfte bekannt sein. Das Haus Nr. 78 führt seinen Namen „beim Kasparhansen“ deshalb, weil der Vater des um 1771 darin wohnenden Schuhmachers Johann Endraß Kaspar hieß. (Alte Leute sagen noch „beim Käsperle“.) Anders steht es mit dem Haus Nr. 203 „beim Peterfranzen“. Hier hieß der Besitzer um 1780 Peter Franz Pröller. Gern werden die Vornamen mit dem Beruf verbunden, so bei Nr. 34 „beim Maurer Hansjörg“ (um 1795 Hans Jerg Koch, Maurer), Nr. 42 „beim Schlosser Stephan“ (ab 1773 Stephan Miehle, Schlosser), Nr. 55 – heute Mahler – „beim Häfnerhannes“ (1780 Joh. Kimmerle, Hafner), Nr. 57 – heute Rinderle – „beim Wolfgang-Metzger“ (um 1818 Wolfg. Weiß, Metzger), Nr. 58 – heute Traubenwirt – „beim Seilerhansjörg“ (1789 Joh. Gg. Maurus, Seiler), Nr. 70 – heute Schubnell – „beim Säckler Toni“ (1789 Jos. Ant. Henz, Säckler) usw. Manche Vornamen erscheinen in der Schreibweise der Kataster in unverständlicher Form und erst die alten Familienbeschriebe geben Aufklärung. Nr. 32 heißt „beim Fietzerl“. Liest man „Fintzel“, so ist die Aufklärung leicht: es wohnte 1771 ein Vinzenz Haugg darin. Nr. 96 ist „beim Zimmerdaumen“, 140 „beim Schleggle Taumen“. In beiden Fällen handelt es sich um einen Thomas. Aus einem Wilibald Schwarz, der um 1818 im Haus Nr. 132 wohnte, wird ein „Balthes“. In einigen Fällen wird auch die Örtlichkeit mit einbezogen. Im Haus Nr. 16 wohnte 1789 ein Maurer Alex. Petrich. Das Haus liegt am Rosenkellerberg und führt den Namen „beim Bergxander“. Das kleine Haus Nr. 16 ½, das letzte an der alten Memminger Straße aber heißt „beim Galgenbaltes“; denn dort wohnte lange Zeit (schon 1818 nachweisbar) ein Balthasar Niggenrieder am „Galgenweg“. Gleich das nächste Haus Nr. 17a führt einen reinen Vornamen: „beim Kasimir. Spassigerweise heißen hier zwei Besitzer nacheinander Kasimir: Der Taglöhner Kasimir Grün 1818 und sein Schiegersohn Kasimir Maugg 1830. (Das Haus war 1771 im Besitz des Malers Arbogast Thalheimer. Zeitweilig – um 1870 – gehörte es dem Zinngießer Theod. Specht.) Auch das Haus Nr. 109 führt einen reinen Vornamen: „beim Rasso“. Hier wohnte der Zimmermann Rasso Frey (schon 1818, heute Wagner Holderieder). Auch das Haus Nr. 165b gehört hierher mit seinem Seite 4, 5. Jahrgang, Nr. 1 „Lueg ins Land“ Beilage zum „Allgäuer Beobachter“ reinen Vornamen „beim Raphael“. Ein Tagwerker Raphael Dreyer wohnte 1771 darin. Zweifellos ist die Seltenheit der Namen Kasimir, Rasso und Raphael an dieser Haustaufe schuld. Weit häufiger drückt der Schreibname eines Besitzers dem Haus seinen Stempel auf. Haus Nr. 4 (heute Högg) heißt beispielsweise „beim Batzer“. Hier wohnte 1780 der Weinwirt Joh. Batzer, ein Schwiegersohn des vorigen Besitzers Danner übrigens, der eine Schwester des Orgelbauers Riepp zur Frau gehabt hat und seinerzeit jedenfalls die guten französischen Weine Riepps ausschenkte. Ihm benachbart ist der „Stattmiller“ (Nr. 5, heute Apotheke), J. Gg. Stattmiller bewohnte es schon vor 1771. Merkwürdig ist, daß für Haus Nr. 13 (Käsegenossenschaft) der Name „Lerner“ im Kataster von 1855 verzeichnet steht, obwohl Lerner es erst um 1840 erwarb und das Haus ursprünglich den Namen „beim Kirschner“ führte. (Vor 1789 ist ein Kürschner namens Andr. Miller darin gewesen.) Lerner war übrigens Nachfolger des Batzer auf Nr. 4. In diesem Fall ist anzunehmen, daß es sich nicht mehr um einen reinen Hausnamen handelt. Unter Hausnamen verstehen wir solche, die einen größeren Wechsel von Nachfolgern überdauern; denn wenn bei einem Besitzwechsel alsbald auch der Hausname wechselt, so ist dies ein Beweis dafür, daß der alte Name nur an der Familie haftet, nicht etwa am Haus. Ein Hausname muß seinen Bestand im Gedächtnis des Volkes beweisen! Er muß sich gegen die Besitznachfolge durchsetzen. Nehmen wir z.B. Haus Nr. 81. Es heißt „beim Kögel“. Der Tagwerker Jos. Kegl war aber 1780 schon nicht mehr am Leben. 1789 finden wir Gottlieb Wegmann, 1818 den Sohn Alex. Wegmann, Stricker, darnach Bernh. Petrich, Maurer. 1830 Jos. Schindele, Maurer, nach 1845 Wilh. Streng, Malergehilfe. Im Jahre 1855 wurde der Hausname „Kögel“ zu Protokoll genommen. Daraus folgt, daß er sich gegen vier verschiedene Familiennamen durchgesetzt hat. Wenn natürlich eine Familie ein Haus in mehreren Generationen besaß, wie dies bei Nr. 124, „beim Natterer“ der Fall war, so ist der Übergang des Familiennamens auf das Haus verständlich. Manchmal saß aber der „Taufpate“ verhältnismäßig nur kurze Zeit im Hause, wie z.B. bei Nr. 82 „beim Reiter“, wo Roman Reiter nur von etwa 1795 bis 1815 Inwohner war. Es gibt hier keine Regel. Wir haben ein Haus – Nr. 70 – heute Schubnell – das weit über hundert Jahre im Besitz der Familie Herz war und das dessen ungeachtet nicht „beim Herz“ hieß, sondern „beim Säckler Toni“ nach Vornamen und Beruf eines Vorfahren 1789. Das Volk formt die Hausnamen nach freier Willkür und vielleicht nach einem urwüchsigen Sprachgefühl. Bestimmt ist „Säckler Toni“ einprägsamer als „Herz“. Heute ist die Bezeichnung eines Hauses nach dem Familiennamen des Inwohners das Gewöhnliche, wenn auch einzelne Hausnamen – z.B. „beim Gaber“, „beim Konohofer“, „beim Bruckgerber“ – noch allgemein geläufig sind. Das Verhältnis zum Haus hat sich gegen früher doch gewandelt. Man erkennt das z.B. auch ein einer anscheinend bloß äußerlichen Nachlässigkeit: Wenn jemand sein Haus erneuert, vergißt er meist die Hausnummer wieder anbringen zu lassen. Wer sich im Markt umsieht, wird das bestätigt finden. Ich bin sogar der Meinung, daß die alten Häuser mit den „ganzen“ Nummern auch ihren Hausnamen so gut nach außen hin führen sollten, wie es die Wirtshäuser tun und wie es jetzt lobenswerterweise unser „Hasenbäck“ tut! Fahren wir nun in unserer Übersicht fort. Die Schreibnamen werden gleich den Vornamen gern mit dem Beruf verbunden: Haus Nr. 44 „beim Ziegerbäcker“ (Inhaber 1795 Ant. Ziegler), Haus Nr. 76 „beim Haptseifensieder“ (Inhaber 1830 Seifensieder Phil. Schwarz. Seine Mutter war eine verw. Hapt), Haus Nr. 91a, „beim Abele Weber“ (Inhaber 1771 Joh. Aubele, Maurer und 1818 Joh. Schieß, Weber. Beispiel einer Hausnamenverwachsung), Haus Nr. 91b „beim Schneider Schön“ (Xaver Schön ab 1818 nachweisbar), Haus Nr. 91c (Neubau vor 1830) „beim Hafner Vögele“. (Die alte Heimat der Vögele ist Nr. 155 „beim Vögele“), Haus Nr. 99 „beim Uhrmacher Mahler“ (1780 Frz. Jos. Mahler. Sein Sohn Joh. Georg zog 1836 auf Nr. 55, wo das Geschäft heute noch blüht), Haus Nr. 106 „beim Schneider Held“ (die Familie Held von 1789 bis nach 1830 nachweisbar. Umzug auf Nr. 98b). Einige Male begegnet auch die umgekehrte Verbindung: „beim Götzenkiefer“ (Nr. 148. Wilib. Göz, Küfer 1771), „beim Fröhlichschreiner“ (Nr. 150. Die Familie lebt heute noch dort), „beim Jehle-Maurer (Nr. 167b, heute a. Die Jehle seit 1818.) Es erübrigt sich, noch die vollständigen Namen anzuführen, die hier vorkommen. Der erste ist ein gelungenes Beispiel volkstümlicher Umbildung. In Haus Nr. 66 wohnte 1780 bis etwa 1800 der Schuster Joh. Henkel. Der Volksmund machte daraus einen „Krügenhansen“. Nr. 85 heißt „beim Peter Sommer“. Der Betreffende wohnte dort 1789 und später. Nr. 168 heißt „bei Schindeles Hansen“. Ein Nachweis ist hier nicht möglich. Wohl gibt es einen Maurer Hans Schindele; vielleicht hat er vor 1771 hier gewohnt. Nr. 183 heißt „bei Dreyers Veron“. Die Inwohnerin von 1818 und 1830 heißt Veronika Dreyer. (Fortsetzung folgt.) Heimatkundliche Kleinigkeiten Ein Urteil des Dichters Schubart über Memmingen und Ottobeuren: Der schwäbische Dichter Christ. Dan. Schubart (1739 – 1791), der im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts des öfteren in Christoph Rheinecks bekanntem Gasthof zum „Weißen Ochsen“ als Gast und konzertierender Musiker weilte, schreibt in seinen Aufzeichnungen, die er später in seiner Gefangenschaft auf dem Hohen Asperg unter dem Titel „Schubarts Leben und Gesinnungen“ zusammenstellte, folgendes Urteil über Memmingen und Ottobeuren (2. Teil, Seite 117): „Memmingen gehört, in Absicht auf den guten Ton, der daselbst herrscht, unstreitig unter die ersten Städte Schwabens. Sie (die Memminger) lesen, beaugen, fühlen alles, was schön und groß ist, und wissen sich eine gewisse fromme, ernste, ehrbare Miene zu geben, die auch das Weltkind in Ehrfurcht hält. Auf meiner zwoten Reise in diese angenehme Stadt sah ich die so hochgerühmte Kirche in Ottobeuren. Sie steht quer auf einem Hügel und ist von innen und außen – Opernhaus. Leichtsinnige Gefühle ergreifen einen drinnen, nicht Schauer der Gegenwart Gottes, wie im Münster zu Ulm. Wieder ein Beweis von dem so sehr kontrastierenden alten und neuen Stile!“ Namen-, Sach- und Ortsweiser für den 4. Jahrgang des „Lueg ins Land“: Auch für den vorjährigen Jahrgang unserer Heimatbeilage wird ein Weiser in ABC-Folge in Maschinenvervielfältigung zusammengestellt. Wer einen haben möchte, der wird gebeten, ihn schriftlich bei der Stadtbibliothek Memmingen zu bestellen. Er wird auf ungefähr 40 Rpf. zu stehen kommen. Grenzsteine: Neben der Sammlung aller Steinkreuze in unserem Arbeitsbereich, die bald abgeschlossen sein wird, wollen wir auch alle größeren Grenzsteine, vor allem die mit Wappen oder Kreuzen, einmal zusammenstellen. Um Mitarbeit aller Heimatfreunde wird gebeten; Mitteilungen an die Stadtbibliothek Memmingen. B. Rätsel Das erste Rätsel dieses Jahrganges unserer Heimatbeilage „Lueg ins Land“ soll uns wieder einmal den Begriff vor Augen führen, für den der „Lueg ins Land“ arbeiten möchte. Der Begriff wird so oft erwähnt und so inhaltsreich … Lueg ins Land Heimatbeilage des „Allgäuer Beobachter“ und des „Schwäbischen Beobachter“. – Nachdruck nur mit Genehmigung der Schriftleitung. Nr. 2 Memmingen, 27. Februar 1938 5. Jahrg. Alte Ottobeurer Hausnamen (1. Fortsetzung.) Wir kommen nun zu einer Gruppe, die man zum Teil besser schon als „Spitznamen“ bezeichnen könnte. Wer kennt sie nicht, die Spitznamen von Professoren, die sich durch hunderte wechselnder Klassen fortleben, ohne daß ihr Urheber und ohne daß zuletzt selbst ihre Ursache mehr bekannt sind? Bei Hausnamen ist es ebenso. Wir finden auf Nr. 26b einen Peter Müller, Obsthändler (1795). Wir können jedoch beim besten Willen nicht angeben, warum das Haus „beim Katzenpeter“ heißt. Ähnlich verhält es sich mit folgenden Namen: „Beim Springelmaler“ (Nr. 27), „beim kleinen Seiler“ (Nr. 59, heute mit 58 – Traubenwirt – verbunden), „beim großen Metzger“ (Nr. 62 und 147), „beim Benediktle“ (Nr. 151), „beim Pudelweber“ (Nr. 198), „beim krummen Uhrmacher“ (Nr. 103), „beim Husarenschneider (Nr. 141a), „beim Göggelestaglöhner“ (Nr. 156a), „beim Röhrenschneider“ (Nr. 191a), „beim Saubauer“ (Nr. 192), „beim Armenseelenkramer“ (Nr. 133. Vielleicht weil am Weg zum Friedhof liegend?), „beim Studentenwascher“ (Nr. 185a) u.a. Völlig im Dunkel sind die Bezeichnungen „beim schwarzen Kramer“ (Nr. 56, heute Holzmann) und „beim blauen Kramer“ (Nr. 54, Kaufhaus Müller). Man könnte vermuten, daß auf Nr. 56 einmal ein Schwarz saß. Die Krämerei als solche ist von 1771 bis etwa 1850 nachweisbar. Nr. 54 taucht erst 1789 auf und heißt im Kataster „beim Goldschmied“, weil der Pfeifenmacher und Goldschmied Mich. Herberger ab etwa 1795 darin wohnte, der vordem auf Nr. 89 gesessen war. Nur im Familienbeschrieb von 1845 steht verzeichnet „beim blauen Kramer“ mit dem Handelsmann Martin Steiniger von Großschaffhausen. Ab 1847 wohnt darin Jos. Ant. Brack, der zuvor die „untere Färbe“ (Nr. 38) innegehabt hatte. Das „Blau“ soll dem Handelsmann Brack wohl noch seine Herkunft von der Färberei bescheinigen – oder was sonst? In verschiedenen Fällen bezeichnet der Hausname die Herkunft einer früherern Besitzes, so bei Nr. 38, das nicht etwa „untere Färbe“ hieß (wie man es heute nennen hört), sondern „beim Liebeser Maurer“. Hier hauste um 1795 der Maurer Fr. Jos. Madlener von Niebers. „Liebes“ ist Volksmund für Niebers. Nr. 68 heißt „beim Brüchlinser“, weil der Besitzer 1789 von Brüchlins war, Nr. 86 „beim Wesbacher, weil 1818 ein Fr. Jos. Falser von Wesbach (bei Egg a. d. Günz) dort wohnte, Nr. 88 „beim Hawangerweber“, weil der Weber Joh. Krismer (kaufte 1825) von Hawangen war. Der Name „Ochsenhäusle“ für Nr. 144 bezeichnet jedenfalls die Herkunft eines Besitzers von Ochsenhausen. Der Beitrag der Hausnamen zur Geschichte des Gewerbes ist bedeutend. Es würde zu weit führen, all die Metzger, Krämer, Wachszieher, Gerber, Färber, Sattler, Seiler, Kürschner, Weber, Strumpfwirker, Schneider, Schreiner, Drechsler, Zimmerleute („Ladenmacher“), Maurer, Säckler, Schuster, Hafner, Bortenmacher, Hutner, Glaser, Küfer, Wagner usw. aufzuzählen, die in Hausnamen festgehalten sind. Von besonderem Interesse sind – als sehr alt – die Mühlen, Schmieden, Wirtshäuser und Bäcker. Die untere Mühle (Nr. 23, Hatzelmann) ist jedenfalls die älteste, weil am ehemaligen Marktplatz und zugleich am „Burgstall“ stehend (so heißt das „Gefängnis“ noch 1681). Ebenso ist es mit der „unteren Schmiede“. Im oberen Markt gab es übrigens zwei Schmieden, den „Hofschmied“ auf Nr. 134 (bis vor 1818) und den „oberen Schmied“ auf Nr. 137 (noch heute). Die „obere Mühle“ (Nr. 171) bietet ein Beispiel von reiner Erbnachfolge. Die Familie Wagner ist dort schon 1771 nachweisbar. In Eldern bestand neben der Sägmühle auch eine Öhlmühle (heute Maschinenwerkstätte.) Eine Öhlmühle stand ferner bei der alten Schaberschen Sägmühle, die 1928 abgebrannt ist. Die „Klostermühle“ oder „Hofmühle“ ist eine Gründung des Abtes Rupert Neß (vollendet 1725.) Sie bestand noch bis vor etwa 20 Jahren. Bäckereien bestanden folgende: Nr. 44 „beim Ziegerbäcker“ (neben Sonnenwirt. Bestand 1818 nicht mehr.), Nr. 48 „Zopfbeck“ (schon 1789 so bezeichnet. Von Raith 1860 erworben), Nr. 49 „Pfefferbäck“, heute entstellt „Pfeifenbeck“. (Die Eichele seit 1789 in Erbnachfolge bis heute), Nr. 51 „Mauschel- (od. Mauschen-)bäck“, heute Schreiner König im Halbhaus. 1771 war hier die Traubenwirtschaft, Inhaber Mich. Wagner. Der Sohn Frz. Anton war Bäcker (es ist das die Familie Wagner von der oberen Mühle. Das Haus wird 1830 auch ausdrücklich als „Obermillers Eigentum“ bezeichnet.) Aus der Wirtschaft ward allmählich eine Schnapsschenke, deren Konzession von Joh. Martin (aus dem „Branntweinergutl“ Nr. 37b gebürtig) auf Haus-Nr. 58 übertragen wurde, wo sich dann die Schenke anscheinend unter dem Bäcker und Branntweiner Ant. Dolp von Kirchstetten etwa um 1870 wieder zum Gasthaus emporschwang. Dolp scheint die Bäckereikonzession von dem letzten „Mauschenbäck“, Ant. Fürst, erworben zu haben. Früher war auf Nr. 58 u.a. der Seiler J. Gg. Maurus, gebürtig aus dem Nachbaranwesen Nr. 59. Sein Hausname ist dementsprechend „beim Seilerhansjörg“. Sein Bruder Anton arbeitete in Nr. 59 weiter neben einem andern Bruder Markus, der Glaser war und später auf Nr. 122 zog (heute Sattler Petrich, Hausname „Glaser Marx“). Das Haus Nr. 59 hieß „beim kleinen Seiler“. Es wurde später mit 58 vereinigt. Die Nummer ist gelöscht. (Die Geschichte der Seilerei auf 58 und 59 in Verbindung mit der Geschichte der Traubenwirtschaft und der Mauschenbäckerei ist in den alten Familienbeschrieben von einer wahrhaftig „seilenmäßigen“ Verwickeltheit!). Der nächste Bäcker ist der „Gärtnerbäck“ auf Nr. 63 (heute Ripfel). 1845 heißt es hier „beim Neubäck“, Inhaber war 1771 ff. J. Mich. Freisinger, Hofgärtner und Bäcker. Dann folgt der „Hasenbäck“ Nr. 110 (Ludwigstraße). Der Bäcker Joh. Albrecht zog erst nach 1789, vielleicht um 1800 ins Haus Nr. 53, wo das Geschäft heut noch blüht (in reiner Erbnachfolge). Vorher war dort der Metzger Jos. Ant. Waldmann. (Hausname „beim Springer“. Die Familien Waldmann und Albrecht sind verschwägert seit 1790.) Alt ist der „Heubäck“, Hs-Nr. 115, Frz. Xaver Döring von Rothenstein ist ab 1845 erwähnt. Im heutigen Maurushaus Nr. 116 war der „Strumpfbeck“, geführt in ununterbrochener Folge von der Familie Eichele (Seit 1861 Rob. Eichele. Dessen Schwester Ursula heiratet 1852 Fr. Jos. Maurus aus dem Hause Nr. 59. Diese Ehe begründet in der Folge das jetzige Geschäft Maurus.) Zuletzt kommt der „Fischerbäck“, Hs.-Nr. 125 (heute Aug. Ripfel). Der Inhaber Jos. Steigleder (von 1796 bis 1828) war Fischer und Bäcker. Die Bäckerei erlosch später. Wenden wir uns zu den Wirten! Es bestanden 1771 der Mohrenwirt (Nr. 1), der Lammwirt (Nr. 2. Der letzte Lammwirt, Quirinus Schmid Seite 6, 5. Jahrgang, Nr. 2 „Lueg ins Land“ Beilage zum „Allgäuer Beobachter“ von Mutheinsweiler, dritter Mann der Regina Stiefenhofer von der unteren Mühle, ist „nach Amerika entlaufen“. Der erste Mann Joh. Zwerger war übrigens ein Abkömmling der Familie Riepp gewesen, der unser berühmter Orgelbauer Karl Riepp entstammt), der Sonnenwirt (Nr. 45), der Hirschwirt (Nr. 47), der Kronenwirt (Nr. 52, heute Zentralmolkerei. Gehörte seit 1817 dem Mohrenwirt. Pächter nach 1830 Fr. Xav. Döring. Der letzte Eintrag im Familienbuch von 1845 lautet „Max Rupp von Memmingen“. Später wurde die Wirtschaft Bahnhofrestauration. Neubau in der Bahnhofstraße), der Engelwirt (Nr. 119), der Eichelewirt (Nr. 118, heute Gerber Maier.) Diese Wirtschaft besaß nicht nur das Zeichen der Eichel („Signum glandium“ heißt es im Fundationsbuch von 1722), sondern es hießen auch die Besitzer Aichele. (Jos. Aichele † ca. 1715, Gg. Aichele † ca. 1730.) Valentin Kösel, Bruder des Mohrenwirts Jos. Ant. Kösel, ist 1818 und 1830 genannt. Er hatte eine Tochter des alten Lehrers Altenegger – Vorgänger Triebs – zur Frau. Bei der Übernahme des Hauses (1862) durch Joh. Gg. Maier, Gerbers, erlosch Fortsetzung folgt. die Wirtschaft. Schwäbische Bauerhochzeit Eine heimatkundliche Schilderung aus Lauben im Günztal Von Albert Buck. (Schluß) Während sich nun die kirchliche Handlung vollzieht, ist das Brauthaus jedermann zugänglich. Alle Schranktüren und Schubladen stehen sperrangelweit offen, damit sich jeder von der Güte und Menge der Aussteuer überzeugen kann. Auf dem „Brautbett“ türmen sich die prall gefüllten Kissen fast bis zur Decke der niederen Kammer und in den Truhen und Kästen sind Bettücher, Hemden und andere Dinge aufgestapelt, daß sie für ein Menschleben zur Genüge reichen. Über dem Fußende des Bettes hängt das Geschenk der „Anderen“, die Taufdecke, unter der später die Täuflinge zur Kirche getragen werden. Die „Nächste“ hat eine neue Kunkel für das Spinnrad der Braut gestiftet, an der einige Knitzle Flachs mit bunten Bändern befestigt sind. Es herrscht um diese Zeit ein arges Gedränge in den Stuben und Kammern und besonders die Frauen können sich nicht genug tun, die Herrlichkeiten zu bewundern oder auch hämische Vergleiche mit andern Bräuten zu ziehen. Junge Mädchen aus der Verwandtschaft der Braut passen auf, daß die Neugier der Besucher sich nicht allzuweit versteigt. Dabei lassen sie auch wohlgefüllte Bierkrüge umgehen und schneiden jedem ein Stück Weißbrot ab. Inzwischen sind die Brautleute vor Gott und der Welt zu rechten Eheleuten geworden. Von Freudenschüssen begrüßt treten sie, Arm in Arm, aus der Kirchentüre und mit einem flotten Marsch geht es hinüber zum Unteren Wirt. Die Zugordnung ist nun gelockert; die meisten Teilnehmer sind nach der Trauung wieder nach Hause gegangen. Nur die Gäste, die am Mahl teilnehmen, die näheren Freunde und Nachbarn und die Vorgehmädchen sind noch dabei. Der Eingang zur Wirtschaft ist mit grünen Gewinden und kleinen Tännchen geschmückt. Die Türe wird aber von den Kellnerinnen und Küchenmädchen von innen zugehalten. Der Hochzeiter muß wohl oder übel wieder den Geldbeutel ziehen und sich den Eintritt erkaufen. Dann poltert der ganze Haufen die Treppe zum Saal und Tanzboden hinauf. Viele neugierige Zaungäste drängen nach, um den nun stattfindenden „Brauttanz“ zu sehen. Die Musikanten nehmen auf dem „Bock“, einer kleinen, von einer hölzernen Brustwehr umgebenen Bühne Platz. Die Besetzung ist zumeist: 1 C-Trompete, 2 Klarinetten, 2 Flügelhörner, 1 Althorn und der Baß. Nun erhält jeder Musikus von der Braut 20 Pfennige, worauf sie die Mäuler spitzen und den Brauttanz blasen. Das junge Paar tanzt nun ganz allein einen Walzer, einen Rheinländer und einen Schottisch. Alle andern stehen im Kreis herum und schauen andächtig zu. Nach dem dritten Tanz mischen sich auch die „Nächsten“ in den Reigen und zuletzt tanzen alle mit. Damit ist der Brauttanz beendet; man begibt sich zu Tisch. Im „Herrgottwinkel“ des Saales steht der runde Tisch, an dem die Braut zwischen ihren „Nächsten“ Platz nimmt. Dazu gesellen sich die „Ehrenmütter“, das sind die Mütter der Brautleute. Sind diese nicht mehr am Leben, so werden die durch ältere Frauen aus der Verwandtschaft ersetzt. Der Hochzeiter sitzt ebenfalls zwischen seinen Trauzeugen, aber nicht neben seiner jungen Frau, sondern am oberen Ende der langen Tafel, an der auch die übrigen Gäste Platz nehmen. Den „Nächsten“ fällt die Aufgabe zu, die Brautleute während des Mahles zu bedienen, ihnen die Suppe auszuschöpfen, das Fleisch vorzulegen und auch aufzuschneiden. Die Speisenfolge ist fast immer gleich und beginnt mit einer handfesten Knödelsuppe. Darauf folgt das sogenannte „Voressen“, ein säuerliches, aus dem Gekröse vom Rind oder Schwein bereitetes, echt schwäbisches Gericht. Bratwürste und gesottenes Rindfleisch schließen sich an; dann erreicht der Genuß im Schweinebraten seinen Höhepunkt. Kaffee und Zuckerbrot bilden den Nachtisch des reichlichen Mahles, das sich mit Pausen über den ganzen Nachmittag hinzieht. Während des Essens werden zuweilen einige Pakete gebracht, die sofort geöffnet werden und meistens die verschiedenen unentbehrlichen Dinge für die Kinderstube enthalten. Vielleicht steigt auch noch die Goldoder Silberjungfer auf einen Stuhl und stammelt an einem Gedicht, das der Schullehrer oder sonst einen Verseschmied zum Urheber hat. An einem Nebentisch sitzen die Vorgehmädchen, wo ihnen „Wurst und Wecken“ verabfolgt werden. Dafür bringt jede ein kleines Geschenk in den Haushalt der Braut. Der Bürgermeister in seiner Eigenschaft als Standesbeamter und der Zugordner nehmen auf Kosten des Hochzeiters ebenfalls am Mahl teil. Der „Orgelist“ erhält nur „ein halbes Mahl“ und der Pfarrer bekommt sein Essen ins Haus geschickt. Dazu erhält er von der Braut noch ein Hemd als Geschenk. So gegen Abend wird dann meist „die Braut gestohlen“. Irgend ein kecker Bursche nützt einen günstigen Augenblick, in dem die Braut allein ist, faßt sie bei der Hand und zieht die zum Schein Widerstrebende die Treppe hinunter. Im Laufschritt geht es durch Höfe und Obstgärten hinauf zum Oberen Wirt, und wenn bei dieser Flucht der Schleier zerreißt, so gilt dies als gutes Zeichen. Beim Oberen Wirt schafft der Entführer Wein an, weitere Hochzeitsgäste finden sich ein und die entstehende Zeche muß der Hochzeiter bezahlen, der alsbald mit der Musik anrückt, um sein Eheweib wieder zu befreien. Wenn aber der Hochzeiter den Brautraub früh genug bemerkt, und es einem der „Nächsten“ gelingt, auf Umwegen vor dem Entführer beim Oberen Wirt einzutreffen, dann muß der Brauträuber die oft nicht geringe Zeche auf seine Kappe nehmen. Mit Musik geht es nun wieder zum Hochzeitswirt zurück, wo indessen ein „Nächster“ den Brauttisch bewacht hat. Oft wird dieser Wächter mit List weggelockt, andere Gäste besetzen den Tisch und ihre Zeche geht dann zu Lasten des Überlisteten. Um sieben Uhr ist das Mahl gewöhnlich zu Ende. Es setzt nun der Zustrom der Gäste aus dem Dorf und der Umgebung ein. Besonders die Jugend ist stark vertreten, sind doch die Hochzeiten fast die einzigen Tanzgelegenheiten auf dem Lande. So füllt sich allmählich der Saal, der durch eine Wand mit offener Doppeltüre in eine „ledige Stube“ und eine „verheiratete Stube“ geschieden ist, bis auf den letzten Platz. Dicke Rauchschwaden umnebeln die Lampen, die Temperatur nähert sich der eines Backofens und das Lachen und Stimmengewirr verschmilzt zu einem gleichmäßigen Gebrodel. Auf dem Tanzboden herrscht ein beängstigendes Gedränge und die Musikanten haben vom vielen Trinken und Blasen feuerrote Köpfe. Am Nachmittag war der Tanz frei. Jetzt aber schreit der CTrompeter nach jeder „Tour“ sein „Aufg’schlossa“, springt vom Bock und heischt von jedem Tänzer 10 Pfennige. Man kann diese Abgabe auch in Bier entrichten; ein Maß für drei Touren. Plötzlich ruft ein Trompetensignal zum „Schenken“. Alle Gäste, die mit dem Brautpaar verwandt oder befreundet sind oder sich sonstwie verpflichtet fühlen, bilden eine lange Reihe, die langsam am Brauttisch vorbei zieht. Eine der „Nächsten“ hält eine Schüssel, in die jeder sein Geldgeschenk legt. Eine Mark ist das Übliche. Gute Bekannte und die Burschen, die am „Ausstand“ teilgenommen haben, geben das Doppelte. Dabei nimmt das Brautpaar auch die Glückwünsche entgegen, bedankt sich und läßt jeden aus dem Weinglas trinken. Dann geht das Tanzen wieder weiter und steigert sich Beilage zum „Allgäuer Beobachter“ „Lueg ins Land“ Nr. 2, 5. Jahrgang, Seite 7 allmählich zu einem wilden Tumult. Die Burschen haben ihre Joppen ausgezogen, denn die Hitze wird immer ärger. Im Schweiße ihres Angesichts drehen und stoßen sich die Paare, gesprochen wird nichts, denn der Lärm der scharrenden Füße und die überlaut spielende Musik übertönen jedes Wort. Ab und zu stößt einer im Übermaß des Entzückens einen gellenden Schrei aus. Zuweilen flammt auch ein Streit auf, der sich manchmal trotz aller Schlichtungsversuche zu einer zünftigen „Hauerei“ entwickelt. Zuletzt fliegen ein paar Besiegte mit blutigen Köpfen die Treppe hinunter und das Fest nimmt seinen Fortgang. Drinnen in der „ledigen Stube“ sitzen Buaba und Fehla an langen, ungedeckten Tischen beisammen und stärken sich in den Tanzpausen mit Bier und Weißwürsten. Schließlich fangen sie gruppenweise an zu singen und nur mit äußerstem Stimmaufwand können sie den Tanzbodenlärm übertönen. Auf der nächtlichen Dorfstraße sieht man einzelne Paare engumschlungen lustwandeln und der Anstoß zu manch neuer Ehe wird so gegeben. So vergehen mit lärmender Fröhlichkeit die Stunden. Kurz vor Mitternacht macht sich der Brauttisch aufbruchbereit. Die Musik postiert sich am Treppengeländer und schmettert den Scheidenden einen Marsch nach. Damit ist der Hochzeitstag für das junge Paar beendet. Abgespannt und todmüde von den vielen Ereignissen des langen Tages erreichen sie in Begleitung der „Nächsten“ ihren Hof. Doch vor der Nachtruhe gibt es oft noch einige Hindernisse zu beseitigen. Irgend ein Galgenstrick hat im heimlichen Einvernehmen mit denen das Haus hütenden Mädchen das Brautbett zugenäht, daß sich das Oberbett nicht abheben läßt. Schließlich ist diesem Übel abgeholfen, aber kaum ist das neugebackene Ehepaar zum erstenmal in den weichen Pfühl gesunken, da erhebt sich ein gellendes Geläute. Verruchte Hände haben einige Kuhglocken unter die Matratzen gehängt und es bleibt dem Ehemann nichts anderes übrig, als unters Bett zu kriechen und die Geschichte zu entfernen. Dann erst kann sich süßer Schlummer über die beiden senken, wenn nicht nach wenigen Stunden der Hahn, der in einem Korbe in einem Winkel steht, ein furchtbares Gekrähe anhebt. Beim Wirt geht der Tanz und das Singen noch eine Stunde weiter, dann bietet der Wirt Feierabend. Am folgenden Tag findet sich das junge Ehepaar mit seinen nächsten Verwandten nochmals zu einer kleinen Nachfeier beim Hochzeitswirt ein. Dabei wird die geschäftliche Seite der Hochzeitsfeier geregelt und der Wirt zahlt seinen Gästen ein kleines Vesper. Nachrichten über mittelalterliche Memminger Geschlechter 3. Ammann 1313 VII. 25. erscheint Hermann der Amman als Zeuge zusammen mit seinem Sohn Richert [Feyerabend, Ottob. Jahrbb. Bd. 2, S. 472], ob diese beiden zu der folgenden Familie gehören? Hermann nochmals Zeuge 1318 IX. 11. [Sti. A. Memm., Fol. Bd. 48]. (…) 1443 III. 3. verkauft Anna Ammann, Tochter des Frick Leutprecht und Bürgerin zu Ravensburg, um 1125 Fl. an den Rat zu Leutkirch ihren Zehntanteil in den Leutkircher Eschen unter Stundung der Kaufsumme, die später an ihren Sohn Anton in Memmingen, den sie auch als Gewähren setzt, ausgezahlt wird [St.A. Leutkirch, 12c Nr. 434 „Lueg ins Land“ Seite 8, 5. Jahrgang, Nr. 2 Beilage zum „Allgäuer Beobachter“ Lit. b und Roth, Gesch. der Reichsst. Leutkirch, Bd. 2, S. 232]. Conrat [II.] war in erster Ehe (…) (Fortsetzung folgt) Schwäbisches Schrifttum Hans Wölfle (Kempten im Allgäu), Die Münzen und Medaillen der Stadt Memmingen. Sonderdruck aus den Mitteilungen der Bayer. Numismatischen Gesellschaft, 55. Jahrgang, München 1937. Die Seiten 99 – 150, versehen mit den Bildtafeln XXI und XXII, bringen eine eingehende Schilderung dieses für die Münzgeschichte sehr wichtigen Stoffes. Es ist erfreulich, daß allmählich auch diesem Gebiet immer mehr Interesse entgegengebracht wird. Das Verdienst hiefür gilt nicht nur dem Verfasser, sondern auch der regen Tätigkeit der Münzenwissenschaftler, an der Spitze die Münchner Numismatische Gesellschaft mit ihrer vorzüglichen Zeitschrift, und schließlich auch der Stadt Memmingen, die durch Geldbeihilfe den Druck unterstützte. Nach einer Einleitung zur allgemeinen Münzgeschichte werden die sonst gerne übergangenen Prägungen der im Memminger Reichsstadtgebiet notwendig gewordenen Wertmarken, Rechnungspfennige, Hochzeits-, Personen- und andere Medaillen, behandelt. Der Teil der kursfähigen Münzen mit den da u. dort noch sehr umstrittenen Brakteaten, wobei sich die Pfalzmünzstätten wie Konstanz, Ulm, Schongau, Donauwörth usw. im alamannisch-schwäbischen Kreis den Rang ablaufen. In diesem Zusammenhang muß immer wieder des verstorbenen hochverdienten Spezialforschers Prof. Dr. BuchenauMünchen gedacht werden, der seine Studien hierüber leider nicht abschließen konnte. Der Verfasser sagt mit Recht, daß die Lösung dieser Rätsel einem glücklichen, sichere Anhaltspunkte bietenden Münzfund oder einer archivalischen Entdeckung vorbehalten bleibt. In der Folge tauchen Memminger Prägungen außer einem Prager Groschen mit Gegenstempel und einem noch unsicher zugeschriebenen Kreuzer, ebenfalls mit Gegenstempel, erst wieder ab 1622 auf, in der Zeit des 30jährigen Krieges, wo durch die unglückseligen Kriegsläufe bald jede markthaltende Stätte zur Münzprägung gezwungen wurde. Es ist die bekannte Kipper- und Wipperzeit, die zum Teil so sehr an unsere Inflation von 1919 bis 1923 erinnert. Dazwischen erscheinen die trotz der Notzeit geprägten, sehr schönen goldenen und silbernen Regimentstaler, zu denen die im Regiment sitzenden Bürgermeister und Ratsherren den Anlaß gaben. Eine Sonderabteilung gilt der Zeit von 1702 bis 1704, der Zeit des spanischen Erbfolgekrieges, in der die Übergabe der Städte Augsburg, Ulm und Memmingen an Maximilian II. Emanuel im Vordergrund steht, aber nicht ohne in zynischer Weise der 1704 erfolgten Niederlage ein Gleiches entgegen zu stellen. Die Zeit von 1717 leitet von der Reformationsgedenkfeier über zu der der Augsburger Konfession von 1730. Neben einigen Erinnerungsmedaillen des 18. Jahrhunderts beschließt u.a. die ältere Zeit das Erscheinen Napoleons in den schwäbischen Landen 1805/06. Auch das spätere 19. Jahrhundert mit Prägungen auf Ausstellungen, Sängerfeste usw. ist vertreten und findet seinen Abschluss in Hinweisen auf die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts, wo selbst noch die Zeit des Notgeldes mit einbezogen ist. Wichtige archivalische Nachträge bilden eine Abteilung für sich. Auch aus diesem Beitrag ist in seiner Gründlichkeit so recht ersichtlich, wie das Münzwesen der Vergangenheit jeder Reichsstadt unerhörte Aufgaben stellte. Mit Zähigkeit hält der schwäbische Bund zu einander, bis zum Zeitpunkt der Säkularisation. Auch Memmingen hat unter den Städten Schwabens einen erheblichen Anteil zu verzeichnen auf dem so wichtigen Gebiet der Münzgeschichte. Nirgend wird das Zeitgeschehen einer Stadt in seiner Vielseitigkeit so beleuchtet wie gerade in seiner Münz- und Geldgeschichte. Möchten sich die übrigen maßgebenden Stellen Schwabens dem vorbildlichen Beispiel Memmingens anschließen! Häberle. Heimatkundliche Kleinigkeiten Archiv der Familien Kaiser (Keiser, Kayßer u. ä.): Eine familienkundliche Kartei aller Namensträger Kaiser (in allen Schreibungen, einschl. der geadelten Zweige) ist im Aufbau. Das Archiv hat heute schon Unterlagen über 20 000 Namensträger Kaiser von 1271 an bis heute aus allen deutschen Gauen. Zweimonatlich erscheint ein Familienblatt „KaiserArchiv“ mit Forschungsergebnisssen, Stammtafeln, Wappen usw. Auskünfte für Zwecke der Familienforschung werden erteilt. Mit Anfragen ist die betr. Stammreihe Kaiser (mit Ehegatten und den Kindern aus dieser Ehe, sowie den Eltern des Angeheirateten) mit allen bekannten Daten einzusenden. – Anschrift: Archiv Kaiser, Oscar Kaiser, Weimar, Schröterstraße 44. Auflösung des Rätsels in Nr. 1 des „Lueg ins Land“. Die gesuchten Worte heißen: Hart, Erna, Item, Muli, Alpe, Tuch. Daraus ergibt sich (die ersten Buchstaben von oben nach unten, die letzten von unten nach oben gelesen) das Wort Heimat, der Begriff, für den sich unsere Heimatbeilage auch heuer wieder einsetzen will, sei es die engere Heimat im Bezirk oder der ganze weite Rahmen, unsere deutsche Heimat. Lueg ins Land Heimatbeilage des „Allgäuer Beobachter“ und des „Schwäbischen Beobachter“. – Nachdruck nur mit Genehmigung der Schriftleitung. Nr. 3 Memmingen, 26. März 1938 5. Jahrg. Nachrichten über mittelalterliche Memminger Geschlechter 3. Ammann (Fortsetzung) 1445 XI. 26. Anton Ammann kauft um 26 Fl. von seinem Vetter Rupprecht Rupp und [dessen Schwester] Margareta Rupp, Witwe des Biberacher Bürgers Ulrich von Essendorf ein Vogtrecht aus dem Ottobeurischen Hof zu Benningen [H.StsA. Mü., Kloster Ottobeuren, Urk. 165]. – 1448 IX. 4. verkaufen Anton Ammann, Diepolt Hutter und Jos Schütz das Gut Allbranz (jetzt Einöde Gut, Bez.A. Memmingen) um 41 Fl. an das Kloster Ottobeuren [Feyerabend, Ottob. Jahrbb., Bd. 2, S. 656]. – 1449 I. 17. wird Anton von Heinrich v. Eisenburg mit der unteren Mühle an der Ach zu Memmingen als österrreichisches Lehen belehnt [HStsA. Mü., Reichsst. Memm., Urk. 332]. – 1449 III. 13. Hans Biener d. ä., seine Frau Ursula Eppin und ihre Kinder haben vor Jahren (…) Neben verschiedenen Ammann, wie Cuntz A. von Winterstetten, Cuntz A. von Krumbach, Hans A. vor dem Seite 10, 5. Jahrgang, Nr. 3 „Lueg ins Land“ Beilage zum „Allgäuer Beobachter“ Wald ist in Memmingen im 15. Jahrhundert noch eine Tucherfamilie A. nachzuweisen. Die drei zwischen 1285 und 1358 genannten Mäck (= Marquard) Ammannn gehören dem Patriziergeschlecht der Kempter an, ebenso, wie die Ende des 14. Jahrhunderts erscheinenden Ulrich, Hermann und Othmar Ammann keine Ammann sind, sondern Leutkircher. Der Übername in beiden Fällen vom Stadtammannamt ab, das Mitglieder ihren Familien lange Zeit inne gehabt haben. Siegel: 3 Rosen auf Querbalken. (…) 2. Uli (1366, 1371). 3. (?) Cristina. oo Martin Pföslin (1318, 1334). Ein Handwerksvertrag von 1434 Geschäftsverträge aus der Blütezeit des Memminger Handels und Handwerks im 14. und 15. Jahrhundert sind sehr selten. Da es sich in den allermeisten Fällen um Privaturkunden handelte, sind sie mit all den anderen Geschäftsurkunden im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen und nur durch Zufall hat sich schließlich eine in ein öffentliches Archiv verirrt. Als Beispiel für einen Handwerksvertrag dieser Zeit sei im folgenden eine Urkunde des Memminger Stadtarchivs (323/1) neuhochdeutsch wiedergegeben. Es handelt sich um eine Lieferung von Wannen, offenbar Kupferwannen für handwerkliche und Haushalteszwecke. Die Urschrift ist auf Pergament (…) Walter Braun. Alte Ottobeurer Hausnamen (Schluß) Nun folgt der Löwenwirt Nr. 120, heute Gerle. Ein Jerg Baumann „Lewenwirt“, starb etwa 1645. (Totenbuch der Weber.) Nach Erwerb durch den Bildhauer Fr. Jos. Fröhlich (Protokoll vom 9.4.1816) wird die Wirtschaft wohl eingegangen sein. Es folgt der Kaufmann Mart. Steininger, nochmals auf Nr. 54. 1845 lesen wir den Eichelewirt Val. Kösel. (Er wird hier wohl in der Pfründe gesessen sein.) Eine beherrschende Stellung scheint der Adlerwirt eingenommen zu haben (Nr. 121, heute „Post“). Man möchte dies aus seinem häufigen Vorkommen als Zunftvater (in Beilage zum „Allgäuer Beobachter“ „Lueg ins Land“ Nr. 3, 5. Jahrgang, Seite 11 Totenbüchern der Zünfte) schließen. Im Fundationsbuch von 1722 wird schon für 1636 ein Adlerwirt bezeugt. Er hieß Heinrich Hölderlin. Auch die Eldernwirtschaft (Nr. 210) wird schon recht alt sein. Jüngeren Datums ist der Lindenwirt. 1771 wohnt dort Klosternachtwächter Joh. Mich. Geiger. Erst 1780 wird er als „Lindenwirt“ bezeugt. Die Wirtschaft ist also erst in dieser Zeit entstanden. Das Haus ist am 28. April 1868 völlig abgebrannt. Schließlich ist hierher zu zählen die Weinwirtschaft „beim Batzer“, von der schon die Rede war (Nr. 4). Die übrigen Wirtschaften sind Gründungen des 19. Jahrhunderts. Es ist nicht richtig, was man oft sagen hört, daß in früheren Zeiten im Flecken mehr Wirtshäuser gewesen wären; vielmehr ist das Gegenteil richtig. Nur das eine ist auffallend, daß sie früher mehr beisammen standen. Die Nähe der Günzbrücke erklärt dies. Nachzutragen ist, daß es früher auch einen „Kreuzwirt“ gab. Ein Kreuzwirt Gg. Doldi starb 1686 (Buch der Wirte). 1771 ist die Wirtschaft nicht mehr vorhanden und taucht auch später nicht mehr auf. Was die „Rosenwirtschaft“ betrifft, so gab es in alter Zeit wohl eine Wirtschaft zur Rose, die am Platz des heutigen Kriegerdenkmals stand. Sie gehörte dem Kloster und wurde beim Kirchenbau abgerissen. Die heutige „Rose“ führt also zwar ein historisches Schild, hat aber mit der alten nichts zu tun. Das Haus – früher Doppelhaus 10a „beim Kutscher“ und 10b „beim Messerschmied“ – ist ein Neubau etwa aus den 60er Jahren. Es war schon die Rede von den Beziehungen zwischen Familie und Hausname. In vielen Fällen gibt die Familie den Namen her. Es kommt aber auch vor, daß sich der Hausname dergestalt an die Familie heftet, daß er ihr auch beim Wegzug verbleibt. Der Gerber Fr. Jos. Mayer saß vor 1780 auf Nr. 62 (heute Bauer Krumm) und hieß demgemäß „Bruckgerber“, weil die Brücke ganz in der Nähe ist. Zwischen 1785 und 1789 zog er ins Haus Nr. 74 (heute Metzger Hans Mayer, „Madlenerhaus“ genannt). Von da an hieß dieses Haus „beim Bruckgerber“, wiewohl hier von einer Brücke weit und breit keine Rede sein kann. Erst als Joh. Gg. Mayer im Jahre 1862 auf Nr. 118 zog, erhielt die Bezeichnung neuerdings ihre Berechtigung. Im Haus Nr. 39 saß 1818 und bis nach 1830 ein Söldner Ben. Stocker. Das Haus hieß danach „beim Stogg“. Um 1850 herum zog der Söldner Jos. Mayer ein. Dessen Familie nahm dann den Hausnamen etwa 25 Jahre später mit auf Nr. 127, wo wir heute noch das Baugeschäft „beim Stocker-Mayer“ finden. (Der Hausname war 1858 noch „beim Kaminkehrer“, weil hier nacheinander die Kaminkehrer Christian I. Jakobi, Christian II. Jakobi, Otto Meggle, Joh. Nep. Stiegeler und einige Zeit auch noch Karl Ott gewohnt haben.) Nr. 147 hieß „beim großen Metzger“. Als der Metzger Jos. Waldmann um etwa 1800 auf Nr. 62 zog, nannte man dieses Haus „beim großen Metzger“, ohne jedoch die Bezeichnung für Nr. 147 zu ändern. Es gab also von da an zwei „große Metzger“. (Der einzige Fall dieser Art.) Zum Schluß zwei Fälle sonderbarer Art, Auf Nr. 87 wohnte 1771 der Zimmermann Leander Beda Grimm (bis nach 1789). Das Haus heißt im Familienbuch von 1845 „beim Beuker“, im Kataster von 1855 „beim Beckersbeda“. Daß „Beuker“ und „Becker“ dasselbe sind, ist sicher. (Vor Jahrzehnten sagte man noch „beim Balker“.) Nun erscheint etwa 1795 auf Haus Nr. 100 ein Benedikt Grimm, Sohn des Beda und dieses Haus führt nun den Namen „beim Beigers Grimm“. Den Namen „Beiger“ (Beuker, Becker) muß die Familie Grimm von irgendwoher mitgenommen haben, worüber die Akten sich ausschweigen. Und nun zum „Gaber“! Auf einer der Zunfttragstangen, die heute noch bei der Fronleichnamsprozession mitgeführt werden, steht der Name Seb. Gaber. Im Buch der Metzger findet sich ein Seb. Gabler gest. 1817. Aber weder in den Familienbeschrieben noch im Grundbuch von 1780 ist der Name verzeichnet. Der Taglöhner Martin Hölzle von Ollarzried hat vielmehr den Hausnamen schon mitgebracht und ihn zunächst auf da Haus Nr. 185 verpflanzt. Dort finden wir 1830 seinen Sohn Josef Hölzle, Maurer. Im Jahre 1832 kaufte dieser das Haus Nr. 154, das ursprünglich „beim Ochsenfutterer“ hieß und nun den Namen „Gaber“ annahm, der heute noch unverwüstlich ist. (Der Sohn des Maurers Fr. Jos. Hölzle bracht dann das Zimmererhandwerk ins Haus.) Möglich ist auch, daß der Name „Gaber“ auf Nr. 185b schon vor dem Herzug des Martin Hölzle existierte. Ein Nachweis ist nicht zu führen. Übrigens haben vor der Familie Hölzle, die nun 105 Jahre das Haus bewohnt, schon andere Hölzle von Leupolz darin gehaust, die vielleicht mit jenen sehr weitschichtig verwandt waren. Interessant sind uns die Hölzle von Leupolz dadurch, daß Theodor Hölzle (Zimmermann!) die Witwe des Malers Jos. Hiemer geheiratet hat (1782), die mit ihrem Geburtsnamen Theresia Riepp hieß, Nichte des Orgelbauers Karl Riepp war und der Weinwirtin Magd. Danner, wie wir oben erwähnten. Den Riepps begegnen wir hier ziemlich oft und es wird sich einmal lohnen, diese Familie und ihre Wohnungen im Zusammenhang darzustellen. Wie sind am Schluß unserer gedrängten Übersicht. Quellen dazu sind die folgenden: 1. Der Grundsteuerkataster von 1855, der die Hausnamen lieferte, 2. das Grundbuch von 1780 mit den Plänen sämtlicher Häuser und Grundstücke und Nachträgen von 1828. Die Durchnumerierung wurde seinerzeit von P. Narzissus König gefertigt. 3. Die drei Familienbeschriebe des 18. Jahrhunderts und zwar von 1771, 1795 und 1789. 4. Die drei Familienbeschriebe des 19. Jahrhunderts von 1818, 1830 und 1845. Der letzte weist Nachträge bis etwa 1880 auf. Die Numerierung der Beschriebe des 18. Jahrhunderts mußte erst in teilweise sehr mühevoller Weise eigens gefertigt werden, da man oft genug auf eine von der unseren abweichende Zählweise stößt. Beim Seitenvergleich kann man sich oft genug nur auf Angaben über die Inwohner des „Stübchens“ (d.h. Pfründe, Wohnrecht) stützen, die in der Regel den Überrest einer in der Zwischenzeit abgegangenen Familie darstellen. Manche Dinge aber bleiben selbst bei schärfstem Vergleich undurchsichtig. In solchen Fällen geben manchmal die Matrikel einen Fingerzeig, manchmal die Zunfttotenbücher, manchmal der Hausname selbst. Diese Familienbeschriebe, von Geistlichen, den Ortspfarrern angelegt, sind von ungemeinem Wert. Der älteste Beschrieb von 1681 (!) harrt noch der Deutung. Wir tragen die Ergebnisse der Forschung in ein Häuserbuch ein, in welchem dann auch die Ergebnisse der Lageforschung und der Aktenforschung Platz finden werden, nebst den zum Verständnis unerläßlichen familiengeschichtlichen Notizen. Interessant ist, daß die heutige Zählweise schon 1780 feststeht. Die beginnt beim Mohren, d.h. beim „unteren Markt“ (d. i. nördlich der Brücke beim Rathaus), zählt zur Kirchentreppe, von Fergg zur „Rose“, links den „Berg“ hinaus, rechts herunter. Dann den Schmied und die Hirschgarage, die untere Mühle, die Klosterwaldstraße links, dann rechts, von Plersch zur „Sonne“ und zur Brücke, Hirsch, Raith, Rathaus, König. Wiedenbauer, dann über den Steg zum Hasenbäck, vor bis Rinderle, zurück bis zur Brücke bei Krumm, dann die Alexanderstraße (früher „Färbergasse“) links hinaus zum Krautgarten, dann rechts herunter bis Leinauer. Nun folgt die Adolf-Hitler-Straße (damals „Froschgasse“), beginnend mit Albrecht, sodann links hinauf bis Metzger Mayer (beim „Wesbacher“) und rechts herunter bis Schaber. Die alte „Rettenbacher Straße“ wird nun eingeschaltet bis zur „Schießstatt“ (rechts stand kein Haus) und zum „Regendächler“, dem einzigen alten Haus der Schützenstraße. Von da gehts auf Nr. 95 (Bahnhofstraße neben Werner) und diese Straße links hinauf bis Fintan Mayer. Ein Seitensprung in die Ludwigstraße – erst links, dann rechts wieder herunter – und Fortsetzung von „Radfahrer-Mayer“ an bis Specht (beim „Gassengerber“ oder beim „Deitl“ nach dem Rotgerber Deutel 1771). Mit der Saarlandstraße beginnt der obere Markt. Links hinauf bis „Post“, dann Petrich bis Aug. Ripfel, dann hinüber auf Nr. 126 (Jos. Ripfel) und „Stocker Mayer“. Fortsetzung bei Kugelmann und links hinauf bis Schreiner Kuhn, rechts herunter bis zur oberen Schmiede; nun Häuserblock „Wägeleschuster“, „Schwägelehafner“, Krämer Epple. Die Saarlandstraße wird nun übersprungen. An dem großen Haus der ehem. Gerberei Karl Ripfel sehen wir Nr.3. Der alte „Hofsattler“ Ripfel stand nämlich früher am Marktplatz neben dem Lammwirt und hat später Haus und Nummer hierherverlegt. Mit dem alten Keidlerhaus – Nr. 141 – geht die Numerierung flott weiter. Es folgen Kas. Raith, Wegmann, Keidler, Sailer, Seite 12, 5. Jahrgang, Nr. 3 „Lueg ins Land“ Beilage zum „Allgäuer Beobachter“ Baur, dann Schuster Merk und Autokohler. Mit der Heimat des Orgelbauers Holzheu Nr. 149 (heute Immerz) und des Schreiners Fröhlich Nr. 150 (heute noch Fröhlich), einem stattlichen Doppelhaus, betreten wie die „Lindenstraße“. Hier wieder links hinauf und rechts herunter bis zur „Linde“ (Nr. 158). Jetzt gehts über die Brücke zum „Bachmaurer“ (schon 1771 ein Maurer namens Bayer), von da ein Stück der „Mühlbachstraße“ links hinauf, dann linke Seitengasse und Parallelgasse zur Günz (linke Seite) bis zu den romantischen Holzhäuschen am Steg. Von da wird die Günz konsequent aufwärts verfolgt bis zur „oberen Mühle“ (Nr. 171), dann der Mühlbach abwärts bis zur Mühlbachbrücke (Nr. 172, 173, 174, 175). Es folgt die „obere Straße“, beginnend mit Neher (Nr. 176) links aufwärts, rechts abwärts bis Küfer Kajetan Huber, dann die im Halbkreis um Huber liegende Häusergruppen (mit dem romantischen alten Holzhaus Nr. 195 „beim Schweikhart“) worauf die Mühlbachbrücke wieder überschritten wird. Die Restgruppe bilden Mayrock, Hollwerk, Weitenauer, Epple, Ed. Mayer, König. (Nr. 203.) Nun wird wieder hinausgezählt zur Bleiche (204 und 205), zum Totengräberhaus am Friedhof (206) und nach Eldern. Nach der Säkularisation mußten auch die dem Kloster gehörenden Gebäude numeriert werden, jedoch bestand selbst 1830 darüber noch keine Klarheit. Zunächst gab man der Apotheke 211 und schob die ehem. Amtswohnung des Notars Biesenberger (heute Kinderschule) als Nr. 15 in die Reihe ein. 212 aber gab man dem Neubau des Hafners Vögele in der Rettenbacher Straße – ein Beweis, daß die Umstellung Schwierigkeiten machte. Schließlich bekam 212 die „obere Apotheke“, 213 Josefinenfeld, 214 der „Scharfrichter“ (Vollmar), 215 das „Armenhaus“, 216 ist Schulhaus, 217 St. Sebastian usw. Beim Kloster kam man erst nach 1855 auf Nr. 226. (Im Kataster steht noch 6 ½!) Alle höheren Nummern sind Neubauten, selbstverständlich auch die meisten geteilten Nummern, deren Kompliziertheit hat auch schon die Frage nach einer Neunumerierung nach städtischem Muster (straßenweise) aufkommen lassen. Der heimatgeschichtliche Gedanke spricht dagegen. Erstens ist die Numerierung bis 210 nunmehr schon 157 Jahre alt, zweitens heben die ganzen Nummern die alte Ortsanlage plastisch heraus und zeigen dem Liebhaber der alten Heimat aufs deutlichste jene Hausgründungen, auf denen sein Verwachsensein mit Blut und Boden beruht. Die Gleichgültigkeit mancher Leute gegen ihre Hausnummern beruht bloß auf Unkenntnis der Hausgeschichte. In Kempten hat durch die rührige Tätigkeit des Heimatvereins fast jedes Haus schon seine Tafel. Auch in Steinbach und in Unterthingau sah ich solche Haustafeln. Bei uns ist nicht einmal das Geburtshaus Karl Riepps gekennzeichnet – eines Mannes von europäischem Ruhm! (Es ist das „Mesnerhaus“ in Eldern.) Die einzigen – und dabei historischen – Tafeln befinden sich an den beiden Mühlen. (Bemerkenswert auch das neue Fresko am „Gefängnis“.) Die Schaffung solcher Tafeln ist für uns wichtiger als eine neue, alles gleichmachende Numerierung! Es gab eine Zeit vor dem Kriege, in der einer sich wohl gar seines Hausnamens schämte, dessen behäbig patriarchalische Art sein stolzes Herrentum zu beeinträchtigen schien. Das war die Zeit, in der es keine Bauern gab, sondern nur „Herren Ökonomen“. Sie ist vorbei. Die Scholle selbst adelt wieder, nicht irgend ein hochtrabender „hochwohlgebohrener“ Titel. Und noch etwas. Ein Hausname hat, richtig betrachtet, den gleichen Sinn wie ein Personenname. Durch die Namensgebung wird dem Allzuflüchtigen das Dauernde entgegengestellt. Der Baustil der „Gründerjahre“ war allerdings nicht dazu angetan Phantasie und Sprachkraft des Volkes anzuregen – trotz seines phantastischen Aufputzes. Die Zeit der Hausnamen war auch eine Zeit solider Baugesinnung! Wer heute den Markt aufmerksam durchwandelt und so kraftvolle und vornehme Häuser sieht wie Nr. 62 (Bauer Krumm) und Nr. 124 (Spechthaus in der Saarlandstraße) – um nur diese naheliegenden Beispiele für viele andere zu nennen – und all den entzückenden malerischen Bildern (Hinterhöfe!), dem geht erst das wahre Verständnis auf für die fast verschüttete Welt der alten Hausnamen – einer Welt individueller und phantasievoller Gestaltung und einer geistvoll der Erde und der Natur angepaßten und mit ihm innig verwachsenen Lebens. H.(ermann) Köbele. Erwerbungen des Städt. Museums Memmingen bis Juli 1937 16. Februar: 1 Garnhaspel; Ankauf durch M. Stetter. 20. Februar: 1 Kanonenkugel; gefunden am Flugplatz Memmingerberg von Otto Kiebler, Schwesterstraße. 6. März: 1 Stickrahmen, mit Kugelgelenken. 1 Nähständer, Kirschbaum poliert; Geschenk von H. Landgerichtsdirektor v. Unold. 6. März: 1 Bauernuhr mit Seilaufzug; Geschenk von Hermann, Lindenbadstraße. 9. März: 1 Bauernschrank, 1829, geschnitzt und bemalt. 9. März: 1 Waschkommode, geschnitzt und bemalt; Ankauf von H. Mairock, Ottobeuren. 10. März: 1 Tischchen mit Überzug; 1 Wasserbank (…) 14. Juli: 1 Kerzenmodel; 1 Wurstspritze; 1 Paar Holzschlittschuhe, Geschenk von H. Aug. Rabus. 14. Juli: 2 Hauszeichen, Geschenk von H. Stückrath. M. Geiger, Museumspfleger. Heimatkundliche Kleinigkeiten Ein Urteil des Dichters Schubart über den Memminger Komponisten und Gastwirt Rheineck: (Teutsche Chronik aufs Jahr 1776, S. 384) „Nachricht. Dem Reisenden, der in Memmingen gute geschmackvolle Bedienung sucht, empfehl‘ ich Herrn Christoph Reinigg (!), Gastgebern zum weißen Ochsen daselbst. Hohe und Niedere, Einheimische und Fremde werden an ihm einen Mann finden, der auf seinen Reisen gelernt hat, wie man den Reisenden die Rast in der Herberge angenehm machen soll. Vielleicht reizt auch dieses die Fremden, wenn ich ihnen sage, daß Herr Reinigg einer der größten musikalischen Dilletanten in Teutschland ist. Er ist Meister auf dem Klarinett, singt mit Gefühl, spielt das Klavier sehr gut, hat in Frankreich eine Oper komponiert und Sonaten drucken lassen, die den Beifall aller Kenner haben und das Gepräge eines seltenen musikalischen Genier tragen. Von wie viel Wirten in und außen Teutschland kann man dies sagen?“ Memminger Geschichtsblätter Der Stadtbibliothek Memmingen sucht die älteren Jahrgänge (1 – 2) zusammenhängend oder in Einzelnummern zu kaufen. Vielleicht finden sich noch bei langjährigen Mitgliedern des Vereins für Heimatpflege Memmingen (ehem. Altertumsverein) einige Nummern oder gar die ganzen gebundenen Memminger Geschichtsblätter. Angebote erbitten wir an die Stadtbibliothek Memmingen. Rätsel Ich wanderte im Schwabenland, Dort eine alte Stadt ich fand. Und denkt, in diesem Städtchen Ruh’n ganz versteckt zwei Mädchen. Nun sucht die Stadt und dann die Namen Von jenen eingeschlossenen Damen! Hinweis zur Abschrift (Helmut Scharpf, im Oktober 2012): Abgeschrieben wurden nur die für Ottobeuren (zumindest entfernt) relevanten Artikel. Die Orthografie wurde original beibehalten, das zweispaltige Layout zugunsten einer größeren Schriftgröße jedoch in ganzseitigen Fließtext umgesetzt. Der ursprüngliche Seitenwechsel wurde dennoch kenntlich gemacht.