5 Antworten zu “Die Vertreibung der Sudetendeutschen

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Die Vertreibung der Sudetendeutschen – Dokumentation
eines Völkermordes
Geschrieben von Maria Lourdes - 23/02/2013
Deportation, Zwangsaussiedlung und
ethnische Säuberung.
Mehr als 15 Millionen Menschen deutscher Volkszugehörigkeit wurden in den Jahren
1944 bis 1948 aus ihrer Heimat vertrieben. Mehr als zwei Millionen Menschen haben
diese Vertreibung nicht überlebt. Hierbei handelte es sich um die größte ethnische
Säuberung in der Menschheitsgeschichte.
Ein Thema, das in Deutschland noch immer ein Tabu ist. Eine “erzwungene
Wanderung” nannte es der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker oder
von “humanen” Zwangsumsiedlungen ist die Rede, wenn es in Wirklichkeit um die
Vertreibung der Deutschen aus den Provinzen Ost- und Westpreußen, Pommern,
Schlesien und dem Sudetenland geht. Eine Vertreibung mit Genozidcharakter!
Fünfzehn Millionen Deutsche hatten sich vor Mord, Deportation, Hunger und
Gefangenschaft verzweifelt von Ost nach West retten wollen. Sie waren praktisch
vogelfrei. Für zweieinhalb Millionen endete diese „Wanderung“ mit einem grausamen Tod.
Etwa zwei Millionen Frauen wurden, viele von ihnen gleich mehrfach,
von den anstürmenden Rotarmisten vergewaltigt. Wer dennoch in der Heimat zurück
geblieben war – sei es, dass eine Flucht schon nicht mehr möglich war, sei es in der
verzweifelten Hoffnung, gar so schlimm könne es doch nicht werden – musste dafür
einen schrecklichen Preis bezahlen. Er wurde unter grausamen Bedingungen vertrieben –
auf ewig. Und „legalisiert“ durch die Siegermächte des II. Weltkrieges noch dazu.
“Die Vertriebenen waren Opfer der Unmenschlichkeit der Sieger, heute sind sie Opfer der
Diffamierung durch viele Medien und dem Zeitgeist verhaftete Historiker.”
Wer über Geschichte schreibt, kann stören. Er darf kein Dogma akzeptieren, keine
Verbote, keine Tabus. In einem freien Staat ist es weder Sache der Regierung noch der
Justiz, geschichtliche Wahrheit zu definieren. Das müssen schon die Menschen selbst
tun – und am besten die, die sie erlebt haben. Noch ist es Zeit dafür, wenn die Chancen,
das tun zu können, auch immer geringer werden. Heute sind nur noch, so wird geschätzt,
sechs Prozent jener Menschen am Leben, die noch aus eigenem Erleiden berichten können.
Am 25. Januar 1946 kam der erste Vertriebenen-Transport mit „Sudetendeutschen“ aus
der CSR in Bayern an.
Der folgende Artikel zeigt dokumentarisch Zusammenhänge, Abläufe und Hintergründe
der Vertreibung der Sudetendeutschen. Der Artikel erinnert daran, mit welcher
Bestialität die Vertreibung von den Siegern vollzogen wurde und lässt auch die
schrecklichen Gräueltaten nicht unter den Tisch fallen, die der größte
Bevölkerungstransfer aller Zeiten mit sich brachte.
Mein Dank gilt dem Kommentar-Schreiber -Friedland bei Lupo-Cattivo-Blog- für die
Ausarbeitung und Zusendung dieses Artikels.
„Die nach unserem Ermessen befriedigendste und dauerhafteste Methode ist die
Vertreibung. Sie wird die Vermischung von Bevölkerungen abschaffen, die zu endlosen
Schwierigkeiten führt… Man wird reinen Tisch machen. Mich beunruhigen diese großen
Umsiedlungen nicht, die unter modernen Verhältnissen besser als je zuvor durchgeführt
werden können.“ Winston Churchill am 15. Dezember 1944 (Parlamentsdebatten des
Unterhauses, Band 406, Spalte 1484; auch Churchill, Reden, Zürich 1949, Band 5, S. 468)
Potsdamer Konferenz: Artikel XIII Ordnungsgemäße Überführung deutscher
Bevölkerungsteile
Die Konferenz erzielte folgendes Abkommen über die Ausweisung Deutscher aus Polen,
der Tschechoslowakei und Ungarn:
Die „Großen Drei“: (von links nach rechts) der britische Premierminister Clement Attlee, der
US-Präsident Harry S. Truman, der sowjetische Generalissimus Josef Stalin; stehend dahinter:
der US-Admiral William Daniel Leahy, der britische Außenminister Ernest Bevin, der US-
Außenminister James F. Byrnes und der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw
Michailowitsch Molotow
Die drei Regierungen haben die Frage unter allen Gesichtspunkten beraten und erkennen
an, daß die Überführung der deutschen Bevölkerung oder Bestandteile derselben, die in
Polen, Tschechoslowakei und Ungarn zurückgeblieben sind, nach Deutschland
durchgeführt werden muß.
Sie stimmen darin überein, daß jede derartige Überführung, die stattfinden wird, in
ordnungsgemäßer und humaner Weise erfolgen soll. Da der Zustrom einer großen Zahl
Deutscher nach Deutschland die Lasten vergrößern würde, die bereits auf den
Besatzungsbehörden ruhen, halten sie es für wünschenswert, daß der alliierte Kontrollrat
in Deutschland zunächst das Problem unter besonderer Berücksichtigung der Frage einer
gerechten Verteilung dieser Deutschen auf die einzelnen Besatzungszonen prüfen soll.
Sie beauftragen demgemäß ihre jeweiligen Vertreter beim Kontrollrat, ihren Regierungen
so bald wie möglich über den Umfang zu berichten, in dem derartige Personen schon aus
Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn nach Deutschland gekommen sind, und eine
Schätzung über Zeitpunkt und Ausmaß vorzulegen, zu dem die weiteren Überführungen
durchgeführt werden können, wobei die gegenwärtige Lage in Deutschland zu
berücksichtigen ist.
Die tschechoslowakische Regierung, die Polnische Provisorische Regierung und der
alliierte Kontrollrat in Ungarn werden gleichzeitig von obigem in Kenntnis gesetzt und
ersucht werden, inzwischen weitere Ausweisungen der deutschen Bevölkerung einzustellen,
bis die betroffenen Regierungen die Berichte ihrer Vertreter an den Kontrollausschuß
geprüft haben. (Auszug aus dem Protokoll- Potsdamer Konferenz vom 2. August 1945)
Einführung
Es war so etwas wie ein Kulturschock, als die ersten heimatvertriebenen
Sudetendeutschen in den Dörfern Hinterbadens ankamen, damals die Kreise Mosbach,
Buchen, Sinsheim, Tauberbischofsheim, Karlsruhe und Heidelberg. Da viele der
angekommenen Frauen aus alter Tradition Kopftücher trugen, war bei den Einheimischen
schnell die Assoziation gegeben, es müsse sich bei den ungebetenen Gästen, die überall
zwangsweise einquartiert wurden, um Zigeuner handeln.
Schnell hatten dann bei einem Teil der Altbevölkerung die Sudetendeutschen ihren
Spitznamen weg. Hinzu kam, daß die mitgebrachte Ausrüstung oft tatsächlich
Ähnlichkeiten mit denen der der Zigeuner aufwies. Woher sollte aber auch ein Bäuerle aus
dem Kleinen Odenwald wissen, daß er mittelbar Zeuge eines der größten
Menschheitsverbrechen geworden war, als man die Angehörigen der fleißigsten und
produktivsten Volksgruppe der ehemaligen K. u K. Monarchie auf die Dörfer Nordbadens
verteilte.
Für ihn waren die Herkunftsorte Eger, Trautenau, Aussig, Böhmisch-Leipa oder
Gablonz im wahrsten Sinne des Wortes „Böhmische Dörfer“. Nun hieß es
zusammenzurücken und Solidarität zu üben, die hin und wieder mit Polizeigewalt erzwungen
werden musste, wenn man partout einen Wohnraum für eine „Flüchtlingsfamilie“ nicht frei
machen wollte. Arbeit gab es zu Anfang keine, und wenn, dann bestand sie aus einem
doppelten Butterbrot für das Mähen einer Wiese (hatte mein Vater erlebt). So blieb nur das
Kartoffelklauen in der Nacht, um den kargen Küchenbedarf etwas aufzubessern.
Als das soziale Netzwerk wieder aufgebaut war, wurde
auch „schwarz“ geschlachtet, an das Hammelfleisch kann ich mich noch gut
erinnern. Den Winter 1946-1947 überstanden wir in einer nicht gedämmten Dachkammer
nur durch „schwarze“ Kohlenlieferungen eines überaus großherzigen und hilfsbereiten
einheimischen Wäschereibesitzers, der u. a. für die amerikanische Besatzungsmacht tätig war
und offenbar die Möglichkeit besaß, Kohlen abzuzweigen.
Unsere Ankunft auf dem Lande gestaltete sich nicht so, wie es sich die Teilnehmer auf
der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis 2. August 1945 vielleicht vorgestellt
hatten. Nach zehn Tagen wurden wir im Durchgangslager auf einen offenen LKW verladen
und zusammen mit anderen Sudetendeutschen aus demselben Heimatort auf ein Dorf gebracht
und vor der Bürgermeisterei abgeladen.
Nachdem wir so einen halben Tag dort gestanden hatten, hielt mein Vater eine Streife
der US-Militärpolizei an und bat um Vermittlung einer Unterkunft. Das Ergebnis war die
exklusive Unterbringung in einer abgeschlossenen Kegelbahn in einem der Gasthöfe in
unmittelbarer Nähe, in dem auch der Schankraum zur Unterkunft der Vertriebenen herhalten
musste.
Unsere neue Adresse im Westen Deutschland, das sich damals Amerikanische Zone nannte,
lautete: „Gasthaus zu drei Königen“.
Ihre Fähigkeiten nutzend, auf grund dessen sich ihre Vorfahren schon als Pioniere der
Arbeit ausgewiesen hatten bei der Kultivierung ihrer Heimat, gründeten alsbald sieben
der im Dorf untergekommenen Sudetendeutschen kleine Handwerksbetriebe, darunter
war die Schuhmacherei meines Vaters.
Zum Stichtag 1. Oktober 1947 wurden an Neugründungen
betrieben: Warengroßhandel, Bürstenbinderei, Maschinenstrickerei, Schuhmacherei,
Maurergeschäft, Dachdeckergeschäft, Hebamme.
Durch eigene Forschung und unter zu Hilfenahme von neuerer und älterer Literatur war
es mir möglich, die Zusammenhänge, Abläufe und Hintergründe der Vertreibung der
Sudetendeutschen kleinräumig näher zu bestimmen. Dies soll hier dokumentarisch
geschehen.
Die Herkunft der Sudetendeutschen
Die Heimat der Sudetendeutschen
waren die rund 27.000 qkm umfassenden Siedlungsgebiete in Böhmen, Mähren und
Sudetenschlesien, jenem Teil Schlesiens, der 1763 nach dem 7-jährigen Krieg zwischen
Österreich und Preußen bei Österreich geblieben war. Die Bezeichnung
>Sudetendeutsche< leitet sich von dem rund 330 km langen und 30 bis 60 km breiten
Gebirgszug der Sudeten ab, der sich im Norden Böhmens, Mährens und Sudetenschlesiens
von Iser- und Riesengebirge über das Adlergebirge und Glatzer Bergland bis zum
Altvatergebirge und Mährische Senke hinzieht.
Der Name >Sudetendeutsche< wurde seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts als
Sammelbegriff für die 3,5 Millionen Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien (=
Böhmische Länder) gebräuchlich.
Er umfasst eine deutsche Volksgruppe, die in ihrem vierfachen stammesmäßigen
Aufbau (Bayern, Franken, Sachsen, Schlesier) Abbild des deutschen Gesamtvolkes ist.
Bevor die Tschechen, ein slawischer Volksstamm, im 6. Jahrhundert aus dem Osten in
das Innere Böhmens und Mährens eindrangen, war dieses Land schon von keltischen
und germanischen Stämmen, Bojern, Markomannen und Quaden,
bewohnt. Tschechische Herzöge riefen im 12. und 13. Jahrhundert Deutsche als Bauern,
Bergleute, Handwerker, Handelsleute und Künstler in das Land, um vor allem die
Randgebiete erschließen und kultivieren zu lassen. Als ehemaliges Steppenvolk waren
ihnen die bergigen Regionen des böhmischen Kessels ungewohnt und aufgrund des
Waldreichtums auch vermutlich unheimlich.
Seit dieser Zeit, über siebenhundert Jahre, gibt es eine gemeinsame friedliche Geschichte
der Deutschen und Tschechen im gemeinsamen Siedlungsraum, die nur durch die
Hussitenkriege im 15. Jahrhundert gestört wurde.
Die genealogischen Nachweise meiner Vorfahren reichen in den Kirchenbüchern meiner
Heimatgemeinde bis ins Jahr 1683 zurück, für die Zeit davor gibt es keine Nachweise
mehr, da die Kirchenbücher bei einem großen Brand vernichtet wurden.Der
aufkommende Nationalismus auf tschechischer Seite zerstörte die gemeinsame Basis und
führte die deutsche Volksgruppe in die Katastrophe.
Vorgeschichte der Vertreibung
Der Gedanke einer ethnischen Säuberung des böhmischen Raumes vom deutschen
Bevölkerungsteil ist alt. Mit dem aufkommen des tschechischen Nationalismus in der Mitte
des vorletzten Jahrhunderts wurde diese Frage in entsprechenden tschechischen Zirkeln
diskutiert und auch Hetzschriften gegen das Deutschtum in Böhmen verfasst.
Die Idee ethnischer Säuberungen in Zentraleuropa
wurde erstmalig unter serbischen Intellektuellen vor dem ersten Weltkrieg diskutiert.
Da die Schöpfer der ersten Tschechoslowakei, Masaryk (Foto links) und Benesch (Foto
rechts), ideologisch im Nationalismus des 19. Jahrhunderts verankert waren, mußte
ihnen eine Lösung des Problems, das durch das Vorhandensein mehrere Völker in
einem staatlichen Raum sich darbot, versagt bleiben. So war Masaryk schon 1919 davon
überzeugt: „…daß eine sehr rasche ENTGERMANISIERUNG dieser Gebiete vor sich
gehen wird“ (Le Matin, Paris, 10. Januar 1919).
Beide, sowohl Masaryk wie Benesch hatten einen entscheidenden Anteil an der
Zerstörung der Donaumonarchie, die sie, bereits als gesuchte Landesverräter während
des I. Weltkrieges, von Außen betrieben.
Der Vertreibungs-Gedanke erwuchs aus dem Boden des extremen chauvinistischen
Nationalismus, als dessen Hauptverfechter Dr. Benesch und dessen ideologischer
Lehrer, der führende tschechische Historiker des 19. Jhd., Palacky´, zu gelten
haben. Palacky´ sah den Kampf der Deutschen mit den Tschechen als das Leitmotiv der
Geschichte im böhmisch-mährischen Raum und im Besonderen die Hussitenzeit als das
Heldenzeitalter des tschechischen Volkes.
Nimmt man die Mord- und Raubzüge der Hussiten in den Westen des damaligen
Deutschen Reiches und addiert die regelmäßigen Raubzüge der frühen Slawen aus dem
Böhmischen Becken in die Germanischen Provinzen hinzu, kann man erahnen, welches
geistige Potenzial sich zur Vernichtung der nächsten Nachbarn, mit denen man
gemeinsam das Land bewohnt hatte, ansammeln konnte. Eine weitere Demütigung
bedeutete offenbar nach der Schlacht am Weißen Berge die Hinrichtung von Teilen der
Böhmischen Stände im Jahr 1621, die als Angehörige des tschechischen Adels die
Protestanten unterstütz hatten. So nahm nach jahrzehntelanger Aufputschung der
tschechischen Volksseele das Verhängnis seinen Lauf, wie aus verschiedenen Äußerungen
von tschechischer Seite zu entnehmen war:
„Wir Tschechen müssen trachten, daß wir die deutsche Industrie an uns reißen. Solange
nicht der letzte Kamin der deutschen Fabriken verschwindet, solange müssen wir kämpfen.
Die Deutschen haben hier kein Recht. Man soll bei ihnen nicht kaufen, damit sie
auswandern, die Grenze offen, und sie können nach ihrem großen deutschen Reich oder
Deutsch-Österreich auswandern.“ (Abdruck einer Rede eines Advokaten aus Prag bei einer
Feier in der Garnison Postelberg vor deutschen und tschechischen Soldaten in der Prager
Zeitung „Bohemia“ vom 7. Juli 1923)
Um die Kritiker bei der Gründung der Tschechischen Republik 1919 ruhig zustellen,
sprach man von einer „Höheren Schweiz“, die man aufgrund der Vielvölker-Strukur
des Landes gründen wollte. Tatsächlich hatte man sich bei der Friedenskonferenz von St.
Germain die Zustimmung der damaligen Westmächte zu Staatsgründung mit der
Vorspiegelung falscher Tatsachen erschlichen, denn die Angaben im Memorandum Nr. 3 zu
Frage der deutschen Minderheit enthielten eine ganze Reihe grober Fälschungen.
Insgeheim dachte man aber gar nicht daran, der deutschen Minderheit bei irgendeiner
strittigen Frage entgegenzukommen, geschweige, das Recht auf Selbstbestimmung für
die ungeliebten Mitbewohner zuzulassen. Im weiteren Verlauf begann eine Tschechisierung
der deutschsprachigen Gebiete, die letztendlich in der Gründung der Sudetendeutschen Partei
ihren Niederschlag fand, um deutlicher die Minderheitenrechte durchzusetzen.
Chamberlain, Daladier, Hitler, Mussolini, und der italienische Außenminister Graf Galeazzo
Ciano (von links). Im Hintergrund (zwischen Führer und Duce) von Ribbentrop und von
Weizsäcker
Mit dem Abschluß des Abkommens von München vom 29.09.1938 war der jahrelange
Versuch, die Sudetendeutschen zu assimilieren, gescheitert. Zuvor hatte Benesch in einem
Brief vom 15.09.1938 den immer in der Schublade bereitgehaltenen Plan einer Teil- oder
Komplettvertreibung der als >fünfte Kolonne< bezeichneten Deutschen den französischen
und britischen Vermittlern über seinen Staatsminister Necas zukommen lassen. Dieses
geheime Angebot einer Teilabtretung tschechischen Staatsgebietes in Verbindung mit
der Aussiedelung von 1,5 bis 2 Millionen Sudetendeutschen tauchte erst lange nach
Kriegsende auf. (F. P. Habel 2003, 398-403)
Der 1938 ins Exil nach London geflüchtete Benesch sah nun nach Kriegsbeginn die
Chance, bei einem möglichen Sieg der Alliierten, die Sudetendeutschen endgültig
loszuwerden. Um die Zustimmung zu seinen Vertreibungsplänen bei den Großmächten zu
erhalten, die nicht ohne gewisse Schwierigkeiten zu erlangen waren, wandte er einen Trick
an.
Bei seiner Unterredung mit Roosevelt im Mai 1943 erwähnte er, daß Stalin dem
Transfer der Sudetendeutschen zugestimmt hätte. Das gleiche Verfahren geschah 17
Tage später, als am 29 Mai 1943 Dr. Ripka (enger Mitarbeit von Benesch) dem
sowjetrussischen Botschafter Bogomolow signalisierte, daß die USA mit einem
„Transfer“ einverstanden seien. Die offizielle russische Zustimmung traf aber erst am 6.
Juni 1943 in London ein. Daß in der Zeit davor das Ansehen von Dr. Benesch nicht sehr
hoch gewesen sein kann, zeigt bezeichnenderweise ein Brief, den US-Botschafter Bullit am
16. September 1939 an Präsident Roosevelt richtete und in dem er beschrieb, wie Benesch
eine Exilregierung in London zu etablieren und die Westalliierten für eine
Nichtigkeitserklärung des Münchener Abkommens zu gewinnen suchte:
„Benesch kam in der Absicht nach Europa, um eine >provisorische
Regierung der Tschechoslowakei< zu errichten….. sowohl Franzosen wie Briten vertraten
den Standpunkt, daß sie sich geweigert hätten zu akzeptieren, daß die Tschechoslowakei als
unabhängiger Staat aufgehört habe zu existieren….sie sähen keine Grundlage für eine
provisorische Regierung Benes außer dessen Wunsch, sich wieder an die Spitze von irgend
etwas zu setzen. Darüber hinaus hält fast jeder im politischen Leben Frankreichs und
Englands Herrn Benesch für einen äußerst egozentrischen und kleingeistigen Menschen,
der durch seine wohlfeile Klugheit in kleinen Dingen und völligen Mangel an Weisheit in
wichtigen Dingen den Zerfall seines Landes zuließ“. (de Zayas 2005, S. 73-74)
Die „organisierte“ Vertreibung
Wie organisiere ich eine Vertreibung, bei der ich mir die Hände nicht schmutzig mache,
die nach außen human erscheint und auch noch an Hand der Vorgaben
funktioniert? Die Lösung, die man auf der alliierten Konferenz von Potsdam fand, war
simpel und einfach: wir lassen das Ganze von den deutschen Behörden durchführen, nach
dem Motto: „the Germans do it“, und so geschah es.
Seit dem Jahresbeginn 1945 lassen sich drei Phasen der Vertreibung aus dem böhmischmährischen Kessel grob unterscheiden:
In der ersten Phase zwischen Januar und dem 5. Mai 1945 schlossen sich einzelne
Personen aus dem Kampfgebiet im Osten des böhmisch-mährischen Kessels den
Schlesiertrecks bzw. zurückweichenden Kampfgruppen der ehemaligen Heeresgruppe
Mitte unter GFM Schörner an.
Die Zweite Phase begann mit dem Prager Aufstand am 5. Mai 1945. Es begannen
Massenaustreibungen und Massenterror durch tschechoslowakische Verwaltungsbeamte und
die >Revolutionsgarde< des Generals Swoboda.
Der überwiegende Teil der Sudetendeutschen war in Unkenntnis über die
Nachkriegsabsichten des Dr. Benesch und seiner Mitarbeiter. Es gab ein furchtbares
Erwachen aus dieser Illusion, als die ersten Revolutionsgardisten, aus Innerböhmen
kommend, in den sudetendeutschen Gebieten auftauchten.
Diese von den zentralen tschechischen Stellen organisierten und dirigierten
Einsatzgruppen überzogen viele Orte mit Mord, Gewalttaten, Mißhandlungen,
Schändungen, Raub und Diebstahl wie z. B. in Saaz, Brüx, Aussig, Landskron, in denen
Massenexekutionen und Blutbäder inszeniert wurden, die zu dem Schrecklichsten
gehören, was in der Geschichte Europas bislang zu verzeichnen war.
Durch die aufpeitschenden Hetzrufe des Prager Rundfunks und der Reden Beneschs am
12. und 16. Mai 1945 wurde die Stadt in einen förmlichen Blutrausch dämonischer
Massenhysterie versetzt, die dem Sadismus Tür und Tor öffnete und die zu Greueltaten
führte, die die Greuel der Hussitenzeit übertrafen.
Die Massengrausamkeiten nahmen stellenweise solche Formen an, daß mancherorts die
russische Besatzung den Tschechen Einhalt gebot (W. Turnwald 1952, S. XX). In einer
großen Versammlung am 3. Juni 1945 in der Stadt Tabor, einstiger Hochburg der
Hussitenbewegung und einzige tschechische Stadtgründung in Böhmen erklärte Benesch des
Weiteren:
„Ich erteile allen Narodni vybor strengen Befehl, unseren Leuten im Grenzgebiet Platz zu
verschaffen. Werft die Deutschen aus ihren Wohnungen und macht den unsrigen Platz.
Alle Deutschen müssen verschwinden. Was wir im Jahre 1918 schon durchführen wollten,
erledigen wir jetzt. Damals schon wollten wir alle Deutschen abschieben, Deutschland war
aber noch nicht vernichtet und England hielt uns die Hände, jetzt aber muß alles erledigt
werden. Kein deutscher Bauer darf auch nur einen Quadratmeter Boden unter seinen
Füßen haben, kein deutscher Gewerbetreibender oder Geschäftsmann darf sein
Unternehmen weiterführen. Wir wollten das auf eine etwas feinere Weise zur
Durchführung bringen, aber da kam uns das Jahr 1938 dazwischen. All dessen muß sich
jeder Narodni vybor bewußt sein und rasch handeln. Der Öffentlichkeit wegen muß ich
zwar noch bei den Großen drei die Bewilligung einholen, aber das ändert an all dem nichts
mehr, denn es ist alles schon beschlossen“. (Svobodne slovo, Prag, Jg. 1, Nr. 32 v. 17.6.194,
in: F. P. Habel 2003, S. 526-528)
Benesch unterzeichnet die Dekrete
Die zur Vertreibung erlassenen Dekrete, die u. a. die Täter für ihre Handlungen bei
deren Durchführung straffrei stellte, waren parlamentarisch nicht abgesegnet, so daß
sie quasi als Dienstanweisung Beneschs gelten können, sie wurden bis heute nicht
beseitigt!
Die dritte Phase begann im November 1945 durch Einzelfluchtaktionen aufgrund des
anhaltenden Terrors und des Wissens um die Potsdamer Beschlüsse. Diese wurden
allerdings erschwert durch die bereits angelaufenen Konzentrationen der Sudetendeutschen in
Lagern, durch das Reiseverbot, durch die ungünstige Wetterlage in den Wintermonaten und
ging dann ab Januar 1946 in eine „organisierte Vertreibung“ über.
Zuvor waren durch eine der ersten Verfügungen des tschechischen Innenministeriums
Konzentrationslager für Deutsche eingerichtet worden. Alle Formen nur denkbarer
Bestialitäten wurden in diesen Lagern an deutschen Menschen verübt. Noch schlimmer
als in den Lagern waren die Verhältnisse in den Gerichtsgefängnissen, wo neben den
unmenschlichen Grausamkeiten und Folterungen noch der Umstand sich auswirkte, daß bei
einer katastrophalen Überbelegung der Gefängniszellen die Häftlinge keine
Bewegungsmöglichkeiten hatten und kaum an die frische Luft kamen, so daß Seuchen und
Erkrankungen aller Art die Sterblichkeitsziffern ansteigen ließen. Ein Großteil der
Gefängnisinsassen starb auch infolge der völlig unzureichenden Ernährung. (W.
Turnwald 1952, S. XXI – XXIII)
Dies war die Situation, als die Großen Drei in Potsdam zusammen kamen, um u. a. auch
eine Verbesserung des Vertreibungsgeschehens zu erreichen. Der anfängliche Gedanke
einer Teil-Vertreibung bzw. eines Moratoriums desselben ließ sich in der weiteren
Entwicklung des Jahres 1945 gegenüber den Vertreiberstaaten nicht durchsetzen, da diese
„reinen Tisch“ machen wollten.
Nachdem man in Groß-Britannien und in den USA auf die unhaltbaren Zustände
aufmerksam geworden war, gab es zumindest zwischen den Vertretern der CSR und
der USA eine Übereinkunft zu einer geregelten Abwicklung der Aussiedlung. Diese
wurde aber auch nicht immer von Seiten der CSR eingehalten. (de Zayas 2005, S. 134 ff.;
Protokoll d. Besprechung zw. Vertretern US-Militärregierung u. Vertretern der CSR vom 9.
Januar 1946 in: F. P. Habel 2003, S. 673/674)
Die Grenzdurchgangslager
Zur Durchschleusung der Vertriebenentransporte in
die West-Zonen per Eisenbahn hatte man vier Grenzdurchgangslager bestimmt. In
Bayern waren dies Piding und Schalding für Flüchtlinge aus Südost-Europa, Furth im Wald
und Wiesau für die Masse der Sudetendeutschen.
Von diesen erfolgte eine Unterverteilung auf Kreis-Durchgangslager in Bayern,
Württemberg-Baden und Hessen. Letztere hatten die Verteilung der angekommenen
Sudetendeutschen auf die einzelnen Orte, mehrheitlich Dörfer, vorzunehmen.
Laut Verteilungsplan des alliierten Kontrollrates vom 20. November 1945 sollten die
amerikanische Besatzungszone 2,25 Millionen ausgewiesene Sudetendeutsche von
insgesamt 3,5 Millionen aufnehmen. Bereits am 11./12. November 1945, also noch bevor
die Ausweisungsquoten für die einzelnen Besatzungszonen offiziell bekannt gegeben waren,
hatte der Länderausschuß Flüchtlingsfürsorge einen vorläufigen Verteilungsschlüssel
herausgegeben. Danach sollten Bayern 50%, Hessen 27% und Württemberg-Baden 23%
des monatlichen Flüchtlingskontingentes der amerikanischen Besatzungszone
aufnehmen.
Südbaden als Teil der Französischen Zone nahm zunächst keine
Heimatvertriebenen/Flüchtlinge auf, da de Gaulle aufgrund seiner Nichteinladung zur
Konferenz von Potsdam dies abgelehnt hatte. Somit waren sowohl der Umfang der
Ausweisung wie auch die Verteilung der neuen Flüchtlinge in der Theorie geregelt, die
genauen Durchführungsmodalitäten der Transporte ab Januar 1946 wurden in
Verhandlungen zwischen Vertretern der amerikanischen Besatzungsbehörden und Vertretern
der tschechoslowakischen Regierung festgelegt. Das entsprechende Abkommen forderte
für die Ausgewiesenen eine hinreichende Ausrüstung mit Kleidung, das Recht auf
Mitnahme eines Gepäcks von 30-50 kg sowie von 1000 RM.
Von tschechischer Seite sollte ein Lebensmittelvorrat für mindestens drei Tage gestellt
und Versorgung mit warmer Verpflegung auf der Fahrt gewährleistet werden. Ferner
sollten Transporte von durchschnittlich 1200 Personen in 40 beheizbaren
Eisenbahnwaggons zusammengestellt werden, wobei zu beachten war, daß Familien
nicht auseinandergerissen und Kranke in den ersten Transporten nicht mitgenommen
werden durften. Insgesamt kamen im Rahmen der organisierten Ausweisung 1112
Eisenbahntransporte mit 1 183 370 Personen in der US-Besatzungszone an. Auf Bayern
entfielen dabei 661 Transporte, also deutlich mehr, als die im Verteilungsschlüssel
festgelegten 50%. (S. Maier 1999, S. 17-18)
Organisatorischer Ablauf
Der organisatorische Ablauf bei der Durchschleusung der Vertriebenentransporte ist
für das Grenzdurchgangslager Furth im Wald und das Kreis-Durchgangslagers
Neckarzimmern sehr gut dokumentiert. Das Grenzdurchgangslager Furth im Wald erhielt
am 8.01.1946 einen Grenzkommissar, der für den Lageraufbau und die reibungslose
Durchschleusung der Heimatvertriebenen/Flüchtlings-Transporte verantwortlich
zeichnete. Das Durchgangslager befand sich direkt hinter dem Bahnhof Furth im Wald an der
Strecke Pilsen-Nürnberg und umfasste 40 größere und kleinere Baracken einschließlich der
Wasch- und Toilettenbaracken.
Der zehngleisige Bahnkörper ermöglichte es dem Grenzkommissar, bis zu fünf
Transporte mit je 1200 Personen pro Tag durchzuschleusen. Der erste Massentransport
traf am 25.01.1946, 14,00 Uhr aus Budweis mit 1.205 Personen ein und mußte vom Hilfszug
Bayern (mobile Küche) versorgt werden, da das Lager noch nicht fertig gestellt war.
Die Transporte setzten sich zusammen aus:
Eine tschechische Lokomotive, 40 Güterwaggon, je Waggon 30 Personen mit Gepäck (25
kg bei den ersten 12 Transporten, danach ab Mai 1946 75 kg), ein Personenwagen mit
Schwerkranken und in einem Extra-Abteil, in dem sich ein von den tschechischen Behörden
gestellter Transportoffizier, Transportarzt und sechs bewaffnete Soldaten befanden, ein
Verpflegungswaggon mit Transportverpflegung für drei Tage: 1.800 kg Brot, 144 kg
Zucker, 54 kg Fett, 120 kg Nährmittel, 36 kg Kaffee, 1.200 kg Kartoffeln, 108 kg
Weizenmehl, 18 kg Salz, 18 kg Dörrgemüse, 0,90 kg Gewürze, 72 Liter Essig, 82
Milchkonserven zu 40 dkg. (Angaben laut Transportpapiere des Transportes BöhmischLeipa 29.05.1946)
Je Transport und Waggon wurde ein deutscher Transportführer und Waggonältester
bestimmt, begleitet von drei Pflegerinnen/Krankenschwestern. In den ersten Monaten
liefen die Transportgarnituren nur bis Furth im Wald, die Personen mussten mit ihrem Gepäck
nach gründlicher Entlausung desselben in deutsche Zuggarnituren umsteigen. Nach
Verhandlungen mit dem amerikanischen Verbindungsoffizier wurde erreicht, daß die
tschechischen Transporte bis zu den deutschen Zielbahnhöfen (Kreis-Durchgangslager)
weiterliefen. Dieses Verfahren ermöglichte die Abfertigung von drei bis fünf Transporte pro
Tag, da kein Zeitverlust eintrat und sich dadurch der Mangel an deutschem Waggonmaterial
nicht auswirkte.
Die Zugabfertigung:
Der tschechoslowakische Verbindungsoffizier in der Bahnhofsverwaltung gab über den
amerikanischen Besatzungsoffizier dem Grenzkommissar alle 14 Tage die Abgangsorte
der vorgesehenen Züge bekannt. Die Zielbahnhöfe bestimmte die Transportabteilung des
Staatskommissars in München und sagte diese dem Grenzkommissar, der Reichsbahn und
dem jeweils zuständigen Regierungskommissar telefonisch durch. Zielbahnhöfe in
Württemberg-Baden und Hessen wurden den in Furth im Wald sitzenden
Transportbeauftragten von ihren jeweiligen Staats- bzw. Landeskommissaren entsprechend
angegeben.
Die genaue Zugankunft im Grenzbahnhof Furth im Wald konnte erst nach Abfertigung
und Übergabe des Zuges an den amerikanischen Verbindungsoffizier in Taus
(Domazlice) durch Vermittlung der CSR-Bahn durchtelefoniert werden. Sodann wurde
über Lautsprecher das gesamte Personal des Durchgangslagers verständigt, daß ein Transport
mit Ausgewiesenen von … nach… Einfahrt hat.
Bei der Übergabe der Züge waren sowohl der amerikanische wie auch der tschechische
Verbindungsoffizier, der tschechische Transportoffizier und Transportarzt, ein
deutscher Lagerarzt und der Grenzkommissar anwesend. Neben der Übernahme der
Transportpapiere wurde hierbei auch das Aussiedlungsgeld in Höhe von 500,– RM pro
Person übergeben.
Sofern es beim Transport Unstimmigkeiten oder besondere Vorkommnisse gegeben
hatte, wurden diese sofort dem Bayerischen Staatsministerium des Inneren telefonisch
gemeldet. Die Abfertigung im Grenzdurchgangslager betrug zwischen zwei und drei
Stunden. (Kornrumpf 1979, S. 24)
Der Transport von Böhmisch-Leipa am 29. Mai
1946 nach Neckarzimmern.
„Unser“ Transport wurde in einem >Lager<, einer ehemaligen Kaserne in BöhmischLeipa, zusammengestellt. Es war der letzte Transport von hier, der in die Westzone
ging. Die Angehörigen dieses Transportes stammten u. a. aus den Gemeinden Neustadtl,
Ober-Politz, Langenau, Niemes, Reichstadt, Johannesdorf b. Bürgstein, Bürgstein, Heida,
Rabendorf, Josefsdorf, Waltersdorf, Lewin, Drum, Sandau, Schömersdorf, Miggolz und
Meinetschlag. Diese Orte befinden sich in einem Umkreis von ca. 15 km um Böhmisch-Leipa
herum.
Nach den Aufzeichnungen meiner Mutter durften 35 kg Gepäck mitgenommen werden
und zusätzlich ein Kinderwagen für mich. Das waren insgesamt ein alter Reisekoffer,
zwei Säcke mit Betten und zwei Koffer mit Kleidung. Den Rest trug man am Leibe
übereinander. So ging es zu Fuß von meinem Geburtsort in einem zweistündigen Marsch nach
Böhmisch-Leipa. Durch Bestechung eines Lager-Beamten erreichte sie, daß uns keine
Gegenstände und Dokumente abgenommen wurden. Die Zusammenstellung des Transportes
dauerte 14 Tage, in dieser Zeit durfte das Lager nicht verlassen werden. Die Verpflegung und
die Unterbringung in Räumen mit Stockbetten waren dürftig.
Für die Säuglinge gab es nur ein viertel Liter Milch pro Tag, demzufolge die
Säuglingssterblichkeit im Lager sehr hoch war. Zudem gab es für die Lagerbewohner
keine Medikamente. Meine Mutter hatte Trockenmilch (Eledon) in der Apotheke aufgekauft
und konnte so die ihr zustehende Milchration verschenken. Der uns zugewiesene Viehwaggon
stank unerträglich, worauf ich mit ununterbrochenem Geschrei reagierte und wir in einen
anderen Waggon, einen etwas größeren, verlegt wurden. Dafür hatte dieser ein undichtes
Dach, so daß es hereinregnete.
Die Fahrt ging über Liboch – Prag – Pilsen nach Furth im Wald, wo man zum ersten
Mal von „schwarzem“ US-Militärpersonal empfangen wurde, ein Schock! Das
Kreisdurchgangslager Neckarzimmern wurde am 31. Mai 1946 erreicht. Jeder der 1.200
Ausgewiesenen bekam für die Dauer des Transportes einen Transportzettel mit auf den
Weg, auf dem Name, Alter, Geschlecht, letzte Anschrift, Beruf und Transportziel vermerkt
war. Dieser war auf der Rückseite von der Stadtverwaltung Böhmisch Leipa (Okresni Narodni
vybor) per Stempel beglaubigt. Zusätzlich hatte das Durchgangslager Neckarzimmern die
Ausstellung eines Flüchtlingsausweises für den 4. Juni 1946 bestätigt.
Die Aufnahmegebiete und ihre Zielorte
Die alliierten Siegermächte befanden sich nach dem 8. Mai 1945 in einem mehrfachen
Dilemma. Auf der einen Seite waren sie Herren dieses Landes, waren aber auf der
anderen Seite gezwungen, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, die sie selbst
geschaffen hatten. Es war dies in erster Linie die notwendige Versorgung des Volkes mit
Nahrung und Wohnraum. Dem stand gegenüber eine stark angeschlagene
Verkehrsinfrastrukur, mangelnder Wohnraum und ein zusammengebrochenes
Wirtschaftssystem, bedingt durch den langen Luftkrieg und die militärische
Besetzung. Riesige Flüchtlingsströme aus den östlichen Landesteilen waren zu bewältigen,
die die Rote Armee, alles niederwalzend, vor sich her geschoben hatte. Die Beschlüsse der
Potsdamer Konferenz erzeugten weitere Millionen Entwurzelter, die in der Mitte und
im Westen Deutschlands verteilt und untergebracht werden mussten. In den zur
Verfügung stehenden Aufnahmegebieten für die zusätzlich unterzubringenden
Heimatvertriebenen, hier beispielhaft der Landesteil Nordbaden, befanden sich bereits Teile
der ausgebombten und evakuierten städtischen Einwohner von Heilbronn (zerstört 54%),
Bruchsal (zerstört 96%), Karlsruhe und Pforzheim (zerstört 83%). (Jörg Friedrich „Der
Brand“, 2002)
Zu Beginn der Besatzungszeit standen damit in Nordbaden den stark zerstörten,
entvölkerten städtischen Regionen nunmehr dichtbesiedelte ländliche Landkreise
gegenüber.
Die unter wirtschaftlichen und demographischen Gesichtspunkten recht heterogene
Region war in den Monaten nach Kriegsende mit den charakteristischen Problemen des
Zusammenbruchs konfrontiert: Hunger Zerstörung, Mangel an Rohstoffen und
Desorganisation. Lediglich 20% der Industrieproduktion von 1936 konnte bis Ende 1945
wieder in Gang gesetzt werden. Erst im Herbst 1945 begann sich abzuzeichnen, daß das
herrschende Verwaltungschaos zumindest in der Regierungs- und Verwaltungsspitze
allmählich einer gewissen Organisation und Klarlegung der Zuständigkeiten wich.
Diese Situation vor Augen, hatten sich die Landratsämter und nachgeordneten
Gemeinden darauf einzustellen, in Württemberg-Baden aufgrund der Vorgaben der
Potsdamer Konferenz innerhalb eines halben Jahres 460.000
Heimatvertriebene/Flüchtlinge aufzunehmen und unterzubringen. Versorgungsengpässe
bei Artikeln des täglichen Bedarfs (Wolldecken, Öfen, Ofenrohre) verhinderten letztendlich,
die vorgesehenen Durchgangslager winterfest auszustatten. (S. Schraut 1995, S. 25-31, 174184)
In Nordbaden existierten die folgenden Kreisdurchgangslager: Gerlachsheim, Sinsheim,
Neckarzimmern, Hockenheim, Seckach, Heidelberg, Mingolsheim und Karlsruhe. Das
Durchganglager Neckarzimmern lag verkehrsgünstig an der zweigleisigen Bahnstrecke
Heidelberg/Mosbach – Heilbronn/Stuttgart. Es besaß in unmittelbarer Bahnhofsnähe
eine zehnteilige Barackenansammlung einschließlich Küche, Arzt-, Vorrats- und
Empfangsraum der Organisation Todt, die aus der Zeit der Untertageverlagerung von
1944 von Teilen des SKF-Kugellagerwerkes Schweinfurt stammte. Die Stolleneingänge
des heute von der Bundeswehr benutzten Bunkersystems befinden sich unterhalb des
Bahnhofsgeländes.
Weitere Barackenansammlungen befanden sich im Raum Mosbach, Neckarelz und in
den Orten an der Bahnlinie Mosbach – Meckesheim/Sinsheim, die damals der
Unterbringung der Fremdarbeiter und KZ-Häftlingen gedient hatten, die in den
Untertage-Fabriken ehemaliger Gipsabbau-Stollen bei Obrigheim im Neckartal seit
Anfang 1944 für Daimler-Benz und andere Firmen arbeiteten. (Das Daimler-BenzBuch“ 1987, Greno)
Zusätzlich zu den privaten Unterkünften fanden die ausgesiedelten Vertriebenen in
diesen aufgelassenen Barackenlagern ehemaliger Zwangsarbeiter eine erste
vorübergehende Bleibe, nachdem sie das Durchgangslager Neckarzimmern verlassen
hatten. Der erste Transport kam am 2. Februar 1946 morgens gegen 8:45 Uhr von Neckarelz
kommend mit Ungarndeutschen über die Grenzstation Pinding an.
Ein halbes Jahr zuvor hatte der damalige Landrat Dr. Erwin Dörzbacher zusammen
mit dem Militärgouverneur für den Kreis Mosbach, Major Moore, den seinerzeitigen
Bürgermeister von Neckarzimmern, Georg Hoffmann dazu verpflichtet, ein Lager für
die Durchschleusung von ca. 20.000 Vertriebene aus Ungarn, der CSR und anderen
Gebieten des Ostens zu errichten. Nach der Ankunft der Transporte und der Abwicklung
der Übergabeformalitäten gab es eine Begrüßung, danach Registrierung, Entlausung und
Weitertransport in die neuen Unterkünfte in verschiedenen Dörfern mittels HolzvergaserLKW oder Pferdegespanne. Nach dem Durchlauf der ersten zehn Transporte wurde vom
Staatskommissar für das Flüchtlingswesen, Mittelmann, angeordnet, daß die ankommenden
Vertriebenen acht bis zehn Tage im Lager verbleiben sollten, eine Art
Quarantäne. Vertriebene aus demselben Heimatort wurden geschlossen in dem neuen
Wohnort untergebracht, was organisatorisch nicht immer einfach war.
In einem Fall wurde Lagerleiter Hoffmann in Obrigheim bei der Unterbringung der
Vertriebenen zusammen mit einer Wohnungskommission mit dem Beil bedroht.
Er berichtet: „Vor der Tür stand ein Mann mit einem Beil. Das sehe ich noch deutlich vor
mir. Der sagte: >Wer da reinkommt, der ist ein toter Mann<. Ich redete ihm zu: >sind sie
vernünftig, sie wollen weiterleben und wir auch. Wir machen nur unsere Pflicht. Wenn sie
wirklich, wie sie sagen, keinen Platz haben, dann kommt zu ihnen auch niemand rein,
lassen sie mich durch<. Es waren zwei Polizisten dabei, die haben das Beil abgenommen
und wir sind hineingegangen. Nachdem wir uns umgesehen hatten, sagte ich zu dem Mann
und zu der Frau: >Sie sagen, sie haben keinen Platz. Da sind zwei Zimmer, in denen liegen
ziemlich viel Äpfel auf dem Boden und sind mit Stroh abgedeckt. Also Leut’ gell, es nützt
alles nichts. Die Leute kommen hier rein. Ihr müsst die Äpfel raustun. Gebt denen auch
einen Korb, wenn ihr sie nicht alle brauchen könnt.“ (Bericht des Bürgermeisters a. D.
Georg Hoffmann über das Lager Neckarzimmern, 10 Seiten, private Akten des Autors)
Insgesamt kamen in Neckarzimmern in 23 Transporten bis zum 11.11.1946 - 24.076
Vertriebene an. Am 31.11.1946 wurde das Durchgangslager Neckarzimmern geschlossen.
Rückblick
Nach nunmehr fast siebzig Jahren ist es dem Vertreiberland
Tschechei immer noch nicht gelungen, sich mit seiner Lebenslüge einer gerechten
Vertreibung der Sudetendeutschen auseinanderzusetzen. Man glaubt bei den ehemaligen
Alliierten und deren Anhängseln noch immer, sich klammheimlich aus der Verantwortung
stehlen zu können. Aber wie die Vergangenheit zeigt, sind Völker, in denen Verbrechen in
diesen Dimensionen begangen wurden, noch immer von ihrer eigenen Geschichte eingeholt
worden. Massengräber ermordeter Deutscher findet man nicht erst nach zweihundert
Jahren, sondern wenn es der berühmte Zufall will, schon nach sechzig oder siebzig,
siehe Polen.
Fährt man heute durch die ehemaligen Siedlungsgebiete der Sudetendeutschen, so spürt
man förmlich den kalten Hauch der menschlichen Leere dieser Landstriche, in denen
einstmals pulsierendes Leben herrschte. Da die Seelen vieler Erschlagener sich noch an
ihren ehemaligen Wohnorten befinden, hat die slawische Volksseele dies intuitiv spürend,
nicht vermocht, diesen Landesteil in Besitz zu nehmen. Viele der jahrhunderte alten
sudetendeutschen Häuser stehen leer oder wurden ob ihrer grauenhaften Historie abgerissen,
um nicht ständig an die in und um ihnen herum verübten Verbrechen erinnert werden zu
müssen.
Und wer es nicht glauben mag, es gibt eine ausgleichende Gerechtigkeit, die Strafe folgte
postwendend in 42 Jahre bolschewistischer Diktatur, Zerfall des St.- Germain-en- LayeKonstruktes von 1919 in zwei Landesteile, übrig blieb ein Rumpf-„Staat“, ein
kümmerlicher Rest des einstmaligen stolzen Kronlandes Böhmen des früheren Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation. Die Reste des tschechischen Nationalismus fanden
ihr Unterkommen in der noch existierenden kommunistischen Partei der Tschechen, deren
Skoda-fahrende Mitglieder im eigenen Land wieder deutsche Autos produzieren dürfen.
Zum Glück durfte das das große einbalsamierte Vorbild, in Moskau, „Onkel Joe“, nicht
mehr erleben. Ein Umdrehen im Grabe geht nun nicht mehr.
Ortswechsel: Die sprichwörtliche Dauerverarschung der
heimatvertriebenen Sudetendeutschen steht in Bronze gegossen ausgerechnet am
Bahnhof von Furth im Wald. Auf einem Gedenkstein von 2006 (Foto links), befindet sich
eine Tafel mit der Inschrift:
„Grenzdurchgangslager Furth im Wald 1946 – 1958 – Erste Station in Freiheit für
750.000 Vertriebene“ - In einem (unveröffentlichten) Leserbrief an die Redaktion der
Sudetendeutschen Zeitung in München schrieb ich dazu am 17.12.2006 unter
anderem: … zusammen mit meinen Eltern wurde ich als Passagier in einem Viehwaggon am
31.05.1946 aus Böhmisch-Leipa über Furth im Wald in die glorreiche Freiheit verfrachtet.
Wer bei diesem Vorgang der Vertreibung und des Ablaufs auch nur das Wort
„Freiheit“ in den Mund nimmt, handelt frech, unverfroren und möchte nachfolgenden
Generationen ein anderes Geschichtsbild vermitteln.
Darüber hinaus beleidigt er alle, die diesem zwanghaften, brutalen Vorgang
unterworfen waren. Zu diesem Zeitpunkt am 31.05.1946 gab es im ehemaligen
Deutschen Reich keine Freiheit. Was Freiheit war und was nicht, bestimmten die
damaligen Siegermächte und ihr Kontrollrat. Und es gab Rache statt Freiheit, Rache und
nochmals Rache, von all denen, die das Deutsche Reich besiegt hatten.
Wir wurden in den ersten Jahren beschimpft, ausgebeutet und diskriminiert, am
Wohnort, in der Schule und am Arbeitsplatz. Wir waren lange Zeit Menschen 2er
Klasse! Und es gab und es gibt in der deutschen Bevölkerung und in allen Bundesregierungen
bis heute keine Solidarität mit den Heimatvertriebenen. Sehr schön zu sehen an dem
unsäglichen Gezerre um das Museum für Vertreibung.
Aber vielleicht erlebe ich es doch noch, dereinst einmal einen Text zu lesen, der den
dreieinhalb Millionen Sudetendeutschen Vertriebenen, durch die Ereignisse
traumatisiert bis an ihr Lebensende, um ihr Vermögen, ihr heimatliches Umfeld, ihre
Freunde gebracht, gedenkt, und dabei nicht vergisst, daß dies in einem Anfall von
größenwahnsinnigem Machtrausch und Hass die Herren Benesch, Stalin, Churchill und
Roosevelt waren, denen sie eines der größten organisierten Menschheitsverbrechen zu
verdanken haben. Man wird sehen…
Durch Vertreibungsverbrechen umgekommene Sudetendeutsche: ca. 272.900 - Mögen
sie in Frieden ruhen!
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Quelle) ohne Rückfrage weiterverbreitet werden, denn die Weiterverbreitung von Information
ist derzeit das schärfste Schwert zur Verhinderung weiterer Pläne der Pathokratie. Es geht
nicht um: WER HAT’S ERFUNDEN ? das Rad, sondern dass es von möglichst vielen benutzt
wird !
Literatur:
Fritz Peter Habel „Dokumente zur Sudetenfrage“, 2003
Alfred de Zayas „Die Nemesis von Potsdam“, 2005
Alfred de Zayas „Die deutschen Vertriebenen“, 2006
Susanne Maier „Das Grenzdurchgangslager Furth im Wald 1946-57,
Wilhelm Turnwald „Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen, 1952
„Organisierte Vertreibung“ Mitteilungsblatt der Sudetendeutschen Landsmannschaft
08/2005
„ODSUN“, Die Vertreibung der Sudetendeutschen, Bd. 1 und 2, 2000/2010
Die Vertriebenen in Westdeutschland, Bd. 1 – 3, 1959
Detlef Brandes „Der Weg zur Vertreibung“ 1938-1945, 2001
Martin Kornrumpf „In Bayern angekommen“, 1979
Sylvia Schaut „Flüchtlingsaufnahme in Württemberg-Baden 1945-1949,
Thomas Grosser „Die Integration der Heimatvertriebenen in Württemberg-Baden
(1945-1961), 2006
„Das Daimler-Benz-Buch“, DELPHI Politik Franz Greno, 1987
Jörg Friedrich „Der Brand“, 2002
Emil Franzel „Sudetendeutsche Geschichte“, 2002
Theodor Schieder, Werner Conze - Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der
Tschechoslowakei
James Bacque - Verschwiegene Schuld. Die alliierte Besatzungspolitik in Deutschland
nach 1945
Prof. Dr. Dr. Alfred Maurice de Zayas: Thesen zur Vertreibung der Deutschen.
Prof. Dr. Dr. Alfred Maurice de Zayas: Anmerkungen zur Vertreibung der Deutschen
aus dem Osten.
Hans-Jürgen Bömelburg, Historiker: Vertreibung aus dem Osten: Deutsche und Polen
erinnern sich.
Der Honigmann sagt…Der etwas andere weblog…Thema Vertreibung
Artikel LupoCattivoBlog: Prag-Historiker-Konferenz: ‘Edvard Beneš’ umstrittener
Politiker und Freimauerer
Artikel LupoCattivoBlog:Die Katastrophe der Vertreibung der Deutschen und ihre
langfristigen Konsequenzen…
“Die Erörterung der Vertreibung hat eine eminente Bedeutung für die Gegenwart. Sie ist
kein abgeschlossenes Kapitel der Geschichte, denn es ereignen sich heute noch weitere
Vertreibungen in der Welt, die von der Völkergemeinschaft verurteilt werden müssen.”
Die Benesch Dekrete und die Sudetendeutschen in den Grenzgebieten - Thema – Flucht
und Vertreibung: Sudeten-Deutsche, Edvard Benes – Historiker-Konferenz in Prag.
Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg: Beneš durch die deutschböhmische Brille –
Radio-Bericht
Die Vertreibung aus dem Sudetenland in Farbe
K9undMultimedia
Töten auf Tschechisch
Komakoepfchen
14 votes
5 Antworten zu “Die Vertreibung der Sudetendeutschen – Dokumentation eines Völkermordes”
1. Labrador sagte
23/02/2013 um 21:43
Wer die Wahrheit kennt, ich kenn die Wahrheit, kann sich vor diesem Artikel und
seinem Verfasser nur verneigen und ihm unendlich dankbar sein. Ich bin 78 Jahre alt
und habe alles miterlebt, Mord, Totschlag, Vergewaltigungen und selbst Kinder die
bestialisch abgeschlachtet wurden. Mein Mann wurde fast totgeschlagen von diesen
tschechischen Bestien und litt 46 Jahre unter den Folgeverletzungen, gebrochene
Hoden, Zähne ausgeschlagen und Leber und Nieren-schäden! Ich bedanke mich bei
Maria Lourdes und wünsche uns allen Frieden! Danke für diesen Bericht! Macht
weiter so!
Antwort
o
Maria Lourdes sagte
23/02/2013 um 21:47
Der Dank muss weitergeleitet werden- an den Verfasser und Kommentarschreiber Friedland, er war es der den Artikel verfasste, sagt Maria Lourdes!
@Labrador, schreib mir Deine Erlebnisse auf oder bring diese hier als
Kommentar, Zeitzeugen-Berichte sind sowas von wertvoll das glaubt man
nicht!
Gruss und danke
Maria Lourdes
Antwort

soliperez sagte
23/02/2013 um 22:30
Danke an Labrador und danke Maria für die Aufforderung an Labrador,
ihre Erlebnisse denn auch aufzuschreiben, denn die Zeit rennt einfach
davon, es ist bald kein Zeuge mehr da für die Ereignisse der
Vertreibungen aus dem Osten.
Ich habe es Zeit meines Lebens irgendwie intuitiv gemerkt, daß da
viele Leichen im Keller liegen, obwohl erst nach WW2 geboren. Im
Ossiland aufgewachsen, dem Kommunismus unvoreingenommen
zugewandt, merkte ich da unterschwellig Vorbehalte bei all meinen
Verwandten.
Ja wie, die kämpften doch auch alle für eine schönere sozialistische
Gesellschaft? Alle engagierten sich bzw. arrangierten sich beruflich
und auch in ihren Aussagen für eine sozialistische Gesellschaft. Und
doch, da war etwas Bremsendes für mich in ihren Verhalten. Aber
niemand hat offen mit mir gesprochen und ich war gesellschaftlich
auch so konditioniert nicht nachzufragen, nicht nachzuhaken wenn mal
ein kleines Zipfelchen der Vergangenheit an´s Tageslicht kam.
Was sich da für viele Fragen inzwischen aufgestaut haben. An meinen
Vater bezüglich seiner britischen Kriegsgefangenschaft, an meinen
Schwiegervater über seine russische Kriegsgefangenschschaft, an
meine Schwiegermutter was sie während der Vertreibung aus Schlesien
erdulden mußte, an meine Mutter wie die Zeit der amerikanischen und
dann der russischen Besetzung erlebt wurde.
Fragen, die wegen meiner “political correctness” nie gestellt wurden,
und jetzt auch nie mehr gestellt werden können, da die zu befragenden
Zeitzeugen alle tot sind. Meine verpaßten Gelegenheiten…
Deshalb Labrador bitte auch ich dich, schreib deine Erlebnisse auf,
halte sie der Nachwelt fest.
Antwort

Maria Lourdes sagte
23/02/2013 um 23:38
Danke Soliperez, sagt Maria Lourdes!
Antwort
2. Gerechter Apostel sagte
24/02/2013 um 01:04
Bravo, Bravo, Bravo, ich bin beeindruckt, langer Text aber ich konnte einfach nicht
genug kriegen. Danke Dir Maria für die Aufarbeitung dieses Tabu-Themas. Leute, das
ist die Wahrheit, begreift endlich wie wir all die Jahre belogen wurden!
Das meint der gerechte Apostel……………
Antwort
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