DENKWEISEN – ONLINE LERNUNTERLAGE - ZUSAMMENFASSUNG Seite 1 von 9 POSITIVISMUS Der Positivismus ist eine wissenschaftstheoretische Richtung, die sich an den Naturwissenschaften, an ihren Verfahren und an ihren Modellen der Erklärung orientiert. Er behauptet insbesondere die Quantifizierbarkeit aller Ereigniszusammenhänge sowie die Möglichkeit und das Ziel, allgemeingültige Gesetze zu erstellen. Zu Beginn hatte der positivistische Ansatz teilweise befreiende Aspekte: Er richtet sich gegen reine Spekulation bzw. gegen autoritäre oder autoritative Wahrheitsansprüche. Zugleich besteht ein blindes Fasziniert-Sein durch den technischen Fortschritt im 19. Jahrhundert. In der Politikwissenschaft existieren im Wesentlichen zwei bis drei Varianten: Behaviorismus (Induktion) Rational-choice Theorie (Deduktion) Kritischer Rationalismus / Karl Popper (Falsifikationsprinzip) Der Positivismus ist auch die wissenschaftstheoretische Hintergrundannahme der meisten Meinungsumfragen. Gegen positivistische Ansätze argumentieren die wissenschaftstheoretischen Ansätze der Hermeneutik, des Pragmatismus, des Strukturalismus und Poststrukturalismus, die Cultural Studies, die Kritische Theorie, und der Critical realism. BEHAVIORISMUS (INDUKTION) Der Behaviorismus ist eine Richtung des Positivismus, die beansprucht, eine Wissenschaft (z.B. der Politik) zu sein, die zu Vorhersagen fähig ist. Vorgehen: Verallgemeinern von beobachteten empirischen Regelmäßigkeiten Ziele: Auf der Basis der quantitativen Analyse menschlichen Verhaltens auf einem aggregierten Level sollen durch induktives Schließen (Verallgemeinerung) vorhersagefähige Hypothesen entwickelt werden. Induktion: Ausgangspunkt ist das (angeblich) neutrale Beobachten und Sammeln von empirischen Beweisen. Theorie ist in diesem wissenschaftstheoretischen Ansatz also den Beobachtungen nachgeordnet. Grundannahmen Allgemeine Gesetze aus empirischen Beobachtungen gefolgert Politisches Verhalten zeigt Regelmäßigkeiten, die gesetzesähnliche Behauptungen ermöglichen. Eine neutrale und leidenschaftslose / unbeteiligte Analyse von politischen Daten ist möglich. Es gibt keinen Unterschied zwischen Erscheinung und Wesen. Seite 2 von 9 Kritik: Probleme und Grenzen Wie soll zwischen Verursachung und Korrelation unterschieden werden? (Korrelationen sind Hinweise für einen möglichen Zusammenhang, aber keine Erklärungen von Verursachungen!) Beschränkt sich auf sichtbare Variablen und auf solche, die eher einfach quantifizierbar sind. Annahmen über Regelmäßigkeiten begrenzen die Fähigkeit, etwas über politischen und gesellschaftlichen Wandel auszusagen. Fehlen eines Handlungsbegriffs Zu enges Verständnis von Macht und Politik (Politik = Decision- making) Wichtige Vertreter: Robert Dahl, Robert O. Keohane, Sidney Verba RATIONAL CHOICE (DEDUKTION) Der Rational-choice-Ansatz ist eine Richtung des Positivismus, die nicht auf Induktion beruht, sondern hypothetische Ableitungen auf Basis verschiedener Grundannahmen (Deduktion) trifft. Deduktion: Spiegelbild der Induktion, d.h. aus theoretischen Ausgangs- Annahmen oder feststehenden Fakten werden Hypothesen (testbare Behauptungen) abgeleitet, die dann empirisch getestet werden durch spezifische Beobachtungen. Dies führt zur Widerlegung oder zur Bestätigung der Hypothese. Hauptvertreter: Anthony Downs, Mancur Olson, James Buchanan Ziele Die (angebliche) Strenge und Vorhersagekraft der klassischen politischen Ökonomie soll auf die Politikwissenschaft übertragen werden. Es soll eine deduktive Wissenschaft der Politik auf der Basis einer Reihe vereinfachter Annahmen produziert werden. Die Implikationen menschlicher Rationalität (instrumentelle Rationalität – besagt: "Über Werte und Ziele kann nicht rational diskutiert und entschieden werden") für politisches Verhalten sollen in mathematischen Modellen bearbeitet werden. Grundannahmen Individuelle Akteure sind die Grundeinheiten der Analyse ("methodologischer Individualismus"). Diese sind rationale, effiziente und instrumentelle Nutzenmaximierer, die ihre persönlichen Vorteile zu maximieren suchen. Sie haben eine klare Hierarchie ihrer Präferenzen, sodass sie in jedem gegebenen Kontext nur eine optimale Handlungsvariante zur Verfügung haben. Seite 3 von 9 Hauptthemen Die Aggregation von individuell rationalem Handeln produziert des Öfteren kollektiv irrationale Ergebnisse Das Verhalten politischer Parteien in einem liberal-demokratischen System ist vorhersagbar, wenn die Struktur des Wahlsystems und die Verteilung der Präferenzen der Wählerinnen bekannt sind. KRITIK: Probleme und Grenzen Der Bildung von Präferenzen wird wenig Beachtung geschenkt. institutionelle Kontexte, in denen Rationalität ausgeübt wird = wenig beachtet. Basiert auf einer Reihe unplausibler Grundannahmen. Obwohl sie auf Vorhersagbarkeit zielt, neigt sie zu post-hoc Rationalisierung. Zu begrenztes Verständnis des menschlichen Individuums. Kann Kontexte, (altruistisch/kollektiv rational gehandelt), kaum begreifen. Kann die Teilnahme an Wahlen nicht erklären (Taylor 2006). Kann Prozesse des Wandels nur schwer begreifbar machen. KRITISCHER RATIONALISMUS / KARL POPPER (FALSIFIKATIONSPRINZIP) Karl R. Poppers "Kritischer Rationalismus" ist eine Kritik des Positivismus auf Basis der Grundannahmen des Positivismus selbst. HERMENEUTIK Hermeneutik ist die Theorie und Praxis des expliziten Verstehens sowie der Auslegung und Interpretation. Als Methodologie wird sie vor allem in den Geistesund den Kulturwissenschaften angewendet. Was verstanden werden kann, ist immer sinnhaft, also auf Sinn bezogen. Sinnhaft sind Handlungen, sprachliche Äußerungen, Riten, Institutionen etc., weil sie sich im Raum eines durch (sozial gültige) Regeln erzeugten Sinns abspielen – dies ist mit "objektivem Sinn" gemeint. "Subjektiver Sinn" bezieht sich darauf, was eine Person zum Ausdruck bringen möchte. Sinnverstehen hat stets die elementare Struktur, dass etwas als etwas verstanden wird: eine Lautfolge als sprachliche Äußerung; eine Reihe von Körperbewegungen als zielgerichtete Handlung etc. Hermeneutik im engeren Sinne ist also ein Verfahren der Auslegung und Interpretation von Texten, im weiteren Sinne versteht man darunter die Produktion eines Verständnisses für Sinnzusammenhänge in Lebensäußerungen unterschiedlicher Art Nach einer These Wilhelm Diltheys ist Hermeneutik auf "das "Verstehen" von in Kulturdokumenten und Lebensäußerungen manifestiertem Sinn ausgerichtet, und dies im Gegensatz zu Methodologien der Naturwissenschaften, die auf "Erklärung" sinnfreier Naturphänomene abzielen" Seite 4 von 9 POSTSTRUKTURALISMUS Poststrukturalistische Theorien knüpfen kritisch an die Thesen des Strukturalismus und dessen relationales Denken an, verbinden es aber mit geschichtstheoretischen und mit machttheoretischen Fragen. Poststrukturalistischen Theorien geht es stets um die Historisierung und Kontextualisierung von Begriffen und Theorien Im Zentrum dieser Ansätze stehen oft Fragen nach den Macht- und Herrschaftsverhältnissen, die zu einer jeweils spezifischen Bedeutung eines bestimmten Begriffs bzw. einer bestimmten Kombination von Begriffen geführt haben. DISKURSTHEORIE Diskurs ist ein seit den 1970er Jahren häufig gebrauchter Terminus, mit dem Sprachmuster benannt werden. Mit dem Begriff wird Verschiedenes ausgedrückt: So etwa auch die Vereinheitlichung der Auseinandersetzungen um ein Themen- und Problemfeld, wie z.B. im "Privatisierungsdiskurs", dem "Umweltdiskurs", u.v.m. Thema der Diskurstheorien im Allgemeinen ist es, die Zusammenhänge von Sprache und Politik, von Wissen und Geltung, von Realität und Deutung, von Diskurs, Macht und Subjektformierung genauer zu erkunden. Diskurstheorie bezieht sich auf die wissenschaftstheoretischen und gesellschaftstheoretischen Grundlagen. Diskursanalyse bezieht sich auf die Formen, Methoden, Instrumentarien der konkreten Untersuchung von spezifischen Diskursen, also auf die "forschungspraktische Umsetzung" (Keller 2001). Die Diskursethik von Habermas nimmt eine Sonderstellung ein: Sie ist explizit normativ ausgerichtet; sie ist als unhintergehbare Form der Vernunft und Basis jeder Ethik konzipiert Foucault argumentierte gegen verschiedene Reduktionismen, da sie alle (auf unterschiedliche Weise) die relative Autonomie, Eigenlogik und Eigengesetzlichkeit von Diskursen und Institutionen ausblenden oder verleugnen: Reduktionismus a: Der Intentionalismus geht davon aus, dass bestimmte Diskurse, Theorien, Analysen, Wissenschaften und Institutionen von autonomen Subjekten alleine aufgrund ihrer Intentionen und ihres Willens produziert werden und der Logik dieser Intentionen folgen. Reduktionismus b: Der Ökonomismus behauptet, dass bestimmte Diskurse alleine von ökonomischen (Kräfte-)Verhältnissen produziert und determiniert werden. Politische und ideologische Verhältnisse seien dabei bloßer Ausdruck des Ökonomischen. Reduktionismus c: Der Strukturalismus geht davon aus, dass bestimmte Diskurse, Theorien etc. von anonymen Strukturen produziert werden. Die geschichtliche Gewordenheit, die Machtverhältnisse und Seite 5 von 9 Auseinandersetzungen, die zu bestimmten Strukturen führen, bleiben dabei ausgeblendet. CRITICAL REALISM Der Critical realism stellt einen neuen und eigenständigen wissenschaftstheoretischen Ansatz dar, der sich in der Kritik an positivistischen (empiristischen) Konzeptionen sowie in der kritischen Auseinandersetzung sowohl mit der Struktur-Handlungs- Theorie von Anthony Giddens als auch mit poststrukturalistischen und hermeneutischen Theorien herausgebildet hat. (Der Critical realism ist keinesfalls mit dem kritischen Rationalismus von Karl R. Popper zu verwechseln!) Der Critical realism fragt danach, wie wissenschaftliche Erkenntnisproduktionsprozesse wirklich funktionieren. Gemeinsam ist den kritisch-realistischen, poststrukturalistischen und hermeneutischen Ansätzen eine Kritik an der Wissenschaftstheorie des Positivismus. Sie unterscheiden sich jedoch vor allem darin, wie sie Strukturen konzeptualisieren, welchen Stellenwert und vor allem welchen Realitätsgehalt sie Strukturen beimessen. "Relationale Ontologie" bezieht sich auf die Annahme, dass gesellschaftliche Phänomene nur begriffen werden können, wenn man untersucht, in welchen Verhältnissen sie zu anderen gesellschaftlichen Phänomenen stehen. Realismus meint die wissenschaftstheoretische Position, die von der Existenz der Wirklichkeit unabhängig von unserem Wissen über die Wirklichkeit ausgeht. Die Epistemologie bezieht sich auf Fragen der Bedingungen von Erkenntnisproduktion, d.h. darauf, in welcher Form wir Erkenntnisse über das Existierende gewinnen können "Epistemologische Relativität" bezieht sich auf die Annahme, dass wir stets mit historisch und kulturell spezifischen sprachlichen Mitteln erkennen. Begründungs rationalität (im Gegensatz zu "Begründungsrelativismus") bezieht sich auf die wissenschaftstheoretische Position, derzufolge es möglich ist, zwischen besseren und schlechteren Theorien zu unterscheiden. IDEOLOGIE Der britische Kultur- und Literaturtheoretiker Terry Eagleton unterscheidet zwei Haupttraditionslinien der Konzeptualisierung von Ideologie: (1) Die erkenntnistheoretische Linie – Bacon und die Philosophie der Aufklärung – versteht unter Ideologien "Vorstellungen von wahrer und falscher Erkenntnis". Ideologie ist in dieser Linie ein "Konzept von Ideologie als Illusion, Verzerrung und Mystifikation" (Eagleton 1993, 9). Karl Marx (in einigen seiner Texte), Georg Lukács Seite 6 von 9 und die "Frankfurter Schule" verbinden diese Position mit der Frage, wie diese Ideologien mit den ökonomischen Verhältnissen verbunden sind. (2) Die soziologische Linie – von funktionalistischen Soziologien vertreten – konzentriert sich dagegen (fast) ausschließlich auf die Frage, welche Interessen mit bestimmten Ideologien vertreten werden und lässt die Frage nach wahrer und falscher Erkenntnis weitgehend außer Acht. Quer zu diesen beiden Linien liegt die Ideologietheorie von Louis Althusser : sie kann als subjekt- und gesellschaftstheoretisch bezeichnet werden, d.h. sie analysiert, welchen Beitrag Ideologien zur Reproduktion bzw. Transformation von Gesellschaften sowie zur Herausbildung von Subjekten leisten; zugleich stellt sie auch die Frage nach der Wahrheit bzw. Falschheit von Wissen. - An einzelne Aspekte dieser Theorie knüpfen Nicos Poulantzas (Staatstheorie), poststrukturalistische Theorien des Politischen sowie feministische Theorien und die Cultural Studies an. Die Idolenlehre von Francis Baconist der Versuch, Störfaktoren der Erkenntnis, die das klare Urteil trüben, aufzudecken und ihren Einfluss einzudämmen. Bacon unterscheidet vier Klassen von Idolen bzw. "Götzenbildern": (a) Idole des Stammesbeziehen (b) Idole der Höhle (c) Idole des Marktes (d) Idole des Theaters Positivistische Ideologiekritik VertreterInnen des Positivismus reduzieren den Ideologiebegriff auf eine erkenntnistheoretische Kategorie und setzen Ideologie mit Realitätsverkennung gleich. Sie sehen dabei die Ursache der Verkennung in der Verquickung von Wertvorstellungen mit Wirklichkeitsurteilen (Theodor Geiger). Ideologie gilt ihnen als Mix aus Tatsachenaussagen und Werturteilen, wobei Tatsachenaussagen als beweisbar angenommen werden, Werturteile aber nicht. Ideologie sei somit nicht objektiv, sondern parteilich. In dieser Ansicht ist das wesentliche Kriterium für Ideologie daher auch ihr "Abweichen" von (empiristisch verstandener) "wissenschaftlicher Objektivität“ CULTURAL STUDIES Die Vorstellung von "Kultur" als "verfeinerter Lebensweise, Lebensart" (Kultur "haben" oder eben "nicht haben") bezieht sich auf Zwecke der "Distinktion" (Unterscheidung) von anderen Personen und/oder Gruppen um sich diesen überlegen zu fühlen. Zwischen 1970 und 2000 fand ein Paradigmenwechsel statt, der diesen Kulturbegriff zugunsten eines "weiten Kulturbegriffs" bzw. eines Verständnisses von "Kultur im weitesten Sinn" (Lindner 2002, 70) ablöste. Raymond Williams (1921-1988) war maßgeblich an der Entwicklung eines weiten Kulturbegriffs beteiligt. In einem Aufsatz unter dem Titel "Culture is ordinary" schrieb er: "Yet a culture is not only a body of intellectual and imaginative work, it is Seite 7 von 9 also and essentially a whole way of life" (Williams 1958). Die Kulturkonzeption von Williams ist damit eine erfahrungsnahe, die Kultur nicht ideologisch-elitär vordefiniert und Vorstellungen über quasi-angeborene, elitäre Fähigkeiten angreift. Eines seiner wesentlichen Untersuchungsfelder war die "working-class culture" (Arbeiterkultur). Die Cultural Studies umfassen auch Richtungen, die sich stärker an Louis Althussers Ideologietheorie orientieren und Kultur als Feld der Auseinandersetzung um politisch-gesellschaftlich wirksame Produktionen von (ideologischen) Bedeutungen verstehen. Kultur wird dabei als Ort und als Mittel der Grenzziehung und Bildung von "Differenzen", der Inklusion und Exklusion (inklusive Subversion der herrschaftsförmigen Bedeutungen und Repräsentationen) gesehen. RASSISMUS Der britische Soziologe Stuart Hall hat auf der Basis seiner Forschungen folgende Charakterisierung von Rassismus formuliert: "Rassismus ist eine soziale Praxis, bei der körperliche Merkmale zur Klassifizierung bestimmter Bevölkerungsgruppen benutzt werden, etwa wenn man die Bevölkerung nicht in Arme und Reiche, sondern z.B. in Weiße und Schwarze einteilt. Kurz Gesagt, in rassistischen Diskursen funktionieren körperliche Merkmale als Bedeutungsträger, als Zeichen innerhalb eines Diskurses der Differenz. Es entsteht etwas, was ich als rassistisches Klassifikationssystem bezeichnen möchte, ein Klassifikationssystem, das auf "rassischen" Charakteristika beruht. Wenn dieses Klassifikationssystem dazu dient, soziale, politische und ökonomische Praxen zu begründen, die bestimmte Gruppen vom Zugang zu materiellen oder symbolischen Ressourcen ausschließen, dann handelt es sich um rassistische Praxen." (Hall 2000) – Bei "körperliche Merkmale" sollte man ergänzen: "körperliche und/oder naturalisierte (und imaginierte) kulturelle Merkmale" (siehe: "Kulturalistischer Rassismus"). Der Rassismus-Forscher Robert Miles behandelt insbesondere die Funktionsweise von Rassismus als ein bestimmter Diskurs und kommt zu ähnlichen Ergebnissen wie Stuart Hall : In rassistischen Bedeutungskonstruktionen werden, so Miles, bestimmte somatische Eigenschaften mit einer Bedeutung versehen ("racialisation"). Sie dienen dazu, Bevölkerungen in Gruppen einzuteilen, die als "Rassen" definiert werden. Den Mitgliedern dieser konstruierten Gruppen werden zugleich bestimmte – tendenziell unveränderliche – kulturelle Charakteristika zugeschrieben. Dabei wird ein kausaler Zusammenhang zwischen den (realen oder fiktiven) biologischen und den kulturellen Eigenschaften unterstellt. Mark Terkessidis kritisiert den von Miles verwendeten Begriff der Rassenkonstruktion ("racialisation"), da er sich auf somatische/biologische Merkmale, die als "Bedeutungsträger" zur Festlegung von Gruppen dienen, beschränkt. Das Feld dieser Merkmale sei weiter gestreut, nach Colette Guillaumin umfasst die Vorstellung von "Rasse" ein "Bündel von Konnotationen, ein Cluster unbeständiger Bedeutungen". Die Elemente des ideologischen Konstrukts "Rasse" können demnach heterogener Art sein: Sie können neben physiologischen Kennzeichen auch soziologische Kennzeichen (Sprachen, Seite 8 von 9 Gewohnheiten, Ernährung, Kleidung, Musik etc.) sowie symbolische und imaginäre Kennzeichen beinhalten (Terkessidis 1998). Seite 9 von 9