Zur Verleihung der Ehrenmedaille an Rita Fromm und Hans Pfalzgraf am 19.September 2014 im Großen Sitzungssaal des Karlsruher Rathauses Auszüge aus der Würdigung von Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup - es gilt das gesprochene Wort – Sehr geehrte Frau Stadträtin a.D. Rita Fromm, sehr geehrter Herr Stadtrat Hans Pfalzgraf, sehr geehrte Frau Sieglinde Pfalzgraf. Ich freue mich, dass die ehemalige Ministerin Frau Barbara Schäfer-Wiegand unter uns ist. Herzlich Willkommen. Ein herzliches Willkommen gilt auch der Ehrenbürgerin Frau Gerlinde Hämmerle. Ich begrüße den ExOberbürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Karlsruhe Herrn Prof. Dr. Gerhard Seiler. Ich begrüße die Herren Fraktionsvorsitzenden Tilman Pfannkuch und Parsa Marvi sowie die Damen und Herren des Gemeinderates in alphabetischer Reihenfolge: Hermann Brenk, Thorsten Ehlgötz, Elke Ernemann, Dr. Raphael Fechler, David Hermanns, Karl-Heinz Jooß, Dr. Albert Käuflein, Irene Moser, Erik Wohlfeil, Michael Zeh und die zahlreich vertretenen ehemaligen Stadträtinnen und Stadträte. Ein Gruß gilt meinen Kollegen, den Herren Bürgermeister Martin Lenz und Michael Obert und der designierten Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz. Weiterhin begrüße ich sehr herzlich die Trägerinnen und Träger der Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe sowie Verwandte, Freunde und Bekannte von Rita Fromm und Herrn Stadtrat Hans Pfalzgraf. Ich freue mich über das Kommen zahlreicher Vertreterinnen und Vertreter der Kultur, der Behörden und Verbände und der Medien. Meine sehr geehrten Damen und Herren. Politisches Engagement ist – wenn man den meisten Umfragen glauben darf -, die Bindung an eine Partei oder gar ein Engagement auf kommunaler Ebene – das alles ist nicht sehr weit verbreitet. Und dieses – vermeintliche – Desinteresse fängt schon in den frühen Jahren an. Laut einer Umfrage unter Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren will sich rund die Hälfte „nicht politisch engagieren“. Nur 9 Prozent – wie es heißt – überlegen überhaupt, „in Parteien mit(zu)machen“. Vor diesem Hintergrund leuchten natürlich Anlässe wie der heutige umso heller. Und umso wichtiger ist es, dass wir solche Anlässe gebührend würdigen. Liebe Frau Fromm, lieber Herr Pfalzgraf: 25 Jahre kommunalpolitisches Engagement im Gemeinderat – das ist eine beeindruckende Leistung, eine beeindruckende Lebensleistung. Das ist eine Leistung, auf die Sie im Rückblick stolz sein können. Ladies first heißt es und deshalb nehme ich mir die Freiheit und beginne mit der Dame. Liebe Rita Fromm, „das Private ist politisch“ – dieser Satz, sagten Sie einmal, ist kennzeichnend für Ihren Lebenslauf. Ich möchte das Zitat des Historikers Thomas Charlyle hinzufügen: „Alle Bedeutung des Lebens liegt im Handeln für die Gemeinschaft.“ Der Gemeinschaft haben Sie einen außerordentlichen Stellenwert in Ihrem Leben gegeben sowohl im Beruflichen als auch im Privaten. Über die Studentenunruhen 1968 und die Aktivitäten der neuen deutschen Frauenbewegung haben Sie den Weg in die Politik gefunden. Geboren in Westpreußen, aufgewachsen in Westberlin, kamen Sie 1976 nach Karlsruhe. 1977 traten Sie in die Freie Demokratische Partei FDP ein. Sie waren schon 1 zuvor immer an Politik interessiert gewesen und hatten sich bereits in Berlin einem Arbeitskreis der FDP angeschlossen, um für die Besserstellung der Frau in der Gesellschaft zu kämpfen. Ihre politische Karriere begann 1980 als Karlsruher FDP-Abgeordnete des Deutschen Bundestages, der damals noch in Bonn residierte. Sie waren für eine Legislaturperiode Mitglied im Innerdeutschen Ausschuss und waren stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses. Sie verstanden sich immer als Deutschlandpolitikerin und fühlten sich der Ost-West-Entspannung verpflichtet. Argumentatives Abwägen war Ihr politisches Werkzeug, das Verändern von Denkschablonen war Ihre Herausforderung, eine liberal gestaltete Gesellschaftspolitik war Ihnen Herzenssache. 1989 wurden Sie in den Karlsruher Gemeinderat gewählt. Viermal haben Sie sich seither zur Wiederwahl gestellt. Viermal haben die Karlsruher Bürgerinnen und Bürger Ihnen bei der Kommunalwahl das Vertrauen ausgesprochen. Über zehn Jahre waren Sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende und fünf Jahre Fraktionsvorsitzende. Unvoreingenommen, beharrlich und lösungsorientiert, von einem liberalen Gedankengut beflügelt – so kennt man Sie. Sie haben sich nie gescheut, deutlich und versiert Ihre Anliegen zu vertreten. Und so sind Sie dabei immer menschlich und zugewandt geblieben. Von Bürgernähe mussten Sie nie reden, weil Sie den Bürgern nahe sind. Mit dem Herz auf dem rechten Fleck und einem gesunden Menschenverstand engagierten Sie sich für die Geschicke Karlsruhes. Stadtplanung, Bauen, Verkehr und eine frauenrelevante Politik waren Ihre Arbeitsschwerpunkte. In der letzten Legislaturperiode waren Sie ordentliches Mitglied in 13 politischen Entscheidungsgremien – darunter im Hauptausschuss, im Planungsausschuss, im Kulturausschuss, im Aufsichtsrat der KASIG, in der Kunstankaufkommission, im Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters – um nur einige zu nennen. Zusätzlich waren Sie als Stellvertretung in 11 Ausschüssen benannt. Ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten außerhalb des Stadtgremiums sind ebenfalls beeindruckend lang. Ich erwähne nur als Beispiel Ihre Mitarbeit für den Femmes Pamina Frauen. Dass Ihnen, liebe Rita Fromm, etwas zuviel werden kann ist kaum zu glauben. Und doch sind Sie nicht mehr bei den Kommunalwahlen im Mai angetreten. “Sie möchten es etwas ruhiger angehen lassen“, war Ihre Begründung für diese Entscheidung – aus Gesundheitsgründen und um Platz frei zu machen für Jüngere. Ihre Gesundheit hat sich erfreulicherweise stabilisiert und Sie können wieder in „bewährter Manier durchs Leben gehen“. Wer Sie kennt weiß, dass Sie sich nie ganz dem politischen Geschäft entziehen können, dass Sie zum Beispiel den jungen Nachwuchsliberalen immer mit Rat und Tat zur Seite stehen werden. Dazu kommt ein weiterer Pluspunkt: - Sie haben jetzt mehr Zeit für Ihre Autorinnentätigkeit und für Ihre literarischen Lesungen – über Freiheit und unbeugsame Frauen. Liebe Rita Fromm: Für Ihr großes, persönliches Engagement im Gemeinderat und für langjährige Zugehörigkeit sage ich Ihnen von Herzen Dank. Ich verleihe Ihnen die Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe. (Ehrenmedaille, Urkunde, Blumenstrauß) Anschließend die Würdigung für Stadtrat Hans Pfalzgraf. Dank an beide Ihnen beiden, Frau Fromm, Herr Pfalzgraf, sage ich nochmals im Namen aller Bürgerinnen und Bürger der Stadt Karlsruhe, im Namen der Verwaltung und im Namen aller Stadträtinnen und Stadträte: Herzlichen Dank für Ihr großes Engagement in dieser Stadt, für diese Stadt, für die Menschen in unserer Stadt. Und ich hoffe, dass Ihr leuchtendes Vorbild doch – entgegen dem Trend – viele, auch junge Nachahmer findet. 2