SCHRIFTENREIHE DES TÖRPINER FORUMS E.V. Im Land der Wilzen Zur Geschichte Vorpommerns Herausgeber Helmut G. Pratzel Unter Mitarbeit von Ulrich Michael, Kurt Fischer, Kornelia Böttcher, Gabriele Schwertfeger, Renate Deage, Karin Hinz 1 Herausgeber: Univ.-Prof. Dr. Dr. Helmut G. Pratzel Törpiner Forums e.V. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: I.S.M.H. Verlag Törpin 13, D-17111 Sarow, Tel. +49 (0) 39996 70135 Fax +49 (0) 39996 70137 Druck: I.S.M.H. Verlag Alle Rechte, wie Nachdruck, Vervielfältigungen jeder Art, Vortrag, Funk, Tonträgerund Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, auch auszugsweise, behält sich der Verlag vor. © Copyright 2010 by I.S.M.H. Verlag 1. Auflage Januar 2010 1 Inhaltsverzeichnis Tabelle zur Geschichte von Pommern ............................................. 4 Die Eiszeit formte die Landschaft Vorpommerns ............................ 7 Pflanzen und Tiere eine besondere Attraktion ................................. 9 Ackerbau und Viehzucht beginnen in der Steinzeit ....................... 10 Mit der Bronzezeit beginnt der Handel .......................................... 11 Die Eisenzeit schafft neue Möglichkeiten für Geräte und Waffen 13 Germanische Stämme siedeln in Norddeutschland ........................ 14 Slawische Stämme siedeln zwischen Weichsel und Elbe .............. 15 Demmin wird Stammessitz der Wilzen .......................................... 16 Tollenser die Urbevölkerung der Gemeinde Sarow ....................... 17 Wichtige Entscheidungen wurden auf der Tempelburg „Rethra“ gefällt .............................................................................................. 18 Ackerbau und Viehzucht, die Lebensgrundlage der Slawen .......... 18 Karl der Große stürzt den Wilzenkönig Dragovit .......................... 19 Aus den „Ruhmvollen“ wurden Leibeigene des Feudalstaates ...... 20 Deutsche Ritter und Herzöge werden neue Herren im Land ......... 21 Vorpommerns Heiden werden durch die polnischen Könige zu Christen .......................................................................................... 21 Heinrich der Löwe unterwift die Slawenstämme ........................... 22 Das Herzogtum Pommern entsteht ................................................. 23 Entstehung der Burgen, Städte und Dörfer .................................... 24 Befestigungen aus dem 13. bis 16. Jh. in der näheren Umgebung 25 Das späte Mittelalter ab dem 13. Jahrhundert und die Herrschaft des Landadels ....................................................................................... 26 Rauben war keine Schande ............................................................ 27 Reformation in Vorpommern ......................................................... 28 2 Dreißigjähriger Krieg: Katholiken gegen Protestanten .................. 28 Pommern eine preußische Provinz ................................................. 30 Die Gesindeordnung wurde eingeführt .......................................... 31 Neue Besiedlung Pommerns .......................................................... 32 Verbesserung der Landwirtschaft................................................... 33 Franzosen in Demmin .................................................................... 34 Bauern können sich freikaufen ....................................................... 35 Der Sturm der Freiheit wird entfacht ............................................. 36 Die Nationalsozialisten kommen an die Macht.............................. 38 Die Russen in Demmin .................................................................. 39 Zeugen der Geschichte in der Region ............................................ 39 3 Tabelle zur Geschichte von Pommern 6. – 8. Jh. Slawische Siedler im südlichen Ostseeraum, Pomoranen siedeln zwischen Oder und Weichsel, dem Warthe-Netze-Tal und der Ostseeküste 9. Jh. Siedlungszentren in Kolberg und Stettin Ende 10. bis Pomoranen werden durch Polen unterworfen Anfang 12. Jh. 1124 Wladislaw 1. erster Herzog der Pomoranen im Raum Stettin und östlich der unteren Oder. Das eigenständige Herzogtum heißt Pommerellen (Schlawe und Danzig) 1125 Pommerellen wird bis Demmin ausgedehnt, wo der Stamm der Lutizen (Wilzen) siedelte 1140 Pommersches Bistum (direkt dem Papst unterstellt) mit Sitz in Wollin, später Usedom, Kammin 1188 - 1227 westliches Pommern durch Dänen beherrscht nach 1227 deutsche Besiedelung im westlichen Pommern und Eingliederung in den Verband des Deutschen Reiches 1231 Die Markgrafen von Brandenburg bekommen vom Kaiser die Lehenshoheit über Pommern 1250 pommersche Uckermark geht an den Markgrafen von Brandenburg 1294 Pommersches Herschergeschlecht ausgestorben 1295 Herzogtum Pommern wird geteilt zwischen Herzogtum Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin. Trennungslinie in Ost-West-Richtung an Ihna und mittlerer Peene 1317 Westteil des Fürstentums Pommerellen (Schlawe, Stolp) geht an das Herzogtum Pommern 4 1325 Fürstentum Rügen geht an Herzogtum Pommern (Herschergeschlecht ausgestorben) 1456 Gründung der Universität Greifswald 1466 Die Länder Lauenburg und Bütow (ehem. Deutscher Orden) gehen an das Herzogtum Pommern (unter Lehenshoheit des Polnischen Königs) 1478 Bogislaw X. vereinigt wieder die beiden pommerschen Herzogtümer 1478 - 1523 Versuche zur Neuordnung der Verwaltung, des Gerichts- und Finanzwesens 1523 Bogislaw X. stirbt 1529 Die Söhne von Bogislaw X. erreichen im Vertrag von Grimmitz durch den Kaiser wieder die Lehenshoheit der Pommerschen Herzöge bis zu deren Aussterben und das Recht zur Teilnahme an den Reichstagen 1532 Pommern wird wieder geteilt in Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin mit Nord-Südgrenze an der Oder. Dritter Teil wird bischöflicher Stift Kammin 1534/35 Herzogtum Pommern nimmt mit Unterstützung des Wittenberger Stadtpfarrers, Johann Bugenhagen, die Reformation an. 16. Jhd. Entstehung großer Güter 1627 kaiserliche Truppen kommen nach Pommern 1630 schwedische Truppen kommen nach Pommern 1637 Mit Bogislaw XIV. stirbt das pommersche Herzogtum aus 1648 Pommern wird im Osnabrücker Friedensvertrag (Westfälischer Frieden) zwischen Schweden und Brandenburg geteilt. Schweden erhält das Gebiet westlich der Oder (Vorpommern) und einen Streifen östlich der Oder mit Dievenow. Das schwedische Gebiet bleibt aber Teil des Deutschen Reiches. 5 Brandenburg erhält Hinterpommern einschließlich des Kamminer Stiftsgebietes 1720 Das Gebiet nördlich der Peene mit Rügen wird schwedisches Vorpommern. Das Gebiet zwischen Oder und südlich der Peene einschließlich der Inseln Usedom und Wollin gehen an Preußen (ehem. Brandenburg) 1815 Wiener Kongress, Preußen erhält das gesamte Vorpommern. Regierungsbezirk Stralsund wird Neuvorpommern, der schon vorher preußische Teil wird Altvorpommern 19. Jh. Straßen- und Eisenbahnbau 1933 Nationalsozialisten bekommen absolute Mehrheit im Provinziallandtag Pommern 1936 - 1945 zweiter Weltkrieg 1945 Oder-Neiße-Grenze, Vorpommern wird zum Land Mecklenburg-Vorpommern 1947 Der Name Vorpommern wird aus der Landesbezeichnung gestrichen 1990 Die Oder-Neiße-Grenze wird als polnische Westgrenze völkerrechtlich anerkannt. Das Land wird wieder mit Mecklenburg-Vorpommern bezeichnet 6 Die Eiszeit formte die Landschaft Vorpommerns Vor sechzig bis eine Million Jahren war Norddeutschland von einem gewaltigen Meer überzogen, das sich nach Westen zurückzog und Festland hinterließ. Vor rund 500 000 Jahren begann die Eiszeit. Nordeuropa lag dreimal unter einer bis 1000 m starken Inlandeisdecke. Zwischen diesen Epochen lagen große eisfreie „Warmzeiten“. In der letzten Hauptvereisungsperiode der „Weichseleiszeit“, bildete sich die jetzige Landschaft. Die Eisströme des Nordens rissen auf ihrem Weg gewaltige Erd-, Schutt- und Gesteinsmassen los, führten sie bis in den norddeutschen Raum und bildeten beim Abtauen die Sander, End- und Grundmoränen, die wellige Landschaft in Vorpommern. Sie ist vor ca. 18000 bis 15000 Jahren vor der Zeitrechnung durch die Eiszeit entstanden. Im Bereich des Augrabens kann man die eiszeitliche Entstehung des Oberflächenprofils verfolgen. Beim Abtauen des Eises hat sich das Wasser Wege gesucht und daraus entstanden Urstromtäler wie die Peene, die Tollense, der Augraben, der Strehlower Bach und der Zechgraben. Zechgraben und Strehlower Bach fließen in den Augraben. Der Augraben wiederum fließt in die Tollense. Große Findlinge bestehen aus schwedischem oder finnischem Granit. Wo der Rand des Eises beim Zurückweichen längere Zeit stehen blieb und sich Schuttmassen auftürmten, entstanden bogenförmig angeordnete Hügelketten, die Endmoränen. Die in der Abschmelze ausgeschwemmten Sand- und Kiesmassen breiteten sich vor der Endmoräne als Sander aus. In den Eisspalten und Tunneln vom Schmelzwasser entstanden, durch das Herabstürzen der Gesteinsmassen von der Decke des Tunnels, eisenbahndammähnliche sandige Rücken, wie sie besonders gut an den Gatschower Wallbergen zu erkennen sind. Durch das Auftauen übersandeter Toteisblöcke entstanden große Ackerhohlräume (riesige Eislinsen), die so genannten „Sölle“, die sich mit Wasser gefüllt bis heute gut erhalten haben und eine große Bedeutung für die Umwelt besitzen. 7 Um das ökologische Gleichgewicht in der Natur zu erhalten, müssen diese “Sölle“ erhalten bleiben. In der Zeit der sozialistischen Landwirtschaft wurden bei großräumigen Meliorationsvorhaben diese natürlichen „Sölle“ eingeebnet. Sie sind nicht zu verwechseln mit Mergelgruben, die erst vor circa 150 bis 200 Jahren zur Ackermergelung (Kalkung) entstanden und teilweise auch bei den großflächigen Meliorationsarbeiten eingeebnet worden sind. In der nacheiszeitlichen Entwicklung vor 12000 bis 5500 Jahren war der Wasserspiegel der Ostsee etwa 1,50 m höher. Das Wasser drang über Peene, Tollense und Augraben tief in das Land ein und bildete bis zu 10 m mächtige Flachmoorschichten. In vegetationslosen Perioden entstanden durch Sandstürme Dünen. Die im Geschiebemergel enthaltene Kreide brachte Kalk für den Acker und zur Verwendung als Baukalk, Granit zum Bau von vielen Gebäuden in den Dörfern. Die Bauernhöfe und Gutsscheunen, die um 1800 bis 1850 gebaut wurden, sind in der Hauptsache aus Feldsteinen errichtet. Auch Straßen und Höfe wurden mit geschlagenen Feldsteinen, dem so genannten Kopfsteinpflaster, gepflastert. Viele Koppel- und Hofmauern wurden aus Feldsteinen erbaut. In besonders steinreichen Gegenden waren Viehkoppeln mit Feldsteinmauern eingefasst (Gatschower Wallberge). Hof- und Koppelmauern waren die Grenzlinien zwischen den Besitzungen der Bauern. Die Wälder, Wiesen, Flüsse, Sölle, Teiche und die Flure schufen die Lebensgrundlage für die kommunale Besiedlung durch den Menschen. Das Augrabental von Stavenhagen bis Demmin, ist für eine interessante, geologische Betrachtung der näheren Umgebung geeignet, angefangen bei Lindenberg über Buchenkavel, links Gehmkow und rechts Törpin. Das große Wiesental, mal eng, mal weit, lässt die Landschaft allmählich in Kleinthüringen übergehen. Formschöne Bergketten, lange Wallberge (Buchenkavel), mit Wald bestandene Hügel (Gehmkow, Ganschendorf) begleiten den Augraben in seiner ganzen Länge. Der Augraben mit seinem Tal, welcher auf etwa 1000 m Länge die Törpiner Feldmark begleitet, bietet mit seinen angrenzenden Wiesen und deren Pflanzenwelt eine idyllische Landschaft. Beginnend an der Lindenberger Grenze, vorbei an Buchenkavel bis zum Krähenberg der 8 Gehmkower Flur plätschert der Augraben gemütlich dahin. Auf dieser Strecke wird er durch keine Endmoränensteilhänge, wie wir sie auf anderen Teilstrecken vorfinden, in Schluchten gezwungen. Die Wiesen und Auen haben sich frei entfaltet und sind für die Bauern, die sie nutzen, von großem Wert. Die Bauern ernten hier das Futter und versorgen damit ihre Tierbestände. Die der Törpiner Augrabenniederung angrenzende Feldflur mit den weit verteilten einzelnen Bauerngehöften lassen erkennen, wie die Vorfahren hier lebten und arbeiteten. Pflanzen und Tiere eine besondere Attraktion In der Augrabenniederung findet man ein großes Sortiment der Pflanzenwelt. An Gehölzen wachsen in der Hauptsache Erlen, Birken, Pappeln, Weiden, Kiefern, Fichten und Eschen. Am Erdboden finden sich Buschwindröschen, Maiglöckchen und viele andere Gewächse und Blumen. An den Rändern der Feldmark und den Feldwegen wachsen Weißdorn, Haselnuss und wilde Rosen. Linden, Eichen und Ahorn stehen vereinzelt an den Feldwegen und an den einzelnen Gehöften. Im ehemaligen Gutspark in Gehmkow stehen noch drei besondere Naturdenkmale: ein Tulpenbaum, eine Blutbuche und eine Platane. Zwei uralten Eichen sind einem Feuer zum Opfer gefallen. Umfangreich ist auch die Tierwelt in der freien Wildbahn. In den Orten Törpin, Gehmkow und Ganschendorf sind in den teilweise alten Horsten schon über viele Jahre die Störche beheimatet. Auch Schwäne haben sich auf den Teichen angesiedelt. Bei den Greifvögeln sind die bekanntesten: der Mäusebussard, der Habicht und die Gabelweihe. Vom Frühling bis zum Herbst machen die Zugvögel hier Station. Schwalben sind Mitbewohner der Scheunen und Ställe. Stare werden im Sommer in großen Scharen häufig zur Last. Singvögel befinden sich das ganze Jahr über in den Fluren und machen sich in den Frühlingsmonaten durch ihren Gesang deutlich bemerkbar. Die Hecken und Sträucher der Feldmark bieten Singvögeln guten Schutz. In der Region kommen folgende Vögel vor: Graugans, Kranich, Buntspecht, Rauch- und Mehlschwalbe, Zaunkönig, Heckenbraunelle, Rotkehlchen, Kleiber, Stieglitz, Kuckuck, Türkentaube, 9 Gartenrotschwanz, Amsel, Singdrossel, Klappergrasmücke, Dorngrasmücke, Gartengrasmücke, Fitis (Weidenzeisig), alle Meisenarten, Pirol, Neuntöter, Star, Feldsperling, Buchfink, Grünfink, Goldammer. Fischerei und Jagd sind in der Region verbreitet. Auf dem Felde sind Rehe, Hasen und Wildschweine keine Seltenheit. Vereinzelt halten sich auch Hirsche in der Gemarkung auf. Füchse haben an bewachsenen Gräben und Böschungen ihren Bau. Im Monat Mai findet man etwa 3 bis 7 Junge pro Bau. In neuerer Zeit hat sich der Marderhund (Enok) angesiedelt und weit verbreitet. Der Törpiner See und die Gewässer der Feldmark sind für Angler beliebte Orte. Auch der Augraben gibt bestimmten Fischsorten einen Lebensraum. Ackerbau und Viehzucht beginnen in der Steinzeit Nachdem die Eiszeit die Oberflächenform gebildet und sich vor ca. 12000 Jahren die Pflanzen- und Tierwelt entwickelt hatte, konnte der Mensch dieses Gebiet als Lebensraum nutzen. Es war die Zeit nach der großen Vereisung, als zwar die berghohen Gletscher bereits abgeschmolzen, die Ostsee aber noch ein „Eismeer“ mit Eisbergen war. Hierzulande lebten Tiere der Polarzone, wie das Ren, das zwischen niederem Gesträuch zur Äsung nordische Moose und Flechte suchte. Zirka 8000 v. u. Z. lebten in der mittleren Steinzeit (Mesolithikum) Jäger und Sammler in dieser Region. Trockene Stellen zwischen den Sümpfen wurden als Wohngebiete genutzt. Wild, Wildfrüchte und Fischreichtum waren die Lebensgrundlage. Dabei mögen besonders der Ganschendorfer See (Schwarzer See) und der Augraben gute Quellen zum Fischfang gewesen sein. Diese Jäger und Sammler hatten keinen festen Wohnsitz. Sie lebten in Sippen von 20 bis 50 Menschen. Ihre Werkzeuge waren aus Stein (Keil, Meißel und Beil). Auch nutzte man Geweihe und Knochen von erlegtem Wild als Handwerkzeuge. Um 4600 bis 1800 v. u. Z., der Jungsteinzeit (Neolithikum), wurde der Mensch sesshaft und ging zu Ackerbau und Viehzucht über. Die Frau stand als Hüterin des Hauses, als Mutter und Stammesmutter der Sippe im Vordergrund dieser Lebensgemeinschaft. Ihr Unterhalt war 10 der primitive Feldbau. Gerste, Weizen, Hirse, Erbsen und Bohnen wurden angebaut. Auch die Viehzucht wurde betrieben. Man hielt Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Diese Menschen konnten Steine zur Werkzeugherstellung schleifen und durchbohren. Ihre Töpferarbeiten konnten der Trichterbecherkultur, später der Schnurkeramik zugeordnet werden. Im Gebiet um Gehmkow wurden beispielsweise Feuersteinbeile aus der Steinzeit gefunden. Funde im Kreisgebiet und selbst bei Alt-Kentzlin beweisen das. Die Toten bestattete man in Hockengräbern. Aus der Jungsteinzeit stammen viele im Kreis Demmin gefundene Großsteingräber (Megalith- oder Hünengräber). So sind auf der Strehlower Feldmark, gegenüber vom Ganschendorfer Ausbau, Großsteingräber bekannt. Ein Großsteingrab befindet sich westlich von Ganschendorf am Ende des Höhenrückens unmittelbar am Augraben; es sind noch vier Tragsteine vorhanden. Die Baumeister dieser Steingräber benutzten Hebel und Rollen, die aus Baumstämmen bestanden. Etwa seit 4000 v. u. Z. waren die landschaftlichen Verhältnisse allmählich den heutigen schon ähnlich geworden. Es war die Blütezeit der jüngeren Steinzeit, sie reicht bis 2000 v. u. Z. Bezeichnend sind die kunstvoll geschliffenen Werkzeuge und Waffen aus Stein und umfangreiche Hinweise auf Viehzucht, wobei Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Hunde, aber selten Pferde benutzt wurden. Der Ackerbau entwickelte sich, die Kuh diente zur Anspannung, Hirse war die Hauptkulturpflanze. Mit der Bronzezeit beginnt der Handel Um 1800 v. d. Z. liegt der Beginn der Bronzezeit, die mindestens bis 800 v. d. Z. gedauert hat. Das Rohmaterial, durchschnittlich 90 % Kupfer und 10 % Zinn musste aus ferner Gegend, zum Beispiel aus Ungarn, Spanien und Irland bezogen werden. Dies geschah auf dem Wege des Zwischenhandels. Auffallend und für die Gediegenheit des nordischen Volkstums höchst bezeichnend ist, dass die hiesige Bronzekultur im Wesentlichen anderen Kulturkreisen gleicht, und dass das rasch aufblühende einheimische Erzgießerhandwerk Dinge geschaffen hat, die vielfach in technischer und kunstgewerblicher Hinsicht einen sehr hohen Rang einnehmen. Die Freude an der Bronze drängte damals die sonst so gestaltungsfrohe Töpferei arg in den 11 Hintergrund. Die massenhafte Einfuhr des wertvollen goldglänzenden Metalls setzt das Vorhandensein auswärts stark begehrter Landeserzeugnisse voraus, man denkt dabei gern an Bernstein. Der Bernstein aus der schwachen Fundgrube am Kummerower See war für den Kreis Demmin ein begehrtes Landeserzeugnis, das dem Handel diente. Als Grabdenkmal ist aus der Bronzezeit ein im Garten des Gutes Gehmkow herausgearbeiteter Grabhügel bekannt, dessen Fundgegenstände sich im Stralsunder Museum befinden. Die Kulturverhältnisse der Bronzezeit lassen erkennen, dass die Totenverbrennung vorherrschend war. Die Urnengräber wurden anfänglich in Hügeln, später unter flacher Erde angelegt und meistens mit Schmuck, aber auch mit Waffen bereichert. Viele Verbrennungsstätten der Brandbestattung sind durch Witterung oder den Pflug vernichtet worden. Deshalb kann man die Bestattungs-Orte von Siedlungsplätzen nicht nachweisen. Aus der Bronzezeit sind in einem größeren römerzeitlichen Urnenfeld mit Geröllsteinpackung am „Augraben in den Rollbergen“ folgende Funde bekannt geworden: außer vielen anderen ähnlichen Gefäßen auch solche mit senkrechter Strichverzierung und eine braunrote Glasflussperle mit weißlichem Flechtband in dessen „Auge“ gelbe Punkte waren, und auch Reste eines eisernen Gürtelhakens und einer runden Eisenschnalle. Aus der Bronzezeit stammen auch die so genannten „Trogmühlen“. In diesen Mühlen mahlte man Getreide zu Schrot und Mehl. Ein Mahloder Quetschstein rieb im Laufe der Benutzung eine kugelige bis ovale Form in den Stein der Trogmühle. Solch ein Trogmühlenstein ist in Ganschendorf im rechten Torpfeiler zum Friedhof am Stufenaufgang eingemauert. Ganz sicher ist ein Großteil der Funde aus dieser Zeit auch durch Unwissenheit zerstört worden. Einige Funde kann man in Verbindung mit dem römischen Reich bringen, sie sind allerdings weniger prächtig als an anderen Fundorten wie z.B. in Hinterpommern. Aus dieser Zeit stammen auch die zahlreichen Grabdenkmäler, die häufig im Kreis Demmin zu finden sind - genannt Hünengräber. Das sind mehr oder weniger hohe Hügel aus Erde und Geröllsteinen, oft von Kreisförmigen Blocksetzungen umgeben; mitunter sind kleinere 12 Aufschüttungen schon früher zusammengesunken, abgeschwemmt oder abgetragen worden, so dass nur noch „Steinkreise“ sichtbar sind; häufig hat die Brauchbarkeit des Steinmaterials zum Eingriff in die Ruhe der Toten verlockt. Ein Steinkranz am Hügelfuß sollte verhindern, dass die Erde vom Regen abgespült wird. Solche Grabhügel findet man in Gehmkow, bei Utzedel, Leistenow, AltKentzlin und Strehlow u. a. In Gehmkow ist es ein ziemlich großer, aus dem Moränenwall im Garten des Gutes herausgearbeiteter Grabhügel, wohl aus der mittleren Bronzezeit. Er lieferte dem Stralsunder Museum einige Bronze, darunter eine Lanzettenspitze. Dieses Grabdenkmal wurde später der Eiskeller des Gutes. Bei untersuchten Hügelgräbern fand man Beispiele mit Körperbestattungen und auch Urnengräber. Bei Urnenbestattungen wurde die Totenfeier auf dem Verbrennungsplatz durchgeführt. Jedoch nahm hier die Brandbestattung unter dem Einfluss der christlichen Kirche und mit der Einwanderung der Deutschen immer mehr ab und wurde im 13. Jh. durch die Körperbestattung ersetzt. Die Bronzezeit reicht bis in die slawische Besiedlungszeit hinein. Die Eisenzeit schafft neue Möglichkeiten für Geräte und Waffen Frühestens um 800 v. d. Z. begann im germanischen Norden die Eisenzeit. Das neue Metall trat nicht als stürmischer Eroberer auf. Ganz allmählich setzt es sich als Material für Geräte und Waffen neben der schimmernden Bronze durch. Bronze fand aber als Stoff für Zierrat und Schmuck weiterhin Verwendung. Im ersten Jahrhundert der Eisenzeit wurde das Eisen wie die Bronze von den Illyrern und Kelten gehandelt und eingeführt, weil nicht anzunehmen ist, dass es in dieser Gegend Schmelzstätten gab. Ein eisenzeitliches Urnengräberfeld ohne Steinpackungen wurde im Buchenkavel gefunden. Der Inhalt der Urnen waren Gefäße mit senkrechtem Strich- und Streifenmuster. Weiterhin fand man in Ganschendorf mehrere Spinnwirtel. Der Spinnwirtel ist ein rundes, durchbohrtes Steinstück und diente den Frauen beim Spinnen des Garns. Von den Spinnwirteln gibt es mehrere Funde im Kreisgebiet, sie stammen aus der Eisenzeit, zirka 13 600 - 100 Jahre v. u. Z. In dieser Epoche festigen sich die bäuerlichen Wirtschaften. Germanische Stämme siedeln in Norddeutschland Von 100 Jahren v. u. Z. bis 600 u. Z. besiedelten germanische Stämme dieses Gebiet. Da zu dieser Zeit das Klima wieder ungünstiger wurde – feuchter und kühler – ist anzunehmen, dass hier wieder Notzeiten durchgemacht wurden. Schlimmer noch war es in Skandinavien. Der Bevölkerungsüberschuss musste abwandern. Die Ostgermanen zogen westwärts und drängten die altgermanischen Einwohner Hinterpommerns ganz allmählich bis zur Oder zurück, in den Jahrhunderten nach der Zeitrechnung sogar darüber hinaus bis in dieses Gebiet. Über die Germanenstämme dieses Raumes gibt es nur wenige Kenntnisse, die fast ausschließlich durch Bodenfunde gewonnen wurden. Es ist anzunehmen, dass dieses Gebiet von den Rugiern bewohnt wurde, einem ostgermanischen Stamm, der ursprünglich auf Rügen und in Pommern seinen Sitz hatte und im 5. Jh. den Ostgoten angegliedert wurde. Den Ostgoten wird nachgesagt, dass sie weniger sesshaft wie die Westgermanen (Sachsen, Friesen und Angeln) waren. Die Rugier zwischen Kieler Bucht und Weichsel hatten östlich die Goten, südlich die Semnonen und westlich die Langobarden zum Nachbarn. Zu Beginn unserer Zeitrechnung waren die Germanen ein bedeutender Machtfaktor in Mitteleuropa. Ihre Entwicklung verlief wie in der Urgesellschaft, am Anfang waren Grund und Boden Eigentum aller. Mit der Zeit setzten sich die Verhältnisse der „militärischen Demokratie“ durch. Diese Entwicklung förderte das Gewohnheitsrecht, Ackerparzellen aus dem Stammesland zu nehmen und eine Sonderstellung „freier Bauern“ zu erreichen, deren Land nach und nach Erbgut wurde. Die Germanen bauten verschiedene Weizen- und Gerstenarten an, dann Roggen, Hafer und als Gemüsearten Erbsen, Linsen, Bohnen, Rapunzeln und Mohren. Durch Auslese der besten Pflanzen und Samen steigerten sich die Erträge. 14 Der Pflug war ein hölzernes Gerät in Form eines Hakens (Astgabel) und mit Eisen beschlagen. Zur Bespannung wurden in der Regel Rinder verwendet. Pferde dienten zum Jagen. Angebaut wurde in der Dreifelderwirtschaft. Der Anbau gestaltete sich durch Winter- und Sommergetreide und der dritte Schlag diente zur Brache. Wendepflug und Dünger waren noch nicht bekannt. Zur Viehhaltung gehörten Pferd, Rind, Schaf, Schwein, Ziege und Hund. Gebiete mit gutem Eichen- und Buchenbestand eigneten sich sehr gut zur Schweinemast. Im Winter war das Vieh meistens in Ställen untergebracht, Menschen und Tiere befanden sich unter einem Dach. Die vorpommerschen Siedler bezeichnete man seit dem Erscheinen des nordischen Zuzuges im Osten unserer Provinz als „Westgermanen“. Die Einwanderung wiederholte sich mehrfach. Es war damals eine unruhige Zeit in diesem Gebiet. Viele Waffenfunde in den Gräbern deuten auf eine kampfreiche Zeit mit den keltischen Galliern und dann mit den Römern, und schließlich, im 4. - 5. Jh. unserer Zeitrechnung begann der große Strom der Völkerwanderung. Seit dem 6. Jahrhundert gerieten die Völker in Bewegung, wahrscheinlich durch Bevölkerungszuwachs und durch den Einfall der Hunnen in Europa. Das Gotenreich am Schwarzen Meer brach zusammen. Die Phase der allgemeinen Wanderung der germanischen Stämme wurde ausgelöst. Die abwandernden Germanen bildeten eine neue gesellschaftliche Kraft, die in der Auseinandersetzung mit der spätantiken, römischen Gesellschaft zur Grundlage des späteren deutschen Volkes führte. Slawische Stämme siedeln zwischen Weichsel und Elbe Seit dem 6. Jh. gerieten auch die slawischen Völker in Bewegung. Sie wurden durch die „Awaren“ bedrängt. Die Schlagkraft des oströmischen Reiches ließ nach, im Westen waren durch den Abzug der Ostgermanen große Landflächen frei geworden. Reste germanischer Bevölkerungsgruppen vermischten sich mit den einwandernden Slawen. 15 Zur slawisch-wendischen Landnahme, die wohl um 600 n. Chr. begann, bedurfte es keiner kriegerischen Eroberung. Wer hätte widerstehen sollen? Fruchtbarkeit und Verkehrslage ließen diese Landschaft wiederum zu einem wichtigen Siedlungsgebiet werden. Trotzdem ist hier die Denkmäler-Forschung für diese Periode noch weit im Rückstand. Nicht einmal die Burgwälle sind bisher genau verzeichnet und beschrieben. Insgesamt lassen sich neun verschiedene Einzeltypen feststellen: befestigte Siedlung, frühe Großanlage, Burghügel, Burgstelle, Niederungsburg, Höhenburg, Turmhügel, Turmhügelburg, Feste. Die Slawen, eine europäische Bevölkerungsgruppe, die sich zwischen Oder und Dnjepr entwickelt hatte, wanderten während der Völkerwanderung aus ihren Stammesgebieten westwärts bis an die Elbe, Saale, Donau und die Balkanhalbinsel. Slawische Stämme aus dem Osten besetzten vorwiegend die von den Germanen verlassenen Länder zwischen Weichsel und Elbe. Nach den Sprachgruppen ließen sie sich in Ost-, West- und Südslawen einteilen. Demmin wird Stammessitz der Wilzen Zu den Westslawen zählten Slowaken, Mähren, Tschechen, Polen und die Stämme zwischen Oder und Elbe. Die Polen saßen südlich von der Warthe. An der oberen Oder, südlich von Polen hatten die slawischen Schlesier ihre Wohnsitze. Zu diesen Stämmen der Westslawen gehörten auch die „Sorben“ (im Siedlungsgebiet des heutigen Sachsen), die „Wilzen“ mit ihrem Stammesmittelpunkt auf der Burg in Vorwerk bei Demmin (Sitz von König Dragowit), die „Obodriten“ an der mecklenburgischen Ostseeküste mit Stammessitz auf der Burg Mecklenburg auch Michelenburg und Reric genannt, und weiteren Stämmen, wie die „Linonen“ (Burg Lenzen), „Heveller“ (Brandenburg) u .a.. Slavische Burgorte soll es im 8./9. Jh. gegeben haben in Loitz, Dimin, Lubecinca, Rostock, Kizun, Worle, Garz, Arkona, Wolgast, Lasan, Usodim, Pazdewalk, Malchov, Zwerin, Lubek. Als herausragendes Beispiel einer slawischen Anlage wurde schon um 1000 eine umfangreiche Siedlung im heutigen Demmin durch Adam von Bremen als civitas magne bezeichnet, die 1149 als castrum Dimin erobert und 16 auch später als castellanus Rochillis erwähnt wurde. Diese Burg war das Zentrum des Wilzen-Königs Dragovit. Wichtige Handelswege waren die Nordroute von Wolin über Usodom zum heutigen Anklam nördlich der Peene über Demin zur Burg Mecklenburg. Der Handelsweg südlich der Peene führte von Stettin über Pazdewalk, Malchov, Zwerin nach Lubek. Tollenser die Urbevölkerung der Gemeinde Sarow Im nördlichen Raum zwischen Elbe und Oder besiedelten von Südpolen her die “Obodriten“ das Land, wo sich später das Herzogtum Mecklenburg entwickelte, und die „Wilzen“, die Bewohner des späteren Vorpommerns. Mit Beginn des 10. Jh. nach Unterwerfung durch Karl den Großen wurden die „Wilzen“ auch ,,Lutizen“ genannt. Die „Wilzen“ hatten verschiedene Stämme. Südlich der Peene waren es die „Mizerez“, nördlich der Tollense die „Ploth“ und im Bereich der Gemeinde Sarow zwischen Tollense und Kummerower See die „Tollenser“. Westlich von Demmin (Dimin) siedelten die „Zirzipanen“ und „Kessiner“, im Neustrelitzer Bereich die „Rhedarier“. Auf Rügen siedelten die „Raner“, die wahrscheinlich ihren Namen von den germanischen Rugieren übernommen hatten. Ihre religiösen Anschauungen und der damit verbundene Kult unterschieden sich nicht wesentlich von den anfangs in der Urgemeinschaft lebenden Germanen. Sie hatten Stammes- und Hausgötter. In der Tollense fand man eine hölzerne doppelköpfige Gottesdarstellung. Die slawischen Küstenbewohner zwischen Weichsel und Unterlauf der Oder, (südlich der Ostsee und rechts der Oder) nannten sich „Pomoranen“, d.h. „die am Meer Wohnenden“. Die Pommern wie auch die übrigen slawischen Völker diesseits und jenseits der Oder bis zur Elbe und Weichsel hin, hatten keine Städte, sondern nur Dörfer, die im Kreise gebaut, durch einen Wall geschützt waren. Da die Slawen keine eigene Schriftsprache hatten, sind geschichtliche Überlieferungen aus anderen Sprachbereichen übernommen worden. Antike Schriftsteller nannten die Slawen „Veneter“, daraus abgeleitet hat sich das deutsche Wort „Wenden“ erhalten. 17 Wichtige Entscheidungen wurden auf der Tempelburg „Rethra“ gefällt Die Lutizen fällten ihre Stammesentscheidungen auf der Tempelburg „Rethra“ (auch Riedegost genannt). Sie wurden von heidnischen Priestern geführt, denen auch die Entscheidung über Krieg oder Frieden oblag. Der Standort der Tempelburg ist bisher nicht bekannt. Bischof Thietmar von Merseburg (975 bis 1018), ein bedeutender Chronist der slawischen Geschichte, berichtete von Vorgängen im Tempel „Rethra“, in denen slawische Priester am Verhalten eines Pferdes Entscheidungen trafen. Das Pferd des Gottes wurde auch gesattelt in den Kampf mitgenommen. Ackerbau und Viehzucht, die Lebensgrundlage der Slawen Hauptsächlich betrieben die Slawen Ackerbau und Jagd, oder sie waren Fischer und Handwerker. Anfangs wurde der Boden mit einer Holzhacke bearbeitet. Mit der Viehhaltung wurden Hakenpflug und Eggen gebräuchlich und Ochsen, später Pferde, als Arbeitstiere eingesetzt. Angebaut wurde Weizen, Roggen und Hirse sowie Lein zur Öl- und Fasergewinnung. Mit Sicheln und Sensen wurde die Frucht geschnitten, mit Stöcken gedroschen (Dreschflegel), in Handdrehmühlen, Hirsestampfern und Backtrögen weiterverarbeitet. Gezüchtet wurden Rinder, Ziegen, Schafe, Schweine und Pferde. Das Pferd spielte eine bedeutende Rolle und hatte einen bis zu dreifachen Wert eines Rindes. Auf den slawischen Bauernhöfen gab es weiterhin Hunde und Katzen. An Geflügel wurden Hühner, Gänse und Enten gehalten. In den Wäldern wurden Hirsch, Reh, Bär, Wildschwein, Elch, Wisent, Hase, Biber und Dachs gejagt. Wegen ihres Felles stellte man Fuchs, Iltis, Luchs, Fischotter, Marder und Wildkatze nach. Im Wald wurden aus Holz und Rohrgeflecht gefertigte Bienenkörbe aufgestellt, um die Wildbienen auszubeuten. In der weiteren Entwicklung gingen einzelne Bauerngruppen zum Handwerk über. Geschickte Menschen übernahmen die verschiedensten Handwerke. Es bildeten sich Töpfer, Schmiede, 18 Zimmerleute, Drechsler, Kürschner, Gerber, Schiffs- und Brückenbauer heraus. Bis zum 10. Jh. wurden alle Leistungen im Tauschhandel durchgeführt. Bodenfunde und freigelegte Wasserburgen zeugen von großem slawischem Können. Sie waren mit der Verarbeitung des reichlich vorkommenden Rasenerzes vertraut und brauchten kein Eisen zu kaufen. Der slawische Zimmermann beherrschte das Verzapfen, Verkeilen und Verdübeln und brauchte kaum einen Holznagel. Seit dem 10. Jh. wurden Münzen geprägt oder Hacksilber als Währung verwandt. So kostete ein Pferd 300, eine Kuh 100, ein Schaf 25 und ein Messer 2,8 Gramm Silber. Da nicht alle Produkte im Stammesgebiet hergestellt werden konnten, entwickelte sich ein größerer Fernhandel, der aber mehr von fremdländischen Kaufleuten durchgeführt wurde. Man führte Mahlsteine vom Rhein und aus Thüringen, Waffen aus Frankreich, Tuch aus Friesland und Schmuck für die Oberschicht ein. Dafür gab man Pelze, Honig, Wachs, Vieh, Getreide, Fisch und Salz. Es wird vermutet, dass zur wendischen Zeit das heutige Gehmkow schon eine „alte Dorfstelle“ besaß. Man vermutet an dieser von Moor umgebenen Stätte das wüste „Stolzow“. Karl der Große stürzt den Wilzenkönig Dragovit Widukind (Herzog der Sachsen), ein Mönch und andere Geschichtsschreiber charakterisierten die Zeit um 800 folgendermaßen: „Die Wenden zogen den Krieg dem Frieden vor und setzten jedes Elend gegen teure Freiheit. Dieser Menschenschlag ist hart, ausdauernd in der Arbeit und an dürftige Nahrung gewöhnt. Und was den Sachsen eine schwere Last zu sein scheint, ist den Slawen eine Art von Lust“. Slawen heißt: ,,Die Ruhmvollen“. Karl der Große (741- 814) hatte die germanischen Stämme wie Thüringer, Goten und Sachsen unterworfen und führte sein Heer während der Sachsenkriege 789 bis an die Peene und Demmin. In seinem Heer führte er neben Franken, sorbische, obochistische (Slawen), sächsische und friesische (Germanen) Krieger. Der slawische König Dragowit, dessen Burg bei Vorwerk (Demmin) gestanden haben soll, unterwarf sich und versprach Tributzahlungen. 19 Im westlichen Teil grenzten die slawischen Stämme mit der Elbe- und Saale an das fränkische Reich. Beim Zerfall des fränkischen Reiches wurde im ostfränkischen Teil unter König Heinrich I. (913 - 936) und seinem Sohn Otto der erste Deutsche Staat gebildet. Dieser sächsische Feudalstaat nahm dann eine führende Rolle bei den Wendenkreuzzügen ein. König Otto setzte den Kampf seines Vaters gegen die Slawen (Lutizen) um die Vorherrschaft fort. 955 wurde der Aufstand der Obodriten und Lutizen niedergeschlagen, Der große Wendenaufstand um 983 vernichtete die deutsche Vorherrschaft zwischen Elbe und Oder. Die slawischen Stämme erreichten noch einmal ihre Selbständigkeit. Doch später wurden die Slawen trotz aller Tapferkeit geschlagen, ihr Volk verdrängt und unterworfen. Die Deutschen siedelten im Lande an. Die deutschen Namen vieler Dörfer belegen Neugründungen, während die ehemals wendischen Dörfer an ihren Endungen „ow“ und „in“ zu erkennen sind. Kaum eine andere pommersche Gegend war von den wogenden, romantisch allzu sehr verklärten Kämpfen zwischen Christentum und Heidentum, Deutschen und Wenden, Obotriten, Wilzen und Dänen stärker heimgesucht als der heutige Kreis Demmin. Kein anderer Ort sah so viele Führer der deutschen Kolonisationszüge, vor oder in seinen Mauern, wie die Feste Demmin, bis im Jahre 1168 durch den Fall Arkonas das letzte Symbol der heidnisch- wendischen Herrschaft vernichtet war. Dann endlich setzte die friedliche Arbeit der bäuerlichen Kolonisten ein. Diese politisch und wirtschaftlich unabhängigen westslawischen Stämme des Frühmittelalters verloren im 10. bis 12. Jh. ihre Unabhängigkeit und gingen, außer den Lausitzer Sorben, während der darauf folgenden Jahrhunderte im deutschen Volk auf. Aus den „Ruhmvollen“ wurden Leibeigene des Feudalstaates Als vor über tausend Jahren der deutsche Feudalstaat entstand, waren die in der Region ansässigen Vorfahren Mitglieder slawischer Stämme, die den Bestrebungen eigener und nachbarlicher Interessen unterworfen waren. 20 Wenn man auch davon ausgehen kann, dass diese Bauern frei waren, mussten sie aber mit Pferd und Waffen am Kriegsdienst teilnehmen und waren jahrelang von zu Hause fort. Begab sich der Bauer in Abhängigkeit, war er vom Kriegsdienst befreit und verpflichtet, Abgaben zu leisten. Deutsche Ritter und Herzöge werden neue Herren im Land Während der Jahrhunderte der Herrschaft pommerscher Herzöge war die Zeit, in der große Veränderungen auch in diesem Lebensraum begannen. Demmin war im Mittelalter zeitweilig Residenz pommerscher Herzöge und Grenzfestung zwischen Mecklenburg und Vorpommern. In diese Zeit fallen auch Ereignisse, die die gesamtdeutsche Geschichte betrafen, wie die Reformation, der Bauernkrieg und der Dreißigjährige Krieg. Deutsche Könige strebten nach neuen Herrschaftsbereichen. Aber der Drang nach Osten wurde nicht nur durch die Herrscher bestimmt. Kleine Feudalherren, die im eigenen Land Besitz verloren hatten, nachgeborene Rittersöhne, die in der Heimat kein Lehen fanden, arme Bauern, Handwerker und Kaufleute trieb es in der Hoffnung auf ein besseres Los ins Slawenland. Slawische Herrscher erkannten seit dem 11. Jh. sich ergebende Vorteile, ihre Herrschaft zu festigen, stellten diese Vorteile über die Interessen ihrer Stämme und verständigten sich teils mit den Eroberern. Sie nahmen ihre eigenen Gebiete von Königen und Kaisern zum Lehen und schlossen mit deutschen Fürsten Erbverträge. Vorpommerns Heiden werden durch die polnischen Könige zu Christen Ungefähr 1121 gelang es dem Polenkönig Boleslaw III., Stettin zu erobern. Dort herrschte damals Herzog Wartislaw I., er musste sich dem Polenkönig unterwerfen und die Annahme des Christentums durch sein Volk zusagen. Dafür erhielt er Vorpommern bis zur Müritz und Peene zum Lehen. 21 Schon 1122 ging der Polenkönig Boleslaw daran, Pommern zu christianisieren. Er beauftragte Bischof Otto von Bamberg 1124, das Volk zu missionieren. Der unternahm daraufhin seine erste Reise über Böhmen, Pyritz, Stargard, Cammin, Stettin, Wollin, Belgrad, zum Polenkönig und zurück nach Bamberg, um die ersten Pommern zu taufen. Seine zweite Missionsreise unternahm Otto von Bamberg in das hiesige Gebiet. Er reiste 1128 über Halle, Magdeburg, Havelberg nach Demmin, wo er mit Herzog Wartislaw zusammentraf und eine christliche Gemeinde gründete. Seine Reise ging weiter über Wolgast, Gützkow, Stettin und Cammin zurück nach Bamberg. Zwischenzeitlich vermittelte er im Konflikt zwischen dem Polenkönig Boleslaw, der inzwischen gegen die Pommern vorgedrungen war, und Herzog Wartislaw. Er konnte den Polenkönig von einem weiteren Vordringen nur dadurch abhalten, dass Wartislaw persönlich vor Boleslaw erschien, und das Abhängigkeitsverhältnis von Polen erneut anerkannte. Als Boleslaw 1138 starb, endete die polnische Oberherrschaft über Pommern. Im Jahre 1140 trat Bischof Adalbert als erster pommerscher Bischof sein Amt an. Herzog Wartislaw wurde wegen seines Übertritts zum Christentum 1135 von einem „wendischen Heiden“ in Stolpe an der Peene im Schlaf erstochen. Seine Söhne Bogislaw I. und Kasimir I. kamen 1151 zur Regierung und erhielten Pommern. Sie wählten Dimin (Demmin) als Residenzstadt, unter ihrer Herrschaft kam es zu weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen der Lutizen. Heinrich der Löwe unterwift die Slawenstämme Als die pommerschen Herzöge den von Heinrich dem Löwen vertriebenen Obotritenfürsten Pribislaw aufnahmen und dessen Ausfälle gegen die westlichen Stämme unterstützten, verbündete sich Heinrich der Löwe mit dem Dänenkönig Waldemar, dem Markgrafen Albrecht der Bär von Brandenburg, mit dem Grafen von Holstein, von Oldenburg, von Dithmarschen und von Schwerin und zog in das Land der Lutizen. Am 6. Juli 1164 kam es zur Schlacht von Verchen. 22 Die vereinten Heere marschierten getrennt und sollten sich bei Verchen versammeln. Die Slawen griffen zeitig an und konnten Graf Adolf von Holstein und Graf Reinhold mit dem Dithmarschen schlagen. Die das Blutbad überlebenden Lutizen zogen sich zurück und zündeten die Burg Demmin an. Nach der Versöhnung der beiden Pommernfürsten mit Heinrich dem Löwen erfolgte die verstärkte Christanisierung des Landes. Die Mission ging in die Länder Demmin, Loitz und Tribsee. Die Gebiete wurden dem Bistum Schwerin zugeordnet. Mit Heinrich dem Löwen kamen 1177 neben Bauern und Bürgern auch Rittergeschlechter aus Niedersachsen ins Land und machten sich ansässig. Zuerst genannt und auch noch im 20. Jh. ansässig sind die Plessen und Behr, später die von Heyden, von Maltzan, von Podewils, Voß u. a. Das Land gewann mit den Deutschen, ein Volk höherer Kultur, wodurch die Macht und das Ansehen der Pommern gehoben wurden. Das Herzogtum Pommern entsteht Bogislaw I. fand sich 1181 bei Kaiser Friedrich I. von Lübeck ein und erhielt die Belehnung mit diesem Land. So war er direkter Vasall des Kaisers geworden und als Herzog von Pommern Reichsfürst. Sein Land aber war noch keineswegs deutsch, die Zahl der darin wohnenden Christen und Deutschen war gering. Als Bogislaw I. 1188 starb, hatte das Christentum bereits Fuß gefasst. Die weitere christliche Entwicklung in dieser Gegend ist aus Kirchenbüchern zu entnehmen. Kommen wir noch einmal auf den „Drang nach Osten“ zurück. Es gab schon 1048 drei Gruppen des Ritterordens. Der deutsche Orden unter Barbarossa im 12. und 13. Jh. trug einen weißen Mantel mit einem schwarzen Kreuz, später waren dies die Landesfarben von Preußen. Gegen die heidnischen Preußen in den Ostseelanden begann der Ritterorden 1230 den Kampf. Von der Oder bis Kurland und Livland nahm der Orden die Ländereien in seinen Besitz. 23 Entstehung der Burgen, Städte und Dörfer In der hiesigen Gegend waren auch in der Slawenzeit Bevölkerungslücken entstanden. Diese wurden durch heranziehende Siedler geschlossen. Im Verlauf der deutschen Landnahme während des 13. Jh. kam es durch Eindringen deutscher Feudalherren, die sich in slawischen Siedlungsgebieten bei der Eroberung festgesetzt hatten, zur Errichtung von Burgwällen. Es waren in der Regel keine Ritter oder kleine Adlige, sondern Territorialherren oder große Vasallen. In der Nähe eines Baches oder an einer sonst geeigneten Stelle steckte der Landesherr die Straße ab und zerlegte das Land zu beiden Seiten des Weges in Stücke. Der Unternehmer, der vom Grundherrn beauftragt war, bekam 1/6 der Dorfflur. Jeder Bauer, der ein solches Stück Land erhielt, baute sein Haus an der künftigen Straße. Einen Teil seines Ackers hatte er direkt am Gehöft, die so genannte „Wurt“. In dieser Form kann man sich die Entstehung der Dörfer vorstellen. Die Übernahme deutschen Rechts sowie der Sitten und Gebräuche durch den slawischen Hochadel und weiterer Teile der Oberschicht trug wesentlich zum Untergang der slawischen Kultur bei. Trotz immer wiederkehrender Machtkämpfe zwischen Pommern, Dänen, Brandenburgern, Polen, Mecklenburgern und Deutschen (siehe Zeittafel) wurde das Land im Mittelalter sehr wohlhabend. Städte und Klöster blühten auf. Die slawische Burg Demmin (castra Dimin) wurde am 14.10.1140 erstmals erwähnt. Auch in Dargun befand sich eine altslawische Anlage, ein Burgwall, der 1178 als „ueteri castro de Dargon" (alte Burg) bezeichnet wurde. 1249 wird als weitere deutsch-mittelalterliche Befestigung der Burgwall im Kastorfer See als „antiquum castrum, quod est in medio stagno“ genannt. Am 14. August 1292 erhielt Demmin Lübisches Stadtrecht. Verchen wurde am 5.8.1228 erstmals erwähnt und das Verchener Kloster wurde 1269 gegründet. Der Name Ganschendorf tauchte erstmals am 29.06.1265 auf (siehe Ganschendorf), Sarow am 05.03.1266 (siehe Sarow), Gehmkow 1448 (siehe Gehmkow) und Törpin 1426 (siehe Törpin). Doch existierten die Dörfer schon sehr viel früher. Lindenberg (villarum … 24 Lyndenberghe) wurde erstmals genannt als am 01.(02.)06.1300 Nikolaus, Fürst zu Werle, dem Kloster Ivenack die Güter in seinem Lande bestätigt. Die Burg Lindenberg wurde als „tho deme Lyndenbergerghe“ 1366 erstmals genannt. Befestigungen aus dem 13. bis 16. Jh. in der näheren Umgebung 1 In Pribsleben am westlichen Ortsausgang, ca. 250 m nördl. der Straße nach Tützpatz am Übergang zum Koppelgelände eine Turmhügelburg/Burgstelle. In Tützpatz in der Südwestecke des ehemaligen Gutsparkes ein Turmhügel genannt Schneckenberg. In Tützpatz im Dorfzentrum an der Westseite des Dorfteiches eine Burgstelle genannt Wallinsel, der Wall, 1296 erwähnt. In Tützpatz am Nordrand des Altdorfes etwa 200 m nördl. des Dorfteiches ein Turmhügel genannt Eiskeller In Tüzen nördlich des Ortes auf einer Uferhöhe am Tüzener See ein Burghügel genannt Schlossberg, Hausberg, 1267 erwähnt als terra Tucen und 1349 Johanni Gutzcowen moranti in villa Tutzen. In Wolde in Ortskern am ehem. Gutshof eine Turmhügelburg genannt Kieckeberg, Kickeberg, 1292 erwähnt als Hynrico militi dicto Vohs de Wolde, 1311 castrum Waldis. Wolde am Südwestrand des Ortes im Bereich des ehem. Gutsparks am Ende einer Allee, wo eine jetzt zerstörte Kirche steht eine Niederungsburg/Burgstelle, 1428 erreicht Heinrich von Maltzan die erbliche Belehnung mit Wolde durch den Herzog von Mecklenburg, 1491 Eroberung und Zerstörung der Burg. Alt Kentzlin direkt neben dem ehem. Gutshaus ein Turmhügel genannt Staringsberg, 1307 als Vicko Vos de Kenzelin erwähnt. Demmin 1 km südl. der Stadt in einem Peeneknie an der Einmündung der Tollense eine Niederungsburg, genannt Haus Demmin, 1073 durch 1 Aus. Uwe Schwarz: Die niederadligen Befestigungen des 13. bis 16. Jahrhunderts im Bezirk Neubrandenburg, Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1987 25 eine nachricht durch Heinrich von Bremen über eine civilas maxima erwähnt, 1163 Zerstörung des Burgwalles, 1215 Rochellus ciusdem, vrbis castellanus. Demmin etwa 4 km nördlich direkt an der Straße nach Kletzin, gegenüber den ersten Häusern von Quitzerow ein Turmhügel. Demmin-Vorwerk ca. 300 m südöstl. Vom Haus Demmin unmittelbar am Zufahrtsweg, ca. 100 m von der Chaussee entfernt eine Turmhügelburg/Burgstelle. Lindenberg etwa 200 m südlich der Kirche an der Ostseite des Augrabens eine Turmhügelburg genannt Telliner Hof, 1283 erwähnt als Relyn, 1331 unter castra Lindenberch. Lindenberg unmittelbar südl. des Ortes in der Niederung des Augrabens ein Burghügel genannt Gollenberg. Lindenberg dicht am Ort direkt an der Straße nach Hasseldorf ein Turmhügel genannt Wall, Wallgraben. Utzedel etwa 1,6 km westl. des Ortes am Augraben mitten im Wald ca. 300 m östl. der Hauptwegekreuzung eine Höhenburg genannt Carolonenburg. Weitere Bodendenkmäler in Ganschendorf, Gehmkow, Sarow siehe entsprechende Kapitel dort selbst. Das späte Mittelalter ab dem 13. Jahrhundert und die Herrschaft des Landadels 1298 übernahm Fürst Heinrich II. zuerst das Land Stargard und später ganz Mecklenburg. 1292 vermählte er sich mit Beatrix von Brandenburg, wodurch er das Land als Brautgabe erhalten hat. Die Errichtung von Burgen als Grenzpunkte und untergeordnete Verwaltungseinrichtungen spielte eine bedeutende Rolle bei der Landessicherung. Das Befestigungsrecht war Landesrecht des Fürsten. Es stand nicht dem Landadel (niederen Adel) zu und wurde geahndet. Eine Papsturkunde von 1331 gibt einen Überblick über landesherrliche Befestigungen dieser Zeit. So werden genannt: „ … Loytze cum castro; castra D[r]ymy[n]; Cumerovve, K[i]k[in]dep[e]ne, Sacherigenmolen, Sanzekovve, Osta, Vvolt, Broke, Clemp[e]novve, 26 Cumirovve, Lindeberch, Mughe[n]borgh, Span[e]kovve, Cochele, Oldevvighesc[e]guerg, Linde, Cosenoue, Saro[u]e, Vuk[er]imunde, Voghe[i]sa[nc], Cle[m]penovve in terra Stetinen[si] …“. Ab 1329 nach dem Tod Heinrichs II. setzte sich mehr und mehr der Landadel über die sinkende landesherrliche Macht hinweg um weitere Befestigungen zu errichten. Bis zum Ende des 14. Jh. ließ sich jeder Adlige, wenn irgend möglich, eine, wenn auch primitive, Anlage errichten. Meistens wurde der Turmhügel oder von der wohlhabenden Oberschicht des Landadels die Turmhügelburg gebaut. Nicht zuletzt war das der Ausdruck der latenten Unsicherheit und des Misstrauens gegenüber dem gleichermaßen räuberischen Nachbarn und zum Schutz gegenüber Untertanen. Bis 1400 entstanden so weitere 30 Burgen des Landadels und 121 Klein- und Kleinstanlagen. Rauben war keine Schande In der Geschichte des Deutschtums spricht man von einer Blütezeit der Bauern im 12. und 13. Jahrhundert. Die Städte nahmen zumeist einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung, die bäuerlichen Siedlungen der Umgebung bildeten das erforderliche agrarwirtschaftliche Hinterland. Das änderte sich aber im 14. und 15. Jahrhundert. Die beschleunigte Durchsetzung der allgemeinen WareGeld-Beziehung und die Agrarkrise, hervorgerufen durch Überproduktion und Absatzschwierigkeiten in der Landwirtschaft, wurden zu einer wesentlichen Ursache für die umfassende Verarmung des niederen Landadels und der Bauern als Untertanen des Adels und der Kirche. Es kam zum Raubunwesen. Die Kampflust der Ritter artete in der Folge vielfach in Rauflust aus. Sich durch ein bürgerliches Gewerbe den Unterhalt zu suchen, hielt der Ritter nicht für ehrenhaft. Er wurde daher ein Wegelagerer, Heckenreiter, Schnapphahn oder wie sonst noch das Volk mit bitterem Scherz den Raubritter nannte. Der Ritter aber sagte: „ Reiten und Rauben ist keine Schande, das tun die Besten im ganzen Lande.“ Von ihren Burgen fielen die Raubritter mit ihren Knechten über die Reisenden und Kaufleute her, plünderten sie aus, sperrten die Geschädigten in das Burgverlies. Um nicht elendig im Verlies umkommen zu müssen, war ein Rauskommen nur mit hohem Lösegeld möglich.. 27 Im Demminer Teilherzogtum war die landesherrliche Macht in den ersten Jahren des 14. Jh. weitgehend zurückgedrängt worden. Dennoch gelang es auch hier gegen die Landfriedensbrecher vorzugehen, wobei sich die Bürger der Städte Anklam, Demmin, Treptow und Greifswald unter Führung von Herzog Otto I. 1322 gegen die Raubburg Bugewitz in Pommern zusammenschlossen. Die Anlage des Ritters Bernhard von Nienkerken wurde erobert und geschleift. Ebenso erging es der Turmhügelburg Rumpshagen im Land Werle (heute Kreis Waren). Der Fürst Bernhard von Werle gab später den Brüdern Hennings und Hardeleff von Voss auf Rumpshagen eine Abfindung mit anderen Gütern als Entschädigung für die von seinen Vorfahren gebrochene Turmhügelburg. 1491 wurde die Burg Wolde zerstört, der Sitz der Familie Voss und später von Maltzan, die auch in dieser Region Besitzungen hatten. Die Bauernkriege um 1500 brachten keine Erleichterung für die Bauern. Reformation in Vorpommern Im Jahre 1517 begann die Reformation der Kirche, das heißt, sie unterteilte sich in die evangelischen und katholischen Gläubigen. Am 31.10.1517 schlug Martin Luther an der Kirche zu Wittenberg die bekannten 95 Thesen an. Im ganzen Land wurden die Klöster aufgelöst und die Nonnen vertrieben. Das Vermögen fiel den pommerschen Herzögen zu. Von Wittenberg aus kam Buggenhagen nach Pommern. Man nennt ihn den Reformator Pommerns. In Demmin wurde wahrscheinlich schon im Jahre 1520/21 evangelisch gepredigt. Das Verchner Kloster bestand noch lange nach der Reformation, es hatte die Lehre Luthers schon 1535 angenommen. Dreißigjähriger Krieg: Katholiken gegen Protestanten Widersprüche zwischen den Mächten Europas, den protestantischen Landeskirchen, die nach der Reformation entstanden, und den Absichten der Papstkirche hatten zum 30jährigen Krieg (1618 - 48) geführt. 28 Wallenstein mit seinem starken Heer verfolgte den Dänenkönig Christian und besetzte mit 3000 Kroaten die Dörfer. Der Hauptsitz war auf dem Schloss in Sarow. Durch die Besetzung wurde den Dörfern viel Schaden zugefügt. Schwedens König, Gustav Adolf, griff in den Krieg ein um die Protestanten zu retten aber wohl mehr, um Land zu gewinnen. Genauere Ursachen und Folgen lassen sich aus den Geschichtsbüchern entnehmen. Tilly, später Wallenstein, war Feldherr der kaiserlichen, katholischen Liga im protestantischen Pommern und kämpfte in diesem Gebiet gegen die Schweden. Im Jahre 1622 wurde dem Sarower Baron Christoph Lüdeke von Maltzahn die Erblandmarschallwürde überreicht. 1629 verzichtete der Sarower Baron Christoph Lüdeke von Maltzahn bereits freiwillig auf die Erblandmarschallwürde. Er erklärte, seine Güter wären durch die kaiserliche Soldateska so ruiniert, dass er keine Pferde, Vieh, Fahmis, Saat- oder Brotkorn behalten habe, er könne nichts mehr für das Land tun. Am 17.11.1627 rückten 1 ½ Kompanien Kaiserliche in Demmin ein. Am 12.02.1631 eroberte Gustav Adolf Demmin und seine Truppen plünderten die Gegend. Am 14.02.1637 eroberten die kaiserlichen Truppen wieder Demmin. In dieser Zeit müssen die Orte dieser Region stark betroffen gewesen sein. Von Juli 1638 bis 1639 belagerten die Schweden Demmin und eroberten es. 1641 bis 1659 wird Demmin von den Schweden zu einer modernen Festung ausgebaut. Diese Besatzung ist auch an Törpin nicht spurlos vorbeigegangen. Furchtbare Greueltaten verursachten die Wallensteinischen Truppen. Die Folge des langen Krieges war ein verwüstetes und ödes Land. Viele Jahre dauerte das Wiederaufblühen der Landschaft. Damals bezahlte drei Viertel der Bevölkerung diese Auseinandersetzungen mit dem Leben. Die Dörfer waren schutzlos, viele Bauernfamilien verloren Land und Leben. Zu allem Unglück kam dann noch die Pest. Das ganze flache Land war fast menschenleer. In Teusin lebten beispielsweise nur noch 9 Menschen. 29 Die weiteren Feldzüge bestanden nur noch aus Aktionen einzelner Generäle. Besonders schwer betroffene Gebiete waren Pommern und Mecklenburg. Schließlich war in dem ausgeplünderten Land kaum noch ein Feldzug möglich. Der Krieg starb an Erschöpfung. Sinnlose Zerstörungen, Plünderungen, Seuchen und Grausamkeiten hatten die Dörfer in Mitleidenschaft gezogen. Überhebliche Söldner, ob in Freundes- oder Feindesland stehend, hatten auf die „dummen Bauern“ herabgeschaut und diese zum Freiwild erklärt. Neben den materiellen und Bevölkerungsverlusten gab es weitreichende Folgen für die Landwirtschaft. Unkraut, Gestrüpp und Bäume hatten sich auf den oft jahrelang nicht bestellten Feldern breit gemacht, weite Flächen waren verödet, Städte verschuldet, das Handwerk schwer geschädigt. Am 24.10.1648 kam es zum „Westfälischen Frieden“. Schweden erhielt Vorpommern. Brandenburg erhielt Hinterpommern. Aber das ganze Land war so zerstört, dass es erst um 1900 zu dem Wohlstand gelangt war, den es um 1600 hatte. Pommern eine preußische Provinz Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Brandenburg das größte Fürstentum in Deutschland. Der Staat bestand aus drei Teilen: Ostpreußen (ehemaliger Ritterorden), Brandenburg und Pommern. Die Belagerung Demmins 1659 durch verbündete dänische, kaiserliche und brandenburgische Truppen führt zum Abzug der Schweden. 1701 erhielt Kurfürst Friedrich von Brandenburg den Titel „König von Preußen“. Preußen entwickelte sich 1690 bis 1865 von 0,7 auf 19 Millionen Einwohner durch die Vergrößerung des Staates und den Zuwachs der Bevölkerung. Auch der hier beschriebene Heimatkreis war durch die sich politisch veränderte Situation betroffen. So hatte schon Friedrich Wilhelm (1620 bis 1688), der „Große Kurfürst“ von Brandenburg beim Versuch, 1675 bis 1679 Vorpommern zu erobern, Demmin eingeäschert. Danach war es sein Sohn, Friedrich Wilhelm (1688 bis 1740), der „Soldatenkönig“, der 1715 Demmin besetzte, in der Stadt die erste preußische Garnision errichtete und 1720 im Frieden von Stockholm hier Landesherr wurde. Das Gebiet nördlich der Peene blieb bei Schweden. 30 1757 im Siebenjährigen Krieg fällt Schweden in PreußischVorpommern ein. 1759 wird die Festung Demmin durch Friedrich II. zerstört. 1763 im Frieden zu Hubertusburg wird der Stand von 1720 wieder hergestellt. Friedrich II. (1740 bis 1786), Friedrich der Große genannt und sein Vater hatten die Armeestärke enorm vergrößert. Der einheimischer Adel musste sich daran gewöhnen, seine Söhne als preußische Offiziere in den blauen Rock zu stecken, die Bauern stellten die Unteroffiziere und die Soldaten kamen aus dem Hofgesinde oder dem Handwerk. Die Armee trieb die Entwicklung im Lande voran. Es wurden Uniformen, Gewehre und sonstige Gerätschaften gebraucht, Kasernen wurden gebaut, die Armee musste ernährt werden. Als billige Nahrungsmittel, verordnete der König die Kartoffeln, die dann in größerem Umfang angebaut werden mussten. Die Soldaten sollten zum Vorbild der preußischen Untertanen werden: gehorsam, bedürfnislos, pünktlich und pflichtbewusst. In Friedenszeiten mussten die Soldaten in Manufakturen oder auf den Feldern arbeiten. Wer es bis zum Unteroffizier gebracht hatte, konnte Beamter werden (Schulmeister, Steuereinnehmer). Friedrich II verlangte von seinen Beamten Pflichterfüllung und kontrollierte sie durch Inspektionsreisen. Der „Alte Fritz“ schaffte die Folter ab. Kindermörder durften nicht mehr im Ledersack ertränkt, sondern mussten enthauptet werden. Strafen wurden gemindert, blieben aber hart genug. Die Gesindeordnung wurde eingeführt Er vertrat die Auffassung, in Preußen soll jeder nach seiner Fasson selig werden. Genauer hingesehen, hatte er aber dem Adel alle Rechte und Privilegien bestätigt. Die „Leibeigenschaft“ später nur „Erbuntertänigkeit“ genannt, das heißt: der erbuntertänige Bauer war an den „angeborenen Grund und Boden“ gebunden, durfte nur mit Einwilligung des Grundherrn heiraten und durfte ohne Erlaubnisschein keinen anderen Dienst annehmen (siehe auch Gesindeordnung im Anhang). Der Gegensatz zwischen Adel und einfachem Volk blieb bestehen. Im Jahre 1763 erging zwar eine 31 königliche Verordnung, dass die Leibeigenschaft aufgehoben sei, aber Pastor Stolle, der Demminer Chronist schrieb dazu: ,,Es ist alles in Status quo geblieben, außer das sie nun Gutsverpflichtung heißet“. Neue Besiedlung Pommerns Die später durchgeführten Reformen von 1807 und 1809 waren wirksamer. Wenn jemand wie Friedrich II. für sein Machtstreben solche verlustreichen Kriege führte, musste er über ein wirtschaftlich intaktes Hinterland verfügen. In einer Artikelserie des „Demokrat“ im Februar 1788 wurden zahlreiche Aussagen zu ,,Friedrich II. und den Bauern des Kreises Demmin“ gemacht. Hier nur einige Erkenntnisse, die die Ziele des Königs und das Verhalten des Adels nennen. Friedrich II. hatte sich der Reorganisation seines Landes persönlich gewidmet und unternahm eigene, allgemein gefürchtete Inspektionen, um sich von der Durchführung erlassener Maßnahmen wie Melioration und Bau von Vorwerken zu informieren. Es erfolgte die Ansiedlung von Handwerkern und Bauern aus Deutschland und Westeuropa, Familien aus Sachsen und der Pfalz und Papiermachern aus Holland. Land wurde durch die Rodung der Wälder gewonnen, schon vorhandene Bauernstellen durften nicht leer werden. Die Strafen des Königs gegen Verstoß seiner Anordnungen waren hoch: für eine nicht wiederhergestellte Bauernstelle 1000 Taler für eine Halbbauern - oder Kossätenstelle 500 Taler für eine Gärtner- und Häuslerstelle 300 Taler. Ganz einfach war die Pommersche Besiedlung auch nicht, die mecklenburgischen Herzöge verboten ihren Untertanen die Auswanderung nach Preußen. Die Einheimischen sahen oft neidvoll auf die neuen Siedler, weil sie Vergünstigungen an Abgaben und Frondiensten hatten. Während in vielen Orten Höfe in dieser oder jener Weise wieder besetzt wurden, verschafften sich die „von Podewills auf Sanzkow“ traurigen Ruhm. Für grausame Behandlung ihrer leibeigenen Bauern bekannt, hatten die „von Podewill“ 1755 in Sanzkow 5 Bauern gelegt, das heißt: von Grund und Boden vertrieben. Prozessakte sagen aus, dass die Bauern an einem Halseisen befestigt und solange gepeitscht, 32 bis sie ohnmächtig niedergesunken und auf einer Mistkarre in das Kellergefängnis gebracht wurden. Die Höfe standen 10 Jahre leer und erst von höherer Stelle wurden die Podewills angehalten, die Höfe wieder zu besetzen. Das taten sie widerwillig und zögernd. Doch Friedrich II. ließ die Sache Sanzkow inspizieren und setzte sogar Soldaten als Posten zur Erfüllung seiner Anordnung ein. Als 1767 ein Hof in Sanzkow immer noch nicht besetzt war, schickte Friedrich II. ein Schreiben an den Landrat von Maltzahn, dass bis zur nächsten Post (Bericht) die Angelegenheit der Hofbesetzung zu erledigen sei. Chronist Stolle (Stadtgeschichte v. Demmin) beschwert sich über den “Teuersten König“, dass er nach den verheerenden Folgen des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) dem Pommerschen Adel 300000 Taler als Gnadengeschenk machte, für die mitgelittenen Bauern und Bürgerlichen aber nicht einen Taler übrig hatte. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. arbeiteten 4/5 der Bevölkerung Pommerns in der Landwirtschaft. Zwischen zwei, vier bis sechs Tagen mussten die Bauern Spann- und Handdienste auf dem Gutshof leisten, die durchschnittliche Fronleistung betrug 40 %. Verbesserung der Landwirtschaft Die schon erwähnten Produkte zur Kriegführung und zum Erhalt des Heeres, aber auch die erhöhte Nachfrage nach Getreide, Vieh und Holz (Demmin war ein gefragter Handelshafen) erforderten eine Produktionssteigerung. Das war auf zwei Wegen möglich: Lockerung der feudalen Ausbeutungsverhältnisse und Entwicklung privater bäuerlicher Initiativen oder Bildung adliger Großwirtschaften mit verbesserten Produktionsbedingungen. Friedrich II. erklärte damals: “Die Landwirtschaft ist die erste aller Künste, ohne sie gäbe es keine Kaufleute, Dichter und Philosophen. Nur das ist der wahre Reichtum, den die Erde hervorbringt“. Er war für die Aufhebung der Gemengelage. Um diese Zeit schieden viele Rittergüter aus der Gemengelage aus und verzichteten auf die wechselartige Nutzung an fremden Grundstücken. Gegenüber dem lästigen Flurzwang erleichterte der zusammenhängende Feldbesitz die Arbeitsorganisation und förderte den Anbau neuer Kulturen. Die sich um 1750 bis 1800 „verbesserte Dreifelderwirtschaft“, unter 33 Sommergetreide wurde bereits Klee gesät, so dass die Brache schon genutzt wurde, ging zur geregelten Vierfelderwirtschaft über. Das heißt, die Brache wurde ausgeschaltet. Der Anbau von Kartoffeln, Rüben, Tabak, Klee, Luzerne und Raps ergänzte den bisher einseitigen Getreideanbau und verbesserte die Bodenstruktur. Die Erträge stiegen um 20 bis 30%. Durch die verbesserte Viehhaltung nahm in Pommern der Rinderbestand um 70 % zu. Die Fruchtwechselwirtschaft hatte sich durchgesetzt. Güter konnten durch Übernahme neuer Geräte und Betriebsweisen ökonomische Risiken besser verkraften, aber auch der Bauer nahm Anteil am Fortschritt. Der Erhalt der Bauernstellen im Lande und besonders in Törpin zeugt von Ausdauer, Kraft und Unverwüstlichkeit dieser Bauern, der größten Klasse der damaligen Zeit. Zu den verbesserten Produktionsweisen gehörte auch die Ackermergelung. In alten Flurkarten waren neben Wasserlöchern auch Mergelgruben eingezeichnet, die zur Ackerkalkung genutzt wurden. Franzosen in Demmin Im Jahre 1806 drangen die napoleonischen Truppen in Preußen ein, nachdem Preußen die Schlacht bei Jena und Auerstedt verloren hatte. Französische Truppen besetzten Demmin. Preußen musste sich mit den Ideen der französischen Revolution von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit auseinandersetzen. Die Leibeigenschaft wurde aufgehoben. Die Bauern mussten sich aber durch Landabtrennung oder Geldzahlung vom Gutsherren loskaufen, so dass die Adligen ihren Grundbesitz auf kosten der Bauern erweitern konnten. Die von den Bauern erhaltenen Gelder ermöglichten es den Gutsbesitzern, sich neue Maschinen anzuschaffen. Es wurden Dampflokomobile zum Dreschen und Pflügen eingesetzt. Im gleichen Zeitraum entstanden Zuckerfabriken und Spiritusbrennereien. Im Oktoberedikt vom 29. Okt. 1807 von Freiherr von und zum Stein heißt es: §12: „Nach dem Martinistag (11. November 1810) gibt es nur noch freie Leute...“ 34 Im Edikt vom 19. Nov. 1808 heißt es: § 9 ,,Stand, Geburt, Religion und überhaupt persönliche Verhältnisse machen bei der Gewinnung des Bürgerrechts keinen Unterschied“. Freiherr von und zum Stein musste auf Napoleons Wunsch nach Russland fliehen. Minister Hardenberg setzte die Reformation fort. Die Stein-Hardenbergeschen Reformen machten den Bauern wohl zu einem freien Mann, Abgabe und Dienste beim Gutsherrn blieben aber bestehen. Vor den Stein-Hardenbergschen Reformen, die in den Jahren 1807 und 1809 durchgeführt wurden, waren in Pommern die Bauern nicht frei. Alle standen in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Grundherrn. Auch der König selbst war Grundherr. Seinen Untertanen, den so genannten Königsbauern, ging es aber verhältnismäßig gut. Der Grundherr setzte seine Bauern gewissermaßen nur als Verwalter und Nutznießer auf den Hof. Wenn es auch die Regel bildete, dass dieser sich vom Vater auf den Sohn fort erbte, so sind anderseits auch Fälle nicht selten gewesen, wo infolge Misswirtschaft und Nichterfüllung der Verpflichtungen dem Grundherrn gegenüber dieser den Bauern einfach seines Besitztums entsetzte und einem würdigerem übergab. Die Übernahme war für diesen insofern leicht, als nur das lebende und tote Inventar, die so genannte Hofehr, die für den einzelnen Hof genau festgelegt war, käuflich erworben und später für die Instandhaltung der Gebäude gesorgt werden musste. Bei der Übergabe erhielt der neue Besitzer einen Hofbrief ausgestellt, der seine Rechte und Pflichten genau festlegte. Bauern können sich freikaufen Hardenberg gab am 11. September 1811 ein Regulierungsedikt heraus, dass sich spannfähige Bauern durch Landabtrennung oder Geldzahlung gegenüber dem Gutsherrn loskaufen konnten. 1848 waren von den eingeleiteten Regulierungsverhandlungen erst § 94 der Spanndiensttage und § 71 der Handdienstage abgelöst. Unter dem Eindruck der Revolution von 1848 und dem starken Anstieg der kapitalistischen Industrialisierung war nun die Adelsklasse in Preußen bereit, die Auflösung aller Feudalverpflichtungen zu gewährleisten. Das letzte Ablösungsgesetz in Preußen betraf ab 2. März 1850 besonders die spannlosen Kleinbauern und Parzellenbesitzer. 35 Nach diesem Ablösungsgesetz konnte der Bauer Eigentümer des Bodens werden, den er eigentlich schon besaß. Er wurde aber von allen feudalen Pflichten wie Spann, und Handdiensten, Naturalabgaben, Geldzins u.a. durch Zahlung einer Entschädigung an den Gutsherrn abgelöst. Die Ablösung konnte vom Gutsherrn, als auch vom Bauern gestellt werden. Da die Ablösungssumme den 20bis 25fachen Betrag des Jahreswertes betrug, blieb den kleineren Bauern nur die Chance, sich ratenweise loszukaufen. In dem Zeitraum der Separation (Flurenbereinigung, planmäßige Zusammenlegung zersplitterter Flächen) entstanden neue Höfe. Albrecht Thaer, Landwirt und Begründer der Landwirtschaftswissenschaft, kennzeichnete damals die Bauern als solche, die „mit großer Energie und Scharfsinnigkeit die Wirtschaft betrieben“. Er verwies auf Beispiele, wo Bauern den umliegenden Ritter- und Domänengütern Verbesserungen der Ackerkultur gezeigt hatten. Dieser Weg zur Ablösung der Feudalherrschaft wurde in allen deutschen Staaten beschritten. Er führte zu einer landwirtschaftlichen Sozialstruktur in Deutschland: Großgrundbesitzer, Großbauern über 20 ha, Mittelbauern und Landarbeiter. Diese Gruppierung hielt sich in Pommern bis 1945. Der Sturm der Freiheit wird entfacht Man schreibt das Jahr 1813. Über Deutschland tobt der große Freiheitskrieg; er dringt bis in die entlegensten Dörfer. Nach sechs Jahren französischer Unterdrückung war eine Saat aufgegangen deren Frucht die Freiheit sein sollte. Russland hatte ein Beispiel gegeben, Deutschland war nun ein Kriegsschauplatz. Die ersten Kampfhandlungen im Frühjahr sahen den Franzosenkaiser noch erfolgreich, doch er musste bald einen Waffenstillstand abschließen. Als dieser zu Ende war, standen drei Armeen der Verbündeten gegen Napoleon bereit. Dieser sandte seinen Marschall Qudinot gegen die Nordarmee, die schützend vor Berlin stand. Am 23. August 1813 horchten die Berliner immer wieder nach Süden, von wo schwach vernehmbare Kanonendonner zu hören war. Dort bei Blankenfelde und Großbeeren, trotzten die deutschen 36 Landwehrbataillone den französischen Soldaten, Angriff auf Angriff wurde abgeschlagen. Im Befreiungskrieg 1813/14 wurde die französische Besatzung aus Pommern vertrieben. Durch Festsetzung auf dem Wiener Kongress muss Preußen ein Lösegeld an Schweden und Dänemark zahlen und bekommt dafür Rügen und Neuvorpommern. Am 20.4.1814 wurde Preußen eingeteilt in Provinzen, Regierungsbezirke und landrätliche Kreise. Demmin gehörte zum neu gebildeten Regierungsbezirk Stralsund. Am 18.1.1818 wurde die Kreisverwaltung mit neuen Kreisgrenzen festgelegt, wobei auch Altentreptow, Grimmen und Malchin zum neuen Landkreis gehörten. Auf diese Zeit geht auch die Herkunft der deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold zurück. Die Farben der Uniformen, die das Lützowsche Freiheitskorps im Kampf für Einheit und Freiheit trug, diente als Vorbild: schwarze Zivilröcke mit roten Aufschlägen und goldenen Knöpfen. Die Farben deuteten sich so: Schwarz symbolisierte die Knechtschaft, die über Deutschland lag; Rot war das Herzblut, das man für die Freiheit einzusetzen bereit war; und Gold stand für die Morgenröte der Freiheit. Eine solche Fahne schwenkte die Jenaer Burschenschaft auf dem Wartburgfest 1817. Seit dem Hambacher Fest 1832 waren diese Farben das populärste Symbol der Freiheits- und Einheitsbewegung in Deutschland. In der Frankfurter Paulskirche wurde 1848 Schwarz-Rot-Gold als die deutschen Bundesfarben festgelegt. Das deutsche Kaiserreich wählte nach der Reichsgründung von 1871 bewusst andere Farben, nämlich Schwarz-Weiß-Rot, die aus den schwarz-weißen Farben Preußens sowie den rot-weißen der Hansestädte hervorgingen. Erst mit der Weimarer Republik 1919 und endgültig 1949 mit der Gründung der Bundesrepublik hatte die deutsche Nationalflagge wieder die Farben Schwarz-Rot-Gold. Die DDR setzte auf ihre Flagge in die Mitte einen Ährenkranz mit Hammer und Zirkel. 1914 kam es zum Ersten Weltkrieg. Die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Länder hatte zu einem neuen Kräfteverhältnis geführt. Die Arbeiterbewegung hatte sich stark entwickelt. Es ging um die 37 territoriale und wirtschaftliche Neuaufteilung der Welt. Welche Länder beteiligt waren, ist aus der Karte zu ersehen (Abb: ). Am 11.11.1918 wurde von den Krieg führenden Mächten der Waffenstillstand vereinbart. Die Siegermächte schlossen mit den besiegten Ländern einen Raubfrieden, der neue Spannung zwischen den Mächten entstehen ließ. Der erste Weltkrieg forderte über 10 Millionen Menschenleben. 1932 wurde der Regierungsbezirk Stralsund aufgelöst und Demmin in den Regierungsbezirk Stettin eingegliedert. Die Nationalsozialisten kommen an die Macht Nach dem ersten Weltkrieg entwickelte sich in der Welt ein neues Kräfteverhältnis. Im Jahre 1933, mit der Machtübernahme Adolf Hitlers, setzte auch hier eine neue Zeitepoche ein. Es hatte den Anschein, als bringe die neue Regierung einen gewaltigen Aufschwung für das Land. Die Politiker überzeugten Bauern und Landarbeiter, Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) zu werden und an das ewige dritte Reich unter Adolf Hitler zu glauben. Die Güter und Bauern sahen einer guten Zukunft entgegen. Wirtschaften, die in der Weimarer Republik in Schulden geraten waren, hatten die Möglichkeit, sich einem Umschuldungsverfahren zu unterziehen. Der Arbeitsmarkt nahm einen kolossalen Aufschwung und das Land hatte bald keine Arbeitslosen mehr. Man baute Autobahnen, Flugplätze (z.B. in Tutow), Kasernen und eine gewaltige Rüstungsindustrie. Der Gedanke des „Führers“ hatte einen hinterlistigen Sinn: Die Eroberung der Welt durch grausame Kämpfe, Folter und vieles andere mehr. 1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Im Mai 1945 war der grausame Krieg verloren und mit dem dritten Reich war wieder eine Zeitepoche zu Ende. In den Krieg wurden 72 Staaten hineingezogen und über 50 Millionen Tote waren zu beklagen. Vorpommern wurde von der Roten Armee der Sowjetmacht erobert. Die Oder-Neiße-Linie teilte Pommern in den deutschen und den polnischen Teil. Es begann die Vertreibung der Deutschen aus dem damaligen Ostpreußen und Hinterpommern. Die Grenzen wurden neu festgelegt. 38 Die Russen in Demmin 1945 wurde eingegliedert. Demmin dem Land Mecklenburg-Vorpommern 1949 bildeten sich zwei deutsche Staaten. Aus der damaligen westlichen Besatzungszone wurde die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und aus der russischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Am 23.7.1952 wurden neue Kreise und Bezirke in der DDR gebildet. Altentreptow erhält einen eigenen Kreis. Der Kreis Demmin mit veränderten Grenzen gegenüber den Kreisen Grimmen und Malchin kam zum Bezirk Neubrandenburg. Die Ausbeutung des Landes durch die Sowjetunion und die Unfähigkeit der sozialistischen Machthaber zur wirtschaftlichen Führung des Landes führten im Land zu politischer Unzufriedenheit und dem Drang vieler Bürger das Land zu verlassen. Die Machthaber versuchten durch Zwangsmaßnahmen die Landflucht zu unterbinden und die politische Meinungsbildung gegen die Staatsmacht mit übernommenen Methoden aus dem Hitler-Reich zu bekämpfen. So entstand eine Geheimpolizei die linksradikale „Stasi“ (Staatssicherheit) nach einem Vorbild der im Sowjetstaat gebildeten NKWD und der im Hitlerreich gegen die Kommunisten eingesetzte Gestapo (Geheime Staatspolizei). Die politische Meinungsfreiheit wurde unterdrückt und tausende von freiheitliebenden Bürgern in Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt oder bei der versuchten Flucht ins westliche Ausland erschossen. Bürger wurden als Denunzianten angeworben und mit staatlich sanktionierten Vorteilen belohnt. Der Verrat machte auch vor den eigenen Familien nicht halt. 1989 kam es zu einer „friedlichen Revolution“. Die Menschen gingen auf die Straße, trafen sich zu friedlichen Protesten gegen die kommunistische Regierung. Daraufhin wurden am 9. November 1989 die Grenzen zur Bundesrepublik geöffnet. Am 3. Oktober 1990 wurde die staatliche Einheit Deutschlands vollendet. Zeugen der Geschichte in der Region Die Dörfer in dieser Region waren ursprünglich Wendenniederlassungen, die ihre Wohngebiete an Seen und günstigen 39 Wasserstellen bevorzugten: Törpin, unmittelbar am See und in Augrabennähe, Redlin (später Lindenberg) am Augraben und Kentzlin an einem See, der im 19. Jahrhundert vom Ökonomierat Maas trockengelegt wurde. Im Ganschendorfer Gebiet hat ein Heidnischer Begräbnisplatz gelegen, auf der Feldmark des ausgebauten Hofbesitzers Christian Baumann in der Nähe vom Strehlower Bach. Nach der Beschreibung scheint hier sogar eine Dolme gestanden zu haben. Heute ist der Platz nicht mehr deutlich erkennbar. Nach den Aussagen des früheren Ganschendorfer Gutsinspektors, des späteren Besitzers von Johannenhöhe, Herrn Krüger sind von ihm, ein großer Steinkreis auf Ganschendorfer Feldern an der Hohenbrünzower Scheide, einige 50 Fuder Steine enthaltend, abgefahren worden, in welchem zerbrochene Urnen ohne weitere Beigaben gefunden wurden, 3-4 Steinkreise sind in der Nähe der Gehmkower Scheide auf den Tannen ebenfalls aufgedeckt und abgefahren worden, worin ebenfalls Urnenscherben gefunden wurden. Westlich vom jetzigen Herrenhof in Ganschendorf in einer Wiese liegen noch heute die Zeichen einer alten Burg. Zum Teil sind dieselben als Schutt in die Wiesen abgefahren worden. Es sollen dabei nicht wenige Überreste aus alter Zeit gefunden worden sein, von denen einige Stücke in die Sammlung des alten Ökonomierates Maas in Kentzlin übergegangen sind. Sie beweisen, dass die Burg von alten Rittern bewohnt gewesen war. Auch dieser hat der 30jährige Krieg das Ende bereitet. Hinter dem Viehstall in Sarow liegen Überreste einer alten recht festen Burg, die in einer Urkunde 1331 erwähnt wurde. Die Burg ist vor und im 30jährigen Kriege von Herrn von Maltzan bewohnt gewesen, selbst Wallenstein soll darin sein Quartier aufgeschlagen haben. Sie wurde im 30jährigen Krieg und wohl zuletzt im nordischen Krieg zerstört. 40