Geschichte in der Region

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SCHRIFTENREIHE DES TÖRPINER FORUMS E.V.
Im Land der
Wilzen
Zur Geschichte Vorpommerns
Herausgeber
Helmut G. Pratzel
Unter Mitarbeit von
Ulrich Michael, Kurt Fischer, Kornelia Böttcher,
Gabriele Schwertfeger, Renate Deage, Karin Hinz
1
Herausgeber:
Univ.-Prof. Dr. Dr. Helmut G. Pratzel
Törpiner Forums e.V.
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt:
I.S.M.H. Verlag
Törpin 13, D-17111 Sarow,
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© Copyright 2010 by I.S.M.H. Verlag
1. Auflage Januar 2010
1
Inhaltsverzeichnis
Tabelle zur Geschichte von Pommern ............................................. 4
Die Eiszeit formte die Landschaft Vorpommerns ............................ 7
Pflanzen und Tiere eine besondere Attraktion ................................. 9
Ackerbau und Viehzucht beginnen in der Steinzeit ....................... 10
Mit der Bronzezeit beginnt der Handel .......................................... 11
Die Eisenzeit schafft neue Möglichkeiten für Geräte und Waffen 13
Germanische Stämme siedeln in Norddeutschland ........................ 14
Slawische Stämme siedeln zwischen Weichsel und Elbe .............. 15
Demmin wird Stammessitz der Wilzen .......................................... 16
Tollenser die Urbevölkerung der Gemeinde Sarow ....................... 17
Wichtige Entscheidungen wurden auf der Tempelburg „Rethra“
gefällt .............................................................................................. 18
Ackerbau und Viehzucht, die Lebensgrundlage der Slawen .......... 18
Karl der Große stürzt den Wilzenkönig Dragovit .......................... 19
Aus den „Ruhmvollen“ wurden Leibeigene des Feudalstaates ...... 20
Deutsche Ritter und Herzöge werden neue Herren im Land ......... 21
Vorpommerns Heiden werden durch die polnischen Könige zu
Christen .......................................................................................... 21
Heinrich der Löwe unterwift die Slawenstämme ........................... 22
Das Herzogtum Pommern entsteht ................................................. 23
Entstehung der Burgen, Städte und Dörfer .................................... 24
Befestigungen aus dem 13. bis 16. Jh. in der näheren Umgebung 25
Das späte Mittelalter ab dem 13. Jahrhundert und die Herrschaft des
Landadels ....................................................................................... 26
Rauben war keine Schande ............................................................ 27
Reformation in Vorpommern ......................................................... 28
2
Dreißigjähriger Krieg: Katholiken gegen Protestanten .................. 28
Pommern eine preußische Provinz ................................................. 30
Die Gesindeordnung wurde eingeführt .......................................... 31
Neue Besiedlung Pommerns .......................................................... 32
Verbesserung der Landwirtschaft................................................... 33
Franzosen in Demmin .................................................................... 34
Bauern können sich freikaufen ....................................................... 35
Der Sturm der Freiheit wird entfacht ............................................. 36
Die Nationalsozialisten kommen an die Macht.............................. 38
Die Russen in Demmin .................................................................. 39
Zeugen der Geschichte in der Region ............................................ 39
3
Tabelle zur Geschichte von Pommern
6. – 8. Jh.
Slawische Siedler im südlichen Ostseeraum,
Pomoranen siedeln zwischen Oder und Weichsel, dem
Warthe-Netze-Tal und der Ostseeküste
9. Jh.
Siedlungszentren in Kolberg und Stettin
Ende 10. bis Pomoranen werden durch Polen unterworfen
Anfang 12.
Jh.
1124
Wladislaw 1. erster Herzog der Pomoranen
im Raum Stettin und östlich der unteren Oder. Das
eigenständige Herzogtum heißt Pommerellen (Schlawe
und Danzig)
1125
Pommerellen wird bis Demmin ausgedehnt, wo der
Stamm der Lutizen (Wilzen) siedelte
1140
Pommersches Bistum (direkt dem Papst unterstellt) mit
Sitz in Wollin, später Usedom, Kammin
1188 - 1227 westliches Pommern durch Dänen beherrscht
nach 1227
deutsche Besiedelung im westlichen Pommern und
Eingliederung in den Verband des Deutschen Reiches
1231
Die Markgrafen von Brandenburg bekommen vom
Kaiser die Lehenshoheit über Pommern
1250
pommersche Uckermark geht an den Markgrafen von
Brandenburg
1294
Pommersches Herschergeschlecht ausgestorben
1295
Herzogtum Pommern wird geteilt zwischen Herzogtum
Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin.
Trennungslinie in Ost-West-Richtung an Ihna und
mittlerer Peene
1317
Westteil des Fürstentums Pommerellen (Schlawe, Stolp)
geht an das Herzogtum Pommern
4
1325
Fürstentum Rügen geht an Herzogtum Pommern
(Herschergeschlecht ausgestorben)
1456
Gründung der Universität Greifswald
1466
Die Länder Lauenburg und Bütow (ehem. Deutscher
Orden) gehen an das Herzogtum Pommern (unter
Lehenshoheit des Polnischen Königs)
1478
Bogislaw X. vereinigt wieder die beiden pommerschen
Herzogtümer
1478 - 1523 Versuche zur Neuordnung der Verwaltung, des
Gerichts- und Finanzwesens
1523
Bogislaw X. stirbt
1529
Die Söhne von Bogislaw X. erreichen im Vertrag von
Grimmitz durch den Kaiser wieder die Lehenshoheit der
Pommerschen Herzöge bis zu deren Aussterben und das
Recht zur Teilnahme an den Reichstagen
1532
Pommern wird wieder geteilt in Pommern-Wolgast und
Pommern-Stettin mit Nord-Südgrenze an der Oder.
Dritter Teil wird bischöflicher Stift Kammin
1534/35
Herzogtum Pommern nimmt mit Unterstützung des
Wittenberger Stadtpfarrers, Johann Bugenhagen, die
Reformation an.
16. Jhd.
Entstehung großer Güter
1627
kaiserliche Truppen kommen nach Pommern
1630
schwedische Truppen kommen nach Pommern
1637
Mit Bogislaw XIV. stirbt das pommersche Herzogtum
aus
1648
Pommern wird im Osnabrücker Friedensvertrag
(Westfälischer Frieden) zwischen Schweden und
Brandenburg geteilt. Schweden erhält das Gebiet
westlich der Oder (Vorpommern) und einen Streifen
östlich der Oder mit Dievenow. Das schwedische
Gebiet bleibt aber Teil des Deutschen Reiches.
5
Brandenburg erhält Hinterpommern einschließlich des
Kamminer Stiftsgebietes
1720
Das Gebiet nördlich der Peene mit Rügen wird
schwedisches Vorpommern. Das Gebiet zwischen Oder
und südlich der Peene einschließlich der Inseln Usedom
und Wollin gehen an Preußen (ehem. Brandenburg)
1815
Wiener Kongress, Preußen erhält das gesamte
Vorpommern. Regierungsbezirk Stralsund wird
Neuvorpommern, der schon vorher preußische Teil wird
Altvorpommern
19. Jh.
Straßen- und Eisenbahnbau
1933
Nationalsozialisten bekommen absolute Mehrheit im
Provinziallandtag Pommern
1936 - 1945 zweiter Weltkrieg
1945
Oder-Neiße-Grenze, Vorpommern wird zum Land
Mecklenburg-Vorpommern
1947
Der Name Vorpommern wird aus der
Landesbezeichnung gestrichen
1990
Die Oder-Neiße-Grenze wird als polnische Westgrenze
völkerrechtlich anerkannt. Das Land wird wieder mit
Mecklenburg-Vorpommern bezeichnet
6
Die Eiszeit formte die Landschaft Vorpommerns
Vor sechzig bis eine Million Jahren war Norddeutschland von einem
gewaltigen Meer überzogen, das sich nach Westen zurückzog und
Festland hinterließ. Vor rund 500 000 Jahren begann die Eiszeit.
Nordeuropa lag dreimal unter einer bis 1000 m starken
Inlandeisdecke. Zwischen diesen Epochen lagen große eisfreie
„Warmzeiten“. In der letzten Hauptvereisungsperiode der
„Weichseleiszeit“, bildete sich die jetzige Landschaft. Die Eisströme
des Nordens rissen auf ihrem Weg gewaltige Erd-, Schutt- und
Gesteinsmassen los, führten sie bis in den norddeutschen Raum und
bildeten beim Abtauen die Sander, End- und Grundmoränen, die
wellige Landschaft in Vorpommern. Sie ist vor ca. 18000 bis 15000
Jahren vor der Zeitrechnung durch die Eiszeit entstanden. Im Bereich
des Augrabens kann man die eiszeitliche Entstehung des
Oberflächenprofils verfolgen.
Beim Abtauen des Eises hat sich das Wasser Wege gesucht und
daraus entstanden Urstromtäler wie die Peene, die Tollense, der
Augraben, der Strehlower Bach und der Zechgraben. Zechgraben und
Strehlower Bach fließen in den Augraben. Der Augraben wiederum
fließt in die Tollense.
Große Findlinge bestehen aus schwedischem oder finnischem Granit.
Wo der Rand des Eises beim Zurückweichen längere Zeit stehen blieb
und sich Schuttmassen auftürmten, entstanden bogenförmig
angeordnete Hügelketten, die Endmoränen. Die in der Abschmelze
ausgeschwemmten Sand- und Kiesmassen breiteten sich vor der
Endmoräne als Sander aus.
In den Eisspalten und Tunneln vom Schmelzwasser entstanden, durch
das Herabstürzen der Gesteinsmassen von der Decke des Tunnels,
eisenbahndammähnliche sandige Rücken, wie sie besonders gut an
den Gatschower Wallbergen zu erkennen sind. Durch das Auftauen
übersandeter Toteisblöcke entstanden große Ackerhohlräume (riesige
Eislinsen), die so genannten „Sölle“, die sich mit Wasser gefüllt bis
heute gut erhalten haben und eine große Bedeutung für die Umwelt
besitzen.
7
Um das ökologische Gleichgewicht in der Natur zu erhalten, müssen
diese “Sölle“ erhalten bleiben. In der Zeit der sozialistischen
Landwirtschaft wurden bei großräumigen Meliorationsvorhaben diese
natürlichen „Sölle“ eingeebnet. Sie sind nicht zu verwechseln mit
Mergelgruben, die erst vor circa 150 bis 200 Jahren zur
Ackermergelung (Kalkung) entstanden und teilweise auch bei den
großflächigen Meliorationsarbeiten eingeebnet worden sind.
In der nacheiszeitlichen Entwicklung vor 12000 bis 5500 Jahren war
der Wasserspiegel der Ostsee etwa 1,50 m höher. Das Wasser drang
über Peene, Tollense und Augraben tief in das Land ein und bildete
bis zu 10 m mächtige Flachmoorschichten. In vegetationslosen
Perioden entstanden durch Sandstürme Dünen.
Die im Geschiebemergel enthaltene Kreide brachte Kalk für den
Acker und zur Verwendung als Baukalk, Granit zum Bau von vielen
Gebäuden in den Dörfern. Die Bauernhöfe und Gutsscheunen, die um
1800 bis 1850 gebaut wurden, sind in der Hauptsache aus Feldsteinen
errichtet. Auch Straßen und Höfe wurden mit geschlagenen
Feldsteinen, dem so genannten Kopfsteinpflaster, gepflastert. Viele
Koppel- und Hofmauern wurden aus Feldsteinen erbaut. In besonders
steinreichen Gegenden waren Viehkoppeln mit Feldsteinmauern
eingefasst (Gatschower Wallberge). Hof- und Koppelmauern waren
die Grenzlinien zwischen den Besitzungen der Bauern. Die Wälder,
Wiesen, Flüsse, Sölle, Teiche und die Flure schufen die
Lebensgrundlage für die kommunale Besiedlung durch den Menschen.
Das Augrabental von Stavenhagen bis Demmin, ist für eine
interessante, geologische Betrachtung der näheren Umgebung
geeignet, angefangen bei Lindenberg über Buchenkavel, links
Gehmkow und rechts Törpin. Das große Wiesental, mal eng, mal weit,
lässt die Landschaft allmählich in Kleinthüringen übergehen.
Formschöne Bergketten, lange Wallberge (Buchenkavel), mit Wald
bestandene Hügel (Gehmkow, Ganschendorf) begleiten den Augraben
in seiner ganzen Länge.
Der Augraben mit seinem Tal, welcher auf etwa 1000 m Länge die
Törpiner Feldmark begleitet, bietet mit seinen angrenzenden Wiesen
und deren Pflanzenwelt eine idyllische Landschaft. Beginnend an der
Lindenberger Grenze, vorbei an Buchenkavel bis zum Krähenberg der
8
Gehmkower Flur plätschert der Augraben gemütlich dahin. Auf dieser
Strecke wird er durch keine Endmoränensteilhänge, wie wir sie auf
anderen Teilstrecken vorfinden, in Schluchten gezwungen. Die
Wiesen und Auen haben sich frei entfaltet und sind für die Bauern, die
sie nutzen, von großem Wert. Die Bauern ernten hier das Futter und
versorgen damit ihre Tierbestände.
Die der Törpiner
Augrabenniederung angrenzende Feldflur mit den weit verteilten
einzelnen Bauerngehöften lassen erkennen, wie die Vorfahren hier
lebten und arbeiteten.
Pflanzen und Tiere eine besondere Attraktion
In der Augrabenniederung findet man ein großes Sortiment der
Pflanzenwelt. An Gehölzen wachsen in der Hauptsache Erlen, Birken,
Pappeln, Weiden, Kiefern, Fichten und Eschen. Am Erdboden finden
sich Buschwindröschen, Maiglöckchen und viele andere Gewächse
und Blumen.
An den Rändern der Feldmark und den Feldwegen wachsen
Weißdorn, Haselnuss und wilde Rosen. Linden, Eichen und Ahorn
stehen vereinzelt an den Feldwegen und an den einzelnen Gehöften.
Im ehemaligen Gutspark in Gehmkow stehen noch drei besondere
Naturdenkmale: ein Tulpenbaum, eine Blutbuche und eine Platane.
Zwei uralten Eichen sind einem Feuer zum Opfer gefallen.
Umfangreich ist auch die Tierwelt in der freien Wildbahn. In den
Orten Törpin, Gehmkow und Ganschendorf sind in den teilweise alten
Horsten schon über viele Jahre die Störche beheimatet. Auch Schwäne
haben sich auf den Teichen angesiedelt. Bei den Greifvögeln sind die
bekanntesten: der Mäusebussard, der Habicht und die Gabelweihe.
Vom Frühling bis zum Herbst machen die Zugvögel hier Station.
Schwalben sind Mitbewohner der Scheunen und Ställe. Stare werden
im Sommer in großen Scharen häufig zur Last. Singvögel befinden
sich das ganze Jahr über in den Fluren und machen sich in den
Frühlingsmonaten durch ihren Gesang deutlich bemerkbar. Die
Hecken und Sträucher der Feldmark bieten Singvögeln guten Schutz.
In der Region kommen folgende Vögel vor: Graugans, Kranich,
Buntspecht, Rauch- und Mehlschwalbe, Zaunkönig, Heckenbraunelle,
Rotkehlchen,
Kleiber,
Stieglitz,
Kuckuck,
Türkentaube,
9
Gartenrotschwanz,
Amsel,
Singdrossel,
Klappergrasmücke,
Dorngrasmücke, Gartengrasmücke, Fitis (Weidenzeisig), alle
Meisenarten, Pirol, Neuntöter, Star, Feldsperling, Buchfink, Grünfink,
Goldammer.
Fischerei und Jagd sind in der Region verbreitet. Auf dem Felde sind
Rehe, Hasen und Wildschweine keine Seltenheit. Vereinzelt halten
sich auch Hirsche in der Gemarkung auf. Füchse haben an
bewachsenen Gräben und Böschungen ihren Bau. Im Monat Mai
findet man etwa 3 bis 7 Junge pro Bau. In neuerer Zeit hat sich der
Marderhund (Enok) angesiedelt und weit verbreitet.
Der Törpiner See und die Gewässer der Feldmark sind für Angler
beliebte Orte. Auch der Augraben gibt bestimmten Fischsorten einen
Lebensraum.
Ackerbau und Viehzucht beginnen in der Steinzeit
Nachdem die Eiszeit die Oberflächenform gebildet und sich vor ca.
12000 Jahren die Pflanzen- und Tierwelt entwickelt hatte, konnte der
Mensch dieses Gebiet als Lebensraum nutzen. Es war die Zeit nach
der großen Vereisung, als zwar die berghohen Gletscher bereits
abgeschmolzen, die Ostsee aber noch ein „Eismeer“ mit Eisbergen
war. Hierzulande lebten Tiere der Polarzone, wie das Ren, das
zwischen niederem Gesträuch zur Äsung nordische Moose und
Flechte suchte.
Zirka 8000 v. u. Z. lebten in der mittleren Steinzeit (Mesolithikum)
Jäger und Sammler in dieser Region. Trockene Stellen zwischen den
Sümpfen wurden als Wohngebiete genutzt. Wild, Wildfrüchte und
Fischreichtum waren die Lebensgrundlage. Dabei mögen besonders
der Ganschendorfer See (Schwarzer See) und der Augraben gute
Quellen zum Fischfang gewesen sein. Diese Jäger und Sammler hatten
keinen festen Wohnsitz. Sie lebten in Sippen von 20 bis 50 Menschen.
Ihre Werkzeuge waren aus Stein (Keil, Meißel und Beil). Auch nutzte
man Geweihe und Knochen von erlegtem Wild als Handwerkzeuge.
Um 4600 bis 1800 v. u. Z., der Jungsteinzeit (Neolithikum), wurde der
Mensch sesshaft und ging zu Ackerbau und Viehzucht über. Die Frau
stand als Hüterin des Hauses, als Mutter und Stammesmutter der
Sippe im Vordergrund dieser Lebensgemeinschaft. Ihr Unterhalt war
10
der primitive Feldbau. Gerste, Weizen, Hirse, Erbsen und Bohnen
wurden angebaut. Auch die Viehzucht wurde betrieben. Man hielt
Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Diese Menschen konnten
Steine zur Werkzeugherstellung schleifen und durchbohren. Ihre
Töpferarbeiten konnten der Trichterbecherkultur, später der
Schnurkeramik zugeordnet werden. Im Gebiet um Gehmkow wurden
beispielsweise Feuersteinbeile aus der Steinzeit gefunden. Funde im
Kreisgebiet und selbst bei Alt-Kentzlin beweisen das.
Die Toten bestattete man in Hockengräbern. Aus der Jungsteinzeit
stammen viele im Kreis Demmin gefundene Großsteingräber
(Megalith- oder Hünengräber). So sind auf der Strehlower Feldmark,
gegenüber vom Ganschendorfer Ausbau, Großsteingräber bekannt.
Ein Großsteingrab befindet sich westlich von Ganschendorf am Ende
des Höhenrückens unmittelbar am Augraben; es sind noch vier
Tragsteine vorhanden. Die Baumeister dieser Steingräber benutzten
Hebel und Rollen, die aus Baumstämmen bestanden.
Etwa seit 4000 v. u. Z. waren die landschaftlichen Verhältnisse
allmählich den heutigen schon ähnlich geworden. Es war die Blütezeit
der jüngeren Steinzeit, sie reicht bis 2000 v. u. Z. Bezeichnend sind
die kunstvoll geschliffenen Werkzeuge und Waffen aus Stein und
umfangreiche Hinweise auf Viehzucht, wobei Rinder, Schweine,
Schafe, Ziegen und Hunde, aber selten Pferde benutzt wurden. Der
Ackerbau entwickelte sich, die Kuh diente zur Anspannung, Hirse war
die Hauptkulturpflanze.
Mit der Bronzezeit beginnt der Handel
Um 1800 v. d. Z. liegt der Beginn der Bronzezeit, die mindestens bis
800 v. d. Z. gedauert hat. Das Rohmaterial, durchschnittlich 90 %
Kupfer und 10 % Zinn musste aus ferner Gegend, zum Beispiel aus
Ungarn, Spanien und Irland bezogen werden. Dies geschah auf dem
Wege des Zwischenhandels. Auffallend und für die Gediegenheit des
nordischen Volkstums höchst bezeichnend ist, dass die hiesige
Bronzekultur im Wesentlichen anderen Kulturkreisen gleicht, und
dass das rasch aufblühende einheimische Erzgießerhandwerk Dinge
geschaffen hat, die vielfach in technischer und kunstgewerblicher
Hinsicht einen sehr hohen Rang einnehmen. Die Freude an der Bronze
drängte damals die sonst so gestaltungsfrohe Töpferei arg in den
11
Hintergrund. Die massenhafte Einfuhr des wertvollen goldglänzenden
Metalls setzt das Vorhandensein auswärts stark begehrter
Landeserzeugnisse voraus, man denkt dabei gern an Bernstein.
Der Bernstein aus der schwachen Fundgrube am Kummerower See
war für den Kreis Demmin ein begehrtes Landeserzeugnis, das dem
Handel diente. Als Grabdenkmal ist aus der Bronzezeit ein im Garten
des Gutes Gehmkow herausgearbeiteter Grabhügel bekannt, dessen
Fundgegenstände sich im Stralsunder Museum befinden. Die
Kulturverhältnisse der Bronzezeit lassen erkennen, dass die Totenverbrennung vorherrschend war. Die Urnengräber wurden anfänglich
in Hügeln, später unter flacher Erde angelegt und meistens mit
Schmuck,
aber
auch
mit
Waffen
bereichert.
Viele
Verbrennungsstätten der Brandbestattung sind durch Witterung oder
den Pflug vernichtet worden. Deshalb kann man die Bestattungs-Orte
von Siedlungsplätzen nicht nachweisen.
Aus der Bronzezeit sind in einem größeren römerzeitlichen Urnenfeld
mit Geröllsteinpackung am „Augraben in den Rollbergen“ folgende
Funde bekannt geworden: außer vielen anderen ähnlichen Gefäßen
auch solche mit senkrechter Strichverzierung und eine braunrote
Glasflussperle mit weißlichem Flechtband in dessen „Auge“ gelbe
Punkte waren, und auch Reste eines eisernen Gürtelhakens und einer
runden Eisenschnalle.
Aus der Bronzezeit stammen auch die so genannten „Trogmühlen“. In
diesen Mühlen mahlte man Getreide zu Schrot und Mehl. Ein Mahloder Quetschstein rieb im Laufe der Benutzung eine kugelige bis
ovale Form in den Stein der Trogmühle. Solch ein Trogmühlenstein
ist in Ganschendorf im rechten Torpfeiler zum Friedhof am
Stufenaufgang eingemauert.
Ganz sicher ist ein Großteil der Funde aus dieser Zeit auch durch
Unwissenheit zerstört worden. Einige Funde kann man in Verbindung
mit dem römischen Reich bringen, sie sind allerdings weniger
prächtig als an anderen Fundorten wie z.B. in Hinterpommern.
Aus dieser Zeit stammen auch die zahlreichen Grabdenkmäler, die
häufig im Kreis Demmin zu finden sind - genannt Hünengräber. Das
sind mehr oder weniger hohe Hügel aus Erde und Geröllsteinen, oft
von Kreisförmigen Blocksetzungen umgeben; mitunter sind kleinere
12
Aufschüttungen schon früher zusammengesunken, abgeschwemmt
oder abgetragen worden, so dass nur noch „Steinkreise“ sichtbar sind;
häufig hat die Brauchbarkeit des Steinmaterials zum Eingriff in die
Ruhe der Toten verlockt. Ein Steinkranz am Hügelfuß sollte
verhindern, dass die Erde vom Regen abgespült wird. Solche
Grabhügel findet man in Gehmkow, bei Utzedel, Leistenow, AltKentzlin und Strehlow u. a. In Gehmkow ist es ein ziemlich großer,
aus dem Moränenwall im Garten des Gutes herausgearbeiteter
Grabhügel, wohl aus der mittleren Bronzezeit. Er lieferte dem
Stralsunder Museum einige Bronze, darunter eine Lanzettenspitze.
Dieses Grabdenkmal wurde später der Eiskeller des Gutes.
Bei untersuchten Hügelgräbern fand man Beispiele mit
Körperbestattungen und auch Urnengräber. Bei Urnenbestattungen
wurde die Totenfeier auf dem Verbrennungsplatz durchgeführt.
Jedoch nahm hier die Brandbestattung unter dem Einfluss der
christlichen Kirche und mit der Einwanderung der Deutschen immer
mehr ab und wurde im 13. Jh. durch die Körperbestattung ersetzt.
Die Bronzezeit reicht bis in die slawische Besiedlungszeit hinein.
Die Eisenzeit schafft neue Möglichkeiten für
Geräte und Waffen
Frühestens um 800 v. d. Z. begann im germanischen Norden die
Eisenzeit. Das neue Metall trat nicht als stürmischer Eroberer auf.
Ganz allmählich setzt es sich als Material für Geräte und Waffen
neben der schimmernden Bronze durch. Bronze fand aber als Stoff für
Zierrat und Schmuck weiterhin Verwendung. Im ersten Jahrhundert
der Eisenzeit wurde das Eisen wie die Bronze von den Illyrern und
Kelten gehandelt und eingeführt, weil nicht anzunehmen ist, dass es in
dieser Gegend Schmelzstätten gab.
Ein eisenzeitliches Urnengräberfeld ohne Steinpackungen wurde im
Buchenkavel gefunden. Der Inhalt der Urnen waren Gefäße mit
senkrechtem Strich- und Streifenmuster.
Weiterhin fand man in Ganschendorf mehrere Spinnwirtel. Der
Spinnwirtel ist ein rundes, durchbohrtes Steinstück und diente den
Frauen beim Spinnen des Garns. Von den Spinnwirteln gibt es
mehrere Funde im Kreisgebiet, sie stammen aus der Eisenzeit, zirka
13
600 - 100 Jahre v. u. Z. In dieser Epoche festigen sich die bäuerlichen
Wirtschaften.
Germanische Stämme siedeln in Norddeutschland
Von 100 Jahren v. u. Z. bis 600 u. Z. besiedelten germanische Stämme
dieses Gebiet. Da zu dieser Zeit das Klima wieder ungünstiger wurde
– feuchter und kühler – ist anzunehmen, dass hier wieder Notzeiten
durchgemacht wurden. Schlimmer noch war es in Skandinavien. Der
Bevölkerungsüberschuss musste abwandern. Die Ostgermanen zogen
westwärts und drängten die altgermanischen Einwohner
Hinterpommerns ganz allmählich bis zur Oder zurück, in den
Jahrhunderten nach der Zeitrechnung sogar darüber hinaus bis in
dieses Gebiet.
Über die Germanenstämme dieses Raumes gibt es nur wenige
Kenntnisse, die fast ausschließlich durch Bodenfunde gewonnen
wurden. Es ist anzunehmen, dass dieses Gebiet von den Rugiern
bewohnt wurde, einem ostgermanischen Stamm, der ursprünglich auf
Rügen und in Pommern seinen Sitz hatte und im 5. Jh. den Ostgoten
angegliedert wurde. Den Ostgoten wird nachgesagt, dass sie weniger
sesshaft wie die Westgermanen (Sachsen, Friesen und Angeln) waren.
Die Rugier zwischen Kieler Bucht und Weichsel hatten östlich die
Goten, südlich die Semnonen und westlich die Langobarden zum
Nachbarn.
Zu Beginn unserer Zeitrechnung waren die Germanen ein bedeutender
Machtfaktor in Mitteleuropa. Ihre Entwicklung verlief wie in der
Urgesellschaft, am Anfang waren Grund und Boden Eigentum aller.
Mit der Zeit setzten sich die Verhältnisse der „militärischen
Demokratie“
durch.
Diese
Entwicklung
förderte
das
Gewohnheitsrecht, Ackerparzellen aus dem Stammesland zu nehmen
und eine Sonderstellung „freier Bauern“ zu erreichen, deren Land
nach und nach Erbgut wurde.
Die Germanen bauten verschiedene Weizen- und Gerstenarten an,
dann Roggen, Hafer und als Gemüsearten Erbsen, Linsen, Bohnen,
Rapunzeln und Mohren. Durch Auslese der besten Pflanzen und
Samen steigerten sich die Erträge.
14
Der Pflug war ein hölzernes Gerät in Form eines Hakens (Astgabel)
und mit Eisen beschlagen. Zur Bespannung wurden in der Regel
Rinder verwendet. Pferde dienten zum Jagen. Angebaut wurde in der
Dreifelderwirtschaft.
Der Anbau gestaltete sich durch Winter- und Sommergetreide und der
dritte Schlag diente zur Brache. Wendepflug und Dünger waren noch
nicht bekannt. Zur Viehhaltung gehörten Pferd, Rind, Schaf, Schwein,
Ziege und Hund. Gebiete mit gutem Eichen- und Buchenbestand
eigneten sich sehr gut zur Schweinemast. Im Winter war das Vieh
meistens in Ställen untergebracht, Menschen und Tiere befanden sich
unter einem Dach.
Die vorpommerschen Siedler bezeichnete man seit dem Erscheinen
des nordischen Zuzuges im Osten unserer Provinz als
„Westgermanen“. Die Einwanderung wiederholte sich mehrfach. Es
war damals eine unruhige Zeit in diesem Gebiet. Viele Waffenfunde
in den Gräbern deuten auf eine kampfreiche Zeit mit den keltischen
Galliern und dann mit den Römern, und schließlich, im 4. - 5. Jh.
unserer Zeitrechnung begann der große Strom der Völkerwanderung.
Seit dem 6. Jahrhundert gerieten die Völker in Bewegung,
wahrscheinlich durch Bevölkerungszuwachs und durch den Einfall der
Hunnen in Europa. Das Gotenreich am Schwarzen Meer brach
zusammen. Die Phase der allgemeinen Wanderung der germanischen
Stämme wurde ausgelöst.
Die abwandernden Germanen bildeten eine neue gesellschaftliche
Kraft, die in der Auseinandersetzung mit der spätantiken, römischen
Gesellschaft zur Grundlage des späteren deutschen Volkes führte.
Slawische Stämme siedeln zwischen Weichsel und
Elbe
Seit dem 6. Jh. gerieten auch die slawischen Völker in Bewegung. Sie
wurden durch die „Awaren“ bedrängt. Die Schlagkraft des
oströmischen Reiches ließ nach, im Westen waren durch den Abzug
der Ostgermanen große Landflächen frei geworden. Reste
germanischer Bevölkerungsgruppen vermischten sich mit den
einwandernden Slawen.
15
Zur slawisch-wendischen Landnahme, die wohl um 600 n. Chr.
begann, bedurfte es keiner kriegerischen Eroberung. Wer hätte
widerstehen sollen? Fruchtbarkeit und Verkehrslage ließen diese
Landschaft wiederum zu einem wichtigen Siedlungsgebiet werden.
Trotzdem ist hier die Denkmäler-Forschung für diese Periode noch
weit im Rückstand. Nicht einmal die Burgwälle sind bisher genau
verzeichnet und beschrieben. Insgesamt lassen sich neun verschiedene
Einzeltypen feststellen: befestigte Siedlung, frühe Großanlage,
Burghügel, Burgstelle, Niederungsburg, Höhenburg, Turmhügel,
Turmhügelburg, Feste.
Die Slawen, eine europäische Bevölkerungsgruppe, die sich zwischen
Oder und Dnjepr entwickelt hatte, wanderten während der
Völkerwanderung aus ihren Stammesgebieten westwärts bis an die
Elbe, Saale, Donau und die Balkanhalbinsel. Slawische Stämme aus
dem Osten besetzten vorwiegend die von den Germanen verlassenen
Länder zwischen Weichsel und Elbe. Nach den Sprachgruppen ließen
sie sich in Ost-, West- und Südslawen einteilen.
Demmin wird Stammessitz der Wilzen
Zu den Westslawen zählten Slowaken, Mähren, Tschechen, Polen und
die Stämme zwischen Oder und Elbe. Die Polen saßen südlich von der
Warthe. An der oberen Oder, südlich von Polen hatten die slawischen
Schlesier ihre Wohnsitze. Zu diesen Stämmen der Westslawen
gehörten auch die „Sorben“ (im Siedlungsgebiet des heutigen
Sachsen), die „Wilzen“ mit ihrem Stammesmittelpunkt auf der Burg
in Vorwerk bei Demmin (Sitz von König Dragowit), die „Obodriten“
an der mecklenburgischen Ostseeküste mit Stammessitz auf der Burg
Mecklenburg auch Michelenburg und Reric genannt, und weiteren
Stämmen, wie die „Linonen“ (Burg Lenzen), „Heveller“
(Brandenburg) u .a..
Slavische Burgorte soll es im 8./9. Jh. gegeben haben in Loitz, Dimin,
Lubecinca, Rostock, Kizun, Worle, Garz, Arkona, Wolgast, Lasan,
Usodim, Pazdewalk, Malchov, Zwerin, Lubek. Als herausragendes
Beispiel einer slawischen Anlage wurde schon um 1000 eine
umfangreiche Siedlung im heutigen Demmin durch Adam von Bremen
als civitas magne bezeichnet, die 1149 als castrum Dimin erobert und
16
auch später als castellanus Rochillis erwähnt wurde. Diese Burg war
das Zentrum des Wilzen-Königs Dragovit.
Wichtige Handelswege waren die Nordroute von Wolin über Usodom
zum heutigen Anklam nördlich der Peene über Demin zur Burg
Mecklenburg. Der Handelsweg südlich der Peene führte von Stettin
über Pazdewalk, Malchov, Zwerin nach Lubek.
Tollenser die Urbevölkerung der Gemeinde Sarow
Im nördlichen Raum zwischen Elbe und Oder besiedelten von
Südpolen her die “Obodriten“ das Land, wo sich später das
Herzogtum Mecklenburg entwickelte, und die „Wilzen“, die
Bewohner des späteren Vorpommerns. Mit Beginn des 10. Jh. nach
Unterwerfung durch Karl den Großen wurden die „Wilzen“ auch
,,Lutizen“ genannt. Die „Wilzen“ hatten verschiedene Stämme.
Südlich der Peene waren es die „Mizerez“, nördlich der Tollense die
„Ploth“ und im Bereich der Gemeinde Sarow zwischen Tollense und
Kummerower See die „Tollenser“. Westlich von Demmin (Dimin)
siedelten die „Zirzipanen“ und „Kessiner“, im Neustrelitzer Bereich
die „Rhedarier“. Auf Rügen siedelten die „Raner“, die wahrscheinlich
ihren Namen von den germanischen Rugieren übernommen hatten.
Ihre religiösen Anschauungen und der damit verbundene Kult
unterschieden sich nicht wesentlich von den anfangs in der
Urgemeinschaft lebenden Germanen. Sie hatten Stammes- und
Hausgötter. In der Tollense fand man eine hölzerne doppelköpfige
Gottesdarstellung.
Die slawischen Küstenbewohner zwischen Weichsel und Unterlauf
der Oder, (südlich der Ostsee und rechts der Oder) nannten sich
„Pomoranen“, d.h. „die am Meer Wohnenden“.
Die Pommern wie auch die übrigen slawischen Völker diesseits und
jenseits der Oder bis zur Elbe und Weichsel hin, hatten keine Städte,
sondern nur Dörfer, die im Kreise gebaut, durch einen Wall geschützt
waren.
Da die Slawen keine eigene Schriftsprache hatten, sind geschichtliche
Überlieferungen aus anderen Sprachbereichen übernommen worden.
Antike Schriftsteller nannten die Slawen „Veneter“, daraus abgeleitet
hat sich das deutsche Wort „Wenden“ erhalten.
17
Wichtige Entscheidungen wurden auf der
Tempelburg „Rethra“ gefällt
Die Lutizen fällten ihre Stammesentscheidungen auf der Tempelburg
„Rethra“ (auch Riedegost genannt). Sie wurden von heidnischen
Priestern geführt, denen auch die Entscheidung über Krieg oder
Frieden oblag. Der Standort der Tempelburg ist bisher nicht bekannt.
Bischof Thietmar von Merseburg (975 bis 1018), ein bedeutender
Chronist der slawischen Geschichte, berichtete von Vorgängen im
Tempel „Rethra“, in denen slawische Priester am Verhalten eines
Pferdes Entscheidungen trafen. Das Pferd des Gottes wurde auch
gesattelt in den Kampf mitgenommen.
Ackerbau und Viehzucht, die Lebensgrundlage der
Slawen
Hauptsächlich betrieben die Slawen Ackerbau und Jagd, oder sie
waren Fischer und Handwerker. Anfangs wurde der Boden mit einer
Holzhacke bearbeitet. Mit der Viehhaltung wurden Hakenpflug und
Eggen gebräuchlich und Ochsen, später Pferde, als Arbeitstiere
eingesetzt.
Angebaut wurde Weizen, Roggen und Hirse sowie Lein zur Öl- und
Fasergewinnung. Mit Sicheln und Sensen wurde die Frucht
geschnitten,
mit
Stöcken
gedroschen
(Dreschflegel),
in
Handdrehmühlen, Hirsestampfern und Backtrögen weiterverarbeitet.
Gezüchtet wurden Rinder, Ziegen, Schafe, Schweine und Pferde. Das
Pferd spielte eine bedeutende Rolle und hatte einen bis zu dreifachen
Wert eines Rindes. Auf den slawischen Bauernhöfen gab es weiterhin
Hunde und Katzen. An Geflügel wurden Hühner, Gänse und Enten
gehalten. In den Wäldern wurden Hirsch, Reh, Bär, Wildschwein,
Elch, Wisent, Hase, Biber und Dachs gejagt. Wegen ihres Felles
stellte man Fuchs, Iltis, Luchs, Fischotter, Marder und Wildkatze
nach. Im Wald wurden aus Holz und Rohrgeflecht gefertigte
Bienenkörbe aufgestellt, um die Wildbienen auszubeuten.
In der weiteren Entwicklung gingen einzelne Bauerngruppen zum
Handwerk über. Geschickte Menschen übernahmen die
verschiedensten Handwerke. Es bildeten sich Töpfer, Schmiede,
18
Zimmerleute, Drechsler, Kürschner, Gerber, Schiffs- und
Brückenbauer heraus. Bis zum 10. Jh. wurden alle Leistungen im
Tauschhandel durchgeführt.
Bodenfunde und freigelegte Wasserburgen zeugen von großem
slawischem Können. Sie waren mit der Verarbeitung des reichlich
vorkommenden Rasenerzes vertraut und brauchten kein Eisen zu
kaufen. Der slawische Zimmermann beherrschte das Verzapfen,
Verkeilen und Verdübeln und brauchte kaum einen Holznagel.
Seit dem 10. Jh. wurden Münzen geprägt oder Hacksilber als
Währung verwandt. So kostete ein Pferd 300, eine Kuh 100, ein Schaf
25 und ein Messer 2,8 Gramm Silber. Da nicht alle Produkte im
Stammesgebiet hergestellt werden konnten, entwickelte sich ein
größerer Fernhandel, der aber mehr von fremdländischen Kaufleuten
durchgeführt wurde. Man führte Mahlsteine vom Rhein und aus
Thüringen, Waffen aus Frankreich, Tuch aus Friesland und Schmuck
für die Oberschicht ein. Dafür gab man Pelze, Honig, Wachs, Vieh,
Getreide, Fisch und Salz.
Es wird vermutet, dass zur wendischen Zeit das heutige Gehmkow
schon eine „alte Dorfstelle“ besaß. Man vermutet an dieser von Moor
umgebenen Stätte das wüste „Stolzow“.
Karl der Große stürzt den Wilzenkönig Dragovit
Widukind (Herzog der Sachsen), ein Mönch und andere
Geschichtsschreiber
charakterisierten
die
Zeit
um
800
folgendermaßen: „Die Wenden zogen den Krieg dem Frieden vor und
setzten jedes Elend gegen teure Freiheit. Dieser Menschenschlag ist
hart, ausdauernd in der Arbeit und an dürftige Nahrung gewöhnt. Und
was den Sachsen eine schwere Last zu sein scheint, ist den Slawen
eine Art von Lust“. Slawen heißt: ,,Die Ruhmvollen“.
Karl der Große (741- 814) hatte die germanischen Stämme wie
Thüringer, Goten und Sachsen unterworfen und führte sein Heer
während der Sachsenkriege 789 bis an die Peene und Demmin. In
seinem Heer führte er neben Franken, sorbische, obochistische
(Slawen), sächsische und friesische (Germanen) Krieger. Der
slawische König Dragowit, dessen Burg bei Vorwerk (Demmin)
gestanden haben soll, unterwarf sich und versprach Tributzahlungen.
19
Im westlichen Teil grenzten die slawischen Stämme mit der Elbe- und
Saale an das fränkische Reich. Beim Zerfall des fränkischen Reiches
wurde im ostfränkischen Teil unter König Heinrich I. (913 - 936) und
seinem Sohn Otto der erste Deutsche Staat gebildet. Dieser sächsische
Feudalstaat nahm dann eine führende Rolle bei den
Wendenkreuzzügen ein. König Otto setzte den Kampf seines Vaters
gegen die Slawen (Lutizen) um die Vorherrschaft fort.
955 wurde der Aufstand der Obodriten und Lutizen niedergeschlagen,
Der große Wendenaufstand um 983 vernichtete die deutsche
Vorherrschaft zwischen Elbe und Oder. Die slawischen Stämme
erreichten noch einmal ihre Selbständigkeit. Doch später wurden die
Slawen trotz aller Tapferkeit geschlagen, ihr Volk verdrängt und
unterworfen. Die Deutschen siedelten im Lande an. Die deutschen
Namen vieler Dörfer belegen Neugründungen, während die ehemals
wendischen Dörfer an ihren Endungen „ow“ und „in“ zu erkennen
sind.
Kaum eine andere pommersche Gegend war von den wogenden,
romantisch allzu sehr verklärten Kämpfen zwischen Christentum und
Heidentum, Deutschen und Wenden, Obotriten, Wilzen und Dänen
stärker heimgesucht als der heutige Kreis Demmin. Kein anderer Ort
sah so viele Führer der deutschen Kolonisationszüge, vor oder in
seinen Mauern, wie die Feste Demmin, bis im Jahre 1168 durch den
Fall Arkonas das letzte Symbol der heidnisch- wendischen Herrschaft
vernichtet war. Dann endlich setzte die friedliche Arbeit der
bäuerlichen Kolonisten ein.
Diese politisch und wirtschaftlich unabhängigen westslawischen
Stämme des Frühmittelalters verloren im 10. bis 12. Jh. ihre
Unabhängigkeit und gingen, außer den Lausitzer Sorben, während der
darauf folgenden Jahrhunderte im deutschen Volk auf.
Aus den „Ruhmvollen“ wurden Leibeigene des
Feudalstaates
Als vor über tausend Jahren der deutsche Feudalstaat entstand, waren
die in der Region ansässigen Vorfahren Mitglieder slawischer
Stämme, die den Bestrebungen eigener und nachbarlicher Interessen
unterworfen waren.
20
Wenn man auch davon ausgehen kann, dass diese Bauern frei waren,
mussten sie aber mit Pferd und Waffen am Kriegsdienst teilnehmen
und waren jahrelang von zu Hause fort. Begab sich der Bauer in
Abhängigkeit, war er vom Kriegsdienst befreit und verpflichtet,
Abgaben zu leisten.
Deutsche Ritter und Herzöge werden neue Herren
im Land
Während der Jahrhunderte der Herrschaft pommerscher Herzöge war
die Zeit, in der große Veränderungen auch in diesem Lebensraum
begannen. Demmin war im Mittelalter zeitweilig Residenz
pommerscher Herzöge und Grenzfestung zwischen Mecklenburg und
Vorpommern. In diese Zeit fallen auch Ereignisse, die die
gesamtdeutsche Geschichte betrafen, wie die Reformation, der
Bauernkrieg und der Dreißigjährige Krieg.
Deutsche Könige strebten nach neuen Herrschaftsbereichen. Aber der
Drang nach Osten wurde nicht nur durch die Herrscher bestimmt.
Kleine Feudalherren, die im eigenen Land Besitz verloren hatten,
nachgeborene Rittersöhne, die in der Heimat kein Lehen fanden, arme
Bauern, Handwerker und Kaufleute trieb es in der Hoffnung auf ein
besseres Los ins Slawenland.
Slawische Herrscher erkannten seit dem 11. Jh. sich ergebende
Vorteile, ihre Herrschaft zu festigen, stellten diese Vorteile über die
Interessen ihrer Stämme und verständigten sich teils mit den
Eroberern.
Sie nahmen ihre eigenen Gebiete von Königen und Kaisern zum
Lehen und schlossen mit deutschen Fürsten Erbverträge.
Vorpommerns Heiden werden durch die
polnischen Könige zu Christen
Ungefähr 1121 gelang es dem Polenkönig Boleslaw III., Stettin zu
erobern. Dort herrschte damals Herzog Wartislaw I., er musste sich
dem Polenkönig unterwerfen und die Annahme des Christentums
durch sein Volk zusagen. Dafür erhielt er Vorpommern bis zur Müritz
und Peene zum Lehen.
21
Schon 1122 ging der Polenkönig Boleslaw daran, Pommern zu
christianisieren. Er beauftragte Bischof Otto von Bamberg 1124, das
Volk zu missionieren. Der unternahm daraufhin seine erste Reise über
Böhmen, Pyritz, Stargard, Cammin, Stettin, Wollin, Belgrad, zum
Polenkönig und zurück nach Bamberg, um die ersten Pommern zu
taufen.
Seine zweite Missionsreise unternahm Otto von Bamberg in das
hiesige Gebiet. Er reiste 1128 über Halle, Magdeburg, Havelberg nach
Demmin, wo er mit Herzog Wartislaw zusammentraf und eine
christliche Gemeinde gründete. Seine Reise ging weiter über Wolgast,
Gützkow, Stettin und Cammin zurück nach Bamberg.
Zwischenzeitlich vermittelte er im Konflikt zwischen dem Polenkönig
Boleslaw, der inzwischen gegen die Pommern vorgedrungen war, und
Herzog Wartislaw. Er konnte den Polenkönig von einem weiteren
Vordringen nur dadurch abhalten, dass Wartislaw persönlich vor
Boleslaw erschien, und das Abhängigkeitsverhältnis von Polen erneut
anerkannte. Als Boleslaw 1138 starb, endete die polnische
Oberherrschaft über Pommern.
Im Jahre 1140 trat Bischof Adalbert als erster pommerscher Bischof
sein Amt an.
Herzog Wartislaw wurde wegen seines Übertritts zum Christentum
1135 von einem „wendischen Heiden“ in Stolpe an der Peene im
Schlaf erstochen. Seine Söhne Bogislaw I. und Kasimir I. kamen 1151
zur Regierung und erhielten Pommern. Sie wählten Dimin (Demmin)
als Residenzstadt, unter ihrer Herrschaft kam es zu weiteren
kriegerischen Auseinandersetzungen der Lutizen.
Heinrich der Löwe unterwift die Slawenstämme
Als die pommerschen Herzöge den von Heinrich dem Löwen
vertriebenen Obotritenfürsten Pribislaw aufnahmen und dessen
Ausfälle gegen die westlichen Stämme unterstützten, verbündete sich
Heinrich der Löwe mit dem Dänenkönig Waldemar, dem Markgrafen
Albrecht der Bär von Brandenburg, mit dem Grafen von Holstein, von
Oldenburg, von Dithmarschen und von Schwerin und zog in das Land
der Lutizen. Am 6. Juli 1164 kam es zur Schlacht von Verchen.
22
Die vereinten Heere marschierten getrennt und sollten sich bei
Verchen versammeln. Die Slawen griffen zeitig an und konnten Graf
Adolf von Holstein und Graf Reinhold mit dem Dithmarschen
schlagen. Die das Blutbad überlebenden Lutizen zogen sich zurück
und zündeten die Burg Demmin an. Nach der Versöhnung der beiden
Pommernfürsten mit Heinrich dem Löwen erfolgte die verstärkte
Christanisierung des Landes. Die Mission ging in die Länder
Demmin, Loitz und Tribsee. Die Gebiete wurden dem Bistum
Schwerin zugeordnet.
Mit Heinrich dem Löwen kamen 1177 neben Bauern und Bürgern
auch Rittergeschlechter aus Niedersachsen ins Land und machten sich
ansässig. Zuerst genannt und auch noch im 20. Jh. ansässig sind die
Plessen und Behr, später die von Heyden, von Maltzan, von Podewils,
Voß u. a. Das Land gewann mit den Deutschen, ein Volk höherer
Kultur, wodurch die Macht und das Ansehen der Pommern gehoben
wurden.
Das Herzogtum Pommern entsteht
Bogislaw I. fand sich 1181 bei Kaiser Friedrich I. von Lübeck ein und
erhielt die Belehnung mit diesem Land. So war er direkter Vasall des
Kaisers geworden und als Herzog von Pommern Reichsfürst. Sein
Land aber war noch keineswegs deutsch, die Zahl der darin
wohnenden Christen und Deutschen war gering. Als Bogislaw I. 1188
starb, hatte das Christentum bereits Fuß gefasst. Die weitere
christliche Entwicklung in dieser Gegend ist aus Kirchenbüchern zu
entnehmen.
Kommen wir noch einmal auf den „Drang nach Osten“ zurück. Es gab
schon 1048 drei Gruppen des Ritterordens. Der deutsche Orden unter
Barbarossa im 12. und 13. Jh. trug einen weißen Mantel mit einem
schwarzen Kreuz, später waren dies die Landesfarben von Preußen.
Gegen die heidnischen Preußen in den Ostseelanden begann der
Ritterorden 1230 den Kampf. Von der Oder bis Kurland und Livland
nahm der Orden die Ländereien in seinen Besitz.
23
Entstehung der Burgen, Städte und Dörfer
In der hiesigen Gegend waren auch in der Slawenzeit
Bevölkerungslücken entstanden. Diese wurden durch heranziehende
Siedler geschlossen. Im Verlauf der deutschen Landnahme während
des 13. Jh. kam es durch Eindringen deutscher Feudalherren, die sich
in slawischen Siedlungsgebieten bei der Eroberung festgesetzt hatten,
zur Errichtung von Burgwällen. Es waren in der Regel keine Ritter
oder kleine Adlige, sondern Territorialherren oder große Vasallen.
In der Nähe eines Baches oder an einer sonst geeigneten Stelle steckte
der Landesherr die Straße ab und zerlegte das Land zu beiden Seiten
des Weges in Stücke. Der Unternehmer, der vom Grundherrn
beauftragt war, bekam 1/6 der Dorfflur. Jeder Bauer, der ein solches
Stück Land erhielt, baute sein Haus an der künftigen Straße. Einen
Teil seines Ackers hatte er direkt am Gehöft, die so genannte „Wurt“.
In dieser Form kann man sich die Entstehung der Dörfer vorstellen.
Die Übernahme deutschen Rechts sowie der Sitten und Gebräuche
durch den slawischen Hochadel und weiterer Teile der Oberschicht
trug wesentlich zum Untergang der slawischen Kultur bei.
Trotz immer wiederkehrender Machtkämpfe zwischen Pommern,
Dänen, Brandenburgern, Polen, Mecklenburgern und Deutschen
(siehe Zeittafel) wurde das Land im Mittelalter sehr wohlhabend.
Städte und Klöster blühten auf. Die slawische Burg Demmin (castra
Dimin) wurde am 14.10.1140 erstmals erwähnt. Auch in Dargun
befand sich eine altslawische Anlage, ein Burgwall, der 1178 als
„ueteri castro de Dargon" (alte Burg) bezeichnet wurde. 1249 wird als
weitere deutsch-mittelalterliche Befestigung der Burgwall im
Kastorfer See als „antiquum castrum, quod est in medio stagno“
genannt.
Am 14. August 1292 erhielt Demmin Lübisches Stadtrecht. Verchen
wurde am 5.8.1228 erstmals erwähnt und das Verchener Kloster
wurde 1269 gegründet.
Der Name Ganschendorf tauchte erstmals am 29.06.1265 auf (siehe
Ganschendorf), Sarow am 05.03.1266 (siehe Sarow), Gehmkow 1448
(siehe Gehmkow) und Törpin 1426 (siehe Törpin). Doch existierten
die Dörfer schon sehr viel früher. Lindenberg (villarum …
24
Lyndenberghe) wurde erstmals genannt als am 01.(02.)06.1300
Nikolaus, Fürst zu Werle, dem Kloster Ivenack die Güter in seinem
Lande bestätigt. Die Burg Lindenberg wurde als „tho deme
Lyndenbergerghe“ 1366 erstmals genannt.
Befestigungen aus dem 13. bis 16. Jh. in der
näheren Umgebung 1
In Pribsleben am westlichen Ortsausgang, ca. 250 m nördl. der Straße
nach Tützpatz am Übergang zum Koppelgelände eine
Turmhügelburg/Burgstelle.
In Tützpatz in der Südwestecke des ehemaligen Gutsparkes ein
Turmhügel genannt Schneckenberg.
In Tützpatz im Dorfzentrum an der Westseite des Dorfteiches eine
Burgstelle genannt Wallinsel, der Wall, 1296 erwähnt.
In Tützpatz am Nordrand des Altdorfes etwa 200 m nördl. des
Dorfteiches ein Turmhügel genannt Eiskeller
In Tüzen nördlich des Ortes auf einer Uferhöhe am Tüzener See ein
Burghügel genannt Schlossberg, Hausberg, 1267 erwähnt als terra
Tucen und 1349 Johanni Gutzcowen moranti in villa Tutzen.
In Wolde in Ortskern am ehem. Gutshof eine Turmhügelburg genannt
Kieckeberg, Kickeberg, 1292 erwähnt als Hynrico militi dicto Vohs
de Wolde, 1311 castrum Waldis.
Wolde am Südwestrand des Ortes im Bereich des ehem. Gutsparks am
Ende einer Allee, wo eine jetzt zerstörte Kirche steht eine
Niederungsburg/Burgstelle, 1428 erreicht Heinrich von Maltzan die
erbliche Belehnung mit Wolde durch den Herzog von Mecklenburg,
1491 Eroberung und Zerstörung der Burg.
Alt Kentzlin direkt neben dem ehem. Gutshaus ein Turmhügel
genannt Staringsberg, 1307 als Vicko Vos de Kenzelin erwähnt.
Demmin 1 km südl. der Stadt in einem Peeneknie an der Einmündung
der Tollense eine Niederungsburg, genannt Haus Demmin, 1073 durch
1
Aus. Uwe Schwarz: Die niederadligen Befestigungen des 13. bis 16. Jahrhunderts
im Bezirk Neubrandenburg, Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1987
25
eine nachricht durch Heinrich von Bremen über eine civilas maxima
erwähnt, 1163 Zerstörung des Burgwalles, 1215 Rochellus ciusdem,
vrbis castellanus.
Demmin etwa 4 km nördlich direkt an der Straße nach Kletzin,
gegenüber den ersten Häusern von Quitzerow ein Turmhügel.
Demmin-Vorwerk ca. 300 m südöstl. Vom Haus Demmin unmittelbar
am Zufahrtsweg, ca. 100 m von der Chaussee entfernt eine
Turmhügelburg/Burgstelle.
Lindenberg etwa 200 m südlich der Kirche an der Ostseite des
Augrabens eine Turmhügelburg genannt Telliner Hof, 1283 erwähnt
als Relyn, 1331 unter castra Lindenberch.
Lindenberg unmittelbar südl. des Ortes in der Niederung des
Augrabens ein Burghügel genannt Gollenberg.
Lindenberg dicht am Ort direkt an der Straße nach Hasseldorf ein
Turmhügel genannt Wall, Wallgraben.
Utzedel etwa 1,6 km westl. des Ortes am Augraben mitten im Wald
ca. 300 m östl. der Hauptwegekreuzung eine Höhenburg genannt
Carolonenburg.
Weitere Bodendenkmäler in Ganschendorf, Gehmkow, Sarow siehe
entsprechende Kapitel dort selbst.
Das späte Mittelalter ab dem 13. Jahrhundert und
die Herrschaft des Landadels
1298 übernahm Fürst Heinrich II. zuerst das Land Stargard und später
ganz Mecklenburg. 1292 vermählte er sich mit Beatrix von
Brandenburg, wodurch er das Land als Brautgabe erhalten hat.
Die Errichtung von Burgen als Grenzpunkte und untergeordnete
Verwaltungseinrichtungen spielte eine bedeutende Rolle bei der
Landessicherung. Das Befestigungsrecht war Landesrecht des Fürsten.
Es stand nicht dem Landadel (niederen Adel) zu und wurde geahndet.
Eine Papsturkunde von 1331 gibt einen Überblick über
landesherrliche Befestigungen dieser Zeit. So werden genannt: „ …
Loytze cum castro; castra D[r]ymy[n]; Cumerovve, K[i]k[in]dep[e]ne,
Sacherigenmolen, Sanzekovve, Osta, Vvolt, Broke, Clemp[e]novve,
26
Cumirovve, Lindeberch, Mughe[n]borgh, Span[e]kovve, Cochele,
Oldevvighesc[e]guerg, Linde, Cosenoue, Saro[u]e, Vuk[er]imunde,
Voghe[i]sa[nc], Cle[m]penovve in terra Stetinen[si] …“.
Ab 1329 nach dem Tod Heinrichs II. setzte sich mehr und mehr der
Landadel über die sinkende landesherrliche Macht hinweg um weitere
Befestigungen zu errichten. Bis zum Ende des 14. Jh. ließ sich jeder
Adlige, wenn irgend möglich, eine, wenn auch primitive, Anlage
errichten. Meistens wurde der Turmhügel oder von der wohlhabenden
Oberschicht des Landadels die Turmhügelburg gebaut. Nicht zuletzt
war das der Ausdruck der latenten Unsicherheit und des Misstrauens
gegenüber dem gleichermaßen räuberischen Nachbarn und zum
Schutz gegenüber Untertanen. Bis 1400 entstanden so weitere 30
Burgen des Landadels und 121 Klein- und Kleinstanlagen.
Rauben war keine Schande
In der Geschichte des Deutschtums spricht man von einer Blütezeit
der Bauern im 12. und 13. Jahrhundert. Die Städte nahmen zumeist
einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung, die bäuerlichen
Siedlungen
der
Umgebung
bildeten
das
erforderliche
agrarwirtschaftliche Hinterland. Das änderte sich aber im 14. und 15.
Jahrhundert. Die beschleunigte Durchsetzung der allgemeinen WareGeld-Beziehung und die Agrarkrise, hervorgerufen durch
Überproduktion und Absatzschwierigkeiten in der Landwirtschaft,
wurden zu einer wesentlichen Ursache für die umfassende Verarmung
des niederen Landadels und der Bauern als Untertanen des Adels und
der Kirche. Es kam zum Raubunwesen.
Die Kampflust der Ritter artete in der Folge vielfach in Rauflust aus.
Sich durch ein bürgerliches Gewerbe den Unterhalt zu suchen, hielt
der Ritter nicht für ehrenhaft. Er wurde daher ein Wegelagerer,
Heckenreiter, Schnapphahn oder wie sonst noch das Volk mit bitterem
Scherz den Raubritter nannte. Der Ritter aber sagte: „ Reiten und
Rauben ist keine Schande, das tun die Besten im ganzen Lande.“ Von
ihren Burgen fielen die Raubritter mit ihren Knechten über die
Reisenden und Kaufleute her, plünderten sie aus, sperrten die
Geschädigten in das Burgverlies. Um nicht elendig im Verlies
umkommen zu müssen, war ein Rauskommen nur mit hohem
Lösegeld möglich..
27
Im Demminer Teilherzogtum war die landesherrliche Macht in den
ersten Jahren des 14. Jh. weitgehend zurückgedrängt worden.
Dennoch gelang es auch hier gegen die Landfriedensbrecher
vorzugehen, wobei sich die Bürger der Städte Anklam, Demmin,
Treptow und Greifswald unter Führung von Herzog Otto I. 1322
gegen die Raubburg Bugewitz in Pommern zusammenschlossen. Die
Anlage des Ritters Bernhard von Nienkerken wurde erobert und
geschleift. Ebenso erging es der Turmhügelburg Rumpshagen im
Land Werle (heute Kreis Waren). Der Fürst Bernhard von Werle gab
später den Brüdern Hennings und Hardeleff von Voss auf
Rumpshagen eine Abfindung mit anderen Gütern als Entschädigung
für die von seinen Vorfahren gebrochene Turmhügelburg. 1491 wurde
die Burg Wolde zerstört, der Sitz der Familie Voss und später von
Maltzan, die auch in dieser Region Besitzungen hatten.
Die Bauernkriege um 1500 brachten keine Erleichterung für die
Bauern.
Reformation in Vorpommern
Im Jahre 1517 begann die Reformation der Kirche, das heißt, sie
unterteilte sich in die evangelischen und katholischen Gläubigen. Am
31.10.1517 schlug Martin Luther an der Kirche zu Wittenberg die
bekannten 95 Thesen an. Im ganzen Land wurden die Klöster
aufgelöst und die Nonnen vertrieben. Das Vermögen fiel den
pommerschen Herzögen zu. Von Wittenberg aus kam Buggenhagen
nach Pommern. Man nennt ihn den Reformator Pommerns. In
Demmin wurde wahrscheinlich schon im Jahre 1520/21 evangelisch
gepredigt.
Das Verchner Kloster bestand noch lange nach der Reformation, es
hatte die Lehre Luthers schon 1535 angenommen.
Dreißigjähriger Krieg: Katholiken gegen
Protestanten
Widersprüche zwischen den Mächten Europas, den protestantischen
Landeskirchen, die nach der Reformation entstanden, und den
Absichten der Papstkirche hatten zum 30jährigen Krieg (1618 - 48)
geführt.
28
Wallenstein mit seinem starken Heer verfolgte den Dänenkönig
Christian und besetzte mit 3000 Kroaten die Dörfer. Der Hauptsitz
war auf dem Schloss in Sarow. Durch die Besetzung wurde den
Dörfern viel Schaden zugefügt.
Schwedens König, Gustav Adolf, griff in den Krieg ein um die
Protestanten zu retten aber wohl mehr, um Land zu gewinnen.
Genauere Ursachen und Folgen lassen sich aus den Geschichtsbüchern
entnehmen.
Tilly, später Wallenstein, war Feldherr der kaiserlichen, katholischen
Liga im protestantischen Pommern und kämpfte in diesem Gebiet
gegen die Schweden.
Im Jahre 1622 wurde dem Sarower Baron Christoph Lüdeke von
Maltzahn die Erblandmarschallwürde überreicht. 1629 verzichtete der
Sarower Baron Christoph Lüdeke von Maltzahn bereits freiwillig auf
die Erblandmarschallwürde. Er erklärte, seine Güter wären durch die
kaiserliche Soldateska so ruiniert, dass er keine Pferde, Vieh, Fahmis,
Saat- oder Brotkorn behalten habe, er könne nichts mehr für das Land
tun.
Am 17.11.1627 rückten 1 ½ Kompanien Kaiserliche in Demmin ein.
Am 12.02.1631 eroberte Gustav Adolf Demmin und seine Truppen
plünderten die Gegend. Am 14.02.1637 eroberten die kaiserlichen
Truppen wieder Demmin. In dieser Zeit müssen die Orte dieser
Region stark betroffen gewesen sein. Von Juli 1638 bis 1639
belagerten die Schweden Demmin und eroberten es. 1641 bis 1659
wird Demmin von den Schweden zu einer modernen Festung
ausgebaut.
Diese Besatzung ist auch an Törpin nicht spurlos vorbeigegangen.
Furchtbare Greueltaten verursachten die Wallensteinischen Truppen.
Die Folge des langen Krieges war ein verwüstetes und ödes Land.
Viele Jahre dauerte das Wiederaufblühen der Landschaft. Damals
bezahlte drei Viertel der Bevölkerung diese Auseinandersetzungen mit
dem Leben. Die Dörfer waren schutzlos, viele Bauernfamilien
verloren Land und Leben. Zu allem Unglück kam dann noch die Pest.
Das ganze flache Land war fast menschenleer. In Teusin lebten
beispielsweise nur noch 9 Menschen.
29
Die weiteren Feldzüge bestanden nur noch aus Aktionen einzelner
Generäle. Besonders schwer betroffene Gebiete waren Pommern und
Mecklenburg. Schließlich war in dem ausgeplünderten Land kaum
noch ein Feldzug möglich. Der Krieg starb an Erschöpfung. Sinnlose
Zerstörungen, Plünderungen, Seuchen und Grausamkeiten hatten die
Dörfer in Mitleidenschaft gezogen. Überhebliche Söldner, ob in
Freundes- oder Feindesland stehend, hatten auf die „dummen Bauern“
herabgeschaut und diese zum Freiwild erklärt. Neben den materiellen
und Bevölkerungsverlusten gab es weitreichende Folgen für die
Landwirtschaft. Unkraut, Gestrüpp und Bäume hatten sich auf den oft
jahrelang nicht bestellten Feldern breit gemacht, weite Flächen waren
verödet, Städte verschuldet, das Handwerk schwer geschädigt.
Am 24.10.1648 kam es zum „Westfälischen Frieden“. Schweden
erhielt Vorpommern. Brandenburg erhielt Hinterpommern. Aber das
ganze Land war so zerstört, dass es erst um 1900 zu dem Wohlstand
gelangt war, den es um 1600 hatte.
Pommern eine preußische Provinz
Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Brandenburg das größte
Fürstentum in Deutschland. Der Staat bestand aus drei Teilen:
Ostpreußen (ehemaliger Ritterorden), Brandenburg und Pommern. Die
Belagerung Demmins 1659 durch verbündete dänische, kaiserliche
und brandenburgische Truppen führt zum Abzug der Schweden.
1701 erhielt Kurfürst Friedrich von Brandenburg den Titel „König
von Preußen“. Preußen entwickelte sich 1690 bis 1865 von 0,7 auf 19
Millionen Einwohner durch die Vergrößerung des Staates und den
Zuwachs der Bevölkerung. Auch der hier beschriebene Heimatkreis
war durch die sich politisch veränderte Situation betroffen. So hatte
schon Friedrich Wilhelm (1620 bis 1688), der „Große Kurfürst“ von
Brandenburg beim Versuch, 1675 bis 1679 Vorpommern zu erobern,
Demmin eingeäschert. Danach war es sein Sohn, Friedrich Wilhelm
(1688 bis 1740), der „Soldatenkönig“, der 1715 Demmin besetzte, in
der Stadt die erste preußische Garnision errichtete und 1720 im
Frieden von Stockholm hier Landesherr wurde. Das Gebiet nördlich
der Peene blieb bei Schweden.
30
1757 im Siebenjährigen Krieg fällt Schweden in PreußischVorpommern ein. 1759 wird die Festung Demmin durch Friedrich II.
zerstört. 1763 im Frieden zu Hubertusburg wird der Stand von 1720
wieder hergestellt.
Friedrich II. (1740 bis 1786), Friedrich der Große genannt und sein
Vater hatten die Armeestärke enorm vergrößert. Der einheimischer
Adel musste sich daran gewöhnen, seine Söhne als preußische
Offiziere in den blauen Rock zu stecken, die Bauern stellten die
Unteroffiziere und die Soldaten kamen aus dem Hofgesinde oder dem
Handwerk.
Die Armee trieb die Entwicklung im Lande voran. Es wurden
Uniformen, Gewehre und sonstige Gerätschaften gebraucht, Kasernen
wurden gebaut, die Armee musste ernährt werden. Als billige
Nahrungsmittel, verordnete der König die Kartoffeln, die dann in
größerem Umfang angebaut werden mussten. Die Soldaten sollten
zum Vorbild der preußischen Untertanen werden: gehorsam,
bedürfnislos, pünktlich und pflichtbewusst.
In Friedenszeiten mussten die Soldaten in Manufakturen oder auf den
Feldern arbeiten. Wer es bis zum Unteroffizier gebracht hatte, konnte
Beamter werden (Schulmeister, Steuereinnehmer). Friedrich II
verlangte von seinen Beamten Pflichterfüllung und kontrollierte sie
durch Inspektionsreisen. Der „Alte Fritz“ schaffte die Folter ab.
Kindermörder durften nicht mehr im Ledersack ertränkt, sondern
mussten enthauptet werden. Strafen wurden gemindert, blieben aber
hart genug.
Die Gesindeordnung wurde eingeführt
Er vertrat die Auffassung, in Preußen soll jeder nach seiner Fasson
selig werden. Genauer hingesehen, hatte er aber dem Adel alle Rechte
und Privilegien bestätigt. Die „Leibeigenschaft“ später nur
„Erbuntertänigkeit“ genannt, das heißt: der erbuntertänige Bauer war
an den „angeborenen Grund und Boden“ gebunden, durfte nur mit
Einwilligung des Grundherrn heiraten und durfte ohne
Erlaubnisschein keinen anderen Dienst annehmen (siehe auch
Gesindeordnung im Anhang). Der Gegensatz zwischen Adel und
einfachem Volk blieb bestehen. Im Jahre 1763 erging zwar eine
31
königliche Verordnung, dass die Leibeigenschaft aufgehoben sei, aber
Pastor Stolle, der Demminer Chronist schrieb dazu: ,,Es ist alles in
Status quo geblieben, außer das sie nun Gutsverpflichtung heißet“.
Neue Besiedlung Pommerns
Die später durchgeführten Reformen von 1807 und 1809 waren
wirksamer. Wenn jemand wie Friedrich II. für sein Machtstreben
solche verlustreichen Kriege führte, musste er über ein wirtschaftlich
intaktes Hinterland verfügen. In einer Artikelserie des „Demokrat“ im
Februar 1788 wurden zahlreiche Aussagen zu ,,Friedrich II. und den
Bauern des Kreises Demmin“ gemacht. Hier nur einige Erkenntnisse,
die die Ziele des Königs und das Verhalten des Adels nennen.
Friedrich II. hatte sich der Reorganisation seines Landes persönlich
gewidmet und unternahm eigene, allgemein gefürchtete Inspektionen,
um sich von der Durchführung erlassener Maßnahmen wie
Melioration und Bau von Vorwerken zu informieren. Es erfolgte die
Ansiedlung von Handwerkern und Bauern aus Deutschland und
Westeuropa, Familien aus Sachsen und der Pfalz und Papiermachern
aus Holland. Land wurde durch die Rodung der Wälder gewonnen,
schon vorhandene Bauernstellen durften nicht leer werden. Die
Strafen des Königs gegen Verstoß seiner Anordnungen waren hoch:

für eine nicht wiederhergestellte Bauernstelle 1000 Taler

für eine Halbbauern - oder Kossätenstelle 500 Taler

für eine Gärtner- und Häuslerstelle 300 Taler.
Ganz einfach war die Pommersche Besiedlung auch nicht, die
mecklenburgischen Herzöge verboten ihren Untertanen die
Auswanderung nach Preußen. Die Einheimischen sahen oft neidvoll
auf die neuen Siedler, weil sie Vergünstigungen an Abgaben und
Frondiensten hatten.
Während in vielen Orten Höfe in dieser oder jener Weise wieder
besetzt wurden, verschafften sich die „von Podewills auf Sanzkow“
traurigen Ruhm. Für grausame Behandlung ihrer leibeigenen Bauern
bekannt, hatten die „von Podewill“ 1755 in Sanzkow 5 Bauern gelegt,
das heißt: von Grund und Boden vertrieben. Prozessakte sagen aus,
dass die Bauern an einem Halseisen befestigt und solange gepeitscht,
32
bis sie ohnmächtig niedergesunken und auf einer Mistkarre in das
Kellergefängnis gebracht wurden. Die Höfe standen 10 Jahre leer und
erst von höherer Stelle wurden die Podewills angehalten, die Höfe
wieder zu besetzen. Das taten sie widerwillig und zögernd. Doch
Friedrich II. ließ die Sache Sanzkow inspizieren und setzte sogar
Soldaten als Posten zur Erfüllung seiner Anordnung ein. Als 1767 ein
Hof in Sanzkow immer noch nicht besetzt war, schickte Friedrich II.
ein Schreiben an den Landrat von Maltzahn, dass bis zur nächsten Post
(Bericht) die Angelegenheit der Hofbesetzung zu erledigen sei.
Chronist Stolle (Stadtgeschichte v. Demmin) beschwert sich über den
“Teuersten König“, dass er nach den verheerenden Folgen des
Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) dem Pommerschen Adel
300000 Taler als Gnadengeschenk machte, für die mitgelittenen
Bauern und Bürgerlichen aber nicht einen Taler übrig hatte.
In der zweiten Hälfte des 18. Jh. arbeiteten 4/5 der Bevölkerung
Pommerns in der Landwirtschaft. Zwischen zwei, vier bis sechs Tagen
mussten die Bauern Spann- und Handdienste auf dem Gutshof leisten,
die durchschnittliche Fronleistung betrug 40 %.
Verbesserung der Landwirtschaft
Die schon erwähnten Produkte zur Kriegführung und zum Erhalt des
Heeres, aber auch die erhöhte Nachfrage nach Getreide, Vieh und
Holz (Demmin war ein gefragter Handelshafen) erforderten eine
Produktionssteigerung. Das war auf zwei Wegen möglich: Lockerung
der feudalen Ausbeutungsverhältnisse und Entwicklung privater
bäuerlicher Initiativen oder Bildung adliger Großwirtschaften mit
verbesserten Produktionsbedingungen.
Friedrich II. erklärte damals: “Die Landwirtschaft ist die erste aller
Künste, ohne sie gäbe es keine Kaufleute, Dichter und Philosophen.
Nur das ist der wahre Reichtum, den die Erde hervorbringt“. Er war
für die Aufhebung der Gemengelage. Um diese Zeit schieden viele
Rittergüter aus der Gemengelage aus und verzichteten auf die
wechselartige Nutzung an fremden Grundstücken. Gegenüber dem
lästigen Flurzwang erleichterte der zusammenhängende Feldbesitz die
Arbeitsorganisation und förderte den Anbau neuer Kulturen. Die sich
um 1750 bis 1800 „verbesserte Dreifelderwirtschaft“, unter
33
Sommergetreide wurde bereits Klee gesät, so dass die Brache schon
genutzt wurde, ging zur geregelten Vierfelderwirtschaft über. Das
heißt, die Brache wurde ausgeschaltet. Der Anbau von Kartoffeln,
Rüben, Tabak, Klee, Luzerne und Raps ergänzte den bisher
einseitigen Getreideanbau und verbesserte die Bodenstruktur. Die
Erträge stiegen um 20 bis 30%.
Durch die verbesserte Viehhaltung nahm in Pommern der
Rinderbestand um 70 % zu. Die Fruchtwechselwirtschaft hatte sich
durchgesetzt. Güter konnten durch Übernahme neuer Geräte und
Betriebsweisen ökonomische Risiken besser verkraften, aber auch der
Bauer nahm Anteil am Fortschritt.
Der Erhalt der Bauernstellen im Lande und besonders in Törpin zeugt
von Ausdauer, Kraft und Unverwüstlichkeit dieser Bauern, der
größten Klasse der damaligen Zeit. Zu den verbesserten
Produktionsweisen gehörte auch die Ackermergelung. In alten
Flurkarten waren neben Wasserlöchern auch Mergelgruben
eingezeichnet, die zur Ackerkalkung genutzt wurden.
Franzosen in Demmin
Im Jahre 1806 drangen die napoleonischen Truppen in Preußen ein,
nachdem Preußen die Schlacht bei Jena und Auerstedt verloren hatte.
Französische Truppen besetzten Demmin. Preußen musste sich mit
den Ideen der französischen Revolution von Freiheit, Gleichheit,
Brüderlichkeit auseinandersetzen. Die Leibeigenschaft wurde
aufgehoben. Die Bauern mussten sich aber durch Landabtrennung
oder Geldzahlung vom Gutsherren loskaufen, so dass die Adligen
ihren Grundbesitz auf kosten der Bauern erweitern konnten. Die von
den Bauern erhaltenen Gelder ermöglichten es den Gutsbesitzern, sich
neue Maschinen anzuschaffen. Es wurden Dampflokomobile zum
Dreschen und Pflügen eingesetzt. Im gleichen Zeitraum entstanden
Zuckerfabriken und Spiritusbrennereien.
Im Oktoberedikt vom 29. Okt. 1807 von Freiherr von und zum Stein
heißt es: §12: „Nach dem Martinistag (11. November 1810) gibt es
nur noch freie Leute...“
34
Im Edikt vom 19. Nov. 1808 heißt es: § 9 ,,Stand, Geburt, Religion
und überhaupt persönliche Verhältnisse machen bei der Gewinnung
des Bürgerrechts keinen Unterschied“.
Freiherr von und zum Stein musste auf Napoleons Wunsch nach
Russland fliehen. Minister Hardenberg setzte die Reformation fort.
Die Stein-Hardenbergeschen Reformen machten den Bauern wohl zu
einem freien Mann, Abgabe und Dienste beim Gutsherrn blieben aber
bestehen.
Vor den Stein-Hardenbergschen Reformen, die in den Jahren 1807
und 1809 durchgeführt wurden, waren in Pommern die Bauern nicht
frei. Alle standen in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Grundherrn.
Auch der König selbst war Grundherr. Seinen Untertanen, den so
genannten Königsbauern, ging es aber verhältnismäßig gut. Der
Grundherr setzte seine Bauern gewissermaßen nur als Verwalter und
Nutznießer auf den Hof. Wenn es auch die Regel bildete, dass dieser
sich vom Vater auf den Sohn fort erbte, so sind anderseits auch Fälle
nicht selten gewesen, wo infolge Misswirtschaft und Nichterfüllung
der Verpflichtungen dem Grundherrn gegenüber dieser den Bauern
einfach seines Besitztums entsetzte und einem würdigerem übergab.
Die Übernahme war für diesen insofern leicht, als nur das lebende und
tote Inventar, die so genannte Hofehr, die für den einzelnen Hof genau
festgelegt war, käuflich erworben und später für die Instandhaltung
der Gebäude gesorgt werden musste. Bei der Übergabe erhielt der
neue Besitzer einen Hofbrief ausgestellt, der seine Rechte und
Pflichten genau festlegte.
Bauern können sich freikaufen
Hardenberg gab am 11. September 1811 ein Regulierungsedikt
heraus, dass sich spannfähige Bauern durch Landabtrennung oder
Geldzahlung gegenüber dem Gutsherrn loskaufen konnten. 1848
waren von den eingeleiteten Regulierungsverhandlungen erst § 94 der
Spanndiensttage und § 71 der Handdienstage abgelöst. Unter dem
Eindruck der Revolution von 1848 und dem starken Anstieg der
kapitalistischen Industrialisierung war nun die Adelsklasse in Preußen
bereit, die Auflösung aller Feudalverpflichtungen zu gewährleisten.
Das letzte Ablösungsgesetz in Preußen betraf ab 2. März 1850
besonders die spannlosen Kleinbauern und Parzellenbesitzer.
35
Nach diesem Ablösungsgesetz konnte der Bauer Eigentümer des
Bodens werden, den er eigentlich schon besaß. Er wurde aber von
allen feudalen Pflichten wie Spann, und Handdiensten,
Naturalabgaben, Geldzins u.a. durch Zahlung einer Entschädigung an
den Gutsherrn abgelöst. Die Ablösung konnte vom Gutsherrn, als
auch vom Bauern gestellt werden. Da die Ablösungssumme den 20bis 25fachen Betrag des Jahreswertes betrug, blieb den kleineren
Bauern nur die Chance, sich ratenweise loszukaufen. In dem Zeitraum
der Separation (Flurenbereinigung, planmäßige Zusammenlegung
zersplitterter Flächen) entstanden neue Höfe.
Albrecht
Thaer,
Landwirt
und
Begründer
der
Landwirtschaftswissenschaft, kennzeichnete damals die Bauern als
solche, die „mit großer Energie und Scharfsinnigkeit die Wirtschaft
betrieben“. Er verwies auf Beispiele, wo Bauern den umliegenden
Ritter- und Domänengütern Verbesserungen der Ackerkultur gezeigt
hatten.
Dieser Weg zur Ablösung der Feudalherrschaft wurde in allen
deutschen Staaten beschritten. Er führte zu einer landwirtschaftlichen
Sozialstruktur in Deutschland: Großgrundbesitzer, Großbauern über
20 ha, Mittelbauern und Landarbeiter. Diese Gruppierung hielt sich in
Pommern bis 1945.
Der Sturm der Freiheit wird entfacht
Man schreibt das Jahr 1813. Über Deutschland tobt der große
Freiheitskrieg; er dringt bis in die entlegensten Dörfer. Nach sechs
Jahren französischer Unterdrückung war eine Saat aufgegangen deren
Frucht die Freiheit sein sollte. Russland hatte ein Beispiel gegeben,
Deutschland war nun ein Kriegsschauplatz.
Die ersten Kampfhandlungen im Frühjahr sahen den Franzosenkaiser
noch erfolgreich, doch er musste bald einen Waffenstillstand
abschließen. Als dieser zu Ende war, standen drei Armeen der
Verbündeten gegen Napoleon bereit. Dieser sandte seinen Marschall
Qudinot gegen die Nordarmee, die schützend vor Berlin stand.
Am 23. August 1813 horchten die Berliner immer wieder nach Süden,
von wo schwach vernehmbare Kanonendonner zu hören war. Dort bei
Blankenfelde
und
Großbeeren,
trotzten
die
deutschen
36
Landwehrbataillone den französischen Soldaten, Angriff auf Angriff
wurde abgeschlagen.
Im Befreiungskrieg 1813/14 wurde die französische Besatzung aus
Pommern vertrieben. Durch Festsetzung auf dem Wiener Kongress
muss Preußen ein Lösegeld an Schweden und Dänemark zahlen und
bekommt dafür Rügen und Neuvorpommern. Am 20.4.1814 wurde
Preußen eingeteilt in Provinzen, Regierungsbezirke und landrätliche
Kreise. Demmin gehörte zum neu gebildeten Regierungsbezirk
Stralsund. Am 18.1.1818 wurde die Kreisverwaltung mit neuen
Kreisgrenzen festgelegt, wobei auch Altentreptow, Grimmen und
Malchin zum neuen Landkreis gehörten.
Auf diese Zeit geht auch die Herkunft der deutschen Nationalfarben
Schwarz-Rot-Gold zurück. Die Farben der Uniformen, die das
Lützowsche Freiheitskorps im Kampf für Einheit und Freiheit trug,
diente als Vorbild: schwarze Zivilröcke mit roten Aufschlägen und
goldenen Knöpfen. Die Farben deuteten sich so: Schwarz
symbolisierte die Knechtschaft, die über Deutschland lag; Rot war das
Herzblut, das man für die Freiheit einzusetzen bereit war; und Gold
stand für die Morgenröte der Freiheit. Eine solche Fahne schwenkte
die Jenaer Burschenschaft auf dem Wartburgfest 1817. Seit dem
Hambacher Fest 1832 waren diese Farben das populärste Symbol der
Freiheits- und Einheitsbewegung in Deutschland. In der Frankfurter
Paulskirche wurde 1848 Schwarz-Rot-Gold als die deutschen
Bundesfarben festgelegt.
Das deutsche Kaiserreich wählte nach der Reichsgründung von 1871
bewusst andere Farben, nämlich Schwarz-Weiß-Rot, die aus den
schwarz-weißen Farben Preußens sowie den rot-weißen der
Hansestädte hervorgingen.
Erst mit der Weimarer Republik 1919 und endgültig 1949 mit der
Gründung der Bundesrepublik hatte die deutsche Nationalflagge
wieder die Farben Schwarz-Rot-Gold. Die DDR setzte auf ihre Flagge
in die Mitte einen Ährenkranz mit Hammer und Zirkel.
1914 kam es zum Ersten Weltkrieg. Die unterschiedliche Entwicklung
der einzelnen Länder hatte zu einem neuen Kräfteverhältnis geführt.
Die Arbeiterbewegung hatte sich stark entwickelt. Es ging um die
37
territoriale und wirtschaftliche Neuaufteilung der Welt. Welche
Länder beteiligt waren, ist aus der Karte zu ersehen (Abb: ).
Am 11.11.1918 wurde von den Krieg führenden Mächten der
Waffenstillstand vereinbart. Die Siegermächte schlossen mit den
besiegten Ländern einen Raubfrieden, der neue Spannung zwischen
den Mächten entstehen ließ. Der erste Weltkrieg forderte über 10
Millionen Menschenleben.
1932 wurde der Regierungsbezirk Stralsund aufgelöst und Demmin in
den Regierungsbezirk Stettin eingegliedert.
Die Nationalsozialisten kommen an die Macht
Nach dem ersten Weltkrieg entwickelte sich in der Welt ein neues
Kräfteverhältnis. Im Jahre 1933, mit der Machtübernahme Adolf
Hitlers, setzte auch hier eine neue Zeitepoche ein. Es hatte den
Anschein, als bringe die neue Regierung einen gewaltigen
Aufschwung für das Land. Die Politiker überzeugten Bauern und
Landarbeiter, Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutschen
Arbeiterpartei (NSDAP) zu werden und an das ewige dritte Reich
unter Adolf Hitler zu glauben.
Die Güter und Bauern sahen einer guten Zukunft entgegen.
Wirtschaften, die in der Weimarer Republik in Schulden geraten
waren, hatten die Möglichkeit, sich einem Umschuldungsverfahren zu
unterziehen. Der Arbeitsmarkt nahm einen kolossalen Aufschwung
und das Land hatte bald keine Arbeitslosen mehr. Man baute
Autobahnen, Flugplätze (z.B. in Tutow), Kasernen und eine gewaltige
Rüstungsindustrie. Der Gedanke des „Führers“ hatte einen
hinterlistigen Sinn: Die Eroberung der Welt durch grausame Kämpfe,
Folter und vieles andere mehr.
1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Im Mai 1945 war der grausame
Krieg verloren und mit dem dritten Reich war wieder eine Zeitepoche
zu Ende. In den Krieg wurden 72 Staaten hineingezogen und über 50
Millionen Tote waren zu beklagen. Vorpommern wurde von der Roten
Armee der Sowjetmacht erobert. Die Oder-Neiße-Linie teilte
Pommern in den deutschen und den polnischen Teil. Es begann die
Vertreibung der Deutschen aus dem damaligen Ostpreußen und
Hinterpommern. Die Grenzen wurden neu festgelegt.
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Die Russen in Demmin
1945 wurde
eingegliedert.
Demmin
dem
Land
Mecklenburg-Vorpommern
1949 bildeten sich zwei deutsche Staaten. Aus der damaligen
westlichen Besatzungszone wurde die Bundesrepublik Deutschland
(BRD) und aus der russischen Besatzungszone die Deutsche
Demokratische Republik (DDR). Am 23.7.1952 wurden neue Kreise
und Bezirke in der DDR gebildet. Altentreptow erhält einen eigenen
Kreis. Der Kreis Demmin mit veränderten Grenzen gegenüber den
Kreisen Grimmen und Malchin kam zum Bezirk Neubrandenburg.
Die Ausbeutung des Landes durch die Sowjetunion und die
Unfähigkeit der sozialistischen Machthaber zur wirtschaftlichen
Führung des Landes führten im Land zu politischer Unzufriedenheit
und dem Drang vieler Bürger das Land zu verlassen. Die Machthaber
versuchten durch Zwangsmaßnahmen die Landflucht zu unterbinden
und die politische Meinungsbildung gegen die Staatsmacht mit
übernommenen Methoden aus dem Hitler-Reich zu bekämpfen. So
entstand
eine
Geheimpolizei
die
linksradikale
„Stasi“
(Staatssicherheit) nach einem Vorbild der im Sowjetstaat gebildeten
NKWD und der im Hitlerreich gegen die Kommunisten eingesetzte
Gestapo (Geheime Staatspolizei). Die politische Meinungsfreiheit
wurde unterdrückt und tausende von freiheitliebenden Bürgern in
Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt oder bei der
versuchten Flucht ins westliche Ausland erschossen. Bürger wurden
als Denunzianten angeworben und mit staatlich sanktionierten
Vorteilen belohnt. Der Verrat machte auch vor den eigenen Familien
nicht halt.
1989 kam es zu einer „friedlichen Revolution“. Die Menschen gingen
auf die Straße, trafen sich zu friedlichen Protesten gegen die
kommunistische Regierung. Daraufhin wurden am 9. November 1989
die Grenzen zur Bundesrepublik geöffnet. Am 3. Oktober 1990 wurde
die staatliche Einheit Deutschlands vollendet.
Zeugen der Geschichte in der Region
Die
Dörfer
in
dieser
Region
waren
ursprünglich
Wendenniederlassungen, die ihre Wohngebiete an Seen und günstigen
39
Wasserstellen bevorzugten: Törpin, unmittelbar am See und in
Augrabennähe, Redlin (später Lindenberg) am Augraben und Kentzlin
an einem See, der im 19. Jahrhundert vom Ökonomierat Maas
trockengelegt wurde.
Im Ganschendorfer Gebiet hat ein Heidnischer Begräbnisplatz
gelegen, auf der Feldmark des ausgebauten Hofbesitzers Christian
Baumann in der Nähe vom Strehlower Bach. Nach der Beschreibung
scheint hier sogar eine Dolme gestanden zu haben. Heute ist der Platz
nicht mehr deutlich erkennbar. Nach den Aussagen des früheren
Ganschendorfer Gutsinspektors, des späteren Besitzers von
Johannenhöhe, Herrn Krüger sind von ihm, ein großer Steinkreis auf
Ganschendorfer Feldern an der Hohenbrünzower Scheide, einige 50
Fuder Steine enthaltend, abgefahren worden, in welchem zerbrochene
Urnen ohne weitere Beigaben gefunden wurden, 3-4 Steinkreise sind
in der Nähe der Gehmkower Scheide auf den Tannen ebenfalls
aufgedeckt und abgefahren worden, worin ebenfalls Urnenscherben
gefunden wurden.
Westlich vom jetzigen Herrenhof in Ganschendorf in einer Wiese
liegen noch heute die Zeichen einer alten Burg. Zum Teil sind
dieselben als Schutt in die Wiesen abgefahren worden. Es sollen dabei
nicht wenige Überreste aus alter Zeit gefunden worden sein, von
denen einige Stücke in die Sammlung des alten Ökonomierates Maas
in Kentzlin übergegangen sind. Sie beweisen, dass die Burg von alten
Rittern bewohnt gewesen war. Auch dieser hat der 30jährige Krieg
das Ende bereitet.
Hinter dem Viehstall in Sarow liegen Überreste einer alten recht
festen Burg, die in einer Urkunde 1331 erwähnt wurde. Die Burg ist
vor und im 30jährigen Kriege von Herrn von Maltzan bewohnt
gewesen, selbst Wallenstein soll darin sein Quartier aufgeschlagen
haben. Sie wurde im 30jährigen Krieg und wohl zuletzt im nordischen
Krieg zerstört.
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