Landwirtschaft HB März 2012

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Landwirtschaft HB März 2012
Teil-Protokoll [2.2., a) und b)]
1. Gegenstand/Fragestellung
2. Das Geschäft des Bauern
2.1. Besonderheiten der Sphäre/Behinderungen des Geschäfts
2.2. Bemühungen, diesen Schwierigkeiten entgegen zu wirken:
a) Extensivierung
b) Intensivierung
3. Das kapitalistische Geschäft mit den Bauern: der B. als Verkäufer und Käufer
4. Nationale und europäische Agrarpolitik
5. Agrarwirtschaft, Weltmarkt, Spekulation
6. Neuer Hunger, Land Grabbing
(Verbraucherschutz, Tierschutz, Bio...)
(Resümee von 2.1.:)
Der Bauer als Warenproduzent ist abhängig von Wachstum/Reifung seiner Produkte,
Menge und Qualität hängen ab von Wetter und Bodenqualität; Umschlagsverkürzung
ist nicht über zusätzliche Arbeit zu schaffen.
Einkünfte erfolgen folglich nur periodisch, Ausgaben sind aber kontinuierlich zu leisten
(Reproduktion / Produktionsmittel). Markt-Reife der verderblichen (Saison-)Ware zum
ungünstigen Zeitpunkt: ausgerechnet dann, wenn die anderen Produzenten ebenfalls
gerade liefern.
Die Nötigung, kapitalistisch zu produzieren, trifft auf eine Grundlage, die kapitalistische Produktion immer wieder infrage stellt.
2.2. Anstrengungen des Bauern, diesen Schwierigkeiten entgegen zu wirken:
a) Extensivierung (mehr Produkt/Ertrag durch Ausdehnung der bewirtschafteten
Fläche bzw. des Viehbestands) mittels ökonomischerer Produktion – es wird z.B. nicht
die doppelte Menge an technischem Gerät für die doppelte Feld-Fläche benötigt – ein
Trecker/zwei Felder; mehr Fläche ermöglicht mehr Diversifizierung, mit dem Vorteil
der Reduktion des diskontinuuierlichen Rückflusses, sowie der Verringerung der
Abhängigkeit von Preisschwankungen eines bestimmten Produkts.
- erste Voraussetzung: mehr Boden; also zusätzliche Kosten für Pacht/Kauf.
Grund und Boden ist nicht Produkt abstrakter Arbeit, enthält daher keinen Wert, hat
aber einen Preis. Dieser ergibt sich aus der Eigentumsordnung – staatliches Werk. Das
heißt für den Eigentümer: Das Rechtsverhältnis Eigentum ist Grund dafür, dass er einen
Preis kassieren kann; der Ausschluss ist seine Geschäftsgrundlage. Dieses Ausschlussverhältnis aufzuheben, kostet den Pächter/Käufer; der Käufer wird durch Entrichten des
Kaufpreises zum neuen Ausschluss-Berechtigten, der Pächter zahlt für die zeitweilige
Überlassung des Nutzungsrechts.
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Diese Kosten sind Teil des Kostpreises, aber nicht des (zu versilbernden) Produktionspreises. Boden ist nicht preisbildend, weil bloße Produktionsbedingung, nicht Produktionsmittel. Diese Kost ist also Abzug vom Einkommen; Zweck von Zukauf/-pacht ist
aber, mehr Einkommen zu erzielen. Das Verhältnis Ertrag/Kosten verschlechtert sich
somit: der Mehrertrag ist zu Mehrkosten anteilig niedriger.1 Um den Zukauf dennoch
lohnend zu machen, bedarf es zusätzlicher (und wiederum kostentreibender) Mittel:
b) Intensivierung
Die Produktivität des Bodens wird gesteigert durch Erhöhung der Fruchtbarkeit
(Dünger etc.); Unkrautvernichtung; neue Sorten/Arten, die schneller wachsen.
Die hierfür nötigen Mittel sind auf dem Markt vorfindlich – als Produkte entwickelter
NaWi: Chemie, Biologie, Pharmazie. Unterstellt ist staatlich organisierte Forschung,
die NaWi wird instrumentalisiert:
Resultate der Forschung werden benutzt, um den Ertrag pro Hektar und damit die
Einnahmen zu erhöhen. Hieraus ergeben sich (teils wiederum kostensteigernde)
Folgeprobleme: Schädigungen, die der Bauer als Nebenwirkungen bekämpft (etwa
Notwendigkeit des Einsatzes von Fungiziden bei engerem Anbau) bzw. in Kauf nimmt
(Rückstände im Produkt) bzw. die ihm egal sind (Flüsse vergiftet) bzw. die er gar nicht
kennt.
Viehwirtschaft: mehr Fleisch wird produziert
- in gleicher Zeit (Wachstumsphasen verkürzen)
- bei gleicher Bodengröße (Massentierhaltung).
Beide Maßnahmen führen zu Krankheiten: Der Organismus wird an seine Grenzen
gebracht, durch Enge wird die Seuchengefahr erhöht, tierische Tätigkeiten, die der
eigenen Erhaltung dienen, werden verunmöglicht.
(Die hier zu Tage tretende Rücksichtslosigkeit/Ignoranz ggü. der Ruinierung von
Produkt, Produktionsbedingung und Umwelt ist nicht als Dummheit zu fassen:
Ausgangspunkt ist das Interesse, die Einkommens-Not zu überwinden. Die Gleichgültigkeit ggü dem GW abgesehen von seiner Tauglichkeit, TW zu tragen, ist nicht agrarspezifisch).
Die eingesetzten Mittel erhöhen den Vorschuss; da die Konkurrenz das Gleiche
betreibt, wird allgemein die Menge an Produkt erhöht, mit der Konsequenz Überproduktion/Preisverfall. Produktivitätssteigerung als Mittel der Ertragssteigerung hat somit
nicht den erwünschten Effekt.
Auch dies kein Spezifikum der Agrar-Sphäre; Differenz zum industriellen Kapital: Das
Ersetzen von bezahlter Arbeit durch Maschinerie entfällt beim Bauern, da er Selbstausbeutung betreibt, nicht fremde Lohnarbeit kauft. In der Industrie ist Stückkostensen-
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Die Differenzierung "Produktionsbedingung, nicht Produktionsmittel" ist weder dem Bauern
noch dem bürgerlichen Sachverstand einsichtig: Aufwendungen für Pacht/Kauf erscheinen wie alle
anderen als notwendige Investitionen auf der Ausgabenseite, die sich "rechnen" müssen. Auch ohne
Werttheorie ist aber vielleicht einsichtig, dass es sich hier um eine besondere Kost handelt: Für Bauern
mit ererbtem Grund fallen diese Kosten weg; wenn deren Preiskalkulation also ohne diesen Posten
auskommen kann, so muss der Bauer mit Kosten für Grund und Boden auf deren Preisniveau
konkurrieren – also Abstriche bei seinem Ertrag machen. Ausgaben für Boden sind somit unrentable
Extra-Aufwendungen.
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kung = Lohnstückkostensenkung; beim Bauern dagegen wird die eigene Arbeit ex/intensiviert.
Notwendig wird daher das Einstellen von Hilfskräften; als kontinuierliche Kost müsste
diese dann zusätzlich eingespielt werden, was wiederum den Widerspruch zu den nur
periodischen Rückflüssen beinhaltet. Praktischer Schluss: Arbeit wird nur dann
eingekauft, wenn sie gebraucht wird – Saisonarbeiter. Kriterium für das Stattfinden von
(Tage-)Lohnarbeit ist – anders als in der Industrie, wo Lohn gezahlt wird, wenn und
solange sich die Anwendung von Arbeitskraft lohnt, also Lohn einen Gewinn
erwirtschaftet – der Verlust an Einkommen durch Ausfall an Ernte, würde sie nicht
eingekauft. Entsprechend trostlos stehen die Figuren da: Sie sind Anhängsel des
Wachstumsprozesses, haben zur Stelle zu sein, wenn die Ernte fällig ist; ihre Bezahlung
ist nicht als Jahresgehalt bemessen.
Weitere Besonderheit der Agrar-Sphäre: einziger Bereich, wo der GW durch
Produktivitätssteigerung notwendig immer schlechter wird. In der Industrie geht
Stückpreis-Senkung häufig mit Qualitätssteigerung einher (die gleichzeitige
massenhafte Produktion von Billigschrott ergibt sich aus der Armut von breiten
Käuferschichten, für die dem Geldbeutel entsprechend produziert wird, nicht aus
immanenter Notwendigkeit). Auch daraus folgt die Notwendigkeit staatlichen
Verbraucherschutzes.
Was heißt das für dieVolksernährung?
Ernährungsprobleme liegen hierzulande in geringem Einkommen begründet; die Masse
an Produkt ist vorhanden, wegen Interesse der Bauern, immer mehr Produkt abzusetzen,
gibt es keinen Mangel an käuflichen Nahrungsmitteln. Das Angebot macht sich auch
unabhängig von der Periodizität der Ernte: Lebensmittelindustrie/Weltmarkt. Der Markt
fächert sich auf gemäß Zahlungskraft: jedes Produkt von Ramsch- bis Luxusware
erhältlich.
Was heißt das für den Bauernstand?
Hochproduktive Krattler, die immer weniger werden (Bauernsterben: heute 6%, 1950
ca. 50% und im 19.Jhd. ca. 80% der Bevölkerung in der LV tätig), da
Produktivkraftsteigerung unmittelbar zu Bauernlegen führt: Boden ist begrenzt,
Ausdehnung heißt Übernehmen von der Konkurrenz; trotz ständiger Steigerung der
Vorschüsse erhöht sich das Einkommen nicht; daraus sich ergebend die Notwendigkeit
staatlicher Subvention.
(Hausaufgabe: wie erklärt sich die Kampagne "Lebensmittel wertschätzen - zu gut für
die Tonne")
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