Aus dem Tagebuch des Captain McWoidl und seiner Pike-Lady Ein kleiner Reisebericht über eine Bootsfahrt in Irland Irland 13.07.2013 bis 27.4.2013 Tag 1 (Samstag 13.04.) – Aghinver/Rossigh/Manor House Hätte mir vor Wochen jemand gesagt, dass am Tag vor unserer Reise nach Irland noch die Fenster in unserer Mietwohnung getauscht werden, hätte ich ihn wohl für verrückt gehalten. Ein Irland-Trip muss gut vorbereitet sein. Die Ausrüstung kontrolliert werden und die Koffer müssen probegepackt werden und, und, und… Trotzdem: Die Fenster unserer Mietwohnung wurden vom Eigentümer tatsächlich am Freitag um 07:00 Uhr früh getauscht und so war wohl nix mit vorbereiten und Probepacken. Die fleißigen Männer hatten es tatsächlich geschafft, alle 5 Fenster und 2 Türen innerhalb weniger Stunden (fast schmutzfrei) auszutauschen. So konnten wir Mittags bereits mit dem Wohnungsputz beginnen und nach einem Abschiedskaffee und einem kurzen Probepacken des Koffers, wo wir feststellten, dass ungefähr zwei Kilo raus mussten, erwartungsvoll in unser Bett begeben. So kam dann auch über Nacht der Tag der Abreise und wir fuhren mit dem Auto nach München, wo uns ein Flugzeug der Airlingus um 11:50 Uhr abholen sollte. Die Anreise war sehr unspektakulär, alles verlief nach Plan. Im Parkhaus P81, den wir online bereits vorreserviert hatten, war genug Platz und schon nach einer Minute an der Schnellbahnhaltestelle kam auch unser Zug, der uns zum Terminal 1 brachte. Dort hatte der Check-in schon begonnen. Nicht wie an üblichen Urlaubstagen, an denen sich hunderte Passagiere um den besten Sitzplatz bemühten. Nein! Diesmal waren nur eine Handvoll Reisender vor uns. So mussten wir auch nicht lange warten. Eine dunkelhäutige jungen Frau, die von der freundlichen Dame am Check-In über ihr Übergewicht – natürlich nicht jenes der Frau, sondern das des Koffers – hingewiesen wurde, packte den Koffer vor uns aus, um das Übergepäck (es dürfte sich lediglich um ein paar Kilo gehandelt haben) vor uns in das Handgepäck umzupacken. So begann sie das Übergepäck in ihre Handtasche zu schlichten, die bereits vor dieser Aktion etwas übervoll ausgesehen hatte. Mit viel Fantasie lässt sich jedoch auch in den kleinsten Winkel noch ein Fön, ein paar Geschenke, eine Flasche Whisky – sie erklärte uns auf unsere scheinbar merkwürdigen Blicke, dass in Irland Alkohol sehr teuer sei - und sonstiger Krimskrams bringen. Doch wie schafft man es dann, denn inzwischen etwas am Boden verteilten Kofferinhalt wieder dorthin zu bekommen, wo er vorher war? Die dunkelhäutige Frau, der Status auf eine Studentin deutete, dürfte doch tatsächlich zu den Vielfliegerinnen gehören. Sie hat es geschaffte, den Inhalt in den Koffer zu wutzeln und diesen auch noch zu schließen. Es handelte sich um einen sehr stabilen Koffer, der dem Druck aus dem Innenleben auch standzuhalten schien, zumindest bis zur Aufgabe des Fluggepäcks. Die Frau hatte es also geschafft, das Übergepäck zu verstauen und schon waren wir an der Reihe. Hier hat sich wieder bestätigt, wie wichtig eine ausreichende Vorbereitungszeit für so eine Reise – besonders nach Irland – ist. Wir haben die Koffer auf die Waage gestellt. „1 kg zu viel!“, machte uns die sonst so freundlich wirkende Stewadess aufmerksam. „Wollen sie umpacken – ins Handgepäck?“. Mich durchzuckten die Bilder des gerade Erlebten. Auch wenn mir klar war, dass unsere Koffer ordentlich gepackt sind und wir nicht das Problem mit dem Überdruck haben werden, so war mein Gedanke trotzdem irgendwie immer wieder auf einen zerstreuten Haufen Wäsche, Kabel, Kosmetika und was so alles in einem Koffer für einen Urlaub zu finden sein könnte. Der Gedanke, all die privaten, persönlichen und so vertrauten Dinge aufgebreitet am Boden des Flughafens zu sehen, erschauderte mich. Noch bevor meine Frau also nur den Gedanken daran verschwenden konnte, ob wir nicht vielleicht doch das eine oder andere gute Stück in das Handgepäck schlichten könnten, fragte ich „Wieviel?“! „15,- Euro für ein Kilo.“ antwortete die Abzockerin am Schalter worauf ich ebenso pistolenartig erwiederte: „Zahlen wir!“ und dachte bereits darüber nach, ob ich dafür ein paar Guiness im Pub weglassen, oder besser meiner lieben Frau erklären sollte, dass wir nicht Steakessen gehen werden. Ihren Blicken nach meiner raschen Antwort zu Folge, war auch diese Entscheidung schon klar: Das Guiness und ich haben verloren. Alles weitere funktionierte nun wieder perfekt und auch der verspätete Abflug (20 min) hat planmäßig stattgefunden. Wir erreichten Dublin gegen 14:00. Auch hier gab es keinen Zwischenfall. Das Gepäck kam sehr rasch, der Ausgang war gut markiert, der WaterwayMann wartete am Ausgang und wir trafen ein paar sehr nette Leute (Viel-Irland-Fahrer Peter mit Frau). Etwas unerwartet, jedoch auch aus der Heimat schon bekannt, überraschte uns doch das Wetter – selbst für irische Verhältnisse – ein „wenig“. Regen in Irland ist ebenso häufig wie Sonne. Schnee in Irland war mir aber bisher eher unbekannt und schon gar nicht im April. Natürlich ist der Schnee nicht liegen geblieben, aber es kamen tatsächlich kleine Schneekügelchen vom Himmel. Dies hatte zur Folge, dass meine Frau sich wieder darin bestätigt sah, dass die besten Reisezeit für Irland der Juli wäre. Ich konnte ihr zu diesem Zeitpunkt nicht einmal entgegnen, dass es im Juli mehr regnen würde, denn es regnete unaufhörlich. Alle waren nun am Sammelpunkt angekommen und unser Fahrer lotse uns im Gänsemarsch quer durch den Flughafen, über den Busterminal zum Fahrerterminal und hinter dem Fahrerterminal zum nächsten Terminal und schließlich, als wir endlich alle patsch nass gewesen waren, zu seinem Bus. Er öffnete die hintere Ladeluke und schon packte er unser Gepäck um es im Inneren dieses doch etwas älteren Busmodelles unter zu bringen. Der Kofferraum schien doch eher klein für dieses Gefährt. Die hatte zur Folge, dass die Gepäckstücke ein wenig geschlichtet werden mussten. Die kleinen Dinge in die Lücken, die großen Koffer wurden gestapelt. Unsere Koffer waren also als erstes verstaut und so konnten wir den anderen Mitreisenden Platz für ihr Gepäck machen. Langsam wurde es kalt und der Regen wechselte immer wieder in leichte Schneeflocken. Unser Fahrer schien unermüdlich zu verstauen und man hörte ihn ständig rufen: „Next! Next! Next!“. Vermutlich würde er es doch schon sehr eilig haben, waren unsere ersten Überlegungen. Als wir aber so da standen und ihn beobachteten fiel uns noch ein anderer Grund ein, warum er es eilig hatte. Es musste die Kälte sein und durch die raschen Kofferübungen schien ihm doch ein wenig warm geworden zu sein. Wir hatten aber nichts mehr zu tun und um uns auch zu wärmen, suchten wir uns einen Platz im Innern des Wagens. Wir saßen schon, machten es uns je auf einem Doppelsitz bequem und warteten bis auch die letzten Gäste und der Fahrer einsteigen würden. „Wo ist meine Wurst?“ Mit diesen Worten sprang Ulli auf um darauf aufmerksam zu machen, dass sie doch langsam vom Hunger gequält wurde. „Schon im Flugzeug wollte ich meine Landjäger essen, wo sind sie jetzt? Ich hab Hunger!“. Die Landjäger waren natürlich im Koffer und der Koffer im Bauch des Busses und jede Menge anderer, fremder Koffer waren fein säuberlich vor unsere Koffer gestapelt worden. „Ich will meine Wurst, geh zum Fahrer und sag ihm das“. Nur mit Mühe konnte ich meine hungrige Frau beruhigen, um ihr zu erklären, dass der Fahrer wegen der zwei Landjäger sicher nicht den Bus ausräumen wird. „Doch! Für mich schon! Sag ihm das!“. Hier hatte ich meine Dienste verweigert und so war in den nächsten Minuten „funkstille“. Die beiden Münchner, die wir am Treffplatz kennenlernten saßen direkt hinter uns und hörten den Familienzwist mit. Mitfühlend erbarmten sie sich meiner Frau und gaben uns ein Bonbon. Alles lachte und schon war der „Schmerz“ vergessen. Nun ist auch der Fahrer eingestiegen und wie wir sofort feststellten, auf der falschen Seite. Ach ja! Er hatte ja auch das Lenkrad auf der falschen Seite. Schon war die Frage wie er denn da fahren könnte, wenn er auf der rechten Seite sitzt. – Er hat es uns gezeigt und die Fahrt begann. Ziel unseres Transfers war die Aghinver boat company! Obwohl wir bereits das vierte Mal in Irlaub Urlaub machten, war es unser erster Turn mit ABC. Wir kannten Swens Waveline, die wir bereits zweimal in Anspruch nahmen und grundsätzlich sehr zufrieden waren. Unsere Silberne Hochzeit verbrachten wir auf einer Penichette der Locaboat. Wir hatte die 1120 mit Terrasse und fühlten uns sehr wohl. Ein ideales Boot für zwei. Mein Schwager war auch schon mit Carrick-Kraft unterwegs, war aber nicht so begeistert. ABC – wie unsere Gesellschaft kurz genannt wurde, war für uns aber noch unbekannt. Wir wollten diesmal den Erne besser kennen lernen und ABC bietet dazu einen hervorragenden Ausgangspunkt. Der ERNE sollte ein traumhaftes Naturparadies sein und zudem auch sehr fischreich. Es war immer mein Ziel einmal in Irland einen kapitalen „pike“ zu fischen. Dabei wäre ich mit einem Hechtchen von 70-80 cm schon zufrieden. Natürlich habe ich schon viele „essbare Hechte“ (40-50 cm) gefangen, doch ein „Riese“ blieb aus. Nach einem 3-stündigen Transfer kamen wir gegen 18:00 Uhr bei ABC an, wurden herzlichst empfangen, auf unser Boot, die Inver Prince III gebracht und nach unseren Erfahrungen mit Booten befragt. Dann wurden wir mit 3-4 Sätzen eingewiesen. Man zeigte uns den Gashebel, die Batterieladelampe, den Kühlschrankschalter und stellte uns auf meinen Wunsch eine Angellizenz für das Pike-Angeln aus. Da wären wir also! Schon nach den ersten Eindrücken, ein perfektes Boot für uns Beide. Wir konnten nun also unsere Koffer auspacken, das vorbestellte Essen einräumen und den Abend genießen. Es war schon 18:30 Uhr. – Ulli schrie! Jämmerlich, herzzerreißend wimmerte dann vor sich hin: „Ich hab meine Jacke im Bus gelassen!“. Sie hüpfte aus dem Boot (und das mit der frisch operierten Knieprothese) und rannte zu Micky um das Leid zu klagen. „Oh, no Problem! I call him“, sagte Micky – wie Micky Mouse – und bestätigte wieder einmal die irische Gelassenheit. Kurz darauf erklärte uns Mickys Sohn G.P., dass der Transferbus am Mittwoch kommen würde und dann die Jacke bringt. In der Zwischenzeit borgt uns seine Frau eine warme Jacke. Wir zogen uns dann auf das Boot zurück und wollten die Lebensmittel einräumen. G.P. hatte angekündigt, er würde „in five Minutes“ nochmals kommen, um Fragen zu beantworten und alles fertig zu machen. So suchten wir die Lebensmittel um sie zu verstauen. Wir fanden sie weder im Kühlschrank, noch in einer Ecke noch am Anleger. Es schien, als hätte man unser Essen vergessen, war durchaus als inakzeptabel gegolten hätte. Kein Essen! Kein Trinken und das bis morgen! Wieder war Micky gefragt und wir zweifelten nun, ob wir mit ABC eine gute Wahl getroffen hatten. Doch Micky entschuldigte sich mehrfacht und erklärte, dass dies leider immer wieder einmal vorkomme. Aber wie in Irland üblich: „No Problem!“. Sein Sohn fuhr uns nach Kesh zum Einkaufen und so konnten wir jene Sachen kaufen, die wir auch tatsächlich wollten. Und G.P. warete geduldig im Auto, bis wir alles beisammen hatten. Auf dem Heimweg holte er dann auch noch die Jacke seiner Frau und nun konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Samstag, 13.04.2013, 19:30 Uhr. – Schluss! Gerade als wir unsere Lebensmittel verstaut hatten, kam G.P. um uns aus dem „Hafen zu werfen“. Er erklärte uns wild gestikulierend, dass wir sofort losfahren sollten. Soweit ich mit meinem „Bröckchen-Englisch“ mitbekommen habe, wird der Wind morgen so stark, dass wir dann den Hafen nicht mehr verlassen können. Also: Leinen los! Ich versuchte ihm noch zu erklären, dass wir weder etwas unterschrieben, noch Kaution oder Einweisung hatten. „ It’s OK! Do not damaged the Boat“! – das habe ich verstanden. Wir waren begeistert vom Vertrauen, das man uns Fremden entgegengebracht hatte. Ich versuchte noch G.P. zu erklären, dass es schon zu spät wäre, um hinaus zu fahren, doch er winkte. Also Leinen los und ohne sich mental auf die Fahrt vorbereiten zu können, schipperten wir aus dem Hafen in die „Nacht“. Mickys Sohn hatte uns noch gesagt, wir sollten so ca. 1 Stunde Richtung Enniskillen fahren und dann anlegen. Bis 08:00 oder 08:30 am Abend kann man derzeit schon fahren. Also schipperten wir in der beginnenden Dunkelheit. Als wir dann in Rossighn den Anleger sahen, völlig leer und etwas abseits, knoteten wird die Prince III das erste Mal an den Anleger. So einfach war dies aber nicht. Die von Micky angekündigten Stürme hatten schon eingesetzt und es war uns – natürlich auch durch die fehlende Routine – nicht möglich, das dumme Boot so an den Anleger zu fahren, dass man hätte abspringen können. Doch: Wer nicht kann, der übt noch! – Nach einigen Runden ist es uns doch gelungen, das blöde Ding zu befestigen. Jetzt sollte endlich die Abendruhe beginnen. Es war ein 1er-Tag! Zur Erklärung: 4 Wochen vor Beginn der Reise haben Ulli und ich begonnen, das Gewicht zu reduzieren, was ein schon lange notwendiges Unternehmen war. Dazu sollte es diesmal keine Diät sein, sondern einfach nur „FDH“ (friß die Hälfte). Aber: Dies abwechselnd mit 1 Tag essen (1er-Tag) und 1 Tag nicht essen (0er-Tag). Und heute war ein 1er-Tag – sprich: ESSEN! Wir heizten also den Gasherd an – ohne Erfolg! Trotz intensiver Suche konnten wir nicht herausfinden, warum sich kein Flämmchen entfachen ließ. Dies konnte nur daran liegen, dass wir kein Gas mitgebekommen hatten, die Flaschen mussten leer sein. Und wieder der bedrohliche Gedanke: ‚Wo sind wir da hingeraten, da passt ja gar nix“. Also unser erster Notruf: „Micky, we have no Gas“. Micky fragte nach unserer Lage und erklärte, dass er in 20 Minuten bei uns sei. Es waren keine 20 Minuten bis er kam, den Hauptschalter am Heck des Bootes aufdrehte und mich somit – also „alten erfahrenen Bootsfahrer“ – völlig bloß stellte. Er verlor darüber jedoch kein böses Wort, sondern erklärte uns, dass wir hier nicht übernachten können. Er plakatierte die Prince samt dem Anleger an das Ufer und lies sie an den ufernahen Bäumen zerschellen. So werden Filme gemacht, dachte ich und als er uns half, das Boot aus dem Hafen zu ziehen, was schon an Szenen des Films „Hercules“ erinnerte, war mir klar, wie real seine gemalten Bilder werden könnten. Er zeigte uns auf der Karte einen Anleger (Manor House oder Hay Island) den wir HEUTE noch erreichen mussten. Es war „nur“ eine Fahrt von 10 bis 15 Minuten, wobei die Dunkelheit neben dem bösartigen Sturm rasch einsetzte. Inzwischen war es bereits 09:00 Uhr und wir rafften uns wieder auf, um endlich ein passendes Ziel zu erreichen. So schipperten wir in die Nacht in einem Gebiet, ohne Orientierung, ohne Licht und keine Ahnung wo wir hin sollten. Wir wussten lediglich: Nur 10-15 Minuten. Die dunklen Schatten der einzelnen Inseln halfen uns, die Orientierung nicht ganz zu verlieren. Anstelle einer ordentlichen „Seekarte“ gab uns G.P. einen Touristenfolder, auf dem das Inselgebiet aufgezeichnet war und markierte uns den gewünschten Anleger. Vorsichtig tasteten wir uns in die Dunkelheit. Besorgnis kroch über meinen Rücken. Wir wussten nicht, wie lange die Fahrt noch dauern würde. Wir wussten auch nicht, wo dieser Anleger tatsächlich sein könnte und wir wussten nicht in welche Richtung wir eigentlich unterwegs waren. Plötzlich sah ich einen Marker, der auf unserer Seite eine dunkle Fläche haben dürfte, während die abgekehrte Seite hell war. Mich durchzuckte es, da ich auf der Karte ein Gebiet mit vielen kleinen und versteckten Felsen gesehen hatte, das man keineswegs befahren sollte. Also schrie ich Ulli, die gerade am Steuer war, zu: „Minenfeld! Schnell raus hier!“. Mit der Gelassenheit einer doppelten Mutter und zweifachen Großmutter fragte sie noch, wie ich denn darauf komme. Die Erklärung war dann nicht ganz so gelassen, nachdem gerade auf der rechten Bootsseite wieder ein Marker vorbeihuschte, dessen abgekehrte Seite hell war. Somit musste wohl die uns zugekehrte Seite wieder dunkel sein, war man in der Dunkelheit aber nicht mehr gut feststellen konnte. Nur wenn man schräg von unten nach oben in den Nachthimmel sah, konnte man die ganzen Umrisse, also auch die Schwarzen, des Markers erkennen. Nun wusste auch Ulli, dass der eingeschlagene Weg der Falsche war. Sie schaffte es jedoch ohne besondere Vorkommnisse, die eigentliche Fahrrinne wieder zu erreichen, das Minensperrgebiet zu verlassen und Kurs auf „Irgendwas“ zu nehmen. Inzwischen war es schon fast ½ 10 Uhr und von Dämmerung konnte nicht mehr gesprochen werden – es war stockdunkel. Lediglich Mond und Sterne zauberten glitzernde Punkte auf die Wasseroberfläche. Also wussten wir auch: Wo es nicht glitzert, ist eine Insel! Wo es glitzert, ist Wasser! In der Dunkelheit tauchten plötzlich Lichter auf von denen wir annehmen konnten, dass sie zum Hotel der „Manor house“ gehören müsste. Natürlich konnten wir in der Dunkelheit den Anleger „Hay Island“ nicht mehr finden, doch bei Manor House strahlen die Lichter des Restaurant so weit, dass wir zumindest die Richtung für den Hafen annehmen konnten und auf der Karte war die Strecke zwischen „hier“ und „dort“, zumindest lt. Karte, felsensfrei. Nun ging es noch darum, die Einfahrt in den Hafen zu erwischten. Es war schon 09:45 Uhr als wir den Anleger erreichten und ein wenig fast völlig erschöpft, aber erleichtert um die Knoten kümmerten. Der immer stärker werdende Wind hat uns die Arbeit dabei nicht gerade erleichtert. Das Boot gut vertäut, mit Hilfe eines Captains, der gerade am Hafen stand, konnten wir die Nachtruhe am ersten Tag mit erheblicher Verzögerung beginnen, nachdem wir es nun doch geschafft hatten, mit Hilfe von Gas ein Abendmahl zuzubereiten. Es begann die Nachtruhe, die jedoch keine werden wollte. Der Strum war so heftig und laut geworden, dass es uns nicht gelungen ist einzuschlafen. Trotz völliger Übermüdung und erschöpft von der stürmischen Überfahrt, schaukelten wir noch sehr lange wach vor uns hin. Irgendwann ist der Tag dann doch zu Ende gegangen. Eigentlich war an diesem Tag nichts Besonderes! Tag 2 (Sonntag, 14.4.2013) – Manor house company Der Tag hatte schon schlecht begonnen: 0er-Tag! Auch im Urlaub wollten wir unseren Essplan zumindest versuchen einzuhalten. Also wird es sicherlich ein anstrengender 0er-Tag. Micky hatte uns vor dem heutigen Tag schon gewarnt. Die Stürme sollen heftig werden. Eine Fahrt nach Belleek wird nicht möglich sein, so bleibt unser erstes Ziel der SEW (ShannonErne-Waterway). Von dort wollten wir dann weiter zum „Lough key forest park“, den wir 2003 erstmal (damals noch im Umbau) gesehen hatten. Der Tag begann also wie versprochen mit Regen und Sturm. Um unsere Vorräte aufzufüllen, mussten wir zuerst in Enniskillen einkaufen. Dort gab es ein Shopping-Center direkt am Wasser. Man konnte mit den Einkaufswagerl zum Anleger fahren. Der immer stärker werdende Sturm versuchte uns zwar an diesem Unternehmen zu hindern, blieb aber in seinem Wirken erfolglos. Am Anleger in Enniskilllen angekommen, hatte das GrausamWetter vorübergehend den Wiederstand aufgegeben und uns einen schönen Einkaufstag in Enniskillen beschert. Sonne und leichter Niesel wechselten sich im irischen Rhythmus ab. Bis 15:00 Uhr war Shopping angesagt, dann ging es schleunigst weiter Richtung SEW. Wir wollten heute doch noch einiges schaffen und vielleicht auch auf den Weg dorthin einen kleinen Hecht mitnehmen. Die Angelversuche verliefen im Sand (bzw. im Wasser). Es wollte sich kein Tierchen an meinen Köder hängen und so blieb es beim Versuch. Der Tag brachte uns keine weiteren Überraschungen, so steuerten wir für den Abend den Anleger in Geaglum an. Nach einer sehr stürmischen Fahrt konnten wir in Geaglum unser Anlegemanöver versuchen. Auch dieses „Anlegemanöver“ blieb ein nicht zu zeigendes Bemühen. Trotzdem: Crashfrei aber völlig erschöpft hatten wir nach 30 Minuten das Boot in sicheren Seilen. Dieser 0er-Tag endete ebenfalls erfolgreich! Die Nacht war dann alles andere als zufriedenstellend. Bereits letzte Nacht konnten wir miterleben, wie ein Sturm den dringend notwendigen Schlaf bei Seite schaffen konnte. Nun war es wieder so weit. Langsam begannen die Nerven zu zerreißen und wir fragten uns, ob es nicht besser wäre, den Urlaub abzubrechen und nach Hause zu fahren. Noch so eine wilde Nacht wäre vermutlich nicht auszuhalten. Doch wir wissen, wie viel ein Mensch aushalten kann, wenn er muss! So konnte uns der Wind nicht völlig wach halten, wir schliefen ein (vermutlich, nachdem ich am Montag wach geworden bin), irgendwann, irgendwo, irgendwie. Tag 3 (Montag 15.04.2013) - Geaglum Heute ist „Fishingtime“! Um 08:00 aufgestanden und wieder einmal versucht, die Fische zu ärgern. Wieder war es aber eher umgekehrt und Ulli würde wieder feststellen: „Hörst du wie die Fische lachen, wenn sie dich sehen!“. Es konnte doch nicht sein, dass alle Hechte in Irland fangen – nur ich nicht. So war heute Tag eins für den Fisch. Ich packte meinen Kunstfisch und schleuderte ihn soweit ich konnte auf den See. Langsam drillte ich ihn zurück und hoffte. Wieder und immer wieder schleuderte ich, drillte ich und schleuderte wieder. An Erfolglosigkeit waren meine Angelkünste wohl kaum zu übertreffen. Also auf dem See waren wohl keine Fische. Ich versuchte es an Land – besser: in der Nähe des Ufers! Zwischen Anleger und Ufer war ein breiter Schilfgürtel. Der sah richtig nach „Hechtversteck“ aus und ich wusste, dass sich hier der eine oder andere Pike verstecken würde. Also warf ich, drillte ich, warf wieder und drillte und wieder und wieder und wieder. Es machte keinen Sinn und zudem war ja heute ein 1er-Tag und Ulli begann schon das Frühstück herzurichten. Ich warf den Anleger entlang und sah dem Gummifischlein beim herandrillen zu. Es wedelte wirklich wie ein richtiger Fisch im Wasser. Mir war nur nicht klar, ob ein Hecht diese Imitation nicht erkennen würde. Noch während ich mit dem Imitationsgedanken spielte, sah ich einen Hecht auf den Gummi zuschwimmen, den Köder packte und mit ihm weiter schwamm. Dabei hatte er weder eine größere Hektik noch den Drang, entwischen zu wollen. Ich stoppte seine Bewegung und sofort kam er an die Oberfläche und blieb fast regungslos liegen. Es war keine besondere Freude, einen Suizidgefährdeten Hecht an Land zu bringen. Ich erwartete mir schon einen kleinen Kampf mit dem „Giganten“, doch nicht. Keine Bewegung! Ich holte Ulli und den Kescher um ihn einzuholen. „ Mäuschen, ein Fisch! Komm schnell! Es ist ein großer Brocken“, schrie ich ihr ins Boot. Kein Angler würde rufen, wenn es nicht ein „großer Brocken“ wäre und: Was ist schon ein großer Brocken? Ulli wollte ihn natürlich gleich sehen und war auch schon mit der Kamera bewaffnet um das Tageserlebnis zu filmen. Nun ja! Großer Brocken oder kleiner Hecht! Es bleibt eine Frage des Betrachters. Ich war jedenfalls glücklich einen Fisch gefangen zu haben. Er war groß, ca. 60 cm und durfte, nachdem es der erste Tag war und ich angenommen hatte, dieses Ereignis würde sich mehrmals täglich wiederholen, das Leben weiter genießen. Diese Erfahrung dürfte der Fisch bereits gemacht haben und so wusste er vermutlich auch, dass er wieder in das Wasser zurückkommen wird. Die Fahrt von Geaglum in den Kanal ging dann an diesem Tag ohne nennenswerte Zwischenfälle von statten. Das Ziel war der „Lough key forest park“ und wir wussten, dass wir mindestens zwei Tage dazu brauchen werden, dieses Ziel zu erreichen. An der Schleuse 1 wollten wir uns eine Chipkarte für die Schleusen besorgen. Angekommen an Schleuse eins, waren nur Bauarbeiter zu sehen und kein Chipkartenverkäufer. Der Bauarbeiter erklärte uns aber, dass wir ohne Chip durchschleusen könnten und er den Wärter anrufen werde. Der erwartet uns dann an Schleuse 2. So war es auch! An Schleuse 2 angekommen, wartete Jerry bereits auf uns. Er gab uns zwei Karten mit je 10 Punkte, mehr hatte er in seiner „Privatlade“ nicht drinnen. Er versprach uns aber in den nächsten Tagen weitere Karten zu bringen, so bald er im Büro war. Er wird uns schon im Kanal finden. So schleusten wir uns den SEW entlang. Wir wollten aber unbedingt einen kleinen „Abstecher“ nach Swan-Island machen. Anschließend konnten wir noch bis Ballinamore fahren, wo wir 2006 ein Boot gemietet hatten. Wir kannten die Marina dort und es waren immer sehr nette Leute dort und das Übernachten war uns dort schon vertraut. Diesmal war unser Plan leider nicht umsetzbar, weil der Anleger auf Swan-Island geschlossen war, die Wirtschaft schien verfallen und der ganze Platz glich eher einer Miststätte als einem Tierpark – schade! So kamen wird etwas früher als erwartet in Ballinamore an. Es war bereits ziemlich windig. Das Anlegemanöver war ziemlich schwierig, wie auch das Boot in eine sichere, dem Wind standhaltende Position zu bringen. Der schwimmende Anleger hat dabei unsere Stabilität nicht gerade unterstützt und ist immer wieder unter unseren Füssen weggeschaukelt. Schließlich ist uns auch dieses Manöver gelungen und wir hatten uns – nach dem obligatorischen Abendwürfler – zu Bett gelegt. Wieder mussten wir uns über den Wind ärgern, uns über die Wetterfestigkeit der Anleger von Locaboat Gedanken zu machen und hoffen, dass die morgigen Fernsehbilder von umgeworfenen Booten nicht von dieser Nacht in Ballinamore stammten. Unbekannten Geräusche, die Stürme und das Pfeifen über dem Boot machten uns ein unbehagliches Gefühl. Das ständige Schwanken des Schiffes, das dann immer wieder mit einem „Bumps“ endete. Dieses „Bumps“ kam vom Aufprall des Schiffes an den Anleger. Der Wind hob das Boot, drückte es vom Anleger weg in die Seile und wenn er wieder aufhörte, klatschte das Boot mit einem unangenehmen „Bumps“ an den Anleger und rieb an den Planken. Die Fender quitschten, während sie immer wieder zusammengedrückt wurden. Die Nacht dauerte zwar auch nicht länger als sonst, doch war diesmal der Schlaf wesentlich kürzer. Regen – Sturm! Gute Nacht! Tag 4 (Dienstag, 16.04.2013) - Ballianmore Die scheußlichen Nächte wurden immer mehr. Es war nicht möglich, zufrieden einzuschlafen und es war auch nicht möglich, zufrieden aufzuwachen. Natürlich war es heute schon besser, weil man sich an das Wetterchaos gewöhnt hat. Scheußlich blieb die Nacht trotzdem und wir wussten, dass wir uns nie wieder an einen schwimmenden Anleger ketten würden. Ulli wollte nun endlich einmal richtig duschen gehen und bei Locaboat wussten wir, dass es Duschen gibt. Sie packte ihre Sachen und stapfte zum Haus. Links rum, rechts rum, keine Duschen. Irgendwo waren die doch versteckt. Bei unserem letzten Besuch waren sie ja auch da. Und Ulli fand sie auch! Die Duschen bei Locaboat lassen sich allerdings nur mit einem Code öffnen und den hatten wir nicht. Also mussten wir warten bis die Leute von Locaboat kommen und wir von denen einen Code bekommen. Wir warteten! Wir warteten weiter! Eigentlich sollten sie um 09:00 Uhr anwesend sein, bei uns wir auch zumindest ab 09:00 Uhr gearbeitet. Wir warteten, bis 10:00 Uhr, immer noch niemand. Jetzt war Schluss, wir fahren. Es ging los! Ulli wollte noch unbedingt einen Adapter kaufen, den ich wieder einmal vergesslich wie ich war, zu Hause hatte liegen lassen. Eigentlich war es ja bewusst, dass er nicht mitgenommen wurde. Ich hatte ja den Konverter mit und dann brauche ich keinen Adapter – glaubte ich. Ausgehend von den üblichen Kleingeräten wurde mir rasch klar gemacht, dass ein Fön mit 2000 Watt nicht mit einer Schiffsbatterie zu betreiben wäre. So musste Ulli ein Duschhäuschen suchen, um dort den Fön anzustecken und dazu braucht man einen Adapter. Wir starteten an diesem Tag unsere Schleusentour weiter und kamen auch gleich an den Anleger Ballinamore. Hier wollte ich stoppen, damit Ulli im Supermarkt einen Adapter besorgen kann, während ich den nächsten Fisch an Land ziehen wollte. Sehr erfolgreich ist dieser Morgen nun nicht verlaufen. KEIN FISCH! KEIN ADAPTER! KEIN DUSCHEN! --- Ulli war sauer. Der Rest des Tages war eher entspannend, was nicht für das Wetter gilt. Lustig war nur das Erlebnis mit Jerry. Wir waren schon bei Schleuse 5 oder 6 als Jerry am Schleusenpult mit ein paar neuen Chipkarten wartete. Er hatte also sein Versprechen gehalten und uns noch Punkte gebracht. Dann stieg er wieder in seinen PKW und brauste davon. Wir schleusten fertig und starteten zur nächsten Schleuse – wo Jerry schon wieder wartete, die Schleuse für uns bediente und uns mitteilte, dass er bei der letzten Schleuse auf uns warten werde. Dort war er auch um uns nach dem weiteren Geschehen zu fragen. Er lotse uns dann noch nach Leitrim an einen guten Anleger und erklärte und die Strecke zum besten Pub in Leitrim. So endete dieser Tag nach einem Pub-Besucht mit Guiness ganz zufrieden. Schließlich – und das ist hier ganz besonders zu betonen – war das Wetter in Leitrim sehr schon, die Sonne schien und es war „warm“. Tag 5 (Mittwoch, 17.04.2013) - Leitrim 09:30 - Ab in den Lough Key Park, es war ja nicht mehr weit! Das Wetter war überhaupt nicht einladend. In den letzten Tagen war es am Nachmittag aber immer wieder ein paar irische Stunden schön. So beschlossen wir, Mittag am Lough key zu sein, um die schönen Nachmittagsstunden eventuell ausnutzen zu können. Wenn das Wetter keinen Spaziergang zulässt, werden wir in Boyle übernachten und am nächsten Tag einen neuen Versuch starten. Es war eine sehr stürmische und wirklich schlimme Regenfahrt. Regen wechselte sich mit Schauer ab und immer wieder fielen kleine Schneeflöckchen. Der starke Regen hörte tatsächlich gegen Mittag auf und es blieben nur dunkle Wolken und immer wieder kurze Regenstürme zu Boden schickten. Das Touristik-Cafe war geöffnet und es gab auch zu essen (Wrap – selbst belegt). Während wir uns so durch das Menü kämpften wurde das Wetter immer besser. Wir hatten dann einen wunderschönen Nachmittag im Park, konnten die Mammut-Bäume besichtigen und vom Baumwipfelweg auf den See schauen. 3 Stunden wanderten wir über, unter und durch den Park, schwelgten in Erinnerungen an 2003 (unser erster Irlandbesuch und auch am Lough key) und träumten im Sonnenschein vor uns hin. Das ist Urlaub – auch in Irland möglich. Nachdem wir den Lough key ausreichend erkundet hatten, den Tag genießen konnten, wollten wir zurück zum SEW, um möglichst viele Schleusen noch zu schaffen. Unser eigentliches Ziel für 2013 war ja der Norden und den hatten wir noch nicht zu sehen bekommen. Bei Schleuse drei war Endstation. Die Schleusen waren zwar noch geöffnet, doch war das Wetter wieder grausam zu uns und auch der Sturm drücke uns von Ufer zu Ufer. Es war Zeit, Schluss zu machen. Kurze Angelübungen verliefen im Sand (Wasser). Es war kalt, windig, regnerisch! Der Anleger vor der Schleuse war ruhig und so konnte uns der Wind diesmal nichts anhaben. Es war eine stille Nacht! Tag 6 (Donnerstag, 18.4.2013) – SEW Schleuse 3 Vor der Schleuse DREI – ein regnerisches Erwachen. Ein 0er-Tag heißt: Nur Kaffee zum Frühstück und dann gleich mal los. Die Schleusen öffnen um 09:00 Uhr (irischer Zeit). So konnte ich dann um 09:20 doch das Ding in Bewegung bringen und Ulli steuerte das Boot mit hervorragender Eleganz an die Schleusenmauer. Inzwischen waren wir beide aber so erfahren, dass dies niemals mit Geschwindigkeit passiert, sondern eben nur noch ein kleines Schupserl in die richtige Richtung ist. Klar ist die Strömung nie dort, wo man sie braucht, sondern immer dort, wo sie nicht vermutet wird. Es ging uns beiden aber mit jeder Schleuse besser und so waren wir auch schon auf diese „Zwischenfälle“ vorbereitet und konnten gut reagieren. Wir konnten eine Schleuse nach der anderen hinter uns lassen und kamen recht flott voran. Irgendwo, zwischen Schleuse und Schleuse, waren wir wieder an so ein Tor gekommen und Ulli durfte die Schleuse bedienen. Gerade als wir das Boot festmachen wollten, ich am hinteren Ende und Ulli vorne, passierte es. Ich stand hinten auf der Terrasse am Rand und versuchte die Leine um die Klampfe zu werfen. Der erste Versuch ging schief. Ich brauchte einen neuen Wurf. Wieder holte ich aus, warf das Seil ans Ufer, traf aber nicht. Nochmal! Da schwankte ich kurz, verlor das Gleichgewicht und konnte gerade noch die Dachflosse des Schiffes ergreifen. Nass und furchtbar rutschig, gleitete meine Hand wie im Zeitlupentempo über die Flosse und wir wurde – ich stand mit dem Rücken zum Boot – schreckartig klar, `jetzt geht’s abwärts`. In meinen Gedanken sah ich die Terrasse vor mir und wusste, dass nichts herumliegen würde, was mir schaden könnte. Also ließ ich mich, das Gleichgewicht schon völlig verloren, einfach nach hinten plumsen und hatte dabei Glück. Ich lag, wie eine Schildkröte auf dem Rücken, konnte mich nicht mehr bewegen und hörte nur das Zerspringen des Putzkübels, der in der Ecke stand. Mit meinem Arm musste ich diesen wohl zertrümmert haben, was aber auch schon der einzige Schaden an diesem Sturz war. Weder sonstige Gegenstände, noch irgendwelche Körperteile wurden getroffen. Ich stand auf, ohne jeglichen Schmerz, ohne Beule und Blutverlust! Ich war eben einfach nur umgefallen, und zwar zurück und nicht ins Wasser. Auch wenn das Wetter immer wieder mit massivem Wind und Regenprasseln versuchte, uns den Weg zu versperren, ließen wir nicht locker und peitschten das Boot voran. Mit „Speed“ von mindestens 4-5 km/h fraß sich der Bug durch das Wasser und das Heck schwamm schwänzelnd hinterher. Die Fahrrinne war immer schwerer zu erkennen. Als wir an einem Anleger mit einem Boot vorbei kamen, merkte ich, dass ich in ein Hafenbecken gebogen war. Also musste ich Ulli kurz erklären, dass wir nun stoppen, weil das Wetter so schlecht ist und wir so nicht weiter fahren sollten. Dass gerade die Sonne hinter den Wolken hervorguckte, lies meine Geschichte nicht unbedingt glaubwürdiger erscheinen, auch wenn Ulli der Stopp sehr willkommen zu sein schien. Als wir das Boot festgezurrt hatten, und Ulli so den Anleger entlang schlenderte, kam es zu einem bisher noch nie dagewesenen Wolkenbruch und man konnte durch die riesig wirkenden Tropfen die Hand vor den Augen nicht mehr sehen. Wir retteten uns ins Boot! „Siehst du, wenn wir da weiter gefahren wären!“, konnte ich nun Ulli doch von der Vernunft dieses Stopps überzeugen (manchmal helfen ja doch irgendwelche kleinen Helfer – und wenn sie auch nur Sauwetter bringen). Eine der Schwierigkeiten an diesem Tag war das verdammte Hochwasser. Wir sahen an den Kanalrändern keine Böschungen mehr. Wir sahen, dass die Weidezäune bis weit in den Kanalbereich herein reichten und meist bis zur Hälfte im Wasser waren. Bäume, die wir bei der Hinfahrt am Ufer sahen, schauten nun mitten aus dem Kanal in zwei bis drei Meter Entfernung vom Ufer aus dem Wasser. Es wurde schwierig, die Fahrrinne zu erkennen und so blieb uns nur die Mitte der Wasserstraße. Schon kurz vor unserem Ziel, noch eine Schleuse und dann erwartete uns ein gemütliches Dörfchen Ballyconnell. Ulli war wieder einmal der Schleusenwärter und so konnte ich den Kahn steuern. Schleusenfahrten waren inzwischen keine große Herausforderung mehr, wir kannten unser Boot doch schon ziemlich gut und wusste auch um die Manövrierunfähigkeit. vor und nach den Schleusen. Ich steuerte daher nach der Schleuse gleich zum Anleger, um nicht in die Strömung zu geraten und wollte Ulli wieder an Bord nehmen. Was ich allerdings zu sehen bekam, war kein Anleger, sondern nur eine wild gestekulierende Ulli, die mir zu deuten versuchte, dass hier kein Anleger mehr ist – nur Wasser. Sie wollte einfach weiter gehen! Es wird sich sicherlich noch einmal Gelegenheit geben, an Bord zu kommen. Nachdem ich jedoch die Karte bereits studiert hatte, war mir klar, dass die nächste Möglichkeit – falls sie es bis dorthin schaffen würde – Ballyconnell wäre. Es war also fast unmöglich, dorthin über die Wiesen und Felder zu gelangen. Ich erklärte ihr die Situation und auch, dass ich wieder in die Schleuse fahren werde und sie dort – über die glitschige Leiter – aufnehmen werde. Sie hielt meinen Vorschlag als brauchbare Lösung und trottete zurück zur Schleuse, während mich gerade mal der Blitzschlag traf. In diesem Moment hätte ich durchaus tot umfallen wollen – aber nicht können. Wie sollte ich das Boot rückwärts in die Schleuse bekommen, wenn ich es kaum schaffe, vorwärts aus der Schleuse zu gelangen. Da gibt es diese Strömung, die mich schon beim Herausfahren ordentlich verwirbelt hat. Noch während ich so langsam vor mich hindachte, merkte ich schon, wie sich das Heck des Bootes verdächtig nach links drehte, um als Ziel die Wehr anzusteuern. Wer bereits am SEW gefahren ist, kennt natürlich den Unterschied, zwischen der Wehr und dem Auslauf. Natürlich war es „nur“ der Auslauf, der mich zu verschlingen versuchte. Mich rettete hier nur noch voller Schub zurück. Weil das Boot bereits voll eingeschlagen war, konnte ich mit einem kurzen ruck nach vorne, das Heck in Richtung Schleuseneingang drehen. Natürlich hatte die Strömung da auch noch ein Wellchen mitzuschwingen. Denn gerade als ich glaubte, die Richtung wäre perfekt für die Einfahrt, stand das Heck schon wieder mit Ziel auf die Schleusenmauer. Also nochmals der Ruck nach vorwärts in die richtige Richtung, um einen weiteren Rückwärtsanlauf zu nehmen. Worauf ich aber mächtig stolz bin: In nicht einmal 5 Minuten bin ich – ohne auch nur die Schleusenmauer, oder einen Schleusenstein zu berühren – mitten in der Schleuse gestanden und Ulli konnte über die glitschige Stiege in das Boot steigen. Wir wissen nun wie hoch Hochwasser ist! Ohne größerer Zwischenfälle konnten wir schließlich unseren Zielort Ballyconnell erreichen. Am Abend haben wir Peter und Susi in Ballyconnell wieder getroffen und uns zu einem sehr gemütlichen Pub-Besuch verabredet. Nach ein zwei Guiness konnten wir dann erstmals so richtig gemütlich die Nacht genießen. Es war ruhig, still und fast langweilig. Tag 7 (Freitag, 19.04.2013) - Ballyconnell Der Morgen in Ballyconnell war hervorragend. Die Sonne schien in die Kombüse und weckte uns mit ihren warmen Strahlen. Obwohl es erst 6:45 war, habe ich schon an das Aufstehen gedacht – schließlich ist ein 1er-Tag. Da wird nicht mehr geschlafen, sondern man denkt schon an das Frühstück. Unsere abendliche Pokerrunde hatte ich gestern verloren und daher war heute Frühstück machen meine Aufgabe. Kaffee aufgestellt, Tisch gedeckt, die Brötchen ins Rohr und das Wasser für die Eier auf die Flamme. Teller, Tassen, Besteck, ein Glas Wasser, Süßstoff, Milch und natürlich auch Servietten und Eierbecher – schon war der Tisch gedeckt. Wie unspektakulär! Die weichen Frühstückseier waren perfekt und eingewickelt und schon konnte Ulli kommen. Sie hatte schon aus der Kombüse geguckt und sich der morgentlichen Wäsche hingegeben. Es war einfach alles Super! Wir setzten uns mit einem richtigen Appetit an den Tisch, der Duft des frischen Kaffee streifte an der Nase vorbei und verlief sich in den Ritzen des Bootes. Los geht’s! Irgendwie fehlte aber, trotz aller Perfektion meines Frühstückes, noch etwas – aber was? Ach ja, die Brötchen! Hin zum Rohr und doch ein wenig überrascht, wie kühl das Ganze war. Erst jetzt bemerkte ich, dass das Feuer im Rohr ausgegangen war und so war es natürlich noch nix mit Brötchen. Ich musste den Gasofen neu zünden und so warteten wir auf die Brötchen weitere 10 Minuten. Heute schien dies aber niemand zu stören, weil die Sonne schien – kräftig und warm wie „nie“ zuvor. Nach dem Frühstück wollten wir noch eine kleine Runde in Ballyconnell drehen, die Post suchen und im Supermarkt noch Dies und Das einkaufen. Eigentlich brauchten wir ja NICHTS mehr. Wir hatten an einem 0er-Tag in Enniskillen eingekauft und uns mit so vielen Vorräten eingedeckt, dass wir eine ganze Bootskompanie versorgen hätten können. Trotzdem wollten wir uns noch ein wenig im Ort umsehen und vielleicht wollte Ulli ein wenig shoppen gehen – was eben Frauen immer so machen, wenn gerade nichts anderes auf dem Urlaubsplan steht. Beim Rückweg zum Boot sind uns nochmal Peter und Susi mit ihren Rucksäcken begegnet. Sie hatten vor in Ballyconnell den Berg mit den Windmühlen zu erkunden. Mit Rucksack und Bergschuhen ausgestattet, zogen sie los. Peter erklärte uns noch, dass bei der nächsten Schleuse der Anleger zum Teil unter Wasser liegt und es daher besser wäre, bereits in der Schleuse zuzusteigen. Durch das viele Hochwasser der letzten Tage, hatten wir schon mehrere Anleger unter Wasser gesehen und kannten die Gefahr, die von diesen „versunkenen“ Anlegern ausging. Nach unseren Erledigungen starten wir dann Richtung Schleuse ZWEI. Dieser Tag hatte also nicht nur sonnig und warm begonnen, sondern es blieb auch so. Auch wenn die Temperaturen am Vormittag sicherlich keine zwei Stellen erreichen, so ist Sonne und „schön“ einfach wichtig, um ein richtiges Urlaubsfeeling zu erreichen. Wir tukerten also mit unserer Inver Prince gemütlich das letzte Stück des Kanals. Immer schöner wurde der Tag und die Sonne wärmte uns nun schon ganz gut auf der Terrasse. Mit der Angel in der Hand konnte man so den ganzen Tag verbringen – ohne auch nur einen Fisch zu erwischen. Bis Mittag sind wir dann aber nur gefahren und haben am letzten Anleger des Kanals nochmals eine Mittagsrast eingelegt. Das Mooring in Agalane war dann sicherlich schon einer der Höhepunkte des Urlaubs. Auf der Terrasse im Sonnenschein sitzend haben wir Mais und Kartoffel gegessen, der Fisch ist leider ausgeblieben. Es musste weiter gehen! Wir wollten ja heute noch nach Carrybridge gelangen. Es war ein 1er-Tag und wir mussten unbedingt in Irland auch einmal in ein Restaurant gehen. Dies war für heute Abend geplant! In Carrybridge, ein Dorf mit 5 Häusern, 1 Marina und ca. 100 Privatbooten, konnten wir tatsächlich ein Restaurant am Hafen entdecken, in dem es auch richtiges Essen gab. Steak – stand auf der Speisekarte, auf der die Preise in PFUND angegeben waren. Dies erinnerte uns wieder, dass wir die Grenze der Republik Irland überschritten hatten und in Nordirland angekommen waren. Für die Iren spielt es aber keine Rolle ob Pfund oder Euro – Hauptsache man bestellt – was wir dann auch ordentlich taten. „One Steak and a pint off Guniess, please!“ – „I am the same“, würgte Ulli hervor und als die Kellnerin weg war, begannen wir lauthals zu lachen: I am the same – Was? Ein Steak? – Die Kellnerin hat schon vertanden was wir tatsächlich wollten und so hatten wir dann erstklassig gespeist! – Natürlich kann ich nicht mehr sagen, ob die Qualität wirklich so gut war, oder es nur der 1er-Tag geschafft hatte, uns ein delikates Dinner vorzugaukeln. Wir waren jedenfalls nach dem Essen sehr zufrieden, und überrascht, dass wir nur € 55,- bezahlten, was für perfekte Steaks mit allem „Drum und Dran“ doch ein Schnäppchen zu sein schien. In der Kabine angekommen, war noch ein kleines Pokerspielchen angesagt und schließlich sollte der Tag beendet werden. Dann ein Schrei! Der Schrei konnte daher nichts Gutes bedeuten. Sie war jedenfalls nicht freudeschreiend ins Bett verschwunden. Sie hatte auch nicht im Lotto gewonnen. Also war der Schrei eher mit „Schmerz“ verbunden. Ulli war gerade dabei die Wärmflasche für die Nacht vorzubereiten. In Verbindung „Schmerz“ und „Wärmflasche“ war die weitere Geschichte nicht mehr erzählenswert! – Dann gingen wir schlafen! Tag 8 (Samstag 20.04.2013) - Carrybridge Wir starteten um 08:30 – heute ist wieder ein 0er-Tag – von Carrybridge Richtung Aghinver. Wir wollten heute die Jacke holen, die schon seit Mittwoch in der Company liegen sollte. So schipperten wir an Enniskillen vorbei (Geld beim Shopping ausgeben können wir später noch), dann zur Aghinver. Für nächstes Jahr war ja geplant mit Uschi und Harry eine Woche den Erne zu erkunden und so wollten wir die mögliche Strecke erkunden. Angekommen bei ABC mussten wir erst einmal Micky suchen. Wir haben ihn leider nicht gefunden, weder bei sich zu Hause, noch bei seinem Sohn (das Haus in der Nähe des Hafens kannten wir bereits vom ersten Tag). Micky hatte dann aber uns gefunden und so kamen wir schließlich auch wieder zu Ullis Jacke. Dann die Gelegenheit: Es waren viele, viele Boote im Hafen und so nutzten wir die Chance, und auch die anderen Boot anzusehen. Für Micky schien dies eine Freude zu sein und er öffnete uns die Boote und verschwand wieder! Wir kannten bereits die Prince und die Princess. Nun sahen wir uns die Duke und die Queen an. Die Queen ist eine Königin mit einem Außensteuerstand, einer Persening mit Vollverdeck. Der Steuerstand – obwohl nur Außen – hat eine Zentralheizung und genug Platz für 4 Personen. So kann man während der Fahrt bequem zusammen sein. Für den SEW eignet sich die Queen jedoch nicht besonders, weil die Persening bei den Brücken herunter geklappt werden muss und dann nur der Außensteuerstand im Freien besteht. Sollte es Regnen, was auch in Irland gelegentlich vorkommen könnte, würde man ziemlich nass werden. Bei der Duke ist die Fläche auf Deck zwar ebenso groß, doch etwas unbequem bei schlechtem Wetter, weil es kein Vollverdeck gibt. Dafür hat die Duke einen Innensteuerstand und man kann, wenn die Persening heruntergeklappt ist und es schlechtes Wetter gibt, von Innen steuern. So ist je nach geplanter Route auch das entsprechende Boot zu wählen. Wir haben uns noch nicht ganz entscheiden können! Micky hat uns angeboten, einen tollen Preis zu machen, wenn wir direkt bei ihm buchen. So wird das wohl dann 2014 auch sein. Für September hat er zudem einen tollen Preis (Nachsaison 10=7) und als Frühbucher (noch im Sommer 2013) würden wir den aktuellen Preis bekommen. Wir haben Micky dann noch nach dem Wetter für nächsten Tag gefragt, weil wir unsere Richtung vom Wetter abhängig machen wollten. Er sagte uns, dass in der Nacht ein Sturm kommen wird und wir daher besser auf „Davis Island“ übernachten sollten, was sich später als perfekt herausstellte. Es war erst 16:00 Uhr und so hatten wir noch genug Zeit um vorher Castle Archdale zu erkunden, eine Landzunge mit einem herrlichen „Woodland walk“ mit Mammutbäumen, exotischen Pflanzen und vielen unterschiedlichen Blumen, die bereits jetzte ihre Köpfe aus dem Boden reckten – doch eigentlich schon viel zu spät für die Jahreszeit. Wenn man den Waldweg nach oben geht, kommt man zu einer Herrschaftsvilla, mit einem schönen Garten, gut erhaltenem Gemäuer. Teile des Hauses dienen als Museum, während ein Flügel privat bewohnt wird. Eine Runde durch das Gelände zahlt sich aber jedenfalls aus. Wir hatten Glück mit dem Wetter, weil es an diesem Nachmittag (wie an vielen) sehr schön war und somit perfektes Wanderwetter (wenn man eine warme Jacke an hatte). Nach der kleinen Wanderung zogen wir uns mit unserem Boot auf den von Micky genannten Anleger auf Davis Island zurück. Auch dort fanden wir eine paradisische Insel vor. Es war ein kleiner Anleger an dessem Ufer ein dünner Waldgürtel auszumachen war. Wir vertäuten das Boot – weit und breit keine Seele, so dass wir das Boot nicht einmal absperren mussten – und durchquerten den Baumgürtel. Auf einem Rasenfleck fanden wir aus Ästen gebaut einen Regenunterschlupf, eine paar große Steine die wohl als Hocker bedient hatten und eine Feuerstelle. Es dürfte so ein kleines „Sommerparadies“ sein, diese Insel. Als wir die Insel weiter erforschten, mussten wir dicke Rosengeflechte am Boden überqueren, die uns immer wieder fast zum Stolpern brachten. Für Ulli (ihr künstliches Knie wurde erst vor einem halben Jahr ausgetauscht) war dies eine besondere Herausforderung, mit erfolgreichem Ausgang. Wir kamen noch zu einer kleinen Ruine, ein paar Steine und ein Mauerbogen waren noch erhalten, blickten dann schon wieder auf den Erne, der hinter der Steinmauer die Insel bereits begrenzte. An diesem Punkte konnte man weit hinaus sehen, ob sich Schiffe in unsere Richtung bewegen würden und uns dann „unsere“ Insel streitig machen könnten. Niemand war zu sehen. Wir hatten zwar einen heranbrausenden Sturm fühlen können, bei der Fahrt nach Castle Archdale wurde das Wasser richtig aufgepeitscht, doch in der Nische der kleinen Insel war der Erne glatt und kaum Winde vorhanden. Das Boot lag sanft und ohne Regungen auf dem Wasser. So konnten wir nach missglückten Angelversuchen und einer Runde Würfeln auch völlig entspannt einschlafen. Tag 9 (Sonntag 21.04.2013) – Davis Island Eine perfekte Nacht am Anleger von Davis-Island und ein perfekter Morgen. Die Sonne hat uns aus der Koje gekitzelt und nach einem guten Frühstück ging es auch schon los zum Anleger von Magho. Innerlich hoffte ich, dass der Anleger unter Wasser ist, damit wir dort nicht anlegen müssen. Ich hatte die monumentale Klippenwand gesehen, den kleinen Punkt wo sich der Anleger befinden würde und im Touristenführer gelesen, dass man mit ein wenig Kondition (was ich natürlich nicht hatte) schon nach gut einer Stunde oben auf der Klippe stehen könnte. Es waren laut Reiseführer 300 Höhenmeter auf einer Strecke von 1000 Meter zu überwinden. Schon allein die Vorstellung an die Steilheit des Weges ließ bei mir die Schweißperlen ausbrechen. Je näher wir den Klippen kamen, desto mehr wünschte ich mir, dass das Hochwasser ausreichen würde um den Anleger zu verstecken. Ich suchte mit dem Fernglas – Nichts! „Ich habe dir doch gesagt, dass der Anleger überschwemmt ist“, freute ich mich Ulli mitteilen zu können. Sie nahm das Fernglas, guckte durch, schraubte und drehte und suchte die Gegend ab. „Da! Nichts ist überschwemmt, wir können auf die Klippen steigen, SUPER! Ich sehe den Anleger“, stieß sie kurz nachdem sie das Glas genommen hatte voller Freude aus. Für mich war dieser Freudenschrei wie eine Nadel. Ich wusste zwar nicht, wo mich die Nadel überall getroffen hatte, doch schon merkte ich wie mich die Beine schmerzten, sich die Muskel zu einem Krampf zusammen zogen und das Gehirn eine Ohnmachtsstellung überlegte. Es halfen allen körperlichen und geistigen Vorbereitungen nichts, der Anleger war tatsächlich zu sehen und kein Schiff (keine Besatzung war so verrückt um den Berg dort zu erklimmen) war am Anleger. Also konnte ich auch nicht um Hilfe rufen, damit man mich von diesen Qualen hätte befreien können. „Es ist ein perfekter Tag zum Wandern“, lächelte mir Ulli zu und packte den Rucksack mit Getränken und Jause und schon ging es los. Der Aufstieg begann dann etwas gemütlicher, ließ aber bereits durchaus erkennen, dass es SO nicht weiter gehen würde. Es wurde teilweise wirklich steil und ab dem zweiten Drittel, waren dann noch jede Menge Stufen zu bezwingen. Nach den ersten Metern blinzelte die Sonne immer wieder zwischen den Bäumen und Baumsträuchern durch und ermutigte uns so, eine Stiege nach der Anderen, einen Abschnitt nach dem anderen zu erklimmen. Natürlich wollte Ulli mich ermuntern und sah nach jeder Kurve das Ende, wohl wissend, dass wir erst einen Teil der Strecke geschafft hätten. Wir waren knapp 45 Minuten unterwegs, als die Sonnenstrahlen plötzlich nass wurden. Ein feiner, gemeiner, überall hinkriechender Niesel. Es konnte wohl nichts gemeineres geben, als jetzt Regen – dachte ich Anfangs. So stapften wir durch den Nieselregen und konnten dennoch das eine oder andere Stück überwinden. Die nicht vorhandene Kondition ist dann auch schon langsam zu Ende gegangen und die Kleidung war bereits kalt und nass. Nun ja, es gibt immer wieder eine unerwartete Wendung der Geschichte. Diesmal, wo uns der kalte Regen schon fast zum Umkehren zwingen wollte, es aber nicht geschafft hat, wurde plötzlich aus dem Niesel ein Schneeregen, herangetrieben durch böenartige Stürme. Nun war es nicht mehr nass, sondern die vom Sturm getriebenen Schneekügelchen taten auch auf der Haut weh. Wir versuchten uns vor diesem Unwetter irgendwie zu schützen, blieben aber dabei ziemlich erfolglos. Der Verzweiflung nahe, dem Ende des Weges jedoch auch, schafften wir nach ca. 1 ½ Stunden das Platteau der Cliffs zu erreichen. Inzwischen war ja schon wieder einige Zeit vergangen, so dass sich das Wetter neuerlich verändern konnte und wir in den letzten Minuten einem Wolkenbruchartigen Regenschauer ausgesetzt waren. Triefend nass und abgekühlt standen wir nun an den Cliffs of Magho. Die Freude ist ausgeblieben! Der erwartete Blick in die Weiten des Erne wurde durch dichte Nebel und Regenwolkengebilde beeinträchtigt und was wir sehen konnten war GRAU. Während sich Ulli ein wenig über den dort wild wachsenden Wald in alleeförmiger Präzision amüsierte und die Wege im Wald als trockenere Umgebung bezeichnete, stand ich wie angewurzelt im Regen um den Wolken beim Entleeren zuzuschauen. Mein Frust über den Aufstieg, den ich ja nie wollte, wurde immer größer und langsam begann sich richtige Wut auf meine Frau zu entwickeln. Vielleicht hat sie dies auch bemerkt und daher Zuflucht im Wald gesucht, vielleicht hat ihr der Wald aber einfach nur gefallen. Klitsche Nass und völlig erschöpft stand ich am Abgrund (trotzdem überlegte ich nicht, ob ich die Klippen für mein persönliches Ende nutzten sollte) und beobachtete die Wolken, die sich immer mehr in den Süden schieben würden. Doch wie es in Irland so der Brauch ist, zeigte sich gleichzeitig auch wieder ein Regenbogen, der uns verriet, dass die Sonne bereits wieder den Kampf gegen die Wolken gewinnen könnte. Schon 15 Minuten nach dem „Schneesturm“ kam die Sonne wieder heraus und Wind und Sonne trocknete uns. Binnen einer halben Stunde war die Kleidung trocken und die warmen Sonnenstrahlen wohltuend auf der Haut. Wir konnten einen Blick über den Erne genießen, den nicht Jedermann sein eigen nennen kann. Der Ausblick hat mich so fasziniert, dass ich keinen einzigen Gedanken mehr an den Aufstieg verschwendete und glücklich war, hier oben stehen zu dürfen. Wir verweilten noch in einer Plauderrunde mit einigen Iren, die ebenfalls die Aussicht genossen. Dann kam wieder der Abstieg, der für unsere Füße nicht angenehm war. Wir ließen uns Zeit und genossen auch den Abstieg, bei dem wir fast durchgehend sonniges Wetter hatten. Jetzt weiß ich: Wenn ich wieder die Gelegenheit habe, die Cliffs zu besuchen, ich würde mich darauf freuen (und vorher jammern, weil der Aufstieg so hart ist). Nach diesem Naturerlebnis ging unsere Fahrt weiter. Die Überfahrt nach Belleek ist ganz nett, bot aber keine Besonderheiten. Auch die Einfahrt in den Hafen von Belleek ist keine besondere Herausforderung. Wir landeten also friedlich gegen 15:00 Uhr im Hafen von Belleek. Um an den Atlantik zu kommen, mussten wir uns ein Taxi besorgen, welches uns ein freundlicher Supermarktbesitzer bestellte. Ulli hat ihm dafür ein Eis abgekauft. Mit dem Taxifahrer, einem älteren Iren, der dies als Zuverdienst machen dürfte, vereinbarten wir als Fixpreis zum Atlantik – 20 min Pause – zurück nach Belleek einen Betrag von 25 EUR. Der nette Kerl hat uns nicht einfach nur an den Atlantik (6 km entfernt) gebracht, sondern war mit uns fast eine halbe Stunde unterwegs zu einem View-Point mit einem Walkaround (etwa 12 Miles). Die Brandung war durch den doch immer wieder tobenden Sturm nicht gerade zimperlich. Paradisisch wie sich die Gischt an dem langegezogenen Strand entlud. Auch dort tummelten sich wanderlustige „Küstengeher“, die sich entlang des langen Strandes die tosende Brandung anschauten. Der „Walk“ , der uns durch windige Regenböen etwas unsanft einlud, war trotzdem genial anzusehen und wir konnten Ausschwemmungen, Höhlen und steil abfallende Klippengebilde an der Küste sehen. Ebenso interessant bot sich die Küstenlandschaft als Ganzes mit spitzen Erhebungen, die wie kleine Berge aussahen, aber von Moos und Grün vollständig bewachsen waren. Dann ging unsere Taxifahrt wieder zurück. Unser Fahrer zeigte uns noch die Porzellanfabrik, zu der wir morgen gehen wollten. Nun war es wirklich nicht notwendig, mit der Besichtigung der Schauräume und des Museums der Porzellanfabrik bis morgen zu warten. Also trotteten wir – wieder einmal brannte die Sonne mit unglaublicher Temperatur (geschätzte 15 Grad) auf uns herab – es war also gerade richtig, noch ein paar Schritte an diesem sonnigen Nachmittag zu gehen – in die Porzellanfabrik, die auch tatsächlich noch geöffnet war. Ulli konnte sich noch etwas „wünschen“ (das ich natürlich zahlen musste). Ein netter Porzellananhänger mit Reifkette um 12 Pfund! Eine „billigere“ Frau findet man nirgends auf der Welt! Natürlich hätte ich ihr auch den kleinen geflochtenen Brotkorb um 275 Pfund gekauft, den wollte sie aber nicht. Nach diesem Tag, der von Unwetter, Strapazen und erlebnishaften Eindrücken begleitet wurde, brauchten wir noch einen passenden Ausklang und – heute ist schließlich ein 1er-Tag – ein gutes Essen. Ulli hat sich schon viele Tage auf Essen im PUB gefreut und dies wollten wir heute zelebrieren. Peter, den wir im Bustransfer mit Susi getroffen hatten, hat mir erzählt, dass er in der „Scharzen Katze“ gut gegessen hatte. Und die Schwarze Katze war nicht zu übersehen auf der Hauptstraße. Es war die richtige Entscheidung, den Hinweis von Peter anzunehmen. Ulli hat zwar kein Baguett bekommen, dies aber auch nur deshalb, weil uns die Kellnerin vom Pub ein Wrap empfohlen hat (this is my favourit). Crisp chicken Wrap with Salat an Chips – the best I have ever eaten. Und eine weitere Sensation und somit die Krönung des Abends: Wir bekamen einen Irish-Coffee! Dies, obwohl Ulli bereits zwei kleine Guiness verschlürfte und nun einen Kaffee ratzeputz vernichtete. Die Wirkung blieb nicht lange aus und so war Ulli heute bereits um 08:00 p.m. im Bettchen. Sicher wird sie nicht mehr wissen, ob es in der Nacht ein Unwetter gegeben hat – sie hat geschlafen. Ich habe noch die Fische geärgert und bin dann aber auch – vom vielen Wandern ermüdet (bei mir waren es sicher nicht die zwei Guiness und der Kaffee) gegen 09:00 ins Bettchen gefallen (besser als daneben). Tag 10 (Montag 22.04.2013) - Belleek Heute war ein richtiger „Trischeltag“! Das Wetter am Morgen war für irische Verhältnisse schon ziemlich besch….! Also verbrachten wir den Vormittag im Ort und Ulli musste die irische Mode beäugeln und natürlich auch mit nach Hause nehmen. In einem Supermarkt kauften wir noch Getränkte und – an diesem 0er-Tag konnten wir nicht wiederstehen – ein frisch gemachtes Sandwich. Am Boot setzten wir dann unsern Sandwich-Joker ein und ließen uns die Brötchen gut schmecken. Für Snacks bieten die irischen Supermärkte sehr oft eine hervorragende Auswahl, sehr kostengünstig und wahnsinnig gut. Nach ein paar Würfelrunden brachen wir schließlich auf nach Castle Caldwell. Dort sollte es einen ruhigen Anleger geben, bei dem wir übernachten können. Das Wetter hat sich heute bis Mittag noch nicht gebessert. Nun ist auch noch stärkerer Wind aufgekommen. Schon am River selbst war es so stürmisch, dass eine Überfahrt über den „See“ zu schwierig werden könnte. Ulli, die gerade wieder einmal das Steuer übernommen hatte, schipperte daher zum Anleger in Rosscor. Dort gab es auch „good fishing“, wurde auf der Karte beschrieben. Daher: Das Angelzeug repariert, Ulli hat eine Angel ja bereits vernichtet, indem sie die gesamte Schnur „verlor“, und schon konnten wir zu zweit die Fische ärgern. Mehr als „ärgern“ wurde es allerdings nicht. Auch das Nachtfischen zu später Stunde hat nichts gebracht. Jigger, Wobbler, Blinker, Käse und Kartoffel blieben unangetastet. So blieb uns nichts anderes übrig, als nach einer weiteren Würfelrunde, an diesem Tag hatte ich alles verloren, was es zu verlieren gab, ins Bett zu gehen (nicht ohne es noch einmal mit den Fischen versucht zu haben) – in Rosscor (irgendwo am Erne River kurz nach Belleek). Tag 11 (Dienstag 23.04.2013) - Rosscor Heute war schon um 07:00 Uhr Tagwache. Wir waren gestern sehr früh zu Bett gegangen und heute wollten wir nach Enniskillen. Die Sonne weckte uns mit ihrem Lächeln und um uns mitzuteilen, dass nun gleich mal wieder geht. Gleich nach dem Frühstück (welches ich vorbereiten musste [verspielt beim Würfeln]) gegen 08:00 Uhr fuhren wir der Sonne entgegen – dicht gefolgt von tiefgrauen Regenwolken, die mit erheblicher Geschwindigkeit hinter uns her hechelten. Würden wir stehenbleiben, träfen uns die gieskannenartgen Niederschläge. So aber blieb vor uns der blaue Himmel und zurückschauen war nicht notwendig – dort lag nur Belleek, kannten wir schon. In einem geistigen Rückblick müssen wir aber leider feststellen, dass die bisherigen Urlaubstage nicht nur sehr durchwachsen waren, sondern zudem überaus kalt. Dies haben uns gestern auch Susi und Peter bestätigt und auch die Iren selbst, die ja immer wieder gerne vom Wetter reden, bestätigten uns, dass heuer der April viel zu Kalt ist. Ein Wetter wie im Februar. Es hat bisher noch nie im April Schnee gegeben, wir hatten ihn. Wieder spazierten wir durch Enniskillen. Im Touristik Büro nach, wie es mit den Marble arche caves steht und ob die die Tour mit dem Boot möglich ist. Das Hochwasser überflutete aber immer noch die Höhlen, so dass nur der GEOPARK zu besichtigen wäre. So bummelten wir in den kleinen Shops entlang der Hauptstraße von Enniskillen, wanderten zum Buttermarkt und setzten uns am Abend ins Cafe Merlot, das uns 2008 vom Touristenführer (und Melitta) empfohlen wurde. Das „Menü“ (Suppe und ½-Sandwich) gibt es nach wie vor – allerdings nur zum Lunch um 8,50 Pfund. Die Abendkarte war dann etwas ganz besonderes. Lauter feine Köstlichkeiten – und besonders „köstliche“ Preis. Wir hatten Glück, es war gerade „early bird hour“. Da kostet eine Vorspeise & Hauptspeise NUR 16,99 PFUND. Und wie uns der deutschsprechende Chef des Hauses versicherte, gleich große Portionen wie zur Hauptzeit. Unverständlich ist, wie die Iren doch so korpulente Körper haben können, wenn die Portionen so groß wie im Merlot sind. Ulli und ich hatten uns ein Menü geteilt, sie die Vorspeise und ich die Hauptspeise, oder umgekehrt? Ich weiß eigentlich gar nicht, wer mehr bekommen hatte. Jedenfalls waren wir beide hungrig – an einem 1er-Tag aus dem Merlot gegangen. Ein wenig genauer muss ich hier schon auf die Speise und ihre Größe eingehen. Ulli bekam die Vorspeise und ich die Hauptspeise. Immerhin wollten wir für Brot und ein Stück Fleisch nicht mehr als 20-25 EUR ausgeben. Die Vorspeise waren drei kleine Marmeladenschälchen mit verschiedenen Pestos und 3 kleine Scheiben Olivenbrot. Die Hauptspeise (kostet regulär 16,99 Pfund) waren ein Gulasch mit wenig Saft, ein paar Fleichbröckchen und darauf ein Fisch. Iglo kauft die Fische sicher nicht in Irland, denn ein Dorschfilet von Iglo ist wesentlich größer. Gut! Es hat hervorragend geschmeckt. Aber: Das Wrap in der „Schwarzen Katze“ in Belleek hat besser geschmeckt und war mindestens 3x so groß und es hat eine Riesenschüssel CHIPS dazu gegeben. In Belleek haben wir ebenfalls 16 Pfund gezahlt – allerdings für 2 Portionen. Enniskillen können wir trotzdem empfehlen. Auch mit großem Hunger und kleiner Geldbörse kann man dort hervorragend essen gehen, solange die Restaurant-Tips nicht aus dem Reiseführer nimmt – auch die Iren brauchen Geld vom Touristen, die leben davon. Ganz in der Nähe vom Anleger „Regal Pass“ gibt es das Cafe „Mauds“ mit fantastischen Kuchen, bester Getränkeauswahl (Weiße Schokoloade mit Kokos….) und einer Vielzahl an Sandwichzutaten. Wir haben uns Apfelkuchen mit Eis und Schokosouce mitgenommen und dazu am Boot Kaffee getrunken. Die Kuchen und diese „Mauds-Creationen“ sind fantastisch. Dann verlief der Abend eher ruhig – mit Fischen ohne Fische, mit Würfeln ohne zu siegen, mit Schlafen ohne zu schnarchen!!! Tag 12 (Mittwoch 24.04.2013) - Enniskillen Nach einem gemütlichen Morgen (Kaffeetrinken, weil es ein 0er-Tag ist) wollten wir nur eine kleine Bootsrunde um Enniskillen drehen. Mein Misserfolg beim Angeln hat sogar Ulli schon zu Mitleidsausbrüchen gebracht und so wollte sie mir und den Fischen die Chance geben, zueinander zu finden. Wir suchten uns einen Anleger, an dem wir noch nicht waren und wo sich suzizidale Fische befinden könnten– Trory! Von Trory konnte man zur Insel „Devenish Island“ hinüberblicken und da hatte ich zwei Hechte gefangen. Es war also eine gute Chance, dass sich auf dieser Uferseite auch Hechte befanden, die gefangen werden wollten. Es blieb jedoch beim Versuch einen Fisch zu fangen, während Ulli sich ein gemütliches Nickerchen gönnte. Wir hatten dann aber noch einen tollen Spaziergang. Etwa 10 Minuten vom Anleger entfernt, über einen kleinen Berg hinauf, gibt es einen Parkplatz mit einer kleinen Parkanlage. Auf den Tischen sind Metallplatten eingegossen, um dort Fische, die man dort fängt (oder auch mitbringt) gleich grillen zu können. Die Anlage ist wunderschön bearbeitet und lädt zum Relaxen ein. Wir überquerten Wiesen und konnten uns so einen herrlichen Überblick über die Umgebung von Enniskillen verschaffen. Vom Flughafen über die Inselwelt bis hin nach Enniskillen konnte der Blick schweifen. Ein herrlicher Nachmittag, an dem kein einziger Regentropfen fiel. Auch konnte sich immer wieder für ein paar Minuten die Sonne durchkämpfen. Herrlich! Schließlich brachen wir wieder auf nach Enniskillen. Ulli wollte für mich noch einmal die Insel umrunden, dorthin, wo ich die beiden Hechte gefangen hatte. Wir schipperten also entlang von Deveninsh Island Richtung Nord-Westen und umrundeten die Insel. Ulli wollte es wirklich wissen und fuhr schon fast in das Schilf hinein, weil ich ihr gesagt hatte, dass sich die Hechte dort verstecken würden. Natürlich dachte sie nicht daran, dass sich auch die „Hänger“ dort verstecken würden. Es ist mir aber immer wieder mit viel Gefühl und Mühe gelungen, mein in Enniskillen erworbenes Gummifischchen heil an Bord zu kriegen. Nur einmal hatte ich größere Probleme. Ich merkte, dass sich das Ding wieder irgendwo verhangen haben musste, weil sich die Stange zum Zerbrechen bog und keinen Millimeter nachgeben wollte. „Nun ist es weg, mein Gummifischchen“, dachte ich, während ich anzog und hoffte, dass es sich auch diesmal lösen würde. Glücklicherweise hat das Gras oder der Boden dann doch nachgegeben und der Wobbler bewegte sich. Schon hing ich wieder fest. Auch diesmal hat der Grund nachgegeben und langsam konnte ich den Köder heranziehen. Ulli hat inzwischen das Boot gestoppt und ich hatte das Gefühl, wir würden unaufhörlich weiter fahren, weil sich die Schnur immer wieder von der Rute abspulte. Ich hatte sie ein wenig geöffnet damit die Schnur nicht reißt. Immer wieder spulte sie sich ab. Ich kurbelte und konnte den Köder scheinbar befreien, weil er immer näher kam. Die Schwere des Kurbelns ließ einen Ast oder Holzstück als Fang vermuten. Plötzlich tauchte in der Ferne ein Holzstück auf, das mit einem Flossenschlag wieder im Erne verschwand. Jetzt war es klar: Ich schrie: „Fischalarm“ und Ulli holte das Tablett für ein Foto. Ich hatte noch ein Weilchen zu kämpfen, bis der kleine Bursche seine Wiederstand aufgab und sich zum Boot ziehen ließ. Es war zwar kein „Kapitaler“, aber doch immerhin der größte Hecht, den ich bisher gefangen habe: 70 cm! Und dieser Bursche dürfte kurz zuvor einen Barsch in der Größe von ca. 20 cm verschlungen haben, denn dieser war noch unverdaut in seinem Magen – gieriger Kerl! Es war ein 0er-Tag und so sollte er eigentlich wieder in das Wasser zurückwandern. Er hatte sich jedoch so gierig in den Köder verbissen, dass er mit Unter- und Oberkiefer jeweils vollständig am Drilling hing. Ein schmerzfreies und für das weitere Leben sicheres Befreien war keinesfalls möglich. So blieb nur, dass wir ihn essen mussten. Ulli hatte zugestanden, dass wir am Abend einen Fisch mit Kartoffelsalat essen würden, wenn ich tatsächlich einen fangen würde. So hat er uns an diesem 0er-Tag besonders geschmeckt! In Enniskillen angelegt (bei ASDA), Kartoffel besorgt und schon hatten wir ein schmackhaftes Essen, auch wenn es schon sehr spät war (11:00 Uhr)! – Diesmal gab es keine Würfelrunde mehr, sondern: Ab in die Betten! Tag 13 (Donnerstag 25.04.2013) - Enniskillen Heute ist wieder ein regulärer Esstag! Also gab es ein gutes Frühstück und dann wollten wir los nach Kesh! Der Tag begann mit Sonnenschein, guter Temperatur und keinem Regen. Dies änderte sich auch den ganzen Tag nicht sehr stark. Es war ein sehr sonniger Tag. Der Wind war überall zugegen und dies erschwerte uns die Überfahrt nach Kesh doch erheblich. Ich möchte also diesen Tag nicht damit abgetan sehen, dass wir eben nach Kesh gefahren sind und dort in einem Cafe ein Sandwich gegessen hatten, über welches ich später noch im Detail schimpfen möchte. Jetzt sind wir gerade bei der Überfahrt! Es war also ein sonniger und nach ersten Einschätzungen ein leicht windiger Tag. Die Ausfahrt von Enniskillen war ein gemütliches Tuckern und ich konnte mich, während mein Pikekaptain am Ruder ruderte, ganz dem Reisebericht widmen. Hie und da ein Blick aus dem Fenster um die nun endlich erwachenden Frühlingsdüfte zu schnuppern. Der umherschweifende Blick wurde dann oftmals von der vorbeigleitenden Tier und Pflanzenwelt in den Bann gezogen und schon fanden sich die Gedanken mitten in mittelalterliche Kriege und Schlachten verwickelt. Die herannahenden Reiter drohten mit ihren Zackenkugeln den Kopf zu zermatschen und das klirren der Säbelscheiden drang wie ein schrilles Vogelgekreische an mein Ohr. – Das Vogelgekreische!? – Mein Ohr!? – Und schon war der geistige Ausflug wieder verstummt und ich hämmerte wieder, dem surren des Nannimotors lauschend, in die Tasten meines Laptop. Vorbei an der Schleuse zu Enniskillen, hinaus in die Inselwelt vor dem großen See. Bereits nach einigen kleineren Inseln und uns bekannten Anlegern entlang der Ostküste, kamen wir immer näher an den großen See. Schon bald hatten wird die „Windgrenze“ überschritten. Dazu brauchte man wirklich nicht auf die Karte schauen. Schon ein Blick aus dem Fenster hat genügt um zu wissen, dass wir hier „auf dem offenen See“ sind. Und wer nicht zum Fenster hinausschauen wollte, hat es ebenso gemerkt. Das Boot schwanke in den doch teilweise schon sehr kräftigen Wellen. Immer wieder entluden sich kleine Wellen in „Brechern“ und klatschen an das Boot. Das Geräusch war, als wäre man an einen Felsen gefahren, kurz und spitz: „Bang!“ Noch während wir uns überrascht ansahen, „Bang!“ Aber nicht die Geräusche und der schlagartige Lärm irritierten uns. Wir sahen die Wellen auf uns zukommen. Sie ließen das Boot schaukeln, als wäre es ein kleines Stöcken, das immer näher zum Ufer gespült würde. Dies war es, was mir mehr Sorgen machte. Ich studierte die Karte genauer. Nicht erfreulich! Die Wellen verliefen quer zu unserer eigentlichen Fahrspur und der Versuch, diesen Kurs zu fahren, brachte uns eine kurze Darstellung über die Macht des Wassers. Plötzlich klatschte eine Welle gegen das Boot und es sprühte eine Wasserfontäne über uns drüber. Das Boot schaukelte so heftig, dass eine Colaflasche vom Tisch stürzte und der Druck sich aus der Flasche befreite. Dies erfolgte in einem „Springbrunnen“, der eher nach einem Wasserrohrbruch aussah und den gesamten Salon von hinten (Eingangstüre) bis vorne zur Scheibe vollspritzte. Von den 2 Liter Cola waren dann immerhin noch ca. ½ Liter in der Flasche. Der Rest….. Ulli hat dann fast eine halbe Stunde das Boot geputzt um die Spritzer die überall zu finden waren, auch wieder weg zu bekommen. Ich versuchte, derartige „Rempler“ künftig zu unterlassen, was natürlich nicht von mir abhing, sondern von den Wellen. Ich orientierte mich erneut an den Wellen und wusste, es wird eine lange Überfahrt werden. Wir können den Kurs nicht direkt wählen – der letzte Versuch einigermaßen Richtung Kesh aufzubrechen, endete im Colastrom. Somit blieb uns nur „das Kreuzen“. So gelangten wir schließlich doch zur Einfahrt des Flusses, der uns nach Kesh führen sollte. Wie beschrieben: ein sehr enges Flüsschen, dass durch das derzeitige Hochwasser viele versteckte Felsen an den Rändern für uns bereit hielt. Ulli – die vor der Einfahrt den Steuerstand übernommen hatte, manövrierte uns aber zielstrebig zum Anleger. Ohne besondere Vorkommnisse konnten wir hier festmachen und uns auf einen schönen sonnigen Nachmittag vorbereiten. Wir wollten nun Kesh durchstreifen. Bereits am Anreisetag wurden wir ja vom Mickys Sohn zum Einkaufen hierher gebracht und nun wollten wir uns das kleine Örtchen in Ruhe ansehen – den Supermarkt kannten wir ja schon. Der Hafen (Anleger) liegt am Ende der Stadt. So war es für uns sehr einfach, die Hauptstraße einmal rauf und einmal runter zu laufen – was eigentlich in sehr kurzer Zeit (je 5 Minuten) erledigt ist. Wir suchten uns ein kleines Cafe am Ende des Dorfes. Es wirkte sehr einladen und war es dann auch. Wir bestellten uns zweimal Tee. Ulli hatte riesiges Verlangen nach Sandwich! Ich wollte unbedingt noch einmal eine irische Suppe genießen. So bestellten wir uns je eine Soup and a Chicken-Sandwich! – Schwerer Fehler! Chicken-Sandwich war wirklich ein Chicken-Sandwich. Die Suppe war hervorragend – zumindest nur für mich! Ich mag Suppen, wenn sie etwas dicker sind und nach einem erfolgreichen 0er-Tag, mag ich sicherlich jede Suppe. Und Ulli! Sie hat die Suppe ja auch akzeptiert, oder zum Teil gegessen. Ulli mag diese Suppenpampe nicht wirklich. Es war so eine Haferschleimsuppe mit Speck – wirklich lecker UND neben dem Suppentopf lag eine doppelte Toastscheibe mit Chicken gefüllt und in vier Viertel geschnitten. Kein Innenleben, keine Geschmack, aber zur Suppe hat es mir dennoch sehr geschmeckt. Ulli konnte ebenfalls keinen Geschmack finden und war enttäuscht. Sie hatte ein gefülltes Baguette gemeint und nicht ein Sandwichbrot – haben wir aber bestellt. Trotzdem aßen wir die doch sehr trockenen Sandwich bis schließlich nur noch von Ulli ¼ vorhanden war. Sie wollte es mir reichen und als ich ablehnte ab – zu trocken ohne Suppe. Als sie den Teller wieder zurückstellen wollte entdeckte sie am Tisch kleine Tütchen. Was dies wohl sein mag? Das erste Tütchen war beschrieben mit „Ketchup“. Dann kamen Mayonaise, brauner Souce und Vinegar. Sie zupfte sich ein paar Tütchen heraus, quetschte sie in das kleine Sandwichstückchen und biss begeistert ab. Sie biss immer ganz kleine Stückchen, um den letzten Genuss möglichst lange hinausziehen zu können. „So schmecken Sandwich – voll lecker“. Enttäuscht darüber, dass es keine Baguette gegeben hatte, zahlten wird und gingen noch zum Supermarkt einkaufen. Leicht verärgert über unsere Dummheit und dass wir deshalb nicht das bekommen haben, was wir eigentlich wollten, bogen wir in den Supermarkt ein, den wir vom ersten Tag schon kannten. Was fanden wir im Supermarkt alles. Neben den Dingen die wir einkaufen wollten sahen wir gleich neben dem Eingang eine Vitrine, In der lagen die besten Zutaten für ein Baguette zum „selbst zusammenstellen“ und TAKE AWAY! Wir waren frustriert. Hier hätten wir genau das bekommen, was sich Ulli doch so gewünscht hatte und eigentlich wussten wir ja, dass es diese Baguette im Supermarkt gibt. Für nächstes Jahr wissen wir, wo wir leckere Brötchen herbekommen, ohne in ein duseliges Cafe gehen zu müssen. Wir kehrten zum Boot zurück, ca. 5 Gehminuten vom Ortskern entfernt. Von dem vielen marschieren (oder auch vom vielen Essen) ist Ulli dann müde geworden und hat sich ein wenig hingelegt. Ich habe auf unserer Terasse die Sonne genossen. Es war ein „extrem“ warmer Tag – nur der Wind war eiskalt und hätte bei Niederschlag durchaus wieder Schnee bringen können. Doch der Niederschlag blieb uns heute erspart. Wir mussten den Tag noch ausnutzen und einen Spaziergang machen. Die war ein Tag, den man so richtig genießen musste. Wir schlenderten die Straße entlang und sahen den Mobilhome-Park, den wir bereits bei der Einfahrt nach Kesh entdeckten. Dort wollten wir uns erkundigen, wie viel hier ein Mobilhome kosten würde. Nach einiger Konversation mit einer sehr bemühten Frau (sie in Englisch, wir in Deutsch) fanden wir heraus, dass dies kein Mobilhome-Park war, sondern ein „Campingplatz“ (genannt: Caravan-Park) mit privaten Fahrzeugen. Man konnte dort lediglich einen Standplatz mieten (wenn man sein Fahrzeug selbst mitbringt). Der Spaziergang war dennoch sehr schön und der Blick über das Gebiet um Kesh mit einem Ausblick auf Fluss und See waren atemberaubend. Ein herrlicher Tag geht zu Ende und dies dürfte auch der letzte wirkliche Urlaubstag gewesen sein. Ein Abend in Kesh, der sicher der sonnigste und wärmste gewesen sein müsste. Tag 14 (Freitag 26.04.2013) - Kesh Abfahrt von Kesh zur letzten Bootsfahrt! Wieder einmal hatte ich beim Würfeln wirkliches Pech und so durfte ich zuschauen, wie Ulli das letzte Mal für dieses Jahr das Boot aus dem sich eng schlängelnden River hinausmanövrierte und Richtung Heimathafen steuerte. Das uns begleitende Wetter wechselte – selbst für irische Verhältnisse – rasch zwischen Regen und Sonne. In der Nähe des Hafens der ABC hatte es dann wieder einmal zu regnen begonnen und zwar so lange, bis ich – nach einem sensationellen Anlegemanöver von Ulli – das Boot am Anleger endgültig befestigt hatte. Dann kam – als meine „Prinzessin“ ausstieg – natürlich wieder die Sonne. Dieses Erlebnis hatte ich schon den ganzen langen Urlaub. Ob bei Schleusen, oder beim Anlegen: Immer wenn meine Prinzessin Außendienst hatte, schien die Sonne und bei mir war immer das gleiche miese Wetter. Nach dem anlegen kam G.P. rasch zu uns herüber, um das Boot aufzutanken und dann sicher in den Hafen zu schippern. Natürlich hätten wir das auch gekonnt, doch war dies auch gleich eine Überprüfungsfahrt, ob alles noch in Ordnung sei. Natürlich mussten wir kein schlechtes Gewissen haben und das Boot und wir waren am letzten Tag vor der Abreise völlig ok. Inzwischen war es Mittag geworden. Heute war wieder so ein blöder „Nullertag“ – und wir hatten irgendwie nicht nur Hunger, sondern wussten, dass der Tag bzw. die Nacht sehr lang werden wird. An Schlafen ist dabei nur nebenbei zu denken. Wir holten unsere Koffer und begannen die herumliegenden Dinge, Sachen und Besitztümer zu sammeln und gemäß den Kilovorschriften der Airlingus in die Koffer zu verstauen. Die Aufgabe, all die Dinge wieder in die Koffer zu füllen, schien sich als wahres Puzzle herauszustellen. Ulli konnte die Dinge schieben, drehen, drücken, quetschen! Alles war erfolglos, es blieben immer wieder kleine Dinge wie Haarfön, Medikamente, Lebensmittel, Flaschen und so weiter neben dem bereits vollgefüllten Koffern liegen. Ich hatte in meinem Koffer noch reichlich Platz, war doch meine Schmutzwäsche, und dazu zählten fast alle Kleidungsstücke, inzwischen im Schmutzwäschesack von Ullis Koffer. Also erbarmte ich mich ihres Platzproblems und füllte nun auch meinen Koffer mit einigen Dingen wie z.B. Kugelschreiber, Handcreme, Gürtel usw. – Schließlich mussten wir feststellen, dass wir noch 2 Küchenrollen, ein Kilogramm Reis und 3 Klorollen zurücklassen werden müssen. Auch der Haartrockner, den Ulli unbedingt mitnehmen musste, weil es ohne keinesfalls gehen wird, durfte nun in Irland bleiben. UND: Es ist „ohne“ gegangen. Sie hatte zwar inzwischen einen Adapter für die Irischen Steckdosen, doch leider keine Steckdosen, so dass sie wieder ohne Fön auskommen musste - was ihrem Aussehen keinesfalls geschadet hat. Nun war es notwendig, die verbleibenden paar Stunden bis zum Transfer (ca. 8 Stunden) irgendwie totzuschlagen. Wir paschelten, spazierten, paschelten, ließen den Nullertag sausen um uns mit einem köstlich gewürzten Reis den Magen vollzuschlagen, gingen spazieren, paschelten und sind dann irgendwie und irgendwann doch irgendwo eingeschlafen. Tag 15 (Samstag 27.04.2013) - ABC Das Weckergebimmel um 00:30 war nicht dazu angetan, sich wohl zu fühlen, freudig aus der Schlafstellung in die Senkrechte zu schwupsen, sondern trug eher dazu bei, sich nochmals umzudrehen und sich so einem gewissen Wurschtigkeits-Gefühl hinzugeben. Das Bimmeln kam wieder und irgendwie hatten wir nun schon das Gefühl, dass man sich des Bimmelns annehmen sollte. Denn: Der Transferbus um 02:15 wird sicher nicht auf uns warten und es gab doch noch einiges einzupacken, Kaffee zu trinken, vom Boot Abschied zu nehmen und die schweren Dinge wie Koffer, Taschen, Trolli nach vorne zu bringen, damit sie dann zusammen mit uns zum Flughafen transportiert werden konnten – was schließlich dann auch alles positiv geschah und somit der Urlaub ohne Zwischenfälle einem reibungslosen Ende entgegenging. Aber: Auf Wiedersehen ABC bis September 2014 – da wollen wir wiederkommen!