Marktwirtschaft Definition In der Marktwirtschaft regelt der Wettbewerb als dezentraler Steuerungsmechanismus, was, wie und für wen produziert werden soll. Die Marktwirtschaft reguliert sich im Gegensatz zur Planwirtschaft grundsätzlich selbst durch die am freien Markt gemäß Angebot und Nachfrage sich bildenden Preise. Bei idealem Funktionieren des Wettbewerbs wird durch den Konkurrenzkampf gewährleistet, dass die Anbieter versuchen, möglichst gute Leistungen auf den Markt zu bringen, um die Konkurrenz über ein für die Nachfragenden vorteilhafteres Angebot auszustechen. Der Wettbewerb am Markt ermöglicht somit, dass die Bedürfnisse aller Marktteilnehmer optimal befriedigt werden. Es gibt jedoch viele Mechanismen, die den Wettbewerb stören. Die Bildung von wirtschaftlichen Machtgruppen, Kartellen, Angebots- oder Nachfragemonopolen wirkt sich negativ auf den Preis und die Qualität der betroffenen Leistungen aus. Preisabsprachen, Korruption und Bestechung verhindern die Chancengleichheit der Konkurrenten. Formen Freie Marktwirtschaft Adam Smith beschrieb das Modell der freien Marktwirtschaft. Hier werden Produktion und Konsum vom Markt gesteuert. Durch die Schaffung einer Rechtsordnung und der Bereitstellung von öffentlichen Gütern wirkt der Markt nur indirekt mit. Merkmale der freien Marktwirtschaft sind: Privateigentum, Vertragsfreiheit, Gewerbefreiheit, Konsumfreiheit, Berufsfreiheit, freie Preisbildung (Preis wird durch Angebot und Nachfrage gebildet), freier Wettbewerb und Ressourcenallokation. Freie Marktwirtschaft heißt also, dass der Staat möglichst wenig in diesen Kreislauf eingreift. Art und Umfang der Produktion von Gütern und Dienstleistungen und deren Verteilung werden vor allem über den Markt und die dort erfolgende Preisbildung gesteuert. Das ist in vielen Bereichen leicht möglich, in manchen aber nicht so einfach. Einige Güter können nicht nur durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage geregelt werden, weil sonst die Grundversorgung der Menschen nicht gewährleistet wäre. Deshalb gibt es Preisobergrenzen, die vom Staat oder den Sozialpartnern beeinflusst werden. Trotz einer freien Marktwirtschaft hat der Staat Aufgaben zu erfüllen. Er sorgt etwa für den Bau von Verkehrswegen (Schiene oder Straße), damit die Güter auch zu den Konsumenten und Konsumentinnen transportiert werden können, oder aber dafür, dass für Industriebetriebe geeignete Grundstücke zur Verfügung stehen. Soziale Marktwirtschaft Die Idee des von Alfred Müller-Armack und Ludwig Erhard entworfenen Leitbilds der Sozialen Marktwirtschaft ist, die Vorteile einer freien Marktwirtschaft, insbesondere die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die hohe Güterversorgung, zu realisieren, gleichzeitig aber Nachteile wie zerstörerischen Wettbewerb, Ballung wirtschaftlicher Macht und unsoziale Auswirkungen von Marktprozessen zu vermeiden. Ziel der Sozialen Marktwirtschaft ist größtmöglicher Wohlstand bei bestmöglicher sozialer Absicherung. Der Staat verhält sich anders als in der freien Marktwirtschaft nicht passiv, sondern greift aktiv in das Wirtschaftsgeschehen ein. Die sozialpolitischen Ziele bestehen aus einer maßvollen staatlichen Konjunkturpolitik, einer aktiven Arbeitsmarkt-, Vermögens-, Wohnungsbau- und Bildungspolitik sowie einem sozialpolitisch motivierten Ausgleich der Verteilung der Einkommenszuwächse. Sozialistische Marktwirtschaft Der Staat regelt und kontrolliert möglichst alle Bereiche der Wirtschaft. Dabei geht man von der Annahme aus, dass der Staat am besten einschätzen kann, welche Güter und Dienstleistungen für die Menschen nötig sind. Deshalb werden langfristige Pläne erstellt, in denen genau aufgelistet wird, welche Produkte erzeugt werden müssen, welche Lebensmittel angebaut bzw. hergestellt werden sollen oder welche Dienstleistungen zu erbringen sind. In einer solchen Planwirtschaft kann allerdings nur sehr träge auf Änderungen reagiert werden. In vielen kommunistischen Ländern gab es eine Planwirtschaft. Marktgleichgewicht Marktgleichgewicht (auch geräumter Markt) nennt man in der Wirtschaftswissenschaft die Situation auf einem Markt, in der die Menge des Angebots gleich der Nachfragemenge ist. Diese Menge wird als Gleichgewichtsmenge bezeichnet. Marktversagen Marktversagen tritt dann auf, wenn die Bedingungen für vollkommene Märkte nicht gegeben sind. Die Theorie des Marktversagens beschäftigt sich also mit den wirtschaftlichen Problemen, bei denen nichtmarktliche Lösungen zu besseren Ergebnissen führen als marktliche. In der mikroökonomischen Theorie bezeichnet man diese Fälle als natürliche Monopole, asymmetrische Information, externe Effekte und öffentliche Güter. Kommt es zu Marktversagen, können die Ergebnisse durch staatliche Eingriffe verbessert werden. Dies geschieht entweder durch staatliche Bereitstellung der Güter oder durch genaue Festlegung der Spielregeln für die Marktteilnehmer. In letzterem Falle spricht man von regulierten Märkten. Marktwirtschaft und soziale Gerechtigkeit Die Marktwirtschaft führt in der Theorie zu einer leistungsabhängigen Einkommensverteilung, da das Einkommen maßgeblich von Dingen wie Bildung, Berufsqualifikation sowie auch Motivation und persönlicher Leistung beeinflusst wird. Daraus folgt natürlich, dass weniger qualifizierte Kräfte vom Einkommensniveau her höher qualifizierten unterlegen sind. In der Praxis wird die Einkommensverteilung zusätzlich durch unterschiedliche Startbedingungen beeinflusst, die unter dem Begriff Marktmacht zusammengefasst werden können. Durch staatliche Regulierungen wie z. B. Umverteilung können Einkommensunterschiede verringert werden. Dabei besteht aber die Gefahr, dass insbesondere fallweises staatliches Eingreifen in die Marktwirtschaft zu Nebeneffekten führt, die die Absicht teilweise ins Gegenteil verkehren können. Die Bestimmung sozialer Gerechtigkeit ist Gegenstand zentraler politischer und philosophischer Auseinandersetzungen seit dem 19. Jahrhundert. Der Utilitarismus nach Jeremy Bentham hat den „felicific calculus“ konzipiert. Dieser beruht auf der Grundlage, dass das größte zu erreichende Gut dasjenige sei, welches zum „größtmöglichen Glück für die größtmögliche Zahl“ führt.