18.10.2013: Dankesworte zur Verleihung der Pater-Rupert-Mayer-Medaille von Irene Martius, Pfarrgemeinderatsvorsitzende St. Stephan und Mitglied der Initiative toPtolerantes Putzbrunn Vielen Dank an den Katholikenrat für diese großartige Ehrung! Vielen Dank dem Vorsitzenden Herrn Dr. Karrer und dem Vorstand für die Entscheidung den Ökumenischen Helferkreis Asyl aus Putzbrunn in diesem Jahr mit der Pater-Rupert-Mayer-Medaille für seine Arbeit zu ehren. Ein herzliches Dankeschön auch an Frau Dr. Himmighoffen für ihre wunderbare Laudatio. Ich freue mich sehr, diesen ehrenvollen Preis heute als Vertreterin einer großen Gruppe von Menschen entgegennehmen zu dürfen, die sich alle viele Stunden ehrenamtlich für die Menschen einsetzen, die ihre Heimat verlassen mussten. Einige tun dies im täglichen Kontakt mit den Menschen, andere indem sie sich öffentlich und politisch einsetzen für mehr Aufklärung und gegen fremdenfeindliche Tendenzen in der Bevölkerung oder für den Bau einer hochwertigen, menschenwürdigen neuen Unterkunft in ihrer eigenen Nachbarschaft – wie wir es mit dem Aktionsbündnis „tolerantes Putzbrunn“ getan haben. Unser Ziel ist es, die Bevölkerung sachlich darüber zu informieren, was und wer Asylbewerber sind, warum sie kommen, welche Rechte und Pflichten sie in Deutschland haben, wann sie welchen Status bekommen, warum die Menschen ihre Heimat verlassen mussten, was sie hier in Zukunft erwartet und was auf uns Deutsche, bzw. uns Putzbrunner angesichts der dringend notwendigen Aufnahme von Flüchtlingen zukommt. Dafür haben wir eine gute Öffentlichkeitsarbeit vorangetrieben, mehrere Flugblätter in alle Putzbrunner Haushalte verteilt, Pressemitteilungen verschickt und eine umfangreiche Webseite erstellt. Denn nur mit sachlicher Aufklärung und Handeln wird es möglich sein, den Bürgern ihre Ängste und ihre Vorurteile vor Menschen zu nehmen, die alles verloren haben und uns nun um Hilfe bitten. Die Politiker in „toP-tolerantes Putzbrunn“ haben mit der Aktion nach ihrem Gewissen gehandelt und riskiert, sich damit evtl. auch gegen eine Mehrheitsmeinung ihrer Wählerschaft zu stellen und trotzdem haben sie sich für den Bau einer Unterkunft für Flüchtlinge ausgesprochen. Wo findet man heute so was noch? Die Christen in unserer Gruppe haben sich auch gegen die Meinung vieler Menschen in den Pfarrgemeinden gestellt. Dabei hätten Christen es doch so einfach, denn – wie Frau Dr. Himmighoffen in ihrer Laudatio so klar formulierte – „ein Christ, der seinen Glauben mit dem Gebot der Nächstenliebe ernst nimmt, hat eigentlich gar keine Wahl, wenn ihm ein Mensch in Not gegenüber steht.“ Es zählt der Satz Jesu: „Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen.“ Meine Oma musste 1945 mit zwei kleinen Kindern aus Schlesien fliehen. Eine persönliche Geschichte, aber vielleicht doch eine, die viele Familien der hier Anwesenden so oder ähnlich selbst erlebt haben. Meine Oma hat uns eine Art Tagebuch aus der Zeit der Flucht und Ankunft in Westdeutschland hinterlassen. Der schlichte Titel dieses Büchleins lautet: Lernen, Lernen, Lernen Als jüngstes von 7 Kindern pflegte sie ihre Eltern und bekam keine Ausbildung. Mein Opa fiel in den letzten Kriegstagen. Ohne Ausbildung und mit zwei Kindern musste sie völlig allein nach Westdeutschland fliehen. Ein katholisches Jungeninternat in Recklinghausen, später unterstützt von der Stadt, nahm meinen Vater und viele Flüchtlingskinder auf. Es war schließlich massiv überbelegt, aber man rückte zusammen. Pensionierte Lehrer kamen wieder zurück und halfen aus. Meine Oma fand Arbeit in der Großküche und Unterschlupf in einem winzigen möblierten Zimmer ohne eigenen Schlüssel. Trotz allem, die Solidarität war unglaublich. Die Leistungsbereitschaft und der Arbeitswille der Schüler waren nie größer als in jenen Jahren. - Lernen, Lernen, Lernen…. - Die Flüchtlinge wurden zu einem wichtigen Pfeiler des Neuen Deutschlands. Dies könnte heute auch so sein. Etwas Solidarität und die Möglichkeit zu lernen und zu arbeiten, um wieder frei und unabhängig zu sein, das wünschen sich auch heute die meisten Flüchtlinge, die zu uns kommen. Die Forderungen von Herrn Dr. Karrer und dem Katholikenrat können wir daher nur unterstützen. Gezielte Deutschkurse von Anfang an müssen eine Selbstverständlichkeit werden und die Anerkennung der Abschlüsse von Migranten darf nicht weiter so schwierig sein. Unter Ehrenamtlichen zieht die Solidarität bereits weite Kreise. Überall sprießen Helferkreise aus dem Boden, Jugendliche aus einer katholischen Pfarrei wollen uns mit einer Aktion finanziell unterstützen, im Hachinger Tal soll ein Helferkreis gegründet werden, obwohl es dort noch gar keine Asylbewerber gibt, nur um zu überlegen, wie auch sie dort helfen können. Allen, die hier schon helfen oder auch jetzt erst einsteigen, gebührt letztlich dieser Preis. Wir von toP freuen uns ganz besonders und sagen dem Katholikenrat: Vielen Dank für dieses großartige Signal mit großer Ausstrahlungskraft!