Ätherische Öle wirken gegen Bakterien Die antibakterielle Wirkung ätherischer Öle ist seit langem bekannt. Bereits 1979 veröffentlichte der französische Arzt Paul Belaiche ein Werk, das ätherische Öle mit starker antibiotischer Wirkung auflistet. Inzwischen haben zahlreiche wissenschaftliche Studien die Wirkung bestätigt1,2. Beispiele für antibiotisch besonders aktive ätherische Öle sind das Lemongrasöl, Teebaumöl, Manukaöl und Thymianöl. Hemmhof zeigt Wirksamkeit ätherischer Öle Allerdings wirkt nicht jedes ätherische Öl gegen jeden Erreger. Mit Hilfe des Aromatogramms lässt sich gezielt herausfinden, welche ätherischen Öle die nachgewiesenen Erreger im Wachstum hemmen. Dr. Andreas Schwiertz, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung am Institut für Mikroökologie in Herborn, erläutert, wie das Aromatogramm funktioniert: „Unsere Mitarbeiter streichen die isolierten Erreger auf Nährböden aus und legen dann Plättchen darauf, die verschiedene ätherische Öle enthalten.“ Anschließend komme der Nährboden in einen Brutraum, bis ein dichter Bakterien- oder Pilzrasen gewachsen ist. „Ist ein ätherisches Öl gegen den ausgestrichenen Erreger wirksam, bildet sich ein Hof um das Plättchen. In diesem Hof kann der Erreger nicht wachsen“, erklärt Schwiertz weiter. Die wirksamsten ätherischen Öle können dann für eine gezielte Aromatherapie gegen die vorliegenden Erreger eingesetzt werden. In natürlicher Form wirksamer Die ätherischen Öle verändern zum Teil sichtbar die Form der Bakterien oder greifen die Hülle an, die die Bakterienzelle umgibt. Einzelne aktive Komponenten der Öle herauszufiltern, ist allerdings nicht sinnvoll, wie zahlreiche Untersuchungen gezeigt haben. Denn in ihrer natürlichen Zusammensetzung sind die ätherischen Öle wirksamer als die einzelnen Inhaltsstoffe alleine. Die Öle wirken gegen aggressive Parodontitiserreger wie Aggregatibacter, Porphyromonas und Prevotella, aber auch gegen die gefürchteten MRSA - Methicillin-resistente Staphylococcus aureusStämme. Gegen MRSA hat sich in einer Studie das Teebaumöl als besonders wirksam erwiesen. Nach den bisherigen klinischen Erfahrungen eignen sich ätherische Öle außerdem für die Therapie von Erkrankungen der Atemwege, der Haut und des Vaginalbereichs. Bei Mischinfektionen: Erreger bestimmen Bei Infektionen, die auf eine einzelne Bakterienart zurückgehen, sind pauschale Empfehlungen geeigneter ätherischer Ölen möglich. Sind an einer Erkrankung aber mehrere Bakterienarten beteiligt wie bei der Parodontitis, sollten die Erreger vor der Behandlung nachgewiesen und ihre Empfindlichkeit gegenüber ätherischen Ölen bestimmt werden. Das Institut für Mikroökologie in Herborn weist zum Beispiel über den ParoCheck Parodontitiserreger nach und empfiehlt passend dazu wirksame ätherische Öle. Zur Behandlung der Parodontitis eignen sich Mundspüllösungen, die auf das individuelle Keimspektrum des Patienten abgestimmt sind. Die neu entwickelten Parodolium-Mundwasser enthalten ätherische Öle in unterschiedlicher Zusammensetzung und ermöglichen so Zahnarzt und Patienten, das zum Befund passende Parodolium-Mundwasser auszuwählen. Der positive Nebeneffekt: Die Behandlung mit ätherischen Ölen ist nicht nur eine angenehme, natürliche Therapieform, sie hilft auch, Antibiotika einzusparen und damit die Resistenzentstehung einzudämmen. 1) Gunsolley JC.: A meta-analysis of six-month studies of antiplaque and antigingivitis agents. 2006; J Am Dent Assoc. 137(12): 1649-1657. 2) Teles RP, Teles FR.: Antimicrobial agents used in the control of periodontal biofilms: effective adjuncts to mechanical plaque control? 2009; Braz Oral Res. 23 Suppl 1: 39-48.