Das Karpaltunnelsyndrom Beim Karpaltunnelsyndrom kommt es aufgrund einer Nerveneinklemmung im Handwurzelbereich der Handgelenksinnenfläche zu Gefühlsstörungen, Schmerzen und Lähmungserscheinungen des Daumens, Zeigeund des Mittelfingers. Beschwerden: Typische Beschwerden sind Ameisenlaufen und Einschlafen in den Fingerspitzen, die nachts auftreten und so stark sein können, dass der Betroffene aufwacht oder nicht einschlafen kann. Im späteren Stadium treten die Beschwerden auch tagsüber auf. Häufig verbessern sich die Beschwerden bei herabhängendem Arm. Zusätzlich besteht häufig eine Morgensteifigkeit, ein "Wurstfingergefühl" Manche Patienten klagen über brennende Schmerzen der Hand, die vorwiegend nachts auftreten und oft bis in den Oberarm und Schulter ausstrahlen Viele Patienten beklagen Schwierigkeiten bei Tätigkeiten, die eine gewisse Geschicklichkeit der Hände erfordern, z.B. beim Nähen. Zu den Spätzeichen gehört der Rückgang der Muskulatur des Daumenballens. Anatomie: Der sogenannte Karpaltunnel ist ein Kanal im Bereich des Handgelenks. Er wird seitlich und zum Handrücken hin von den Handwurzelknochen und zur Handfläche hin von einer derben Bindegewebsplatte begrenzt. Durch diesen Kanal ziehen die Beugesehnen zu den Fingern und ein grosser Nerv - der sogenannte Nervus medianus der Daumen, Zeige- und Mittelfinger versorgt. Bei dem Karpalltunnelsyndrom wird durch eine Verdickung der Bindegewebsplatte der Nerv eingeklemmt. Untersuchung und Stellen der Diagnose: Ähnliche Beschwerden können durch eine Reihe anderer Erkrankungen verursacht werden wie z.B. Nerveneinklemmung an der Halswirbelsäule oder Durchblutungsstörungen der Finger. Deshalb ist bei Auftreten oben genannter Beschwerden immer eine ärztliche Abklärung notwendig. Es erfolgt zuzerst ein genaues Erfragen der Beschwerden, denn diese sind charakteristisch! Frage nach früheren Erkrankungen oder Unfällen (Knochenbrüche). Eine sogenannte neurophysiologische Untersuchungen wie ENG (Elektroneurographie) und EMG (Elektromyographie) können Aufschluss über den Zustand des jeweiligen Nervens liefern. Diese Untersuchungen sind zur genauen Diagnosestellung unerlässlich und werden von einem Neurologen durchgeführt. Mit der ENG wird gemessen, wie schnell der Nervus medianus einen Reiz weiterleitet. Benötigt er zu lange, so muss von einer Druckschädigung des Nervens ausgegangen werden. Mit der EMG kann man unterscheiden, ob mehr der Nerv oder der Muskel geschädigt ist, und es lässt sich damit der genaue Ort der Schädigung feststellen. Behandlung: 1. Konservative Behandlung Im Anfangsstadium des Karpaltunnelsyndroms kann eine konservative ( = nicht operative Behandlung) versucht werden. Das Tragen spezieller Nachtschienen oder auch das Anlegen von geformten Stützverbänden, die vom Sanitätsfachhandel auch für tagsüber angeboten werden, vermag die Beschwerden zumindest für eine Zeit lang zu beseitigen oder abzumildern. Eine Alternative zur herkömmlichen Nachtschiene sind Schienen, die den Karpaltunnel öffnen, indem dieser gedehnt und dadurch die querliegenden Bänder verlängert werden. Dieser Prozess verringert den Druck auf die Nerven, was die Schmerzen mildert und die Heilung der Entzündung ermöglicht. Als unterstützende oder alternative Therapie können schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente verabreicht werden. Ebenfalls angewandt werden Kältetherapie zur Senkung der Entzündungsaktivität oder Wärmetherapie zur Durchblutungsförderung. Bleibt die konservative Behandlung erfolglos, dann sollte, um bleibende Schäden zu vermeiden, eine Operation erfolgen. 2. Operative Behandlung: Bei der Operation wird über einen Hautschnitt über der Vorderseite des Handgelenkes die verdickte und den Nerv einengende Bindegewebsplatte durchtrennt, sodass der Nerv mehr Freiraum erhält. Diese Operation kann sehr gut in örtlicher Betäubung durchgeführt werden, eine Vollnarkose ist nicht notwendig. Sie brauchen für diese Operation nicht nüchtern zu sein. Welche Komplikationen können auftreten: In seltenen Fällen ( < 2%) kann eine Wundinfektion und eine Nachblutung auftreten. Diese Komplikationen sind unangenehm und verzögern den schnellen Heilungsverlauf. Seltener können durch extreme Narbenbildung erneut Schmerzen und Beschwerden wie vor der Operation auftreten. Eine Verletzung des Nerven selbst und eine Verletzung des sogenannten Daumenastes ( ein kleiner Seitenast des Nerven, der zum Daumen zieht) sind extrem selten, kommen aber leider immer wieder vor. Trotz einer Nervennaht kann es zu Gefühls- und Bewegungsstörungen des ersten bis vierten Fingers kommen. Dies ist oft schwierig zu beurteilen, da gleiche Beschwerden durch eine bereits vor der Operation bestehende Druckschädigung des Nerven verursacht sein können. Durch unvollständiges Durchtrennen der Bindegewebsplatte, kann ein sogenanntes Rezidiv ( = erneutes Auftreten der Erkrankung) eintreten, sodass eine erneute Untersuchung und eventuell eine erneute Operation notwendig sein kann. Bei der sogenannten Reflexdystrofie oder Sudeck`sche Dystrofie (CRPS Syndrom) kommt es zu funktionellen (reflektorischen) Durchblutungsstörungen der Hand und Finger, wobei es durch Abbau von Muskeln und Knochen letztendlich auch zur Einsteifung der Gelenke kommen kann. Wichtige Instruktionen vor dem Eingriff: Bitte entfernen Sie vor dem Eingriff Schmuckstücke am Handgelenk und vor allem, bitte keine Ringe an den Fingern, da es durch Schwellung der Finger nach der Operation, durch einen abschnürenden Ring zu Durchblutungsstörung des betroffenen Fingers kommen kann. Ihre gewohnten Medikamente können sie ganz normal, wie gewohnt einnehmen. Aussnahme sind blutgerinnungshemmende Medikament wie z.B. Macumar. Diese Medikamente sollten 3 – 5 Tage vor dem Eingriff nicht mehr eingenommen werden, allerdings muss dies zuvor mit Ihrem Hausarzt oder Kardiologen besprochen werden. Nach dem Eingriff: Die Operation dauert ungefähr 20 bis 30 Minuten. Die Wunde wird n der Regel mit einem Faden genäht, der sich selbst auflöst und nicht entfernt werden muss Sie erhalten einen Druckverband, diesen können Sie ungefähr 12 Stunden nach der Operation selbst entfernen. Jetzt ist nur noch ein Wundpflaster notwendig. Es ist nicht sinnvoll nach der Operation , alleine nach Hause zu gehen oder zu fahren, bitte lassen Sie sich abholen. Die ersten 3 Tage sollte man die operierte Hand schonen und hochhalten, auch die Lagerung auf einem Kissen in den ersten Nächten ist anzuraten. Am Tag nach der Operation können sie vorsichtig mit den Fingern üben (Pianospielen) und auch die Finger beugen und Strecken (Faustschluss). Leichte Tätigkeiten können Sie dann schnell wieder tätigen (z.B. Computer, Stricken, Musikinstrument spielen). Sie sollten in der ersten Woche die Hand nicht unter Wasser gebrauchen (z.b. Spülen, Baden). Kurzes Duschen ist erlaubt, auch wenn die Wunde dadurch nass werden sollte. Die Narbe ist in den ersten Wochen nach dem Eingriff noch sehr empfindsam und kann vermehrt aber auch manchmal deutlich vermindert berührungsempfindlich sein. Die Operation führt meistens zu einer kompletten Erholung des Nerven und dadurch sind die Beschwerden die Sie vor der Operation hatten meistens schnell verschwunden, allerdings kann das Taubheitsgefühl noch einige Zeit andauern. Auch ist häufig die Kraft im Daumen für einige Wochen vermindert. Insgesamt ist der Genesungsprozess abhängig davon, wie sehr der Nerv durch den Druck beschädigt, d.h. wie lange der Nerv im Karpaltunnel eingeengt war. Je länger sie die Beschwerden hatten, desto länger dauert der Genesungsprozess. Bitte nehmen Sie sofort Kontakt mit mir auf wenn: 1. 2. 3. 4. Die Finger und Hand sich nach 6-8 Stunden nach der Operation taub anfühlen oder gefühllos sind Eine Nachblutung eintritt Die Finger und Hand kalt sind und sich blau verfärben Sie über das normale Maß hinaus starke Schmerzen bekommen Dr. med. Martin Pelle Praxis für Chirurgie Alte Bahnhofstrasse 3 5610 Wohlen Tel.: 056 622 26 25 [email protected] [email protected] www.doktor.ch/martin.pelle Einverständniserklärung Patientenaufkleber Hiermit bestätige ich, dass ich die Aufklärungsbroschüre Karpaltunnelsyndrom gelesen habe. Ich erkläre mich mit dem Eingriff einverstanden. Herr Dr. med. Pelle hat mir den Eingriff und die entsprechenden Risiken ausreichend erklärt. Ich hatte ausreichend Möglichkeit, meine bestehenden Fragen zu stellen und alle Fragen wurden mir in verständlicher Art und Weise beantwortet. _____________________________ Ort/Datum ____________________________ ____________________________ Unterschrift Patientin/Patient Unterschrift Dr.med.MartinPelle