Pressetext - Public Health

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Presseinformation
„Das bionische Auge – ein Lichtblick für Blinde“
10.7.2015
Erstmals wurde in Österreich erfolgreich einer Blinden ein Augen-Chip implantiert. 10 Tage nach der
Operation berichten die Chirurgin und die Patientin über den erfolgreichen Verlauf und die ersten
Lichtblicke nach beinahe dreißig Jahren Blindheit. Das Argus II Retinaprothesensystem stimuliert
direkt im Auge die verbliebenen Netzhautzellen und erzeugt so Lichtmuster, die vom Gehirn
wahrgenommen werden können. Auch auf der 33. Jahrestagung der American Society of Retina
Specialists, die derzeit in Wien stattfindet, ist die hochkomplexe Sensations-OP ein großes Thema.
Diese innovative Behandlungsmethode ist nur für einige bestimmte Arten einer erst im Lauf des
Lebens entstandenen Blindheit möglich.
Betroffene können sich unter der kostenlosen Telefonnummer: 0800 802208 informieren.
Am 30. Juni wurde in der Wiener Rudolfstiftung eine herausragende medizinische Leistung vollbracht und
gleichzeitig einer Wienerin ein Lebenstraum erfüllt. Hildegard Monschein war seit ihrem 29. Lebensjahr
durch eine Krankheit mit dem medizinischen Namen Retinitis pigmentosa (RP) blind. Die Frau meisterte ihre
Situation und blieb trotz aller Schwierigkeiten im Arbeitsleben.
Doch ihr großer Traum, wieder etwas sehen zu können, wurde erst beinahe 30 Jahre später erfüllt. Vor
einigen Jahren fand Sie heraus, dass es bei ihrer Erkrankung eine neue Behandlungsmethode mit einem
Netzhautimplantat gibt. Sie wandte sich direkt an das amerikanische Unternehmen Second Sight, welches
den Kontakt zu der Wiener Augenchirurgin Prim.a Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Binder herstellte. Nach einer
intensiven Vorbereitungsphase, in der Frau Prof.in Binder bei Operationen in anderen Ländern teilgenommen
hat und von der Herstellerfirma umfassende Schulungen erhielt, konnte die Operation durchgeführt werden.
Verlauf und einstweiliges Ergebnis der Operation
Die Operation selbst dauerte etwas mehr als drei Stunden. Bei der OP wird der Glaskörper des
Patienten/der Patientin entfernt und ein Silikonband um den Augapfel gelegt; an dem Silikonband ist der
Chip befestigt. Der Chip ist mit einer Elektrodenplatte verbunden, die direkt an der Netzhaut mit einem
winzigen Titannagel befestigt wird.
Prim.a Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Binder erklärt stolz: „Schon am Beginn meiner Karriere als Augenärztin
wollte ich blinde Menschen zum Sehen bringen. Jetzt sind wir diesem Traum einen Schritt näher gekommen.
Die Grundlage dafür sind mehr als 20 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der vitreoretinalen Chirurgie und das
stetige Interesse an neuen Technologien, das ich gemeinsam mit meinem Team habe. Ich hoffe, dass in
Österreich auch die Implantation an weiteren geeigneten Patientinnen und Patienten möglich sein wird.“
Die Patientin Hildegard Monschein ergänzt: „Ich habe mir diese Operation, dieses Implantat schon sehr
lange gewünscht. Es geht mir gut, aber ich weiß auch, dass es noch ein intensives Training benötigt um
meine Sehleistung zu verbessern. Ich bin sehr motiviert und auch sehr dankbar, dass Frau Prof. in Binder
diese Operation mit ihrem Team durchgeführt hat.“
Wie sieht man mit dem Retinaimplantat?
Das Argus II Retinaprothesensystem stimuliert direkt im Auge die verbliebenen Netzhautzellen und erzeugt
so Lichtmuster, die vom Gehirn wahrgenommen werden können. Der Chip vermittelt also kein normales
Sehen. Es wird aber möglich, Bewegungen zu erkennen. Er ist vor allem im Freien eine große Hilfe, weil
Kontraste wieder wahrgenommen werden können. Durch den Chip kann es zum Beispiel möglich sein,
Hindernisse wie Stangen von Verkehrsschildern, einen Kinderwagen, einen Briefkasten oder die
Gehsteigkante zu erkennen. Eine praktische Anwendung für zu Hause ist, dass die Wäsche in hell und
dunkel sortiert werden kann und so selbständiges Wäschewaschen wieder möglich ist.
Bei der Netzhautprothese Argus II werden von einer Minivideokamera, die in einer Brille integriert ist,
Aufnahmen der Umgebung gemacht. Diese Bilder werden dann in eine Reihe kleiner elektrischer Impulse
umgewandelt und kabellos an eine Reihe von Elektroden, die auf der Netzhaut implantiert sind,
weitergeleitet. Die Träger des Implantats müssen erst trainieren, diese Eindrücke richtig zu interpretieren.
Dieses Training braucht ein hohes Maß an Konzentration und Disziplin.
Jeroen Perk, ein Patient aus den Niederlanden, der seit zwei Jahren das Implantat hat, beschreibt seine
Erfahrungen so: „Mit dem Implantat kann ich weiterarbeiten, auf Konzerten die Bewegungen der Band
mitverfolgen und ich kann so viel wieder unternehmen. Zum Beispiel Schifahren, Bogenschießen oder
Reisen. Ich habe mich unglaublich gefreut, als ich die Form des Eifelturms wieder wahrnehmen konnte.
Argus II macht mich selbstbewusster und hat mein Leben völlig verändert.“
Für wen ist diese Behandlungsmethode geeignet?
Um für das Implantat geeignet zu sein müssen folgende Voraussetzungen vorliegen: Die Betroffenen
müssen sehend geboren und erst im Lauf ihres Lebens erblindet sein. Sie müssen auf beiden Augen blind
sein. Das Implantat ist für eine bestimmte Auswahl degenerativer Augenerkrankungen geeignet, wie Retinitis
pigmentosa, Usher-Syndrom, Chorioideremie, Lebersche kongenitale Amaurose, Bardet-Biedl-Syndrom und
Zapfen-Stäbchen-Dystrophie. Derzeit wird in einer Studie der Einsatz bei der trockenen altersbedingte
Makuladegeneration (AMD) erprobt. Sind diese Voraussetzungen gegeben, wird jedes Auge einzeln
getestet. Dabei wird mit einem Fotoblitz das Auge angeblitzt und die untersuchte Person muss erkennen
wann und wie oft geblitzt wird. Dieser Test dient der Feststellung, ob sich auf der Netzhaut des Patienten/der
Patientin noch genügend intakte lichtempfindliche Zellen befinden. Das ist die Voraussetzung für die
Wirksamkeit des Implantats. Wenn dieser Test bestanden wird, ist die Person physisch geeignet.
In Österreich können sich Betroffene unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 802208 informieren, ob
sie prinzipiell für diese spezielle Behandlungsmethode in Frage kommen.
Eine Operation und eine Tagung in Wien als wissenschaftliches Ereignis
Mark Humayun, PhD., MD, Vorstandsmitglied der Amerikanischen Gesellschaft der Retina Spezialisten
berichtet: „Diese Woche ist herausragend, da wir im Rahmen unserer Jahrestagung in Wien ein spezielles
Seminar zur Implantierung des Argus II haben werden und Prof. Binder gerade die erste Operation dessen in
Österreich durchgeführt hat. Ich habe selbst mit Second Sight Medical Products die Argus II Behandlung
miterfunden und mitentwickelt. Nun sind Langzeit-Daten publiziert worden, die den Nutzen deutlich
bestätigen.“
Gregoire Cosendai, PhD, Europadirektor von Second Sight Medical Products ergänzt: "Dieses Ergebnis
kann man mit einer Steigerung von vier Zeilen auf der Sehtestskala beim Augenarzt vergleichen. Das Argus
II System wird bereits in Frankreich, Deutschland, Italien und den USA von der Sozialversicherung bezahlt.
Wir hoffen, dass durch diese erste Operation in Wien auch die österreichischen Entscheidungsträger eine
Kostenübernahme überlegen werden.
Was kostet die Behandlung?
Die Kosten für den Eingriff und das Implantat betragen insgesamt 120.000 Euro. In Österreich wird dieses
Produkt noch nicht erstattet, da es bisher nicht verfügbar war. Frau Prof.in Binder hat sich persönlich für die
Finanzierung der OP bei der Sozialversicherung der Patientin und beim Sozialministerium eingesetzt, die
einen Teil der Kosten übernommen haben, den Großteil hat die Krankenanstalt Rudolfstiftung selbst
getragen.
Dr. Ernst Schenk, MBA, Ärztlicher Direktor der Krankenanstalt Rudolfstifung erklärt: „Die Augenabteilung der
Rudolfstiftung führt jährlich tausende operative Eingriffe durch. Einer der Schwerpunkte sind die Behandlung
und Erforschung von Netzhauterkrankungen. Die Durchführung dieser hochkomplexen Operation zeigt, dass
mit hochqualifizierten und engagierten Ärztinnen und Ärzten medizinische Spitzenleistungen auf
allerhöchstem Niveau möglich sind. Ich bin sehr stolz, dass Frau Prof.in Susanne Binder diese für Österreich
bisher einmalige Operation in der Rudolfstiftung initiiert und durchgeführt hat.“
Über degenerative Erkrankungen der äußeren Retina
Die äußere Retinadegeneration ist eine Netzhauterkrankung, die durch das fortschreitende Absterben von
Zellen in der äußeren Netzhautschicht – wie z. B. den Photorezeptoren – verursacht wird. Eine wichtige
Form der äußeren Netzhautdegeneration ist die Retinitis pigmentosa (RP). Bei dieser seltenen, erblich
bedingten Erkrankung kommt es zu einem zunehmenden Verlust der lichtempfindlichen Netzhautzellen. Dies
kann zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Sehfähigkeit und schließlich zur vollständigen Erblindung
führen. Weltweit leiden schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen an RP.
Über das Argus® II Retinaprothesensystem
Argus II ist die erste künstliche Retina, die in Europa zugelassen wurde (CE-Kennzeichnung) und die erste
und einzige Retinaprothese, die in den USA eine FDA-Zulassung erhalten hat. Das Argus II System ist ein
modernes Neurostimulationsgerät, das Menschen mit einer schweren bis hochgradigen Degeneration der
äußeren Retina eine visuelle Wahrnehmungsfähigkeit ermöglicht. Es umgeht die nicht intakten
Photorezeptoren und stimuliert die verbliebenen funktionsfähigen Netzhautzellen. Bei der Netzhautprothese
Argus II werden von einer Minivideokamera, die in einer Brille integriert ist, Aufnahmen der Umgebung
gemacht. Diese Bilder werden dann in eine Reihe kleiner elektrischer Impulse umgewandelt und kabellos an
die auf der Netzhaut implantierten Elektroden weitergeleitet. Die Impulse sollen die verbliebenen
Netzhautzellen stimulieren und so Lichtmuster erzeugen, die vom Gehirn wahrgenommen werden. Indem
der Patient lernt, diese Muster zu interpretieren, kann er einen Teil seiner funktionalen Sehkraft
zurückgewinnen. Argus II wurde bereits mehr als 130 Patienten weltweit implantiert und hat eine langfristige
Zuverlässigkeit bewiesen. Einige Argus II Patienten tragen das Implantat bereits seit acht Jahren. Die
Behandlung wird derzeit in zugelassenen Zentren in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, der Schweiz,
Großbritannien, den Niederlanden, Saudi-Arabien, der Türkei, den USA und Kanada angeboten.
Über Second Sight
Second Sight Medical Products, Inc. wurde 1998 gegründet, um eine Netzhautprothese zu entwickeln, die
blinden Patienten mit Degenerationen der äußeren Retina wie Retinitis pigmentosa eine Sehfähigkeit
ermöglicht. Die Mission von Second Sight ist es, innovative implantierbare Sehprothesen zu entwickeln,
herzustellen und zu vermarkten, die blinden Menschen eine größere Unabhängigkeit ermöglichen. Das
Argus II Retinaprothesensystem von Second Sight ist in den USA und Europa zugelassen. Derzeit entwickelt
Second Sight die Orion™ Cortexprothese, um Patienten, die aufgrund nicht vermeidbarer oder nicht
behandelbarer Umstände erblindet sind, ein gewisses Sehvermögen zurückzugeben. Der US-Hauptsitz des
Unternehmens befindet sich in Sylmar, Kalifornien, der europäische Hauptsitz in Lausanne in der Schweiz.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.secondsight.com.
Rückfragehinweis:
Public Health PR
Thomas Braunstorfer
Tel.: 0699/19258677
Mail: [email protected]
www.publichealth.at
Wiener Krankenanstaltenverbund
Generaldirektion
Vorstandsbereich Kommunikation Presse
Mag. Christoph Mierau
Tel.: +43 1 404 09-70054
Mail: [email protected]
www.wienkav.at
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