"Um jeden Preis" Phil. 3 - CZ

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Update-Predigt Philipper 3 – 16.11.2014 – Cedric Zangger
Guten Morgen
Dass ihr heute Morgen hier seid, zeigt, dass ihr schon ein gewisses Mass
an Vertrauen habt. Ihr habt ins Vorbereitungsteam vom Update und der
Band vertraut, dass sie auch tatsächlich hier sind und der Update
stattfindet. Ihr habt in die Technik eures Autos oder euer Velo vertraut,
dass es auf der Fahrt nicht kaputtgeht.
Unser Leben ist voller Vertrauen und wir könnten gar nicht leben ohne ein
gewisses Mass an Grundvertrauen.
Wir haben es im Sketch gesehen. Wir könnten nie mehr Bus fahren, wenn
wir dem Busschauffeur nicht vertrauen.
Gehst du in die Jungschi oder warst mit der Hängebrugg im Seilpark?
Auch da vertraut man einfach so darauf, dass die Seile halten, dass die
Leiterin die Seile gut verknüpft hat und man nicht runterfällt.
Man sieht also: Vertrauen ist etwas ganz Alltägliches und jede und jeder
von uns hat ein grosses Mass an Vertrauen, um überhaupt normal leben
zu können. Man verlässt sich, ohne viel darüber nachzudenken, auf
andere Menschen, auf die Technik, sogar darauf, dass auch morgen die
Sonne wieder aufgeht. So genau wissen wir das ja nicht, aber wir
vertrauen darauf.
Auch im 3. Kapitel des Philipperbriefs geht es ums Vertrauen.
Es geht um die zentrale Frage, auf was ich in meinem Leben vertraue,
Die Menschen in Philippi waren Griechen und Römer, aber keine Juden.
Sie begannen aber, an Jesus, den Messias der Juden zu glauben und den
Gott der Juden, nämlich JHWH anzubeten. Sie wurden Christen.
Nun kamen Leute in die Gemeinde, die auch an Jesus glaubten, aber
ursprünglich aus dem jüdischen Volk waren. Und diese sagten den
Philippern, wenn sie wirklich zu Gott gehören wollten und ein Teil des
Volkes Gottes werden wollten, dann reicht natürlich noch lange nicht aus,
einfach an Jesus Christus zu glauben. Nein, dann müssen die männlichen
Gemeindemitglieder sich beschneiden lassen als Zeichen, zu Gottes Volk
zu gehören.
Die grosse Frage in dieser Diskussion war: Reicht es, an Jesus zu glauben,
um zu Gottes Volk zu gehören oder braucht es noch die jüdischen
äusseren Zeichen?
Paulus wurde sehr wütend über diese Leute und greift sie im Brief scharf
an. Denn er merkt, dass es nicht nur ihm diese an sich kleine Diskussion
handelt, sondern es um ganz wichtige Fragen geht.
Es geht nämlich darum, worauf man vertraut.
Diese Menschen, die lehren, man müsse sich beschneiden, verlassen sich
nämlich auf äussere Zeichen, eigene Gesetze, die sie einzuhalten
versuchen mit ihrer eigenen Kraft.
Paulus – das ist sein römischer Name, früher nannte er sich nach seinem
jüdischen Namen Saulus - kennt ihren Standpunkt sehr gut. Er war selber
einer der Leute, die er nun so fest angreift. Bevor Jesus ihm erschienen
ist, war er ein radikaler Pharisäer.
Wenn nun seine Gegner, die er so kritisiert, sich auf jüdische Gesetze
verlassen, so könne er sich noch viel mehr als alle anderen auf solche
jüdischen Gesetze verlassen.
Als er noch Pharisäer war, vertraute er auf verschiedene, äussere Dinge:
Er stammt aus einer vorzüglich jüdischen Familie, die sogar noch aus dem
Stamm Benjamin sind, also dem Stamm, aus dem er erste israelitische
König stammt, nämlich Saul, von dem Saulus seinen Namen hatte. Er war
sehr stolz darauf und dachte, wenn er aus so einer Familie käme, dann
gehört er sowieso zu Gott. Als Jude wurde er am 8. Tage beschnitten. Er
vertraute darauf, wegen diesem äusseren Zeichen ein Teil des Volkes von
Gott zu sein. Er ging zum bekanntesten Rabbi in die Schule. Als Pharisäer
war er einer der strengsten. Die hielten nicht nur alle 613 Gesetze des
Alten Testamentes genau ein, sondern auch noch unzählige, die sie selber
herausgefunden hatten. Das ganze Leben war geregelt und eingeteilt und
es war ganz klar, wann er was tun sollte: Vor dem Essen die Hände
waschen, zweimal pro Woche fasten und sogar von den Küchenkräutern
den 10. Teil als Tempelsteuer bezahlen. Und Paulus war einer von denen,
die besonders tüchtig sein wollten, die Gott besonders gut gefallen
wollten. Er hielt alle diese Regeln vollkommen ein. Er hielt sich von den
Gesetzen her für tadellos. Er hielt von sich aus – mit Anstrengung und
Disziplin - alle Gesetze ein. Darum war es für ihn selbstverständlich, dass
er von Gott angenommen ist und zu ihm gehört. Saulus kannte keine
Zweifel. Er war mit sich zufrieden, und stolz darauf, dass er es schaffte,
alle die Gesetze einzuhalten. Er vertraute auf seine eigene Kraft und
Fähigkeiten, diese Gesetze von sich aus einzuhalten.
Und um Gott besonders gut zu gefallen, liess er auch noch andere Juden,
die an Jesus glaubten, ins Gefängnis werfen. Er dachte, diese irrten und
darum verfolgte er sie.
Als Pharisäer dachte er, gut vor Gott dazustehen, weil er beschnitten
wurde, weil er aus jüdischer Familie stammte, weil er alle Gebote einhielt
und sogar noch Eifer zeigte, den neuen Glauben zu bekämpfen.
Er vertraute also – bevor Jesus ihm begegnet ist - voll und ganz auf seine
eigene Leistung und äussere Vorrechte. Und war voll und ganz mit sich
zufrieden. Er dachte, zu Gott zu gehören und mit seinem Lebenswandel
Gott gefallen, vertraute aber in erster Linie sich selber.
Dasselbe kann uns natürlich auch passieren beim christlichen Glauben.
Man könnte beispielsweise sagen: Das oberste Gesetz ist: Liebe deinen
Nächsten. Das muss jede Christin und jeder Christ machen. Ein Christ
raucht nicht und trinkt nicht viel Alkohol, geht regelmässig in die Kirche,
liest viel in der Bibel und betet und zahlt seinen Zehnten in die Kirche.
Man könnte aus dem Christentum wieder ganz viele Regeln aufstellen,
vielleicht schafft man es sogar auf 613, die jemand einhalten muss, damit
wirklich ein guter Christ ist und er oder sie vor Gott gut dasteht.
Die Gefahr dabei ist, wie die früher Saulus, aus eigener Kraft und aus
eigener Leistung ein christliches Leben führen zu wollen.
Ich könnte versuchen, meine Mitmenschen aus eigener Kraft so zu lieben,
wie mich selber.
Ich könnte sagen, ich bin eine Christin, ein Christ, weil ich zu einer Kirche
gehöre.
Ich könnte mich disziplinieren und jeden Abend eine Stunde in der Bibel
lesen.
Ich könnte von mir denken: Ja, eigentlich bin ich ja gut erzogen worden,
ich fluche nicht und spende regelmässig etwas Geld, also lebe ich schon
recht christlich.
Ja, das oberste Gebot ist die Nächstenliebe, Beten und Spenden und vieles
mehr wären für sich ja alle wichtig und erstrebenswert. Aber habt ihr
schon mal aus eigener Kraft versucht, eure Feinde zu lieben? Das ist ein
Krampf. Habt ihr aus eigener Kraft versucht, übervoll mit Freude für den
Herrn zu sein, wie das im Philipperbrief immer wieder das Thema ist?
Wenn ich diese an und für sich guten Dinge aus meiner Kraft, aus meiner
Disziplin, aus meiner Anstrengung, aus meiner Erziehung heraus mache,
dann passiert es mir wie dem früheren Paulus: Ich vertraue in all dem auf
mich selber. Ich möchte Gott gefallen mit meiner eigenen Leistung. Ich
vertraue darauf, dass ich genug Kraft habe, ein christliches Leben zu
führen, genug Liebe, um andere Menschen zu lieben, genug Geduld und
Barmherzigkeit, genug Überzeugungskraft, genug Disziplin, um die Bibel
zu lesen und zu beten. Ich vertraue eigentlich auf mich selbst und meine
Fähigkeiten, und meine damit, ein guter Nachfolger von Jesus zu sein.
Dies kann einerseits wie Paulus zu Stolz führen und andererseits aber
auch zu Angst.
Angst vor Gott, weil man genau weiss, nicht alles immer so schön
einhalten zu können, und sich deshalb fürchtet, diesem Gott nicht zu
genügen.Aber ganz sicher führt es zu einem grossen Krampf, zu grosser
Anstrengung, einer ernsten Miene und viel Frust. Den Nächsten zu lieben,
den Feind zu lieben, und immer noch voller Freude zu sein: Das ist eine
schwere Last!
Jesus sagt aber, sein Joch ist sanft und seine Last leicht und das
Hauptthema im Philipperbrief ist wirkliche Freude. Es muss also noch
einen zweiten Weg des Vertrauens geben. Einen anderen, als aus eigener
Kraft und Anstrengung Gott gefallen zu wollen. Paulus lernte diesen
zweiten Weg kennen, als ihm Jesus erschien und ihn vom hohen Ross
herunter auf den Boden warf. Paulus setzte von da an nur noch auf den
zweiten Weg des Vertrauens und wehrte sich darum so sehr, wenn
Menschen in die Gemeinden kamen, um wieder äusserliche Dinge zu
erwarten, wieder auf eigene Leistung setzten.
Es geht da um etwas ganz Neues, um etwas ganz Anderes. Und die Frage
ist: Was ist es denn, das neue Leben mit Jesus, was ist es denn, wenn es
nicht mehr darum geht, selber etwas zu beweisen, selber ein gutes Leben
zu versuchen, sich selber abzukrampfen, um all die Gebote einzuhalten,
sich selber abzukrampfen, ein guter Christ, eine gute Christin zu sein?
Nun beschreibt Paulus einen völlig neuen Weg, etwas völlig anderes: Es
geht nicht mehr um viele Gebote und Regeln, die wir einhalten sollen,
sondern um die Beziehung zu Jesus.
Philipper 3,8, NGÜ
Ich betrachte überhaupt alles als Verlust im Vergleich mit dem
überwältigenden Gewinn, dass ich Jesus Christus als meinen Herrn kenne.
Durch ihn hat für mich alles andere seinen Wert verloren, ja, ich halte es
für bloßen Dreck. Nur noch Christus besitzt für mich einen Wert.“
Das einzige was nun noch zählt, ist die Person Jesus Christus.
Philipper 3,9.10
Zu ihm möchte ich um jeden Preis gehören.Darum will ich nichts mehr
wissen von jener Gerechtigkeit, die sich auf das Gesetz gründet und die
ich mir durch eigene Leistungen erwerbe. Vielmehr geht es mir um die
Gerechtigkeit, die uns durch den Glauben an Christus15 geschenkt wird –
die Gerechtigkeit, die von Gott kommt und deren Grundlage der Glaube
ist. Ich möchte nur noch eines: Christus mehr und mehr kennenlernen.
10. Ich möchte seine Kraft erfahren, aber auch wenn ich leiden muss, ihm
auch darin ähnlicher werden.
Der neue Weg ist, sich völlig neu zu fokussieren. Anstelle dass man auf
sich selber schaut und versucht, all die Gebote selber einzuhalten, also auf
seine eigene Kraft vertraut, richtet man seinen Blick und sein Vertrauen in
Jesus: „Nur noch Christus besitzt für mich einen Wert.“, „Zu ihm möchte
ich um jeden Preis gehören.“„Ich möchte nichts anderes mehr kennen als
Christus: Ich möchte die Kraft seiner Auferstehung erfahren, ich möchte
sein Leiden mit ihm teilen.“
Es ist ein grosser Vertrauensschritt, nicht mehr zu versuchen, selber gut
zu sein. Ich muss meinen Stolz ablegen und eingestehen, dass ich
christlich Leben nicht selber kann, sondern es mir gegeben werden muss.
Ich darf aber auch die Angst vor Gott ablegen, dass meine Leistung nicht
genügt, dass ich nicht gut genug bin, um vor ihn zukommen, dass ich all
die Gebote gar nicht halten kann und mich drum schäme, zu Gott zu
kommen. Ich muss gar nichts beweisen, ich darf mit leeren Händen zu
Gott kommen. Ich darf auf Jesus vertrauen, dass er viel mehr Liebe hat,
als ich es je aufbringen könnte. Darauf, dass Gott viel barmherziger und
geduldiger ist, als ich es mir je vorstellen könnte und dass er noch Kraft
hat, wenn ich keine mehr habe. Dass er noch verzeihen kann, wenn ich es
nicht mehr kann, dass er Freude verbreiten und mich aufheitern kann,
auch wenn es in mir nur grau ist. Ich vertraue auf ihn, dass er mich so
zurecht hämmert, dass ich diesem Jesus immer ähnlicher werde.
Man kann dieses Leben im Vertrauen aus Jesus mit einer Flugreise
vergleichen:
Wir Menschen können ja bekanntlich keine Flügel und können nicht
fliegen. Deshalb sind wir auf Flugzeuge und Piloten angewiesen. Es ist
eigentlich ein grosser Vertrauensschritt, in ein Flugzeug zu steigen. Ich
muss vor aller Welt zugeben, dass ich nicht selber fliegen kann. Ich muss
zugeben, dass ich auf Flugzeug und Pilot angewiesen bin. Ich gebe die
Kontrolle ab und vertraue dem Piloten. Natürlich werde ich mitgenommen,
auch wenn ich selbst nicht fliegen kann. Ich muss keine Angst haben,
wenn man bemerkt, dass ich nicht fliegen kann, denn ich bin ein Mensch.
Ein Mensch kann nicht fliegen. Dennoch werde ich mitgenommen. Ich
kann nicht stolz sein, wenn ich dann am Zielflughafen angekommen bin,
denn ich habe ja nichts dazu getan.
Genauso ist es im Leben mit Gott:
Christlich Leben, also so zu leben, wie Jesus das getan hat und wie es
Gott gefällt, ist für uns Menschen ein bisschen wie fliegen: Wir haben
einfach keine Flügel und können das von uns aus nicht. Wir brauchen
jemanden, der das für uns übernimmt.
Und genau so, wie es ein grosser Vertrauensschritt ist, in ein Flugzeug zu
steigen und die Kontrolle in die Hand des Piloten zu legen, ist es ein
grosser Vertrauensschritt, die Kontrolle über das eigene Leben Gott in die
Hand zu legen und nicht mehr selber versuchen, von sich selbst aus ein
guter Mensch zu sein und Gott zu gefallen.
Vielmehr darf ich mich ganz alleine aufs eigentliche Ziel fokussieren,
nämlich auf die Beziehung zu Jesus, ihn mehr und mehr kennenlernen
wollen und ganz die Beziehung zu ihm zu pflegen. Ich bin überzeugt,
daraus, aber wirklich nur daraus, entsteht ein neuer Lebenswandel, nach
dem wir uns sehnen, nämlich ein Lebenswandel geprägt von seiner Liebe.
Amen
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