Pfingstmontag - Zentrum Verkündigung der EKHN

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Pfingstmontag
Jahrgang 15/16
Reihe II – Nr. 40
(16.05.2016)
Predigtvorschlag
1. Korinther 12, 4 - 11
Leitbild:
Die Kirche des Geistes
Wochenspruch:
"Es soll nicht durch Heer oder Kraft
geschehen, sondern durch meinen Geist,
spricht der Herr Zebaoth." (Sacharja 4, 6)
Psalm:
118, 24 - 26 a. 27. 29
Lesungen
Altes Testament:
1. Mose 11, 1 - 9
Epistel:
1. Korinther 12, 4 - 11
Evangelium:
Matthäus 16, 13 - 19
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 135
Schmückt das Fest mit Maien
Wochenlied:
EG 125
Komm, heiliger Geist, Herre Gott
Predigtlied:
EG 184
Wir glauben Gott im höchsten Thron
Schlusslied:
EG 501
Wie lieblich ist der Maien
Predigttext 1. Korinther 12, 4 - 11
4 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist.
5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr.
6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der
da wirkt alles in allen.
7 In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller;
8 dem einen wird durch den Geist gegeben, von der
Weisheit zu reden; dem andern wird gegeben, von der
Erkenntnis zu reden, nach demselben Geist;
9 einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern
die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist;
10 einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern
prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu
unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede;
einem andern die Gabe, sie auszulegen.
11 Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem
jeden das Seine zu, wie er will.
Predigt
Liebe Gemeinde,
wir feiern Pfingsten, das Fest des Geistes. Gestern gab es in
vielen Gemeinden Konfirmationen. Ein wichtiger Tag im
Leben der Jugendlichen.
Und auch das Pfingstfest ist ein wichtiger Tag – zumindest
für die Kirche als großes, kosmisches und die Welt
umspannendes Ganzes. Wir merken es heute daran, dass
Montag ist und wir trotzdem frei haben. Ein Feiertag.
Pfingsten scheint also ein wichtiges Fest zu sein. Zumindest
für das, was wir weltweite Kirche nennen.
Die Kirche: alle Zeiten umspannend, rund um den Globus
die Gemeinschaft aller Getauften, alle jene, die sich zu
Jesus bekennen. Ist das die Kirche? Ich gebe zu, das ist
überhaupt nicht sofort zu verstehen.
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Was ist die Kirche? Da gibt es Landeskirchenämter,
Konsistorien und jene, die die Leitung haben. Aber ist das
die Kirche? - Das ist die Institution.
Da gibt es Superintendenten, Pröpste, Pfarrer, Kirchenräte,
Älteste und Presbyter, Haupt- und Ehrenamtliche. Aber ist
das die Kirche? - Das sind diejenigen, welche die Arbeit
machen.
Da gibt es Jugendgruppen, Kinderkreise, Seniorenfrühstück,
oder die Treffen der Intelektuellen in der Evangelischen
Akademie. Das sind Gruppen in der Kirche. Aber – Sie
vermuten richtig – auch die allein sind nicht die Kirche.
Heute hören wir zum Pfingstfest Worte des Apostel Paulus.
Und es sind ganz wunderbare Bilder die er verwendet um
Kirche zu beschreiben.
Wir hören den Abschnitt aus dem 1. Korintherbrief noch
einmal in einer andern Übersetzung, nämlich der „Neuen
Genfer Übersetzung.“
Es gibt viele verschiedene Gaben, aber es ist ein und
derselbe Geist, der sie uns zuteilt.
Es gibt viele verschiedene Dienste, aber es ist ein und
derselbe Herr, der uns damit beauftragt. Es gibt viele
verschiedene Kräfte, aber es ist ein und derselbe Gott,
durch den sie alle in uns allen wirksam werden. Bei jedem
zeigt sich das Wirken des Geistes ´auf eine andere Weise,
aber immer geht es um den Nutzen ´der ganzen Gemeinde.
Dem einen wird durch den Geist die Fähigkeit geschenkt,
Einsichten in Gottes Weisheit weiterzugeben. Der andere
erkennt und sagt mit Hilfe desselben Geistes, was in einer
bestimmten Situation zu tun ist. Einem dritten wird –
ebenfalls durch denselben Geist – ´ein besonderes Maß an`
Glauben gegeben, und wieder ein anderer bekommt durch
diesen einen Geist die Gabe, Kranke zu heilen. Einer wird
dazu befähigt, Wunder zu tun, ein anderer, prophetische
Aussagen zu machen, wieder ein anderer, zu beurteilen, ob
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etwas vom Geist Gottes gewirkt ist oder nicht. Einer wird
befähigt, in Sprachen zu reden, ´die von Gott eingegeben
sind,` und ein anderer, das Gesagte in verständlichen
Worten wiederzugeben. Das alles ist das Werk ein und
desselben Geistes, und es ist seine freie Entscheidung,
welche Gabe er jedem Einzelnen zuteilt.
So war es in Korinth. Paulus beschreibt ja nur, wie es
gewesen ist. Er sagt nicht: so soll es sein! So müsst ihr es
machen! Er beschreibt nur, wie die Christen in Korinth
leben, und spiegelt ihnen das.
Wenn wir uns das heute vorstellen, was Paulus von Korinth
sagt: eine Institution scheint es da noch nicht gegeben zu
haben, eher ein Netzwerk. Von kirchlichen Ämtern und
Berufen ist auch noch nicht die Rede, wenn, dann allenfalls
von Diensten. Das wichtigste aber ist: die Kirche lebt von
den Gaben, die unter den Menschen unterschiedlich verteilt
sind. Und alles, was das so an Gaben lebendig ist in Korinth,
das adelt Paulus mit erhabenen und heiligen Worten: „Ein
und derselbe Geist, der es wirkt, alles in allem“.
Und dann sind wieder hier in N. und kommen ganz schnell
auf den Boden unserer Tatsachen: Die Kluft zwischen dem,
was damals gelebt und gedacht und gehofft wurde und
dem, was wir heute als Kirche wahrnehmen, ist gigantisch.
Ein schroffer Gegensatz zwischen dem, was wir heute als
Kirche erleben und was als Kirche wahrgenommen wird und
dem, was Paulus als Kirche beschreibt.
Viele Gaben, viele Fähigkeiten, viele Menschen – aber ein
Geist, der sie eint. In Korinth scheint es ein
Stadtkirchenamt, ein Büro mit Sachbearbeiterinnen und
Sekretärinnen noch nicht gegeben zu haben. Von einem
Superintendenten oder einem Kirchenjuristen hören wir
auch
nichts,
ja,
nicht
einmal
von
einem
Gemeindekirchenrat. Stattdessen: Jeder nach seiner Gabe.
Viele Gaben gab es dort. Und alle packten irgendwie mit an.
Es war eine Kirche der Laien.
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Und dann feiern wir heute Pfingsten – Fest der Kirche. In
Ost und West in Nord und Süd sollen die Menschen die
Botschaft von Gott hören. Dass Jesus auferstanden ist von
den Toten, dass wir einen Gott haben, der gnädig ist.
Auch wir haben viele, viele Menschen die ihren Dienst tun.
Bezahlt und unbezahlt. Und wir haben Menschen in den
Gemeinden, die schuften und ackern, weil ihnen die Sache
mit der Kirche irgendwie wichtig ist.
Viele Gaben. Und nur die Gemeinschaft dieser Gaben ist
dann Kirche. Keine Gruppe in unserer Gemeinde, kein Chor,
keine Kinderkirche, kein Besuchskreis kann allein Kirche
sein. Nur in der Vielfalt der Gaben können wir erleben und
spüren wie wunderbar uns Gottes Geist ausgestattet hat.
Das soll heute zählen! Wir könnten klagen und alles
schlechtreden. Wir könnten meinen: „Es hat doch alles
keinen Sinn, geht eh abwärts mit der Kirche.“ Wir könnten
uns an Zahlen festhalten oder an Traditionen … aber das
möchte ich heute nicht. Ich möchte heute dem Geist Gottes
Raum geben.
Er wirkt, wie er will, wann er will und wo er will. Er stattet
jeden Einzelnen mit Gaben aus.
Ich möchte heute auch nicht ermahnen oder auffordern:
Macht mehr, nutzt eure Gaben.
Nein. Heute ist Montag und dennoch ist heute frei. Ein
Feiertag. Ein Festtag.
Darum bitte ich nur um eins. Seien sie eingeladen, mit mir
die Worte des Geistes zu hören, sie zu träumen. Bei aller
Sehnsucht nach einer Kirche die mir gut tut. Bei aller
Hoffnung auf eine Kirche, die etwas zu sagen hat in der
Welt. Bei allem Engagement und bei allem Einsatz bleibt
heute das als große Überschrift:
Es gibt viele verschiedene Gaben, aber es ist ein und
derselbe Geist, der sie uns zuteilt.
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Alles ist das Werk ein und desselben Geistes, und es ist
seine freie Entscheidung, welche Gabe er jedem Einzelnen
zuteilt.
In unserer bunten Welt, da gibt es nicht mehr viele
selbstverständliche Gemeinsamkeiten.
Aber auf eines dürfen Sie sich verlassen. Dass ihre Gaben
vom Geist gewirkt sind. Erleben sie ihre Gaben. Bestaunen
sie die Gaben in dieser Gemeinde. Kein Kreis, keine Gruppe
allein ist Kirche. Sondern in der Vielfalt liegt die Kraft
Gottes.
Paulus ist erstaunt über das, was in Korinth alles los ist.
Vieles von dem was er aufzählt gibt es heute nur noch
selten. Dafür ist neues gewachsen.
Hören wir die Worte von den Gaben des Geistes und
träumen wir uns unsere Kirche.
Dem einen wird durch den Geist die Fähigkeit geschenkt,
die Musik im Gottesdienst zu machen und unser Singen zu
begleiten. Der andere erkennt und sagt mit Hilfe desselben
Geistes, wie man Fördermittel für die Sanierung des
Kirchturms beschaffen kann. Einem dritten wird – ebenfalls
durch denselben Geist – eine besondere Fähigkeit gegeben,
anderen zuzuhören, so dass sie schon allein dadurch
getröstet sind. Und wieder ein anderer bekommt durch
diesen einen Geist die Gabe, Jugendliche zu sammeln und
zu begleiten. Einer wird dazu befähigt, die Kirche
wunderschön zu schmücken …
[hier sollte nach Möglichkeit konkretisiert werden – Besuche,
Zuhören,
Gartenarbeit,
Backen,
Singen,
Musik
spielen,
Geburtstage
nicht
vergessen,
Pfadfinder,
Kinderkirche,
Krankenwache usw.]
Das alles ist das Werk ein und desselben Geistes, und es ist
seine freie Entscheidung, welche Gabe er jedem Einzelnen
zuteilt.
Liebe Gemeinde, auch wenn heute bei uns vieles nicht mehr
so ist wie in Korinth, können wir Hoffnung für die Kirche haJahrgang 15/16 – Nr. «Nr» – Seite 6
ben. Gerade die Beschreibung des Paulus gibt uns Anlass
zur Hoffnung. Denn Institutionen können sich ändern oder
auch irgendwann in sich zusammen fallen. Hauptberufliche
Mitarbeiter sind vielleicht irgendwann nicht mehr in dem
Maße bezahlbar wie heute. Immobilien können nicht
erhalten werden. Die Kirche lebt aber in den Menschen, in
den
Gaben,
derer
die
sich
beteiligen.
Ein
renovierungsbedürftiges Kirchengebäude kann der Geist
nicht wieder aufbauen. Aber Menschen kann er ändern,
bewegen, neu anstiften, begaben. Das gibt uns Hoffnung.
Amen
Verfasser:
Pfarrer Otto-Fabian Voigtländer
Hauptstraße 40, 04932 Prösen
Herausgegeben vom Referat Ehrenamtliche Verkündigung:
Pfarrerin Dr. Christiane Braungart, Markgrafenstraße 14,
60487 Frankfurt/Main
 069 71379-140   069 71379-131
E-Mail: [email protected]
in Verbindung mit dem
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland
Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
 036202 7717-97
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und WINWORD-Datei) erhältlich
und im Internet abrufbar (http://www.zentrum-verkuendigung.de/predigten.html )
E-Mail: [email protected]
Jahrgang 15/16 – Nr. «Nr» – Seite 7
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