Predigt am 27

Werbung
Predigt am 23.05.15 –
Pfingstsamstag - in Oslo – 17
Uhr
12 Wir haben aber nicht den Geist
dieser Welt erhalten, sondern den
Geist, der von Gott kommt. Darum
können wir erkennen, was Gott uns
geschenkt hat. 13 Davon reden wir
nicht in Worten, wie sie menschliche
Weisheit lehrt, sondern in Worten, die
der Geist Gottes eingibt. Von dem,
was Gott uns durch seinen Geist
offenbart, reden wir so, wie sein Geist
es uns lehrt. 14 Menschen, die sich auf
ihre natürlichen Fähigkeiten
verlassen, lehnen ab, was der Geist
Gottes enthüllt. Es kommt ihnen
unsinnig vor. Sie können
nichts damit anfangen, weil es nur mit
Hilfe des Geistes beurteilt werden
kann. 15 Wer dagegen den Geist hat,
kann über alles urteilen, aber nicht
von jemand beurteilt werden, der den
Geist nicht hat. 16 Es heißt ja in den
Heiligen Schriften: »Wer kennt den
Geist des Herrn? Wer will sich
herausnehmen, ihn zu belehren?« Und
das ist der Geist, den wir empfangen
haben: der Geist von Christus, dem
Herrn.
1. Kor. 2,12-16 Gute Nachricht
Pfingsten ein wunderbares
Fest.
Ein Fest der Grenzüberschreitung:
Männer und Frauen, Niedrige und
Hohe, Reiche und Arme – werden zu
einer Gemeinschaft - die erste
Gemeinde.
Versöhnte Verschiedenheit durch
Gottes Geist.
Ein großer Aufbruch beginnt.
Aus dem kleinen Zirkel der ersten
Christen geht es durch Wind und Feuer
in die Öffentlichkeit und in alle Welt.
Schwung durchzieht das ganze
Pfingstfest.
Weiter Raum. Musik. Fülle und
Farben.
Die schöne Natur, die Schöpfung –
erblüht unter dem Schöpfergeist
Gottes.
Er hilft uns, zu unterscheiden, zu
erkennen und gewiss zu sein.
Das wollen wir uns anschauen.
Ich liebe diese Sätze von
Pfingsten, die wir uns heute in den
Liedern und Texten zurufen, in
Gebeten vor Gott bringen.
Was Paulus hier an die Korinther
schreibt, das geht aber noch in eine
etwas andere Richtung:
Da ist von Gegensätzen die Rede statt
von Verschmelzung.
Da wird unterschieden und auch
gewarnt.
Das, was da in dieser Gemeinde
passiert, drängt offensichtlich etwas
in den Hintergrund, was für den
Glauben entscheidend ist:
Was Gott uns geschenkt hat.
Und genau das zeigt uns der Heilige
Geist.
2 Linien in diesen Versen machen uns
das deutlich:
- Eins steht fest – beim Heiligen Geist
geht es um: erhalten, bekommen,
haben, empfangen. Diese Wörter
verwendet Paulus.
Was Gott uns geschenkt hat.
Statt: was wir selber hinkriegen.
- Und das andere auch:
Durch Gottes Geist können wir:
erkennen, reden, deuten,
urteilen, begreifen.
Wieder Wörter aus dem Predigttext.
Statt: nur Begeisterung und bloße
Gefühle – Klarheit und Gewissheit.
Irgendetwas ließ Paulus das so
formulieren. Das geriet durcheinander
in Korinth. Und das war wichtig,
anzusprechen.
Der Heilige Geist gibt den Durchblick.
1. Unterscheiden
Der Hl. Geist hilft uns, zu
unterscheiden, zu differenzieren,
Dinge auseinander zu halten, die oft
vermischt vorkommen.
Menschliche Weisheit, natürliche
Fähigkeiten, menschlicher Geist, ein
scharfer Intellekt, intensive
Religiosität, strenge Disziplin – das hat
seine Qualitäten.
Aber es ist nicht dasselbe wie der
Geist Gottes, wie das, was Gottes
Geist bewirkt.
Das wird oft durcheinander gebracht.
Das sieht dann so aus, dass auch
Christen meinen:
Je mehr ich mich anstrenge, je besser
ich als Mensch bin, je intelligenter,
fleißiger, ordentlicher, fitter ich bin,
desto mehr passiert in meinem
Glauben.
Der Geist Gottes wird erarbeitet, mit
ausgefeilten Methoden und Praktiken
herbei gezwungen.
Und man merkt gar nicht, dass das oft
nur natürliche Fähigkeiten und
menschliche Weisheit ist.
Nicht schlecht, natürlich nicht.
Aber nicht dasselbe wie das, was von
Gott kommt, was Gott schenkt, was
wir einfach nur empfangen können.
Das Göttliche – das Menschliche.
Wenn man das unterscheidet, entgeht
man Missverständnissen, die alles
vernebeln.
Das sagt Paulus einer Gemeinde, in
der sich einige rühmten, dass sie so
großartige religiöse Fähigkeiten
hatten.
Spektakuläre Gaben und Kräfte, etwas
zum Vorzeigen.
Reiche wollten nicht so gerne mit den
Armen zusammen sein, Redebegabte
schauten auf die Stümper herab, ja
sogar auf Paulus.
Starke rühmten sich gegen Schwache,
eine Zweiklassengesellschaft in der
Gemeinde.
Auch im Glauben ging es bei diesen
Christen um Leistung, um Größe,
um beeindruckende Äußerungen.
Nein, sagt Paulus, Menschen, die sich
auf ihre natürlichen Fähigkeiten
verlassen – zielen daneben.
Stattdessen: was uns von Gott
geschenkt ist, ist wirklich geschenkt.
Unterscheiden ist etwas anderes
als trennen.
Paulus hat nichts gegen das
Natürliche. Gegen menschliche
Weisheit. Aber es darf nicht an die
Stelle treten, die das Geschenkte
einnimmt.
Glaube ist nicht nur für gute
Menschen. Für die, die es
„raushaben“. Die es „hinkriegen“.
Gott wird nur durch Gott erkannt und
nicht durch unsere menschliche
Vorstellungskraft.
Gott will zu allen. Auch zu den religiös
weniger begabten. Auch zu denen am
Rand. Auch zu denen, die unter ihren
Mängeln leiden.
Glaube ist ein Wunder, ein Geschenk,
gewirkt durch den Heiligen Geist.
Das zu unterscheiden, war für die
Christen in Korinth wichtig. Genau wie
für uns heute.
2. Erkennen
Wir können urteilen, begreifen,
wissen. Weil wir den Geist haben, der
von Gott kommt.
Wie sieht denn eigentlich die
Wirklichkeit aus?
Das erkennt man nicht so einfach.
Alles hat verschiedene Seiten. Und das
Göttliche ist per definitionem
unserem Zugriff entzogen.
Manches am christlichen Glauben ist
plausibel, das kann jeder erkennen.
Gute Grundsätze sind dabei,
spannende Gottesbilder, Jesus – ein
vorbildlicher und mutiger Mensch. Die
Liebe ist das wichtigste.
Schwieriger wird es da, wo wir Jesu
Sterben am Kreuz anschauen.
Gottes Kraft in der Schwachheit.
Gott ist da und wirkt – auch wo es
anders auszusehen scheint.
Das erkennt man nicht so einfach.
Das ist aber gerade die Pointe des
Glaubens, das Zentrum.
In Korinth gab es viele, die genau das
nicht mehr erkannten.
„Der Gekreuzigte: eine Torheit, eine
Dummheit oder ein Skandal, ein
Ärgernis“.
„Schwachsein, Kleinsein, Niedrigsein –
eigentlich nichts für Christen.“
„Gott ist im Großen, Starken, Lauten,
Beeindruckenden.“
Gottes Weg mit dieser Welt, der in
Jesus Christus auf die Spitze getrieben
ist – ist da nicht mehr erkennbar für
manche.
Da bleibt ein Rest, der dem
natürlichen Menschen – auch in uns nicht einleuchtet.
So geht es dem »natürlichen«
Menschen, wie Paulus es nennt, der
den »Geist der Welt« empfangen hat.
Für ihn ist die Tiefe des Geschehens
nicht erkennbar. Er sieht, was vor
Augen ist, und hält das Vorfindliche
für das Ganze. Danach ist Jesus eben
ein gescheiterter Sonderling, das
Kreuz sein Ende. Und wir müssen das
irgendwie ausgleichen.
Demgegenüber hat der »geistliche«
Mensch eine tiefere Einsicht.
Beschenkt mit dem »Geist aus Gott«
erfährt er – jenseits aller
menschlichen Möglichkeiten – die
Tiefe der Botschaft, die Wahrheit
hinter der Wirklichkeit. Der
»geistliche« Mensch hat ein Gespür,
eine Intuition, eine Offenheit für die
Kraft der Auferstehung, aber er hat
sie nicht von sich aus, sondern als
Gottesgabe.
Diese Welt ist tiefer, der Weg der
Liebe greift mehr in unser Leben ein,
Gott beugt sich tiefer herab, als es
diese führenden Leute in Korinth
denken. Seine Liebe ist am Wirken
und ist da - auch an Stellen, für die
wir keinen Blick haben.
Gottes Geist ist nicht dazu da, dass
wir den „unverständlichen Rest“
einfach überspringen und ausblenden.
Sondern der Geist Gottes lässt uns in
der Tiefe erkennen, was Gott uns
geschenkt hat. Und er ist der Geist
von Christus, dem Herrn.
Schwieriger ist es schon, wie Jesus
Solidarität mit den Armen und
Geringen zu leben.
Gott zu danken für alles, auch für das
Schwere.
Ihn in der Kraft, aber auch in der
Schwachheit zu erleben.
Das Kreuz als Gottes Kraft und Gottes
Weisheit zu erkennen.
Da kommt Gottes Geist, der uns
erkennen lässt.
3. Gewiss sein
Hier steht: Wer den Geist empfangen
hat, kann über alles urteilen, aber
nicht von jemand beurteilt werden,
der den Geist nicht hat.
Eine etwas fremde Ausdrucksweise.
Aber es geht um Gewissheit.
Man kann nicht auf Kommando gewiss
sein. Erfahrungen gehören dazu,
Argumente, Hinweise.
Und es gibt eben auch Zweifel.
Durch Infragestellungen, durch Fragen
des Verstandes, durch Abstand.
Aber auch durch Verunsicherungen
durch das, womit wir von außen
gesteuert werden. Durch
Menschenfurcht, Manipulation,
Gewöhnung.
Ihr könnt nicht beurteilt werden von
jemandem, der den Geist nicht hat….
Das kann natürlich missbraucht
werden, besonders wenn man allen
anderen den Glauben abspricht.
Aber Paulus will gerade so Versöhnung
und Einheit bewirken – als Werk von
Gottes Geist.
Das Urteil anderer ist nicht
maßgebend. Das gibt auch Gewissheit.
Die ersten Christen sagten: „Man muss
Gott mehr gehorchen als den
Menschen“. Die Mehrheit ist nicht
entscheidend.
Gottes Geist gibt unserem Geist die
Gewissheit, dass wir Gottes Kinder
sind. Das schafft die Vernunft nicht.
Das schaffen Argumente allein nicht.
Das schafft auch nicht eine
geschlossene, starke christliche
Prägung.
Niemand kann glauben ohne den Hl.
Geist. Glaube ist ein Geschenk.
Gewissheit im Glauben ist ein
Geschenk.
Wenn der Glaube eine Beziehung ist,
dann ist Gewissheit auch eher: Gottes
Liebe gewiss sein. Seinen Zusagen
glauben können.
Seinen Weg mit uns auch in den
Niederungen glauben können.
Darum können wir durch den Geist
unterscheiden und erkennen, was Gott
uns geschenkt hat und dessen gewiss
sein.
Darum bitten wir heute.
Komm, Heiliger Geist.
Amen.
Herunterladen