Pastor Rudolf Blümcke, Krasnojarsk 12. Sonntag nach Trinitatis Predigttext: 1.Kor 3,9-15 Der Text: Denn wir sind Gottes Mitarbeiter, ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird´s klar machen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! In Korinth gibt es Streit – die Gemeinde ist noch nicht alt, Paulus hat sie auf seiner zweiten Missionsreise gegründet. Für anderthalb Jahre war er damals in Korinth gewesen und hatte gepredigt. Eine Gemeinde war entstanden, die schnell wuchs und dann war er weitergezogen. Alle weiteren Kontakte laufen nun über Briefe und Nachrichten, die er erhält. Keine guten Nachrichten. Es haben sich verschiedene Parteien gebildet in der Gemeinde und einige sind Anhänger des Paulus, andere halten eher zu Apollos, einem anderen Prediger. Aber was am schlimmsten ist, viele in Korinth meinen, sie seien schon vollkommen. Die Christen meinen, sie hätten schon alles, was sie brauchten und wären schon im himmlischen Jerusalem. Das macht sie arrogant und furchtbar besserwisserisch und zeigt doch eigentlich nur ihr junges Alter im Glauben. Sie meinen, den Geist Gottes zu haben, wie einen Besitz und das soll sie unangreifbar machen. Paulus leidet an diesen unreifen Christen. Und er stellt ihnen seine einfache Botschaft vor Augen. Er spricht von Jesus, dem Gekreuzigten. Ja, Paulus weiß selbst, daß der Gekreuzigte eine Dummheit ist für die Klugen und ein Ärgernis für die Frommen – aber es geht ja eben nicht darum, vor den Leuten etwas zu sagen, was gut ankommt, oder einen guten Eindruck macht, sondern es geht darum, zu sagen, was uns aufgetragen ist und das in Liebe, damit in unseren Worten durchscheint, was Gott für uns getan hat – die Welt mit sich versöhnt. Aber in Korinth wird weiter gestritten und was tut man, wenn man im Streit keine guten Argumente mehr hat? Man wird persönlich und greift den Gegner an seiner schwächsten Stelle an. “Ach dieser Paulus mit seinem Gepredige, der kann ja nicht mal richtig reden und einen mitreißen und klein ist er auch noch. Der hat doch nur so eine schlechte Ausbildung in Novosaratovka bekommen, aber Apollos, das ist unser Mann, “ Wie in jedem richtigen Streit geht es schon lange nicht mehr um die Sache, sondern es wird persönlich und es wird schmutzig und geht unter die Gürtellinie. Paulus ist natürlich verletzt. So etwas tut weh aus einer Gemeinde, die man gegründet hat und er fragt sich sicher auch, was er falsch gemacht hat, ob er die Menschen auf diese Gedanken gebracht hat, aber er schafft es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und nicht im Sumpf von Anschuldigungen und Unwahrheiten unterzugehen. Zunächst muß er deutlich machen, wer hier eigentlich streitet: Denn wir sind Gottes Mitarbeiter, ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. Er sagt nicht: Ihr seid mein Ackerfeld, ich habe euch geschaffen und so könnt ihr euch nicht über mich beschweren, nein, Gott selbst hat die Gemeinde in Korinth gegründet und Paulus ist nur sein Mitarbeiter. Wie wichtig ist das für die Prediger, daß sie diesen Auftrag haben und die Sicherheit – nicht ich habe meine Gemeinde gebaut, nein, ich bin Mitarbeiter Gottes, einen Teil der Arbeit kann ich und will ich gerne tun, aber es benötigt viele andere, die weiterbauen. Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ja, und da muß man auch sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, wenn einer ein gutes Fundament legen kann, dann ist er ein guter Baumeister. Paulus weiß das, was er für Gaben hat, aber das ist ja noch nicht die ganze Gemeinde, der Bau geht weiter. Gottes gutes Werk geht immer weiter und er hat viele, die helfen. Wichtig ist, daß wir uns nicht hinstellen und mit dem Finger auf die zeigen, die da bauen und beurteilen – der baut aber krumm und schief, na, der kann das aber gar nicht oder der gefällt mir nicht, damit bauen wir selbst ziemlich krumm und schief, denn unsere so klugen Bemerkungen sind auch Beiträge zur Gemeinde, allerdings meist sehr zerstörerische. Es ist wichtig, daß jeder seine Verantwortung sieht. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Und Paulus kommt wieder zurück zu dem Fundament auf das alles ankommt. Dieses Fundament hat auch er Paulus nicht gelegt, sondern Gott selbst und nur deshalb gründen wir Gemeinden, nur deshalb haben wir den Mut und die Kraft uns ans Werk zu machen: Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wunderschön, wie Paulus nun den Bau der Gemeinde beschreibt und damit all den aufgeblasenen Gegnern die Luft herausläßt. Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Denn die Gemeinde ist ja nicht eine Partei, in der nur die Menschen vorne denken und handeln, nein, in der Gemeinde, auf dem Fundament Jesus baut jeder, der kommt. Nun gibt es die verschiedensten Baumaterialien, manche sehen gut aus, halten aber nicht, andere sind praktisch, bestehen aber auch nicht, denn die Prüfung des göttlichen Gerichts wird hart werden. Der Tag des Gerichts wird´s klar machen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Und wenn dieses Feuer heiß genug ist – wovon wir ausgehen – dann haben nicht Gold und nicht Silber eine Chance zu bestehen, erst Recht nicht Holz, Heu und Stroh, es ist nur eine Frage, wann sie verbrennen. Das einzige was erst sehr spät angegriffen wird ist der Edelstein, aber der ist teuer, der kostet richtig zähe Arbeit. Kurz Paulus macht den Leuten deutlich – reden könnt ihr viel, schnelle Pappgedanken und Papierargumente sind schnell aufgebaut und machen großen Eindruck vor den Leuten, aber sie halten nicht. Das erfordert schon etwas mehr Anstrengung und Ernsthaftigkeit und vor allem: Es geht nicht darum, wie es aussieht, die meisten Edelsteine sind ziemlich häßliche Klumpen, bis sie geschliffen werden. Hier wird deutlich – zu oft verwechseln wir das Ansehen, das wir bei den Menschen haben mit dem Ansehen, das wir bei Gott haben. Vor Gott zählen andere Dinge und die können sich dann oft erst sehr viel später auch vor den Menschen zu schönen Edelsteinen entpuppen. Aber vorher müssen sie durch das Feuer, sie müssen sich bewähren, hält der Glaube in der Not? Was bleibt von meinen Argumenten, wenn ich leide? Bleibe ich treu in dem was ich tue, wenn ich keine Anerkennung und kein Lob dafür erhalte? Stehe ich auf dem Fundament der Vergebung Jesu, wenn Streit die Familie oder auch die Gemeinde zerreißt? Folge ich dem Mann, der sein Kreuz auf sich nahm, und bleibe demütig auch wenn man mich verleumdet? Kann ich in allem Erfolg immer noch die Knie beugen und sagen: Ja, Herr, ich bin schuldig geworden an dir und den Brüdern und Schwestern und von Herzen vergeben und um Vergebung bitten? Ich bin sicher, das Feuer, das Paulus hier beschreibt, das kommt nicht irgendwann, es brennt schon lange. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden. Das ist es doch was wir ständig erleben. Auch wenn wir es oft nicht wahrhaben wollen und so tun, als wäre alles in Ordnung, aber unsere hölzernen Werke, unsere hohlen Argumente, unsere Lästerungen und unsere Besserwisserei lassen uns doch in Wirklichkeit hier schon Schaden leiden. Die oberflächliche Anerkennung der Bewunderer ist doch kein wirklicher Lohn. Nichts ist soviel Lohn wie ein reines Herz und das gibt es nur bei den bußfertigen Menschen, die den Meister der Vergebung und des Aufräumens regelmäßig in ihr Leben lassen. Und ich merke, wie langsam vielen schon heiß wird, von diesem Feuer: Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden. Das klingt doch wie ein himmlisches Fegefeuer und wir beginnen zu zweifeln, daß wir dort jemals durchkommen können. Aber das muß man Paulus hoch anrechnen, er schlägt seine Gegner nicht mit unfairen Waffen, mit falschen Argumenten, er sagt ihnen nicht: „ihr kommt nicht in den Himmel“! Er sagt: Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. Das heißt, im Feuer geht es nicht um unser Leben, das hat Jesus am Kreuz schon erlöst, es geht um unsere Werke, die geläutert werden sollen, damit wirklich die guten übrigbleiben. Unser Heil ist nicht von unseren guten Werken abhängig. Unser Heil ist allein von Jesus abhängig, der für unsere Sünde und unser Versagen am Kreuz gestorben ist. Das ist das Fundament. Laßt uns darauf bauen, so daß etwas stehen bleibt im Feuer dieser Welt. Amen Psalm: 147; Lesung: Mk.7,31-37; Epistel: Apostelgeschichte 9,1-9