3.3 Com Unity Spirit- Interreligiöse Konferenz Graz 2013 Modell für Ergebnisprotokolle der Workshops in der Konferenz a. Informationen zum Workshop - - Titel des Workshops: Religion und Politik: Ist Religion Privatsache? ModeratorIn: Andreas Schnieder Chairperson: Elnathan John DolmetscherIn: Talei Anne Lakeland, ProtokollführerIn: Hana Oprešnik Angemeldete TeilnehmerInnen: Jäggle Martin, Hanrath Jan, Zimmerbauer Katharina, Hessler Walter, Poier Wolfgang, Grey Breda, Neuhold Hans, Miklas Hermann, Kundu Christina, John Elnathan, Homolka Walter, Reich Carole, Galter Hannes, Prenner Karl, Mohagheghi Hamideh, Ahkiwu Silvester, Anderwald, Komšić Ivo, Komšić Iva, Ali Soleiman Tatsächlichen TeilnehmerInnen: b. Inhaltliche Ergebnisse des Workshops - Einleitung und Input von Elnathan John Diskussion o Es gibt in Europa den Konsens, dass eine Trennung von Kirche und Staat existiert sodass keine religiöse Gruppe die Möglichkeit hat, mit politischen Mitteln ihren Machtanspruch durchzusetzen. o Bevor man festlegen kann ob Religion Privatsache ist, muss man den öffentlichen Raum definieren. Was ist der öffentliche Raum? Der Raum, in dem sich alle aufhalten müssen, ob sie wollen oder nicht. Das inkludiert Straßen, Schule, Spitäler etc. Die Administration dieses Raumes sollte so sein, wie es die Laïcité in Frankreich vorschreibt, nicht nur im Bezug auf Religion sondern auf jede Wertung. Es darf allerdings keiner anderen Wertegesellschaft etwas aufgezwungen werden. Organisierte Religionsgemeinschaften sollen keinen direkten Zugang zur Administration und Regierung haben oder Einfluss üben. o Für das Individuum muss Religion insofern Privatsache sein, dass niemand zu (einer) Religion gezwungen werden kann oder sie nicht verlassen kann. o Man muss zwischen Glaube und Religion unterscheiden. Glaube ist Privatsache, Religion ist sehr öffentlich. o Politik muss die Rahmenbedingungen für Religionen schaffen. In Österreich gibt es große Unterschiede zwischen voll anerkannten Religionen und Bekenntnisgemeinschaften. Das äußert sich in Steuern, Religionsunterricht und der umständlichen Freistellung von Schule oder Arbeit für religiöse Feiertage. o Die Trennung von Kirche und Staat hat sich historisch durchgesetzt und ist absolut notwendig. Jeder Mensch hat ein Anrecht auf ein persönliches Wertesystem. o Die persönliche Beziehung zu Gott ist privat, Bau- und Kleidungsvorschriften jedoch nicht. Es muss klare Verhältnisse geben. Der Islam ist zwar schon seit mehr als 100 Jahren in Österreich anerkannt, in die Gesellschaft ist er jedoch noch immer nicht integriert. In Deutschland ist die Situation besser. o Die Anteilnahme der Religion an der Politik verursachte in der Geschichte Probleme, was zur Trennung von Kirche und Staat führte. o Man kann nicht immer davon ausgehen, dass alle Menschen an einen Gott glauben. Daher ist der Glaube an Gott definitiv nicht als gemeinsamer Nenner für alle (religiösen) Menschen zu sehen. Alle Religionen streben nach Frieden und sehen Liebe, Mitgefühl und Weisheit als wichtige Werte. Daher vereint sie der Glaube an etwas absolutes. Zitat: „Nicht alle Religionen führen zum selben Gipfel, aber ins selbe Gebirge.“ o Religion ist Privatsache wenn es um Religionsfreiheit, -wechsel und –austritt geht. Andererseits hat jeder religiöse Mensch einen Beitrag zur Öffentlichkeit zu leisten. Der öffentliche Raum ist dabei nicht nur geographisch zu verstehen, sondern auch als Gemeinschaft. o Bei der Unterscheidung zwischen Glaube, Religion und Moral ist die Religion nicht durch Zufall zwischen Glaube und Moral. o Totale Trennung von Kirche und Staat ist wichtig, aber auch das gegenseitige Ausschöpfen von Religionen hat eine große Bedeutung. o Religiöse Symbole sind Privatsache, aber jeder sollte sich im Ausdruck frei fühlen ohne andere zu verletzen. c. Handlungsvorschläge des Workshops an Städte/Religionsgemeinschaften - - Akzeptanz und Anerkennung sowie der Anspruch, für Moral und Gesellschaft einen Beitrag zu leisten sind nicht nur Aufgaben für Religionsgemeinschaften sondern für jede einzelne religiöse Person. Abgeordnete, die einer Religion angehören, müssen ihre religiösen Überzeugungen bei Abstimmungen ablegen und sich auf Staat, Gesellschaft und Wissenschaft konzentrieren. (Was allerdings nicht immer möglich ist.) d. Hinweise auf bestehende Good Practices - Obwohl die Situation für Minderheitenreligionen in Österreich besser sein könnte ist positiv zu erwähnen dass alle großen Religionsgemeinschaften zusammenkamen um für Minderheiten einzutreten und außerdem gemeinsam eine Erklärung für Integration abgaben, wozu die Politik nicht in der Lage war. e. In welchen Fragen bestand gegebenenfalls Dissens? - - Ein Teilnehmer sieht Religion als kontaminiert von der Politik und religiöse Symbole als Form von Identität, die wichtig zur Differenzierung ist. Mit der Behauptung, dass Gott allen Menschen bereits in Koran und Bibel die Lebensart vorschreibt, sind die übrigen Teilnehmer nicht einverstanden da kontroverse Themen wie Abtreibung nicht in der Bibel erwähnt werden. Außerdem kann angenommen werden, dass Gott die Grundlage für alles ist da z.B. Buddhismus keine theistische Religion ist. Außerdem bietet sich keine gemeinsame Gesprächsbasis wenn man mit Menschen, die nicht an einen Gott glauben oder atheistisch sind, einen Dialog führen möchte. Religiöse Neutralität von Entscheidungstreffern in der Politik: Einerseits wird verlangt dass Politiker sich bei Abstimmungen nicht von ihrer persönlichen Religion beeinflussen lassen dürfen, andererseits besteht allerdings der Einwand, dass dies nicht absolut möglich ist.