Proposal für einen Workshop Religion als Herausforderung gesellschaftlicher und politischer Integration in nationaler und transnationaler Perspektive im Rahmen der Dreiländer-Tagung der SVPW, DVPW und ÖGPW vom 13.-14.1.2010 in Basel eingereicht von Joachim Blatter (SVPW) und Antonius Liedhegener (DVPW/ SVPW) Das Thema der gesellschaftlichen Integration stellt sich heute im europäischen wie globalen Massstab neu. Vor allem in Westeuropa wurde Integration viele Jahre lang mehr oder weniger exklusiv als ein Problem der zu- und eingewanderter Menschen und ethnischer Gruppen sowie ihrer Nachkommen gesehen. Dabei wurde Integration nicht selten als Assimilation in einer nationalen Aufnahmegesellschaft aufgefasst. Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts und Gefolge der zunehmenden Globalisierung stellt sich das Thema gesellschaftliche Integration in einem umfassenderen Sinne aber (wieder) als Frage der Voraussetzungen des Zusammenhalts und Funktionierens demokratischer Gesellschaften dar. Gegenwärtig sind Religion und Religionen im nationalen wie transnationalen Massstab ein zentraler, wenn nicht gar dominanter Fokus der Integrationsproblematik. Religiöse Gemeinschaften betätigen sich verstärkt als zivilgesellschaftliche Akteure in der Öffentlichkeit. Selbst in weithin säkularen Gesellschaften fordern keinesfalls nur der Islam, sondern alte wie neue Religionen allgemein eine öffentliche Debatte nach dem gesellschaftlichen und politischen Ort und Beitrag von Religion heraus. Zentrale Fragen dabei sind die nach der Art und Weise wie Religionsgemeinschaften ihre Anliegen in die Öffentlichkeit bringen und ob dies in religiöser Sprache oder in säkularen Übersetzungen geschieht bzw. geschehen sollte. Der Workshop will ältere, nationalstaatlich fixierte Integrationsperspektiven erweitern und den Beitrag von Religion und religiösen Gemeinschaften sowohl für die Integration der Gesellschaft und der politischen Gemeinschaft eines Staates, wie auch für das transnationale Engagement in anderen Ländern (z.B. Herkunftsländern, aber auch "Missionierungsländer") erörtern. Dabei sind die Herausbildung und Stabilisierung supra- bzw. postnationaler Identitäten und Gemeinschaften mitzuberücksichtigen. Diskutiert werden soll, erstens ob und wie religiöse Differenzen in einer zunehmend transnationalen Kultur zur gesellschaftlichen Integration geeignet sind bzw. beitragen können, und zweitens, ob politisch eine neue, evtl. religiöse Identitäten hervorhebende Religionspolitik oder aber eine Politik der praktischen politischen Partizipation die gesellschaftliche Integration von Religion und religiösen Gemeinschaften (besser) fördert. Der Workshop wird mitgetragen vom interdisziplinären Forschungsschwerpunkt "Religion und gesellschaftliche Integration in Europa" der Universität Luzern. Geplant sind folgende Statements: Martin Baumann (Religionswissenschaft): Neue Sakralbauten in der Schweiz: Integration und Desintegration im demokratischen Rechtsstaat Joachim Blatter und Andrea Schlencker (Politikwissenschaft): Religious communities as catalysts for post- or transnational citizenship/political involvement? André Bächtiger (Politikwissenschaft): Religion in der Öffentlichkeit Antonius Liedhegener (Politikwissenschaft): Partizipation. Religionen als zivilgesellschaftliche und politische Ressource in Europa Markus Ries (Kirchengeschichte): Katholizismus am fin de siècle: Integrationsstrategien der Unterlegenen