Neujahr - Zentrum Verkündigung der EKHN

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Neujahr
Jahrgang 15/16
Reihe II – Nr. 10
(01.01.2016)
Predigtvorschlag
Jakobus 4, 13 - 15
Leitbild:
Mut für den Weg durch das Jahr
empfangen
Wochenspruch:
"Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken,
das tut alles im Namen des Herrn Jesus und
dankt Gott, dem Vater durch ihn."
(Kolosser 3, 17)
Psalm:
8 (EG 705)
Lesungen
Altes Testament:
Josua 1, 1 - 9
Epistel:
Jakobus 4, 13 - 15
Evangelium:
Lukas 4, 16 - 21
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 166
Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied:
EG 64
Der du die Zeit in Händen hast
Predigtlied:
EG 361, 1 - 4.7
oder
EG 369, 1 - 4.7
Befiehl du deine Wege
oder
Wer nur den lieben Gott lässt
walten
Schlusslied:
EG 65
Von guten Mächten wunderbar
geborgen
Predigttext Jakobus 4, 13 - 15
13 Und nun ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir
in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen –,
14 und wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann
verschwindet.
15 Dagegen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will, werden
wir leben und dies oder das tun.
Predigt
Liebe Gemeinde,
gehören sie zu den gut organisierten Menschen? Haben sie
ihr Leben im Griff? Ist das nächste Jahr schon gut ausgeleuchtet, der Urlaub, die Reise geplant, die Gaststätte für
die kommende Familienfeier reserviert? Sind die wichtigsten
Pflöcke im Kalender eingeschlagen?
Es gibt Leute, die haben ihr Leben erstaunlich gut im Griff.
Die wirken sehr diszipliniert. Sie leben nach einem festen
Plan. Für alles ist vorgesorgt. Für alles gibt es eine Schublade oder eine Schachtel mit dem richtigen Etikett drauf. Immer den Überblick behalten!
Im Haushalt hat alles seinen festen Platz. Im Garten hat das
Unkraut keine Chance. Die Altersvorsorge steht auf solidem
Fundament.
Ach ja, die Kinder, die sind allerdings ein Unsicherheitsfaktor, der schwer in den Griff zu bekommen ist. Deshalb haben heute ja auch viele Menschen keine mehr.
Wie die sich entwickeln, lässt sich nur schwer vorhersagen.
Das erscheint jetzt ein bisschen böse und übertrieben.
Aber mal ehrlich: Kaum einer mag es, wenn die Dinge anders laufen, als wir uns das denken, planen und wünschen.
Jahrgang 15/16 – Nr. «Nr» – Seite 2
Auf der anderen Seite wird das Leben ziemlich vorhersehbar
und steril, wenn es keine Überraschungen mehr gibt. Doch
ohne Überraschungen, ohne den Glauben an das Unerwartete, das den Dingen eine ganz unvorhergesehene Wendung
gibt, wäre das Leben eine öde Angelegenheit.
Viele Romane, Filme und Geschichte leben davon, dass der
Hauptakteur durch einen unvorhergesehenen Umstand aus
seiner gewohnten Bahn geworfen wird. Das gefällt ihm zwar
zuerst nicht, aber dann wird es zunehmen zu einer Chance
für ihn wird, sich und das Leben ganz neu zu entdecken.
Viele Menschen sehnen sich in der Seele danach, mal aus
dem Raster rauszuspringen, ihrer glattgebügelten Rolle zu
entfliehen und sich neu zu erfinden. Doch sie sitzen fest in
ihren Denkschablonen. Sie sind blockiert in ihren Mustern.
Manchmal schlagen wir eine überraschende Einladung aus,
nur weil wir nicht genau wissen, was uns erwartet.
Wir weisen ein freundliches Angebot ab weil wir zu stolz
sind oder niemanden verpflichtet sein wollen. Da tut sich
vor uns eine unerwartete Gelegenheit auf, etwas zu tun,
was uns Freude bereiten könnte, doch wir bleiben zögerlich
und misstrauisch. Da öffnet sich plötzlich eine Tür vor uns
und es fehlt das Vertrauen hindurchzugehen.
Einer von den ganz schlauen Menschen unserer Zeit, der
Quantenphysiker Hans-Peter Dürr sagt:
„Lebendigkeit verlangt, sich in Unsicherheit zu begeben, in
einen sensiblen Schwebezustand. Dort, wo wir uns am unsichersten fühlen, sind wir am lebendigsten und kreativsten.“
Das ist doch mal eine Ansage. Ein Kontrapunkt zum Sicherheitsstreben.
„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist,
andere Pläne zu machen“, kann John Lennon noch draufsetzen.
Wer sich in Sicherheiten einmauert, verpasst das Leben. Die
Sorge wird zum heimlichen Begleiter von zu viel Vorsorge.
Jahrgang 15/16 – Nr. «Nr» – Seite 3
Wer mal was wagt, wird was erleben. Und wer sich der Unsicherheit aussetzt, kann Überraschendes erfahren.
Um das Neue zu ergreifen braucht es Vertrauen. Und daran
fehlt es oft.
In unserem Predigtwort aus dem Jakobusbrief werden wir
zur Umkehr gerufen: Hört auf euer Leben zu verplanen und
maßt euch nicht an zu wissen, was kommt. Wir können uns
direkt angesprochen fühlen, wenn Jakobus schreibt:
Nun zu euch, die ihr sagt: »Heute oder morgen wollen wir
in diese oder jene Stadt reisen. Wir wollen ein Jahr dort
bleiben, Geschäfte machen und Gewinne erzielen.«
14
Ihr wisst doch gar nicht, was der morgige Tag bringen
wird. Was ist denn euer Leben? Ein Dampfwölkchen, das für
kurze Zeit sichtbar ist und gleich wieder vergeht.
15
Sagt stattdessen lieber: »Wenn der Herr es will, werden
wir am Leben bleiben und dies und jenes tun.«
16
Nun seid ihr auch noch stolz auf eure Überheblichkeit.
Aber es ist schlecht, darauf stolz zu sein.
17
Also: Wer Gutes tun kann und es nicht tut, macht sich
schuldig.
13
(Übersetzung der Basis-Bibel)
Es gibt so ein geflügeltes Wort bei den Alten als Antwort auf
die Frage, ob man sich wiedersieht oder in der Zukunft gemeinsam etwas beginnt:
„So Gott will und wir leben!“
Das ist eine gute Antwort, eine gute Haltung gegenüber
allem, was wir uns für das neue Jahr vornehmen. Sie stellt
alles unter einen Vorbehalt: Ich bin nicht Herr meines Lebens. Ich bin bereit, mich führen zu lassen. Ich habe nicht
alles im Griff.
„Wenn der Herr es will ...“, dann werde ich dieses Vorhaben
beginnen und jenen Weg gehen.
Jahrgang 15/16 – Nr. «Nr» – Seite 4
Es wird nicht alles so werden, wie ich es mir vorstelle und
plane. Vieles wird ganz anders. Manches besser, manches
schlechter und bei manchem weiß man nicht, wo es hinführt. Das Leben ist und bleibt eine große Vertrauensübung.
Und wir Christen vertrauen darauf, dass Gott uns ans Ziel
bringt, auch wenn wir die Zwischenstationen nicht kennen.
Wer mit Gott im Gespräch bleibt, wer ihn sucht und ihm
täglich sein Leben in die Hand gibt, der stärkt dieses Vertrauen. Der übt sich darin, seine Sorgen loszulassen. Der
weiß, wohin er seine Ängste tragen kann. Der kann sich in
den Frieden Gottes bergen, der unser Verstehen übersteigt.
Bei Paul Gerhardt heißt es so trefflich:
Auf, auf, gib deinem Schmerze
und Sorgen gute Nacht,
lass fahren, was das Herze
betrübt und traurig macht;
bist du doch nicht Regente,
der alles führen soll,
Gott sitzt im Regimente
und führet alles wohl.
Meine Möglichkeiten sind begrenzt. Doch ich kann das Notwendige tun und darauf vertrauen, Gott tut das seine dazu.
Das ist die Haltung eines Christenmenschen. Auf der
Schwelle zum neuen Jahr stärken wir uns in dem Vertrauen:
„Meine Zeit steht in Gottes Händen.“
Menschen, die ihre Zeit aus der Hand geben und sie in Gottes Hände legen, können von sich, von ihren Sorgen und
Wünschen absehen. Sie leben in der Erwartung: Dein Reich
komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Amen
Jahrgang 15/16 – Nr. «Nr» – Seite 5
Fürbittengebet
Vater im Himmel,
wo du unser Leben mit deiner Güte und Gnade füllst, da
bleibt mehr als ein Rauch. Da kann sich die Zeit erfüllen. Da
kann die Ewigkeit unser Herz berühren.
Unsere Zeit steht in deinen Händen.
Von dir kommt sie und zu dir hin fließt sie.
Hilf uns, dass wir in den Bewegungen unserer Zeit nicht untergehen und uns nicht in nichtigen Dingen verlieren.
Lass uns erkennen, was nottut und wo unsere Kraft und
Hilfe gebraucht wird.
Hilf uns den Menschen treu zu bleiben, die zu unserem Leben gehören. Lass uns aber auch für die wach und offen
sein, die neu in unser Leben treten.
Dein Wille möge geschehen in jeder Stunde unseres Lebens.
Hilf uns das rechte zu tun: Liebe zu üben, Hoffnung zu
schenken und Glauben zu wecken.
Verfasser: Pfarrer Stefan Wohlfarth
Plan 11, 98716 Geraberg
Jahrgang 15/16 – Nr. «Nr» – Seite 6
Herausgegeben vom Referat Ehrenamtliche Verkündigung:
Pfarrerin Dr. Christiane Braungart, Markgrafenstraße 14,
60487 Frankfurt/Main
 069 71379-140   069 71379-131
E-Mail: [email protected]
in Verbindung mit dem
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland
Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
 036202 7717-97
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und WINWORD-Datei) erhältlich
und im Internet abrufbar (http://www.zentrum-verkuendigung.de/predigten.html )
E-Mail: [email protected]
Jahrgang 15/16 – Nr. «Nr» – Seite 7
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