2015-06-14_P Pred 3 Sattelfest 2015

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Predigt zum Sattelfest 2015
Alles hat seine Zeit
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
I.
Alles hat seine Zeit und jede Tour unter dem Himmel hat ihre Stunde.
Ihre Fahrradtour für heute ist hier jetzt unterbrochen.
Eine Stunde Zeit für anderes.
Nicht strampeln, ruhig in einer Kirchenbank verweilen.
Nicht unter der Sonne radeln, in der Kühle dieser beeindruckenden Kirche
sitzen.
Nicht hetzen, sich Zeit für sich und seine Gedanken nehmen.
Alles hat seine Zeit.
II.
In der Bibel heißt das so:
Alles hat seine Zeit.
Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit.
Pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit;
suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit;
Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
III.
Welchen Vorteil hat der Mensch von all seiner Mühe,
für die er sich anstrengt unter der Sonne?
Das ist der Beginn des biblischen Predigerbuches.
Was ist sein Thema?
Man könnte es so formulieren:
Was bleibt zwischen dem ersten Schnaufen und dem letzten Atemzug?
Es geht um die Frage nach dem Glück.
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Was ist Glück in einem Menschenleben, das bald ausgeschnauft ist?
Wie kann ich, Mensch, glücklich sein?
Der Prediger sagt: Das Leben, es ist wie ein Hauch, so schnell vorbei.
Schön wie Seifenblasen, aber schnell zerplatzt.
Jeden Menschen treffen Zufall und Zeit.
Manchmal verfängt er sich plötzlich in seiner Unglückszeit und peng, zerplatzt
das Glück.
Manchmal überfällt das Leben einen mit Unglück, manchmal mit Glück.
Warum, wir verstehen es nicht.
Was macht Zeiten gut oder schlecht?
Können wir schlechte ändern und lernen, unser Leben so gestalten, dass wir
glücklicher sind?
Die vielen psychologischen Ratgeber sagen, man könne es, man solle positiv
denken und mit ganzer Kraft wollen, dann gelinge es schon.
(Beispiel: Man muss den Teller leer essen und schon wird das Wetter gut und
das Leben ist schön. - Gut, dass wir gestern alle unsere Teller leer gegessen
haben, damit die Sonne heute scheint!)
Aber wir alle wissen, das reicht ganz gewiss nicht. Denn kein Mensch kann so
vermessen sein zu denken, er hätte alles in der Hand oder könne alles in die
Hand bekommen. Dann wäre er Gott. Gott spielen bekommt uns
bekanntermaßen nicht.
IV.
Vier Bedingungen für das Glück:
1. Es gibt Begrenzung von allem, was auf Erden ist:
Alles hat seine Stunde. Für alles Geschehen gibt es eine bestimmte, eine
bemessene Zeit. Also ist jede Zeit befristet und trägt damit ein Ende in sich.
Glück hat ein Ende in sich, aber eben das Unglück auch. Gott sei Dank.
2. Unser ganzes Leben gibt es nur in Gegensätzen.
Alles hat seine Zeit.
Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit.
Wann wir geboren werden und wann wir sterben, wir haben es nicht in der
Hand. Aber befristet ist unser Leben zwischen Geburt und Tod, das ist gewiss.
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Zwischen diesen Gegensätzen bewegt sich unser Leben. Das ist die zweite
Bedingung für das Glück.
In einem Augenblick können wir nicht beides verwirklichen: Wir können nur
weinen oder lachen, lieben oder nicht lieben, Leben heilen oder Leben
schädigen.
Beides gehört zum Leben.
3. Die dritte Bedingung für das Glück heißt:
Kostbar ist der Augenblick
Es gilt, den Moment wahrzunehmen.
Manches kann nur jetzt gewählt werden.
Manches findet nur in diesem Augenblick statt.
Dadurch wird es kostbar.
Es gilt, nicht dem Leben Jahre, sondern den Jahren Leben zu geben.
Kostbar ist der Augenblick.
Kostbar ist der Glücksmoment.
Das bedeutet: Koste jetzt!
Koste jetzt diesen Nachmittag hier in Wilhelmshausen.
Genieße jetzt die Kühle.
Die Frage, ob das gut oder schlecht ist, dass wir nur eines tun können, ist die
falsche Frage.
Freude und Trauer - kommen im endlichen Leben nicht zusammen. Es ist wie
bei parallelen Geraden in der Mathematik. Sie kommen nicht zusammen in
unserer Welt, aber sehr wohl in der Unendlichkeit. So sieht das auch der
Prediger, wenn er sagt „Gott hat die Ewigkeit in alles hineingelegt.“
4. So heißt unsere vierte Bedingung für das Glück:
Gott hat die Ewigkeit in alles hineingelegt.
Unser zeitliches Leben und die Welt enthalten immer etwas, das über sie
hinausweist.
Es gibt Dinge, die liegen nicht in meiner Hand:
z.B. eine Beziehung zu einem Menschen habe ich nie in der Hand, weil ich den
anderen letztlich nicht gestalten kann, durch alle Liebe hindurch auch nicht.
Durch Druckmittel kann ich erst recht keine Liebe erzeugen.
Meine Geburt und meinen Tod habe ich nicht in der Hand und noch so vieles
mehr.
Und dennoch kann ich darin Gottes Wirken erfahren, der alles Geschaffene
schuf und erhält und so seine Spur hineinlegte. Auch wenn ich nicht alles
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begreife, manches mir in Gottes Handeln verborgen bleibt, so begegne ich auch
darin Gottes Ewigkeit.
V.
Wie finde ich nun das Glück auf meiner Lebenstour?
Es kommt darauf an, von wo aus man es ansieht, auf den Blickwinkel. Schau es
konsequent von Gott heran.
Das ist es, was du beitragen kannst zum Glück - die Perspektive des
Betrachtens.
Dann entdeckst du:
Glück definiert sich gar nicht zuerst über das eigene Tun oder die Arbeit.
Glück entsteht durch die Hinwendung zum Leben, durch die Hinwendung zum
Jetzt, durch Hinwendung zu Menschen.
Glück besitzt man nicht, es ist eine Weise des Seins, nicht des Habens.
Glück hat man nicht, man ist glücklich.
Glück ist: das Leben als Geschenk Gottes zu genießen.
Glück ist eine Haltung des Annehmens, nicht des Im-Griff-habens.
Es ist Gabe Gottes. Ein glücklicher Mensch wird nie sagen: Das habe ich
verdient.
Sondern: Das ist mir geschenkt.
Das ist eine ganz andere Perspektive.
Es ist leicht und gar nicht anstrengend, anzunehmen, was mir Gott an jedem
Tag schenkt. Und dann staune ich, wie reich mein kleines Leben so wird auf
seiner Lebenstour.
Reich beschenkt in seiner Zeit.
Gott nahm in seine Hände meine Zeit.
Der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre eure Sinne in Christus Jesus.
Amen.
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