Invokavit - Konfirmanden-Predigt Pastor Marcus Antonioli zu

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Invokavit - Konfirmanden-Predigt Pastor Marcus Antonioli zu Matthäus 4, 1-11
Die Gnade und die Güte Gottes sei mit uns allen. Amen
Liebe Gemeinde,
Vertrauen ist sehr kostbar - wir alle wissen, dass dies meist richtig deutlich wenn, wenn Menschen Ihr
Vertrauen bei anderen verspielt haben. Darum ist eine Lüge eben oft mehr als eine bequeme Wahrheit
- sondern wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Darum ist der Geldschein im Portemonee der Oma,
wenn er einfach genommen wird, eben nicht nur eine finanzielle Unterstützung, sondern erschüttert
das Verhältnis. Darum ist die Untreue unter Ehepartnern nicht nur eine willkommene Abwechselung,
sondern verändert alles zwischen Mann und Frau. Vertrauen ist sehr kostbar und kaum zurück zu
holen, wenn es verspielt worden ist!
Als wir in der milden Abendsonne am Berg der Versuchung unseren kleinen Abschlussgottesdienst von unserer
Israelreise feierten, kam uns die Versuchung Jesu in der Wüste gar nicht mehr so weit weg vor. Hier wurde Jesus
der Überlieferung nach dreimal auf die Probe gestellt. Ausgerechnet in der Wüste, wohin vor allen Verlockungen
geflohen war, begegnet ihm der Teufel! Hier wurde Macht ihm und Herrlichkeit dafür geboten, sein
Gottvertrauen zu verraten. - Wir sagen ja auch: Gib einem Menschen Macht oder Geld, dann wirst du ihn richtig
kennen lernen! - Jesus hat sich hier sehr gründlich kennengelernt. Manchmal tun sich uns die dunkelsten
Abgründe auf, wenn wir ganz allein mit uns sind!
Die Geschichte von Jesus in der Wüste erzählt von einer dreifachen Vertrauensprüfung Jesu. Nachdem
Gott sich in der Taufe am Jordan durch Johannes dem Täufer ganz demonstrativ hinter Jesus gestellt
hat, muss sich dieser als Sohn Gottes bewähren! Denn dieses besondere Verhältnis Jesu zu Gott stellt
eine enorme Versuchung dar, sich selbst als etwas besseres, oder gar als über den Dingen stehendes
Wesen zu sehen. Doch Jesus lernt demütig, dass er genauso verführbar und verletzlich ist wie jeder
andere Mensch auch. Er ist eben in allem uns gleich geworden - so sagt es ein altes Bekenntnis - außer
der Sünde. Jesus lebt so tief aus dem Vertrauen zu Gott, dass er dessen Vertrauen rechtfertigt!
Und die Prüfung des Teufels ist ziemlich perfide, denn sie kleidet sich in fromme Sprüche aus der
Bibel!
Zunächst setzt der Widersacher Gottes - der also das Vertrauensverhältnis zwischen Vater und Sohn
zerstören will - beim Hunger an, an dem Jesu zweifellos litt, als er vierzig Tage und Nächte gefastet
hatte. Da soll Jesus seine besondere Stellung ausnutzen, um sich Brot aus den herum liegenden
Steinen zu machen. Aber der antwortet bibelfest mit einem Wort aus dem Buch Deuteronomium, dass
eben Gottes Wort das wahre Lebensbrot darstellt!
Bei seiner zweiten Prüfung zitiert der Teufel selbst das wunderbare Psalmwort, dass von der
Bewahrung durch die Boten Gottes spricht, um Jesus zu einer Mutprobe zu bringen. Und hier wird
deutlich, wenn Jesus das Vertrauensverhältnis zu Gott getestet hätte, dann hätte er damit das Vertrauen
zerstört. Wir können Vertrauen nicht ausprobieren wie ein Wäschestück, denn es nimmt Schaden
dabei!
Bei seiner dritten Prüfung geht der Widersacher aufs Ganze: Jesus soll ihn anbeten, um die Macht über
die Welt zu erlangen. Aber Gott ist der einzige, den er anbeten will. Doch wir Menschen sind
korrumpierbar, für den kleinen Vorteil knicken wir ein, was erst wenn uns die ganze Welt zu Füßen
gelegt würde!
Liebe Gemeinde,
Jesus erweist sich als absolut vertrauenswürdig und kann darum sein Werk unter uns Menschen tun.
Nur weil er über jeden Zweifel erhaben war, konnte er anderen Menschen helfen, ihr eigenes
Vertrauensverhältnis zu Gott und zu ihren Mitmenschen aufzubauen! Ihm ging es nicht um seine eigne
Macht oder Bedeutung, sondern er wollte den Graben zwischen Mensch und Gott überwinden. Und
wie nötig dies ist, sehen wir jeden Tag wieder: denn es bringt viel Leid und Unheil über die Welt,
wenn Missgunst, Misstrauen oder gar Hass die Menschen leitet!
Um Großen hören wir es immer wieder in den Nachrichten: Da rüsten Länder auf, obwohl die eigenen
Bürger hungern. Da werden Kriege geführt, die viele in Not zurück lassen. Da regieren Despoten
gegen ihr eigenes Volk, um sich und ihren Anhängern Vorteile zu sichern.
Aber auch das Zusammenleben ist durch dieses Gift des verlorenen Vertrauens bedroht: wo Habgier
Beziehungen zerstört, wo Vertrauen missbraucht und lächerlich gemacht wird.
Gott will nicht, dass wir so leben. Eine Welt ohne gelebtes Vertrauen ist eine trostlose Welt. Und
darum bringt Gott seinen Sohn Jesus Christus ins Spiel. Manche mögen das naiv nennen, aber Gott
glaubt daran, dass Menschen vertrauen wagen können. Er weiß wie schwach wir sind, denn wir alle
sind nicht Jesus! Und doch will er es mit uns wagen! Sein Vertrauen ist Leben!
Liebe Gemeinde,
Wir gehen den Weg nach, den Jesus für uns gegangen ist. Sein Kreuz führt uns vor Augen wohin es
führt, wenn Menschen einander verraten und hassen, wenn Menschen für ihre Macht andere opfern,
wenn Misstrauen siegt. In so einer Welt leben wir, doch das darf um Gottes willen nicht so bleiben!
Darum ist es gut, wenn wir in den kommenden Wochen noch mehr als sonst als vertrauenswürdige
Menschen zu leben versuchen. Verschiedene Aktionen machen uns dazu Mut!
So bewegt die Aktion „sieben Wochen ohne“ viele Hundertausende, ihre ganz eigenen
Erfahrungen zu machen, da geht es um bewussten Verzicht, denn weniger ist oft mehr, da
geht es darum bewusst fair gehandelte Produkte zu verbrauchen, da geht es darum sich
bewusst mehr Zeit zu nehmen für Menschen, die bei uns immer zu kurz kommen! Ich
persönlich finde die Anregung in diesem Jahr hilfreich, sich auch mal wieder ein Risiko in
Sachen Vertrauen einzugehen. Denn es ziehen sich viel zu viele Menschen in ihr
Schneckenhaus zurück und verpassen dabei das Leben mit anderen!
Vielleicht könnten wir in den nächsten sieben Wochen, mehr Zeit für Menschen haben, die sonst zu kurz
kommen? Denn der Berg der Versuchung liegt zufällig genau an der Schlucht, in der Jesus seine berühmte
Geschichte vom barmherzigen Samariter spielen lässt (nachzulesen im Lukasevangelium 15. Kapitel). In dem
Gleichnis gehen zwei an einem Überfallenen vorüber, weil sie zu beschäftigt sind, aber ein dritter tut alles, um
ihn zu retten! - Ich bin gespannt, was bei uns in diesen sieben Wochen bis Ostern so geht!
Das Vertrauen ist kostbar, aber man kann es nicht festhalten, sondern es will gewagt werden.
Jesus hat es gewagt und seinen Spuren dürfen wir folgen. Er hat es sogar durch Schmerzen
und Leid durchgetragen - damit wir, die wir an ihn glauben, leben können. Amen
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