4 Fragen zur Pflege- und Gesundheitspolitik in Baden-Württemberg des Landespflegerates Antworten der CDU-Fraktion 1. Was werden Sie aktiv gegen den Pflegenotstand unternehmen? Frage: Die Pflegefachkraftquote hat einen entscheidenden Einfluss auf Komplikationsund Sterblichkeitsraten. Insbesondere die Anzahl qualifizierter Pflegefachpersonen entscheidet darüber, dass kranke und pflegebedürftige Menschen eine professionelle, präventive Pflege erhalten. Mit welchen Strategien begegnen Sie dem Pflegefachpersonalmangel? Wie sorgen Sie jetzt und zukünftig für eine professionelle und qualitative pflegerische Versorgung der Menschen in Baden-Württemberg? Stichwort: Personalmangel Antwort: Zur Bewältigung der bevorstehenden Herausforderungen benötigen wir engagierte und motivierte Pflegekräfte. Eine nachhaltige Personalgewinnung setzt eine kreative Ausschöpfung aller Möglichkeiten der Personalakquise voraus. Das Berufsbild muss insbesondere auch für junge Menschen attraktiv bleiben. Dies ist nur möglich, wenn die Rahmenbedingungen, im Hinblick auf die inhaltliche Ausgestaltung, Arbeitszeiten und in finanzieller Hinsicht, stimmen. Neben der Sicherung des Pflegenachwuchses gilt es, die bestehenden Pflegefachkräfte so lange wie möglich im Beruf zu halten. Dazu bedarf es einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zudem muss psychischen und physischen Belastungen am Arbeitsplatz wirksam entgegengetreten werden. Hier gilt es seitens der Arbeitgeber ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu etablieren. Im Hinblick auf die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte ist durch rechtliche Rahmenbedingungen für vereinfachte und für beschleunigte Anerkennungsverfahren der Abschlüsse zu sorgen. 2. Wie gestalten Sie die Pflegausbildung attraktiver? 1 Frage: Die qualifizierten Bewerberzahlen in den Pflegeberufen sowie die angebotenen Schulplätze entsprechen nicht dem tatsächlichen Bedarf in der Pflege. Wie gestalten Sie die Rahmenbedingungen bzw. welche Anreize schaffen Sie, dass mehr Schulabgänger in einem der Pflegeberufe eine Perspektive sehen? Stichworte: Anreize für Schulabgänger, Rahmenbedingungen in der Ausbildung Antwort: Um die Pflegeberufe für junge Menschen attraktiv zu gestalten, müssen wir Rahmenbedingungen für eine gute und zielgerichtete Ausbildung setzen. Dies gilt auch für den Bereich der Pflegehilfsberufe. Eine Attraktivitätssteigerung der Pflegeberufe soll auch durch eine generalistische Ausbildung erreicht werden. Ebenso muss es Jugendlichen mit einem Hauptschulabschluss möglich sein, sich durch eine modulare Ausbildung zu Fachkräften weiter zu qualifizieren. Desweiteren gilt es innerhalb der Ausbildung qualitative Verbesserungen vorzunehmen. So ist in vielen Betrieben die Situation der Praxisanleitung nicht ideal. Daher muss die Organisation und die Finanzierung der Praxisanleitung novelliert werden. Die Praxisanleitung muss finanziert und ausreichend Personal zur Durchführung der Praxisanleitung vorgehalten werden. Zur Attraktivitätssteigerung der Pflegeberufe träg ebenso bei, wenn Pflegekräfte/Pflegehilfskräfte verstärkt Aufstiegsmöglichkeiten ergreifen können. Dazu bedarf es einer horizontalen sowie vertikalen Durchlässigkeit. Das fördert die berufliche Mobilität. 3. Wie sichern Sie die flächendeckende Versorgung? Frage: Die flächendeckende pflegerische Versorgung von Bürgerinnen und Bürger, insbesondere im ländlichen Raum, wird zunehmend problematischer. Welche Projekte werden Sie initiieren, damit auch zukünftig pflegebedürftige Menschen die Pflege 2 erhalten, die Sie unabhängig von Alter, Krankheit, Wohnort, Kultur und Religion benötigen. Stichworte: Flächendeckende Versorgung, ländlicher Raum, Menschen mit besonderem Pflegebedarf Antwort: Um eine gleichwertige Pflegeversorgung im städtischen wie auch ländlichen Raum zu sichern, gilt es die regionalen Gegebenheiten stärker zu berücksichtigen und die beteiligten Akteure in die vorhandenen Netzwerke zu integrieren. Eine gebietsbezogene gemeinsame Verantwortung für die pflegerische Versorgung ist weiter zu entwickeln. Hierzu ist die kommunale Ebene stärker in die Koordination, Planung und die Vernetzung der Pflege einzubeziehen. Im ländlichen Bereich sollte der Ausbau der ambulant betreuten Wohngruppen erleichtert werden. Zudem gilt es gerade in ländlichen Gebieten ein Überleben der Sozialstationen sicherzustellen, dazu bedarf es veränderter Rahmenbedingungen. Dies bedeutet vor allem eine verlässliche Finanzierung. Zugleich ist aber auch Sorge zu tragen, dass ausreichend stationäre Angebote vorhanden sind. Menschen mit speziellen Pflegebedarfen, wie Menschen mit dementiellen, psychischen und physischen Erkrankungen, benötigen zeitintensive Pflege und eine Begleitung welche auf Kontinuität angelegt ist. Hier sind Hilfen und Hilfsstrukturen personenzentriert auszurichten. Im Hinblick auf eine kultursensible Pflege, gilt es die Beratung und Aufklärung zu Pflegethemen zu stärken. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Vermittlung der Grundsätze der Pflegeversicherung. Zudem ist das Pflegefachpersonal stärker in kulturellen Kompetenzen zu schulen. Eine interkulturelle Öffnung der Altenhilfe ist zu unterstützen. 3 4. Wie positionieren Sie sich zur Einrichtung einer Pflegekammer in Baden-Württemberg Stichwort: Pflegerische Selbstverwaltung Antwort: Im Rahmen der Enquetekommission „Pflege“, welche auf die Initiative der CDU-Landtagfraktion eingerichtet wurde, wurden sämtliche Themenfelder im komplexen Feld der Pflege beleuchtet und mit den verschiedensten Akteuren diskutiert. So auch das Thema Pflegekammer, welches im Rahmen der Enquetekommission in der Anhörung am 3. Juli 2015 beleuchtet wurde. Die CDU- Landtagsfraktion führte zusätzlich eine eigene Anhörung am 22. September 2015 durch. In den Anhörungen wurde deutlich, dass die Pflegekräfte auf einer Augenhöhe mit anderen Akteuren im Pflegewesen agieren möchten. Die CDU-Fraktion unterstützt diesen Wunsch nach einem stärkeren Selbstverständnis der Pflegekräfte. Durch diese Stärkung wird nicht nur der Pflegeberuf attraktiver, sondern auch die Zufriedenheit der Pflegekräfte mit ihrem Beruf würde steigen. Als eine Komponente zur Stärkung des Selbstverständnisses wurde in den Anhörungen wiederholt die Einführung einer Pflegekammer genannt. Bisher wurde sie nur in einem Bundesland eingeführt. Es liegen daher noch keine abschließenden Erfahrungswerte vor. Wir wollen deshalb aktuell von einer sofortigen Einführung einer Pflegekammer Abstand nehmen und zunächst die Entwicklung in den anderen Bundesländern aufmerksam verfolgen. Sollten sich nachweisbare Verbesserungen in den Arbeitsbedingungen, bei der Qualitätssicherung sowie eine nachhaltige Stärkung des Berufsfeldes Pflege auf die Einführung der Pflegekammer zurückführen lassen, sind wir auch in Baden-Württemberg offen dafür. In diesem Prozess ist dann zwingend ein repräsentatives Meinungsbild der Pflegekräfte einzubeziehen. 4