3.1 Problemstellung

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3 Handelskalkulation
3.1 Problemstellung
Jeder Handelsbetrieb ist bestrebt, Gewinn zu erzielen. Der Verkaufspreis muss daher alle Kosten und
einen angemessenen Gewinnaufschlag enthalten. Die Berechnung des Verkaufspreises nennen wir
Kalkulation. Kalkulieren heißt also: Berechnen von Kosten und Preisen.
Einkaufs- und Bezugs-kalkulation
Kalkulation der
Selbstkosten
Kalkulation des
Verkaufspreises
Die Kalkulation rechnet schrittweise alle Kosten ein, die die Ware vom Einkauf [Ausgangspunkt:
Einkaufspreis) bis zur Endstation Kunde verursacht. Zur Berechnung des Verkaufspreises hat der
Kaufmann ein Kalkulationsschema entwickelt, das wichtige Kostengruppen zusammenfasst.
3.2 Aufbau der Handelskalkulation (Vorwärtskalkulation)
Zusammenhängende Darstellung des Kalkulationsschemas
Im Folgenden wird nun die Gesamtkalkulation des Fitnessgerätes im Überblick dargestellt.
Beispiel:
Das Handelshaus Stark GmbH bestellt bei einem Hersteller ein Fitnessgerät zu folgenden Bedingungen: Listeneinkaufspreis 2.100,00 EUR zuzüglich 19% Umsatzsteuer, 33 1/3 % Wiederverkäuferrabatt, 2 % Skonto, Kosten für Verpackung, Fracht, Anfuhr und Transportversicherung
pauschal 140,00 EUR zuzüglich 19 % Umsatzsteuer. Handlungskostenzuschlagssatz 19 %,
Gewinnzuschlagssatz 20 %. Dem Kunden werden 20 % Rabatt und 2 % Skonto gewährt. Die
Vertreterprovision beträgt 5 % vom Zielverkaufspreis.
Aufgabe:
Wie viel EUR beträgt der Listenverkaufspreis (Nettoverkaufspreis)?
Bezeichnung
Kürzel
Listeneinkaufspreis
LEP
-
Liefererrabatt
LR
=
Zieleinkaufspreis
ZEP
-
Liefererskonto
LS
=
Bareinkaufspreis
BEP
+
Bezugskosten
BzK
=
Einstandspreis
EP
+
Handlungskosten
HK
=
Selbstkostenpreis
SK
+
Gewinn
Gew
=
Barverkaufspreis
BarVP
+
Vertreterprovision
VP
+
Kundenskonto
KS
=
Zielverkaufspreis
ZVP
+
Kundenrabatt
KR
=
Verkaufspreis netto
NVP
+
Umsatzsteuer
USt
=
Bruttoverkaufspreis
BVP
%
%
100
100,00
Euro!
100,00
100
100,00
100
100,00
3.3 Kalkulatorische Rückrechnung (retrograde Kalkulation)
Liegt der Listenverkaufspreis aufgrund der gegebenen Markt- bzw. Konkurrenzsituation fest, so
eignet sich das Kalkulationsschema in umgekehrter Richtung von unten nach oben zur Errechnung
des aufwendbaren Einkaufspreises (retrograde Kalkulation; Rückwärtskalkulation). Dabei wird
der Listeneinkaufspreis errechnet, der höchstens gezahlt werden darf, um den angestrebten Gewinn
zu erreichen.
Beispiel:
Aufgrund der Marktsituation muss die Eisenhandlung Fritz Zeh KG eine Schleifmaschine zum
Listenverkaufspreis in Höhe von 290,00 EUR anbieten. Den Handwerkern muss branchenüblich 10
% Rabatt und 2 % Skonto gewährt werden. Die einzurechnende Vertreterprovision vom Zielverkaufspreis beläuft sich auf 8 %. Vom Lieferer erhält die Fritz Zeh KG It. Angebot 20% Rabatt und
3% Skonto. Die Fracht- und Verpackungskosten werden von ihm pauschal mit 18,00 EUR berechnet.
Der Handlungskostenzuschlagssatz beläuft sich auf 32%. Als Gewinn sollen 12 % eingerechnet
werden.
Aufgabe:
Welcher Listeneinkaufspreis kann höchstens bezahlt werden?
Ergebnis: Die Eisenhandlung Fritz Zeh KG kann für die Schleifmaschine höchstens einen Listeneinkaufspreis von netto 181,56 EUR bezahlen.
Allgemeiner Lösungsweg
1.
2.
3.
4.
Stelle zuerst das Kalkulationsschema von oben nach unten auf und trage die in der Aufgabe
vorgegebenen Prozentsätze ein!
Setze den gegebenen Listenverkaufspreis ein!
Überlege bei jedem Rechenschritt, ob es sich um eine Rechnung vom Hundert (Kundenrabatt,
Vertreterprovision, Kundenskonto), auf Hundert (Gewinn, Handlungskosten) oder im Hundert
(Liefererskonto, Liefererrabatt) handelt!
Überprüfe das Ergebnis durch eine Vorwärtskalkulation!
Kalkulationsschema
Euro
Listeneinkaufspreis
- Liefererrabatt
= Zieleinkaufspreis
- Liefererskonto
= Bareinkaufspreis
+ Bezugskosten
= Bezugs- oder Einstandspreis
+ Handlungskosten
= Selbstkosten
+ Gewinn
= Barverkaufspreis
+ Vertreterprovision
+ Kundenskonto
= Zielverkaufspreis
+ Kundenrabatt
= Nettoverkaufspreis
+ Umsatzsteuer
= Bruttoverkaufspreis
Kürzel
LEP
- LR
= ZEP
- LS
= BEP
+ BzK
= EP
+ HK
= SK
+ Gew
= BarVP
+ Pro(VP)
+ KS
= ZVP
+ KR
= NVP
+ USt
= BVP
Prozent
100%
2%
98%
7,90 €
100%
40%
140%
87,50%
10%
2,50%
100%
100%
19%
119%
100%
10%
90%
2%
7,90 €
40%
100%
150%
250%
85%
15%
100%
Vorwärts Rückwärts
96,32
96,32
9,63
9,63
86,69
86,69
1,73
1,73
84,95
84,95
7,90
7,90
92,85
92,85
37,14
37,14
130,00
130,00
194,99
194,99
324,99
324,99
37,14
37,14
9,29
9,29
371,42
371,41
65,54
65,54
436,96
436,96
83,02
83,02
519,98
519,98
3.4 Differenzkalkulation
Unverbindliche Preisempfehlungen, aber häufig auch die „Marktlage”,
verhindern, dass der Kaufmann seinen Listenverkaufspreis selbst
bestimmen kann. Auch kann der Preis deshalb feststehen, weil z. B. der
Hersteller diesen vorgibt. In diesem Fall muss es das Ziel der Kalkulation sein, festzustellen, ob der so erwirtschaftete Gewinn ausreichend
ist.
Wird die Höhe des anfallenden Gewinns errechnet, sprechen wir von
Differenzkalkulation.1 Da sowohl der Listeneinkaufspreis als auch der
Listenverkaufspreis festliegen, muss von beiden Werten aus mit dem
Rechenweg begonnen werden, und zwar einmal als Vorwärtskalkulation (vom Listeneinkaufspreis bis zu den Selbstkosten) und zum
anderen als Rückwärtskalkulation (vom Listenverkaufspreis bis zum
Barverkaufspreis).
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