VDMA-Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen Vor zwei Jahren hat der VDMA seine Nachhaltigkeitsinitiative Blue Competence ins Leben gerufen. Mittlerweile sind schon fast 400 Mitglieder dieser Initiative beigetreten. Im Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen sind es 54. Damit ist diese Branche im deutschen Maschinen- und Anlagenbau Vorreiter in Sachen Umweltschutz, Ressourcenschonung und effizientes Wirtschaften. Blue Competence wird für diese Unternehmen auch auf der „K 2013“, der Weltleitmesse der Kunststoff- und Gummiindustrie im Oktober in Düsseldorf, eine große Rolle spielen. Der VDMA stellt deshalb einige dieser Unternehmen in einer Serie vor. Es geht immer noch besser Herrmann Ultraschall erhöht Effizienz durch Abfallvermeidung Frankfurt, 11. Juli 2013 – Interview mit Volker Aust, Leiter des Produktmanagements bei Herrmann Ultraschall. Das Familienunternehmen aus dem badischen Karlsbad ist spezialisiert auf das Verschweißen von Spritzgussteilen mittels Ultraschall-Technologie. Zum Einsatz kommt sie unter anderem in der Medizintechnik, bei Haushaltswaren, in der Automobilindustrie und im Verpackungsbereich von Lebensmitteln. Herr Aust, inwiefern ist Herrmann Ultraschall ein nachhaltiges Unternehmen? Volker Aust: Das sind wir mit unserer Technologie an sich. In der Fügetechnik hat das Ultraschallschweißen gegenüber anderen thermischen Fügeverfahren den Vorteil, besonders wenig Energie zu verbrauchen und besonders wenig Abfall zu produzieren. Wir brauchen beim Ultraschallschweißen keine Aufheizphase und müssen auch keinen bestimmten Energielevel aufrechterhalten. Wir nehmen Strom aus der Steckdose, wandeln ihn in einem Ultraschallgenerator in hochfrequente Schwingungen um, die die Moleküle in den Kunststoffteilen so in Bewegung setzten, dass sie miteinander verschmelzen. Ultraschall ist damit bei ausreichender Stückzahl das wirtschaftlich und ökologisch beste 1 Schweißverfahren. Die alternativen thermischen Verfahren, beispielsweise Vibrations- oder Laserschweißen, aber auch Verbindungstechniken wie das Verschrauben oder Verkleben kommen da nicht heran. Mit Ultraschall kann man zum Beispiel bei Verpackungen extrem dicht an das Produkt schmale Siegelnähte schweißen ohne das Produkt thermisch zu belasten. Das bringt vor allem bei der Verpackung von Lebensmitteln große Vorteile und spart Verpackungsmaterial. Warum gibt es dann überhaupt noch andere Verfahren? Aust: Nicht alle Materialien und auch nicht alle Bauformen lassen sich durch Ultraschall verschweißen. Es gibt einfach auch physikalische Grenzen. Ein weiterer Punkt ist, dass diese Technik in der Anschaffung mehr kostet, als andere Schweißmaschinen. Allerdings ist es so, dass sich Ultraschall ab dem mittleren und erst recht im oberen Qualitätssegment rechnet. In diesen Märkten sind wir weltweit unterwegs. Wenn Ultraschall schon per se nachhaltig ist, gibt es da überhaupt noch Verbesserungspotenzial? Aust: Auf jeden Fall. Derzeit arbeiten wir zum Beispiel an der Optimierung der Schweißwerkzeuge. Diese bestehen meist aus Titan. Dieser Werkstoff hat hervorragende schwingungstechnische Eigenschaften, aber er ist auch sehr teuer. Abgesehen davon ist er in der Herstellung ähnlich energieintensiv wie Aluminium. Wir konstruieren deshalb Rohlinge, bei denen durch die Zerspanung weniger Abfall anfällt. In der Spitze können wir Materialeinsparungen von bis zu 35 Prozent erreichen. Für einen unserer Werkzeugtypen haben wir diese Verbesserung schon erreicht. Unser Ziel ist es, Einsparerfolge auch bei anderen Werkzeugtypen zu erzielen. Für uns ist das ein großer Beitrag zur Ressourceneffizienz. Was hat sich in Ihrem Marketing durch Blue Competence verändert? Aust: Wir haben unsere Nachhaltigkeit erstmals auf der „K 2010“ herausgestellt. Aber das war eine einmalige Aktion. Jetzt beziehen wir Blue Competence in unseren gesamten öffentlichen Auftritt ein. Das blaue Logo ist in unseren Prospekten ebenso zu finden wie auf unserer Internet-Seite. Wir leben in einer visualisierten Welt, da sind solche visuellen Botschaften wichtig. 2 Wie wichtig sind diese Botschaften für Ihre Kunden? Aust: Die Großkonzerne in unserer Kundschaft, wie beispielsweise Bosch oder Nestlé, bestehen immer häufiger auf einem Nachweis für nachhaltiges Handeln. Dort setzt sich auch der Trend zu Zertifizierungen weiter durch. Bei den mittelständischen Kunden ist das noch nicht so. Aber auch dort wird Nachhaltigkeit langsam zum Thema. Unsere Schweißmaschinen kommen in der Regel erst am Ende einer Produktionskette zum Einsatz, beispielsweise wenn die beiden Hälften einer elektrischen Zahnbürste miteinander verschweißt werden sollen. Die beiden Teile sind damit werthaltiger als sie es am Anfang waren. Sie haben Elektrik in sich, sind lackiert und so weiter. Funktioniert das Verschweißen am Ende nicht richtig, hat der Kunde bloß einen Haufen teuren Müll produziert. Deshalb kann der Kunde bei unseren Steuerungen seine produzierte Qualität auf einen Blick überprüfen. Macht Nachhaltigkeit als Arbeitgeber attraktiv? Aust: In unserer speziellen Technologie sind wird darauf angewiesen, hervorragenden Nachwuchs zu bekommen. Das ist angesichts des Fachkräftemangels nicht immer einfach. Andererseits haben wir hier in Karlsbad eine interessante Region mit vielen mittelständischen Unternehmen, gepaart mit einem hohen Freizeitwert. Das zieht durchaus interessierte Fachleute an. Insgesamt macht uns als Arbeitgeber Nachhaltigkeit aber vor allem auch deshalb attraktiv, weil wir den Begriff betriebsintern sehr weit fassen. Wir verstehen darunter auch die Weitergabe von Fachwissen von einer Generation Mitarbeiter auf die nächste. Dazu haben wir eine Akademie gegründet, wo unsere altgedienten Mitarbeiter ihre Erfahrungen an die Jungen weitergeben. Und wir verstehen unter Nachhaltigkeit ein gutes Betriebsklima, denn nur dann Binden wir Leistungsträger langfristig an unser Unternehmen. Kernfrage: Warum ist die Initiative Blue Competence für Sie wichtig? Aust: Bis vor einigen Jahren führten alle das Wort grün im Munde. Was grün war, das war auch gut, das konnte man bis zum Überdruss überall hören. Genau besehen bedeutete grün aber bloß Umweltschutz und Energiesparen. In puncto Nachhaltigkeit war mir das eindeutig zu wenig. Zur Nachhaltigkeit gehört Ressourcenschutz, aber auch Energieeffizienz und ein insgesamt anderes Zukunftsdenken. Deshalb kann ich mit Blue Competence mehr anfangen. Jetzt hat Nachhaltigkeit einen Namen und eröffnet uns allen ganz andere Perspektiven. 3 Bildunterschriften: BU 1: Volker Aust BU 2: : Volker Aust und Geschäftsführer Thomas Herrmann im Ultraschall-Schweißlabor an der Maschine Pressekontakt: VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen Projektleitung Blue Competence Ina Vettkötter Tel.: +49 69 6603-1844 E-Mail: [email protected] Weitere Links: [email protected] www.bluecompetence.net www.facebook.com/bluecompetence Im Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA sind mit mehr als 200 Mitgliedern die bedeutendsten Unternehmen der Branche zusammengeschlossen; diese decken über 90% des gesamten Branchenumsatzes ab. Der deutsche Kunststoff- und Gummimaschinenbau ist die weltweite Nr. 1 mit einem Marktanteil von über 25% im Export. 4