VDMA-Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen Vor zwei Jahren hat der VDMA seine Nachhaltigkeitsinitiative Blue Competence ins Leben gerufen. Mittlerweile sind schon fast 400 Mitglieder dieser Initiative beigetreten. Im Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen sind es 57. Damit ist diese Branche im deutschen Maschinen- und Anlagenbau Vorreiter in Sachen Umweltschutz, Ressourcenschonung und effizientes Wirtschaften. Blue Competence wird für diese Unternehmen auch auf der „K 2013“, der Weltleitmesse der Kunststoff- und Gummiindustrie im Oktober in Düsseldorf, eine große Rolle spielen. Der VDMA stellt deshalb einige dieser Unternehmen in einer Serie vor. Alles in einem KraussMaffei-Gruppe setzt auf Effizienzgewinn durch Prozesskombination Frankfurt, 26. September 2013 – Interview mit Dr. Karlheinz Bourdon, Vice President Technologies im Segment Spritzgießtechnik der KraussMaffei Gruppe und verantwortlich für die Marken KraussMaffei und Netstal. Die Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in München stellt Maschinen zur Verarbeitung von Kunststoff und Gummi her. Sie ist dabei sowohl im Bereich Spritzgießtechnik als auch in der Extrusions- und Reaktionstechnik tätig. Unter der Marke KraussMaffei werden Produkte und Dienstleistungen der Spritzgieß-, Automationsund Reaktionstechnik vermarktet, Extrusionsleistungen unter der Marke KraussMaffei Berstorff. Herr Dr. Bourdon, was macht die KraussMaffei-Gruppe zu einem nachhaltig arbeitenden Unternehmen? Dr. Karlheinz Bourdon: Wir sind schon durch unsere Unternehmensstruktur nachhaltig aufgestellt. Die KraussMaffei-Gruppe ist in der Extrusion, im Spritzgießen und in der 1 Reaktionstechnik unterwegs. Vor allem durch unsere Prozesskombination lassen sich wesentliche Energieeinsparungen erzielen, beispielsweise mit ColorForm als einen einstufigen Prozess zur Herstellung lackierter Bauteile oder dem Spritzgieß-Compounder als Kombination von Extrusion und Spritzgießen. Wie erzielen Sie die Einsparungen? Dr. Bourdon: Beim Compoundieren, einem Extrusionsverfahren, wird der Kunststoff in einem kontinuierlichen Prozess plastifiziert, mit Additiven oder Füllstoffen versehen und anschließend granuliert und abgekühlt. Das Granulat wird dann beim Spritzgießen erneut aufgeschmolzen und zu einzelnen Kunststoffteilen weiterverarbeitet und erneut abgekühlt. Bei der Kombination beider Prozesse in einer Maschine entfällt eine der beiden Aufheiz- und Abkühlphasen. Auf diese Weise lässt sich eine Energieeinsparung von bis zu 40 Prozent erzielen. Darüber hinaus lassen sich manche Materialrezepturen nur in diesem Prozess zu Formteilen verarbeiten, zum Beispiel mit sehr langen Glasfasern verstärkte Thermoplaste oder sehr hohe Füllstoffanteile bis zu 90 Gewichts-Prozent. Gibt es weiteres Potenzial zur Effizienzsteigerung? Dr. Bourdon: Einsparpotenzial sehe ich vor allem in der Antriebstechnik. Wir können hier die Wirkungsgrade noch deutlich erhöhen, wenn wir stärker auf elektrische Antriebe setzen. Mit einer vollelektrischen Spritzgießmaschine lässt sich beispielsweise eine Energieersparnis von bis zu 50 Prozent erreichen. Dennoch glaube ich, dass es in Zukunft vor allem HybridSpritzgießmaschinen geben wird, in denen bestimmte Funktionen elektrisch und andere hydraulisch angetrieben werden. Eine Drehbewegung lässt sich sehr gut elektrisch ausführen, aber überall dort, wo es auf Linearbewegungen mit hoher Leistung ankommt, werden hydraulische Antriebe weiterhin gebraucht. In manchen Ländern ist Energie viel günstiger als in Deutschland und Europa. Kann man dort mit energieeffizienten Anlagen punkten? Dr. Bourdon: Bei Nachhaltigkeit geht es nicht nur um Energie. Der effiziente Umgang mit allen Ressourcen ist wichtig, Energie ist nur eine davon. Ressourcenschonung spielt in jedem Markt eine große Rolle. Wenn wir beispielsweise eine Maschine so weiterentwickeln, dass sie bei gleich hohem Input fünf Prozent mehr brauchbare Teile produziert, ist das für alle von Vorteil. Die Produktionsleistung erhöht sich, der Abfall wird reduziert und damit 2 werden Ressourcen wie Energie, Kühlwasser und Material geschont. Das wiederum schlägt sich auch auf der Kostenseite positiv nieder – und zwar überall. Ich würde es auf diese Formel bringen: Nachhaltigkeit ist Ressourcen- und Kosteneffizienz zugleich. Dann gibt es dazu auch keine Alternative? Dr. Bourdon: Das Argument Nachhaltigkeit verliert nicht an Wirkungskraft. In den USA ist durch die Förderung von Schiefergas in großem Stil Euphorie ausgebrochen. Die Energiepreise sind dort in der Tat deutlich gesunken. Man wird sehen, wie lange diese Hochstimmung anhält. Grundsätzlich sind wir alle gut beraten, mit den Ressourcen möglichst sparsam umzugehen. Das war immer schon so. Nachhaltigkeit ist aber ein relativ neuer Begriff. Dr. Bourdon: Die Weltbevölkerung wächst sehr schnell, die natürlichen Ressourcen aber nicht in dem Maße. Damit ist das Thema dringlicher geworden. Auf der anderen Seite müssen wir auch sehen, dass wir technologisch heute zu Dingen in der Lage sind, die wir früher nicht für möglich gehalten haben. Uns geht es heute besser als früher, weil die Technik besser geworden ist. Kernfrage: Warum ist die Initiative Blue Competence für Sie wichtig? Dr. Bourdon: Die Initiative Blue Competence des VDMA geht in dieselbe Richtung wie unsere eigene, die wir zu einem früheren Zeitpunkt bereits BluePower genannt haben. Wir sind überzeugt, dass die deutschen und mitteleuropäischen Hersteller von Kunststoffmaschinen Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit waren und auch weiterhin bleiben sollten. Wir können mit Blue Competence unter Beweis stellen, dass wir in allen Belangen State-of-the-Art sind, vor allem in Sachen Nachhaltigkeit. Blue Competence richtet sich nicht an eine bestimmte Branche, auch nicht direkt an unsere Kunden. Die wissen schon, dass wir nachhaltige Lösungen bieten. Die Zielgruppe ist eher die breite Öffentlichkeit. Es geht darum, das Image unserer Branche zu verbessern. Wir zeigen mit der Initiative, dass wir als Maschinenbauer schon immer unseren Teil zu einer effizienten Herstellung nachhaltiger Kunststoffteile beitragen, etwa, indem wir Produktionsanlagen entwickeln, mit denen energiesparende Leichtbauteile hergestellt werden. 3 Kunststoffe werden in der Öffentlichkeit oft mit Müll gleichgesetzt. Daraus resultiert ein schlechtes Image. Tatsächlich zeigen wir mit Blue Competence, dass Kunststoffe Nachhaltigkeit ins tägliche Leben bringen. Die Strahlwirkung der Initiative wird groß sein und den deutschen Maschinenbau auch international weiter stärken. Bildunterschriften: BU 1: Dr. Karlheinz Bourdon BU 2: Prozesskombinationen wie z.B. ColorForm bieten enormes Effizienzpotential Pressekontakt: VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen Projektleitung Blue Competence Ina Vettkötter Tel.: +49 69 6603-1844 E-Mail: [email protected] Weitere Links: www.kraussmaffeigroup.com www.bluecompetence.net www.facebook.com/bluecompetence http://plastics.vdma.org 4 Im Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA sind mit mehr als 200 Mitgliedern die bedeutendsten Unternehmen der Branche zusammengeschlossen; diese decken über 90% des gesamten Branchenumsatzes ab. Der deutsche Kunststoff- und Gummimaschinenbau ist die weltweite Nr. 1 mit einem Marktanteil von über 25% im Export. 5