Alfried Krupp-Förderpreis 2013 geht an Karsten Borgwardt Preisträger lehrt und forscht in Tübingen auf dem Gebiet des „Data Mining in den Lebenswissenschaften“ Essen, 2. Juli 2013. – Der Alfried KruppFörderpreis für junge Hochschullehrer geht in diesem Jahr an Professor Dr. Karsten Borgwardt aus Tübingen. Das Kuratorium der Alfried Krupp von Bohlen und HalbachStiftung entschied sich einstimmig für Borgwardt. Dem Gremium hatten noch 52 weitere Kandidatenvorschläge deutscher Hochschul- und Forschungseinrichtungen für die Preisvergabe vorgelegen. Der erst 32 Jahre alte Nachwuchsforscher ist Professor für Informatik an der Eberhard Karls Universität Tübingen und leitet parallel dazu eine gemeinsame Forschungsgruppe der Tübinger Max-PlanckInstitute für Intelligente Systeme und für Entwicklungsbiologie. Karsten Borgwardt studierte von 1999 bis 2004 Informatik an der Ludwig-MaximiliansUniversität München und absolvierte 2002/03 einen einjährigen Masterkurs in Biologie an der Universität Oxford. Sein Forschungsgebiet „Data Mining in den Lebenswissenschaften“ schlägt die Brücke zwischen diesen beiden Wissenschaftsbereichen. Unter „Data Mining“ versteht man die computerbasierte Suche nach Mustern in großen Datenbeständen, aus denen sich Forscher neue Erkenntnisse über das den Daten zugrunde liegende System erhoffen. Gerade in der Medizin und Biologie rücken seit Jahren immer mehr „Data Mining“Probleme in den Fokus der Forschung. So versuchen die Forscher, in den Genomsequenzen von Tausenden Individuen Mutationen zu entdecken, deren Auftreten häufig mit Erbkrankheiten oder der Unverträglichkeit eines Medikaments einhergeht. 2 Oder sie möchten verstehen, welche von den Millionen möglichen Teilstrukturen eines Proteins eine bestimmte Funktion, zum Beispiel eine medikamentöse Wirkung, hervorrufen. Aus Sicht der Informatik haben alle diese Probleme eine Gemeinsamkeit: Man möchte unter Tausenden, Millionen oder Milliarden möglicher Lösungen die optimale finden, z. B. diejenige Variante in der Genomsequenz, die am häufigsten bei Patienten mit einem positiven Therapieverlauf auftritt. Dazu muss man effizient berechnen können, wie gut eine Lösung ist, und man muss schnell entscheiden können, ob eine mögliche Lösung besser ist als eine andere. Die Datenanalyse in den Lebenswissenschaften erfordert daher die Entwicklung neuer, extrem schneller Algorithmen zum Suchen, Bewerten und Vergleichen von möglichen Lösungen durch die Informatik. In mehr als 50 Fachartikeln in führenden Zeitschriften und Konferenzen, von der theoretischen Informatik bis zur Genetik, widmet sich Karsten Borgwardt diesem Thema. Besonders bekannt sind seine Arbeiten zum effizienten Vergleich von Graphen, die unter anderem der Entdeckung krankheitsrelevanter molekularer Netzwerke dienen und die zweimal mit Preisen ausgezeichnet wurden. Die Forschungsarbeiten von Karsten Borgwardt und die daraus resultierenden Algorithmen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, neue Einblicke in die molekularen Grundlagen von Krankheiten zu gewinnen. Mehrere internationale GenetikKonsortien verwenden sie bereits zu diesem Zweck. Letztlich dient dies dem Ziel, der „personalisierten Medizin“ näherzukommen, d. h. die medizinische Behandlung so zu individualisieren, dass sie den molekularen Eigenschaften eines Patienten Rechnung trägt. Zur Person: Karsten Borgwardt Karsten Borgwardt wurde im Dezember 1980 in Kaiserslautern geboren und wuchs in Diedorf bei Augsburg auf. Nach seinem 3 Abitur ging er nach München, um an der Ludwig-Maximilians-Universität Informatik zu studieren. Dieses Studium schloss er 2004 mit Auszeichnung ab, nachdem er seine Masterarbeit als Gast des NICTA- Forschungsinstituts in Canberra in Australien verfasst hatte. Im Jahr zuvor hatte er bereits einen Masterkurs in Biologie an der Universität Oxford erfolgreich absolviert. Nach nur zweieinhalb Jahren Forschungsarbeit wurde er 2007 an der Universität München mit Auszeichnung im Fach Informatik promoviert. Es folgte eine Anstellung als Postdoctoral Research Associate an der Universität Cambridge, bevor er 2008 die Leitung einer Forschungsgruppe an den Tübinger MaxPlanck-Instituten übernahm. Im Jahr 2011 wurde Borgwardt zusätzlich auf die Professur für „Data Mining in den Lebenswissenschaften“ an der Universität Tübingen berufen. Bereits als Schüler und Student erhielt Karsten Borgwardt eine Reihe von Förderpreisen für seine herausragenden Leistungen. Er wurde 1999 in die Stiftung Maximilianeum, die Förderungsstätte der Hochbegabten in Bayern, und 2002 in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen. 2007 erhielt er den HeinzSchwärtzel-Dissertationspreis für Grundlagen der Informatik, mit dem die beste Doktorarbeit eines Jahrgangs im Fach Informatik an den Münchner Universitäten ausgezeichnet wird. Im Jahr 2012 koordinierte er erfolgreich die Beantragung eines europäischen MarieCurie-Initial-Training-Netzwerks über „Maschinelles Lernen in der personalisierten Medizin“, welches von der Europäischen Union bewilligt wurde und mit 3,75 Mio. € gefördert wird. Als wissenschaftlicher Koordinator leitet Karsten Borgwardt dieses Netzwerk und führt die Ergebnisse aus 14 Forschungslaboren in acht Ländern zusammen. Karsten Borgwardt (32) ist verheiratet und wohnt in Tübingen. Zuletzt verbrachte er ein Forschungssemester an der Harvard University. 4 Alfried Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer Der Alfried Krupp-Förderpreis wird seit 1986 jährlich für Nachwuchswissenschaftler ausgeschrieben, die in den Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften eine Erstprofessur an einer deutschen Hochschule innehaben. Er gehört zu den am höchsten dotierten Preisen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und wurde bisher an 33 herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vergeben. Die mit 1 Mio. € dotierte Auszeichnung soll die Preisträger während eines Zeitraums von fünf Jahren in die Lage versetzen, sich unabhängig von öffentlichen Geldern ein verbessertes Arbeitsumfeld zu schaffen und damit ihre Arbeit in Forschung und Lehre voranzutreiben. Ein Foto des Preisträgers können Sie unter [email protected] oder Telefon (02 01) 1 88-48 09 anfordern. Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ist das Vermächtnis von Dr.-Ing. E. h. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, dem letzten persönlichen Inhaber der Firma Fried. Krupp. Mit seinem Tod am 30. Juli 1967 und Dank des Erbverzichts seines Sohnes Arndt von Bohlen und Halbach ging sein Vermögen auf die Stiftung über. Die Stiftung ist als Aktionärin mit 25,3 % an der ThyssenKrupp AG beteiligt. Sie hat insbesondere die Aufgabe, die ihr aus ihrer Unternehmensbeteiligung zufließenden Erträge für gemeinnützige Zwecke in den Bereichen Wissenschaft, Erziehung und Bildung, Gesundheitswesen, Sport und Kultur zu verwenden. Seit Aufnahme ihrer Tätigkeit im Jahre 1968 hat sie hierfür mehr als 625 Mio. € aufgewendet.