Arbeitsauftrag A9: Unterrichtsbeispiel Thema: Migrationspolitik verfasst von: Charlotte Unterweger (Matrikel-Nr. 0946052, [email protected] ) für die Lehrveranstaltung 453.422 Fachdidaktik (Wirtschaftserziehung und politische Bildung als Sozialwissenschaftlicher Ansatz in GW) LV-Leiter: Mag. Alfons Koller, Dr. Christian Sitte SoSe 2014 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Inhaltsverzeichnis Situationsanalyse..................................................................................................................................... 2 Lehrplanbezug ......................................................................................................................................... 3 Theoriebezug ........................................................................................................................................... 4 Feinziele ................................................................................................................................................... 6 Verlaufsplanung nach dem KIOSK-Modell .............................................................................................. 7 1.Einheit............................................................................................................................................. 10 2.Einheit............................................................................................................................................. 11 Anhang, Unterrichtsmaterial ................................................................................................................. 12 Quellen .................................................................................................................................................. 26 1 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Situationsanalyse Klasse: 6a (20 SchülerInnen; 12 Mädchen und 8 Burschen) Schultyp: AHS Oberstufe Beschreibung der Klasse In der Klasse befinden sich insgesamt 20 SchülerInnen, davon 12 Mädchen und 8 Burschen. Das Gymnasium befindet sich in Zentrumsnähe der Stadt Salzburg und hat deshalb eine sehr zentrale Lage. Die Schule ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar. Der Anteil von ausländischen Schülerinnen und Schülern ist in dieser Klasse nicht sehr hoch. Von den 20 Mädchen und Burschen sitzen 4 SchülerInnen in der Klasse, die eine andere Herkunft besitzen und nicht in Österreich geboren wurden. Diese SchülerInnen sprechen aber fließend die deutsche Sprache und beherrschen den Stoff in den verschiedenen Unterrichtsfächern gleich gut wie alle österreichischen SchülerInnen. Die SchülerInnen sind alle zwischen 15 und 16 Jahre alt. Das Verhalten der SchülerInnen während den Unterrichtsstunden und auch in den Pausen ist ihrem Alter entsprechend. Generell herrscht ein gutes Klassenklima vor. Der Gegenstand Geographie und Wirtschaftskunde ist nicht bei allen gleich beliebt; sechs SchülerInnen sind sehr begeistert für dieses Fach, der Rest ist großteils interessiert und ein Schüler mag das Fach gar nicht. Dieser Bursche ist jedoch sehr schlau und kommt mit wenig Aufwand zumindest immer wieder auf eine positive Note. Leistungsstand der SchülerInnen: In der Unterstufe bzw. in den Geographiestunden vor den geplanten Einheiten wurde schon einiges über die Themenbereiche „Bevölkerung“ und „Migration“ durchgenommen. Die SchülerInnen besitzen, vor allem was das Thema „Bevölkerung“ betrifft, schon ein gutes Vorwissen bzw. Vorkenntnisse aus den vorigen Unterrichtsstunden. Auch mit dem Erstellen und Interpretieren von Bevölkerungspyramiden unterschiedlicher Städte und Länder wurden sie schon vertraut gemacht. Weiters kennen die SchülerInnen bereits den Unterschied zwischen Push- und Pullfaktoren und können auch einige Beispiele nennen. Allerdings wurde dieses Wissen noch nicht vertieft. Hier knüpft die geplante Unterrichtsstunde an, um diese Thematik noch weiter vertiefen bzw. ergänzen. 2 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Lehrplanbezug Die Themen „Migration in Österreich“, „Migrationspolitik in der EU“ finden im Lehrstoff der 5. und 6. Klasse Platz, unter dem Punkt: Die soziale, ökonomisch und ökologisch begrenzte Welt Bevölkerung und Gesellschaft: „Die Dynamik der Weltbevölkerung unter Bezugnahme auf das Modell des demographischen Überganges analysieren und ihre heutige und die mögliche zukünftige Verteilung darstellen.“ „Ursachen und Auswirkungen der räumlichen und sozialen Mobilität in verschiedenen Gesellschaften erkennen.“ Konvergenzen und Divergenzen europäischer Gesellschaften: „Die europäische Dimension für die Gesellschaftsentwicklung erfassen und die Chancen für die eigene Lebens-und Berufsplanung erkennen.“ „Erkennen, dass sich Europa zum Einwanderungskontinent entwickelt hat.“ Außerdem können in den geplanten Unterrichtseinheiten verschiedene Kompetenzen geübt und aufgebaut werden: Methodenkompetenz: Geographisch – wirtschaftskundliche Informationen mit Hilfe bewährter und auch mit dem Einsatz computergestützter Verfahren gewinnen, analysieren und zielgruppenorientiert darstellen können. Nutzung und Auswertung topographischer und thematischer Karten sowie von Weltraumbildern. Orientierungskompetenz: Entwicklung der Fähigkeit, erworbenes Wissen und gewonnene Einsichten im privaten, beruflichen und öffentlichen Leben bei räumlichen, wirtschaftlichen, politischen und berufsbezogenen Entscheidungen anzuwenden. Verdichtung und Sicherung eines weltweiten topographischen Rasters um raumbezogene Informationen selbständig einordnen zu können. Gesellschaftskompetenz: Aspekte geschlechtsspezifischer Unterschiede in verschiedenen sozioökonomischen Systemen analysieren. Motivation zur persönlichen Auseinandersetzung mit lokalen, regionalen und globalen Fragestellungen. [BUNDESMINISTERIUM FÜR UNTERRICHT, KUNST UND KULTUR 2008:1 ff.] 3 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Theoriebezug Politische Bildung ist im Geographie und Wirtschaftskunde – Unterricht unabdingbar. Ein Ziel der Schulbildung sollte das Erreichen politischer Mündigkeit und „Reife“ der Erwachsenwerdenden sein; nicht zuletzt aufgrund des Wahlrechts ab 16 Jahren. Zudem ergänzend ein Zitat der: „Politische Bildung soll Schülerinnen und Schüler darin unterstützen, sich selbst und die eigenen politischen Lebensbedingungen besser zu begreifen sowie mit sich selbst und der Welt besser zurechtzukommen als ohne politische Bildung.“. Die AUTORENGRUPPE 2011 erwähnt in ihrem Artikel verschiedene politische Kompetenzen, darunter die Fähigkeit zur „Perspektivenübernahme“, welche mit diesem Unterrichtsbeispiel im Besonderen gefördert werden soll. Durch die Betrachtung der Flüchtlingsproblematik aus verschiedenen Perspektiven soll mit diesem Unterrichtsbeispiel die Migrationspolitik der Europäischen Union erläutert werden. So sollen „Fragen und Probleme des gesellschaftlichen Zusammenlebens“ (AUTORENGRUPPE 2011) kritisch betrachtet und behandelt werden und die Zusammenhänge in selbständig erarbeiteten Präsentationen den MitschülerInnen näher gebracht werden. In Zusammenhang mit der Flüchtlingsproblematik und Migrationspolitik allgemein spielt Macht selbstredend eine große, entscheidende Rolle. Denn „Macht scheint so etwas wie ein Grundstoff zu sein, der alles politische Handeln begleitet“ (SANDER 2009). SANDER 2009 bezeichnet Macht auch als ein „Basiskonzept politischer Bildung“. Neben Macht zählen auch Gemeinwohl, Recht, System, Öffentlichkeit und Knappheit zu den Basiskonzepten von politischer Bildung. SANDER 2009 strukturiert Politik in Tiefenschichten; diese können eingeteilt werden in einen Kern, eine mittlere Zone sowie eine Oberfläche. Im Kern befinden sich die eben erwähnten Basiskonzepte. Ausgehend von diesen Basiskonzepten die sich wiederum in einem vernetzten Konstrukt politischer und sozialwissenschaftlicher Begriffe befinden, soll es Jugendlichen ermöglicht werden, einen kritischen Zugang zum Thema politische Bildung zu erhalten. Das primäre Ziel ist es nicht, Jugendlichen Wissen über derzeitige politische Tatsachen zu vermitteln, sondern Ihnen darzulegen, wie Macht in politischen Angelegenheiten entsteht bzw. verteilt ist, welche Möglichkeiten der Machtausübung es 4 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg gibt. In weiterer Folge sollen den Jugendlichen Grundlagen vermittelt werden, die es ihnen ermöglichen, politische Geschehnisse nachzuvollziehen und subjektiv darüber urteilen zu können. Reproduktionswissen steht bei SANDER 2009 dabei (eher) im Hintergrund. Mit dieser Unterrichtseinheit soll unter anderem auch die ungleiche Machtverteilung bei der Flüchtlingsproblematik dargestellt werden und wie und warum es in weiterer Folge zu Problemen wie z.B. der illegalen Immigrationen kommt. Es kommt aufgrund dieser ungleichen Machtverhältnisse zu Konflikten. Auch MASSING greift diese Begriffe auf „zu den politikwissenschaftlich bedeutsamsten Begriffen, die damit [Politik] verknüpft sind, gehören u.a.: Interesse, Macht, Konflilt, Konsens und Gemeinwohl. […] Gesellschaftlich-politische Interessen stimmen im Normalfall nicht überein und bedürfen einer politischen Regelung. Konflikte sind die Grundkonstellation politischer Interessen und Politik in Demokratien ist die friedliche und integrative Bewältigung von Interessenskonflikten […]“. In meinem Unterrichtsbeispiel werden eben verschiedene Interessen, welche aufeinanderprallen aufgezeigt und die SchülerInnen sollen sich bei so manchen Konflikten in Lösungsansätzen versuchen. Jedenfalls soll ein Verständnis für die Migrationspolitik der EU geschaffen werden und die SchülerInnen sollen zum kritischen Denken und Handeln bei (zukünftigen) politischen Entscheidungen angeregt werden. 5 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Feinziele 1. Unterrichtseinheit: Die S/S [können …] Wissenskompetenz: die Herkunftsländer der Migrantinnen und Migranten, die nach Österreich kommen, nennen die Begriffe „Pushfaktoren“ und „Pullfaktoren“ erklären bzw. unterscheiden Beispiele zu den Push/Pullfaktoren aufzählen die unterschiedlichen Formen/Arten von Migration nennen die unterschiedlichen Formen/Arten von Migration beschreiben Methodenkompetenz: die Herkunftsländer österreichischer Migrantinnen und Migranten auf einer Europakarte lokalisieren bzw. verorten in Kleingruppen zusammenarbeiten in Kleingruppen zur vorgegebenen Thematik ein Plakat gestalten ihre Ergebnisse der Gruppenarbeit kurz im Plenum präsentieren einen Artikel bzw. Informationstext aufmerksam lesen aus einem Artikel bzw. Informationstext die wichtigsten Punkte zur Thematik herausfiltern neue Informationen an ihr Vorwissen anknüpfen Sozialkompetenz: S/S sind fähig, in einem Team zu arbeiten S/S sind fähig, eigene Ideen in ihrer Gruppe einzubringen ihr Lern-und Arbeitstempo in der Gruppe selbst bestimmen und den zeitlichen Umständen anpassen Teamgeist zeigen und ihre MitschülerInnen gegebenfalls bei den Aufgaben unterstützen S/S sind in der Lage, ihre Lautstärke während dem Arbeitsprozess in der Gruppe den Umständen anzupassen, um die anderen Gruppen nicht bei der Arbeit zu stören S/S besitzen die Fähigkeit, sich in einer Diskussion in der Klasse einbringen zu können. 6 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg 2. Unterrichtseinheit: Die S/S [können …] Wissenskompetenz: Migration aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten Fakten über Migration innerhalb der EU kennen kennen soziale, politische und ökonomische Einflüsse auf das Leben Einzelner „Frontex“ und dessen Ziele und Kritikpunkte beschreiben Sozialkompetenz: in Gruppen eine Diskussion führen in Gruppenarbeit gemeinsam einen Lösungsansatz entwickeln in Kleingruppen gemeinsam eine Präsentation vor der Klasse halten Methodenkompetenz: die wichtigsten Aspekte zusammenhängend mittels Concept Mapping auf einem Plakat übersichtlich darstellen Karikaturen analysieren, beschreiben und kritisch hinterfragen unter Zuhilfenahme des Internets gezielte Recherchen anstellen wichtige Informationen zu vorgegebenen Impulsfragen aus Texten oder dem Internet extrahieren und den MitschülerInnen präsentieren Verlaufsplanung nach dem KIOSK-Modell KIOSK – Modell: Konfrontieren: ins Thema einsteigen Informieren: eine Wissensbasis erarbeiten Organisieren: Lernaufgaben anbieten Selbstständiges Lernen ermöglichen Kontrollieren: den Lernerfolg feststellen 7 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Zeit (Min.) Phase Sozialform & Anforderungsbereich (AB 1,2,3) 2 Min. Konfrontieren Plenum AB1 5 Min. Konfrontieren, Informieren Plenum AB1 5 Min. Informieren Plenum AB1 3 Min. 3 Min. 10 Min. Informieren Organisieren Selbstständiges Lernen Plenum Inhalt Begrüßung, Bild mit Bootsflüchtlingen wird mittels Beamer gezeigt und gefragt, was darauf zu sehen ist und worum es in dieser Einheit wohl gehen wird und was den S/S zu dem Bild einfällt Vorwissen der SchülerInnen zum Thema Migration bzw. Push/Pullfaktoren wird abgefragt und im Plenum kurz besprochen, LehrerIn notiert die wichtigsten Punkte auf der Tafel LehrerIn projiziert an die Tafel eine stumme Europakarte; SchülerInnen müssen versuchen, die Herkunftsländer der Migrantinnen und Migranten zu nennen und zu lokalisieren LehrerIn projiziert zur Auflösung der Frage eine weitere Karte von Europa auf die Tafel, auf der die wichtigsten Herkunftsländer eingezeichnet sind und gibt kurz weitere Informationen dazu Plenum LehrerIn erklärt die folgende Gruppenarbeit zum Thema Push/Pullfaktoren, teilt die Klasse in 5 Gruppen zu je 4 SchülerInnen und stellt Plakatpapier zur Verfügung Gruppenarbeit AB1,2 SchülerInnen müssen in der Gruppe ein Plakat zum Thema Push/Pullfaktoren gestalten und dafür auch auf ihr Vorwissen aus der vorigen Unterrichtsstunde zurückgreifen 8 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg 10 Min. Kontrollieren Plenum AB1 2 Min. Organisieren Plenum 5 Min. Selbstständiges Lernen Einzelarbeit AB1 5 Min. Informieren, Kontrollieren Plenum 2 Gruppen präsentieren kurz ihre Ergebnisse, die Lehrperson bzw. die übrigen SchülerInnen geben ein Feedback und fügen ev. weitere wichtige Punkte hinzu LehrerIn erklärt weiteren Stundenverlauf; teilt einen Text über die unterschiedlichen Formen der Migration aus, den die SchülerInnen lesen sollen SchülerInnen lesen den Text leise und markieren die wichtigsten Punkte LehrerIn beginnt mit der Klasse, die wichtigsten Inhalte des Textes zu besprechen und erklärt, dass mit dieser Thematik in der nächsten Stunde fortgesetzt wird, Lehrperson beschließt die Stunde 2.Einheit: ~3Min. Informieren, Kontrollieren Plenum AB1 5 Min. Konfrontieren Plenum AB2 5 Min Informieren 2 Min Organisieren Plenum 22 Min Selbstständiges Lernen Gruppen AB1,2, und 3 ~15Min Kontrollieren Plenum AB1,2 und 3 Plenum Begrüßung; gemeinsame (wiederholende) Besprechung mit Beispielen der unterschiedlichen Migrationsformen LehrerIn zeigt Karikatur „Festung Europa“ und fragt S/S, was sie darstellt; eine kleine Diskussion sollte folgen, wird durch LP gelenkt wenn nötig kurzer, einsteigender Informationsinput durch die LP (Lehrperson) über die heute behandelten Themen: Umgang der EU mit Asylwerbern und Migranten, „Abschieben und Abschotten“, Menschenschmuggel, Schlepper, gezielte Zuwanderung, Integration LP erklärt die folgende Gruppenarbeit (Concept Map) zu diesen heutigen Themen 4 Gruppen zu je 5 S/S erstellen ihre Concept Maps und diskutieren dabei zusammen die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse vor der Klasse und gemeinsam werden im Plenum die einzelnen Themen/Perspektiven besprochen 9 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg 1.Einheit Diese Einheit soll zum Aktivieren von Vorwissen aus der fünften Klasse dienen. Zunächst wird zur Konfrontation das Bild mit den Bootsflüchtlingen gezeigt. In dieser Unterrichtseinheit wird das Wissen zum Thema „Migration“ noch einmal wiederholt, neu aufgegriffen, ergänzt und erweitert. Die SchülerInnen sollen ihre Kenntnisse über die Herkunftsländer der Migrantinnen und Migranten und über die Faktoren, die die Menschen beeinflussen, das Land zu verlassen und nach Österreich zu ziehen, ausbauen und erweitern. Außerdem lernen die SchülerInnen anhand eines Artikels bzw. Informationstextes die unterschiedlichen Formen der Migration noch einmal kennen. Die Sozialform wechselt in dieser Stunde zwischen kurzen Lehrervorträgen bzw. Informationsinputs, einer Gruppenarbeit und einer Einzelarbeit, um den SchülerInnen auch die Möglichkeit zum selbständigen Lernen bzw. zum eigenständigen Erarbeiten und Verfestigen der Thematik zu geben. Beim Kontrollieren und Vergleichen der Ergebnisse sind die Gruppen dazu aufgefordert, ihre Plakate im Plenum zu präsentieren. Die SchülerInnen haben natürlich während der gesamten Unterrichtseinheit die Möglichkeit, aktiv mitzuarbeiten und können auch jederzeit Fragen zum Thema stellen oder eigenen Erfahrungen einbringen. Zu Beginn der Stunde wird das Vorwissen aktiviert, da die SchülerInnen bereits im Vorjahr in der fünften Klasse zum Thema Migration etwas gelernt haben. So ist diese Stunde großteils eine Wiederholungsstunde. Den Unterschied zwischen Push/ Pullfaktoren, etc. kennen die SchülerInnen bereits aus der 5.Klasse. Für die Verortung der Herkunftsländer der Migrantinnen und Migranten werden zwei Europakarten verwendet, die wir mithilfe des Beamers auf die Tafel projizieren werden. Ansonsten sind für diese Unterrichtsstunde als weitere Materialien die Plakatpapiere und der Lesetext notwendig. Zuerst zeigt die Lehrperson der Klasse eine stumme Europakarte und lässt die SchülerInnen somit selbst versuchen, die Antwort auf die Frage nach der Herkunft der Migrantinnen und Migranten zu finden. Außerdem gibt die Lehrperson den SchülerInnen somit auch die Möglichkeit, ihr Vorwissen bzw. ihre Erfahrungen zu der Thematik abzurufen. Weiters wird dabei auch die Verortung der europäischen Länder wiederholt. Zur Auflösung projiziert die Lehrperson anschließend eine weitere Europakarte auf die Tafel, auf der Herkunftsländer eingezeichnet sind und gibt den SchülerInnen weitere Informationen dazu. Bei der Gruppenarbeit, in der die SchülerInnen Pull- und Push-Faktoren erarbeiten bzw. dazu ein Plakat gestalten müssen. Die Gruppeneinteilung erfolgt mittels Durchzählen der Klassen (somit bilden alle 1er, alle 2er, usw. eine Gruppe). Nur zwei der Gruppen präsentieren dann ihre Plakate und Ergebnisse, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Gegen Ende der Stunde teilt die Lehrperson noch einen Informationstext zu den unterschiedlichen Formen bzw. Arten der Migration aus, den die SchülerInnen selbstständig lesen müssen. Während der Lektüre sollen die SchülerInnen auch die wichtigsten Punkte im Text kennzeichnen. Anschließend wird zum Abschluss der Stunde noch damit begonnen, den Inhalt des Textes im Plenum zu besprechen. An dieser Stelle bzw. mit diesem Themengebiet wird die Lehrperson auch in der nächsten Stunde fortsetzen und weitere Erklärungen und Arbeitsaufgaben zum Verfestigen des Stoffes liefern. 10 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg 2.Einheit Diese Einheit knüpft an die letzte Einheit. Zunächst werden noch kurz die unterschiedlichen Migrationsformen fertig besprochen. Dann soll die Karikatur „Festung Europa“ einen Impuls für eine kurze Diskussion im Plenum ergeben. Danach folgt ein kurzer, einsteigender Informationsinput durch die Lehrperson in die heutigen Themen. Anschließend folgt eine Gruppenarbeit: Die SchülerInnen stellen mittels der Methode des Concept Mapping verschiedene Perspektiven der Flüchtlingsproblematik auf einem Plakat, das gemeinsam in der jeweiligen Gruppe gestaltet wird, dar. Die SchülerInnen bekommen dazu Plakate, dicke Filzstifte und bunte Kärtchen zum Aufkleben ausgeteilt. Sie sollen die jeweiligen Perspektiven der jeweiligen Beteiligten zusammenhängend darstellen. Sie sollen dabei auch kritisch Stellung nehmen und ihre Meinungen beim anschließenden Vortrag darstellen. Jede Gruppe präsentiert dann vor dem Plenum ihre Ergebnisse. Es gibt 4 Gruppen mit 5 S/S, Laptops stehen zur Internetrecherche zur Verfügung. Migrationsbewegungen sind nicht nur aus der Perspektive der unmittelbar Betroffenen zusehen, sondern auch aus jener der abgebenden oder aufnehmenden Gesellschaften. Deren Interessen bestimmen wesentlich die Bedingungen, unter denen insbesondere Emigration und Immigration stehen. So gibt es Länder, deren Wirtschaft wesentlich von den Zuwendungen ihrer EmigrantInnen abhängig ist, ohne die sie nicht funktionieren würde. Andere Länder wiederum sind auf Immigranten angewiesen, um ihren Bedarf an Arbeitskräften zu decken. 11 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Anhang, Unterrichtsmaterial Bild zur „Konfrontation“ am Beginn: http://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlinge-in-der-eu-in-gefaehrlichen-gewaessern-1.1083560) [Zugriff: 2.9.2014] Stumme Europakarte: <http://d-maps.com/carte.php?num_car=4579&lang=de> [Zugriff: 21.11.2014] 12 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Karte mit den wichtigsten Herkunftsländern der Migrantinnen und Migranten, die nach Österreich kommen: <http://www.demokratiezentrum.org/wissen/bilder.html?index=2061> [Zugriff: 21.11.2014] 13 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Informationstext: Verschiedene Formen von Migration Familiennachzug Grundsätzlich gilt, dass Familiennachzug der wichtigste Baustein und Multiplikator internationaler Wanderungsbewegungen ist. In den meisten Ländern ist der Familiennachzug auf Ehegatten und Kinder beschränkt. Zu Ausländern, die nur über ein befristetes Aufenthaltsrecht verfügen, ist der Nachzug häufig gar nicht möglich. Einige Länder legen den Familienbegriff großzügig aus und erlauben auch den Zuzug von Verwandten, die nicht zur Kernfamilie gehören. Die Begründung hierfür ist, dass der Nachzug von Familienangehörigen die Integration im Aufnahmeland beträchtlich erleichtern kann. Arbeitsmigration Die zweitwichtigste Wanderungsform ist die Arbeitsmigration, also die Einreise zum Zweck einer befristeten oder dauerhaften Ausübung einer Tätigkeit. Ihre Erscheinungsformen sind vielfältig. Dazu gehören zum Beispiel ungelernte saisonale Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, in der Produktion oder im Dienstleistungsgewerbe. Meist verrichten die Zuwanderer Tätigkeiten, die den Einheimischen zu schwer, zu schmutzig, zu gefährlich oder zu schlecht bezahlt sind. In vielen Ländern wären bestimmte Wirtschaftszweige ohne solche Arbeitsmigranten nicht mehr konkurrenzfähig. Andererseits kann es sich bei Arbeitsmigranten aber auch um ausgebildete Arbeitskräfte, hoch qualifizierte Techniker, Wissenschaftler oder Manager handeln. In den meisten Ländern erhalten Arbeitsmigranten lediglich eine befristete Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung, die oft an ein bestimmtes Arbeitsverhältnis gebunden ist. Fluchtmigration Die dritte wichtige Gruppe von Zuwanderern sind Asylbewerber und Flüchtlinge. Sie machen derzeit etwa 10% des weltweiten Wanderungsgeschehens aus. Die Menschen verlassen ihr Heimatland auf der Flucht vor Verfolgung und stellen einen Asylantrag um als Flüchtlinge anerkannt zu werden oder ein Bleiberecht zu erhalten. Weiters gibt es auch noch sogenannte Binnenflüchtlinge, also Menschen, die ebenfalls aus Furcht vor Verfolgung, politischer Unterdrückung, kriegerischen Auseinandersetzungen oder Umweltzerstörungen fliehen müssen, aber in ihrem Heimatland bleiben. Irreguläre Migration Die vierte große Gruppe der weltweiten Migranten sind irreguläre Zuwanderer. Ihre Zahl wird meist auf 10-15% der weltweiten Migranten geschätzt. Die Formen der Irregularität sind vielfältig. Es lassen sich mehrere Formen unterscheiden, je nachdem ob die Einreise, der Aufenthalt oder die Arbeit irregulär sind. Irreguläre Migrantinnen und Migranten sind naturgemäß statistisch nicht erfasst. Es ist aber zu vermuten, dass ihre Zahl im vergangenen Jahrzehnt im Vergleich zu den drei anderen genannten Wanderungsarten am stärksten gewachsen ist. Nicht nur die USA, sondern auch die Staaten der Europäischen Union investieren in den letzten Jahren verstärkt in die Sicherung ihrer Außengrenzen, um die Zahl illegaler Einreisen zu verringern. Aber viele irreguläre Zuwanderer reisen zunächst ganz legal ein, z.B. mit einem Touristenvisum, und bleiben dann ohne Erlaubnis länger. <http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/dossier-migration/56611/migrationsformen> [Zugriff: 22.10.2014] 14 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Karikatur: „Festung Europas“ http://www.demokratiezentrum.org/bildatlas-zusatz/bildatlas-bilderliste.html?index=146 [Zugriff: 10.12.2014] Materialien für die Gruppenarbeit Concept Mapping: 1. Gruppe: „Was ist Frontex?“ Betrachtet die folgende Karikatur! Was stellt diese Karikatur dar? Was ist Frontex? Warum taucht dieser Begriff in letzter Zeit oft in den Medien auf? Was sind die Ziele von Frontex und was sind Kritikpunkte? http://de.toonpool.com/cartoons/Fl%C3%BCchtlingsstr%C3%B6me_209589 [Zugriff 15.12.2014] 15 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Folgt nun dem Internetlink (http://neuwal.com/index.php/2013/10/10/was-ist-frontex/) und erkundigt euch zunächst auf dieser Seite über „Frontex“! Recherchiert bei Bedarf noch weiter im Internet und gestaltet euer Plakat. Geht bei eurer Präsentation vor allem auf die letzte Frage (Ziele und Kritikpunkte) vermehrt ein! Quelle: Neuwal.com: Was ist Frontex? http://neuwal.com/index.php/2013/10/10/was-ist-frontex/ [Zugriff: 14.12.2014] 16 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg 2.Gruppe: „Schicksale illegaler Immigration – aus Hoffnungslosigkeit wird jede Chance genützt“ Um ans Ziel ihrer Hoffnungen, in die EU, zu gelangen, riskieren viele Menschen ihre Gesundheit. Sie verkaufen ihr gesamtes Hab und Gut und/ oder verschulden sich bei Schleppern oft fürs ganze Leben. Hunderte Menschen sterben jährlich immer wieder bei Versuchen in ein EU-Land zu kommen. Aus Armut und Hoffnungslosigkeit wird jede sich bietende Chance genützt. Die folgenden 4 Zeitungsartikel stehen stellvertretend für die Schicksale vieler weiterer Immigranten. Welche Gemeinsamkeiten erkennt ihr in den folgenden Zeitungsberichten zur illegalen Immigration? Könnt ihr noch weitere Beispiele finden? Was sind die Hauptbeweggründe dieser Menschen zur Immigration? Was erhoffen sie sich dadurch, welche Chancen sehen sie außerhalb ihres Heimatlandes? Wie könnte manchen von ihnen im Heimatland gezielt geholfen werden? (Stichwort Entwicklungspolitik). Recherchiert dazu kritisch im Internet und präsentiert eure Ergebnisse! 1.Artikel: 75 Flüchtlinge nach Schiffsunglück vor Sizilien vermisst 27 Personen konnten gerettet werden Rom/Palermo - Im Mittelmeer werden nach UN-Angaben 75 Flüchtlinge vermisst, die nach Europa gelangen wollten. Die italienische Marine habe am Dienstag vor der Küste Siziliens ein havariertes Schiff entdeckt, 27 Menschen konnten gerettet werden, teilte das UNFlüchtlingshilfswerk UNHCR am Mittwoch mit. Die Überlebenden hätten berichtet, dass ursprünglich 75 weitere Menschen mit ihnen an Bord waren. Die bisherigen Ermittlungsergebnisse deuteten darauf hin, dass "rund 70 Personen nach dem Unglück vermisst sind", sagte der Staatsanwalt der Stadt Catania, Giovanni Salvi. "27 konnten gerettet werden." Wahrscheinliche Ursache für das Unglück, das sich "in den vergangenen Tagen" ereignete, war demnach das schlechte Wetter sowie der Umstand, dass das Schlauchboot mit 101 Personen an Bord völlig überfüllt gewesen sei. 45 Leichen auf Boot gefunden An Bord eines weiteren Flüchtlingsboots, das am Dienstagnachmittag auf Sizilien eintraf, wurden die Leichen von 45 Migranten geborgen. Bisher waren die italienischen Behörden von 30 Todesopfern ausgegangen. Feuerwehrmannschaften bargen um die Leichen aus dem engen Lagerraum, in dem die eingepferchten Flüchtlinge erdrückt wurden oder erstickten. "Es ist wie ein Massengrab, das an Auschwitz erinnert", sagte der Polizeichef der Stadt Ragusa, Antonino Ciavola. Die Leichen werden jetzt in der Hafenstadt Pozzallo obduziert. Die Todesopfer - Männer aus Zentralafrika - wurden in einem Fischerboot entdeckt, auf dem sich 590 Migranten befanden, doppelt so viele, wie es der Sicherheit entsprechen hätte. Das Fischerboot wurde von einem Schiff der italienischen Marine nach Pozzallo geschleppt. Die Überlebenden wurden befragt, zwei mutmaßliche Schlepper wurden festgenommen. Quelle: derStandard.at: 75 Flüchtlinge nach Schiffsunglück vor Sizilien vermisst http://derstandard.at/2000002567991/45-Leichen-an-Bord-von-Fluechtlingsboot-auf-Sizilienentdeckt [Zugriff 14.12.2014] 17 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg 2.Artikel: Züge zum Wohlstand? Hidir A. hat mehr als Hab und Gut verloren. Die dramatische Flucht des kurdischen Aktivisten aus der Türkei in die westliche Freiheit endete am Wiener Südbahnhof fatal. Als er unter dem Eurocity „Lehar“ aus seinem Versteck kriechen wollte, setzte sich der Zug in Bewegung, der blinde Passagier konnte seinen rechten Arm nicht mehr rechtzeitig zurückziehen. Hidir A. war das Versteck unter dem Wagon von einem Schlepper in Budapest zugewiesen worden. Fast drei Stunden musste er sich an einem Druckluftbehälter festklammern. Andere Flüchtlinge werden in winzigen Hohlräumen in der WC-Verkleidung geschmuggelt oder in Güterwagons versteckt. Die Gefahr, zu ersticken oder vom fahrenden Zug zu fallen, ist hoch. Quelle: derStandard 27./28. 7. 2002: Züge zum Wohlstand? In: Durchblick 6. Geographie und Wirtschaftskunde. Westermann Wien. 2005. 3. Artikel: Sangatte, das vorletzte Feld auf dem Weg zum Himmel Die Gemeinde Sangatte liegt nahe der Stadt Calais, wo der Schnellzug Eurostar zum letzten Mal hält, ehe er durch den Ärmelkanal nach London fährt. Immer wieder lässt sich ein Flüchtling von einer Brücke fallen, um auf den Eurostar aufzuspringen, rutscht aus und greift in seiner Todesangst an die Oberleitung. Zurück bleibt eine verkohlte Leiche, die kaum mehr zu identifizieren ist. Doch die anderen denken nicht ans Aufgeben. Ahmed zum Beispiel ist aus Afghanistan emigriert. Vor Monaten ist er aufgebrochen, mit 8000 Dollar in der Tasche und den guten Wünschen seiner Eltern und Verwandten, die seine Reise finanziert haben. Er sollte sich dort eine Existenz aufbauen können, wo es keinen Bürgerkrieg und keine Hungersnöte gibt. 6000 Dollar zahlte er einem Schlepper, der für ihn einen Lastwagen zum Transport in die Türkei organisierte. Die Fahrt dauerte zehn Tage. Von dort marschierte Ahmed nach Griechenland, versteckte sich am Hafen von Patras und fuhr auf einer Fähre nach Italien. Nach sechs missglückten Versuchen schafft er es nach Paris und anschließend nach Sangatte. Niemand wird ihn davon abhalten, sein Glück zu versuchen. Quelle: Profil, 30.4.2001: Sangatte, das vorletzte Feld auf dem Weg zum Himmel. In: Durchblick 6. Geographie und Wirtschaftskunde. Westermann Wien. 2005. 18 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg 4. Artikel: „Moderne Sklavinnen“ Amina war 15 als ihr Bekannter sie aufforderte, mit nach Italien zu kommen. „Dort wirst du arbeiten und wir können ein neues Leben beginnen“, versprach er dem albanischen Mädchen aus einem kleinen Dorf. Über Italien wusste sie wenig – und schon gar nicht, was sie dort erwarten würde. In Mailand angekommen, war der Traum von einem besseren Leben jäh zu Ende. Amina wurde mit sechs anderen Mädchen in ein Zimmer gepfercht, vergewaltigt, geschlagen und gezwungen, als Prostituierte zu arbeiten. Mehr als 500 000 Frauen aus Osteuropa haben nach Schätzungen der EU-Kommission seit dem Fall des Eisernen Vorhangs Aminas Schicksal geteilt. Verlockt von Jobangeboten im „goldenen Westen“ oder mit Gewalt verschleppt, landen jährlich Tausende Frauen, darunter immer jüngere Mädchen aus Osteuropa, in den Fängen von Menschenhändlern. Angeworben werden sie in Zeitungsinseraten, in speziellen Reisebüros oder von entfernten Bekannten. In mehr als der Hälfte aller Fälle spielten nach Berichten der Internationalen Organisation für Migration (IOM) Frauen, oft selbst Opfer von Menschenhändlern, den Lockvogel. Sie wirken sehr überzeugend, fahren im Luxusauto vor, tragen Schmuck und erzählen Geschichten über das angeblich schöne Leben im Westen. Von Albanien bis Moldawien, von der Ukraine bis Bulgarien bietet sich den Menschenhändlern in den meisten postkommunistischen Staaten ein weites Rekrutierungsfeld: Millionen Osteuropäer leben verarmt und ohne wirtschaftliche Perspektive. Kriege haben auf dem Balkan soziale und politische Strukturen zerstört, Chancen auf dem Arbeitsmarkt gibt es kaum. Zu befürchten haben die Täter wenig. „Für Verbrecher lohnt sich das Geschäft“, meint N. Watson von der International Helsinki Federation. „Ihr Risiko ist gering, die Profite sind groß“. Werden sie doch erwischt, fallen die Strafen in ganz Europa stets milder aus als beim Drogen- oder Waffenhandel. Quelle: Kurier, 4.2.2002: „Moderne Sklavinnen“. In: Durchblick 6. Geographie und Wirtschaftskunde. Westermann Wien. 2005. 19 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg 3.Gruppe: „Das Geschäft mit dem Menschenschmuggel“ Warum existieren so viele Schlepperbanden und warum „lohnt“ sich Menschenschmuggel für diese Leute so sehr? Recherchiert dazu im Internet (Stichwort „Festung Europa“) Lest als Beispiel folgenden Beitrag: Ticket nach Europa - Die afrikanische Sehnsucht nach einem besseren Leben Lest euch ein weiteres Beispiel: unter diesem Link: http://ronairobi.iom.int/news/item/561schlepperbanden-machen-profit [Zugriff: 12.12.2014] durch Kann man diesen Menschenschmuggel überhaupt effizient eindämmen und macht dies überhaupt Sinn? Diskutiert dazu in der Gruppe und präsentiert auch diese Erkenntnisse. Ticket nach Europa - Die afrikanische Sehnsucht nach einem besseren Leben Viele Afrikaner träumen von der Flucht aus der Armut und einem besseren Leben im reichen Europa. Auch Babakar Niang. Der Senegalese hat oft versucht, auf hoffnungslos überfüllten Flüchtlingsbooten den Atlantischen Ozean zu überqueren. Sein Ziel: Die nahe an Afrika gelegenen Kanarischen Inseln. Babacar Niang taucht nach Muscheln. Täglich fährt er mit seinem Boot hinaus aufs Meer. Abends kommt er zurück, mal mit mehr, mal mit weniger Ausbeute in seinen Netzen. Der Strand von Thiaroye sur Mer im Westen von Senegal ist seine Heimat, sein Hafen. Früher lebten die Menschen hier vom Fischfang, doch die Netze werden nicht mehr voll, europäische Fangflotten haben Senegals Küste leer gefischt. Karriere als Schlepper Als vor einigen Jahren die Muschelbestände abnahmen, versuchte Babacar, dem ärmlichen Leben im Senegal zu entkommen und bezahlte einen Schlepper, der ihn illegal über die Grenzen nach Europa schleusen sollte. Zwei Versuche scheiterten. Das Meer war zu stürmisch, die hoffnungslos überfüllten Boote, mit denen er den Atlantischen Ozean überqueren wollte, mussten umkehren. Schließlich wurde er selbst Schlepper. "Das habe ich damals gemacht, weil es hier nicht mehr genug Arbeit gab", sagt Babacar. "600 bis 700 Menschen waren es wohl, die ich auf meinen Booten nach Europa brachte." Etwa 1500 Kilometer sind es von Senegals Küste bis zu den Kanarischen Inseln. In kleinen, nicht sehr stabilen Booten dauert die Überfahrt etwa fünf Tage. Als Schlepper kassierte Babacar von jedem Passagier etwa 800 Euro, ein Vermögen in Afrika. Gefährliche Überfahrt 20 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Europa - das bedeutet für viele Afrikaner Luxus, ein Mobiltelefon, ein Paar Schuhe oder ein weiches Bett. Dafür reisen viele sogar quer durch den Kontinent, nehmen monate- oder gar jahrelange Wanderungen, Hunger, Durst oder Krankheiten auf sich, bis sie die Küsten im Westen oder Norden erreichen, die den Weg nach Europa versprechen. Die Gründe sind vielfältig: Die meisten wollen Konflikten, Verfolgung und Armut auf ihrem Kontinent entkommen. So haben zum Beispiel aufgrund der norafrikanischen Krise mehr als 52.000 Migranten nach Angaben des UNFlüchtlingskommissariats seit Anfang des Jahres Italien erreicht. Gestartet sind sie meistens in Lybien oder Tunesien, um in Europa Asyl zu suchen. Die UNO fürchtet, dass die Zahl derer, die illegal nach Europa einwandern wollen, noch steigen wird. "Es gibt immer mehr Armut in Afrika", sagt UNO-Flüchtlingskommissar António Guterres. "In vielen Ländern gibt es nicht genügend Nahrung. Hinzu kommen Klimaveränderungen, Kriege, das heißt, dass immer mehr Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen." Endstation Auffanglager Die Überfahrt geschieht ohne Navigationsgeräte, oft auf kaputten Schiffen, mit Lecks, durch die das Wasser dringt. Kaum ein Passagier - meistens sind 200 bis zu 400 Menschen auf einem Boot gequetscht - trägt eine Schwimmweste, die meisten können gar nicht schwimmen. Wie viele Flüchtlinge die kanarischen Inseln, Malta oder die italienische Insel Lampedusa vor Nordafrika erreichen, ist schwer zu sagen, viele sterben bei der Passage, ertrinken bei stürmischen Seegang oder gelten als vermisst. Diejenigen, die es dann tatsächlich an die europäischen Strände schaffen, werden in Auffanglager gesammelt oder direkt zurückgeschickt. Doch abschrecken lassen sich nur wenige: Für viele beginnt die Reise nach Europa dann wieder von vorn. Fehlende Perspektiven Auch immer mehr Jugendliche versuchen nach Europa zu gelangen. Ihre Boote starten in Mauretanien oder im Segnegal, um die nahe an Afrikas Westküste gelegenen Kanarischen Inseln zu erreichen. Denn in Spanien zum Beispiel dürfen Minderjährige nicht abgeschoben werden. Das wissen die Jugendlichen, die von Arbeit, ordentlichen Papieren und einem neuen Leben träumen und davon, ihren Familien Geld nach Hause schicken zu können. Doch wenn sie die Fahrt überleben, kommen sie in Kinderheime. Nach einer Arbeitsstelle suchen dürfen sie erst, wenn sie 18 Jahre alt sind. Finden sie dann einen Job binnen drei Monaten, bekommen sie eine Aufenthaltsgenehmigung in Spanien. Falls nicht, werden sie in ihre Heimat zurückgeschickt. Ein Konzept gegen den illegalen Zuwanderungsstrom aus Afrika haben die europäischen Länder nicht. So streiten sich Italien und Malta darüber, wer die Flüchtlinge, die im Mittelmeer auf Hilfe warten, aufnehmen soll. Die südeuropäischen Länder geben viel Geld aus, um ihre Grenzen dicht zu machen, Schlupflöcher für die illegalen Einwanderer zu schließen. Die Grenzagentur Frontex der Europäischen Union überwacht die Routen der Schlepper zwischen Afrika und Europa. Doch dort, wo die EU-Partouille Wege versperrt, werden neue, immer gefährlichere Routen gefunden. Partouille übewacht das Meer Etwa 35.000 Menschen allein aus dem Senegal oder dem benachbarten Mauretanien hat Frontext nach eigenen Angaben im Durchschnitt vergangenes Jahr auf hoher See aufgegriffen und wieder 21 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg zurück in die Heimat geschickt. Menschenrechtsgruppen wie amnesty international kritisieren, dass Europa sich zu einer Festung entwickle. Statt die Fluchtwege zu versperren, sollte man Afrika Perspektiven bieten, so der Vorwurf. Für Babacar Niang war nach zwei Jahren Schluss mit der Karriere als Schlepper. Es waren die Frauen von Thiaroye sur Mer, die ihn dazu trieben, das Geschäft aufzugeben. Sie wollten verhindern, dass ihre Männer und Söhne bei der Flucht über das Meer ihr Leben riskieren und hatten Babacar gedroht, ihn anzuzeigen. Da hörte er auf, Menschen zu schmuggeln - auch, weil zwei seiner jüngeren Brüder bei der Flucht nach Europa ums Leben gekommen waren. Quelle: Marion Böhm (1.2.2012): Ticket nach Europa - Die afrikanische Sehnsucht nach einem besseren Leben http://www.zdf.de/dokumentation/ticket-nach-europa-5427864.html [Zugriff: 11.12.2014] 22 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg 4.Gruppe: „Betrachtung aus der Sicht von Erstaufnahmeländern (z.B. Italien, Griechenland)“ Lest die beiden folgenden Artikel:“ Grenzen dicht. Und dann?“ und „Mehr Solidarität in der EU-Asylpolitik"! Was ist Ursache für die problematische Situation in diesen Ländern? Wie sollte die EU eurer Meinung nach handeln, um diese Länder zu unterstützen? Sammelt mittels Internetrecherche noch weitere Informationen und reflektiert diese kritisch. Präsentiert eure Ergebnisse bei eurem Kurzvortrag Grenzen dicht. Und dann? Wer das Problem der illegalen Migration lösen will, muss deren Ursachen bekämpfen. Die liegen nicht in Europa. "Die Grenzen dicht", wird es bald heißen in Europa. Deutschland erwägt, das Schengen-Abkommen an der Grenze zu Österreich außer Kraft zu setzen. Österreich erwägt gleiches hinsichtlich der Grenze zu Italien. Zweck der Übung ist es, illegale Migranten an der Einreise zu hindern. Diese Notfallsmaßnahme wäre ebenso verständlich, wie sie sinnlos ist. Die weltweite Migrationsbewegung von Süd nach Nord ist mit Mitteln des Grenzschutzes nicht zu lösen. Sie ist übrigens auch mit den Mitteln der gegenwärtigen Politik nicht zu lösen. Denn wie sieht diese Politik aus? Die Innenminister des europäischen Nordens, darunter Österreichs, rufen laut: "Dublin!" Damit ist die Aufforderung gemeint, dass sich die südlichen Erstaufnahmeländer gefälligst an das nach der irischen Hauptstadt benannte Abkommen halten sollen. Dieses besagt, dass jenes EU-Land, das ein Flüchtling als erstes betritt, für dessen Versorgung zuständig ist. Praktisch für Österreich und Deutschland, fatal für Italien und Griechenland. Auch Dublin löst also das Problem nicht. Das Mittelmeer sperren, auf dass kein Flüchtlingsboot mehr durchkommt? Auch das ist bestenfalls eine Verschiebung des Problems, die Migranten sitzen dann eben nicht in Lampedusa fest, sondern an den Küsten Nordafrikas. Eine gerechte Verteilung der Migranten quer durch Europa? Das lindert, was nicht zu verachten ist, allenfalls die individuelle Situation der Migranten. Mehr nicht. Wer das Problem der illegalen Migration lösen will, muss deren Ursachen bekämpfen. Also die Kriege in Nahost, die hunderttausende Kriegsflüchtlinge produzieren. Die Stammesfehden in afrikanischen Staaten, die ganze Völker entwurzeln. Die Korruption in der Dritten Welt, wo sich Diktatoren (nicht zuletzt mit Geld, das unter dem Titel "Entwicklungszusammenarbeit" aus Europa strömt) die Taschen füllen, während ihr Volk hungert. Es gilt, den verbrecherischen Schleppern das Handwerk zu legen, die den Notleidenden das Geld aus der Tasche ziehen, ihnen Arbeit, Milch und Honig in Europa versprechen und sie dann in löchrigen Holzbooten einem ungewissen Schicksal überlassen. Es gilt, den Kampf gegen den Klimawandel als Priorität Nummer eins der globalen Politik zu definieren. Andernfalls werden wir nämlich Ströme von Klimaflüchtlingen auslösen, gegen die die heutigen Migrationswellen anmuten wie der Besuch einer Nachbarsfamilie zum Nachmittagskaffee. Das Schließen der Schengengrenzen ist nicht einmal ein erster Schritt in diese Richtung. Quelle: Koller A., Salzburger Nachrichten (10.9.2014): Grenzen dicht. Und dann? http://www.salzburg.com/nachrichten/meinung/standpunkt/sn/artikel/grenzen-dicht-und-dann120293/ [Zugriff: 11.12.2014] 23 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg „Mehr Solidarität in der EU- Asylpolitik“ Die EU-Flüchtlingspolitik und das Asylrecht sind nicht vereinheitlicht. Welche Probleme dadurch entstehen, erklärt Karl Kopp, Europaexperte der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl im Interview mit DW-WORLD.DE. Die EU-Staaten müssen sich auf einheitliche Asyl-Standards einigen, sagt Karl Kopp DW-WORLD.DE: Herr Kopp, Europa rühmt sich seiner gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik. Wie viele Gemeinsamkeiten gibt es aber in der Flüchtlings- und Asylpolitik? Karl Kopp: Es gibt leider noch sehr wenige Gemeinsamkeiten. Und das obwohl sich Europa schon 1999 verpflichtet hat, ein gemeinsames Asylrecht zu schaffen. Wir haben immer noch einen Flickenteppich bei den Aufnahmebedingungen von Flüchtlingen und Asylbewerbern in den einzelnen EU-Staaten. In einigen Ländern sind sie obdachlos, in anderen werden sie in Lager gesteckt oder gleich zu Beginn inhaftiert und in anderen Staaten herrschen humane Verhältnisse diesbezüglich. Das gleiche gilt für die Anerkennungsquote: Griechenland hat momentan eine Anerkennungsquote von etwas mehr als Null Prozent beispielsweise für Flüchtlinge aus Eritrea. Mit der gleichen Flüchtlingsgeschichte könnten Flüchtlinge aus Eritrea in Deutschland jedoch anerkannt werden, denn dort gibt es eine sehr hohe Anerkennungsquote. Das heißt, sie erlangen einen Flüchtlingsstatus mit allen Rechten. Das bedeutet aber auch, wir haben einen Flickenteppich für das Flüchtlings- und Asylrecht, eine Art Schutzlotterie in Europa. Damit diese trotzdem funktioniert, gibt es zumindest an den Außengrenzen der Europäischen Union gemeinsame Abwehrmaßnahmen. Dafür ist die Grenzschutzagentur Frontex zuständig. Bei diesen Abwehrmaßnahmen kommt es jedoch leider immer häufiger zu massiven Menschenrechtsverletzungen. Neben den vielen einzelnen, staatlichen Verordnungen und Gesetzen gibt eine gemeinsame Verordnung, die Dublin-2-Verordnung. Diese führt zu einer Art europäischem Verschiebebahnhof. Denn die Verordnung besagt, dass die Flüchtlinge ihren Asylantrag in dem Land stellen müssen, über das sie in den EU-Schengen-Raum eingereist sind. Dort wird das Asylverfahren durchgeführt. Die Staaten an den EU-Außengrenzen, auch die kleineren Staaten wie Malta, sind also gefordert, die Verantwortung für den gesamten Flüchtlingsstrom in die EU zu übernehmen. Das gelingt ihnen so gut wie gar nicht. Heißt das im Klartext, dass alle europäischen Binnenländer sagen können, mit dem Flüchtlingsstrom wollten sie nichts zu tun haben? Das sei das Problem der EU-Grenzstaaten wie beispielsweise Griechenland, Italien, Spanien? Würde die Dublin-2-Verordnung komplett umgesetzt werden mit allen Implikationen, dann müssten die meisten Asylverfahren in Griechenland durchgeführt werden. Griechenland ist der EUEinreisepunkt für die meisten Flüchtlinge. Die meisten Flüchtlinge bleiben aber nicht in dem EU-Land, in das sie eingereist sind. Nur der zivile Widerstand oder der von Juristennetzwerken gegen diese Abschiebung zurück nach Griechenland oder andere Erst-Einreisestaaten der EU hat dazu geführt, dass die Situation momentan doch etwas anders aussieht. Wir haben beispielsweise in Deutschland durch mehrere Gerichtsurteile einen generellen Abschiebestopp nach Griechenland. Der gilt erstmal für ein Jahr. Wenn die Dublin-2-Regelung aber bleibt - und wir von Pro Asyl wollen sie verändern - 24 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg wird es in Zukunft wieder ähnlich aussehen für die Flüchtlinge: Die Verantwortung für sie wird an die Außengrenzen der EU ausgelagert. Diese Staaten würden wiederum die Verantwortung am liebsten an Drittstaaten weitergeben, in denen die Lage für Flüchtlinge meist sehr unsicher ist. Wer ist denn eigentlich schuld an dieser Misere? Die Binnenstaaten in Europa, die den Standpunkt vertreten, die Erstaufnahmeländer sollten das Problem lösen? Oder sind doch die Erstaufnahmeländer schuld, die die Flüchtlinge am liebsten nur in die reicheren Staaten durchschleusen würden? Diese Schuld muss man fair verteilen. Natürlich haben es Staaten wie Griechenland versäumt, ein adäquates Schutzsystem aufzubauen. Es ist nicht in Ordnung, dass Griechenland nach langer Zugehörigkeit zur EU immer noch kein wirkliches Aufnahmesystem hat. Bereits vor Jahren waren Flüchtlinge während des Asylverfahrens in Griechenland in der Regel obdachlos. Dennoch muss man auch einsehen, dass selbst wenn Griechenland diese Aufnahmestandards hätte, das System schon lange zusammengebrochen wäre, weil das kleine Land mit den vielen einreisenden Flüchtlingen das Problem einfach nicht allein adäquat und menschenwürdig lösen kann. Griechenland braucht die Solidarität der anderen europäischen Staaten. Länder wie Deutschland haben maßgeblich die Dublin-2-Verordnung durchgesetzt. Daher trägt auch Deutschland eine Mitverantwortung, wenn es an den Außengrenzen der EU zu humanitären Krisen wie momentan in Griechenland an der Landgrenze zur Türkei kommt. Dort sind die Haftlager quasi Elendslager und brechend voll mit Flüchtlingsfamilien. Dort leben auch Minderjährige und Kinder teilweise allein. Anstatt Griechenland in dieser Situation zu helfen, ein adäquates Aufnahmesystem aufzubauen, schicken Länder wie Deutschland bestenfalls Frontex-Beamte, also europäische Grenzpolizisten, um die Grenze effizienter abzuriegeln. Das ist ein falscher Ansatz. Wir müssen auf diesem Weg umkehren und zurückkehren zur Debatte der gemeinsamen Asylrechtsstandards in Europa. Wir brauchen mehr Solidarität untereinander bei der Aufnahme von Schutzsuchenden und auch einen humanitären Verteilungsmechanismus. Das Dublin-2-System ist quasi kollabiert. Das ist eine Systemkrise. Das Beispiel Griechenland hat gezeigt, dass es so auf Dauer nicht weitergehen kann. Quelle: Wünsch,S., DW.de: "Mehr Solidarität in der EU-Asylpolitik" http://www.dw.de/mehrsolidarit%C3%A4t-in-der-eu-asylpolitik/a-14851664 [Zugriff: 11.12.2014] 25 Unterrichtsbeispiel zum Thema „Migration“ ausgearbeitet von UNTERWEGER Charlotte SoSe 2014, Universität Salzburg Quellen (Die Quellen der Zeitungsartikel und Bilder sind direkt beim Material angegeben) Literatur: AUTORENGRUPPE (2011): Sozialwissenschaftliche Basiskonzepte als Leitideen der politischen Bildung. Bpb Schriftreihe Bd. 1141. MASSING, P. (Jahr?): unter Politik, Politikdidaktik. Politikwörterbuch (?) SANDER, W. (2009): Macht als Basiskonzept Politischer Bildung In: Informationen zur Politischen Bildung Bd. 31, Innsbruck-Wien-Bozen. 26