Der Kampf um Rohstoffe - Berufsbildende Schule Bingen

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Der Kampf um Rohstoffe
IK 12 im Gespräch mit Dr. Florian Pfeil, WBZ Ingelheim
Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit - ein Widerspruch?
Sie begegnet uns jeden Tag. Wenn wir morgens den Schulrucksack anziehen, die
Sportschuhe schnüren und schnell den aktuellen Stundenplan auf dem Smartphone
checken – die Globalisierung. Im Klassenraum der angehenden Industriekaufleute
blitzen 21 High-Tech- Geräte auf.
Bis zu 80 verschiedene Metalle sind in einem Handy verschmolzen. Stammt das
Tantal aus der Kriegswirtschaft des Kongo? Wie abhängig sind deutsche Produkte
mittlerweile vom Bergbau in der Mongolei? Warum subventioniert die Regierung
nicht den Abbau „Seltener Erden“, d.h. strategischer Metalle für die High-TechIndustrie im Erzgebirge? Welche Sozial- und Umweltstandards sind bei der
Rohstoffbeschaffung multinational agierender Unternehmen einzuhalten? Lassen
sich Lieferketten transparent verfolgen?
90 Minuten dauert der „Rohstoff- Krimi“ an der BBS Bingen. Am 8. Januar 2013
stellt sich Dr. Florian Pfeil, Direktor des Weiterbildungszentrums Ingelheim den
Fragen der Schülerinnen und Schüler. Die Antworten sind wissenschaftlich
fundiert. Während eines Forschungsprojektes zur internationalen Rohstoffpolitik
an der Universität Trier und auf Studienreisen engagiert sich der Referent seit
Jahren für die Nachhaltigkeit unter ökonomischen, ökologischen und sozialen
Gesichtspunkten.
Der Abbau strategischer Metalle, der mit der Umweltzerstörung und
Gesundheitsgefahren verbunden ist, erfolgt vor allem in Schwellenländern wie z. B.
China, Brasilien und Südafrika. „Seltene Erden“ sind für die Photovoltaik und AkkuGeräte unerlässlich. Sie werden gegenwärtig zu 97 % in China gewonnen. Der
großflächige Eingriff in die Natur lässt sich bei Google- Earth verfolgen. Den
Erdboden an der Grenze Chinas zur Mongolei verwüsten zahlreiche Löcher.
Mittlerweile beschränkt China den Export der kostbaren Rohstoffe, um stärker mit
Endprodukten zu handeln. Dabei lassen sich die Metalle nicht ersetzen.
Recycling-Verfahren sind arbeitsintensiv und kostenaufwändig. Skandalös: In Ghana
entsorgen Kinder mit bloßen Händen giftige Metalle auf dem größten
Computerfriedhof der Welt. Als Secondhand- Ware deklarierter deutscher
Elektronikschrott landet in Accra.
Alternative Lieferanten für die strategischen Metalle sind vor allem in „sensiblen“ –
von Krieg, Korruption und Menschenrechtsverletzungen geprägten Regionen zu
finden.
www.fastenopfer.ch/data/media/bilder/entwicklungspolitik/ kongo_schade/08_kongo_fo_schade.jpg
Ein „Rohstofffluch“ liegt auf den Minen der Demokratischen Republik Kongo, die
u.a. Tantal und Niob liefern, um Coltan für Handys herzustellen. Seit dem Sturz des
Diktators Mobutu 1997 hat „der afrikanische Weltkrieg“ 5 Millionen Tote zu
verantworten. In der Gewaltökonomie des Ost- Kongo sind die Übergänge zwischen
Krieg, Bürgerkrieg, Söldnertum, organisierter Kriminalität und „normaler“
Wirtschaft fließend. Während Rebellen die Minen erobern, beziehen weltweit
Industrieunternehmen strategische Metalle aus dem Kongo. Damit werden die
bewaffneten Gruppen indirekt unterstützt und der brutale Krieg wird angeheizt.
Zählt für die Unternehmen in erster Linie der Preis der Rohstoffe und nicht der
Umstand der Rohstoffgewinnung, sehen diese großzügig über Arbeits- und
Lebensbedingungen im jeweiligen Abbauland hinweg.
Gleichzeitig ist zu hoffen, dass das Bewusstsein für die Corporate Social
Responsiblity wächst. Verantwortliche Unternehmen verpflichten sich zur
Einhaltung internationaler Standards, wie sie z. B. von der OECD und der ILO
vorliegen. Der Verzicht auf „Konfliktmaterialien“- keine Rohstoffe zu kaufen, zu
verarbeiten oder weiterzuverkaufen, die dem Nutzen bewaffneter Gruppen in der
Demokratischen Republik Kongo oder in deren Nachbarstaaten dienen, ist ein erster
Schritt. Die Nichtregierungsorganisation „Global Witness“ www.globalwitness.org
unterstützt Unternehmen wie Verbraucher in der Aufdeckung der Lieferketten- um
nur eine unter anderen Initiativen zu nennen, die die Transparenz im „RohstoffKrimi“ fördern und die Täter kennen.
Den Schultag an der BBS Bingen beendet Dr. Pfeil mit einer sehr konkreten
Hausaufgabe für alle.
Für Ergebnisse und Anregungen hat auch die Facebook- Seite ein offenes Ohr:
http://www.facebook.com/home.php#!/FNAingelheim?fref=ts
Ein Bericht von Ruben Pessara, Philipp Wenk, Iván Salazar Rohleder und Jonas Goral
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