Was man bei einem Planspiel über Strategie lernen kann: Planspiele helfen, die Realität zu vereinfachen und die Ereignisse im Zeitraffer erlebbar zu machen. Ein Planspiel ist nicht einfach ein neutrales „Spiel“ , sondern stellt immer den Bezug zum eigenen Unternehmen her. Von der Theorie in die Praxis ist ein langer Weg und auch umgekehrt. Erlebte Praxis wird verständlich durch eine gute Theorie, wie schon Kurt Lewin von fast 100 Jahren sagte. Deshalb gleich am Anfang die wichtigen Fragen zum eigenen Unternehmen. Was sind Ihre Herausforderungen … was kommt auf die Firma zu? Wie begegnet man dem – was ist die Strategie? Es geht hier nicht um Geheimnisse, sondern um einer Reflektion des Unternehmens im Marktgeschehen. Es sollten nur Inhalte der WebSeite und der Presseberichte verwendet werden– also bekanntes öffentliches Material. Um sich mit den Fragen dann tiefer zu beschäftigen, sollte eine kleine Standortanalyse stattfinden, die ebenso nur aus bestehenden Zahlen erfolgt: G&V – Bilanz – Cash Flow. Zum Start des Planspiels werden diese vorgestellt, erklärt und dann in der Spiel-Praxis geübt. Das ist die Faktenlage. Auf die Zahlen im eigenen Unternehmen wird zunächst nicht eingegangen. Wie sehe ich aber, ob das Unternehmen operativ gut aufgestellt ist? Welche Zahlen gibt es da? Working Capital und Durchlaufzeit, Maschinenauslastung, Herstellungskosten. Aber auch: Nutzung der IT Systeme, Bürokratie, Prozesse. Hier kommt es darauf an, die bereits im Unternehmen eingeführten oder bekannten Methoden der Prozessoptimierung - von TQM bis Six Sigma … als weitere Ebene vorzustellen. Immer wieder geht es auch hier um Messen von Ist und Soll-Werten. Wenn klar ist, wie die Ist-Situation aussieht und auch im Planspiel diese Positionen verstanden sind, geht es einen Schritt weiter in Richtung Zukunft: Welche Optionen gibt es für: Produkte, Märkte, Technologie, Automation? Woher kommt diese Info? Worauf kommt es bei einer Strategie an? Was darf man nicht aus dem Auge verlieren? Teilnehmer haben oft ein gutes Wissen über diese Theorien, hatten aber bisher keine Gelegenheit, diese in der Praxis anzuwenden. Das ist der nächste Schritt im Planspiel. Zunächst auch hier die SWOT Analyse der Planspielfirma und dann übernehmen die Teilnehmer die Rolle des Managements. Los geht's … Im Wettbewerb. . Je nach Zeit wird nun 1,5 bis 2 Tage geplant, gespielt, geändert und diskutiert, wie bei dem bekannten Deming Zirkel: Plan, Do, Check, Act. Jetzt findet Erlebnislernen mit Emotion statt. Nach den Spielrunden wird durch die G&V und Bilanz die Bewertung vorgenommen. Auch andere Kennzahlen können herangezogen werden. Die Evaluation findet nach dem aktiven Spiel statt und stellt dann noch einmal die Fragen vom Beginn. Theoretisch haben es ja alle gewusst, aber warum wurden die guten Vorsätze oft nicht eingehalten? Natürlich ist es die Dynamik, die Komplexität, das nicht Voraussehen von Wechselwirkungen etc.. Aber es geht auch immer um Führung, Kommunikation, Priorisierung. Es geht um die „soft facts“: Wie werden Entscheidungen in der Gruppe gefällt? Wie schafft man es, alle Facetten des Unternehmens in ein Bild zu bekommen? Warum steigen einige aus? Der Bogen ist also weit gespannt und man kann noch jede Menge Methoden und Tools vorstellen und in der Anwendung üben: ABC Methode, BCS Grafik, Ansoff Grafik, Investitonskalkulation, Unternehmensbewertung etc. Natürlich hat jede Gruppe ihre eigenen Themen …. und jede Firma ihre eigene Kultur. Das kann man aufnehmen. Die drei Ebenen: Person, Team, Unternehmen sind voneinander abhängig. Die Person bedingt durch ihr Verhalten ein Ergebnis, das sich letztendlich sogar in den Unternehmenszahlen ablesen lässt. Nur kann man von Zahlen keine Rückschlüsse auf Verhalten ziehen, dazu muss man an den Ort des Geschehens gehen, dorthin, wo die Wertschöpfung stattfindet. Dies lebte schon vor vielen Jahren Taiichi Ohno mit seinem Toyota Production System vor: Go and see. Autor Claudia Schmitz, Facilitator Simulationen und Planspiele August 2012