Aufruf an türkeistämmige Wähler_innen in der Bundesrepublik Deutschland: Unterstützen Sie die HDP! Für Demokratie, Frieden und soziale Gerechtigkeit in der Türkei Am 7. Juni 2015 finden in der Türkei unter den Bedingungen einer zutiefst undemokratischen Verfassung und einer repressiven Politik die Parlamentswahlen statt. Die Sperrklausel beträgt 10 Prozent, die Chancen in den Medien zu werben sind extrem ungleich verteilt, die Möglichkeiten, gegen die Regierung zu protestieren, sind durch das verschärfte Polizeigesetz enorm eingeschränkt. Die regierende AKP, die die Justiz und die Medien unter ihre Kontrolle gebracht hat, strebt eine 3/5-Mehrheit an, um das faktisch bereits betriebene Präsidialsystem als eine Ein-Mann-Diktatur von Erdogan durchzusetzen. 13 Regierungsjahre der AKP sind in einem autoritären Neoliberalismus und in der Islamisierung der Gesellschaft und der staatlichen Bürokratie gemündet: Inzwischen werden zusammen mit der parlamentarischen Demokratie auch die staatsbürgerlichen Rechte – insbesondere Frauen- und Arbeiterrechte – offen zur Disposition gestellt. Für die große Masse der Arbeiter_innen, aber insbesondere für Frauen, die den verschiedenen Facetten von Gewalt unter dem Druck des konservativen Frauenbildes ausgesetzt sind, hat diese Entwicklung tragische Folgen. Tragische Folgen hat die AKP-Politik auch in der gesamten Region. Der Autoritarismus und die Islamisierung im Innern sind eng mit aggressiven außenpolitischen Zielen verknüpft. Während die EU-Mitgliedschaft auf unbestimmte Zeit verschoben ist, orientiert sich die Außenpolitik der AKP an einer Destabilisierung von Nachbarstaaten. Durch Unterstützung von Terrorgruppen leistet die AKP der kriegerischen Radikalisierung Vorschub. Gleichzeitig verhindert sie jegliche humanitäre Hilfen für die Bevölkerungsgruppen im Irak und in Syrien, die von dem Terrorkalifat »IS« bedroht werden An diesen Wahlen wird zum ersten Mal auch die Demokratische Partei der Völker (HDP) teilnehmen, die aus einem Zusammenschluss der kurdischen Freiheitsewegung mit verschiedenen linken Gruppierungen als eine Partei der gesamten Türkei hervorgegangen ist. Die HDP hat im Rahmen eines emanzipatorisch-demokratischen Wahlprogramms Kandidatinnen und Kandidaten aufgestellt, die vielfältige ethnische, religiöse und gesellschaftliche Gruppen vertreten. Alewiten, Sunniten, Christen, Eziden, Araber, Aramäer, Kurden, Lasen, Türken, Tscherkessen, Roma sowie Sozialistinnen und Sozialisten unterschiedlicher Schattierungen, Vertreter_innen der Frauen, der LGBT- und der Umweltbewegung treten für die HDP an. Zahlreiche linke Parteien und Organisationen, Gewerkschaften und Berufsverbände unterstützen die HDP. Ein Einzug der HDP ins Parlament ist die einzige Möglichkeit, das angestrebte Präsidialsystem der AKP, eine neoliberal-islamistische Diktatur, zu verhindern. Nur so können neue Möglichkeiten geschaffen werden, einen echten Demokratisierungs- und Friedensprozess einzuleiten. Wir, die Unterzeichner_innen, solidarisieren uns mit den demokratischen Kräften der Türkei. Wir appellieren an alle türkeistämmigen Migrant_innen in der Bundesrepublik Deutschland, mit ihrer Stimme auch dazu beizutragen, eine AKP-Diktatur zu verhindern. Richten Sie Ihre Stimme gegen einen autoritären Neoliberalismus und gegen eine weitere Islamisierung in der Türkei. Wählen Sie Demokratie, Frieden und soziale Gerechtigkeit für die Türkei. Unterstützen Sie die Kandidatinnen und Kandidaten der HDP! Unterzeichner_innen: Bernd Riexinger, Vorsitzender der Partei DIE LINKE, Berlin Tobias Pflüger, stellv. Vorsitzender der Partei DIE LINKE, Informationsstelle Militarisierung, Berlin Prof. Dr. Ursula Schumm-Garling, Soziologin, Berlin Ülkü Schneider-Gürkan, Gewerkschafterin, Politologin, Frankfurt am Main Petra Szablewski-Çavuş, Sprache-Arbeit-Migration, Frankfurt am Main Dr. Peter Strutynski, Sprecher Bundesausschuss Friedensratschlag, Kassel Prof. Dr. Werner Ruf, Politikwissenschaftler, Edermünde Frank Skischus, Bundesausschuss Friedensratschlag, Gudensberg Prof. Dr. Ismail Coban, Künstler, Wuppertal Harald Petzold, MdB, DIE LINKE, Sprecher für Queer- und Medienpolitik, Berlin Reiner Braun, Journalist, Berlin Dr. Florian Wilde, gewerkschaftspolitischer Referent der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin Kemal Kıran, Bundesvorsitzender der Föderation der Arbeiter_innenvereine aus der Türkei in der BRD, Düsseldorf Edgar Auth, Journalist, Autor, Bonn Elke Dangeleit, Ethnologin, Berlin Harald Weinberg, MdB, DIE LINKE, Nürnberg Andrej Hunko, MdB, DIE LINKE, Aachen Ulla Jelpke, MdB, DIE LINKE, Berlin Sabine Leidig, MdB, DIE LINKE, Berlin Imran Ayata, Autor, Berlin Horst Schmitthenner, IG Metall Verbindungsbüro Soziale Bewegungen, Frankfurt am Main Joachim Legatis, Bundesvorstand dju in ver.di, Alsfeld Prof. Dr. Emre Yekebas, Chirurg, Darmstadt Prof. Dr. Barbara Dietrich, Juristin, Frankfurt am Main Dr. Ing. Mustafa Demir, Berlin Barbara Cardenás, MdL, DIE LINKE, Wiesbaden Eylem Özdemir-Rinke, Tänzerin, Berlin Inci Hilbert, Lehrerin, Frankfurt am Main Volker Mergner, Gewerkschafter und Lehrer, Frankfurt am Main Kerem Schamberger, Sprecher der DKP-München, München Dr. Nikolaus Brauns, Historiker und Journalist, Berlin Yilmaz Kaba, Vorstandsmitglied der Föderation der Ezidischen Vereine, Celle Özlem Alev Demirel, Landessprecherin DIE LINKE NRW, Duisburg Elisabeth Abendroth, Frankfurt am Main Hasan Burgucuoğlu, Gewerkschafter und Lehrer, Hamburg Dr. rer. pol. Ergün Sönmez, Schweiz Murat Çakır, Geschäftsführer der RLS-Hessen und Autor, Kassel