Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde, Kurdische Begrüßung: Rodsch basch mewanen delal, hewalen hedscha! Wir DIE LINKE streiten in unserem Land für Freiheit und soziale Gerechtigkeit, wir streiten für Frieden und Verständigung zwischen den Völkern. Dafür steht auch die Demokratische Partei der Völker, HDP, in der Türkei. Deshalb bin ich heute gerne zu Euch gekommen, um die HDP zu unterstützen. Vor wenigen Monaten haben wir uns sehr gefreut, als sie mit knapp 13% ins Türkische Parlament einzog und die AKP ihre absolute Mehrheit verlor. Für die enge Verbindung der LINKEN und der HDP stehen auch Menschen wie Feleknas Uca oder Ali Atalan: Sie wurden jetzt für die HDP ins Türkische Parlament gewählt. Vor wenigen Jahren vertraten sie noch die PDS bzw. DIE LINKE im Europaparlament und in unserem Landtag hier in NRW. Wir haben darauf gehofft, dass die Türkische Republik zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Chance hatte, sich zu einer ehrlichen pluralen Demokratie zu entwickeln. Denn trotz der undemokratischen 10%-Hürde schien die Ausgrenzung von Minderheiten und der gesellschaftlichen Linken in der Türkei erstmals durchbrochen. Aber, liebe Freundinnen und Freunden, diese kurze Zeit der Hoffnung ist vorbei. Heute teilen wir mit Euch die Wut über den brutalen Krieg Erdogans gegen die kurdische Bevölkerung und seit Surutsch, die Trauer um die Toten. Nun verpasst Erdogan dem langersehnten Friedensprozess eine gemeine Ohrfeige. Für sein Ziel, Alleinherrscher in einem Präsidialsystem zu werden, geht er über Leichen und treibt die Türkei in einen Bürgerkrieg. Statt Frieden zu suchen, verwendet er die altbekannte nationalistisch-faschistoide Sprache: Terror durch die Kurden, die PKK bedrohe die „Einheit“ der Türkei. Wir sind bestürzt über die von der AKP-Regierung befohlenen massiven Angriffe der türkischen Armee in den Kurdengebieten sowohl in der Türkei, als auch im Nordirak und in Rojava. Erdogan treibt ein eiskaltes Kalkül. Seine AKP hat die absolute Mehrheit bei den Wahlen im Juni verloren. Deshalb kündigte er den Friedensprozess auf und führt seither einen brutalen Krieg gegen kurdische Bevölkerung. Weil er das Wahlergebnis nicht akzeptieren wollte, erklärte er nach jahrelangen Friedensverhandlungen jetzt auch die demokratische HDP zu Terroristen. Der jetzige Ministerpräsident Ahmet Davutolu sprach gar davon, die Terroristen „auszulöschen“. (Quelle: 08.09.15, Deutschlandfunk) Hier sagen wir, DIE LINKE und ich als Sozialist, (hier unterscheiden wir uns von den anderen Parteien im Bundestag): JEDES VOLK HAT EIN RECHT AUF SELBSTBESTIMMUNG! Ohne Anerkennung dieses Rechts und ohne gleiche Rechte wird es keinen Frieden geben. Doch Erdogan tritt das Recht mit Füssen: Richter und Polizisten, die nicht tun, was die AKP will, werden gefeuert, Zeitungen wie z.B. die Hürriyet, die etwas schreiben, was der AKP nicht passt, werden von Schlägerbanden überfallen. Mit dem ultranationalistischen Mob greift er auch die Pressefreiheit an. Das ist doch absurd! Heute wird die HDP gleichgesetzt mit dem Terror. Ausgerechnet die einzige Oppositionspartei, die in ihren Zielen den Frieden ALLER Völker als größte Maxime formuliert wird nun zur Zielscheibe extremnationalistischer Attacken. Seit über Dreißig Jahren erzählen sie uns den gleichen Mist und Morden willkürlich und hetzen die Bevölkerung aufeinander! Gewalt erzeugt Gegengewalt. Damit muss jetzt Schluss sein! Wir fordern jetzt: Alle Waffen müssen sofort niedergelegt werden und zurück an den Verhandlungstisch! NEIN zum Krieg! Und entschieden NEIN zum Bürgerkrieg! Demokratie ist die einzige Lösung! Dafür steht in der Türkei vor allem die HDP, deshalb wollen wir, dass sie stärker als zuvor wieder in das türkische Parlament einzieht. Der Berliner 'Tagesspiegel zitiert Vorgestern die Berliner HDPPolitikerin: Methap Erol :„Wir wollen nicht zurück in die Neunziger.“ Und ich sage sie hat recht: Die Menschen in der Türkei brauchen Frieden und Demokratie! Erdogans Weg hingegen bedeutet Bürgerkrieg, Elend, Flucht und Vertreibung! Wer ihm diesen Weg verstellen will, muss am.1. November. die HDP wählen, denn sie steht für Frieden und Demokratie. Wir LINKE haben von Anfang an Nein gesagt, als die PKK auf Druck der türkischen Regierung auch in unserem Land verboten und kriminalisiert wurde. Und wir sagen auch heute: Dieses Verbot muss endlich fallen! Es muss sofort fallen! Im Kampf gegen den islamistischen Terror der Barbarei des sogenannten islamischen Staates sind die kurdischen Kämpferinnen und Kämpfer der PKK und der PYD der einzige und wirksame Schutz für die Menschen in der Region. Sie sind die Bündnispartner der Demokratien des Westens. Seit Anfang September wird Cizre von der türkischen Armee belagert. Landesweit herrscht Pogromstimmung gegen Kurdinnen und Kurden. Am Donnerstag, den 10.09.15, hat mein Fraktionsvorsitzender Gregor Gysi in einer Presseerklärung die Bundesregierung aufgefordert, den türkischen Botschafter einzubestellen. Die Bundesregierung muss in dieser Situation ihre Stimme im Klartext erheben, denn diese innenpolitische Spannung in der Türkei betrifft uns auch hier! Recep Tayyip Erdogan führt die Türkei in einen Bürgerkrieg! Da können wir nicht tatenlos zusehen! Die Bundesregierung und auch die NATOVerantwortlichen müssen unmissverständlich klarstellen, dass die Bürgerkriegspolitik Erdogans nicht weitergehen darf. Zuerst unterstützt die Erdogan-Regierung den IS, dann auf internationalen Druck lässt sie ein paar Scheinangriffe auf den IS fliegen. Doch, das vorrangige Ziel ist nicht die Zerschlagung der IS, sondern die „Auslöschung“ der PKK, wie schon oft der Türkische Ministerpräsident Davutolu verlauten ließ. Dabei verteidigt die PKK erfolgreich in Kobane Kurdistan gegen den blutigen Terror der IS-Barbaren. Die USA und Europa dürfen sich von Erdogan nicht länger täuschen lassen! Deutschland darf die Türkei nicht mit Waffen beliefern! Erdogan hat ja noch nicht mal eine Regierungskoalition. Somit also auch keinen Parlamentsbeschluss für diesen Krieg. Demokratie ersetzt er durch Willkür und Kriegsrecht. Die AKP hat keine Mehrheit mehr! Das liegt auch daran, dass ihre marktradikale Wirtschaftspolitik kurz vor dem Abgrund steht. Mit dem Kurssturz der Lira und der auf desaströse Arbeitsbedingungen gestützten Niedriglohnpolitik, verschlechtern sich von Tag zu Tag die Lebensbedingungen der Menschen in der Türkei. Das Vertrauen in die Regierung und ihre neoliberale Wirtschaftspolitik schwindet. Auch deshalb setzt Erdogan auf den Bürgerkrieg als Mittel, seine Macht aufrecht zu erhalten. (Quelle: Junge Welt –Online: „Türkei droht Rezession“, 17.09.15) Es vergeht kein Tag, am dem wir lesen, dass eine Delegation die kurdischen Gebiete der Türkei besucht. Für mich sehr bewegend war die Delegation türkischer Frauen von Akademikerinnen, Schriftstellerinnen und Journalistinnen am 16. September unter dem Motto „wir alle sind Cizre“ mit weißen Tüchern als Symbol des Friedens nach Cizre gefahren. Diese Delegation wurde unter anderem auch von meinem Genossen Ali Atalan, hier ein herzlicher Gruß auch an ihn, empfangen. Berührt hat mich die Aussage der 75 jährigen türkischen Schriftstellerin und Journalistin Oya Baydar die sagte, dieser Ort sähe aus, als sei sie von „feindlichen Truppen eines fremden Landes“ besetzt. Dieser „Feindschaft“ entgegen zu treten sei die Aufgabe unser aller! Sprich, Frieden schaffen ist nicht nur die Aufgabe des kurdischen Volkes, sondern auch der der westlichen Türkei und hier sehe ich auch die Bundesregierung in der Pflicht. (Quelle: Cumhuriyet-Online und MSNVideo 16.9.15) SCHLUSS MIT DER DEUTSCHEN KUMPANEI DER TÜRKISCHEN KRIEGSPOLITIK! Und SCHLUSS MIT DER DOPPELMORAL!! Schluss mit der Kriminalisierung der PKK. SOFORT!! Wir, die Bundestagsfraktion DIE LINKE, solidarisieren uns mit dem HDPVorsitzenden Selahattin Demirtas und den HDP-Abgeordneten um ihren unermüdlichen politischen Einsatz um Frieden und Waffenstillstand und ganz besonders unterstützen wir den Aufruf zur „Demokratischen Lösung“. Kurdischer Abschiedsgruß: her bidschi yektiya gelan, HDP` re serkeftin!