Die Weiße Rose

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In diesem Jahr findet der Kinderwettbewerb „Bayerische Motive“ wieder statt. Das Motto des Wettbewerbs ist „Menschen, die
Bayern berühmt gemacht haben“. Den Moskauer Schulen wurde von den Organisatoren dieses Wettbewerbs vorgeschlagen,
an der Vorbereitung und einer weiteren Präsentation des Projekts zum von den Schülern selbst gewählten Thema teilzunehmen. Das
Projekt soll dem Großen Vaterländischen Krieg gewidmet sein und wir haben beschlossen, uns an so einem wichtigen und
interessanten Projekt zu beteiligen.
Wenn Sie uns fragen, warum wir der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ unser Projekt widmen wollten, so können wir gleich Folgendes
antworten. Einer der wichtigsten Gründe ist, dass sehr wenige unserer Schüler davon wissen, dass solche Widerstandsgruppe war.
Der zweite Grund ist, dass sie gegen das faschistische Regime, gegen den Krieg für Freiheit des deutschen Volkes kämpfte. Der
dritte Grund ist, dass das Thema der Neonazis immer mehr von Bedeutung hat, denn heutzutage verbreitet sich der Nazismus nicht
nur in Russland, sondern auch in anderen Ländern und die Vertreter der Bewegung, hauptsächlich junge Leute, propagieren die Ideen
von Adolf Hitler. Es ist traurig. Man schämt sich und man hat Angst. Am meisten aber schämt man sich. Man schämt sich vor denen,
die für uns den Sieg in diesem Krieg gebracht haben. Das sind nicht nur Russen, sondern auch Polen, Finnen, und sogar Deutsche, die
ihr Leben unsertwegen geopfert haben, und wenn wir es nicht laut sagen, dann bedanken wir uns bei den Gefallenen in der Tiefe
unserer Seele. Sie können uns widersprechen, aber in Deutschland waren
junge Leute, die ihre Weltanschauung geändert haben, weil sie verstanden,
was die Ideologie des Faschismus bedeutete.
Zum Wettbewerb haben wir uns zusammengesetzt und angefangen,
Informationen für dieses Projekt zu sammeln. In unserer Schule wurde vor
fünf Jahren die Jugendorganisation „Die Kinder guten Willens“ gegründet.
Einige ihrer Mitglieder waren in München in der Ludwig-MaximilianUniversität, wo die Mitglieder der Weißen Rose studiert haben. Nach der
Rückkehr aus München haben sie uns über diese Widerstandsgruppe
erzählt. Wir haben sich entschieden, unsere eigene Gruppe zu gründen, die
die Ideen der Weißen Rose propagieren wird. In dieser Uni waren einige
Teilnehmer unserer Organisation, die uns auf die Idee brachten, im
Projekt über die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ zu erzählen.
Wir haben bemerkt, dass wir viel Gemeinsames mit der Weißen Rose
haben, weil wir heute auch als Jugendgruppe gelten, die gegen den
Neofaschismus, gegen Gewalt, Ungerechtigkeit, Ungleichheit
kämpft. Zur Vorbereitung haben wir uns den Film „Sophie SchollDie letzten Tage „ angeschaut, der über die Handlungen und über
die Hinrichtung der Mitglieder erzählt. Unsere Gedanken drücken
wir in einer inszenierten Fernsehsendung aus… Danach folgt eine
Befragung der Mitglieder der Weißen Rose von einem Kommissar.
Sie werden wegen Verbreitung von antinationalistischen
Flugblättern beschuldigt.
Unser Markenzeichen ist ein Wappen, das wir im Laufe der
Vorbereitung entworfen haben und weiße Halstücher, die an die
Weiße Rose erinnern sollen. Wir haben auch ein Album angefertigt,
Plakate entworfen und Zeichnungen gemalt.
Im Rahmen dieses Projekts haben wir eine große Arbeit durchgeführt.
Aus unserer Sicht haben wir vieles getan, damit das Projekt für alle
interessant wäre. Unsere Arbeit war vielseitig:
-Veranstaltung einer Ausstellung der Kinderzeichnungen
-Das von Jemeljanow Jaroslaw verfasste Gedicht „Die Weiße Rose“
-Kulturbeitrag – „Bühnenkomposition“
-Multimedia-Computerpräsentation über die „Weiße Rose“ für die Schüler
der 8.-11. Klassen (in der Aula der Schule)
-Album, Plakate, Bühnenbilder…
Im grausamen faschistischen Reich,
herrschte der Krieg, sodass das Gesicht wurde bleich.
Kämpfte gegen die Macht, die Große,
in Bayern, in München, die Weiße Rose.
Kämpfte sie mit dem freien Wort,
doch leider zur falschen Zeit und am falschen Ort.
Für ihr freies Wort wurden sie niedergelegt,
aber in den Gedanken der Menschen wiederbelebt.
/Jemeljanow Jaroslaw, 9.Kl./
„Der Linke Marsch“
Die Weiße Rose
war der Name einer Widerstandsgruppe in München während
der Zeit des Nationalsozialismus. Im Juni 1942 wurde die Gruppe gegründet und
bestand bis zum Februar 1943. Die Mitglieder der Weißen Rose verfassten, druckten
und verteilten unter Lebensgefahr Flugblätter, in denen zum Widerstand gegen den
Nationalsozialismus aufgerufen wurde.
Den Kern der Gruppe bildeten die Studenten aus Münchner Universität Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell (1917-1943),
Christoph Probst (1919-1943), Willi Graf (1918-1943) und der Professor Kurt Huber (1893-1943). Weitere Studenten, Schüler,
Lehrer, Professoren, Ärzte, Schriftsteller und Buchhändler hatten losen Kontakt zur "Weißen Rose". Mitglieder der Weißen Rose in
München waren die beiden Geschwister Hans und Sophie Scholl sowie deren Kommilitonen Christoph Probst, Willi Graf und
Alexander Schmorell, außerdem der Universitätsprofessor Kurt Huber.
Im weiteren Sinne können zur Gruppe auch die vielen mitarbeitenden Sympathisanten, wie Traute Lafrenz, Hans Conrad Leipelt,
Marie-Luise Jahn, Hans Hirzel, Susanne Hirzel, Heinz Brenner, Franz J. Müller, Eugen Grimminger, Jürgen Wittenstein, Lilo
Ramdohr und der später auch als Regisseur bekannt gewordene Falk Harnack gezählt werden. Außerdem Harald Dohrn, der
Schwiegervater von Christoph Probst, der Architekt Manfred Eickemeyer, in dessen Atelier sich die Weiße Rose getroffen hatte,
der Kunstmaler Wilhelm Geyer, der Eickemeyers Atelier mietete und Hans Scholl den Schlüssel zu den Räumen überlassen hatte,
der Buchhändler Josef Söhngen, dessen Keller als Versteck für die Flugblätter diente, sowie ein größeres Umfeld von
Unterstützern, wie etwa Heinrich Bollinger, Rudolf Alt, Helmut Bauer, Lilo Dreyfeldt, Hubert Furtwängler, Werner Bergengrün,
Josef Furtmeier, Fritz Leist, Otl Aicher, Günter Ammon, Fred Thieler u.v.a. Mehrere Mitglieder kamen aus der Bündischen Jugend,
so aus der dj.1.11 oder dem Grauen Orden.
Der Begriff "Weiße Rose" stammt von einem Brieffreund von Alex Schmorell`s Bekannten Lilo Fürst-Ramdohr. Dieser Brieffreund
war ein Soldat und schickte Lilo ein Gedicht, in dem er von einer weißen Rose schwärmte, die für ihn eine besonders
freiheitsbezogene Ausstrahlung hätte und einfach etwas Besonderes darstelle. Er hat seinen Text so schön beschrieben, dass er
Alex Schmorell, als er den Brief auch mal gelesen hatte so faszinierte, dass er
ihn gleich seinen Freunden, also Hans Scholl, Sophie Scholl etc. zeigte und sie sich
entschlossen, diesen Namen für sich zu verwenden, als Ausdruck für Freiheit.
Ende Juli 1942
muss die Gruppe während der Semesterferien zum
Kriegseinsatz an die Ostfront. Im Spätherbst kehren die Studenten von der
russischen Front zurück und nehmen ihre Widerstandstätigkeit wieder auf. Ihr 5.
Flugblatt „Aufruf an alle Deutsche!“ erscheint. „Die Häftlinge in Dachau hörten,
wie sie nach dem Krieg berichten, von diesen „Stimmen der Freiheit“ und konnten
kaum glauben, dass sie von jungen Deutschen kamen.
Am 14. Januar 1943
fand zur 470-Jahr-Feier der Universität München
eine große Veranstaltung im Deutschen Museum statt. Gauleiter Paul Giesler hielt
eine Rede, die unter den Studenten großen Protest auslöste, der auch öffentlich
kundgetan wurde. In diese aufgewühlte Stimmung fiel die Nachricht von der
Kapitulation der deutschen Armee in Stalingrad (Etwa 230.000 Soldaten waren
allein auf deutscher Seite gefallen; über 1.000.000 Menschen starben auf
russischer Seite.), so dass sich die „Weiße Rose“ zu neuen Aktionen ermutigt sah.
Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf schrieben mit Farbe in der
Nacht vom 3. auf den 4. Februar Parolen wie „Freiheit“ oder „Nieder mit Hitler“
an mehrere Gebäude. Diese Aktion wiederholten sie in den Nächten vom 8. und 15. Februar. In anderen Städten arbeiten Freunde in
kleinen Gruppen, verteilen Flugblätter, halten Kontakt.
Als sich Hans Scholl und Alexander Schmorell an Professor Kurt Huber bezüglich eines Rates für ein weiteres Flugblatt wandten,
ergab es sich, dass dieser schließlich eigenständig ein Flugblatt verfasste. Wegen eines Satzes über die Wehrmacht kam es zum
Streit unter den dreien. Hans Scholl und Alexander Schmorell übernahmen den Flugblattentwurf, strichen den missfallenden Passus
und stellten mit den anderen der Gruppe dreitausend Abzüge her. „Kommilitoninnen! Kommilitonen!“ lautete die Überschrift. Damit
war das Blatt an die Studierenden adressiert und sollte größtenteils in der Universität verteilt werden.
Am 18. Februar 1943 brachten die Geschwister Scholl einen mit diesen Flugblättern gefüllten Koffer in das Hauptgebäude
der Universität. Sie verteilten vor Vorlesungsschluss die Papiere auf den verschiedenen Ebenen des Lichthofes. Einen Stapel ließen
sie dabei auch von der Galerie des obersten Stockwerks in den Lichthof hinunterfallen. Obwohl sich die Treppen durch die aus den
Hörsälen strömenden Studenten füllten, wurden die Geschwister Scholl vom
Hausmeister Jakob Schmied, der den Vorgang beobachtet hatte, festgehalten.
Sofort wurde die Gestapo verständigt. Erst die Durchsuchung von Hans Scholls
Zimmer konnte den Verdacht gegen sie erhärten, nachdem beide anfänglich
hartnäckig geleugnet hatten. Ein bei Hans Scholl gefundener handschriftlicher
Entwurf eines neuen Flugblattes führte zur Verhaftung von Christoph Probst, der
am 19. Februar in Innsbruck von der Gestapo abgeholt wurde. Nun versuchten die
Geschwister alle Anklagen auf sich zu nehmen, um keine weiteren Freunde zu
verraten.
Der Prozess wurde Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst übereilt am 22.
Februar 1943 gemacht. Den Vorsitz führte der Präsident des Volksgerichtshofs
Roland Freisler, der aus Berlin angereist war. Er verurteilte die drei zum Tode.
Ihre Hinrichtung durch das Fallbeil wurde sofort nach der Urteilsverkündung im
Gefängnis Stadelheim vollzogen.
Die Beisetzung fand unter Gestapoaufsicht auf dem Friedhof Perlacher Forst
statt, der direkt neben dem Gefängnis gelegen ist Willi Graf, Professor Kurt
Huber, Alexander Schmorell und 16 Mitglieder des äußeren Kreises wurden in den
folgenden Wochen ebenfalls festgenommen.
Der zweite Prozess fand am 8. April 1943 statt, wiederum unter dem Vorsitz
Roland Freislers. Er verurteilte die drei Hauptangeklagten zum Tode.
Professor Kurt Huber und Alexander Schmorell wurden am 13. Juli 1943, Willi
Graf am 12. Oktober 1943 in Stadelheim hingerichtet.
Die Beisetzung Alexander Schmorells erfolgte ebenfalls auf dem Friedhof
Perlacher Forst. Das Grab von Kurt Huber befindet sich auf dem Waldfriedhof in
München. Der Leichnam Willi Grafs wurde 1946 nach Saarbrücken überführt und auf dem Alten Friedhof St. Johann beerdigt.
In zwei weiteren Prozessen bekamen die Angeklagten des äußeren Kreises Haftstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.
Der innere Kreis der Widerstandsgruppe hatte geglaubt, dass nach seiner Hinrichtung ein Aufstand der Studenten folgen würde.
„Das wird Wellen schlagen“ hatte Sophie Scholl ihren Eltern bei der letzten Begegnung im Gefängnis Stadelheim gesagt.
In München war der Widerhall nicht so groß. Das Engagement eines kleinen Kreises um Hans Leipelt im chemischen Institut
der Münchner Universität wurde verstärkt, ein Teil der anderen
Studentenschaft jubelte am 25. Februar auf einer anbefohlenen
Kundgebung in der Universität dem Denunzianten Jakob Schmied zu.
Gedenkfeier
In München veranstaltete die Universität von 1945 bis 1968 jedes
Jahr anlässlich des Todestages der Geschwister Scholl und
Christoph Probst eine Gedenkfeier. Die Ansprachen hielten in der
Regel der Rektor und der AStAVertreter.
Zur
ersten
Gedenkstunde und an besonderen
Jahrestagen oder Ereignissen wurden Gastredner eingeladen: Romano Guardini (1945) und (1958),
Helmut Thielicke (1963) und Walter Bußmann (1968). 1959 entzündete sich die erste Kontroverse,
als eine Delegation der Friedrich-Schiller-Universität Jena einen Kranz am Denkmal niederlegte,
auf dessen Schleife zu lesen war: „Hans Scholl, Sophie Scholl – den Kämpfern gegen Faschismus
und Krieg“. Hierin wurde der Versuch gesehen, den Westdeutschen vorzuwerfen, dass sie für
Faschismus und Krieg seien. Im folgenden Jahr wiederholte sich der Vorgang in verschärfter Form,
so dass ab 1961 die Gedenkstunde als reine Universitätsfeier durchgeführt wurde. Hieraus aber
entbrannte der Zwist, wer das Erbe der „Weißen Rose“ bewahren sollte, die Universität oder die
Studenten, die damit ausgeschlossen waren.
1968 veranstalteten Studentengruppen eine „Antifaschistische Woche,
Geschwister Scholl“ und hielten als Alternative zur Universitätsfeier ein
teachin über „Neofaschismus in der BRD“. Die offizielle Feier wurde durch
Zwischenrufe und Sprechchöre gestört.
Seit 1983 fanden Gedächtnisvorlesungen statt.
1993 anlässlich des 50. Todestages würdigte am 15. Februar Richard von
Weizsäcker die Taten der „Weißen Rose“. Es war die erste Ehrung des
höchsten Repräsentanten der BRD
im
Rahmen
einer
Münchner
Gedächtnisfeier.
Richard
von
Weizsäcker stellte das Handeln der
„Weißen Rose“ der aktuellen „Politikverdrossenheit“ gegenüber. Er beklagte die
Entfremdung der Bürger von Staat und Gesellschaft sowie einen Mangel an Solidarität. Die
Erinnerung an die „Weiße Rose“ sei Mahnung zur Besinnung auf die Verantwortung jedes
einzelnen für das, was er geschehen lässt.
Im Lichthof erinnert seit 1953 ein Bronzerelief an die sieben hingerichteten Mitglieder
der studentischen Widerstandsgruppe: Willi Graf, Professor Kurt Huber, Hans Leipelt,
Christoph Probst, Alexander Schmorell, Hans und Sophie Scholl. Das Bodendenkmal vor
dem Haupteingang der Universität
zeigt Flugblätter, Porträtfotos oder
einen Abschiedsbrief von Willi Graf.
Ludwig-Maximilians-Universität Katalog zur Ausstellung sowie Faksimile Druck der Flugblätter sind in der DenkStätte erhältlich.
Ausstellungskatalog ist auch in englischer, italienischer, spanischer, französischer, polnischer und russischer Übersetzung.
Erinnerung an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Mahnmal für die „Weiße Rose“ vor der LMU München:
Heute sind die beiden Plätze vor dem Universitätshauptgebäude in München nach den Geschwistern Scholl und Prof. Huber benannt,
vor dem Eingang erinnern in den Boden eingelassene, steinerne Flugblätter an die Weiße Rose. Diese wurden in der Nacht auf den 4.
April 2006 von Unbekannten zerstört, eine Erneuerung der Flugblätter war jedoch sowieso vorgesehen.
Innerhalb des Hauptgebäudes der Universität erinnern eine steinerne weiße Rose, ein Relief mit dem Bild der Mitglieder der Weißen
Rose in der südwestlichen Ecke des Lichthofs mit darüber eingemeißelten Namen der
Mitglieder, und in der Nähe eine 1997 errichtete Denkstätte mit wertvollen
persönlichen Erinnerungsstücken an diese Widerstandsgruppe. Am 22. Februar 2005
wurde dazu noch in der nordwestlichen Ecke eine von Nikolai Tregor Jr. angefertigte
Bronze-Büste von Sophie Scholl enthüllt. Sie und die beiden Herrscher König Ludwig I.
und Prinzregent Luitpold sind die einzigen Menschen, denen in diesem Bereich der LMU
ein Denkmal gesetzt wurde.
Das Institut für Politische Wissenschaften der Universität trägt seit 1968 den Namen
Geschwister-Scholl-Institut.
In der in den 1960er Jahren errichteten Studentenstadt Freimann wurden mehrere
Straßen nach Mitgliedern der Weißen Rose benannt.
1987
Teilnehmer der Widerstandsgruppe Weiße Rose gründen gemeinsam mit nahen Angehörigen der Hingerichteten auf Initiative von
Franz J. Müller (verurteilt im 2. Prozess gegen die Weiße Rose) in München die Weiße Rose Stiftung e. V. Städte, in denen
Mitglieder der Weißen Rose aktiv waren, schließen sich zur Unterstützung der Stiftung zu einer „Städtegemeinschaft im Zeichen
der Weißen Rose“ zusammen.
1997
Eröffnung der DenkStätte Weiße Rose in der Ludwig- Maximilians-Universität München durch den Bundespräsidenten Roman
Herzog.
Ziele
Die Stiftung will vor allem Jugendliche und Studenten erreichen. Sie will die Erinnerung an das mutige Eintreten der Mitglieder der
Weißen Rose für Menschenrechte und Zivilcourage wach halten. Gleichzeitig will sie die Frage „Wie war das?“ weiter stellen in der
Frage „Was bedeutet das heute?“ angesichts von Rechtsradikalismus, Ausländerfeindlichkeit, sozialer Kälte und Gewalt an Schulen.
Sie will aus dem Denken und Handeln der jungen Menschen von damals Orientierung gewinnen für das zivile Engagement junger
Menschen heute. Grundlage für diese Arbeit sind Kontakte mit Zeitzeugen, Quellen- und Spurensuche in den Archiven und die
Zusammenarbeit mit der historischen Forschung.
Aktivitäten
Es werden die Dauerausstellung „Die Weiße Rose - Der Widerstand von Studenten gegen Hitler 1942/43“ in der DenkStätte Weiße
Rose am Lichthof der Ludwig Maximilians-Universität und Wanderausstellungen in deutscher, englischer, französischer,
italienischer, spanischer, polnischer und russischer Sprache Informationen unter: www.weisse-rose-stiftung.de durchgeführt. Es
werden Forschungen zur Geschichte der Weißen Rose und ihrem Umfeld, Zeitzeugengespräche, Führungen durch die Ausstellung in
der DenkStätte, Individuelle Beratungen für Schüler, Studenten, Autoren und Künstler zum Widerstand der Weißen Rose,
stattgefunden.
Die erste offizielle Gedenkfeier für die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ fand am 4. November 1945 statt. Sie konnte allerdings
wegen der erheblichen Kriegsschäden nicht im Universitätshauptgebäude begangen werden. Der damalige Kultusminister Dr. Fendt
gab dabei der Absicht bekannt, in der Universität ein Erinnerungsmal
zu errichten. In Anbetracht der eingeschränkten Bedingungen der
unmittelbaren Nachkriegszeit wurde zunächst ein Auftrag für eine
provisorische Gedenktafel an Professor Theodor Georgij gegeben.
Am 2. November 1946 wurde im Rahmen der zweiten Gedenkfeier,
der ersten Gedenkstunde im Hauptgebäude der Universität, die
Gedenktafel für die Opfer der studentischen Widerstandsbewegung
in München enthüllt. Die Platte war im 1. Obergeschoß neben der
Eingangstür
zur
Großen
Aula
im
Altbau
des
Universitätshauptgebäudes angebracht. Die Feier eröffnete
Professor Dr. Georg Hohmann. Der kommissarische Rektor Geheimrat
Professor Dr. Karl Vossler hielt die Gedenkrede.
1957 wurde die Platte neben die rechte Eingangstür zu Hörsaal 315
versetzt. Dieses geschah während der Wiederherstellung des
Lichthofes. Die Stelle an der nördlichen obersten Empore ist der Ort, von dem aus die Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 ihre
Flugblätter den Lichthof hinunter fallen ließen. Die als Provisorium gedachte Gedenktafel ist dort heute noch zu finden.
Beschreibung der Gedenktafel
Die Gedenktafel ist in einem schlechten Erhaltungszustand. Das Material der Tafel ist gelb-geblümter Jura-Marmor, der nicht sehr
haltbar ist. Der Text ist nur 3 mm tief in die Platte eingraviert. Die Farbe, mit der die Buchstaben nachgezogen waren, hat sich
gelöst. Die Entzifferung der Inschrift ist daher heute sehr problematisch. Die Gedenktafel hat die Form eines Rechtecks im
Querformat mit den Maßen von 120 cm Höhe und 160 cm Breite. Die obere Kante der Platte verläuft in einer Höhe mit denen der
Nischen der beiden Hörsaaltüren. Die glatt geschliffene Platte ist oberflächenbündig in die Wand eingelassen. In römischer
Monumentalschrift ist ein zehnzeiliger Text in die Platte eingraviert. Die Buchstaben sind alle einheitlich 8 cm groß. Der Text füllt
die ganze Platte. Die Abstände zwischen den Zeilen sind gleich groß gestaltet. Keine plastischen Verzierungen oder schmückende
Gravuren sind zusätzlich verwendet worden.
Die Inschrift lautet:
HUMANITATEM AMPLEXI
INHUMANA NECE PERIERUNT
WILLI GRAF KURT HUBER HANS
LEIPELT CHRISTOPH PROBST
ALEXANDER SCHMORELL
HANS SCHOLL SOPHIE SCHOLL
ANNIS MCMXLIII ET MCMXLV
SIC VERUS ILLE ANIMUS ET IN
ALIENUM NON VENTURUS ARBI
TRIUM PROBATUR SENECA EPXIII
Die Inschrift ist auf der Platte enger zusammengestellt.
Einige Wörter sind nicht sichtbar voneinander gerückt. Das zusammengehörende Wort „arbitrium“ ist ohne Kennzeichnung getrennt
geschrieben.
Die Übersetzung der Inschrift lautet:
Die mit Menschlichkeit erfüllten, sind eines unmenschlichen, gewaltsamen Todes gestorben: Willi Graf, Kurt Huber, Hans Leipelt,
Christoph Probst, Alexander Schmorell, Hans Scholl, Sophie Scholl in den Jahren 1943 und 1945. So bewährt sich jene Gesinnung,
die wahr ist und niemals dem Urteil anderer unterworfen sein will.
Die
Dauerausstellung,
die
auch
als
kann, entstand auf Initiative von Franz J.
Rose Stiftung). Sie ist ein Projekt der
Volkshochschule
und
des
Deutscher
gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung.
gedenkstättenpädagogische Stelle an der
einem jährlichen Zuschuss.
Wanderausstellung geliehen werden
Müller (Ehrenvorsitzender der Weißen
Weißen
Rose
Stiftung,
Ulmer
Volkshochschul-Verbandes und wurde
Die
Stadt
Ulm
fördert
die
Ulmer DenkStätte Weiße Rose mit
Ausgangspunkt für die Ulmer DenkStätte
Anita Binder (1994) über die „Ulmer
Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ bei der
Flugblättern unterstützte. 1994 bis 1999
Weißen-Rose-Stiftung
erfolgreich
nach
Zeit Widerstand leisteten oder sich dem
entzogen.Die Dauer- und Wanderausstellung
Weiße Rose war die Magisterarbeit von
Abiturientengruppe“,
die
die
Verteilung
und
Versendung
von
recherchierte sie im Auftrag der
weiteren Ulmern, die während der NSZugriff
der
Nationalsozialisten
der Ulmer DenkStätte Weiße Rose mit
dem Titel „wir wollten das andere“ Jugendliche in Ulm 1933 bis 1945 entstand auf Initiative
von Franz J. Müller (Ehrenvorsitzender der Weißen Rose Stiftung). Sie ist ein Projekt der
Weißen Rose Stiftung, Ulmer Volkshochschule (vh Ulm) und des Deutschen VolkshochschulVerbandes – gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung. Die DenkStätte befindet sich in der
Ulmer Innenstadt im EinsteinHaus der vh am Kornhausplatz. Die vh wurde 1946 von Inge
Aicher-Scholl im Geiste der „Weißen Rose“ in der Martin Luther Kirche neu gegründet.
Neben den Ulmer Mitgliedern der Weißen Rose Hans und Sophie Scholl, Franz J. Müller,
Hans und Susanne Hirzel sowie Heiner Guter werden in der Dauerausstellung der Ulmer
DenkStätte Weiße Rose 22 Ulmer porträtiert, die zwar nicht zur „Weißen Rose“ gehörten,
aber ebenfalls als Jugendliche Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten oder sich
auf andere Art dem Regime verweigerten.
In Führungen, Zeitzeugengesprächen, Vorträgen, Theaterworkshops, Demokratie- und
Toleranztrainings zum Thema NS-Widerstand und Zivilcourage wird deren Geschichte
erzählt. Dabei soll der Bezug zu Ausgrenzung, Diskriminierung und der Notwendigkeit von
Toleranz und Zivilcourage in der heutigen Gesellschaft hergestellt werden. Auch werden
Schülerarbeiten, Haus- und Facharbeiten zum Thema Ulmer NS-Jugendopposition betreut
und unterstützt.
Seit dem 16. März 2010 heißt die „Schule für Körperbehinderte und
Kranke an der Klinik Santa Maria Oberjoch“ Sophie-Scholl-Schule.
Alexander Schmorell Mitglied dieser Münchner Gemeinde, einer der zwei
Gründer der „Weißen Rose“, der studentischen Widerstandsbewegung gegen
den Nationalsozialismus. Er wurde auch hingerichtet wie die Geschwister Hans und Sophie Scholl mit Christoph Probst. Zum
Jahrestag von deren Hinrichtung versammelten sich am 20. Februar 50 Personen am Gefängnis Stadelheim.
Die Hinrichtungsstätte ist nicht erhalten, aber es gibt im Bereich des Gefängnisses einen eigenen Gedenkort, einen kleinen Hof mit
Inschriften. Hier hörten die Versammelten zunächst Bach und einige Texte aus dem Nachlass des Widerstandes gegen das HitlerRegime. Das Gedenken wurde mit Schweigen, einer angezündeten großen Kerze und dem Gebet „Vater unser“ geehrt. Dann ging zu
den Gräbern der Hingerichteten auf dem hinter dem Gefängnis gelegenen Friedhof „Am Perlacher Forst“. Am Grab von Alexander
Schmorell wurde das Kontakion „Mit den Heiligen lass ruhen…“ auf Deutsch gesungen.
Der Geschwister-Scholl-Preis ist ein Literaturpreis, der 1980 vom
Landesverband Bayern e. V. im Börsenverein des Deutschen Buchhandels und
der Stadt München initiiert wurde. Ausgezeichnet wird jährlich ein Buch, „das
von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit,
moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem
gegenwärtigen Verantwortungsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.“ Der
Preis ist zur Erinnerung an und zu Ehren von Sophie und Hans Scholl benannt.
Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird bei einem Festakt in der Münchner
Ludwig-Maximilians-Universität überreicht. Joachim Gauck bei der Verleihung
des Geschwister-Scholl-Preises durch Münchens Oberbürgermeister Christian
Ude am 29. November 2010.
Sophie Scholl wurde als viertes von fünf Kindern am 9. Mai 1921
in Forchtenberg/ Württemberg geboren. In Ulm besuchte sie
ab 1932 bis zum Abitur 1940 die Mädchenoberschule. 1934 trat
sie der Hitlerjugend bei, hatte in der Jungmädelschaft
Führerinnenfunktionen, von denen sie 1939 zurücktrat.
Zeichnen und Malen gingen ihr leicht von der Hand. Sie fand
ersten Kontakt zu Werken "entarteter" Künstler. In der Literatur, mit zunehmender Neigung
zu Philosophie und Theologie, fand sie ihre Gegenwelt zum Nationalsozialismus.
Die Verhaftung ihrer Brüder und deren Freunde im November 1937 führte zur Entfremdung
von der HJ. Sie wusste von der oppositionellen politischen Orientierung ihres Vaters, einiger Freunde und Lehrerinnen. Die
politische Haltung wurde nun auch für sie wichtig bei der Wahl von
Freunden.
Nach dem Abitur entschied sie sich 1940 für die Ausbildung zur
Kindergärtnerin am Fröbelseminar in Ulm-Söflingen in der Hoffnung,
damit als Vorleistung für ein Studium dem Reichsarbeitsdienst zu
entgehen. Dies erwies sich als Irrtum: Ab Frühjahr 1941 musste sie
zwangsweise ein halbes Jahr Reichsarbeitsdienst in Krauchenwies bei
Sigmaringen ableisten, anschließend ein halbes Jahr Kriegshilfsdienst als
Hortnerin in Blumberg bei Donaueschingen. Der kasernenhafte
Arbeitsdienst veranlasste sie, über passiven Widerstand nachzudenken
und ihn zu praktizieren.
Im Mai 1942 kann Sophie Scholl sich endlich an der Universität München für Biologie und Philosophie einschreiben. Ihr Bruder Hans,
der schon Medizin studiert, macht sie mit seinen Freunden bekannt. Auch wenn der Kreis vor allem politisch motiviert ist, gehen die
Freunde gern in die Berge, zum Skilaufen und Schwimmen; sie lesen intensiv, musizieren und hören oft Konzerte.
In München ergeben sich auch Kontakte mit Schriftstellern, Philosophen und Künstlern, besonders mit Carl Muth und Theodor
Haecker, die für Sophies vertiefte Beschäftigung mit dem Christentum von großer Bedeutung werden. In den Vordergrund tritt die
Frage, wie sich der einzelne in der Diktatur zu verhalten hat. 1942 muss Sophie Scholl während der Semesterferien zu einem
Rüstungseinsatz in einen Ulmer Metallbetrieb, während der Vater zur gleichen Zeit eine Haftstrafe abzubüßen hat, weil er vor einer
Angestellten eine ablehnende Bemerkung über Hitler gemacht hatte.
Nachdem Sophie von den Flugblättern weiß, beteiligt sie sich ohne Einschränkung an der Herstellung der beiden letzten und ihrer
Verteilung in verschiedenen süddeutschen Städten.
Beim Auslegen des VI. Flugblatts in der Münchner Universität am 18. Februar 1943 wird sie
verhaftet. Am 22. Februar wird Sophie Scholl zusammen mit ihrem Bruder Hans und dem
Freund Christoph Probst vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und
wenige Stunden später durch das Fallbeil hingerichtet. Der Gefängnisgeistliche Pfarrer Dr. Alt
berichtet bewundernd, Gefängnisbeamte sprechen respektvoll über ihren furchtlosen Gang zur
Hinrichtung.
"Schlussfrage: Während der Gesamtvernehmung, die sich über zwei volle Tage erstreckte,
haben wir zwischendurch, wenn auch nur streiflichtartig, verschiedene politische und
weltanschauliche Fragen besprochen. Sind Sie nach diesen Aussprachen nun nicht doch zu der
Auffassung gekommen, dass man Ihrer Handlungsweise und das Vorgehen gemeinsam mit Ihrem
Bruder und anderen Personen gerade in der jetzigen Phase des Krieges als ein Verbrechen gegenüber der Gemeinschaft
insbesondere aber unserer im Osten schwer und hart kämpfenden Truppen anzusehen ist, das die schärfste Verurteilung finden
muss.
Antwort: Von meinem Standpunkt aus muss ich diese Frage verneinen. Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben,
was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich bereue deshalb meine Handlungsweise nicht und will die Folgen, die mir aus
meiner Handlungsweise erwachsen, auf mich nehmen." (Sophie Scholl, Gestapo-Verhörprotokoll 20. Februar 1943).
wurde am 22. September 1918 in Ingersheim/Württemberg geboren, wo sein Vater
Bürgermeister war. 1932 zog die Familie nach Ulm. Der Vater übernahm ein Treuhandbüro für
Wirtschafts- und Steuerberatung.
In Opposition zum Elternhaus trat Hans Scholl 1933 in die HJ ein, wurde 'Fähnleinführer' und
gestaltete den 'Dienst' so naturverbunden, abenteuerlich verwegen, dass viele Jungen in sein
'Fähnlein' drängten. Enttäuscht von der Wirklichkeit des Nationalsozialismus, von der
bürokratischen, parteigesteuerten Fremd-bestimmung in der Gruppe suchte er Kontakt zu
Mitgliedern der inzwischen verbotenen dj.1.11, einem Zweig der Jugendbewegung, der im
Gegensatz zur bloßen Naturromantik mehr kulturelle und sozialkritische Ambitionen hatte.
1937 wurde Hans Scholl vorübergehend verhaftet wegen 'Fortsetzung verbotener bündischer
Tätigkeit'. Im selben Jahr wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, danach zum
zweijährigen Dienst in der Wehrmacht.
Im Frühjahr 1939 begann er das Medizinstudium. Trotz Kasernierung und Dienstverpflichtung in
einer Münchner Studentenkompanie fand er gleichgesinnte Freunde.
Im Sommer 1940 machte er als Sanitätsfeldwebel den Frankreichfeldzug mit. Bei der
Lektüre moderner französischer Dichter, Philosophen und Theologen entdeckte er ein
unorthodoxes Christentum.
Von Juli bis Oktober 1942 wird Hans Scholl
zusammen
mit
seinen
Freunden
Alexander
Schmorell, Willi Graf, Hubert Furtwängler und
Jürgen Wittenstein zum Sanitätsdienst an die
Ostfront kommandiert. "Flugblätter der Weißen
Rose" sind die ersten vier Flugschriften
überschrieben, die Hans Scholl und Alexander
Schmorell im Frühsommer 1942 verfassen. Die
Weiße Rose wird zum Symbol für die Widerstandsgruppe. Im Januar 1943 gehen die Freunde
über zur massenweisen Herstellung des V. Flugblatts, jetzt unterstützt von Sophie Scholl und Willi Graf. Mehr als 10.000 werden in
Deutschland und Österreich versandt.
Anfang Februar 1943 lesen die Münchner auf Häuserwänden der Innenstadt: "FREIHEIT" und
"NIEDER MIT HITLER". Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf riskieren die
nächtliche gefährliche Arbeit.
Am 18. Februar 1943 führt eine weitere
öffentliche Aktion zur Verhaftung von Hans
und Sophie Scholl. Sie werden beim
Verteilen des VI. Flugblatts in der
Universität beobachtet und denunziert.
Beide werden mit dem Freund Christoph Probst am 22.Februar 1943 vom
Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und am selben Tag
durch das Fallbeil hingerichtet.
Alexander Schmorell wurde am 16. September 1917 in Orenburg/Ural geboren. Seine Mutter war Russin
und starb, als er ein Kleinkind war. Der Vater, ein deutscher Arzt, zog 1921 nach München mit seinem
kleinen Sohn und dem russische Kindermädchen, das in Alexanders Entwicklung die Stelle der kaum
gekannten Mutter einnahm. Da sie nur wenig Deutsch sprach, wuchs Alexander zweisprachig auf. Doch
Russisch, die Sprache der ersten Jahre, der Kinderlieder und Gebete, war seine eigentliche
Muttersprache. Nach dem Abitur wurde er zum Reicharbeitsdienst, dann zur Wehrmacht einberufen.
Als Alexander Schmorell den vorgeschriebenen Eid auf Adolf Hitler leisten sollte, bat er vergeblich um
Entlassung aus der Wehrmacht. Drill und Uniformität des Militärlebens widerstrebten seinem Unabhängigkeits- und
Freiheitsbedürfnis. Diese Auseinandersetzung machte Alexander zum entschiedenen Gegner des NS-Regimes.
1939 begann er in Hamburg das Medizinstudium und begegnete Traute Lafrenz, die später mit ihm in München Medizin studierte und
im Herbst 1942 das III. Flugblatt der Weißen Rose nach Hamburg brachte.
Alexander Schmorell lernt Hans Scholl im Herbst 1940 in der 2. Studentenkompanie kennen und lädt ihn
ab Anfang 1941 in sein Elternhaus in München-Harlaching ein. Gleichgesinnte versammeln sich, lesen und
diskutieren theologische, philosophische und literarische Werke.
Mit den Freunden aus dem Kreis der Weißen Rose wird Alex zur Feldfamulatur an die Ostfront
abkommandiert. Alexander erlebt den Einsatz im Feindesland als
Heimkehr. Er knüpft Kontakte und führt Gespräche mit russischen
Dorfbewohnern.
In München ist Alexander Schmorell seit Beginn an allen Aktionen der Weißen Rose maßgeblich
beteiligt. Die ersten Flugblätter verfassen er und Hans Scholl. Von ihm stammt der Teil des II.
Flugblatts, der den Mord an den Juden erstmals öffentlich macht. Nach der Verhaftung der
Geschwister Scholl wird Alexander Schmorell steckbrieflich gesucht. Alle Fluchtbemühungen scheitern trotz risikoreicher Hilfe aus
dem Freundeskreis.
Am 24. Februar wird er während eines Bombenangriffes in einem Münchner Luftschutzkeller von einer Bekannten erkannt, verraten
und festgenommen. Am 19. April 1943 verurteilt der Volksgerichtshof unter Roland Freisler im zweiten Prozess gegen die Weiße
Rose Alexander Schmorell zum Tode. Im Gefängnis München-Stadelheim wird er am 13. Juli 1943 durch das Fallbeil hingerichtet.
Christoph Probst wurde am 6. November 1919 als Sohn eines Privatgelehrten in Murnau am
Staffelsee geboren. Der Vater erforschte Sanskrit und östliche Religionen. Christoph hatte von
Kindheit an eine enge Beziehung zu seiner älteren Schwester Angelika. Die zweite Frau seines Vaters
war Jüdin, und mit ihr erfuhren die Geschwister vom Tag der Machtergreifung an den
Nationalsozialismus als konkrete Bedrohung.
Schon 1935 hatte Christoph in München Alexander Schmorell kennengelernt. Die beiden wurden
unzertrennliche Freunde. Christoph begann, Russisch zu lernen, um die russische Literatur später
einmal mit dem Freund im Original lesen zu können.
Nach dem obligatorischen Reichsarbeitsdienst und dem Wehrdienst begann er im Sommersemester
1939 mit dem Studium der Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität.
Christoph Probst und Alexander Schmorell lernten während ihrer Studienzeit in München Hans
Scholl kennen; bald wurden auch sie Freunde.
Mit einundzwanzig Jahren heiratete Christoph Probst Herta Dohrn, die Tochter Harald Dohrns, eines regimekritisch eingestellten
Privatgelehrten, der im 3. Prozess gegen die Weiße Rose am 13. Juli 1943 angeklagt wurde und von den Nationalsozialisten wegen
seiner Mitwirkung bei der ‘Freiheitsaktion Bayern’ noch am 20. April 1945 im Perlacher Forst vor München erschossen wurde.
Christoph hat mittlerweile zwei Kinder. Die Freunde versuchen, den Familienvater aus den gefährlichen Aktionen möglichst
herauszuhalten. Er wird Anfang Dezember 1942 zu einer Innsbrucker Studentenkompanie versetzt. Um sich an den Aktionen der
Weißen Rose weiter zu beteiligen, reist er mehrmals nach München.
Die Gestapo findet nach der Festnahme bei Hans Scholl einen handschriftlichen, in kleine Fetzen zerrissenen Flugblattentwurf von
Christoph Probst, in dem er die Ereignisse von Stalingrad in den Mittelpunkt gestellt hatte. Diesen Aufruf muss er mit dem Leben
bezahlen.
Christoph Probst wird am 19. Februar 1943 festgenommen, als er sich nach der Geburt des dritten Kindes den Urlaubsschein für
einen Besuch bei seiner kranken Frau abholen will.
Mit Hans und Sophie Scholl wird er am 22. Februar 1943 in München-Stadelheim durch das Fallbeil hingerichtet.
Erstes Flugblatt der Weißen Rose.
Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einem verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen
Herrscherclique "regieren" zu lassen. Ist es nicht so, dass sich jeder ehrliche Deutsche heute seiner Regierung schämt, und wer von uns ahnt
das Ausmaß der Schmach, die über uns und unsere Kinder kommen wird, wenn einst der Schleier von unseren Augen gefallen ist und die
grauenvolisten und jegliches Maß unendlich überschreitenden Verbrechen ans Tageslicht treten? Wenn das deutsche Volk schon so in seinem
tiefsten Wesen korrumpiert und zerfallen ist, dass es, ohne eine Hand zu regen, im leichtsinnigen Vertrauen auf eine fragwürdige
Gesetzmäßigkeit der Geschichte das Höchste, das ein Mensch besitzt und das ihn über jede andere Kreatur erhöht, nämlich den freien Willen,
preisgibt, die Freiheit des Menschen preisgibt, selbst mit einzugreifen in das Rad der Geschichte und es seiner vernünftigen Entscheidung
unterzuordnen wenn die Deutschen, so jeder Individualität bar, schon so sehr zur geistlosen und feigen Masse geworden sind, dann, ja dann
verdienen sie den Untergang. (...) Wenn jeder wartet, bis der andere anfängt, werden die Boten der rächenden Nemesis unaufhaltsam näher und
näher rücken, dann wird auch das letzte Opfer sinnlos in den Rachen des unersättlichen Dämons geworfen sein. Daher muss jeder einzelne seiner
Verantwortung als Mitglied der christlichen und abendländischen Kultur bewusst in dieser letzten Stunde sich wehren, soviel er kann, arbeiten
wider die Geißel der Menschheit, wider den Faschismus und jedes ihm ähnliche System des absoluten Staates. Leistet passiven Widerstand Widerstand -, wo immer Ihr auch seid, verhindert das Weiterlaufen dieser atheistischen Kriegsmaschine, ehe es zu spät ist, ehe die letzten
Städte ein Trümmerhaufen sind, gleich Köln, und ehe die letzte Jugend des Volkes irgendwo für die Hybris eines Untermenschen verblutet ist.
Vergesst nicht, dass ein jedes Volk diejenige Regierung verdient, die es erträgt! (...) Wir bitten Sie, dieses Blatt mit möglichst vielen
Durchschlägen abzuschreiben und weiter zu verteilen!
Zweites Flugblatt der Weißen Rose.
Man kann sich mit dem Nationalsozialismus geistig nicht auseinandersetzen, weil er ungeistig ist. Es ist falsch, wenn man von einer
nationalsozialistischen Weltanschauung spricht, denn wenn es diese gäbe, müsste man versuchen, sie mit geistigen Mitteln zu beweisen oder zu
bekämpfen - die Wirklichkeit aber bietet uns ein völlig anderes Bild: schon in ihrem ersten Keim war diese Bewegung auf den Betrug des
Mitmenschen angewiesen, schon damals war sie im Innersten verfault und konnte sich nur durch die stete Lüge retten. (...) Jetzt stehen wir vor
dem Ende. Jetzt kommt es darauf an, sich gegenseitig wiederzufinden, aufzuklären von Mensch zu Mensch, immer daran zu denken und sich
keine Ruhe zu geben, bis auch der Letzte von der äußersten Notwendigkeit seines Kämpfens wider dieses System überzeugt ist. Wenn so eine
Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn "es in der Luft liegt", wenn viele mitmachen, dann kann in einer letzten, gewaltigen Anstrengung
dieses System abgeschüttelt werden. Ein Ende mit Schrecken ist immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende.
Es ist uns nicht gegeben, ein endgültiges Urteil über den Sinn unserer Geschichte zu fällen. Aber wenn diese Katastrophe uns zum Heile dienen
soll, so doch nur dadurch: durch das Leid gereinigt zu werden, aus der tiefsten Nacht heraus das Licht zu ersehnen, sich aufzuraffen und
endlich mitzuhelfen, das Joch abzuschütteln, das die Welt bedrückt.
Nicht über die Judenfrage wollen wir in diesem Blatte schreiben, keine Verteidigungsrede verfassen - nein, nur als Beispiel wollen wir die
Tatsache kurz anführen, die Tatsache, dass seit der Eroberung Polens dreihunderttausend Juden in diesem Land auf bestialischste Art
ermordet worden sind. Hier sehen wir das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen, ein Verbrechen, dem sich kein ähnliches in
der ganzen Menschengeschichte an die Seite stellen kann. Auch die Juden sind doch Menschen - man mag sich zur Judenfrage stellen, wie man
will -, und an Menschen wurde solches verübt. (...)
Warum verhält sich das deutsche Volk angesichts all dieser scheußlichsten menschenunwürdigsten Verbrechen so apathisch? Kaum irgendjemand
macht sich Gedanken darüber. Die Tatsache wird als solche hingenommen und ad acta gelegt. Und wieder schläft das deutsche Volk in seinem
stumpfen, blöden Schlaf weiter und gibt diesen faschistischen Verbrechern Mut und Gelegenheit, weiter zu wüten und diese tun es. Sollte dies
ein Zeichen dafür sein, dass die Deutschen in ihren primitivsten menschlichen Gefühlen verroht sind, dass keine Saite in ihnen schrill aufschreie
im Angesicht solcher Taten, dass sie in einen tödlichen Schlaf versunken sind, aus dem es kein Er-wachen mehr gibt, nie, niemals? Es scheint so
und ist es bestimmt, wenn der Deutsche nicht endlich aus dieser Dumpfheit auffährt, wenn er nicht protestiert, wo immer er nur kann, gegen
diese Verbrecherclique, wenn er mit diesen Hunderttausenden von Opfern nicht mitleidet. Und nicht nur Mitleid muss er empfinden, nein, noch
viel mehr: Mitschuld. Denn er gibt durch sein apathisches Verhalten diesen dunklen Menschen erst die Möglichkeit, so zu handeln, er leidet diese
Regierung, die eine so unendliche Schuld auf sich geladen hat, ja, er ist doch selbst schuld daran, dass sie überhaupt entstehen konnte! Ein jeder
will sich von einer solchen Mitschuld freisprechen, ein jeder tut es und schläft dann wieder mit ruhigstem, bestem Gewissen. Aber er kann sich
nicht freisprechen, ein jeder ist schuldig, schuldig, schuldig! Doch ist es noch nicht zu spät, diese abscheulichste aller Missgeburten von
Regierungen aus der Welt zu schaffen, um nicht noch mehr Schuld auf sich zu laden. Jetzt, da uns in den letzten Jahren die Augen vollkommen
geöffnet worden sind, da wir wissen, mit wem wir es zu tun haben, jetzt ist es allerhöchste Zeit, diese braune Horde auszurotten. Bis zum
Ausbruch des Krieges war der größte Teil des deutschen Volkes geblendet, die Nationalsozialisten zeigten sich nicht in ihrer wahren Gestalt,
doch jetzt, da man sie erkannt hat, muss es die einzige und höchste Pflicht, ja heiligste Pflicht eines jeden Deutschen sein, diese Bestien zu
vertilgen. (...)
Wir bitten, diese Schrift mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben und weiter zu verteilen.
Drittes Flugblatt der Weißen Rose. "Salus publica suprema lex"
Alle idealen Staatsformen sind Utopien. (...) Wir wollen hier nicht urteilen über die verschiedenen möglichen Staatsformen, die Demokratie, die
konstitutionelle Monarchie, das Königtum usw. Nur eines will eindeutig und klar herausgehoben werden: jeder einzelne Mensch hat einen
Anspruch auf einen brauchbaren und gerechten Staat, der die Freiheit des einzelnen als auch das Wohl der Gesamtheit sichert. Denn der
Mensch soll nach Gottes Willen frei und unabhängig im Zusammenleben und Zusammenwirken der staatlichen Gemeinschaft sein natürliches Ziel,
sein irdisches Glück in Selbständigkeit und Selbsttätigkeit zu erreichen suchen. Unser heutiger "Staat", aber ist die Diktatur des Bösen. (...)
Ist Euer Geist schon so sehr der Vergewaltigung unterlegen, dass Ihr vergesst, dass es nicht nur Euer Recht, sondern Eure sittliche Pflicht ist,
dieses System zu beseitigen? Wenn aber ein Mensch nicht mehr die Kraft aufbringt, sein Recht zu fordern, dann muss er mit absoluter
Notwendigkeit untergehen. Wir würden es verdienen, in alle Welt verstreut zu werden wie der Staub vor dem Winde, wenn wir uns in dieser
zwölften Stunde nicht aufrafften und endlich den Mut aufbrachten, der uns seither gefehlt hat. Verbergt nicht Eure Feigheit unter dem Mantel
der Klugheit. Denn mit jedem Tag, da Ihr noch zögert, da Ihr dieser Ausgeburt der Hölle nicht widersteht, wächst Eure Schuld gleich einer
parabolischen Kurve höher und immer höher.
Viele, vielleicht die meisten Leser dieser Blätter sind sich darüber nicht klar, wie sie einen Widerstand ausüben sollen. Sie sehen keine
Möglichkeiten. Wir wollen versuchen, ihnen zu zeigen, daß ein jeder in der Lage ist, etwas beizutragen zum Sturz dieses Systems. Nicht durch
individualistische Gegnerschaft, in der Art verbitterter Einsiedler, wird es möglich werden, den Boden für einen Sturz dieser "Regierung" reif
zu machen oder gar den Umsturz möglichst bald herbeizuführen, sondern nur durch die Zusammenarbeit vieler überzeugter, tatkräftiger
Menschen, Menschen, die sich einig sind, mit welchen Mitteln sie ihr Ziel erreichen können. Wir haben keine reiche Auswahl an solchen Mitteln,
nur ein einziges steht uns zur Verfügung - der passive Widerstand.
Der Sinn und das Ziel des passiven Widerstandes ist, den Nationalsozialismus zu Fall zu bringen, und in diesem Kampf ist vor keinem Weg, vor
keiner Tat zurückzuschrecken, mögen sie auf Gebieten liegen, auf welchen sie auch wollen. An allen Stellen muss der Nationalsozialismus
angegriffen werden, an denen er nur angreifbar ist. Ein Ende muss diesem Unstaat möglichst bald bereitet werden - ein Sieg des faschistischen
Deutschland in diesem Kriege hätte unabsehbare, fürchterliche Folgen. Nicht der militärische Sieg über den Bolschewismus darf die erste
Sorge für jeden Deutschen sein, sondern die Niederlage der Nationalsozialisten. Dies muss unbedingt an erster Stelle stehen. Die größere
Notwendigkeit dieser letzten Forderung werden wir Ihnen in einem unserer nächsten Blätter beweisen.
Und jetzt muss sich ein jeder entschiedene Gegner des Nationalsozialismus die Frage vorlegen: Wie kann er gegen den gegenwärtigen "Staat"
am wirksamsten ankämpfen, wie ihm die empfindlichsten Schläge beibringen? Durch den passiven Widerstand - zweifellos. Es ist klar, dass wir
unmöglich für jeden einzelnen Richtlinien für sein Verhalten geben können, nur allgemein andeuten können wir, den Weg zur Verwirklichung muss
jeder selber finden.
Sabotage in Rüstungs- und kriegswichtigen Betrieben, Sabotage in allen Versammlungen, Kundgebungen, Festlichkeiten, Organisationen, die
durch die nationalsozialistische Partei ins Leben gerufen werden. Verhinderung des reibungslosen Ablaufs der Kriegsmaschine (einer Maschine,
die nur für einen Krieg arbeitet, der allein um die Rettung und Erhaltung der nationalsozialistischen Partei und ihrer Diktatur geht). Sabotage
auf allen wissenschaftlichen und geistigen Gebieten, die für eine Fortführung des gegenwärtigen Krieges tätig sind - sei es in Universitäten,
Hochschulen, Laboratorien, Forschungsanstalten, technischen Büros. Sabotage in allen Veranstaltungen kultureller Art, die das "Ansehen" der
Faschisten im Volke heben könnten. Sabotage in allen Zweigen der bildenden Künste, die nur im geringsten Zusammenhang mit dem
Nationalsozialismus stehen und ihm dienen. Sabotage in allem Schrifttum, allen Zeitungen, die im Solde der "Regierung" stehen, für ihre Ideen,
für die Verbreitung der braunen Lüge kämpfen. Opfert nicht einen Pfennig bei Straßensammlungen (auch wenn sie unter dem Deckmantel
wohltätiger Zwecke durchgeführt werden). Denn dies ist nur eine Tarnung. In Wirklichkeit kommt das Ergebnis weder dem Roten Kreuz noch
den Notleidenden zugute. Die Regierung braucht dies Geld nicht, ist auf diese Sammlungen finanziell nicht angewiesen - die Druckmaschinen
laufen ja ununterbrochen und stellen jede beliebige Menge Papiergeld her. Das Volk muss aber dauernd in Spannung gehalten werden, nie darf
der Druck der Kandare nachlassen! Gebt nichts für die Metall-, Spinnstoff- und andere Sammlungen. Sucht alle Bekannten auch aus den unteren
Volksschichten von der Sinnlosigkeit einer Fortführung, von der Aussichtslosigkeit dieses Krieges, von der geistigen und wirtschaftlichen
Versklavung durch den Nationalsozialismus, von der Zerstörung aller sittlichen und religiösen Werte zu überzeugen und zum passiven
Widerstand zu veranlassen! (...)
Bitte vervielfältigen und weitergeben!
Viertes Flugblatt der Weißen Rose.
(...) Wer hat die Toten gezählt. Hitler oder Goebbels - wohl keiner von beiden. Täglich fallen in Russland Tausende. Es ist die Zeit der Ernte, und
der Schnitter fährt mit vollem Zug in die reife Saat. Die Trauer kehrt ein in die Hütten der Heimat und niemand ist da, der die Tränen der
Mütter trocknet, Hitler aber belügt die, deren teuerstes Gut er geraubt und in den sinnlosen Tod getrieben hat.
Jedes Wort, das aus Hitlers Munde kommt, ist Lüge. Wenn er Frieden sagt, meint er den Krieg, und wenn er in frevelhaftester Weise den
Namen des Allmächtigen nennt, meint er die Macht des Bösen, den gefallenen Engel, den Satan. Sein Mund ist der stinkende Rachen der Hölle,
und seine Macht ist im Grunde verworfen. Wohl muss man mit rationalen Mitteln den Kampf wider den nationalsozialistischen Terrorstaat
führen; wer aber heute noch an der realen Existenz der dämonischen Mächte zweifelt, hat den metaphysischen Hintergrund dieses Krieges bei
weitem nicht begriffen. Hinter dem Konkreten, hinter dem sinnlich wahrnehmbaren, hinter allen sachlichen, logischen Überlegungen steht das
Irrationale, d. i. der Kampf wider den Dämon, wider den Boten des Antichristen. Überall und zu allen Zeiten haben die Dämonen im Dunkeln
gelauert auf die Stunde, da der Mensch schwach wird, da er seine ihm von Gott auf Freiheit gegründete Stellung im Ordo eigenmächtig verlässt,
da er dem Druck des Bösen nachgibt, sich von den Mächten höherer Ordnung loslöst und so, nachdem er den ersten Schritt freiwillig getan, zum
zweiten und dritten und immer mehr getrieben wird mit rasend steigender Geschwindigkeit - überall und zu allen Zeiten der höchsten Not sind
Menschen aufgestanden, Propheten, Heilige, die ihre Freiheit gewahrt hatten, die auf den Einzigen Gott hinwiesen und mit seiner Hilfe das Volk
zur Umkehr mahnten. Wohl ist der Mensch frei, aber er ist wehrlos wider das Böse ohne den wahren Gott, er ist wie ein Schiff ohne Ruder, dem
Sturme preisgegeben, wie ein Säugling ohne Mutter, wie eine Wolke, die sich auflöst. (...)
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Weiße Rose nicht im Solde einer ausländischen Macht steht. Obgleich wir wissen, dass die
nationalsozialistische Macht militärisch gebrochen werden muss, suchen wir eine Erneuerung des schwerverwundeten deutschen Geistes von
innen her zu erreichen. Dieser Wiedergeburt Muss aber die klare Erkenntnis aller Schuld, die das deutsche Volk auf sich geladen hat, und ein
rücksichtsloser Kampf gegen Hitler und seine allzuvielen Helfershelfer, Parteimitglieder, Quislinge usw. vorausgehen. Mit aller Brutalität muss
die Kluft zwischen dem besseren Teil des Volkes und allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt, aufgerissen werden. Für Hitler und
seine Anhänger gibt es auf dieser Erde keine Strafe, die ihren Taten gerecht wäre. Aber aus Liebe zu kommenden Generationen muss nach
Beendigung des Krieges ein Exempel statuiert werden, dass niemand auch nur die geringste Lust je verspüren sollte, Ähnliches aufs Neue zu
versuchen. Vergesst auch nicht die kleinen Schurken dieses Systems, merkt Euch die Namen, auf dass keiner entkomme! Es soll ihnen nicht
gelingen, in letzter Minute noch nach diesen Scheußlichkeiten die Fahne zu wechseln und so zu tun, als ob nichts gewesen wäre!
Zu ihrer Beruhigung möchten wir noch hinzufügen, dass die Adressen der Leser der Weißen Rose nirgendwo schriftlich niedergelegt sind. Die
Adressen sind willkürlich Adressbüchern entnommen. Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen; die Weiße Rose lässt Euch keine Ruhe!
Bitte vervielfältigen und weitersenden!
Fünftes Flugblatt der Weißen Rose.
Aufruf an alle Deutsche!
Der Krieg geht seinem sicheren Ende entgegen. Wie im Jahre 1918 versucht die deutsche Regierung alle Aufmerksamkeit auf die wachsende UBoot-Gefahr zu lenken, während im Osten die Armeen unaufhörlich zurückströmen, im Westen die Invasion erwartet wird. Die Rüstung Amerikas
hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, aber heute schon übertrifft sie alles in der Geschichte seither Dagewesene. Mit mathematischer
Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den Abgrund. Hitler kann den Krieg nicht gewinnen, nur noch verlängern! Seine und seiner Helfer
Schuld hat jedes Maß unendlich überschritten. Die gerechte Strafe rückt näher und näher! Was aber tut das deutsche Volk? Es sieht nicht und
es hört nicht. Blindlings folgt es seinen Verführern ins Verderben. Sieg um jeden Preis! haben sie auf ihre Fahne geschrieben. Ich kämpfe bis
zum letzten Mann, sagt Hitler - indes ist der Krieg bereits verloren.
Deutsche! Wollt Ihr und Eure Kinder dasselbe Schicksal erleiden, das den Juden widerfahren ist? Wollt Ihr mit dem gleichen Maße gemessen
werden wie Eure Verführer? Sollen wir auf ewig das von aller Welt gehasste und ausgestoßene Volk sein? Nein! Darum trennt Euch von dem
nationalsozialistischen Untermenschentum! Beweist durch die Tat, dass Ihr anders denkt! Ein neuer Befreiungskrieg bricht an. Der bessere Teil
des Volkes kämpft auf unserer Seite. Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch, ehe es zu spät
ist! Glaubt nicht der nationalsozialistischen Propaganda, die Euch den Bolschewisten Schreck in die Glieder gejagt hat! Glaubt nicht, dass
Deutschlands Heil mit dem Sieg des Nationalsozialismus auf Gedeih und Verderben verbunden sei! Ein Verbrechertum kann keinen deutschen
Sieg erringen. Trennt Euch rechtzeitig von allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt! Nachher wird ein schreckliches, aber
gerechtes Gericht kommen über die, so sich feig und unentschlossen verborgen hielten.
Was lehrt uns der Ausgang dieses Krieges, der nie ein nationaler war?
Der imperialistische Machtgedanke muss, von welcher Seite er auch kommen möge, für alle Zeit unschädlich gemacht werden. Ein einseitiger
preußischer Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Nur in großzügiger Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden
geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. Jede zentralistische Gewalt, wie sie der preußische Staat in Deutschland
und Europa auszuüben versucht hat, muss im Keime erstickt werden. Das kommende Deutschland kann nur föderalistisch sein. Nur eine gesunde
föderalistische Staatenordnung vermag heute noch das geschwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. Die Arbeiterschaft muss durch einen
vernünftigen Sozialismus aus ihrem Zustand niedrigster Sklaverei befreit werden. Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muss in Europa
verschwinden. jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt! Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des
einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer GewaltStaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.
Unterstützt die
Widerstandsbewegung, verbreitet die Flugblätter!
Sechstes Flugblatt der Weißen Rose.
Kommilitoninnen! Kommilitonen! Erschüttert steht unser Volk vor dem
Untergang der Männer von Stalingrad. Dreihundertdreißigtausend
deutsche Männer hat die geniale Strategie des Weltkriegsgefreiten
sinn- und verantwortungslos in Tod und Verderben gehetzt. Führer, wir
danken dir!
Es gärt im deutschen Volk: Wollen wir weiter einem Dilettanten das
Schicksal unserer Armeen anvertrauen? Wollen wir den niedrigsten Machtinstinkten einer Parteiclique den Rest
unserer deutschen Jugend opfern? Nimmermehr! Der Tag der Abrechnung ist gekommen, der Abrechnung der
deutschen Jugend mit der verabscheuungswürdigsten Tyrannis, die unser Volke erduldet hat. Im Namen des ganzen
deutschen Volkes fordern wir vom Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit, das kostbarste Gut der Deutschen
zurück, um das er uns in der erbärmlichsten Weise betrog.
In einem Staat rücksichtsloser Knebelung jeder freien Meinungsäußerung sind wir aufgewachsen. HJ, SA und SS haben uns in den fruchtbarsten
Bildungsjahren unseres Lebens zu uniformieren, zu revolutionieren, zu narkotisieren versucht. "Weltanschauliche Schulung" hieß die verächtliche
Methode, das aufkeimende Selbstdenken und Selbstwerten in einem Nebel leerer Phrasen zu ersticken. Eine Führerauslese, wie sie teuflischer
und zugleich bornierter nicht gedacht werden kann, zieht ihre künftigen Parteibonzen auf Ordensburgen zu gottlosen, schamlosen und
gewissenlosen Ausbeutern und Mordbuben heran, zur blinden, stupiden Führergefolgschaft. Wir Arbeiter des Geistes, wären gerade recht,
dieser neuen Herrenschicht den Knüppel zu machen. Frontkämpfer werden von Studentenführern und Gauleiteraspiranten wie Schulbuben
gemaßregelt, Gauleiter greifen mit geilen Späßen den Studentinnen an die Ehre. (...)
Es gibt für uns nur eine Parole: Kampf gegen die Partei! Heraus aus den Parteigliederungen, in denen man uns politisch weiter mundtot halten will!
Heraus aus den Hörsälen der SS-Unter- und -Oberführer und Parteikriecher! Es geht uns um wahre Wissenschaft und echte Geistesfreiheit!
Kein Drehmittel kann uns schrecken, auch nicht die Schließung unserer Hochschulen. Es gilt den Kampf jedes einzelnen von uns um unsere
Zukunft, unsere Freiheit und Ehre in einem seiner sittlichen Verantwortung bewussten Staatswesen.
Freiheit und Ehre! Zehn lange Jahre haben Hitler und seine Genossen die beiden herrlichen deutschen Worte bis zum Ekel ausgequetscht,
abgedroschen, verdreht, wie es nur Dilettanten vermögen, die die höchsten Werte einer Nation vor die Säue werfen. Was ihnen Freiheit und
Ehre gilt, das haben sie in zehn Jahren der Zerstörung aller materiellen und geistigen Freiheit, aller sittlichen Substanz im deutschen Volk
genugsam gezeigt. Auch dem dümmsten Deutschen hat das furchtbare Blutbad die Augen geöffnet, das sie im Namen von Freiheit und Ehre der
deutschen Nation in ganz Europa angerichtet haben und täglich neu anrichten. Der deutsche Name bleibt für immer geschändet, wenn nicht die
deutsche Jugend endlich aufsteht, rächt und sühnt zugleich, ihre Peiniger zerschmettert und ein neues geistiges Europa aufrichtet.
Studentinnen! Studenten! Auf uns sieht das deutsche Volk! Von uns erwartet es, wie 1813 die Brechung des Napoleonischen, so 1943 die
Brechung des nationalsozialistischen Terrors aus der Macht des Geistes. Beresina und Stalingrad flammen im Osten auf, die Toten von
Stalingrad beschwören uns! "Frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen!" Unser Volk steht im Aufbruch gegen die Verknechtung
Europas durch den Nationalsozialismus, im neuen gläubigen Durchbruch von Freiheit und Ehre.
Das Projekt haben
die Schüler der 9. - 11. Klassen vorbereitet.
1.Wassin Andrej
2.Gerassimow Wadim
3.Jemeljanow Jaroslaw
4.Kasmina Anna
5.Omeltschenko Warwara
Unter der Deutschlehrerin Dworshezkaja Larissa Wladimirowna
www.de.wikipedia.org, www.dhm.de/lemo/html/nazi/widerstand/weisserose,
www.shoahproject.org/widerstand/weisserose/wrinhalt.htm,
www.weisse-rose-stiftung.de, www.weisserose.info, www.dieterwunderlich.de/weisse_rose.htm,
www.de/Stadtleben/Specials/.../206590/01_weisse_rose.html,
www.users.jyu.fi/~pjmoilan/weisserose.html,
www.shoa.de/.../widerstand-resistenz-und-dissens/115-die-weisse-rose.html,
www.nibis.ni.schule.de/~schollos/weiserose.htm,
www.bpb.de/.../3DCJO1,0,0,Studentischer_Widerstand:_Die_Weiße_Rose.html,
www.planet-wissen.de/.../drittes_reich/weisse_rose/index.jsp.
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