Leibnizschule Hannover - Facharbeit – Schuljahr: 2006 / 2007 Fach: Physik Experimentelle Untersuchungen von Wasserraketen von Hendrik-Jörn Günther und Stefan Pielsticker Betreuende Lehrkraft: Herr Gehrmann Abgabetermin der Arbeit: 15.05.2007 Inhalt 1. Einleitung .............................................................................................................. 2 2. Prinzip der Rakete ................................................................................................. 2 2.1. 3. Rückstoßprinzip ............................................................................................. 2 Versuchsaufbau..................................................................................................... 3 3.1. Überblick ........................................................................................................ 3 3.2. Bau der Raketenstartrampe .......................................................................... 3 3.3. Bau der Rakete und Abschussvorrichtung..................................................... 4 3.3.1. 3.4. 4. Verbesserungen der Rakete ................................................................... 5 Messutensilien ............................................................................................... 6 3.4.1. Theodolit ................................................................................................ 6 3.4.2. Peilgeräte................................................................................................ 7 Messverfahren ...................................................................................................... 7 4.1. Vorüberlegungen............................................................................................... 7 4.2. Das Messverfahren zur Weitenberechnung .................................................. 8 4.3. Das Messverfahren zur Höhenberechnung ................................................... 9 4.4. Alternative Auswertungsmethode mit Hilfe von 4.5. Exemplarische Auswertung der Flugergebnisse .......................................... 11 GoogleEarth .......... 10 4.5.1. Weitenberechnung............................................................................... 12 4.5.2. Höhenberechnung ................................................................................ 13 5. Windtheorie ........................................................................................................ 15 6. Messungen .......................................................................................................... 16 6.1. Auswertung der Messreihen ....................................................................... 17 6.1.1 Variable Füllhöhe.................................................................................. 17 6.1.2. Variabler Druck ..................................................................................... 20 6.1.3 Variabler Winkel ................................................................................... 22 7 Ziel und Zusammenfassung ................................................................................ 26 8 Anhang ................................................................................................................ 27 1 1. Einleitung Das Ziel unserer Facharbeit sollte sein, eine Wasserdruckrakete zu konstruieren, die eine stabile Flugbahn beschrieb, an der die Größen geflogene Distanz und maximal erreichte Höhe gemessen werden konnten. Dabei war es wichtig, reproduzierbare Messwerte zu erhalten, um diese Messwerte in vergleichen zu können und gegebenenfalls zu bestätigen. Außerdem musste ein System entwickelt werden, mit dem die Messgrößen möglichst exakt bestimmt werden konnten. Im zweiten Schritt sollte dann die Veränderung der oben genannten Messgrößen in Abhängigkeit der Parameter Füllmenge an Wasser in der Rakete, Druck und Abschusswinkel ermittelt werden. Ein besonderes Augenmerk lag dann darauf, Idealwerte für unsere Rakete zu ermitteln, mit denen die größten Weiten, bzw. Höhen erreicht werden konnten. Letztendlich konnte noch in Erwägung gezogen werden, die Abhängigkeiten in einer Formel zusammenzufügen, um so durch Einsetzen der Parameter die Flugdistanz zu erhalten. 2. Prinzip der Rakete Wieso genügt eigentlich Luftdruck und Wasser um eine einfache Rakete derartig weit und hoch fliegen zu lassen und wie funktioniert der Antrieb? Die Antwort auf diese Frage ist aufgrund eines physikalischen Prinzips erklärbar: Das Rückstoßprinzip. 2.1. Rückstoßprinzip Wie man anhand der im Anschluss dargestellten Versuche, die wir durchgeführt haben, erkennt, konnte die Rakete auch ohne die Zugabe von Wasser fliegen. Allerdings wurde unter Hinzugabe von Wasser die Reichweite (abhängig vom Versuch) drastisch erhöht. Somit musste es einen Zusammenhang zwischen diesen Parametern geben. Das Rückstoßprinzip beruht auf einem der von Isaac Newton1 in seinem Werk Philosophiae Naturalis Principia Mathematica2 veröffentlichten Axiomen3: dem „lex 1 Englischer Naturwissenschaftler und Philosoph (*25. Dezember 1642; † 20. März 1727) Lat. Mathematische Prinzipien der Naturphilosophie, Isaac Newton, 5. Juli 1687 3 Newtonsche Bewegungsgesetze 2 2 tertia“, dem Reaktionsprinzip. In diesem heißt es, dass Kräfte immer paarweise auftreten. Übt nun ein Körper A auf einen anderen Körper B eine Kraft aus, so wirkt eine gleichgroße, aber entgegen gerichtete Kraft von Körper B auf Körper A. Oft wird hierzu auch als actio = reactio referiert. Es findet demnach eine Beschleunigung statt, wenn zwei Körper Kräfte aufeinander ausüben. Die Kraft, die unsere Rakete zum Start verhilft ist die so genannte Rückstoßkraft πΉπ . πΉπ = πΜπ ∗ π£ Die Rückstoßkraft πΉπ ist somit charakterisiert durch das Produkt der Durchsatzrate πΜπ sowie der Geschwindigkeit π£ des durch die Düse entweichenden Mediums. Das Medium war bei unseren Versuchen immer Luft oder Wasser. Diese besitzen unterschiedliche Ausstoßgeschwindigkeiten, die eine unterschiedliche Beschleunigung auf einem unterschiedlichen Zeitabschnitt haben. Daher wird die Rakete auch unterschiedlich stark beschleunigt, sodass eine Untersuchung dieser Parameter sinnvoll ist. 3. 3.1. Versuchsaufbau Überblick Für den Start der Rakete brauchten wir eine Rampe, die stabil genug war, um mehrere Versuchsreihen durchführen zu können. Auf die Startrampe wurde die Rakete gesetzt, die mit Hilfe eines Auslösemechanismus gestartet werden konnte. Da wir das Flugverhalten bei drei verschiedenen Parametern untersuchen wollten, musste die Startrampe gewährleisten, dass die Rakete in verschiedenen Winkeln gestartet werden konnte. 3.2. Bau der Raketenstartrampe Die Raketenstartrampe musste, damit der Versuch variabel und wiederholbar war, verschiedene Kriterien erfüllen: Sie musste stabil, möglichst transportabel und die Abschussvorrichtung winkelverstellbar sein. Als Hauptbaumaterial haben wir Holz verwendet. Wie man aus der Zeichnung (Vergl. Abb. 1) entnehmen kann, haben wir zwei Uförmige Holzgestelle ineinander gesetzt, die man mit Hilfe von zwei verstellbaren 3 Stiften mit Flügelschrauben kippen Gardena-Anschluss konnte, um die winkelabhängige Abschussrichtung zu gewährleisten. Um Verstellbare Schraube den Gestellen mehr Stabilität zu verleihen haben wir die jeweiligen Elemente in Nut Kippbare Abschussvorrichtung und Feder –Bauweise miteinander verbunden. In die nach oben zeigende Feste Schraube Reißleine Platte haben wir mit Hilfe eines Nut-Feder-Bauweise Bodenplatte Gardena4-Schraub-Anschlusses®5 das Gardena®-Ventil der Abschussvorrichtung Abb. 1: Raketenstartrampe montiert. Eine Luftpumpe am unteren Ende der Abschussvorrichtung diente dazu, die Rakete mit Luft zu füllen. 3.3. Bau der Rakete und Abschussvorrichtung Ein Problem, dass sich bei der Befüllung der Rakete ergab, war, dass die Abschussvorrichtung sowohl Gardena-Anschluss das Gewicht der Rakete bei einem winkelabhängigen Abschuss tragen, sowie einem enormen Druck standhalten musste. Dieses Deckplatte Problem konnten wir unter Verwendung eines Schraubgewinde am Gardena-Anschluss Gardena®-Schlauchsystem-Anschlussstücks lösen, da auch dies im Alltag starkem Wasserdruck standhalten muss. Ein weiteres Problem war, dass Verlängerte Reißleine Auto-Ventil Abb. 2: Querschnitt Abschussvorrichtung bei der Befüllung das Wasser aus der Rakete beim Hineinpumpen der Luft nicht aus dem Ventil entweichen durfte. Dieses Problem haben wir unter Verwendung eines Autoreifen-Ventils6, welches einen Rückschlagmechanismus besaß, gelöst. (Vergl. Abb. 2) Das entsprechende Gegenstück7, welches in das Gardena®-Anschlussstück passte, wurde auf 4 Firma, die sich auf die Entwicklung von Stecksystemen zur Wasserversorgung im Gartenbereich spezialisiert hat 5 GARDENA Schlauchstück für 13 mm (1/2")-Schläuche , EAN:40785158 6 Ventil für Lastkraftwagen mit maximalem Druck von 10bar laut Hersteller Continental AG 7 Hahnstück aus dem GARDENA Schlauch-Regner-Anschlussset, EAN:4078500531603 4 die PET8-Mehrweg-Flasche, den eigentlichen Körper und Treibstofftank der Rakete geschraubt. Zusätzlich wurden hier noch zwei Dichtungsringe9 im Gardena®-Stecker positioniert, damit die Flasche auch dicht war, wenn der Stecker nur mit einer geringen Anzahl von Umdrehungen aufgeschraubt wurde. Dies war nötig, da sonst der Stecker einen Riss bekommen hätte. Nach ersten Testversuchen zeigte sich, dass die Rakete keine stabile Flugphase hatte. Wir überlegten uns, dass wir die Rakete durch den Anbau von Finnen verbessern konnten. Diese mussten die Anforderungen erfüllen, eine innere Starre aufzuweisen, sodass sie die Rakete auch sicher steuern konnten, jedoch soweit elastisch sein, dass sie bei Kollision mit dem Erdboden nicht zerbrachen. Zudem mussten sie biegsam sein, sodass wir sie durch eine Klemmvorrichtung an der Flasche befestigen konnten. Wir kamen schließlich zu dem Schluss, Finnen aus dickerem Kunstsoff zu verwenden. Als Klemmvorrichtung diente eine weitere Flasche, von der Boden und Deckel entfernt wurden. Anschließend wurde sie längs an 4 Stellen eingeschnitten und über die eigentliche Druckflasche geschoben. In die Softball Längsschlitze konnten nun die Finnen geschoben werden. Um die Flasche beim Aufprall zu dämpfen, haben wir einen Duct-Tape Tennisball auf dem Boden der Flasche montiert. Diese Softball Befestigungen wurden mit Duct-Tape10 durchgeführt. 3.3.1. Verbesserungen der Rakete Unsere oben beschriebene Rakete war zwar flugfähig, hatte Raketenflugkörper jedoch den Nachteil, dass die Startphase sehr unruhig war, aus die Finnen es also nicht schafften, die Rakete während des PET-Mehrwegflasche Wasseraustritts in einer stabilen Flugbahn zu halten. Bei der späteren Gleitphase hingegen ließ sich ein turbulenzloser Flug beobachten. Da die Beschleunigung der Rakete am hinteren Ende ansetzte, war dieser Teil der Rakete während Finne der Startphase besonders großen Turbulenzen ausgesetzt Finne Gardena-Hahnstück Abb. 3: Querschnitt der Rakete 8 Polyethylenterephthalat, thermoplastischer Kunststoff der zur Getränkeflaschenherstellung verwendet wird 9 Aus GARDENA SB-Dichtungs-Satz, EAN:4078500112406 10 Wasserfestes Gewebeklebeband vom amerikanischen Militär entwickelt 5 und besaß somit sehr unruhige Flugeigenschaften. Um diese zu umgehen haben wir die Finnen nach hinten versetzt. Dabei mussten wir wegen einer geringeren Befestigungsfläche jedoch auf eine Finne verzichten. Dies hatte jedoch keine negativen Auswirkungen auf das Flugverhalten unserer Rakete zumal diese nochmals leichter wurde. Außerdem führten wir eine Verbesserung am Dämpfungssystem durch. Da wir festgestellt hatten, dass der Tennisball die Aufprallenergie nicht gut genug kompensieren, bzw. auf die Flasche verteilen konnte, wurde er durch zwei Softbälle11 ersetzt, die sehr viel weicher waren und somit mehr Energie beim Aufprall aufnehmen konnten. Der Gardena®-Stecker wurde zudem noch mit Teflonband12 umwickelt, um eine verbesserte Dichtung zu erhalten. 3.4. Messutensilien Zur Erfassung der Höhe benötigten wir drei zusätzliche Utensilien: Einen Theodoliten und zwei „Peilgeräte“. 3.4.1. Theodolit Zum Messen des Winkels zwischen dem höchsten Punkt und dem Boden an einem festen Punkt, benötigten wir ein Schulgeodreieck Winkelmessgerät. Wir haben dafür einen Theodolit nachgebaut. Ein großes Aristo13® Schulgeodreieck haben wir auf einem Stativ befestigt. In der Mitte des Geodreiecks an der Stelle Null haben Lot wir einen Bindfaden angebracht, an dessen Ende noch ein Stativ Gewicht gebunden wurde, sodass man ein Lot erhielt. Während des Fluges peilte man über die Kante des Geodreiecks die Abb. 4: Schemazeichnung Theodolit Abb. 3: Theodolit Flugbahn der Rakete nach. Am höchsten Punkt wurde die Peilung gestoppt und man konnte den Winkel messen, der dann noch von 90° abgezogen werden musste.14 11 Weiche Schaumstoffbälle mit 7cm Durchmesser Sehr dünnes Kunststoffklebeband zum Abdichten 13 Hersteller von geometrischen Geräte, auch für den Schulbedarf in besonderen Größen, Länge 1m 14 Vergl. Messverfahren zur Höhenberechnung 12 6 3.4.2. Peilgeräte Für die letztendliche Auswertung benötigten wir zusätzlich noch zwei virtuelle Geraden, dessen Schnittpunkt den höchsten Punkt der Rakete auf der Flugbahn darstellte. Diese beiden Geraden konnte man ebenfalls nur durch Peilen erhalten, weshalb wir zwei Peilgeräte gebaut haben. Im Prinzip bestand jedes aus einem Foto-Stativ auf dem ein 1-Meter langer Holzstab mit Hilfe von Kabelbindern befestigt wurde. Als weitere Erleichterung der Zielerfassung diente eine aufgeschnittene Fotofilmdose mit an einem Ende sich kreuzenden Nähfäden, sodass wir ein Fadenkreuz erhielten. Nach jedem Flug wurde der Holzstab in die horizontale Lage gebracht, damit wir die Person, die die Messwerte aufnahm in die Peilrichtung dirigieren konnten. 4. Messverfahren 4.1. Vorüberlegungen Da wir uns nun über die zu messenden Parameter im Klaren waren, mussten wir ein Verfahren entwickeln, um die unterschiedlichen Auswirkungen der Parameter auf Höhe und Weite bestimmen zu können. Dies gestaltete sich schwieriger als zunächst angenommen. Ursprünglich wollten wir auch noch die Geschwindigkeit messen. Da sich diese allerdings während des Fluges änderte, verwarfen wir diesen Gedanken wieder, zumal man dafür eine komplizierte Messapparatur benötigt hätte, die uns nicht zur Verfügung stand. Zunächst wollten wir dann die Distanz mit Hilfe eines Metermaßes aufnehmen. Da wir aber die aerodynamischen Eigenschaften der Rakete insofern verbessert hatten, dass diese nun sehr viel weiter flog, wäre die Messung pro Flug sehr viel zeitaufwendiger als geplant gewesen. Auch für die Höhenmessung ergaben sich einige Probleme. Diese wollten wir mit Hilfe eines Theodoliten vornehmen. Das Problem, dass sich nach ersten Testflügen stellte, war, dass aufgrund von leichten Winden und aerodynamischen Eigenschaften der Rakete, diese nicht eine ideale Flugbahn verfolgte, also nicht in einer Linie mit der Abschussbasis flog, sondern immer von der idealen Bahn abkam. Dass die Rakete aber eben eine ideale Flugbahn verfolgt hätte, wäre für die Höhenmessung mit einem Theodoliten notwendig gewesen, da man davon ausgehen musste, dass sich der höchste Punkt auf einer Linie mit dem Theodoliten befunden hätte um die 7 spätere Rechnung durchzuführen zu können. Zudem mussten wir berücksichtigen, dass die Rakete keine parabelförmige Flugbahn verfolgte und sich somit der höchste Punkt auch nicht auf der Mitte zwischen Abschuss und Landung befand. Wir kamen zu dem Schluss, dass man mit Hilfe von statischen Koordinaten beide Messungen drastisch vereinfachen konnte. Die einzigen, uns leicht zugänglichen Koordinaten waren die so genannten GPS15– Koordinaten, wie sie auch bei der modernen Autonavigation verwendet werden. Mit Hilfe einer so genannten GPSMouse16, die wir über die virtuell-serielle Bluetooth17 ® - Schnittstelle mit einem PDA18 verbunden haben, konnten wir auf diese GPS-Koordinaten zugreifen. Es sei zu beachten, dass wir eine 32-Kanal-GPS-Mouse benutzen, die SPS19 kategorisiert war und somit eine Genauigkeit von ca. 5m erbrachte. Normalerweise hat GPS eine sehr viel höhere Genauigkeit, aber das amerikanische Militär berechnet eine künstliche Ungenauigkeit für private Nutzung mit ein. Die anschließend erhaltenen Messwerte konnten wir dann in GoogleEarth20® eingeben und somit die ersten Messungen kontrollieren und auswerten. 4.2. Das Messverfahren zur Weitenberechnung Um nun die geflogene Flugdistanz zu erhalten, brauchten wir die Koordinaten der Abschussbasis, die wir vor den Flugversuchen bestimmten. Nach jedem Flug mussten wir dann nur noch die Koordinate des Auftreffpunktes bestimmen. Die letztendliche Weitenberechnung erfolgte später über den PC mit Hilfe einer von uns entwickelten Microsoft Excel21® - Tabelle. Dabei sei anzumerken, dass die Längenberechnung über Vektorrechnung erfolgen konnte22. 15 Global Positioning System, satellitengestütztes Navigationssystem zur punktgenauen Ortbestimmung entwickelt vom US-Militär 16 Empfangsgerät von GPS-Daten 17 Kabellose Verbindungsart für Sekundärgeräte an (portablen) Endgeräten, 18 Personal Digital Assistant, Taschencomputer auf Windows-Basis mit Anschlussmöglichkeiten für Sekundärgeräte 19 Standard Positioning System, Dienstklasse des GPS die für alle Privatanwender frei verfügbar ist, jedoch geringe Ungenauigkeiten enthält 20 Von Google kostenlos zur Verfügung gestellte Software zur Satellitenbildbetrachtung mit Verarbeitung von GPS-Daten 21 Programm zur Tabellenkalkulation 22 Vergl. Exemplarische Auswertung 8 4.3. Das Messverfahren zur Höhenberechnung Mit Hilfe der GPS-Koordinaten und eines Auftreffpunkt Theodolits, an dem man den höchsten Winkel maß, konnten wir letztendlich auch die Höhe berechnen. Als Problem blieb allerdings immer noch bestehen, dass wir immer noch nicht den höchsten Punkt auf der Flugbahn der Rakete bestimmen konnten, da die GPS-Mouse ja nicht auf der Rakete angebracht war. Allerdings konnten wir dieses Problem mit Hilfe von zwei Peilgeräten23 Höchster Punkt h lösen. Wie man aus der Zeichnung (Vergl. Abb. 5) entnehmen kann, haben wir diese in einem möglichst großen Abstand zueinander aufgestellt. Während des Fluges wurde Peilgerade M1: Peilpunkt: dann die Flugbahn nachgepeilt und am höchsten Peilgerade M2: Abschussbasis: Punkt der Peiler gestoppt. Nach dem Flug konnten Abb. 5: Virtuelle Peilgeraden mit höchstem Punkt wir dann die Person, die die Messwerte aufnahm in diese Peilrichtung dirigieren, um die „Peilkoordinaten“24 aufzunehmen. Mit Hilfe dieser Koordinaten konnten wir dann später für die Höchster Punkt auf der Flugbahn Auswertung virtuelle Geraden generieren, an dessen Schnittpunkt sich der höchste Punkt der Raketenflugbahn ergab. Zusätzlich wurde an einem der π½ Peilpunkte mit Hilfe des Theodoliten der Winkel π½ zum a höchsten Flugpunkt der Rakete gemessen. Wie aus der Zeichnung (Vergl. Abb. 6) zu entnehmen ist, konnte man mit Hilfe des Tangens die Höhe berechnen. Dabei ist π½ der von dem Theodoliten gepeilte Winkel und a die Strecke von dem Theodoliten zum Schnittpunkt Theodolit: Höchster Punkt h: Abb. 6: Höhenermittlung mit Hilfe des Tangens der beidem Peilgeraden M1 und M2, den wir zuvor 23 24 Vergl. Weitere Messutensilien, Peilgeräte Punkte, die durch Dirigieren von Personen in der Peilrichtung ermittelt wurden 9 aus den Geraden, die mit Hilfe der GPS-Koordinaten entstanden waren, errechnet hatten. Somit galt: tan(π½) = β π Durch Umstellung erhielt man: β = tan(π½) ∗ π Somit konnten wir auf die Höhe schließen. 4.4. Alternative Auswertungsmethode mit Hilfe von GoogleEarth Um unsere ersten Messwerte schnell und vor allem visuell zu verdeutlichen, haben wir GoogleEarth® verwendet. Dieses ist ein PC-Programm, welches von Google© kostenlos zur Verfügung gestellt wird und zur dreidimensionalen Betrachtung von verknüpften Satellitenbilden dient. Ein praktisches Feature war die Eingabe von so genannten „Ortsmarken“. Die GPS-Daten für den zu untersuchenden Flug haben wir zunächst eingetippt, mit Hilfe des Lineal-Tools die entsprechenden Distanzen bestimmt und die oben beschriebenen Vorgänge durchgeführt. Dies sah dann so aus: Peilgerade M2 Peilgerade M1 Abb. 7: Peilgeraden in GoogleEarth 10 Wie man aus dem Foto (Vergl. Abb. 7) entnehmen kann, betrug die Distanz, die die Rakete zurückgelegt hatte 48,41 Meter. Der Schnittpunkt der beiden Peilgeraden ergab den höchsten Punkt auf der Flugbahn. Mit Hilfe der Distanz von diesem Punkt zu m Theodoliten (hier bei M2) konnte man mit obiger Rechnung die Höhe berechnen. Auf dem Bild (Vergl. Abb. 7) konnte man bereits feststellen, dass sich der höchste Punkt nicht auf der direkten Strecke zwischen Abschuss und Auftreffpunkt befand. Die Rakete musste durch äußere Einflüsse, beispielsweise Wind und durch ihre aerodynamischen Eigenschaften abgelenkt worden sein25. 4.5. Exemplarische Auswertung der Flugergebnisse Im Folgenden wird die rechnerische Vorgehensweise exemplarisch vorgeführt. Dies kann dann auf alle anderen Messwerte übertragen werden. In diesem Versuch wurde die Rakete mit 0ml Wasser, 10bar Druck und einem Winkel von 45° abgeschossen. Gemessen wurden die GPS-Koordinaten für : Abschusspunkt 52,43456 Nord 9,78005 Ost Landepunkt 52,43495 Nord 9,77972 Ost Peilstation 1 52,43452 Nord 9,77956 Ost Peilstation 2 52,43522 Nord 9,77911 Ost Angepeilter Punkt 1 52,43489 Nord 9,78002 Ost Angepeilter Punkt 2 52,43478 Nord 9,78004 Ost An der Peilstation 2 wurde ein Peilwinkel von 14°gemessen. 25 Vergl. Windtheorie 11 4.5.1. Weitenberechnung Zunächst sollte die Flugdistanz der Rakete ermittelt werden. Dazu wurde die Länge des Vektors berechnet, der zwischen Start und Landepunkt lag. In unserem Fall galt für den Vektor: −0,00039 52,43456 − 52,43495 )= ( ) 0,00033 9,78005 − 9,77972 ( Diese Vektorsubtraktion war möglich, da jeweils der Vektor zwischen dem Schnittpunkt Greenwich-Äquator und unserem gemessen Punkt gebildet wurde. Der ermittelte Vektor gab jedoch noch keine Auskunft über die Differenz in nördlicher, bzw. östlicher Richtung. Um dies zu erreichen, musste der Vektor mit der jeweiligen Grad-Weg-Konstante26 multipliziert werden. Da 1° Differenz in östlicher Richtung an unserem Messort ca. 68000m entsprach, wo hingegen 1°Differenz in nördlicher Richtung 110000m entsprach, musste man die Gradvektoren27 eben genau mit diesen unterschiedlichen Konstanten multiplizieren um den Längenvektor28 zu erhalten. −0,00039 ∗ 110000 42,90 ( )= ( ) 0,00033 ∗ 68000 22,44 Um die tatsächliche Flugdistanz zu bestimmen, musste man nun noch die Länge des modifizierten29 Vektors ermitteln. √22,442 + 42,902 =48,41450 Die geflogene Distanz betrug somit 48,41m. Dieser Wert entsprach dem mit Hilfe von GoogleEarth® bestimmten Wert30. 26 Konstante, die das Verhältnis zwischen Metern und Gradmaß darstellt Vektoren, die die Graddifferenz beschreiben 28 Vektoren die die Differenz in Metern beschreiben 29 Vergl. Längenvektor 30 Vergl. Auswertung mit GoogleEarth® 27 12 4.5.2. Höhenberechnung Um nun die maximale Flughöhe zu ermitteln, mussten zunächst zwei Geraden in einem virtuellen Koordinatensystem konstruiert werden. Diese gingen jeweils durch den Punkt der jeweiligen Messstation und den Punkt der von dort aus angepeilt wurde. Für die Peilstation 1 gingen wir wie folgt vor. Zunächst bestimmte man die Steigung über den Differenzenquotienten: π= βπ¦ βππ π‘ π΄ππππππππ‘ππ ππ’πππ‘ ππ π‘ − ππ‘ππ‘πππ ππ π‘ = = βπ₯ βππππ π΄ππππππππ‘ππ ππ’πππ‘ ππππ − ππ‘ππ‘πππ ππππ = 9,78002 − 9,77956 = 0,80434783 52,43489 − 52,43452 Nun ermittelte man den y-Achsen-Abschnitt. Dazu griff man auf die oben ermittelte Steigung zurück. Jedoch baute man die Gleichung so um, dass einer der Punkte den y-Achsen-Abschnitt darstellte. π= π¦1 − π¦0 βπ₯ In unserm Fall stellte das βπ₯ die östliche Abweichung zu Greenwich und π¦1 die NordKoordinate der Peilstation 1 dar. Nun formte man nach π¦0 , unserem y-AchsenAbschnitt um und erhielt: π¦0 = π¦1 − π ∗ βπ₯ Mit den eingesetzten Werten erhielt man: π¦0 = 52,43452 − 0,80434783 ∗ 9,77956 = 44,5683522 Somit galt als Geradengleichung für die erste Peilgerade π¦ππππ 1 = 0,80434783 x + 44,5683522 Analog zur ersten Peilgerade wurde nun auch die Gleichung für die zweite Peilgerade bestimmt. Man erhielt hier die Funktion π¦ππππ 2 = −0,47311828 π₯ + 57,0618957 13 Um nun die Koordinaten für den höchsten Punkt der Rakete zu bestimmen, musste der Schnittpunkt der beiden Peilgeraden ermittelt werden. Dazu wurden die beiden Geraden gleichgesetzt und dann nach x aufgelöst. π¦ππππ 1 = π¦ππππ 2 0,80434783 x + 44,5683522 = −0,47311828 π₯ + 57,0618957 π₯ππβπππ‘π‘ππ’πππ‘ = 9,7799413 Diese x-Koordinate entsprach wiederum der östlichen Länge. Um nun noch die nördliche Breite zu ermitteln, setzte man einfach den x-Wert in eine der Gleichungen ein. π¦ππβπππ‘π‘ππππ‘ = 0,80434783 ∗ 9,7799413 + 44,5683522 π¦ππβπππ‘π‘ππ’πππ‘ = 52,4348267 Somit galten als Koordinaten für den höchsten Punkt: (9,7799413|52,4348267). Da wir den Winkel für die Höhenmessung von der Peilstation M2 aus gemessen hatten und in unserem rechtwinkligen Dreieck die Entfernung zwischen dem Schnittpunkt und der Peilstation M2 als Ankathete dienen sollte, musste wiederum die Länge zwischen dem Schnittpunkt der Peilgeraden und der Peilstation M2 ermittelt werden. Dabei konnten wir das gleiche Verfahren anwenden, wie es bereits bei der Weitenberechnung genutzt wurde31. Mit Berücksichtigung auf die Grad-Weg-Konstante ergab sich eine Entfernung von π = 71,184042m vom Schnittpunkt zum Theodoliten. Dies war die Länge der Ankathete in unserem rechtwinkligen Dreieck, in dem nun wiederum die Gegenkathete die Höhe beschrieb. β = tan( πππππ€πππππ) ∗ π β = tan(14°) ∗ 71,184042π 31 Vergl. Weitenberechnung 14 β = 17,748175m Somit flog die Rakete 17,75m hoch. 5. Windtheorie Nachdem wir unsere messdatentechnische Auswertung abgeschlossen hatten, fiel uns bei Betrachtungen mit GoogleEarth® auf, dass sich der Schnittpunkt unserer Peilgeraden, also der höchste Punkt nicht auf der direkten Flugbahn zwischen Abschuss- und Landepunkt befand. Bei fortführenden Überlegungen schlossen wir einen Messfehler aus, da dieses Phänomen bei fast allen Messungen auftrat. Die logische Konsequenz lautete somit, dass die Rakete auch wirklich an diesem Punkt ihre maximale Höhe erreicht hatte. Von dort aus ging die Flugbahn dann mit einem Dreh Richtung Westen weiter. Es war also anzunehmen, dass die Rakete einen Bogen mit Drehrichtung west geflogen war. Dies wäre nur dann möglich gewesen, wenn an diesem Tag der Wind von Osten gekommen wäre. Meteorologische Aufzeichnungen, bzw. Vorhersagen für diesen Tag bestätigten diese Annahme32. Sie wiesen sogar einen Wind aus nordöstlicher Richtung auf, was in unserem Versuch zusätzlich dazu geführt hat, dass unsere Rakete gebremst wurde und somit nicht ganz die Weiten aus vorherigen Testflügen erreichen konnte. In unserer Excel®Tabelle haben wir für unsere Annahme eine zusätzliche Auswertungsmöglichkeit eingeführt. Dazu wurde die Geradengleichung zwischen der Abschussrampe und dem Landepunkt bestimmt33. Somit besaßen wir zwei Koordinatenpaare mit gleicher Ost, jedoch unterschiedlicher Nord-Koordinate. Eine dieser NordKoordinaten ergab sich aus dem Versuch, da diese direkt mit Hilfe des Theodoliten bestimmt wurde, die andere Koordinate war der Schnittpunkt der Geraden von der Abschussbasis zum Auftreffpunkt mit dem entsprechenden Längengrad, also der festen Ost-Koordinate. Im Folgenden konnte nun die Nord-Koordinate der annehmbaren direkten Flugbahn mit der Nord-Koordinate unseres, durch den Theodoliten ermittelten, Versuches auf östlicher Länge des Schnittpunktes verglichen werden. War der Wert in unserem 32 33 Vergl. Aufzeichnung der Tagesschau vom 30.3.2007 und 31.3.2007 Vergl. Weitenberechnung 15 Versuch größer als der Wert für die „ideale“34 Flugbahn, so galt dieser Flug als Bestätigung unserer Windtheorie. Die Grafik (Vergl. Error! Reference source not found.) zeigt den tatsächlich annehmbaren Flug Abb. 8: Tatsächliche Flugbahn mit GoogleEarth 6. Messungen Um die Abhängigkeiten unserer Parameter zu untersuchen, haben wir uns entschieden, drei Versuchsreihen durchzuführen. In jeder Versuchsreihe wurden jeweils zwei Parameter konstant gehalten. Der dritte Parameter war variabel. Als konstante Werte verwendeten wir die für unseren Versuch optimalen Werte. Für unsere Konstruktion galt, dass 10bar das Maximum an Druck war, was wir mit unserer Luftpumpe in die Rakete pumpen konnten. Als optimalen Winkel setzten wir 45° voraus, da dieser den Mittelwert zwischen 90° und 0° darstellt. So konnten wir zunächst das Verhalten für unterschiedliche Füllmengen untersuchen und mit dem ermittelten Idealwert von 600ml die Versuche für Druck und Winkel durchführen. Beim Winkel stellte sich heraus, dass bei unserer Rakete das 34 Direkter Weg zwischen Abschusspunkt und Landung 16 Winkeloptimum aufgrund von aerodynamischen Eigenschaften, insbesondere dem Gleitverhalten bei nur ca. 30° lag. Bei der Versuchsreihe zur Veränderung der Anstellwinkel sind wir mit einer Füllmenge von 800ml geflogen, da die Raketendüse bei sehr geringen Gradzahlen sonst nicht mit Wasser bedeckt gewesen wäre, was dazu geführt hätte, dass nur die Luft, nicht aber das Wasser entwichen wäre. Für jeden veränderten Parameter wurden zwei Versuche durchgeführt, um Abweichungen besser bestimmen zu können und somit die Genauigkeit zu erhöhen. 6.1. Auswertung der Messreihen Zunächst werden die mit Excel® erzeugten Diagramme unserer Messwerte gezeigt und dann die ermittelten Abhängigkeiten näher erläutert. Es ist zu erwähnen, dass die Mittelwerte in den Diagrammen nicht immer den Mittelwert der beiden Versuchsreihen darstellen. Dies liegt daran, dass in manchen Fällen bei besonders großen, ersichtlichen Abweichungen zusätzliche Messungen durchgeführt wurden, die dann zusätzlich in den Mittelwert mit einflossen, ohne dass die Werte dazu in einer der Versuchsreihen auftauchen. 6.1.1 Variable Füllhöhe Im Versuch mit variabler Füllmenge zeigte sich, dass es eine optimale Füllmenge gab, bei der die Rakete die größte Weite erzielen konnte. Im Diagramm ließ sich die Menge am Maximum der gemessenen Werte ablesen. Wenn man nun einen 17 Graphen durch die Punkte legen möchte, so bot sich eine quadratische Funktion an, die jedoch nach unseren Kenntnissen nicht linearisiert werden konnte, da der Scheitelpunkt sich nicht auf der y-Achse befand und zudem die Parabel nach unten geöffnet war. Diese Betrachtungsweise wäre zudem nur in unserem gemessenen Intervall zulässig gewesen, da bei steigender Wassermenge und konstantem Druck gleichzeitig die Menge an Luft deutlich geringer wurde, sodass die Rakete nicht mehr hätte starten können. Die Weite in Abhängigkeit von der Füllhöhe konnte somit nicht durch eine leicht ersichtliche Funktion dargestellt werden, jedoch in unserem Messintervall durch eine quadratische Funktion angenähert werden, sodass sich ein Maximum für die Funktion bestimmen ließ , welches dann im Folgenden als Füllmenge für die nächsten Versuchsreihen verwendet werden konnte. Die parabelähnliche Form war dadurch zu erklären, dass bei einer geringen Menge an Wasser die Rakete zwar heftig, aber nur sehr kurzzeitig beschleunigt wurde und somit auch nicht sehr große Geschwindigkeiten bzw. Weiten erreichte. Bei zu großer Wassermenge hat zwar eine längere Beschleunigung stattgefunden, die jedoch aufgrund der deutlich höheren Masse geringer ausgefallen ist und sich somit negativ35 auf die Geschwindigkeit auswirkte. 35 Hier im Bezug auf die maximal am Start zu erreichende Geschwindigkeit betrachtet, die beim Optimum an verwendetem Wasser liegt. 18 Bei der Abhängigkeit der Höhe vom Parameter Füllhöhe konnte man ähnliche Beziehungen aufstellen wie bei der Abhängigkeit zur Weite. Auch hier zeigte sich, dass es einen Optimalwert gab, der in diesem Fall bei 800ml liegt. Betrachtete man nun die Mittelwerte von 600ml und 800ml, so ergab sich nur eine sehr geringe Differenz, die es auch erklärbar machte, warum in den nächsten Versuchsreihen zunächst mit 600ml gearbeitet wurde. Aus der Verbindung von Höhe und Weite aus der Versuchsreihe mit variabler Füllmenge wurde deutlich, dass die größten Weiten auch mit den größten Höhen zusammenfielen. Dies lag daran, dass vor allem der Parameter Winkel, der das Verhältnis zwischen Höhe und Weite bestimmt, konstant auf 45° gehalten wurde. Damit wurde die Beschleunigung, die durch den Ausstoß des Wassers erreicht wurde, zu gleichen Teilen in Höhenbeschleunigung36, als auch Weitenbeschleunigung37 umgesetzt. Daraus konnte man nun entnehmen, dass, wenn die optimale Beschleunigung getroffen wurde, auch eine optimale Höhenbzw. Weitenbeschleunigung erzielt wurde, was zu den gemeinsamen Maxima führte. Dass die erreichte Höhe geringer war als die erzielte Weite, lag daran, dass der Höhenbeschleunigung die Gravitationskraft der Erde entgegenwirkte, die Weitenbeschleunigung jedoch nur durch den Luftwiederstand gebremst wurde. 36 37 Geradlinige Beschleunigung in der Vertikalen Geradlinige Beschleunigung in der Horizontalen 19 6.1.2. Variabler Druck Das obige Diagramm stellt die Beziehung zwischen dem variablen Druck und der daraus resultierenden Weite dar. Zunächst sei noch erwähnt, dass für diese Versuchsreihe die Füllhöhe konstant mit 600ml und der Winkel konstant mit 45° gehalten wurde. Anhand der Diagrammpunkte ließ sich erkennen, dass erst ab einem Druck von 4bar die Rakete eine annehmbare Höhe erhielt. Dieses resultierte aus dem Eigengewicht der Rakete, da 2bar nicht ausreichten, eine mit Wasser geladene Rakete aus der Startrampe zu schießen und auf nenneswerte Höhe zu beschleunigen. Allerdings ließ sich feststellen, dass die zu erreichende Höhe oberhalb von 4bar linear anstieg. Somit galt, dass der Druck proportional zur resultierenden Höhe war. In den Randbereichen unserer Messungen ergaben sich aufgrund der Bauart unserer Rakete Abweichungen von der Proportionalität. 20 Auch für die gemessene Weite in Abhängigkeit zum Druck in der Rakete ließ sich eine Abhängigkeit feststellen: Je mehr Druck bei gleicher Füllhöhe und gleichem Winkel in der Rakete herrschte, desto weiter flog die Rakete. Bei beiden vorherigen Diagrammen sei noch anzumerken, dass man auch bei 10bar eine Unstimmigkeit zu dem zu erwartenden linearen Anstieg der Höhe respektive Weite erhielt. Dies beruhte darauf, dass während der Startphase die Rakete nur schneller beschleunigte und somit eine höhere Wasserausstoßrate erreicht wurde. Dies hatte allerdings zur Folge, dass die Rakete zwar schneller war, da sie eine größere Beschleunigung erhielt, aber auch das Wasser in der Rakete sich durch diese größere Beschleunigung verringert hatte. Daraus resultierte, dass die Rakete weniger „Kraftstoff“, also Wasser, für die normale Flugphase besaß und nur aufgrund der höheren Geschwindigkeit etwas weiter flog, als es bei 8bar der Fall war. 21 Im direkten Vergleich der beiden aufgenommenen Messwerte zueinander stellten wir eine Proportionalität zwischen Weite und Höhe bei konstanter Füllhöhe, konstanten Winkel und variablen Druck fest. Für den Parameter Druck ließ sich konkludierend feststellen, dass je höher der Druck war, bei konstanter Füllhöhe und konstantem Winkel, desto weiter und höher flog die Rakete. 6.1.3 Variabler Winkel 22 War nun der Parameter Winkel veränderlich und die Parameter Füllhöhe und Druck mit 800ml, respektive 10bar konstant, so stellte man auch hier eine lineare Abhängigkeit des Parameters Winkels und der daraus resultierenden Höhe fest. Es sei noch anzumerken, dass wir in dieser Versuchsreihe statt der früheren 600ml Waser nun 800ml als Füllmenge verwendeten. Dies lag daran, dass sich bei ersten Testversuchen mit sehr geringen Winkeln das Problem ergeben hatte, dass die Düse der Rakete nicht mit Wasser abgedeckt war, was wiederum dazu führte, dass die Luft zu schnell entwich. Dass diese Veränderung unsere Messwerte nicht groß beeinflusste, zeigte sich bereits in dem Füllhöhendiagramm, in dem sich nur eine sehr geringe Differenz der Messgrößen ersehen ließ. Aus der Grafik ließ sich nun erschließen, dass eine Proportionalität vorlag: Je größer der Winkel, desto größer die zu erreichende Höhe. Interessant war vielmehr, dass die erreichte Höhe bei 90° fast gleich der erreichten Höhe bei 75° war. Dieses war allerdings nicht auf einen Messfehler zurückzuführen, da wir diesen Versuch mehrmals durchgeführt hatten. Ein möglicher Grund könnte allerdings gewesen sein, dass die Rakete nie senkrecht aus der Startrampe schoss, sondern immer in einem leichten Winkel. Dieses war auf das Gardena®-Kupplungsstück zurückzuführen, da dieses nicht zeitgleich überall auslöste und somit die Rakete eine leichte Schräglage erhielt. Bei genau 75° entfiel diese Schräglage, da der Winkel den Konstruktionsfehler am Gardena®Kupplungsstück ausglich. Es sei anzumerken, dass in dem obigen Diagramm die Versuchsreihe 1 mehr Messwerte besitzt als Versuchsreihe 2. So hat Versuchsreihe 1 zwei Werte bei 15° und 20°, die in Versuchsreihe 2 nicht vorzufinden sind. Der Grund dafür war eher auf das Material zurückzuführen, da bei diesen Abschusswinkeln die Rakete immer sehr schnell mit relativ hoher Geschwindigkeit auf den Boden aufkam und dabei mehrere Finnen abgerissen wurden. Allerdings ließ sich aus dem Verlauf der anderen Messwerte erkennen, dass auch eine Zweitmessung ähnliche Ergebnisse gebracht hätte. 23 In Analogie zur vorherigen Begründung gab es auch hier nur 2 Messwerte für 15° und 25°. Vielmehr blieb festzustellen, dass hier in Teilen eine Antiproportionalität vorlag: Je größer der Winkel, desto geringer die geflogene Weite. Die Begründung dafür war allzu trivial. Wenn die Rakete senkrecht zum Erdboden startete, dann hatte sie keine andere Möglichkeit als gerade in den Himmel zu schießen, insofern keine äußeren Einflüsse wie Windböen auf die Flugbahn Einfluss nahmen. War der Winkel allerdings zu gering, so war festzustellen, dass die Finnen der Rakete nicht genügend Auftrieb erfahren, sodass diese durch ihr hohes Startgewicht nach einigen Metern auf den Boden aufschlug und sich womöglich auch noch beschädigte. Wie aus den obigen Messwerten zu entnehmen war, befand sich der ideale Abschusswinkel bei 30°. Da wir diesen aber erst später ermittelt haben, wurden die vorherigen Messreihen mit einem Abschusswinkel von 45° durchgeführt. 24 In direkter Korrelation von Weite und Höhe bei veränderbarem Winkel, konstanter Füllhöhe und konstantem Druck ließ sich zunächst keine definitive Aussage machen. Dies beruhte darauf, dass sowohl eine Proportionalität im Falle der Höhenmessung, wie auch eine Antiproportionalität im Falle der Weitenmessung, vorlagen. Allerdings zeigte dieses Diagramm, dass die Rakete im Prinzip zwei unterschiedliche Flugbahnen verfolgen konnte und trotzdem die selbe Strecke im Flug zurücklegen konnte: Beispielsweise konnte die Rakete 65m entweder zurücklegen, indem sie sehr tief flog und nur eine Amplitude von 11m erreichte, was wohl auf einen niedrigen Abschusswinkel (also große Differenz zur Senkrechten auf dem Boden) zurückzuführen war, oder sie konnte 65m zurücklegen, indem sie eine sehr große Amplitude auf ihrer Flugbahn durchflog, in diesem Falle 55m, was auf einen großen Abschusswinkel (also kleine Differenz zur Senkrechten auf dem Boden) zurückzuführen war. Diese Anordnung der Messpunkte war durchaus zu erklären, wenn man diese einer gekippten Sinusfunktion annäherte. Somit konnte eine Parallele zur idealen Wurfparabel geschaffen werden, bei der ebenfalls dieser Zusammenhang zwischen Höhe und Weite auftritt. Für den Parameter Winkel ließ sich somit konkludierend feststellen, dass je mehr der Winkel von der Senkrechten auf dem Boden abwich, desto weiter und niedriger flog die Rakete, wie auch vice versa. 25 7 Ziel und Zusammenfassung Wie aus unseren Versuchsreihen hervorgeht, ist es uns gelungen, eine flugfähige Rakete zu konstruieren, mit der reproduzierbare Ergebnisse erzielt werden konnten. Somit gilt auch die Entwicklung unserer Messverfahren als erfolgreich, ohne die wir keine genauen Werte hätten ermitteln können. Wie aus den Diagrammen und den dazugehörigen Auswertungen zu erkennen ist, konnten die Einflüsse der einzelnen Parameter auf unsere Rakete untersucht und erklärt werden. Eine Zusammenfassung in einer Formel scheiterte daran, dass es zwar logisch erklärbare Zusammenhänge gab, die jedoch nur sehr schwer durch mathematische Formeln beschrieben werden konnten. Hier stieß die Facharbeit an ihre Grenzen, da für diese Betrachtungen weitere, sehr genaue Messungen durchgeführt werden müssten. Außerdem müsste man sich vom experimentellen Teil der Arbeit weiter in den theoretischen Teil begeben. Aber auch hier wird man schon bald feststellen, dass durch die zeitliche Veränderung der Beschleunigung, die wiederum von der zeitlichen Veränderung von Masse und Druck abhängig ist nur eine Simulation, beispielsweise mittels Halbschrittverfahrens eine Annäherung erbringen kann. Was sich jedoch bereits jetzt schon sagen lässt ist, dass man mit unseren Messreihen sehr gute Idealwerte für die einzelnen Parameter finden konnte, die zu einer optimalen Weite, bzw. Höhe führten. Alle hier ermittelten Werte sind jedoch aufgrund der Raketenbauart spezifisch und können somit nicht direkt auf ähnliche Konstruktionen übertragen werden. Die eigentlichen Abhängigkeiten sind jedoch übertragbar. Abschließend möchten wir uns bei allen Personen und Institutionen herzlich bedanken, ohne deren Hilfe der Bau der Rakete und das Experiment nicht durchführbar gewesen wären. 26 8 Anhang 27