Über die Hilfe für Arme – Matthäus 6:1-4 Texte: Psalm 112:5-9; 1 Johannes 4:7-12; Lukas 10:25-37 Einleitung Komm wir hören uns eine Geschichte über das Geben an: Eine Mutter wollte ihrer Tochter das sittliche Verhalten lehren. Sie gab ihr ein R 2 Stück und eine R 10 Note für die Kollekte in der Kirche und sagte: „Tue was immer du willst in die Kollekte und behalte das andere für dich selbst.“ Als sie aus der Kirche kamen fragte die Mutter nach was die Tochter nun getan hat. „Weißt du, Mamma“, sagte die Kleine, „ich wollte R 10 geben, aber gerade vor der Kollekte sagte der Mann auf der Kanzel daß wir fröhliche Geber sein sollen. Ich wußte, dass ich viel fröhlicher sein werde wenn ich die R 2 gebe und das habe ich dann auch getan.“ Geben. Ist das etwas, daß dir leicht fällt? Ich meine nicht das Geben an Menschen die du gerne hast, sondern für die Menschen die notbedürftig sind; die Armen und an Rande der Gesellschaft Gedrängten? Was betimmt dein Geben? Wie gibst du? Und warum gibst du? Oder sollten wir auch fragen: „Warum gibst du nicht? Fühlts du es wird nicht geschätzt? Wirst du leicht ausgebeutet? Oder willst du nicht das Betteln fördern durch das Geben? Der Predigttext aus Matthäus 6:1-4 will uns heute was Wichtiges sagen: Jesus sprach: „Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.“ Unser Text ist Teil von der Bergpredigt Jesu. In Matthäus 5:21-48 fordert Jesus uns zu der „besseren Gerechtigkeit“ im Verhältnis zu unseren Mitmenschen auf (2. Tafel der 10 Gebote). In Matthäus 6:1-34 entfaltet er die Gerechtigkeit im Blick auf das Verhältnis des Menschen zum Vater (1. Tafel der 10 Gebote). Man könnte den ersten Vers Wort wörtlich so übersetzen: „Habt Acht auf eure Gerechtigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden. Luther übersetzte es mit dem Wort: Frömmigkeit - Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden. Almosen an Arme geben, das Beten und das Fasten wurden als gute Taten angesehen. Jesus ist nicht an sich dagegen, sondern stellt die Gründe wie und warum sie getan werden in Frage. Vor wir zum Sinn dieses Textes kommen, lasst mich einige Dinge nennen die dieser Text NICHT sagt: A) Er bedeutet nicht, daß die Kirche oder NGOs schlampig mit den Spenden die ihnen anvertraut wurden, umgehen können. So nach dem Motto: „Die linke Hand soll nicht wissen was die rechte tut.“ Die Kirche oder NGOs sollen transparent mit den Spenden die sie empfangen haben, umgehen. Sie sollten aber nicht unbedingt groß angeben wer was gespendet hat. B) Der Text sagt nicht, dass wir der Kirche oder NGOs die den Bedürftigen hilft, nicht Spenden geben, sondern selber den Armen helfen sollen. Die Formalisierung von Organisationen die Dienste der Barmherzigkeit an Armen üben wird hier nicht in Frage gestellt. Wir können und sollen durch Organisationen die gute Zwecke vertreten Notbedürftige helfen. Dadurch kommt Gottes Barmherzigkeit zum Ausdruck. C) Der Text verbietet unsere Gemeinde nicht Reklame zu machen wofür wir die Spenden die für den „local charities“ beim Tour de Krantz eingenommen wurden, benutzt worden sind. Wir wissen sie gingen zum Beispiel in der Vergangenheit für HOP, das Bauen von einem Klassenzimmer einer Schule, oder die Reparatur eines Kirchendaches. Ich bin der Meinung, daß wir unsere Verantwortung unseren Sponsoren von und Besuchern zum Tour de Krantz nachgekommen sind indem wir berichtet haben wofür das Geld eingesetzt wurde. Eins ist aber wichtig zu fragen: „Mit welcher inneren Einstellung tun wir das? Meinen wir als Gemeinde dadurch gut zu sein? Meinen wir, daß wir dadurch besser als andere Gemeinden sind? Fühlen wir uns den Menschen die wir helfen gegenueber überheblich? Somit kommen wir zu dem Sinn unseres Predigttextes: Zur Zeit Jesu wurden Almosengeben, Gebet und Fasten als Teil der religiösen Pflichten gesehen. Du zeigtest deine Frömmigkeit indem du diese verrichtest. Jesus kam nicht um sie abzuschaffen, aber er stellte die innere Einstellung grundsätzlich in Frage. Warum gaben Menschen den Armen Almosen? Um von ihnen gesehen zu werden. Die Menschen taten es um sich dadurch Ansehen zu erwerben und somit ging es letztendlich nur um sie selbst. Die Spenden wurden im Gottesdienst mit Namensangabe der Wohltäter angekündigt. Der Spender bekam einen Ehrenplatz neben den Rabbinen um so von allen gesehen und gefeiert zu werden. In der Fastenzeit fanden Gottesdienste auf der Straße statt und es ist gut möglich, dass die Bekanntgabe einer hohen Spende mit einem Trompetenstoß begleitet wurde, oder um die Bettler zusammenzurufen. Somit ging es nicht um die Person die bedürftig war, noch um Gott der das Helfen ermöglichte, sondern alle Augen waren auf den Geber gerichtet. Das stellte Jesus in Frage. Menschen verübten gute Taten und kamen zu dem Kurzschluss daß sie selber gut sind, da die Menschen ihnen Ehrerbietung zeigten. Jesus widersprach dieser Praxis und sagte dass die Menschen sich selber täuschten. Sie taten so als ob sie halfen, aber im Grunde genommen meinten sie nur sich selbst; sie taten es nur um Ehrerbietung bei den Menschen zu bekommen. In diesem Sinne waren sie scheinheilig. Sie strahlten etwas nach außen aus – anderen zu helfen, aber innerlich ging es nur um ihrer Selbst. Somit schauten sie eigentlich nur auf sich selbst: Wie können wir gut aussehen? Wann können wir helfen damit Menschen sehen wie gut wir sind? Somit wurden ihre guten Taten Mittel zum Zweck der Selbstgerechtigkeit. Hand aufs Herz, ertappen wir uns selbst nicht auch bei dieser Einstellung wenn wir etwas für einen guten Zweck spenden? Oft kreisen unsere Gedanken um die Fragen: „Was bekomme ich davon? Was habe ich davon? Was kann ich gewinnen? Wie kann ich davon profitieren? Wie wird mein Geschäft gut dastehen wenn ich etwas spende? Wie bekomme ich die größte Aufmerksamkeit für meine gute Tat?“ Jesus sagt daß solche Gedanken schon ihren Lohn bekommen haben. Er fordert uns heraus anders als die Scheinheiligen und der Welt zu sein: den Notbedürftigen zu helfen und die linke Hand nicht wissen zu lassen was die rechte tut. Was ist hiermit gemeint? Wir sollen den Notbedürftigen helfen ohne dass es jemand weiß; ohne Zuschauer die uns ins Rampenlicht stellen wollen. Um noch einen Schritt weiter zu gehen, soll der Geber selbst kein Zuschauer sein. Er soll helfen und gehen ohne um zu sehen was alles aus dem Helfen wird. Er kann sogar ein anonymer Geber sein und der Empfänger braucht auch nicht unbedingt zu wissen wer ihm geholfen hat. Matthias Claudius hat es mal so formuliert: „Tue das Gute vor dich hin und kümmere dich nicht, was daraus werden soll.“ Somit würde der Geber von der Versuchung befreit sich nach Anerkennung zu sehnen. Im Grunde will Jesus unsern Blick von uns selbst auf den Notbedürftigen und auf Gott richten. Er möchte das wir dem Bedürftigen zum Nächsten werden (die Geschichte vom Barmherzigen Samariter); dort wo wir sehen daß Hilfe nötig ist. Das kann in der Form einer Spende sein, aber es könnte auch bedeuten jemandem zu helfen eine Arbeit zu finden, sich für Gerechtigkeit einzusetzen, oder Zeit für einen guten Zweck zu geben. Jesus sagt daß Gott, unser Vater ist und dass er sieht was im Verborgenen geschieht und uns belohnen wird. Nochmal, das ist kein Geschäft mit Gott nach dem Motto: „Gott ich tue was gutes im Verborgenen und dann mußt du mich belohnen.“ Dann würdest du das ja wieder das Gute nur um deiner selbst Willen tun. Nein, weil Gott uns gute Gaben gegeben hat, weil Gott uns gesegnet hat, weil Gott uns die Augen für die Not in der Welt wo wir leben geöffnet hat, weil Gott uns barmherzig ist, darum können und wollen wir auch anderen helfen und Barmherzigkeit erweisen. Unser Lohn ist an erster Stelle, dass Gott unser Vater ist und das wir als seine Kinder in dieser Welt fromm und hilfsbereit leben dürfen. Daß wir die Gerechtigkeit die uns geschenkt wurde ausleben dürfen. Wilhelm Stählin sagte mal: „Die ‚linke Hand‘ die nicht wissen soll, was die rechte tut, ist ja die Hand auf der Seite des Herzens, die Hand der mütterlichen bergenden Liebe. Alles, was im tiefsten Sinn mit den Geheimnissen des Lebens und der Liebe zu tun hat, bedarf der Verborgenheit, und wehe uns, wenn das Verlangen nach Publizität jeden Raum der Verborgenheit durchforschen und damit zerstören will.“ Zusammenfassung Laut einer Geschichte im Chaplain’s Magazine sollte Charles Spurgeon und seine Frau sich geweigert haben die Eier die die Hühner gelegt haben, zu verschenken. Sogar enge Verwandtschaft wurde gesagt: „Wenn ihr sie haben wollt, müßt ihr dafür zahlen“. Das hatte zur Folge dass manche sie als geizig und gierig etikettierten. Sie akzeptierten die Kritik ohne um sich selbst zu rechtfertigen. Nach dem Tod von Frau Spurgeon, kamen die Einzelheiten ans Licht. Der Profit den sie mit dem Eierverkauf machten, diente dazu zwei Witwen finanziell zu unterstützen. Weil die Spurgeons unwillig waren die linke wissen zu lassen was die rechte tut, hatten sie diese Angriffe im Stillen ertragen. So wie Jesus in Matthäus 6:16 sagt: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke (nicht euch) sehen und euren Vater im Himmel preisen“. Gott sieht und kennt unser Herz im Verborgenen. Er kennt unsere Einstellung warum wir bereit sind zu spenden, oder zu helfen. Möge er uns helfen ihn als unseren Barmherzigen Vater zu trauen und selber diese Barmherzigkeit als seine Kinder auszuleben. Mögen wir lernen von Herzen zu geben weil wir uns auf dieses Verhältnis von Vater – Kind verlassen können. Mögen wir von uns selber wegschauen und hinschauen auf den Bedürftigen dem wir durch unseren Dienst zum Nächsten werden sollen und dadurch Gott die Ehre bringen. Amen. Pastor Reiner Focke 25/08/2013 EG: 437; 400:1-5; 412;1-3+7; 413;1-5