Klinische Psychologie therapeutische Grundlagen psychosozialer Fallarbeit Prof. Dr. Ralph Viehhauser Literatur: Klinische Psychologie/Psychotherapie Bastine, R. (1998). Klinische Psychologie. Bd1/Bd2. Stuttgart: Kohlhammer. Baumann, U. & Perrez, M. (Hrsg.). (1998). Lehrbuch Klinische Psychologie Psychotherapie. Bern: Verlag Hans Huber. Comer. R. J. (2001). Klinische Psychologie. Heidelberg: Spektrum-Verlag. Davison, G. C.; Neale J. C. & Hautzinger, M. (2002): Klinische Psychologie. Weinheim: PsychologieVerlags-Union. Grawe, K. (1998). Psychologische Therapie. Göttingen: Hogrefe. Hautzinger, M. & Linden, M. (Hrsg.). (2005). Verhaltenstherapiemanual. Berlin: Springer. Jungnitsch, G. (1999). Klinische Psychologie. Psychologie in der Sozialen Arbeit, Band 2. Stuttgart: Kohlhammer. Kanfer, F. H., Reinecker, H. & Schmelzer, D. (1996). Selbstmanagement-Therapie (2. Aufl.). Berlin: Springer. Kriz, J. (2001). Grundkonzepte der Psychotherapie. Eine Einführung. Weinheim: Beltz/PVU. Margraf, J. 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Klinische Sozialarbeit. In Soziale Arbeit im Gesundheitswesen (Bd. 7). UTB-Verlag. Klein, U. (2005). Klinische Sozialarbeit – die Kunst psychosozialen Helfens. Gießen: PsychosozialVerlag. Lützenkirchen, A. (2005). Soziale Arbeit im Gesundheitswesen: Zielgruppen, Praxisfelder, Institutionen. Stuttgart: Kohlhammer. Ortmann, K. & Waller, H. (2005). Gesundheitsbezogene Sozialarbeit: eine Erkundung der Praxisfelder. In H. G. Homfeldt, R. Merten & J. Schulze-Krüder, Grundlagen der Sozialen Arbeit (Bd. 13). Baltmannsweiler: Schneider-Verlag. Pauls, H. (2004). Klinische Sozialarbeit. Grundlagen und Methoden psycho-sozialer Behandlung. Weinheim: Juventa. Reinicke, P. (2003). Sozialarbeit als Aufgabe bei Gesundheit und Krankheit. Rückblick und Ausblick. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag. Senf, W. & Broda, M. (Hrsg.). (2005). Praxis der Psychotherapie. Ein integratives Lehrbuch (3. Aufl.). Stuttgart: Thieme. Sting, S. & Zurhorst, G. (Hrsg.). (2000). Gesundheit und Soziale Arbeit. Gesundheit und Gesundheitsförderung in den Praxisfeldern Sozialer Arbeit. Weinheim: Juventa. Einführung „Klinische Sozialarbeit“ Vorlesung „Klinische Psychologie – therapeutische Grundlagen psychosozialer Fallarbeit“ Prof. Dr. Ralph Viehhauser Kurzcharakteristik „Klinische Sozialarbeit“ Klinische Sozialarbeit (KlinSA) bedeutet: direkte Interaktion mit Klienten („direct practice“) konkretes fallbezogenes Handeln und Behandeln, Expertise für die soziale Dimension von Gesundheit und Krankheit. „Clinical Social Work“ in den USA In den USA ist die KlinSA sehr viel stärker vertreten als dies in Deutschland der Fall ist. Die „clinical social worker“ sind heute die größte Gruppe der Sozialarbeiter in den USA. Beachtlich ist, dass in den USA „Psychotherapie“ ganz selbstverständlich als Teilgebiet der clinical social work angesehen wird und hier integral zum eigenen Interventionsrepertoire gehört (in Deutschland ist ein solcher Standpunkt umstritten). Zitat von Hey (2000, S. 166) Nach jahrzehntelanger Ausgrenzung von Psychotherapie aus der Sozialen Arbeit einerseits und der Ausgrenzung der Profession Soziale Arbeit aus der Psychotherapie steht für eine Klinische Sozialarbeit in Deutschland die Integration psychotherapeutischer Konzepte auf dem Programm – einschließlich der fachlichen und berufspolitischen Aneignung der Psychotherapie als offizielles Tätigkeitsmerkmal. Dann steht vielleicht eines Tages neben der „ärztlichen“ und der „psychologischen“ die „sozialarbeiterische Psychotherapie“. Zitat 1 von Pauls (2004, S. 11, 12) Die grundsätzliche Gesundheitsperspektive aller Sozialarbeit darf nicht den Blick dafür verstellen, dass in der beruflichen Praxis zunehmend seelisch stark gefährdete, chronisch kranke und mehrfach belastete Menschen den Schwerpunkt des Klientels bilden und spezialisierte psychosoziale Behandlung benötigen. Definition von KlinSA (Pauls, 2004, S. 22) KlinSA ist eine Teildisziplin der SA: die sich mit psycho-sozialen Störungen und den sozialen Aspekten psychischer und somatischer Störungen/ Krankheiten und Behinderungen unter Berücksichtigung der Lebenslage der Betroffenen befasst. Gegenstand sind u.a. die Themen: psycho-soziale Diagnostik/Assesment, psychosoziale Beratung, Sozialtherapie, aufsuchende soziale Intervention, Betreuung, Case-Management, Prävention und Rehabilitation, gemeindenahe Versorgung. Theoretische Grundlagen KlinSA bio-psycho-soziales (und salutogenetisches) Verständnis von Gesundheit und Krankheit psychopathologische und somatopathologische Grundkenntnisse Klinisch-psychologische Grundlagen und Handlungskompetenzen KlinSA als dritte Säule der Behandlung neben Medizin und Psychologie; mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem „Sozialen“ (bzw. „Psychosozialen“); arbeitet zwischen den Expertensystemen und wird vor oder nach der Medizin/Psychologie tätig bzw. gleichzeitg im Rahmen einer engen multiprofessionellen Zusammenarbeit. Zielgruppen KlinSA sind insbesondere psychisch kranke Menschen, drogen- und alkoholabhängige Menschen, schwer beeinträchtigte Kinder und Jugendliche sowie deren Familien, Menschen mit familiären Problemen und in entwicklungs- und situationsbedingten Krisen chronisch körperlich Kranke und behinderte Menschen, traumatisierte Personen, dissoziale, gewalttätige und straffällige Menschen. Aufgabenfelder KlinSA (1) Soziale Arbeit übernimmt klinische Aufgaben, wenn und wo immer die methodische soziale bzw. psychosoziale Mitwirkung an der Fallarbeit bzw. Behandlung erforderlich ist, so etwa: an ambulanten Beratungseinrichtungen (z.B. Suchtberatung; SPDI, Erziehungsberatung, Partner-, Familien- und Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Sexualberatung) in der Kinder- und Jugendhilfe mit ihren Aufgaben an Schnittstellen zur Kinder- und Jugendpsychiatrie wie auch zu Schulen und Einrichtungen des Kinderschutzes im Bereich stationärer, teilstationärer und ambulanter psychiatrischer Versorgung; in Kern- und Vorfeldern der Psychiatrie in Kriseninterventionseinrichtungen und Einrichtungen zum Schutz gegen physische und sexuelle Gewalt Aufgabenfelder KlinSA (2) in der ambulanten und stationären Suchtbehandlung in stationären Soziotherapie in Fach-, Reha- und Akutkrankenhäusern mit jeweils unterschiedlicher Ausgestaltung der sozialen Dienste in komplementären Rehabilitationseinrichtungen in forensischen Einrichtungen des Maßregelvollzuges und der Resozialisierung in der gerontologischen Arbeit einschließlich Geriatrie und Gerontopsychiatrie in erziehungs- und schulischen Institutionen Die 3 wichtigsten Aufgabenfelder KlinSA KlinSA in der Sucht(kranken)hilfe KlinSA in der (Sozial-)psychiatrie KlinSA in der Kinder- und Jugendhilfe (-psychiatrie) Weitere Aufgabenfelder, in denen die SA einen deutlichen Gesundheitsbezug hat: SA in der (Krankheits-)Prävention SA in der Gesundheitsförderung SA in der Rehabilitation Ambulante Soziotherapie SA in der Behindertenarbeit Betriebliche Sozialarbeit Kliniksozialarbeit (SA in Krankenhäusern) SA im Öffentlichen Gesundheitswesen SA in Sozialen Diensten der Gesetzlichen Krankenversicherung Sozial(medizinische) Dienste der Sozialhilfeverwaltung Selbständige gesetzliche Betreuer Aufgabenfelder gesundheitsbezogener Sozialarbeit im Sozialwesen Gesundheitsarbeit in Kindergärten Gesundheitsarbeit in der Jugendhilfe Gesundheitliche Hilfen im Allgemeinen Sozialdienst Gesundheitsarbeit in Schulen Gesundheitsarbeit im Stadtteil Gesundheitsarbeit in der Wohnungslosenhilfe Plädoyer für KlinSA von der DGS Der Arbeitskreis für Soziale Gesundheit der DGS (Deutschen Gesellschaft für SA) sprach sich bereits vor einigen Jahren für die Etablierung einer KlinSA als Fachsozialarbeit aus. Die Vertreter des Arbeitskreises haben dazu ein Positionspapier veröffentlicht mit dem Titel „Plädoyer für die Klinische Sozialarbeit als Fachgebiet der Sozialen Arbeit“. Plädiert wird v.a. für eine Neupositionierung der SA. Als Expertin für das Soziale solle sich die SA in Anbetracht der neueren Entwicklungen (v.a. bezogen auf neue biopsychosoziale und salutogenetische Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit) selbstbewusst und nachhaltig für eine KlinSA engagieren. Zitat 1 aus dem Positionspapier der DGS: Während die Profession die psychosoziale Beratung zu Recht als ihre Kernkompetenz begreift, steht sie psychosozialen Interventionen oder der psychosozialen Behandlung gestörter oder kranker Menschen skeptisch gegenüber. Behandlung wird ausgegliedert und der medizinisch-klinischen Behandlung und den ihr nahe stehenden Professionen – insbesondere Klinischer Psychologie und Psychotherapie – zugeordnet. Eine die eigenen Interventions- und psychosozialen Behandlungsmöglichkeiten nicht ausschöpfende defensive Haltung ist für die Schwierigkeiten der sozialen Profession im Gesundheitswesen somit zumindest mitverantwortlich. Zitat 2 aus dem Positionspapier der DGS: KlinSA als „mindere Psychotherapie“ oder Psychotherapeutisierung zu denunzieren, hieße, die Bedeutung der sozialen Dimension in der Gesundheitsarbeit weiterhin zu verkennen und auf einen substanziellen Beitrag der SA zu verzichten. Die Ambivalenz der Auftraggeber zeigt sich darin, dass der SA einerseits schwierigste Klienten anvertraut werden – demoralisiert, therapieresistent, schwer erreichbar, am Rande der Gesellschaft lebend – mit denen keine andere Disziplin zurecht kommt, ihr aber andererseits die Mittel und Methoden vorenthalten werden, um auf die bestmögliche Weise mit diesen Menschen zu arbeiten. Das könnte auch zynisch genannt werden. Da im Wesentlichen der Sozialarbeit der Zugang zu den Deklassierten und ihre Befähigung und Motivierung aufgetragen ist, können Sozialarbeiter ihre Zuständigkeit und Mitverantwortung für das Wohl dieser Klienten auch nicht einfach an andere abgeben, sondern müssen die eigene Fachlichkeit ausbauen.