Geschichte der Ressourcennutzung 2

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Land- und Forstwirtschaft in den
römischen Provinzen an Rhein
und Donau
Zeitliche Einordnung 1
• 753 v. Chr. traditionelles Gründungsdatum Roms
• 387 v. Chr. Eroberung Roms durch Kelten
• 311- 308 v. Chr. Vordringen Roms nach
Mitteletrurien (Siedlungsgebiet der Etrusker in
Raum südlich Florenz)
• 58 – 51 v. Chr. Eroberung Galliens durch Caesar
• in diesem Zug Besetzung des westrheinischen
Gebiets (als Teil von Gallien)
Zeitliche Einordnung 2
• 55 v. Chr. erster Rheinübergang von Caesar
• 20/19 v. Chr. Bau der Fernstraße von Lyon über
Tier nach Köln
• 9 n. Chr. Niederlage des Varus in der Schlacht
im „Teutoburger Wald“
• 45 n. Chr. Besetzung des Raums südlich der
Donau
• Rhein-Donau-Grenze
• 50 n. Chr. Köln wird zur „Kolonie“ erhoben
Zeitliche Einordnung 3
• 81 – 85 n. Chr. Vorschieben der Grenze nach
Osten auf rechtsrheinisches Gebiet bis in die
Wetterau u. über den Schwarzwald hinweg
• um 85 n. Chr. Errichtung von Provinzen in den
westrheinischen Gebieten
• 98 n. Chr. Beginn des Ausbaus des Limes als
Befestigung über Land vom Rhein bis an die
Donau
– von Rheinbohl über Taunus, Wetterau, Odenwald,
Neckar, Schwäbische Alp nach Eining (Donau)
• 165 – 180 n. Chr. Markomannenkriege mit
Überfällen auf Gebiete südlich der Donau
Zeitliche Einordnung 4
• 233 n. Chr. Beginn größerer Germanenvorstöße
auf römisches Gebiet
• 259/260 n. Chr. Aufgabe des obergermanischrätischen Limes und Rückzug auf die Rhein-IllerDonau-Grenze (Flussgrenze)
• 378 n. Chr. entscheidende römische Niederlage
gegen die Westgoten bei Adrinaopel (Balkan)
• 410 n. Chr. Einnahme Roms durch die
Westgoten
Die Grenzen des Römische
Reich
Der Limes in Deutschland
Der Limes
• Sichtbare, definierte statische Grenze zum
Gebiet der Barbaren
– z. B. „Hadrian´s Wall“ in England
• Obergermanisch - Raetische Limes
– Staatsgrenze
– Zollkontrolle
– militärische Beobachtungs- und Abwehrlinie
• Heute: mit rd. 550 km größtes europäisches
Bodendenkmal
• UNESCO- Weltkulturerbe
Römische Provinzen auf
deutschem Gebiet
•
•
•
•
•
Germania inferior (Hauptstadt Köln)
Germania superior (Hauptstadt Mainz)
Gallia Belgica (Hauptstadt Reims, Tier)
Raetia (Hauptstadt Kempten, Augsburg)
Noricum (Hauptstadt Virunum, Wels)
Unterschiede in der Besiedlung der
ländlichen Räume in den Provinzen
• in Gallia Belica und Noricum:
Bevölkerungskontinuität
– Römische Mischbevölkerung
• in den übrigen Provinzen Ansiedlungen in
unterschiedlichem Umfang
– oft eine Generation nach der Okkupation
(Raetien)
Zentrale Aspekte des römischen
Herrschaft 1
• erstmals ein geordnetes Staatswesen
• Ausrichtung auf einen zentralen Punkt:
Rom
• stark auf „die Stadt“ ausgerichtet - als die
Rom entsprechende Siedlungsform
• als „Kulturvolk“ richtet sich die
Wahrnehmung zentral auf kultiviertes Land
– Gleichsetzung Natur u. Barbarei
Zentrale Aspekte des römischen
Herrschaft 2
• Steuer- und Abgabensystem
• starkes, geordnetes Militärwesen als
Machtgarant
• Entwicklung einer umfassenden
Marktwirtschaft, in der die Nachfrage die
Produktion steuerte
• auch Ausrichtung der Landwirtschaft auf
die Märkte der Städte
Zentrale Aspekte des römischen
Herrschaft 3
• andere Lebens- und Ernährungsweise
• „mediterran-städtische“ Ernährung aus:
– Mehlbrei
– Brot
– Wein
– Oliven
– Gemüse
– (weniger ?) Fleisch
Romanisierung 1
• Aneignung der römischen Lebensweise
und der Kultur der einheimischen
Bevölkerung in eroberten Regionen
• provinzialrömische Kultur eigner Prägung
durch die Verbindung mediterraner und
einheimischen Zügen
– Zusammenwirken keltischer/gallischer,
germanischer und italienischer
Zivilbevölkerung und von Militär
Romanisierung 2
• Kenzeichen der Romanisierung
– Römisch/lateinische Sprache u. Recht
– Toga
• Attraktivität des römischen Lebens
– Ruhe und Frieden
– Erwerbsmöglichkeiten
– städtischer Wohlstand
– Bildung
– „Lockungen des Lasters“
Landesausbau 1
• nach Zeitpunkt der Einbeziehung in das
römische Territorium regional unterschiedlich
– auf der Westseite des Rheins erste Blüte als der
Ausbau südlich Donau erst begann
• abhängig auch von der politisch-strategischen
Ausrichtung
– nach der Schlacht 9 n. Chr. Aufgabe der Absicht, das
römische Reich bis an die Elbe zu verschieben
• Intensivierung des Landesausbaus in den bestehenden
Grenzen
Landesausbau 2
• im Zuge des Landesausbaus auch
gezielte Siedlungspolitik
– Z. B. die Ansiedlung der Ubier und Suamber
(germanischer Stämme) an den
linksrheinischen Niederrhein 38/39 v. Chr.
• Übergang zum Steinbau
• Entwicklung einer römischen Agrarstruktur
(siehe unten) erst ab 10-20 n. Chr. im
Rheinland
Siedlungsstruktur im 2. Jahrhundert
1
• Systematisch angelegte Militärlager
(Kastelle) mit „zivilen“ Vorstädten
– Xanten, Neuss, Bonn, Mainz mit 15 000 – 20
000 Einwohnern
– später auch Regensburg
• zivile Großstädte
– Köln (25 000 – 40 000 Einwohner)
– Tier (10 000 – 15 000 Einwohner)
Siedlungsstruktur im 2. Jahrhundert
2
• Mittlere Siedlungen
– Frankfurt, Wiesbaden, Speyer, Worms,
Augsburg, Rottweil, Rottenburg
– Übergang zu kleinen Siedlungen ist fließend
• Kleinsiedlungen
– Einwohner: von wenigen Hundert zu einigen
Tausend
– Lage oft an Straßenreuzungen,
Flussübergängen, Zollstationen,
Gewerbestandorten
Verkehrsinfrastruktur 1
• Verbindung der römischen Gebiete an
Rhein und Donau mit übrigen
Reichsgebieten durch aufwendig gebaute
Fernstraßen
– Fernstraße Metz-Trier-Köln: via claudia
• Verbindung der Siedlungsorte ebenfalls
durch Straßen
• Brückenbau
Verkehrsinfrastruktur 2
• Flussschifffahrt von größer Bedeutung
– Militäranlagen, Siedlungen lagen bevorzugt
an Flüssen
– Bedeutung vor allem für Schwerlastverkehr
– Ladekapazität eines normalen Flussschiff: 70t
– auf Nebenflüssen Boote, die gestakt oder
getreidelt wurden
Klima- und Umweltbedingungen 1
• Klima der Römerzeit weicht nicht generell von
dem heutigen ab
• die ersten drei Jahrhunderte gelten als
klimatisch begünstigt
– mit einem Klimaoptimum von 130 v. Chr. bis 50 n.
Chr.
• günstige Klimaentwicklung
– Ausdehnung des Ackerbaus auf vordem unter
Staunässe leidenden Boden
– Begünstigung des Weinbaus
Klima- und Umweltbedingungen 2
• von 400 – 600 n. Chr. Klimadepression
– in Alpen Rückgang des Baumwachstums und
Ausdehnung von Gletschern
– in Niederlanden ab 170-220 n. Chr.
Ausdehnung der Moore: dadurch Einengung
des Lebensraumes
– ab 200 n. Chr. Einbau von Heizungen in
Landgüter
• Anstieg des Meeresspiegels
Zugang zur römischen
Agrarentwicklung
• anders als im Fall einer landwirtschaftlichen
Subsistenzwirtschaft sind Entwicklungen jeder
anderen Art der Landwirtschaft nicht isoliert
sondern nur als Teil der Entwicklung der
Gesamtgesellschaft zu verstehen
– das gilt auch für die Formen der Ressourcennutzung
• im Fall der römischen Marktwirtschaft müssen z.
B. Veränderungen der Nachfrage, Verkehrswege
oder Rechts mit betrachtet werden
Anstoß zur Intensivierung der
Agrarproduktion 1
• geht mit dem Einrücken von Militäreinheiten in
feste Lager einher
• jedem Legionär standen pro Tag 650 g Getreide
und dazu Schinkenspeck, Käse, Gemüse,
Sauerwein, Salz und Olivenöl zu
– für eine Legion von 6000 Mann werden jährlich
alleine 1500 Tonnen Getreide benötigt
– in der zweiten Hälfte des 3. Jahrh. Erhöhung der
täglichen Fleischportionen
• Versorgung des Militäreinheiten aus eigener
Produktion oder Ankauf
Anstoß zur Intensivierung der
Agrarproduktion 2
• Nachfrage führt zu einer Neuausrichtung
und Ausdehnung der Produktion
• Ankauf erhöht die Kaufkraft der
einheimischen Bevölkerung
• die gestiegene Kaufkraft schlägt sich in
Nachfragesteigerungen nach den um die
Militärlager und später in den Städten
produzierten oder angebotenen
Gewerbeprodukte nieder
Agrarstruktur in den römischen
Gebieten
• für die Struktur der Landwirtschaft sind die
unterschiedlichen Rechtsformen des
Bodens entscheidend
• diesen Formen entsprachen bestimmte
Eigentumsverhältnisse
Rechtsformen des Bodens 1
Militärisches Land
• Militär: entscheidend für Römisierung und
Schutz des Reiches. Sein Abzug leitete
auch das Ende der Römerzeit ein
• Große Militärlager bei Xanten, Mainz,
Köln (nur vorübergehen), Bonn u. a. O.
• im gesamten 1. Jahrhundert waren am
Rhein 8 Legionen = 40 000 bis 60 000
Soldaten stationiert
Rechtsformen des Bodens 2
• Militärland diente der Versorgung der Truppen
• alleiniger Rechtsträger und Eigentümer war das
Militär
• dort lebende Menschen hatten nur Wohnrecht
• Landbewirtschaftung erfolgte in allen Arten der
Verpachtung
• Umfang des Militärlandes ging im Zeitablauf
zurück
Rechtsformen des Bodens 3
Kaiserliches Eigentum
• Ländereien, die sich der Kaiser bei der
Eroberung der jeweiligen Provinzen
reservierte
• es handelte sich i. d. R. um dünn
besiedelte Gebiete, die noch kolonisiert
werden mussten oder solche mit
Bodenschätzen
• oft auch aus dem Besitz besiegter Könige
Rechtsformen des Bodens 4
• auf Einwanderung und Siedlung ausgelegt
• einzige Form der Bewirtschaftung: Pacht,
später auch Erbpacht
– Verpächter: kaiserliche Verwaltung
• auch kaiserliche Domänen (Großbetriebe)
• am Rhein zwei große Bezirke kaiserlichen
Landes
• Umfang des kaiserlichen Landes im
Zeitlauf rückläufig
Rechtsformen des Bodens 5
Städtische Territorien
• Hierarchie der Städte/ Wohnorte:
an der Spitze stand eine Kolonie
• Stellung: Quasi Tochter Roms
• eine Gemeinde römischer Bürger
• Köln: erste Kolonie auf dem Gebiet des
späteren Deutschlands
– mit besonderen Rechten
Rechtsformen des Bodens 6
• Köln: Colonia Claudia Ara Agrippinensium
(CCAA)
• gesamte Land um Köln wurde aus
Militärland herausgenommen (Abzug der
Legion)
– Durchmesser: ca. 50 km
• Sonderrolle Kölns: „italistisches Recht“:
Behandlung als ob Köln und sein Umland
in Italien liege (Grundsteuerfreiheit)
Rechtsformen des Bodens 7
• Erwerb vollen Eigentum war hier möglich
– ansonsten beanspruchte in allen andern
Gebieten der römische Staat das
Eigentumsrecht
– Personen, die keine Bürger Roms waren,
hatten nur Besitzrecht
• später weitere Colonia: Xanten und Trier
• andere Städte: muncia: Bürgergemeinden
mit Stadtrechten
Rechtsformen des Bodens 8
Stammesgemeinden
• größere Teil des Landes waren im Westen in
den vorhanden Stammesgliederungen
verblieben
• Schaffung besonderer römischer
Verwaltungseinheiten („civitas“)
• Staat beanspruchte das Eigentum und leitet
davon den Anspruch auf eine Grundsteuer ab
• Landgemeinden, wo vorhanden, blieben in ihren
traditionellen Formen weitgehend erhalten
Formen der landwirtschaftlichen
Betriebe 1
Villa rustica
• besondere, einheitliche Form römischer
Landwirtschaft
• Einzelbetriebe (vgl. „Aussiedlerhöfen“)
• Agrarbetrieb unterschiedlicher Größe
– in Hessen z. B. 60 – 100 ha
– Im Westen z. T. deutlich größer
• Wirtschaftsunternehmen
• ausgerichtet auf die Nachfrage in den Städten
Formen der landwirtschaftlichen
Betriebe 2
Villa rustica
• Bewirtschaftung:
– Italien vornehmlich durch Sklavenarbeit
– in den Rhein-Donauprovinzen
• oft als Familienbetriebe geführt
• größere Betriebe durch Pächter oder Lohnarbeiter
– Grundform der Anlage und der Architektur
immer gleich
Formen der landwirtschaftlichen
Betriebe 3
Bäuerliche Familienwirtschaften insbesondere in
Stammesgebieten
• wirtschafteten weitgehend nach traditionellen Mustern
• relativ geringe Ausrichtung auf die städtischen Märkte
Pächter des landwirtschaftlichen Bodens
in zwei Rechtsformen
• In der Kolonenwirtschaft: gleichberechtigte Partnerschaft
zwischen Pächter und Verpächter
• Kolonat: erblich an die Scholle gebundenen aber
persönlich freien Bauern mit sehr eingeschränkten
Rechten
Formen der landwirtschaftlichen
Betriebe 4
• Verbreitung der unterschiedlichen Formen
nicht bekannt
– Kolonenhöfe sollen größere Villa rustica oft
wie einen Kranz umgeben haben
– in unruhigen Phasen des 4. Jahrhunderts zur
Sicherstellung der Naturalabgaben an die
Streitkräfte starke Ausdehnung des Kolonats
Formen der landwirtschaftlichen
Betriebe 5
Kaiserliche Domänen
• auf Land des Kaisers
• i. d. R. größere Betriebe (über 125 ha)
Kulturlandschaft
• Zunehmende Besiedlung mit römischen
Gutsbetrieben
• Ausdehnung der Bewirtschaftung
• Intensivierung der Bewirtschaftung
= veränderten das Bild vieler Landschaften
grundsätzlich
Römische Agrarproduktion 1
Ergebnis:
• stellte die Versorgung einer deutlich
vergrößerten Bevölkerung mit einer bis
dato nicht gekannten Vielfalt an
Nahrungsmitteln sicher!
• für die Art der Agrarproduktion wird
erstmals die Nähe zu Absatzmärkten von
zentraler Bedeutung
Römische Agrarproduktion 2
Veränderung der Agrarproduktion:
Ackerbau
• Weitgehende Nutzung des vorhandenen
Kulturartensortiments
– Neu: Saatweizen (ertragreicherer Nacktweizen)
•
•
•
•
Verbesserung des Anbaus
Ausdehnung des Weizenanbaus (helles Mehl)
Ausdehnung des Ölpflanzenanbaus
Einführung des Weinbaus seit 2./3. Jahrhundert
Römische Agrarproduktion 3
hoch entwickelter Garten- und Obstbau
• Nachweise von mehr als 15 Kulturobstarten
• verbreiteter Anbau von Blatt- (Feld-, Grüner-)
Salat, Garten-Melde, Lauch, Kohl, Mangold,
Portulak
Knollen und Wurzelgemüse (Möhre, Rettich,
Zwiebel, Sellerie, Pastinak, Mangold-Rübe
(Runkelrübe),
• Fruchtgemüse (Gurken)
• z. T. in es mehreren Zuchtformen der Pflanzen
Römische Agrarproduktion 4
Tierproduktion
• Einführung neuer Tierarten: Esel, Maultier,
Taube, Katze
• deutliche Verbesserung einheimischer
Tierrassen (Rind, Pferd) durch
Einkreuzung
– Vergrößerung der Tiere
• Verbesserung der Wiesen
• Ausbau Geflügelproduktion
Römische Agrarproduktion 5
Agrartechnik
• Verbesserung des Pflugs
– Anbringen von Brettern um die Breite der
Furchen zu erhöhen
– „Wiedekette“ zur Verbindung von Pflug und
Radgestell
– Ochsen- oder Kuhanspannung
Römische Agrarproduktion 6
• Differenzierung und Verbesserung der
Geräte
– der Bodenbearbeitung: Hacke, Harke,
Sparten
– Erntegeräte: Sicheln, Sensen, Messer,
Rechen, Heugabel
– Mähmaschine („Ährenrupfmaschine“)
Römische Agrarproduktion 7
• Dreschsparren, Trage- und Worfelkörbe
• deutliche Verbesserung der Wein- und
Öelpressen
Entwicklung einer Almwirtschaft
• Salzkäse
Waldwirtschaft
• führes Abholzen der stadtnahen Wälder
• spezialisierte Formen der Waldwirtschaft in
bergigen Gebieten
Römische Agrarproduktion 8
Anbausystem
• Problem der Bodenerschöpfung war bekannt
und Abhilfen wurden auch in der römischen
Agrarliteratur diskutiert
• Nährstoffzufuhr:
– Lupinenanbau (Stickstoffanreicherung),
– Düngung mit Stalldung, Abbrennen der Stoppelfelder)
– Düngung mit Kalkstein und Kalkmergel
• trotzdem war nur jedes zweite Jahr auf einem
Feld Getreidebau möglich
Römische Agrarproduktion 9
Ausrichtung der technischen
Verbesserungen:
• auf Rationalisierung und Beschleunigung
der Agrarproduktion:
„Arbeitskraft sparende Geräte“
Römische Agrarproduktion 10
Orientierung der Agrarproduktion:
• am Gewinn bzw. Gewinnerwartung
– Produktion von solchen Agrargütern, die nach
den betrieblichen und den Marktbedingungen
den höchsten Gewinn versprachen
– auch im agrarökonomischen Schriftgut
propagiert : „römische Betriebswirtschaft“
Römische Agrarproduktion 11
• Entstehung einer landwirtschaftlichen
Fachliteratur
– Autoren: Cato, Varro, Columella, Palladius
– mit verantwortlich für die gleichförmigen
Bauweisen der römischen Gutshöfe
• Entwicklung der Landvermessung
– wichtig auch für Grundsteuernabgaben
Vermarktungs- und VerarbeitungsKette 1
Vom Produzenten zum Verbraucher:
Villa rustica
• an oder in der Nahe von Straßen angesiedelt
• Umfang von Hofflächen und Gebäuden ist
deutlich unterschiedlich und unterliegt einem
Wandel
– Wohn- bzw. Hauptgebäude in römischem Stil werden
durch Speicher, Stallungen, Scheuen, Dörren usw.
ergänzt
– z. T. auch Gewerbebetriebe auf dem Gelände
• auch spezialisierte Orte der Gewerbeproduktion
in ländlichen Gebieten
Vermarktungs- und VerarbeitungsKette 2
Belieferung der agrarischen Märkte
• direkt wenn die landwirtschaftlichen
Betriebe in Tagesentfernung liegen (ca. 25
km)
• indirekt über Zwischenhändler von weiter
entfernten kleinen ländlichen Märkten aus
• Tiere: lebend Vermarktung
Vermarktungs- und VerarbeitungsKette 3
Verarbeitung in den Städten
• Schlachthöfe für Vieh an den Rändern der
Städte
– um einen Viehtrieb durch und in den Städten
zu vermeiden
• Räucherkammern (Konservierung)
• Kühltruhen: im Boden versenkte hölzerne
Kästen zur längeren Konservierung von
Fleischprodukten (auch in Villa rustica)
Vermarktungs- und VerarbeitungsKette 4
• Handelshäuser und Lebensmittelmärkte
• Darröfen (für Entspelzen von
Spelzgetreidesorten)
• Wassermühlen (Teil vielfältiger
Wasserkraftanlangen)
• neuen Mühlenformen: (z. T. auch durch
Tiere angetriebene) Rotationsmühlen
Vermarktungs- und VerarbeitungsKette 5
•
•
•
•
Bäckereien mit Backöfen
Fleischereien
Tavernen mit Kochstellen
Wasserleitungen
Ernährung
• Ernährung in halbwegs ruhigen Normalzeiten
genügend und abwechselungsreich
– Angebot von Fleisch, Würsten u. a. „hervorragend“
• Weizenbrot: Symbol mediterraner Ernährung
• soziale Differenzierungen der Ernährung:
hochwertigere Fleischarten (teures Geflügel,
Jungschweine und auch Wild) überwiegen in
besseren Stadtquartieren gegenüber Rind
Das römische Reich: eine
dynamische Gesellschaft
Dem Untergang entgegen 1
Überfälle führen zur
• Entvölkerung ganzer Landstriche
• massiven Zerstörungen
• späteren Ansiedlung fremder
Völkerschaften
– z. B. in den Markomannen-Kriegen
Dem Untergang entgegen 2
• Rücknahme des Limes auf die neu
befestigen Flussgrenzen Rhein-IllerDonau 259/260 n. Chr.
– Aufgabe von „Südhessen“, „BadenWürttemberg“
– unter Druck der andrängenden germanischen
Völker
– aber kein vollständiger Abzug der
Bevölkerung
Dem Untergang entgegen 3
Den verstärkten Überfallen im 4. Jahrhundert
folgten:
• Landflucht (auch wegen Steuerdruck)
– Flucht in die noch sicheren Städte
• Befestigung von Städten
• Anlage von Höhensiedlungen
• Befestigung von Gutshöfen zu Kleinburgen
– Anlage von Gräben, Wälle, Türmen
• nur noch Bewirtschaftung von Land, dass aus
der Sicherheit der Festungen erreichbar war
Dem Untergang entgegen 4
• zur Sicherstellung der Versorgung der
Truppen (jährliche Naturalabgabe)
Übergang zur Bindung der Bauern an die
Scholle (Kolonat)
• mit zusammenbrechender
Wirtschaftsstruktur (Verkehrswege) auch
Wanderung aus der Städten auf das Land,
um sich durch Subsistenz-Landwirtschaft
selbst zu ernähren
Der Untergang
• mit der Vernichtung des Militärs oder seinem
Abzug bricht - wenn auch keineswegs
schlagartig - die gesamte romanische Kultur
zusammen
• starke Entvölkerung in den Städten
• z. T. noch deutlicher in Teilen des „flachen
Landes“
• derzeit wird in der Forschung die Diskontinuität
der ländlichen Entwicklung zur folgenden Zeit
herausgestellt
Charakterisierung des Untergangs
• Untergang der römischen Hochkultur infolge
– von Machtkämpfen
– innerem Wandel („Verfall“)
– äußerem Ansturm (Völkerwanderung)
• Sieger waren Völkerschaften auf einer sehr viel
niedrigeren Entwicklungsstufe („Barbaren“)
• erst viele hunderte Jahre später konnten in den
ehemaligen römischen Gebieten wieder ähnlich
hohe Entwicklungsstufen erreicht werden
Literatur 1
• Wolters, Reinhard (2004): Die Römer in
Germanien, 4. aktualisierte Auflage,
München
• Bender, Helmut (1997): Agrargeschichte
Deutschlands in der römischen Kaiserzeit
innerhalb der Grenzen des Imperium
Romanum. In: Lüning u. A.: Deutsche
Agrargeschichte: Vor- und Frühgeschichte,
Stuttgart, S. 263 - 374
Literatur 2
• Benecke, Norbert, u. a. (Hrsg.) (2003):
Frühgeschichte der Landwirtschaft in
Deutschland, Beiträge zur Ur- und
Frühgeschichte Mitteleuropas 14,
Langenweissbach
• Montanari, Massimo (1993): Der Hunger
und der Überfluss. Kulturgeschichte der
Ernährung in Europa. Reihe Europa
bauen, München
Literatur 3
• Herrmann, Klaus (1985): Pflügen, Säen,
Ernten. Landarbeit und Landtechnik in der
Geschichte, Deutsches Museum,
Kulturgeschichte der Naturwissenschaften
und der Technik, Reinbek
• Freden, U. v. u. Schnurbein, S. v. (Hg.)
(2003): Spuren der Jahrhunderte.
Archäologie und Geschichte in
Deutschland, Stuttgart
Literatur 4
• Schallmayer, Egon (2006): Der Limes.
Geschichte einer Grenze, München
• Baatz, D, Herrmann, F.-R. u. a. (2002): Die
Römer in Hessen, Hamburg
• Flach, Dieter (1990): Römische
Agrargeschichte. Handbuch der
Altertumswissenschaft, 3. Abt. 9. Teil,
München
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