Land- und Forstwirtschaft in den römischen Provinzen an Rhein und Donau Zeitliche Einordnung 1 • 753 v. Chr. traditionelles Gründungsdatum Roms • 387 v. Chr. Eroberung Roms durch Kelten • 311- 308 v. Chr. Vordringen Roms nach Mitteletrurien (Siedlungsgebiet der Etrusker in Raum südlich Florenz) • 58 – 51 v. Chr. Eroberung Galliens durch Caesar • in diesem Zug Besetzung des westrheinischen Gebiets (als Teil von Gallien) Zeitliche Einordnung 2 • 55 v. Chr. erster Rheinübergang von Caesar • 20/19 v. Chr. Bau der Fernstraße von Lyon über Tier nach Köln • 9 n. Chr. Niederlage des Varus in der Schlacht im „Teutoburger Wald“ • 45 n. Chr. Besetzung des Raums südlich der Donau • Rhein-Donau-Grenze • 50 n. Chr. Köln wird zur „Kolonie“ erhoben Zeitliche Einordnung 3 • 81 – 85 n. Chr. Vorschieben der Grenze nach Osten auf rechtsrheinisches Gebiet bis in die Wetterau u. über den Schwarzwald hinweg • um 85 n. Chr. Errichtung von Provinzen in den westrheinischen Gebieten • 98 n. Chr. Beginn des Ausbaus des Limes als Befestigung über Land vom Rhein bis an die Donau – von Rheinbohl über Taunus, Wetterau, Odenwald, Neckar, Schwäbische Alp nach Eining (Donau) • 165 – 180 n. Chr. Markomannenkriege mit Überfällen auf Gebiete südlich der Donau Zeitliche Einordnung 4 • 233 n. Chr. Beginn größerer Germanenvorstöße auf römisches Gebiet • 259/260 n. Chr. Aufgabe des obergermanischrätischen Limes und Rückzug auf die Rhein-IllerDonau-Grenze (Flussgrenze) • 378 n. Chr. entscheidende römische Niederlage gegen die Westgoten bei Adrinaopel (Balkan) • 410 n. Chr. Einnahme Roms durch die Westgoten Die Grenzen des Römische Reich Der Limes in Deutschland Der Limes • Sichtbare, definierte statische Grenze zum Gebiet der Barbaren – z. B. „Hadrian´s Wall“ in England • Obergermanisch - Raetische Limes – Staatsgrenze – Zollkontrolle – militärische Beobachtungs- und Abwehrlinie • Heute: mit rd. 550 km größtes europäisches Bodendenkmal • UNESCO- Weltkulturerbe Römische Provinzen auf deutschem Gebiet • • • • • Germania inferior (Hauptstadt Köln) Germania superior (Hauptstadt Mainz) Gallia Belgica (Hauptstadt Reims, Tier) Raetia (Hauptstadt Kempten, Augsburg) Noricum (Hauptstadt Virunum, Wels) Unterschiede in der Besiedlung der ländlichen Räume in den Provinzen • in Gallia Belica und Noricum: Bevölkerungskontinuität – Römische Mischbevölkerung • in den übrigen Provinzen Ansiedlungen in unterschiedlichem Umfang – oft eine Generation nach der Okkupation (Raetien) Zentrale Aspekte des römischen Herrschaft 1 • erstmals ein geordnetes Staatswesen • Ausrichtung auf einen zentralen Punkt: Rom • stark auf „die Stadt“ ausgerichtet - als die Rom entsprechende Siedlungsform • als „Kulturvolk“ richtet sich die Wahrnehmung zentral auf kultiviertes Land – Gleichsetzung Natur u. Barbarei Zentrale Aspekte des römischen Herrschaft 2 • Steuer- und Abgabensystem • starkes, geordnetes Militärwesen als Machtgarant • Entwicklung einer umfassenden Marktwirtschaft, in der die Nachfrage die Produktion steuerte • auch Ausrichtung der Landwirtschaft auf die Märkte der Städte Zentrale Aspekte des römischen Herrschaft 3 • andere Lebens- und Ernährungsweise • „mediterran-städtische“ Ernährung aus: – Mehlbrei – Brot – Wein – Oliven – Gemüse – (weniger ?) Fleisch Romanisierung 1 • Aneignung der römischen Lebensweise und der Kultur der einheimischen Bevölkerung in eroberten Regionen • provinzialrömische Kultur eigner Prägung durch die Verbindung mediterraner und einheimischen Zügen – Zusammenwirken keltischer/gallischer, germanischer und italienischer Zivilbevölkerung und von Militär Romanisierung 2 • Kenzeichen der Romanisierung – Römisch/lateinische Sprache u. Recht – Toga • Attraktivität des römischen Lebens – Ruhe und Frieden – Erwerbsmöglichkeiten – städtischer Wohlstand – Bildung – „Lockungen des Lasters“ Landesausbau 1 • nach Zeitpunkt der Einbeziehung in das römische Territorium regional unterschiedlich – auf der Westseite des Rheins erste Blüte als der Ausbau südlich Donau erst begann • abhängig auch von der politisch-strategischen Ausrichtung – nach der Schlacht 9 n. Chr. Aufgabe der Absicht, das römische Reich bis an die Elbe zu verschieben • Intensivierung des Landesausbaus in den bestehenden Grenzen Landesausbau 2 • im Zuge des Landesausbaus auch gezielte Siedlungspolitik – Z. B. die Ansiedlung der Ubier und Suamber (germanischer Stämme) an den linksrheinischen Niederrhein 38/39 v. Chr. • Übergang zum Steinbau • Entwicklung einer römischen Agrarstruktur (siehe unten) erst ab 10-20 n. Chr. im Rheinland Siedlungsstruktur im 2. Jahrhundert 1 • Systematisch angelegte Militärlager (Kastelle) mit „zivilen“ Vorstädten – Xanten, Neuss, Bonn, Mainz mit 15 000 – 20 000 Einwohnern – später auch Regensburg • zivile Großstädte – Köln (25 000 – 40 000 Einwohner) – Tier (10 000 – 15 000 Einwohner) Siedlungsstruktur im 2. Jahrhundert 2 • Mittlere Siedlungen – Frankfurt, Wiesbaden, Speyer, Worms, Augsburg, Rottweil, Rottenburg – Übergang zu kleinen Siedlungen ist fließend • Kleinsiedlungen – Einwohner: von wenigen Hundert zu einigen Tausend – Lage oft an Straßenreuzungen, Flussübergängen, Zollstationen, Gewerbestandorten Verkehrsinfrastruktur 1 • Verbindung der römischen Gebiete an Rhein und Donau mit übrigen Reichsgebieten durch aufwendig gebaute Fernstraßen – Fernstraße Metz-Trier-Köln: via claudia • Verbindung der Siedlungsorte ebenfalls durch Straßen • Brückenbau Verkehrsinfrastruktur 2 • Flussschifffahrt von größer Bedeutung – Militäranlagen, Siedlungen lagen bevorzugt an Flüssen – Bedeutung vor allem für Schwerlastverkehr – Ladekapazität eines normalen Flussschiff: 70t – auf Nebenflüssen Boote, die gestakt oder getreidelt wurden Klima- und Umweltbedingungen 1 • Klima der Römerzeit weicht nicht generell von dem heutigen ab • die ersten drei Jahrhunderte gelten als klimatisch begünstigt – mit einem Klimaoptimum von 130 v. Chr. bis 50 n. Chr. • günstige Klimaentwicklung – Ausdehnung des Ackerbaus auf vordem unter Staunässe leidenden Boden – Begünstigung des Weinbaus Klima- und Umweltbedingungen 2 • von 400 – 600 n. Chr. Klimadepression – in Alpen Rückgang des Baumwachstums und Ausdehnung von Gletschern – in Niederlanden ab 170-220 n. Chr. Ausdehnung der Moore: dadurch Einengung des Lebensraumes – ab 200 n. Chr. Einbau von Heizungen in Landgüter • Anstieg des Meeresspiegels Zugang zur römischen Agrarentwicklung • anders als im Fall einer landwirtschaftlichen Subsistenzwirtschaft sind Entwicklungen jeder anderen Art der Landwirtschaft nicht isoliert sondern nur als Teil der Entwicklung der Gesamtgesellschaft zu verstehen – das gilt auch für die Formen der Ressourcennutzung • im Fall der römischen Marktwirtschaft müssen z. B. Veränderungen der Nachfrage, Verkehrswege oder Rechts mit betrachtet werden Anstoß zur Intensivierung der Agrarproduktion 1 • geht mit dem Einrücken von Militäreinheiten in feste Lager einher • jedem Legionär standen pro Tag 650 g Getreide und dazu Schinkenspeck, Käse, Gemüse, Sauerwein, Salz und Olivenöl zu – für eine Legion von 6000 Mann werden jährlich alleine 1500 Tonnen Getreide benötigt – in der zweiten Hälfte des 3. Jahrh. Erhöhung der täglichen Fleischportionen • Versorgung des Militäreinheiten aus eigener Produktion oder Ankauf Anstoß zur Intensivierung der Agrarproduktion 2 • Nachfrage führt zu einer Neuausrichtung und Ausdehnung der Produktion • Ankauf erhöht die Kaufkraft der einheimischen Bevölkerung • die gestiegene Kaufkraft schlägt sich in Nachfragesteigerungen nach den um die Militärlager und später in den Städten produzierten oder angebotenen Gewerbeprodukte nieder Agrarstruktur in den römischen Gebieten • für die Struktur der Landwirtschaft sind die unterschiedlichen Rechtsformen des Bodens entscheidend • diesen Formen entsprachen bestimmte Eigentumsverhältnisse Rechtsformen des Bodens 1 Militärisches Land • Militär: entscheidend für Römisierung und Schutz des Reiches. Sein Abzug leitete auch das Ende der Römerzeit ein • Große Militärlager bei Xanten, Mainz, Köln (nur vorübergehen), Bonn u. a. O. • im gesamten 1. Jahrhundert waren am Rhein 8 Legionen = 40 000 bis 60 000 Soldaten stationiert Rechtsformen des Bodens 2 • Militärland diente der Versorgung der Truppen • alleiniger Rechtsträger und Eigentümer war das Militär • dort lebende Menschen hatten nur Wohnrecht • Landbewirtschaftung erfolgte in allen Arten der Verpachtung • Umfang des Militärlandes ging im Zeitablauf zurück Rechtsformen des Bodens 3 Kaiserliches Eigentum • Ländereien, die sich der Kaiser bei der Eroberung der jeweiligen Provinzen reservierte • es handelte sich i. d. R. um dünn besiedelte Gebiete, die noch kolonisiert werden mussten oder solche mit Bodenschätzen • oft auch aus dem Besitz besiegter Könige Rechtsformen des Bodens 4 • auf Einwanderung und Siedlung ausgelegt • einzige Form der Bewirtschaftung: Pacht, später auch Erbpacht – Verpächter: kaiserliche Verwaltung • auch kaiserliche Domänen (Großbetriebe) • am Rhein zwei große Bezirke kaiserlichen Landes • Umfang des kaiserlichen Landes im Zeitlauf rückläufig Rechtsformen des Bodens 5 Städtische Territorien • Hierarchie der Städte/ Wohnorte: an der Spitze stand eine Kolonie • Stellung: Quasi Tochter Roms • eine Gemeinde römischer Bürger • Köln: erste Kolonie auf dem Gebiet des späteren Deutschlands – mit besonderen Rechten Rechtsformen des Bodens 6 • Köln: Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) • gesamte Land um Köln wurde aus Militärland herausgenommen (Abzug der Legion) – Durchmesser: ca. 50 km • Sonderrolle Kölns: „italistisches Recht“: Behandlung als ob Köln und sein Umland in Italien liege (Grundsteuerfreiheit) Rechtsformen des Bodens 7 • Erwerb vollen Eigentum war hier möglich – ansonsten beanspruchte in allen andern Gebieten der römische Staat das Eigentumsrecht – Personen, die keine Bürger Roms waren, hatten nur Besitzrecht • später weitere Colonia: Xanten und Trier • andere Städte: muncia: Bürgergemeinden mit Stadtrechten Rechtsformen des Bodens 8 Stammesgemeinden • größere Teil des Landes waren im Westen in den vorhanden Stammesgliederungen verblieben • Schaffung besonderer römischer Verwaltungseinheiten („civitas“) • Staat beanspruchte das Eigentum und leitet davon den Anspruch auf eine Grundsteuer ab • Landgemeinden, wo vorhanden, blieben in ihren traditionellen Formen weitgehend erhalten Formen der landwirtschaftlichen Betriebe 1 Villa rustica • besondere, einheitliche Form römischer Landwirtschaft • Einzelbetriebe (vgl. „Aussiedlerhöfen“) • Agrarbetrieb unterschiedlicher Größe – in Hessen z. B. 60 – 100 ha – Im Westen z. T. deutlich größer • Wirtschaftsunternehmen • ausgerichtet auf die Nachfrage in den Städten Formen der landwirtschaftlichen Betriebe 2 Villa rustica • Bewirtschaftung: – Italien vornehmlich durch Sklavenarbeit – in den Rhein-Donauprovinzen • oft als Familienbetriebe geführt • größere Betriebe durch Pächter oder Lohnarbeiter – Grundform der Anlage und der Architektur immer gleich Formen der landwirtschaftlichen Betriebe 3 Bäuerliche Familienwirtschaften insbesondere in Stammesgebieten • wirtschafteten weitgehend nach traditionellen Mustern • relativ geringe Ausrichtung auf die städtischen Märkte Pächter des landwirtschaftlichen Bodens in zwei Rechtsformen • In der Kolonenwirtschaft: gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Pächter und Verpächter • Kolonat: erblich an die Scholle gebundenen aber persönlich freien Bauern mit sehr eingeschränkten Rechten Formen der landwirtschaftlichen Betriebe 4 • Verbreitung der unterschiedlichen Formen nicht bekannt – Kolonenhöfe sollen größere Villa rustica oft wie einen Kranz umgeben haben – in unruhigen Phasen des 4. Jahrhunderts zur Sicherstellung der Naturalabgaben an die Streitkräfte starke Ausdehnung des Kolonats Formen der landwirtschaftlichen Betriebe 5 Kaiserliche Domänen • auf Land des Kaisers • i. d. R. größere Betriebe (über 125 ha) Kulturlandschaft • Zunehmende Besiedlung mit römischen Gutsbetrieben • Ausdehnung der Bewirtschaftung • Intensivierung der Bewirtschaftung = veränderten das Bild vieler Landschaften grundsätzlich Römische Agrarproduktion 1 Ergebnis: • stellte die Versorgung einer deutlich vergrößerten Bevölkerung mit einer bis dato nicht gekannten Vielfalt an Nahrungsmitteln sicher! • für die Art der Agrarproduktion wird erstmals die Nähe zu Absatzmärkten von zentraler Bedeutung Römische Agrarproduktion 2 Veränderung der Agrarproduktion: Ackerbau • Weitgehende Nutzung des vorhandenen Kulturartensortiments – Neu: Saatweizen (ertragreicherer Nacktweizen) • • • • Verbesserung des Anbaus Ausdehnung des Weizenanbaus (helles Mehl) Ausdehnung des Ölpflanzenanbaus Einführung des Weinbaus seit 2./3. Jahrhundert Römische Agrarproduktion 3 hoch entwickelter Garten- und Obstbau • Nachweise von mehr als 15 Kulturobstarten • verbreiteter Anbau von Blatt- (Feld-, Grüner-) Salat, Garten-Melde, Lauch, Kohl, Mangold, Portulak Knollen und Wurzelgemüse (Möhre, Rettich, Zwiebel, Sellerie, Pastinak, Mangold-Rübe (Runkelrübe), • Fruchtgemüse (Gurken) • z. T. in es mehreren Zuchtformen der Pflanzen Römische Agrarproduktion 4 Tierproduktion • Einführung neuer Tierarten: Esel, Maultier, Taube, Katze • deutliche Verbesserung einheimischer Tierrassen (Rind, Pferd) durch Einkreuzung – Vergrößerung der Tiere • Verbesserung der Wiesen • Ausbau Geflügelproduktion Römische Agrarproduktion 5 Agrartechnik • Verbesserung des Pflugs – Anbringen von Brettern um die Breite der Furchen zu erhöhen – „Wiedekette“ zur Verbindung von Pflug und Radgestell – Ochsen- oder Kuhanspannung Römische Agrarproduktion 6 • Differenzierung und Verbesserung der Geräte – der Bodenbearbeitung: Hacke, Harke, Sparten – Erntegeräte: Sicheln, Sensen, Messer, Rechen, Heugabel – Mähmaschine („Ährenrupfmaschine“) Römische Agrarproduktion 7 • Dreschsparren, Trage- und Worfelkörbe • deutliche Verbesserung der Wein- und Öelpressen Entwicklung einer Almwirtschaft • Salzkäse Waldwirtschaft • führes Abholzen der stadtnahen Wälder • spezialisierte Formen der Waldwirtschaft in bergigen Gebieten Römische Agrarproduktion 8 Anbausystem • Problem der Bodenerschöpfung war bekannt und Abhilfen wurden auch in der römischen Agrarliteratur diskutiert • Nährstoffzufuhr: – Lupinenanbau (Stickstoffanreicherung), – Düngung mit Stalldung, Abbrennen der Stoppelfelder) – Düngung mit Kalkstein und Kalkmergel • trotzdem war nur jedes zweite Jahr auf einem Feld Getreidebau möglich Römische Agrarproduktion 9 Ausrichtung der technischen Verbesserungen: • auf Rationalisierung und Beschleunigung der Agrarproduktion: „Arbeitskraft sparende Geräte“ Römische Agrarproduktion 10 Orientierung der Agrarproduktion: • am Gewinn bzw. Gewinnerwartung – Produktion von solchen Agrargütern, die nach den betrieblichen und den Marktbedingungen den höchsten Gewinn versprachen – auch im agrarökonomischen Schriftgut propagiert : „römische Betriebswirtschaft“ Römische Agrarproduktion 11 • Entstehung einer landwirtschaftlichen Fachliteratur – Autoren: Cato, Varro, Columella, Palladius – mit verantwortlich für die gleichförmigen Bauweisen der römischen Gutshöfe • Entwicklung der Landvermessung – wichtig auch für Grundsteuernabgaben Vermarktungs- und VerarbeitungsKette 1 Vom Produzenten zum Verbraucher: Villa rustica • an oder in der Nahe von Straßen angesiedelt • Umfang von Hofflächen und Gebäuden ist deutlich unterschiedlich und unterliegt einem Wandel – Wohn- bzw. Hauptgebäude in römischem Stil werden durch Speicher, Stallungen, Scheuen, Dörren usw. ergänzt – z. T. auch Gewerbebetriebe auf dem Gelände • auch spezialisierte Orte der Gewerbeproduktion in ländlichen Gebieten Vermarktungs- und VerarbeitungsKette 2 Belieferung der agrarischen Märkte • direkt wenn die landwirtschaftlichen Betriebe in Tagesentfernung liegen (ca. 25 km) • indirekt über Zwischenhändler von weiter entfernten kleinen ländlichen Märkten aus • Tiere: lebend Vermarktung Vermarktungs- und VerarbeitungsKette 3 Verarbeitung in den Städten • Schlachthöfe für Vieh an den Rändern der Städte – um einen Viehtrieb durch und in den Städten zu vermeiden • Räucherkammern (Konservierung) • Kühltruhen: im Boden versenkte hölzerne Kästen zur längeren Konservierung von Fleischprodukten (auch in Villa rustica) Vermarktungs- und VerarbeitungsKette 4 • Handelshäuser und Lebensmittelmärkte • Darröfen (für Entspelzen von Spelzgetreidesorten) • Wassermühlen (Teil vielfältiger Wasserkraftanlangen) • neuen Mühlenformen: (z. T. auch durch Tiere angetriebene) Rotationsmühlen Vermarktungs- und VerarbeitungsKette 5 • • • • Bäckereien mit Backöfen Fleischereien Tavernen mit Kochstellen Wasserleitungen Ernährung • Ernährung in halbwegs ruhigen Normalzeiten genügend und abwechselungsreich – Angebot von Fleisch, Würsten u. a. „hervorragend“ • Weizenbrot: Symbol mediterraner Ernährung • soziale Differenzierungen der Ernährung: hochwertigere Fleischarten (teures Geflügel, Jungschweine und auch Wild) überwiegen in besseren Stadtquartieren gegenüber Rind Das römische Reich: eine dynamische Gesellschaft Dem Untergang entgegen 1 Überfälle führen zur • Entvölkerung ganzer Landstriche • massiven Zerstörungen • späteren Ansiedlung fremder Völkerschaften – z. B. in den Markomannen-Kriegen Dem Untergang entgegen 2 • Rücknahme des Limes auf die neu befestigen Flussgrenzen Rhein-IllerDonau 259/260 n. Chr. – Aufgabe von „Südhessen“, „BadenWürttemberg“ – unter Druck der andrängenden germanischen Völker – aber kein vollständiger Abzug der Bevölkerung Dem Untergang entgegen 3 Den verstärkten Überfallen im 4. Jahrhundert folgten: • Landflucht (auch wegen Steuerdruck) – Flucht in die noch sicheren Städte • Befestigung von Städten • Anlage von Höhensiedlungen • Befestigung von Gutshöfen zu Kleinburgen – Anlage von Gräben, Wälle, Türmen • nur noch Bewirtschaftung von Land, dass aus der Sicherheit der Festungen erreichbar war Dem Untergang entgegen 4 • zur Sicherstellung der Versorgung der Truppen (jährliche Naturalabgabe) Übergang zur Bindung der Bauern an die Scholle (Kolonat) • mit zusammenbrechender Wirtschaftsstruktur (Verkehrswege) auch Wanderung aus der Städten auf das Land, um sich durch Subsistenz-Landwirtschaft selbst zu ernähren Der Untergang • mit der Vernichtung des Militärs oder seinem Abzug bricht - wenn auch keineswegs schlagartig - die gesamte romanische Kultur zusammen • starke Entvölkerung in den Städten • z. T. noch deutlicher in Teilen des „flachen Landes“ • derzeit wird in der Forschung die Diskontinuität der ländlichen Entwicklung zur folgenden Zeit herausgestellt Charakterisierung des Untergangs • Untergang der römischen Hochkultur infolge – von Machtkämpfen – innerem Wandel („Verfall“) – äußerem Ansturm (Völkerwanderung) • Sieger waren Völkerschaften auf einer sehr viel niedrigeren Entwicklungsstufe („Barbaren“) • erst viele hunderte Jahre später konnten in den ehemaligen römischen Gebieten wieder ähnlich hohe Entwicklungsstufen erreicht werden Literatur 1 • Wolters, Reinhard (2004): Die Römer in Germanien, 4. aktualisierte Auflage, München • Bender, Helmut (1997): Agrargeschichte Deutschlands in der römischen Kaiserzeit innerhalb der Grenzen des Imperium Romanum. In: Lüning u. A.: Deutsche Agrargeschichte: Vor- und Frühgeschichte, Stuttgart, S. 263 - 374 Literatur 2 • Benecke, Norbert, u. a. (Hrsg.) (2003): Frühgeschichte der Landwirtschaft in Deutschland, Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 14, Langenweissbach • Montanari, Massimo (1993): Der Hunger und der Überfluss. Kulturgeschichte der Ernährung in Europa. Reihe Europa bauen, München Literatur 3 • Herrmann, Klaus (1985): Pflügen, Säen, Ernten. Landarbeit und Landtechnik in der Geschichte, Deutsches Museum, Kulturgeschichte der Naturwissenschaften und der Technik, Reinbek • Freden, U. v. u. Schnurbein, S. v. (Hg.) (2003): Spuren der Jahrhunderte. Archäologie und Geschichte in Deutschland, Stuttgart Literatur 4 • Schallmayer, Egon (2006): Der Limes. Geschichte einer Grenze, München • Baatz, D, Herrmann, F.-R. u. a. (2002): Die Römer in Hessen, Hamburg • Flach, Dieter (1990): Römische Agrargeschichte. Handbuch der Altertumswissenschaft, 3. Abt. 9. Teil, München