Exportlastiges Wachstum

Werbung
Kapitel 1
Einführung
Kapitel 5:
Das Standardmodell
des Außenhandels
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Foliensatz basierend auf
Internationale Wirtschaft, 6. Auflage
von Paul R. Krugman und Maurice Obstfeld
Folie 20050119-1
Einführung



Außenhandel entsteht durch komparative Kostenunterschiede
in der Autarkie
• Ricardo: Arbeitsproduktivitäten
• S-J: Ausstattung mit spezifischen Faktoren
• H-O: Unterschiedliche Faktorausstattung
Enge Zusammenhänge zwischen den Modellen (HO mit
linearer Technologie ist nah an Ricardo, SJ ist Spezialfall von
Faktorintensität).
Das Standardmodell ist ein allgemeines Handelsmodell, in das
diese Modelle als Sonderfälle eingeordnet werden können.
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-2
Relevante Relationen
Das Standardmodell des Handels basiert im
wesentlichen auf vier Beziehungen:
1. zwischen Transformationskurve und relativer
Angebotskurve,
2. zwischen relativen Preisen und relativer Nachfrage,
3. zwischen Terms of Trade und Wohlfahrt.
4. sowie die Bestimmung des Weltgleichgewichts durch
relatives Weltangebot und relative Weltnachfrage,
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-3
1. Transformationskurve und RS
Annahmen:
• Jedes Land produziert zwei Güter, Lebensmittel (F)
und Textilien (C);
• Transformationskurve ist monoton fallend.
Produktionsvektor auf Transformationskurve hängt vom
relativen Preis (Textilien in Lebensmitteln) PC/PF, ab
=> Isowertlinien
Ergebnis: RS (QC/QF) steigt mit RP (PC/PF)
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-4
1. Transformationskurve und RS
Abbildung 5.2: Anstieg des relativen Textilpreises und RS
Lebensmittelproduktion, QF
Q1
Q2
TT
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
VV1(PC/PF)1
VV2(PC/PF)2
Textilproduktion, QC
Folie 20050119-5
2. Relative Preise und Nachfrage
• Der Wert des Konsums einer Volkswirtschaft ist
gleich dem Wert der Produktion (Isowertlinie):
V = PCQC + PFQF = PCDC + PFDF
• Welchen Punkt auf der Isowertlinie die Handel
treibende Volkswirtschaft wählt, hängt von den
Präferenzen ihrer Verbraucher ab. Diese können
grafisch durch Indifferenzkurven dargestellt werden.
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-6
2. Relative Preise und Nachfrage
Indifferenzkurven
• Mengenkombinationen von Textilien (C) und
Lebensmitteln (F), deren Konsum die Individuen
jeweils gleichermaßen zufrieden stellt.
• Drei Eigenschaften:
– fallender Verlauf;
– weiter oben und außen => höheres Wohlfahrtsniveau.
– Jede Indifferenzkurve wird nach rechts hin flacher.
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-7
2. Relative Preise und Nachfrage
Abbildung 5.3: Produktion, Konsum und Handel im Standardmodell
Lebensmittelproduktion, QF
Indifferenzkurven
D
Lebensmittelimporte
Q
TT
Textilexport
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Textilproduktion, QC
Folie 20050119-8
2. Relative Preise und Nachfrage
Abbildung 5.4: Auswirkungen eines Anstiegs des relativen Textilpreises
Lebensmittelproduktion, QF
D2
D1
Q1
Q2
VV1(PC/PF)1
TT
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
VV2(PC/PF)2
Textilproduktion, QC
Folie 20050119-9
2. Relative Preise und Nachfrage
Wenn der Relativpreis des Exportguts PC/PF (durch exogenen
Schock) steigt, dann wandert der Konsumpunkt von D1 nach
D2 (UND der Produktionspunkt von Q1 nach Q2) => drei
Effekte:
• Substitutionseffekt (immer negativ: dDC<0, dDF>0)
• Einkommenseffekt (nicht immer eindeutig, i.a. dD<0)
• Produktionseffekt (vgl. „Ausstattungseinkommenseffekt“):
C ist Exportgut => Erhöhung der TOT => Wert des
Exportguts steigt, Exporteinnahmen steigen
=> Im Gesamteffekt ist es sogar möglich, daß der inländische
Konsum beider Güter zunimmt!
Ergebnis: „normale“ Reaktion auf dTOT > 0: DC/DF sinkt.
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-10
3. Die Wohlfahrtswirkungen
veränderter Terms of Trade
Terms of Trade (reales Tauschverhältnis)
Quotient aus dem Preis des Exportguts und dem Preis des
Importguts einer Volkswirtschaft.
Ergebnis: in einem Land, das C-Exporteur ist, gilt i.H. auf
exogene Preisschocks
• Wenn die Terms of Trade steigen, dann erhöht sich seine
Wohlfahrt.
• Wenn die TOT sinken und das Land C-Exporteur bleibt,
dann verringert sich seine Wohlfahrt.
• Wenn die TOT sinken und das Land dadurch C-Importeur
wird, dann KANN sich seine Wohlfahrt sogar erhöhen.
(siehe nächste Abbildung).
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-11
3. Die Wohlfahrtswirkungen
veränderter Terms of Trade
Abbildung 5.4 (modifiziert): TOT sinken, Land wird C-Importeur
Lebensmittelproduktion, QF
D1
Q2
D2
Q1
VV1(PC/PF)1
TT
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Textilproduktion, QC
Folie 20050119-12
4. Bestimmung der relativen Preise
Zwei Länder:
• Inland exportiert Textilien (Terms of Trade: PC/PF)
• Ausland exportiert Lebensmittel (PF/PC).
Bestimmung von PC/PF : Schnittpunkt der relativen Weltnachfrage
und des relativen Weltangebots für Textilien
• Relatives Weltangebot (RS) verläuft steigend, weil Anstieg von
PC/PF beide Länder veranlasst, mehr Textilien und weniger
Lebensmittel herzustellen.
• Relative Weltnachfragekurve (RD) verläuft fallenden, weil
Anstieg von PC/PF beide Länder veranlasst, den
Lebensmittelanteil ihres Konsums zu erhöhen.
• Außerdem: Schnittpunkt der Tauschkurven!
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-13
4. Bestimmung der relativen Preise
Abbildung 5.5: Relative Weltnachfrage und relatives Weltangebot
Relativer Textilpreis, PC/PF
RS
(PC/PF)1
1
RD
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Relative Textilmenge,
QC + Q*C
QF + Q*F
Folie 20050119-14
Vorläufiges Fazit
 Wir kennen Zusammenhang zwischen Änderungen


der TOT und RD, RS, Wohlfahrt;
und wissen, wie TOT endogen bestimmt werden.
Anwendungen: Wie wirken
• Wachstum (insbesondere verzerrtes Wachstum),
• internationale Einkommenstransfers,
• Zölle und Exportsubventionen
auf RS, RD, TOT und Wohlfahrt?
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-15
Wirtschaftswachstum und Wohlfahrt
Ist Wirtschaftswachstum in anderen Ländern gut oder schlecht für
Inland?
– nützlich, weil es unsere Exportmärkte vergrößert.
– aber: zusätzliche Konkurrenz für unsere Exportfirmen.
Ist Wachstum von größerem oder von geringerem Wert, wenn ein
Land eng Weltwirtschaft verflochten ist?
– größer, wenn ein Land einen Teil seiner gesteigerten
Produktion auf dem Weltmarkt absetzen kann.
– geringer, wenn die Vorteile des Wachstums nur dem
Ausland zugute kommen.
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-16
Wirtschaftswachstum und Wohlfahrt
 Wirtschaftliches Wachstum verschiebt die

Transformationskurve eines Landes nach außen.
verzerrtes Wachstum
• einseitige Verschiebung zugunsten eines Sektors
• zwei mögliche Gründe:
– technologischer Fortschritt in diesem Sektor
– gesteigertes Angebot eines (spezifischen, intensiv
genutzten) Produktionsfaktors.
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-17
Standardmodell einer Handel
treibenden Volkswirtschaft
Abbildung 5.6: Einseitiges (verzerrtes) Wachstum
Lebensmittelproduktion, QF
Lebensmittelproduktion, QF
TT1
TT2
Textilproduktion, QC
PD Dr. Roland Kirstein:
(a) textillastig
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
TT1
TT2
Textilproduktion, QC
(b) lebensmittellastig
Folie 20050119-18
Wachstum, RS und Terms of Trade
Exportlastiges Wachstum
• erweitert die Produktionsmöglichkeiten eines Landes
überproportional in Richtung seines Exportguts
• verschlechtert seine TOT zugunsten der übrigen Welt.
Importlastiges (importsubstituierendes) Wachstum
• erweitert die Produktionsmöglichkeiten eines Landes
überproportional in Richtung seines Importguts
• verbessert seine TOT auf Kosten der übrigen Welt.
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-19
Standardmodell einer Handel
treibenden Volkswirtschaft
Abbildung 5.7: Wachstum und relatives Angebot
Relativer Textilpreis, PC/PF
Relativer Textilpreis, PC/PF
RS1
RS2
RS1
RS2
(PC/PF)1
1
(PC/PF)2
2
(PC/PF)2
2
1
(PC/PF)1
RD
RD
(a) textillastig
Relative Textilmenge, QC + Q*C
QF + Q*F
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Relative Textilmenge, QC + Q*C
Q F + Q *F
(b) lebensmittellastig
Folie 20050119-20
Internationales Wachstum
Exportlastiges Wachstum in der übrigen Welt verbessert unsere
Terms of Trade, importlastiges Wachstum im Ausland
verschlechtert unsere Terms of Trade.
Verelendungswachstum (immiserizing growth)
• Exportlastiges Wachstum kann die Terms of Trade armer
Länder so verschlechtern, daß es ihnen schlechter geht als
ohne Wachstum.
• Extreme Voraussetzung: stark exportlastiges Wachstum in
Verbindung mit äußerst unelastischen RS und RD.
• Verelendungswachstum ist eher eine theoretische
Überlegung als ein reales Problem.
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-21
Internationale Einkommenstransfers: Verschiebung
der relativen Nachfragekurve
 Transfereffekte auf die Terms of Trade
• Wenn beide Länder ihre Ausgaben in den gleichen
Proportionen verändern, bleiben die Terms of Trade
unverändert (Ohlins Argument):
– Die relative Nachfragekurve verschiebt sich nicht, und
die Terms of Trade bleiben unberührt.
• Wenn beide Länder ihre Ausgaben nicht in den
gleichen Proportionen verändern, stellt sich ein
anderes Resultat ein (Keynes’ Argument):
– Die relative Nachfragekurve verschiebt sich, und die
Terms of Trade werden verändert.
– Die Richtung dieses Effekts hängt von den Unterschieden im
Ausgabenverhalten zwischen Inland und Ausland ab.
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-22
Internationale Einkommenstransfers:
Verschiebung der relativen Nachfragekurve
Abbildung 5.8: Transfereffekte auf die Terms of Trade
Relativer Textilpreis, PC/PF
RS
1
(PC/PF)1
(PC/PF)2
2
RD1
RD2
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Relative Textilmenge, QC + Q*C
QF + Q*F
Folie 20050119-23
Auswirkungen von Transferleistungen
auf die Terms of Trade
Ein Transfer verschlechtert die Terms of Trade des Gebers,
wenn der Geber eine höhere marginale Ausgabenneigung
für sein Exportgut hat als der Empfänger.
Aber: In der Praxis geben die meisten Länder einen höheren
Anteil ihres Einkommens als die Bürger anderer Staaten für
einheimische Produkte aus (v.a. wegen Handelsbarrieren).
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-24
Zölle und Exportsubventionen: gleichzeitige
Verschiebungen von RS and RD


Importzölle und Exportsubventionen beeinflussen sowohl
das relative Angebot als auch die relative Nachfrage.
Auswirkungen eines Zolls auf relatives Angebot und relative
Nachfrage
• Zölle treiben einen Keil zwischen die Preise, zu denen
Güter auf dem Weltmarkt gehandelt werden (Außenpreise,
externe Preise), und den Preisen, zu denen sie im Innern
eines Landes gehandelt werden (Binnenpreise, interne
Preise).
• Die Terms of Trade bemessen sich nach den Außen–, nicht
nach den Binnenpreisen.
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-25
Zölle und Exportsubventionen: gleichzeitige
Verschiebungen von RS and RD
Abbildung 5.9: Wirkung eines Zolls auf die Terms of Trade
Relativer Textilpreis, PC/PF
RS2
RS1
(PC/PF)2
2
1
(PC/PF)1
RD2
RD1
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Relative Textilmenge, QC + Q*C
QF + Q*F
Folie 20050119-26
Effekte von Zöllen und Exportsubventionen
Zölle vermindern zwar die inländische Wohlfahrt, aber ein großes
Land kann seine TOT verbessern => Wohlfahrtsgewinn.
Exportsubventionen haben entgegengesetzte Auswirkungen auf die
Terms of Trade!
Beispiel: Inland gewährt eine Exportsubvention in Höhe von 20%
des Werts aller exportierten Textilien:
• Binnen-Relativpreis von Textilien steigt um 20%.
• Produzenten im Inland stellen mehr Textilien/weniger
Lebensmittel her.
• Exportsubvention von Inland verschlechtert seine Terms of
Trade => verbessert die Terms of Trade von Ausland.
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-27
Zölle und Exportsubventionen: gleichzeitige
Verschiebungen von RS and RD
Abbildung 5.10: Effekte einer Subvention auf die Terms of Trade
Relativer Textilpreis, PC/PF
RS1
RS2
1
(PC/PF)1
(PC/PF)2
2
RD1
RD2
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Relative Textilmenge, QC + Q*C
QF + Q*F
Folie 20050119-28
Zölle und Exportsubventionen: gleichzeitige
Verschiebungen von RS and RD

Implikationen veränderter Terms of Trade: Gewinner und
Verlierer
• Die internationale Einkommensverteilung
– Wenn Inland (ein großes Land) einen Zoll erhebt, steigert es seine
Wohlfahrt, sofern der Zoll nicht zu hoch ist. Ausland dagegen
verzeichnet Wohlfahrtsverluste.
– Wenn Inland eine Exportsubvention gewährt, sinkt seine Wohlfahrt,
während diejenige Auslands wächst.
• Die Einkommensverteilung innerhalb der beteiligten Länder
– Ein Zoll (eine Subvention) hebt unmittelbar den relativen
Binnenpreis des importierten (exportierten) Guts.
– Zölle und Exportsubventionen können sich in unsinniger Weise auf
die Binnenpreise auswirken (das Metzler-Paradoxon).
PD Dr. Roland Kirstein:
Internationale Wirtschaft 1, WS 2004/05
Folie 20050119-29
Herunterladen