Die Nobelpreise 2006 - in Chemie - in Physiologie Der Stifter des Nobelpreises Der Nobelpreis wurde von dem schwedischen Industriellen Alfred Nobel (1833 – 1896) gestiftet. Er ist weltbekannt als Erfinder des Dynamits (Mischung aus Nitroglyzerin mit Kieselgur im Verhältnis 3:1). In seinem Testament legte er fest, dass mit seinem Vermögen eine Stiftung gegründet werden sollte, deren Zinsen „als Preise denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“. Das Geld sollte zu fünf gleichen Teilen auf die Fachgebiete Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin, Literatur und für Friedensbemühungen verteilt werden. Das Preisgeld je Fachgebiet beträgt zurzeit 10 Millionen Schwedische Kronen, das sind ca. 1,1 Millionen Euro. Die Nobel-Stiftung wurde am 29. Juni 1900, vier Jahre nach dem Tod Alfred Nobels, gegründet, die ersten Preise wurden dann 1901 verliehen. Die Preisverleihung findet traditionell an Alfred Nobels Todestag am 10. Dezember statt. Seit 1969 wird auch ein Preis für Wirtschaftswissenschaften verliehen, der von der schwedischen Reichsbank, in Erinnerung an Alfred Nobel, gestiftet wurde. Wissenschaftliche Hintergrundinformation Die Synthese der Proteine in der Zelle Jeder Zellkern enthält DNA als Träger der genetischen Information Diese kann (der Größe wegen) den Zellkern nicht verlassen Problem: Die Information muss zum Ort der Synthese der Proteine, den Ribosomen, die im Zellplasma (also außerhalb des Zellkerns) liegen. Daher wird im Zellkern die Information der DNA teilweise nach Bedarf in eine (kürzere) RNA umgeschrieben (transkribiert), die dann den Zellkern durch die Zellkernporen verlassen kann. Diese RNA bindet an die Ribosomen, die dann auf Grundlage der Information in der RNA ein Protein aus Aminosäuren synthetisieren (aufbauen). Ein Protein besteht aus einer Kette von bis zu 1000 Aminosäuren. In der Natur gibt es nur 20 verschiedene Aminosäuren. The Nobel Prize 2006 in Chemistry: Roger Kornberg (USA) Roger Kornberg ist alleiniger Preisträger "für seine Arbeiten zur den molekularen Grundlagen der Gentranskription zu Proteinen in eukaryotischen Zellen" Ausgezeichnet wird der 59-jährige Roger Kornberg von der Stanford-Universität (Kalifornien, USA) für seine Arbeit an einem der wichtigsten Prozesse in lebenden Zellen, der Transkription. Damit eine Zelle die genetische Informationen ihrer Gene nutzen kann, muss zunächst eine RNA als Kopie der DNA erstellt werden. Dieser Vorgang wird Transkription genannt. Die Kopie wird dann zu den Ribosomen der Zelle gebracht, wo die Information zum Aufbau von Proteinen verwendet wird. Alle Lebewesen benötigen diesen Mechanismus. Wird er unterbrochen - zum Beispiel durch das Gift des Knollenblätterpilzes - tritt innerhalb von wenigen Tagen der Tod ein. Kornberg klärte als erster den genauen Ablauf der Transkription auf molekularer Ebene auf. Die Verleihung des Preises ist für den Biochemiker Roger Kornberg allerdings keine vollständig neue Erfahrung : Er nahm bereits 1959 als Zwölfjähriger an der Zeremonie teil, als seinem Vater Arthur Kornberg der Nobelpreis für Medizin für die Aufklärung der Synthese der Nukleinsäuren DNA und RNA verliehen wurde. The Nobel Prize 2006 in Physiology: Craig Mello (USA) und Andrew Fire (USA) for their discovery of RNA interference - gene silencing by double-stranded RNA“ („Das Schweigen der Gene“) Der Nobelpreis für Physiologie geht in diesem Jahr zu gleichen Teilen an die beiden US-Amerikaner, den 45jährigen Craig Mello von der Harvard-Universität in Boston (Massachusetts) und seinen knapp zwei Jahre älteren Kollegen Andrew Fire vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (Stadtteil von Boston) für die Entdeckung der RNA-Interferenz, dem Stilllegen von Genen durch (doppelsträngige) RNA. Ausgezeichnet werden die beiden Genetiker für ihre Entdeckung der RNA-Interferenz (RNAi), einem natürlichen Regelmechanismus, mit dem Organismen von der Pflanze über Würmer bis hin zum Säugetier Gene gezielt abschalten können. Dabei fängt ein doppelsträngiges RNA-Molekül in Zusammenarbeit mit verschiedenen Proteinen die Transkripte (RNA-Stücke) ab, die den Ribosomen der Zelle normalerweise als Vorlage für die Produktion von Proteinen dienen und zerstört sie. Auf diese Weise wehren Zellen nicht nur die eindringende RNA von Viren ab, sondern sie halten auch ihr Erbgut stabil und regulieren die Aktivität von Genen, die nicht ständig benötigt werden. Neben dem besseren Verständnis der Vorgänge in der Zelle eröffne die Entdeckung auch völlig neue Möglichkeiten in der Biotechnologie, kommentiert das Nobelkomitee seine Entscheidung.