Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung 1. Grundlegende Bestimmungsfaktoren der Praxis der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Die AdressatInnen Die SozialpädagogIn und ihre Persönlichkeit Konzepte-Methoden-Techniken (didaktisch-methodische Vorüberlegungen) Die Träger der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien als Einfallstor für rechtliche und bürokratische Bestimmungen Allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung 2. Grundformen des Handelns in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien – – – Die Möglichkeiten, Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien konkret zu gestalten Probleme der Abgrenzung zu Nachbarprofessionen Management als neue Handlungsform in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung 3. Die Institutionalisierung der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung 4. Konzepte des Handelns in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Systemisches Handeln in der Einzelfallhilfe (Das psychosoziale Konzept von Florence Hollis) Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien als moderne Dienstleistung (Das Case Management) Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung 5. Die Praxis der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien am Beispiel des „Falles Huber“ – – – Problemdefinition und Zielformulierung Anamnese – Befund – Diagnose/ Assessment Intervention auf der Grundlage der unterschiedlichen sozialarbeiterischen Konzepte Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Der Begriff der Arbeitsform kann synonym gesetzt werden zum Begriff = das je konkrete Handeln einer SozialarbeiterIn 6 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Konkret gestaltet sich die Praxis der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien (wie jede Praxis) durch verschiedene Faktoren aus: durch die AdressatInnen sozialer Arbeit (z.B. Kinder, Jugendliche, alte Menschen ..... und besonders deren Lebenslagen); 7 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Ausführungen zu den Arbeitsformen der Sozialen Arbeit sollen an den Alltag der SozialarbeiterInnen heranführen. Der Alltag der meisten BerufskollegInnen spielt sich im Bereich der Arbeit mit Einzelnen und Familien ab. 8 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Arbeit mit Einzelnen bezeichnet die Berufsvollzüge der SozialarbeiterInnen im Umgang mit einzelnen Menschen, mit einzelnen KlientInnen. 9 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen nicht unbedingt Arbeit mit einzelnen Personen vielmehr Arbeit auf Einzelfälle ausgerichtet immer auch ein soziales Umfeld miteinbezogen Systemisches Denken in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen ist ein grundlegendes 10 Paradigma. Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Soziale Arbeit mit Einzelnen darf zusammen mit der Sozialen Arbeit mit Familien behandelt werden systemische Betrachtungsweise stellt meistens einen Fokus auf die Familie dar Dies geschieht auch dann, wenn ein einzelner Klient überhaupt keine Beziehung zu seiner oder einer Familie hat. Familie11 wird dann zu einer negativen Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Konkret gestaltet sich die Praxis der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien (wie jede Praxis) durch verschiedene Faktoren aus: durch die Persönlichkeit der SozialarbeiterIn und vor allem deren Möglichkeiten, ihre Betroffenheiten zu bearbeiten; 12 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Es gibt keine neutrale Soziale Arbeit! Dort, wo die Biographie der SozialarbeiterIn sich mit den Lebenslagen der KlientInnen kreuzt, entstehen Betroffenheiten. „Spuren in die Biographie der SozialarbeiterIn“ (Geißler/ Hege) 13 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Diese können nicht vermieden werden! 14 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Diese können nicht vermieden werden! Sie müssen aber bearbeitet werden, da sonst die KlientInnen zum Objekt der Befindlichkeiten der SozialarbeiterIn werden. 15 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Die Persönlichkeit der SozialarbeiterIn ist auch deshalb so wichtig, da immer auch das Persönlichkeitskonzept der SozialarbeiterIn in die Arbeit mit eingebracht wird! Große Bedeutsamkeit für die Auswahl der Praxiskonzepte! Normen und Werte, die dem Persönlichkeitskonzept zugrunde liegen, fließen so in die Praxis ein. 16 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Konkret gestaltet sich die Praxis der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien (wie jede Praxis) durch verschiedene Faktoren aus: durch ein das Handeln der SozialarbeiterIn bestimmendes Konzept (oder konzeptionelle Überlegungen); 17 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen durch ein das Handeln der SozialarbeiterIn bestimmendes Konzept (oder konzeptionelle Überlegungen); Unter Konzept verstehen wir den sinnhaften Zusammenhang zwischen den dem Handeln zu Grunde liegenden Normen und Werten, den daraus resultierenden Zielen, sowie darauf gründend dem methodischen, also planvollen Handeln und schließlich den damit korrespondierenden Techniken bzw. Verfahrensweisen (vergl. Geißler/ Hege) 18 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Konzepte werden also bestimmt durch die dem Konzept der Sozialen Arbeit zugrunde liegenden Normen und Werte und die daraus resultierenden Ziele; durch die zu den konzeptionellen Überlegungen gehörenden methodischen Grundlagen (Planung des sozialarbeiterischen Prozesses); durch die das Konzept und die damit verbundenen Methoden ausgestaltenden Verfahren und Techniken; Konzept 19 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Konzepte werden also bestimmt durch die dem Konzept der Sozialen Arbeit zugrunde liegenden Normen und Werte und die daraus resultierenden Ziele; Normative Grundlagen: Ziele durch die zu den konzeptionellen Überlegungen gehörenden methodischen Grundlagen (Planung des sozialarbeiterischen Prozesses); durch die das Konzept und die damit verbundenen Methoden ausgestaltenden Verfahren und Techniken; Konzept 20 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Konzepte werden also bestimmt durch die dem Konzept der Sozialen Arbeit zugrunde liegenden Normen und Werte und die daraus resultierenden Ziele; durch die zu den konzeptionellen Überlegungen gehörenden methodischen Grundlagen (Planung des sozialarbeiterischen Prozesses); Normative Grundlagen: Ziele Methoden: Planungsebene durch die das Konzept und die damit verbundenen Methoden ausgestaltenden Verfahren und Techniken; Konzept 21 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Konzepte werden also bestimmt durch die dem Konzept der Sozialen Arbeit zugrunde liegenden Normen und Werte und die daraus resultierenden Ziele; durch die zu den konzeptionellen Überlegungen gehörenden methodischen Grundlagen (Planung des sozialarbeiterischen Prozesses); Normative Grundlagen: Ziele Methoden: Planungsebene Techniken durch die das Konzept und die damit verbundenen Methoden ausgestaltenden Verfahren und Techniken; Konzept 22 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen durch allgemein normativ-ethische, rechtliche und gesellschaftlich-politische Vorgaben und Entwicklungen; durch institutionelle, administrative und bürokratische Voraussetzungen (Sozialarbeit als Arbeit in Institutionen). 23 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns Grundlegende Handlungsformen der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien sind in der Regel keine originären sozialarbeiterischen Handlungsformen, sondern aus dem Alltagshandeln und dem Handeln von Nachbarprofessionen entliehene. Sozialarbeit allgemein ist in der paradoxen Lage, aus diesen entliehenen Handlungselementen die eigene Praxis konstituieren, der eigenen Identität wegen gleichzeitig aber eine Abgrenzung gegenüber diesen Bereichen vornehmen zu müssen. 24 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/ Grundformen des Handelns Die zu diesen Handlungsformen gehörenden Methoden und Techniken werden unter sozialpädagogischer Perspektive angewendet (eingebettet in ein sozialpädagogisches Konzept) und werden so zu Methoden und Techniken der Sozialen Arbeit. 25 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns Grundformen des Handelns in der sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien immer wieder kehrende Anordnungen von Methoden und Techniken von SozialarbeiterInnen in der Praxis der Sozialen Arbeit etwas höherer Abstraktionsgrad als bei Methoden und Techniken 26 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns Grundformen des Handelns in der sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Beratung 27 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns als Grundform des Handelns in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Beratung im Sinne von Informationsvermittlung Beratung im Sinne von Therapie 28 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns als Grundform des Handelns in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Beratung im Sinne von Informationsvermittlung Beratung im Sinne von Therapie Therapie im Sinne von Beratung 29 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns Grundformen des Handelns in der sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Beratung Therapie 30 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns als Grundform des Handelns in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Beratung im Sinne von Therapie Therapie im Sinne von Beratung Therapie 31 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns als Grundform des Handelns in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Therapie im Sinne von Beratung Therapie 32 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns Grundformen des Handelns in der sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Beratung Betreuung Therapie 33 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns als Grundform des Handelns in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Beratung im Sinne von Informationsvermittlung Betreuung als Assistenz Betreuung als „Bevormundung“ 34 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns als Grundform des Handelns in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Betreuung als Assistenz Betreuung als „Bevormundung“ 35 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns Grundformen des Handelns in der sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Betreuung Beratung Therapie Seelsorge“ „ 36 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns als Grundform des Handelns in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Arbeit im Bereich der Sinnfragen können nicht mit Beratung, Therapie etc. gelöst werden 37 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns Grundformen des Handelns in der sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Betreuung Beratung Therapie Seelsorge“ „ Verwaltung 38 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns als Grundform des Handelns in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Gute Verwaltungsarbeit (Aktenführung etc.) sorgt für Transparenz 39 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns Doppelte Wichtigkeit: Schutz der KlientInnen vor Willkür Schutz der SozialarbeiterIn vor Missverständnissen qualitätssteigernde Wirkung 40 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns Grundformen des Handelns in der sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Betreuung Beratung Therapie Verwaltung Seelsorge“ „ Management 41 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns Grundformen des Handelns in der sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Betreuung Beratung Therapie Seelsorge“ „ Management Verwaltung als neue Qualität in der Sozialen Arbeit 42 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Didaktisch-methodische Vorüberlegungen/Grundformen des Handelns Exkurs: als Grundform des Handelns in der Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien: Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit 43 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit DieGrundformen des sozialarbeiterischen Handeln (mit Ausnahme des Verwaltungshandelns) sind orientiert an den Betroffenen selbst und favorisieren den persönlichen Umgang mit den Betroffenen. ..... sind direkt und fordern ein sich Einlassen der SozialarbeiterIn auf die KlientInnen. 44 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit Diese Handlungsformen sehen das sozialarbeiterische Geschehen als Psychologisierung Begriffe wie, bedeutende Rolle. und haben 45 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit Wortgeschichtliche Herkunft des Begriffes Management: „Der moderne Ausdruck ist in Europa zuerst in Italien gebraucht worden. ‚Maneggiare’ sagte man in der Renaissance, wenn wilde Pferde einzureiten und dabei zu zügeln waren. Englisch ‚managen’ meint seither: etwas im Griff haben und geschickt fertig bringen; ‚die Sache deichseln’. Das englische Verb hat aber auch eine französische Wurzel: ..... Franz. ‚ménager’ heißt einen Haushalt führen, haushalten, etwas mit Sorgfalt gebrauchen. In diesem Sinne wurde Management zum Synonym für Betriebsführung“ (Wendt 1997). Wurzel auch in der lateinischen Sprache: „manus“ – die Hand, „agere“ – führen, also „an der Hand führen“ 46 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit Mit Management kommt eine Handlungsform in die Soziale Arbeit, die die bisherigen Handlungsprämissen in Frage und teilweise sogar auf den Kopf stellt. Management bedeutet in der Betriebswirtschaftslehre ungeachtet aller unterschiedlichen Konzepte letztendlich (vergl. Kühn 1999), wird aufgefasst als „die bewusste und gewollte Führung, Steuerung und Kontrolle wirtschaftlicher, bürokratischer und sozialer Organisationen in ihren inneren Abläufen und in ihrer Wirkung nach außen“ (Weigand 1994). 47 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit Mehrdimensionalität des Begriffs Management aus betriebwirtschaftlicher Betrachtungsweise (vergl. Schwarz 1996): Grundsätzlich ist „Management ..... die zielorientierte Gestaltung, Steuerung und Entwicklung des soziotechnischen Systems Unternehmung in sach- und personenbezogener Dimension“ (Hopfenbeck, zit. n. Horak/ Heimerl-Wagner 1999; vergl. Decker 1997). institutioneller funktioneller Aspekt 48 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit Funktioneller Aspekt von Management sachbezogene (Ziele festlegen, planen, entscheiden, durchführen und kontrollieren) Ebene personenbezogene (Führung und Motivation der Mitarbeiter) Ebene (Hopfenbeck, zit. n. Horak/ Heimerl-Wagner 1999). 49 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit Im Kontext Casemanagement interessiert besonders der funktionelle, sachbezogene Aspekt : Als konstitutive Elemente der Führung erscheinen aus dieser Perspektive „Planung: Die Aufgabe der Planung besteht in einem systema- tischen Vorgehen zur Problemerkennung und Problemlösung sowie zur Prognose der zu erzielenden Resultate. Entscheidung: Eine von der Planung ausgearbeitete Handlungsvariante wird für gültig erklärt und es erfolgt die definitive Zuteilung der zur Verfügung stehenden Mittel. Aufgabenübertragung: Es handelt sich um die Übertragung von Aufgaben im Rahmen des Problemlösungsprozesses. Diese Funktion ist vor allem bei der Realisierung von geplanten Maßnahmen von Bedeutung. Kontrolle: Diese Funktion umfasst die Überwachung des gesamten Problemlösungsprozesses und die Kontrolle der dabei erzielten Resultate. 50 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit Der Ablauf des Managementprozesses („Problemlösungsprozesses“) kann demgemäß in 6 Stadien eingeteilt werden: 1. Analyse der Ausgangslage, 2. Formulierung der Ziele, 3. Festlegung der Maßnahmen, 4. Bestimmung des Mitteleinsatzes, 5. Durchführung (Realisierung), 6. Evaluierung der Resultate) (Thommen/ Achleitner 2001; vergl. Decker 1997). 51 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit Übernahme der grundlegenden Managementvorstellungen in die Soziale Arbeit bedeutet grundsätzlich neues Denken: Strenge Rationalität bisher in der Sozialen Arbeit nicht weit verbreitet auch nicht im sog. methodischen Handeln methodisches Arbeiten wurde und wird immer wieder durch spontanes und situationsorientiertes Handeln ersetzt hängt mit dem Gegenstand sozialer Arbeit zusammen Alltag der Menschen ist widersprüchlich und voller Brüche und lässt sich schwer mit rationalen Kriterien erfassen. 52 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit Neue Aspekte durch Management: Führen und Leiten bedeutet Übernahme von Verantwortung durch die Ausführenden ...... die zu bearbeitende Angelegenheit wird nicht den Zufälligkeiten überlassen, sondern sehr zielgenau und stringent auf vorher festgelegte Ziele zugegangen und auch überprüft, ob diese Ziele erreicht worden sind. Damit kommt in die Soziale Arbeit eine neue Art von Verantwortung. Erreichen von Zielen kann nicht mehr nur den betroffenen Menschen überlassen werden („der Klient war nicht motiviert“; „der Prozess ist noch nicht abgeschlossen“), sondern wird zu einer Angelegenheit des Erfolgs oder Scheitern der damit befassten Professionellen. Planung und genaue Absprachen werden zum zentralen Element 53 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit Offenheit der sozialarbeiterischen Prozesse wird einem „In-sichGeschlossensein“ weichen müssen Priorität hat im managementorientierten Denken die Formulierung und Erreichung von Zielen, sowie die Evaluation der Zielerreichung. Die Auffassung, dass ein Beratungsprozess offen sein muss, die Interventionen nicht starr sein dürfen, sondern sich den sich verändernden Situationen und Personen anpassen müssen und damit auch eine Evaluation im Sinne von richtig oder falsch, erfolgreich oder nicht erfolgreich kaum möglich ist, kann damit nicht mehr aufrechterhalten werden. 54 Grundüberlegungen zum Case Management Management als neue Qualität in der Sozialen Arbeit Die Soziale Arbeit wird „entpsychologisiert“ und „enttherapeutisiert“ In den Vordergrund rückt das Angebot. Die „helfende Beziehung“ tritt in den Hintergrund. 55 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ AdressatInnen und deren Lebenslagen "Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien" kann bei unter- schiedlichsten KlientInnengruppen Strategie sein kann. Besser sollte man sagen, dass mit Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen gearbeitet wird, die aber in der Regel gekennzeichnet sind durch materielle, psychische, soziale und auch physische Deprivation. 56 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ AdressatInnen und deren Lebenslagen "sind die je historisch konkreten Konstellationen von äußeren Lebensbedingungen, die Menschen im Ablauf ihres Lebens vorfinden, sowie die mit diesen äußeren Bedingungen in wechselseitiger Abhängigkeit sich entwickelnden kognitiven und emotionalen Deutungs- und Verarbeitungsmuster, die diese Menschen hervorbringen. Lebenslage ist ein dynamischer Begriff, der die historische, sozialen und kulturellen Wandel erzeugende Entwicklung dieser äußeren Bedingungen einerseits umfaßt und andererseits die spezifischen Interaktionsformen zwischen dem sozialen Handeln der Menschen und diesen äußeren Bedingungen" (Amann 1983; Einr. G.G.). 57 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ AdressatInnen und deren Lebenslagen Die KlientInnen rekrutieren sich aus unterschiedlichen Alters- (von Jugendlichen bis zu alten Menschen) und Bevölkerungsgruppen, wobei aber ein Schwerpunkt auf Menschen aus "unteren sozialen Schichten" liegt. Sozialarbeit ist für Schwierigkeiten aller sie kontaktierenden Menschen zuständig. Sie sollte sich aber bewusst sein, dass sie ihre Tradition in der Armenfürsorge hat, und ihren Arbeitsschwerpunkt auch weiterhin auf die Bevölkerungsgruppen mit der am wenigsten ausgeprägten Lobby legen. 58 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ AdressatInnen und deren Lebenslagen Wendt (1988): Vier bedeutsame Gruppen in der Sozialarbeit mit Einzelnen und Familien "die 'sozial schwachen' Familien", die "Zielgruppe der Alleinerziehenden", "die Behinderten, psychisch Kranken und pflegebedürftigen alten Menschen" und die "Personen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten" 59 Exkurs: Familien in prekärem Wohlstand 60 Familien in prekärem Wohlstand Zusammenfassung der Ausgangslage: 1. Kinderreichtum stellt in unserer Gesellschaft eine enorme materielle Belastung und ein „Armutsrisiko“ dar. 2. Gleichzeitig sind die Ansprüche der Gesamtgesellschaft gerade im materiellen Bereich enorm gestiegen. Der Gesamtlebensstandard in der Bundesrepublik Deutschland ist so hoch wie nie zuvor. 61 Familien in prekärem Wohlstand Zusammenfassung der Ausgangslage: 3. Breite Bevölkerungsgruppen stehen den Faktoren, die den hohen Lebensstandard und die damit verbundenen hohen Kosten ausmachen positiv gegenüber. Auch die Familien mit mehreren Kindern wollen diesen Lebensstandard haben. 4. Die Möglichkeiten, einen hohen Lebensstandard zu „finanzieren“ haben sich vielfältig ausdifferenziert. Menschen mit einigermaßen sicherem Einkommen können im Vorgriff auf zu erwartendes Einkommen die Güter finanzieren, die sie haben wollen. Die Bereitschaft der Bevölkerung dies zu tun (Schuldenmachen) ist ebenfalls stark angestiegen. 62 Familien in prekärem Wohlstand 5. Immer mehr Menschen geraten so in eine äußerst schwierige Situation. Um den als normal betrachteten hohen Lebensstandard halten zu können, müssen sie sich verschulden. Geringste Schwierigkeiten im Lebenslauf lassen die oft gewagten Konzepte der Lebensplanung an den Rand des Zusammenbruchs geraten. Vielen Familien gelingt es, über lange Zeit die Fassade des bürgerlichen Lebensstils auf hohem Niveau aufrechtzuerhalten, obwohl das Fundament dieses Lebensstils bereits am Zusammenbrechen ist. 63 Familien in prekärem Wohlstand 6. Familien geraten so in eine langandauernde Phase der Belastung. Es werden Versuche unternommen, Einkommenseinbußen zu kompensieren (mehrere Jobs, Schwarzarbeit, Berufstätigkeit des Kinder erziehenden Partners; Abbau von Vermögensreserven und damit Gefährdung der Versorgung im Alter) 64 Familien in prekärem Wohlstand 6. Familien geraten so in eine langandauernde Phase der Belastung. Das Zeitbudget für wichtige Angelegenheiten außerhalb der materiellen Versorgung wird knapp (wenig Zeit für Erziehung bis hin zu Vernachlässigung der Kinder; Vernachlässigung von Notwendigkeiten bezüglich des eigenen psychosozialen Wohlbefindens; Vernachlässigung der Pflege von Freundschaften und damit Gefährdung des informellen sozialen Netzwerkes) 65 Familien in prekärem Wohlstand 6. Familien geraten so in eine langandauernde Phase der Belastung. Die vielfältigen Problemlagen erzeugen Stress in der Familie. Die Ressourcen zur Bewältigung der Stressoren sind mehr und mehr nicht mehr in ausreichendem Ausmaße vorhanden. Probleme im persönlichen Bereich nehmen tendenziell zu und werden zu zusätzlichen Stressfaktoren, die wiederum nicht bearbeitet werden können (Probleme der Kinder in der Schule; Probleme in den Partnerbeziehungen; Versuche, die Partnerprobleme in neuen Beziehungen zu lösen; psycho-somatisch bedingte Krankheiten; Gewalt im sozialen Nahraum gegen Kinder, Frauen, alte Menschen) 66 Familien in prekärem Wohlstand Schließlich kommt es zum Zusammenbruch des gesamten materiellen und auch psychosozialen Problemkomplexes. In der Regel setzt an diesem Punkt erst die Hilfe für die Familien durch psychosoziale Dienste (Allgemeiner Sozialer Dienst etc.) ein. Die Familien reihen sich dann ein in die sog. Multiproblem-Familien, denen aufgrund der Vielfalt ihrer Problematik kaum mehr zu helfen ist und beschäftigen dann den Sozialdienst für lange Zeit. 67 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ AdressatInnen und deren Lebenslagen von der Haar (zit. n. Wendt 1988) (Untersuchung an 46 Berliner SozialarbeiterInnen der Familienfürsorge 1981/82): Gewichtigkeit bzw. Häufigkeit der Interventionsanlässe nach "wirtschaftliche Probleme", "Erziehungsfragen", "persönliche und familiäre Probleme" sowie "Regelungen elterlicher Sorge und Maßnahmen für Behinderte" (vergl. auch Karsten 1987) 68 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ AdressatInnen und deren Lebenslagen Unterscheidung allgemein in unvollständige, überlastete und unterversorgte Familien 69 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ AdressatInnen und deren Lebenslagen Konkret bestimmen sich die Lebenslagen dieser 3 Typen von Familien durch Eheprobleme und Familienkonflikte und deren Folgen wie Trennung, Scheidung, Alleinerziehen usw., Kinderreichtum, Arbeitslosigkeit, Armut, Behinderungen, Krankheiten und Pflegebedürftigkeit von Familienmitgliedern, Suchterkrankungen von Familienmitgliedern, mangelnde Integration von ausländischen Familien/ Fremdenfeindlichkeit gegenüber ausländischen Familien 70 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ AdressatInnen und deren Lebenslagen Jedoch wird durch diese Faktoren in Familien nicht automatisch Krisenhaftigkeit hervorgerufen. Die Lebenslagen von Familien werden zur problematischen Lebenslage erst durch das Zusammentreffen von Problemkonstellationen, gesellschaftlichen Kontexten und persönlichen Verarbeitungsmöglichkeiten der Betroffenen. 71 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ Arbeitsfelder Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien ist Strategie in unterschiedlichsten Arbeitsfeldern und damit verbundenen Dienststellen: - in den Allgemeinen Sozialdiensten (als kommunaler Basisdienst, als Familien- und sonstige Beratungsdienste der freien Träger); - in der Sozialarbeit im Gesundheitswesen (Bezirkssozialdiensten in Gesundheitsämtern, Sozialdiensten in Krankenhäusern und Fachkliniken); 72 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ Arbeitsfelder Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien ist Strategie in unterschiedlichsten Arbeitsfeldern und damit verbundenen Dienststellen: - in der Sozialarbeit im Bereich der Justiz (Bewährungshilfe, Jugendgerichtshilfe); - in der Betrieblichen Sozialarbeit; - in Sozialdiensten in unterschiedlichsten Beratungsstellen, stationären und ambulanten Einrichtungen; - etc. 73 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ Möglichkeiten des Settings Die direkte "Arbeit mit Einzelnen und Familien" findet unter unterschiedlichen sog. statt: - Kontakte in Dienst-/ Beratungsstellen; - Gespräche am Arbeitsplatz; - Hausbesuche; - Aufsuchen am Ort des "gewöhnlichen Aufenthalts" (street-work etc.); - Besuche am Krankenbett, - etc. 74 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ Möglichkeiten des Settings Grundlegend kann das setting in der Arbeit mit Einzelnen und Familien unterschieden werden hinsichtlich ihrer "Komm-" bzw. "Gehstruktur". Die KlientInnen werden entweder gebeten oder aufgefordert in die Dienststelle zu kommen oder dort aufgesucht, wo sie sich normalerweise aufhalten (aufsuchende Sozialarbeit). 75 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge/ Möglichkeiten des Settings Die Kontakte zwischen SozialarbeiterIn und KlientIn(nen) sind entweder - freiwillig oder - "zwangs"weise. Sozialarbeit findet fast nie freiwillig statt. Der "Zwang" wird mit unterschiedlicher Stärke ausgeübt und von den Betroffenen unterschiedlich stark erlebt. 76 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge Diese Differenzierung ist insofern notwendig, als aus allen Einzelpunkten, den verschiedenen Dienststellen, den unterschiedlichen KlientInnengruppen, den vielfältigen Möglichkeiten des settings und der Frei- bzw. Unfreiwilligkeit des Kontaktes Konsequenzen resultieren, die die direkten praktischen Berufsvollzüge nicht unbeeinflußt lassen. 77 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge Dienststelle vs. KlientInnengruppe: Hemmschwelle, die manche KlientInnen zu überwinden haben, wenn sie eine bestimmte Dienststelle (nicht Dienststelle allgemein) aufsuchen sollen geringere Frequentierung von Beratungsstellen durch Angehörige der "sozialen Unterschicht" (sog. Mittelschicht-Bias von Beratungsstellen). Ängste bestimmter KlientInnen (z. B. die Angst von Drogenabhängigen vor Übermittlung ihrer Daten an die Polizei oder ganz allgemein die Angst vieler Menschen vor Stigmatisierung durch den Besuch einer Beratungsstelle). 78 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge KlientInnengruppe vs. Setting Bei manchen KlientInnengruppen wird aufsuchende Sozialarbeit als fast zwingend notwendig angesehen: "Unterschichtangehörige", Kranke, Suchtmittelabhängige etc.. aufsuchende Sozialarbeit jedoch nicht unbedingt die bessere Sozialarbeit Es muß bedacht werden, dassBeratungsstellenatmosphäre sowohl Vertrauen als auch Misstrauen schaffen kann entscheidend ist konkrete Lebenslage der KlientInnen 79 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge Dienststelle vs. Setting Die Art der Dienststelle bestimmt die Möglichkeiten der SozialarbeiterIn bezüglich des Kontaktes mit den Betroffenen. Es muss hier insbesondere an die Vorstellungen und Vorgaben des Trägers der Dienststelle gedacht werden. Diese bestimmen sich aus dessen Normen- und Wertehintergrund, den Rechtsvorschriften, denen dieser mit seinen Angeboten nachkommt, aber auch aus seiner Bereitschaft zu einer mehr oder weniger großzügigen materiellen Ausstattung von Projekten. 80 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge Dienststelle vs. Frei-/ Unfreiwilligkeit; Setting vs. Frei-/ Unfreiwilligkeit Die Rechtsgrundlagen der Dienststelle bestimmen die Frei- bzw. Unfreiwilligkeit des Kontaktes. Bei unfreiwilligen Kontakten muss der "Zwang" nicht immer dieselbe Intensität haben (Bewährungshilfe, Beratung nach § 218 StGB, Adoptions- und Pflegestellenvermittlung etc.). Auch die Art des Settings kann von der KlientIn als Zwang oder auch Erleichterung bzw. Entgegenkommen empfunden werden (sowohl Vor-/Einladung in Dienststelle als auch Hausbesuch). 81 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Das äußere Bedingungsgefüge KlientInnengruppe vs. Frei-/ Unfreiwilligkeit Bei verschiedenen KlientInnengruppen ist die Unfreiwilligkeit des Kontaktes vorprogrammiert (Bewährungshilfe, Straffälligenhilfe, bei der Sozialarbeit mit materiell Bedürftigen, Kranken etc.), bei anderen wird Freiwilligkeit geradezu vorausgesetzt (Klienten von Erziehungs-, Ehe- und sonstigen Beratungsstellen). 82 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst 83 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst bezeichnet heute eigentlich das, was traditionellerweise die war. 84 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Der Begriff der Familienfürsorge ist ein traditioneller, der schon 1912 eingeführt wurde (vergl. Schubert/ Schubert-Scheulen). Kern des Familienfürsorgegedankens nach Marie Baum: "..... die in einem bestimmten geographischen Bereich in der Form der Einheitsund nach der Methode der Familienfürsorge durchgeführte Wohlfahrtspflege, die je nach Lage des Einzelfalles zur Maßnahme der Wirtschafts-, Gesundheits- oder Erziehungsfürsorge greifen, offene oder geschlossene Fürsorge vermitteln, vorbeugenden, heilenden oder rettenden Charakter annehmen kann und die in all ihren Schritten bewußt auf die Stärkung der in der Familie liegenden Pflege- und Erziehungskräfte abzielt" (zit. nach Linke 1980). 85 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Die in dieser Definition enthaltenen Prinzipien Konzentration auf einen bestimmten geographischen Bereich (Bezirk), Befassung möglichst einer SozialarbeiterIn mit dem Fall (Ganzheitlichkeit), Vermittlung zwischen und Koordination von verschiedenartigen Hilfen (z.B. materielle und persönliche) sind heute gültige Grundlagen der Sozialen Arbeit mit Familien, wobei bei öffentlichen Trägern hoheitliche Aufgaben im Zusammenhang mit gesetzlichen Grundlagen hinzukommen. 86 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst "Familienfürsorge" (heute der ASD) hatte und hat in der Praxis zumindest zwei Bedeutungen: Familienfürsorge (und heute Allgemeiner Sozialer Dienst) als Umschreibung einer Tätigkeit bei öffentlichen und auch freien Trägern, in den Bezirkssozialdiensten der Jugend- und Gesundheitsämter genauso wie bei Beratungsdiensten der Wohlfahrtsverbände (etwa sog. Familienfürsorgestellen aber auch Krankenhaussozialdienste etc.). Familienfürsorge (und heute Allgemeiner Sozialdienst) sind in diesem Verständnis nicht nur ein Organisationstypus, sondern werden als tragendes Prinzip der Sozialarbeit verstanden. So wird heute der ASD als "Kernstück" der Sozialarbeit verstanden. 87 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Bezeichnung einer Institution Familienfürsorge als , in der die auf die Familien bezogenen Aufgaben der Kommunen (Kreise und kreisfreie Städte) im Bereich der Sozialhilfe, Jugendhilfe, Gesundheitshilfe und Behindertenhilfe wie im SGB II, XII und VIII definiert, geleistet werden. Es handelt sich hier um die Erfüllung kommunaler Pflichtaufgaben. 88 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Gesetzeslage (SGB II, XII, VIII u. a.) Sich daraus ergebende Pflichtaufgaben für Landkreise und kreisfreie Städte Jugendamt Sozialamt Sozialarbeiterische Aufgaben Gesundheitsamt ASD 89 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Gesetzeslage (SGB II, XII, VIII u. a.) Sich daraus ergebende Pflichtaufgaben für Landkreise und kreisfreie Städte Jugendamt Sozialamt Sozialarbeiterische Aufgaben Gesundheitsamt ASD als eigenes Amt 90 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Gesetzeslage (SGB II, XII, VIII u. a.) Sich daraus ergebende Pflichtaufgaben für Landkreise und kreisfreie Städte ASD im Jugend- Jugendamt amt Sozialamt Gesundheitsamt Sozialarbeiterische Aufgaben 91 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Gesetzeslage (SGB II, XII, VIII u. a.) Sich daraus ergebende Pflichtaufgaben für Landkreise und kreisfreie Städte Jugendamt Sozialamt Gesundheitsamt ASD im Gesundheitsamt Sozialarbeiterische Aufgaben 92 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Gesetzeslage (SGB II, XII, VIII u. a.) Sich daraus ergebende Pflichtaufgaben für Landkreise und kreisfreie Städte Jugendamt ASD im SozialamtGesund- Sozialamt Sozialarbeiterische Aufgaben heitsamt 93 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Gesetzeslage (SGB II, XII, VIII u. a.) Sich daraus ergebende Pflichtaufgaben für Landkreise und kreisfreie Städte Jugendamt ASD in verschiede- Gesundnen Ämtern Sozialamt Sozialarbeiterische Aufgaben heitsamt 94 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst 95 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Allzuständigkeit Der ASD ist die Basis der Sozialarbeit, die für alle und alles zuständig ist und sein muss. Es kann keine Problematik und kein Hilfesuchender abgelehnt werden. Der ASD kann weitervermitteln, ist aber auch dann noch zuständig, wenn Klienten sich nicht weitervermitteln lassen wollen oder andere (Fach-)Beratungsstellen sich nicht (oder noch nicht oder nicht mehr) zuständig fühlen. 96 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst "Somit ist der ASD ein allzuständiger, zielgruppen-, generationen- und gesetzesübergreifender Basisdienst, der zentrale soziale Dienst einer Kommune. Er sichert die psychosoziale Grundversorgung im Landkreis bzw. in der kreisfreien Stadt. Als einziger Dienst, der keinen Hilfesuchenden abweisen kann, bildet er letztlich 'ein Netz unter dem sozialen Netz'. So ist er auch das Auffangbecken für unmotivierte Klienten, Personen ohne Krankheitseinsicht und solche, bei denen die Spezialdienste versagt haben ('hoffnungslose Fälle')" (Textor 1994). 97 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Ganzheitlichkeit Die Idealvorstellungen bezüglich des Allgemeinen Sozialdienstes gehen vom Postulat der Ganzheitlichkeit aus. "Aufgrund der Allzuständigkeit des ASD haben alle Klienten (zunächst) nur einen Ansprechpartner, der auf die Gesamtheit ihrer Probleme ganzheitlich reagiert. Mehrfachzuständigkeiten, Zuständigkeitskonflikte und Doppeltätigkeit, zusätzliche Verwaltungsarbeiten, verzögerte Beratungsabläufe und Personalmehrbedarf oder die Segmentierung von Lebensbereichen, wie sie bei der Problembearbeitung durch mehrere Sozialdienste entstehen können, werden damit ausgeschlossen" (Textor 1994). 98 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Generalistentum Der ASD ist ein Basisdienst, man könnte ihn auch den "Allgemeinarzt der Sozialarbeit" nennen. Dorthin kommen die Menschen zunächst einmal mit ihren Problemen und Schwierigkeiten und dann wird entschieden, inwieweit Fachberatungsstellen oder anderweitige Hilfe in Anspruch genommen werden sollte. Im Idealfall bleibt der ASD mit der betroffenen Familie auch während anderweitiger Hilfsangebote verbunden und ist bereit, bei der Integration der fachlich spezialisierten Hilfe in den Alltag zu helfen. Die MitarbeiterInnen des ASD müssen also ihre Praxis als GeneralistInnen organisieren in Abgrenzung zu den SpezialistInnen 99 der Fachberatungsstellen. Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Klientel der Allgemeinen Sozialdienste ist eine umfassende. Textor: "Die Klientel des ASD umfaßt ..... Männer und Frauen, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und alte Menschen, Alleinstehende, Ehepaare, Familien und Alleinerziehende, Deutsche, Ausländer und Asylanten sowie Randgruppenangehörige." 100 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst "Ihre Probleme liegen im - persönlichen Bereich: Einsamkeit, psychische Auffälligkeiten, Verhaltensstörungen, kriminelle Delikte, Tablettenmißbrauch, Drogenabhängigkeit, Alkoholismus, Diskriminierung usw.; - gesundheitlichen Bereich: körperliche oder psychische Krankheit, psychosomatische Leiden, Behinderung, Pflegebedürftigkeit usw.; - beruflichen Bereich: Probleme am Arbeits- oder Ausbildungsplatz, (Jugend)Arbeitslosigkeit usw.; 101 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst "Ihre Probleme liegen im - familiären Bereich: Eheprobleme, Trennung, Scheidung, Überlastung, Kinderreichtum, fehlende Kinderbetreuung usw.; - Erziehungsbereich: Erziehungsschwierigkeiten, Vernachlässigung, Kindesmißhandlung, sexueller Mißbrauch, Schulprobleme (Schulversagen, Leistungsverweigerung, Schulschwänzen), Ablösungsproblematik usw.; - materiellen Bereich: unzureichendes Einkommen, Verschuldung usw.; 102 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst "Ihre Probleme liegen im - Bereich des Wohnens: Mietrückstände, Wohnungssuche, Obdachlosigkeit, problematisches Mietverhalten usw. sowie - Wohngebiet: Bevölkerungssruktur (z.B. hoher Ausländeranteil), weitverbreitete soziale Probleme (z.B. Armut, Bandenbildung, Treffs von Drogenabhängigen), schlechte Lebensqualität, hohes Verkehrsaufkommen, Umweltverschmutzung, zuwenig Kinderbetreuungsangebote, Mängel in der psychosozialen Infrastruktur usw." (Textor 1994). 103 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Das Aufgabengebiet der generalistisch handeln müssenden SozialarbeiterInnen umfasst damit "- Beratung und Unterstützung in allgemeinen Lebensfragen - funktionale Erziehungsberatung - Hilfen für Familien in besonderen Situationen - Beratung und Unterstützung von alleinerziehenden Elternteilen 104 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Das Aufgabengebiet der generalistisch handeln müssenden SozialarbeiterInnen umfasst damit - Mitwirkung bei der Adoptionsberatung/ -vermittlung - Mitwirkung im Pflegekinderwesen - Mitwirkung in allen Bereichen der 'Hilfe zur Erziehung' einschließlich der Hilfe in Einrichtungen 105 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Das Aufgabengebiet der generalistisch handeln müssenden SozialarbeiterInnen umfasst damit - Familiengerichtshilfe - Vormundschaftsgerichtshilfe - Jugendgerichtshilfe - Hilfe für Suchtgefährdete und Suchtkranke - Hilfe zum Lebensunterhalt 106 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Das Aufgabengebiet der generalistisch handeln müssenden SozialarbeiterInnen umfasst damit - Eingliederungshilfe für Behinderte und Hilfe für psychisch Kranke - Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten - Altenhilfe - sonstige Hilfen in besonderen Lebenslagen 107 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Das Aufgabengebiet der generalistisch handeln müssenden SozialarbeiterInnen umfasst damit - Mitwirkung bei der Sozialplanung - Kooperation mit freien Trägern, Initiativen sowie sonstigen Diensten und Institutionen - Hinweise auf Einrichtungen, Dienste und Veranstaltungen - Kontaktvermittlung" 1993) (Humpe-Wassmuth 108 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Organisationsform Da das Aufgabenspektrum gesetzesübergreifend ist (KJHG – SGB VIII, Sozialhilfegesetzgebung SGB II, SGB XII, JGG etc.) und sowohl Jugend-, Sozial- als auch Gesundheitshilfe streift bzw. miteinbezieht, ist es bis heute zu keiner einheitlichen organisatorischen Zuordnung gekommen und auch die Aufgabenzuteilung nicht genau festgelegt. 109 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Organisationsform in der Region Nürnberg: Stadt Nürnberg: eigenes Amt (dezentralisiert) Landkreis Nürnberg: Abt. beim Jugendamt Stadt Fürth: Abt. bei Jugendamt und Sozialamt Landkreis Fürth: Abt. beim Gesundheitsamt Stadt Erlangen: Abt. beim Jugendamt Landkreis Erlangen: Abt. beim Jugendamt Stadt Schwabach: Abt. beim Jugendamt Landkreis Roth: Abt. beim Jugendamt 110 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Zuordnung des ASD in den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten: Feldmann 1988 (Situation des ASD in 22 Städten und 16 Landkreisen): "In den meisten Kommunen (53 %) ist der ASD dem Jugendamt zugeordnet. In 11 % der Kommunen ressortiert er beim Sozialamt, in 8 % bei einem Sozial- und Jugendamt. Bei 22 % der beteiligten Kommunen ist er als quasi eigenes Amt organisiert". "Sonderdienste gibt es in allen beteiligten Kommunen. Am häufigsten vertreten sind Jugendgerichtshilfe, Adoptions- und Pflegekinderwesen, Erziehungsbeistandschaft; es kommen aber auch noch z.B. Behindertenhilfe, Altenhilfe, Schuldnerberatung, Beratung von Asylbewerbern, sozialpädagogische Familienhilfe, Hilfe zur Arbeit nach BSHG, Schwangerschaftsberatung vor". 111 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Zuordnung des ASD in den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten: Feldmann 1988 (Situation des ASD in 22 Städten und 16 Landkreisen): "In 81 % der beteiligten Kommunen gibt es Teamarbeit. 63 % der Kommunen, die Teamarbeit vorsehen, haben Teams mit Entscheidungsbefugnis. Von diesen 63 % haben 33 % Teams sowohl mit als auch ohne Entscheidungsbefugnis". "In 60 % der Kommunen ist der ASD in irgendeiner Weise an der Sozialplanung der Kommune beteiligt". "In 50 % ..... arbeitet der Allgemeine Sozialdienst stadtteilorientiert" (Feldmann 1991, S. 64 f). 112 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Dass die überwiegende Zahl der Allgemeinen Sozialdienste beim Jugendamt organisiert ist, dürfte auch heute noch so sein. Genaue neuere Zahlen liegen jedoch nicht vor (vergl. Krieger 1994). Problem: Allgemeine Sozialdienste sind nicht nur die zentralen Abteilungen der Jugendhilfe, sondern die der Familienhilfe, die darüber hinaus auch noch die für eine ganze Reihe anderer Lebenslagen zuständig sind. Statistik des Essener ASD für das Jahr 1991: "So waren von 9751 Haushalten, in denen der ASD tätig war, 4582 (47 %) ohne Kinder und von den 28930 Problemanzeigen hatte nur etwa die Hälfte etwas mit Kindern zu tun" (Greese 1994). 113 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Kritik am Allgemeinen Sozialdienst "Familienfürsorge gilt bei den meisten Kritikern der Sozialarbeit als einer ihrer unterentwickeltsten Bereiche. In ihr sind all die Merkmale kumuliert, die von den verschiedensten Standpunkten aus gegen die Sozialarbeit vorgetragen werden: Bürokratismus und staatliche Kontrolle, Reaktivität und Wirkungslosigkeit der Maßnahmen, Zersplitterung in Einzelfallhilfe und mangelnde Spezialisierung, politische Bedeutungslosigkeit und geringe Hilfsmöglichkeiten für Klienten, 114 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Kritik am Allgemeinen Sozialdienst schlechte Arbeitsbedingungen bei schlechtem Status der Mitarbeiter, unzureichende wissenschaftliche Ausbildung und hohe Belastung mit administrativen Tätigkeiten kurz, Familienfürsorge gilt als der Inbegriff all dessen, was sich angehende Sozialarbeiter ersparen möchten" (Kasakos 1980; vergl. Krieger 1994, Absatzbildung und Einrückungen G.G.). 115 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Kritik am Allgemeinen Sozialdienst kann zu einem guten Teil abgeleitet werden aus der uneinheitlichen Organisationsform Uneinheitlichkeit der Bezeichnung führt dazu, dass KlientInnen nicht wissen, was der ASD ist; Uneinheitlichkeit der Organisationsform macht den ASD für die NutzerInnen schwer auffindbar; 116 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Kritik am Allgemeinen Sozialdienst Die Bedeutung des ASD als psychosoziale Grundversorgung wird ob der verwirrenden Darstellungsweise nicht deutlich; Deshalb bleibt auch die dem ASD eigentlich zustehende Unterstützung aus; 117 Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Institutionalisierung Sozialen Arbeit mit Einzelnen und Familien Der Allgemeine Sozialdienst Kritik am Allgemeinen Sozialdienst Die Bedeutung des ASD als psychosoziale Grundversorgung wird ob der verwirrenden Darstellungsweise nicht deutlich; Deshalb bleibt auch die dem ASD eigentlich zustehende Unterstützung aus; Eine Imageverbesserung und damit verbesserte Inanspruchnahme kann so nicht zustande kommen. 118