psychosomatischen Organisation

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Akut traumatisierte Gewaltopfer
und ihre Therapie
Heidelberger Gewaltopferstudie
-TH
Günter H. Seidler
Leiter der Sektion Psychotraumatologie
Universität Heidelberg
Günter H. Seidler, Ralph Micka, Parfen Laszig, Björn Nolting
Psychosomatische Klinik der Universität Heidelberg • Abt. Psychosomatik • Sektion Psychotraumatologie
1
Warum Akuttrauma-Forschung?
Wer ist gefährdet, nach einer Gewalttat eine
Traumafolgestörung zu entwickeln?
Nicht alle Betroffenen reagieren auf eine Gewalttat mit einer
Traumafolgestörung:
Differentialdiagnostische Kriterien
müssen in Prädiktorenstudien gefunden werden!
Wie erkennt man diejenigen, die akut Hilfe benötigen?
Die Reaktionsweisen nach einem traumatisierenden Ereignis sind
vielfältig und individuell:
Wenig aufwendige Screening-Verfahren müssen
entwickelt werden!
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2
Warum Akuttrauma-Forschung?
Wie kann man Opfern von Gewalttaten helfen?
Welchen besonderen Erfordernissen muss eine therapeutische
Intervention für Gewaltopfer gerecht werden?
Bestehende Interventionen müssen erprobt
und gegebenenfalls adaptiert werden.
Für welche Personen ist welche Hilfe am effizientesten?
Unterschiedliche Gegebenheiten (z. B. Gesundheitszustand des Opfers
vor der Tat, soziales Umfeld, Schwere und Art der Gewalttat) können
spezielle Interventionen erforderlich machen:
Indikationskriterien für unterschiedliche
Interventionen müssen entwickelt werden!
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3
Ziele
Die beiden zentralen Foci der
sind:
1. die Untersuchung möglicher Prädiktoren für die
Herausbildung einer Traumafolgekrankheit bei
akut geschädigten Gewaltopfern und
2. die Erfassung des aktuellen Standes der
Opferbetreuung von Gewaltopfern im Stadtgebiet
Heidelberg einschließlich der Feststellung des
notwendigen Bedarfes.
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4
Danksagung
Wir danken dem Weissen Ring e. V.
für die Bereitstellung der Mittel zur
Durchführung der Heidelberger
Gewaltopferstudie
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5
Mögliche Bereiche
von Prädiktoren
für Traumafolgestörungen
P e r s ö n lic h e Fa k t o r e n
So z ia le F a k t o r e n
S it u a t iv e F a k t o r e n
Op f erb et reu u n g
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6
Prädiktoren der PTSD
Metaanalyse von Brewin et al., 2000
Prädiktor
Weibliches Geschlecht
Jüngeres Alter
Niedriger SES
Geringe Ausbildung
Geringe Intelligenz
Rassenminderheit
Psych.Vorerkrankungen
k
25
29
18
29
6
22
22
N
11261
7207
5957
11047
1149
8165
7307
Jornal of Consulting and Clinical Psychology
r
.13
.06
.14
.10
.18
.05
.11
range
-.04
-.38
.01
-.11
.08
-.27
.00
.31
.28
.38
.37
.38
.39
.29
k= Anzahl Studien, N= Anzahl Teilnehmer, r= gewichtete Effektstärke
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7
Prädiktoren der PTSD
Metaanalyse von Brewin et al., 2000, Fortsetzung :
Prädiktor
Kindlicher Mißbrauch
Vortraumatisierungen
Ungünstige Kindheit
Posit. Familienanamnese
Traumaschwere
Fehlende soz. Unterstütz.
Life stress
k
9
14
14
11
49
11
8
N
1746
5147
6969
4792
13653
3276
2804
r
.14
.12
.19
.13
.23
.40
.32
range
. 07
-. 05
.09
.07
-.14
-.02
.26
.30
.36
.60
.28
.76
.54
.54
k= Anzahl Studien, N= Anzahl Teilnehmer, r= gewichtete Effektstärke
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8
Prädiktoren der PTSD
Metaanalyse von Ozer et al., 2003:
Prädiktor
Vortraumatisierungen
Psych.Vorerkrankungen
Posit. Familienanamnese
Lebensgefahr
Soziale Unterstützung
Emotionale Antwort
Peritraumat. Dissoziation
k
23
23
9
12
11
5
16
N
5308
6797
667
3524
3537
1755
3534
r
.17
.17
.17
.26
-.28
.26
.35
Psychological Bulletin
CI
.11
.10
.04
.18
-.40
.08
.16
.22
.23
.29
.34
-.15
.42
.52
k= Anzahl Studien, N= Anzahl Teilnehmer, r= gewichtete Effektstärke, CI= 95% Konfidenzintervall
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9
im Raum Heidelberg
über einen Ein-Jahres-Beobachtungszeitraum hinweg
prospektiv zeitnah zum Delikt (t1 in der 2. Woche)
bei polizeilich bekannt werdenden Gewaltopfern von
Raub bzw. räuberischer Erpressung
sexueller Nötigung incl. Vergewaltigung
gefährlicher Körperverletzung mit Waffe
schwerer Körperverletzung
Freiheitsberaubung
Entziehung Minderjähriger
erpresserischem Menschenraub
Brandstiftung
versuchter Tötung
Suizid von Angehörigen
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10
Studiendesign
-TH
T5: 52. Woche
· GeO-I-2
· Fragebögen
T4: 26. Woche
· GeO-I-2 · Fragebögen
T3: 5. Woche
· GeO-I-2 · SKID-I + SKID-II · Fragebögen
T2: 3. Woche
· GeO-I-2 · Fragebögen
T1: 2. Woche
· Beziehungsaufbau · GeO-I-1 · Imaginationstest und Fragebögen
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Drop-Out Übersicht
Anzahl der Opfer, die der PD Heidelberg
übermittelt wurden (01/2002-06/2003)
429
Anzahl der Opfer, die der Übermittlung der
Adress-Daten an das Projekt nicht
zugestimmt haben
154
Anzahl der sonstigen Ausfälle
134
67,1%
Anzahl der Opfer, die der Übermittlung der
Adress-Daten an das Projekt zugestimmt
haben
141
32,9%
100,0%
Am Erstinterview haben N = 82 Probanden teilgenommen.
Das entspricht 19,1% aller Opfer, die der PD HD übermittelt wurden
und 58,2% aller Opfer, die dem Projekt übermittelt wurden
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Prädiktoren (Geschlecht)
Geschlecht bei allen Delikten
Mann Frau gesamt
PTSD nein
33
29
62
ja
3
17
20
Gesamt 36
46
82
p < .01
Geschlecht ohne Sexualdelikte
Mann Frau gesamt
PTSD nein
33
25
58
ja
3
12
15
Gesamt 36
37
73
p < .05
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Wirtschaftliche Stellung
keine Angabe
Überdurchschnittlich gut
gesichert durch
Einkommen,
Besitz,
Vermögen,
wohlhabenden
Partner
PTSD nein
PTSD ja
Gesamt
2
0
2
N
50
45
40
35
8
1
9
30
25
20
15
10
Gesamt
5
Durchschnittlich
36
12
48
PTSD ja
0
PTSDnein
Wenig gesichert
aufgrund von
geringem
Einkommen,
hohen
Verpflichtungen,
Schulden
n.s.
16
7
23
* SKID-I Diagnosezeitpunkt
3 Monate nach der Tat
62
20
82
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14
Prädiktoren
Nationalität der Opfer
D Andere gesamt
PTSD nein 52
6
58
ja
9
6
15
Gesamt 61
12
73
p < .05
Hat sich Ihre berufliche Situation nach
der Tat verändert?
Nein Ja gesamt
PTSD nein 52
6
58
ja
7
8
15
Gesamt 59
14
73
p < .001
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15
Prädiktoren (Krankschreibungen)
N
70
60
50
40
30
mit ohne
Wochen PTSD PTSD Gesamt
keine
12
49
61
1
0
6
6
2
2
2
4
3
0
1
1
>4
6
3
9
20
61
81
p < .05
20
10
Gesamt
0
ohne PTSD
keine
1
Wochen
2
mit PTSD
3
4
* SKID-I Diagnosezeitpunkt
3 Monate nach der Tat
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Komorbidität
Alle Diagnosen erhoben mit SKID-I
zum Meßzeitpunkt t3!
ohne
PTSD
ohne komorbide Störung
49
eine komorbide Störung
6
zwei komorbide Störungen
6
drei komorbide Störungen
1
vier komorbide Störungen
0
62
p < .001
mit
PTSD
2
8
7
1
2
20
gesamt
51
14
13
2
2
82
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17
Verteilung der Peritraumatischen
Dissoziation nach PDEQ
35,0
30,0
25,0
20,0
%
15,0
10,0
5,0
0,0
mit PTSD
überhaupt
ein wenig
nicht
etwas
ohne PTSD
ziemlich
ganz genau
überhaupt
nicht
ein wenig
etwas
ziemlich
ganz genau
ohne PTSD
29,0
33,9
14,5
11,3
3,2
mit PTSD
5,0
15,0
35,0
30,0
5,0
p < .01*
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Krankheitsverarbeitung
Die Strategien zur Krankheitsverarbeitung nach
einem traumatischen Ereignis korrelieren teilweise
signifikant mit dem Auftreten einer PTSD innerhalb
der ersten drei Monate.
Dies gilt
für die Bagatellisierung des Ereignisses (r=.446***)
und die depressive Verarbeitung (r=.439***)
Akuttraumatisierte, die die Belastung durch das
Erlebte abtun oder nicht wahrhaben wollen, die sich
zurückziehen, grübeln, sich selbst bemitleiden und
mit dem Schicksal hadern, entwickeln eher eine
PTSD als andere!
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19
Bedarf an Therapie
für akut traumatisierte Personen
24,4 % der Opfer von Gewaltverbrechen, welche an
der Studie teilgenommen haben, entwickelten
innerhalb der ersten 3 Monate eine PTSD.
90 % der Opfer, die eine PTSD entwickelten, sind
zusätzlich durch mindestens eine weitere komorbide
Störung belastet.
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Übersicht
Start: HeiGOS: Heidelberger
Gewaltopferstudie
Voraussetzung: Traumatherapie
Allgemeine Grundsätze
EMDR
Konsequenz: HeiGOS-TH: intakt - Integrierte
traumaassoziierte Kombinationstherapie unter
Einbeziehung von EMDR
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21
Ziele von Traumatherapie
dem Patienten Kontrolle über sein Erleben zurückgeben
(„Wo Intrusionen waren, sollen Erinnerungen werden“);
eine Integration der Erinnerungsfragmente herbeiführen
(“... den Strukturzusammenhang psychischer
Repräsentation wieder zu schließen” Küchenhoff 1998);
eine Zeitperspektive aus der präsentischen
Unmittelbarkeit, der Zeitlosigkeit der Traumasymptome
eröffnen (Kolk, v. d. & McFarlane, 1996);
eine Erweiterung einer ausschließlich auf ein “Trauma”
bezogenen Identität erarbeiten (“Ich bin mehr als mein
Trauma”) (Reddemann, mdl. Mitteilung).
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3 Phasen der Traumatherapie
1.)
Initiale Stabilisierungsphase
2.)
Traumaexpositionsphase
3.)
Phase des Trauerns, der Sinnfindung und der
Integration in die bisherige Biographie bzw. in
die Persönlichkeit.
(seit Janet [1889]:
L ‘automatism psychologique. Paris: Alcan)
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-TH
EMDR:
Eye Movement Desensitization
and
Reprocessing
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EMDR als eine Methode der
Traumaexposition
Francine Shapiro, Palo Alto / Kalifornien, 1987
Manualisierte Form zur Traumaexposition bei
PTSD
Weltweit 60.000 Therapeuten
Voraussetzung: abgeschlossene
Therapieausbildung
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EMDR als eine Methode der
Traumaexposition
Grundlage: Annahme eines neurobiologisch verankerten
Selbstheilungsprozesses ( Spontanremission);
Aktivierung dieses Selbstheilungsprozesses durch
bilaterale Stimulation (Auge, Ohr, taktil), Mechanismus
letztendlich noch nicht geklärt;
Theorie: Durch die Stimulation werden traum-ähnliche
Verarbeitungsprozesse (ähnlich REM-Schlaf) im Gehirn
angestoßen, wodurch die in Wort, Affekt und Körpererleben
dissoziierten Erinnerungsbruchstücke beschleunigt
prozessiert und integriert werden
(Shapiro, 1995; Hofmann, 1999; Chemtop et al., 2000).
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Was ist
-TH ?
Sollte die
einen Bedarf für eine Behandlung akut traumatisierter Menschen ergeben, so
sollte den Probanden eine Behandlungsmöglichkeit
angeboten werden können!
Vorhanden:
 Kompetenz in der Anwendung von EMDR
 Erfahrungen mit Therapiegruppen
 Erfahrungen in der Anwendung von
Imaginationsübungen
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27
Danksagung
Wir danken dem Ehrensenator
der Universität Heidelberg
Herrn M. Lautenschläger, MLP
für die Bereitstellung der Mittel zur
Durchführung der Heidelberger
Therapiestudie zu Akut-Traumata
-TH
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28
-TH
Ziele
Die zentralen Ziele der Studie sind:
1: die Prüfung und Evaluation der drei Treatments
bei akut traumatisierten Menschen:
 nur Ambulante Ressourcengruppe ARG
 nur EMDR
 intakt - ARG in Kombination mit EMDR
2: die Entwicklung eines Therapiemanuals für
Praxen und Einrichtungen, in denen akut
traumatisierte Menschen Hilfe suchen.
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29
Studiendesign
 Zugang über
oder Ambulanz der
Psychosomatischen Klinik
 Einschlußkriterien:
ASD-Diagnose, PTSD (Vollbild bzw. subsyndromal),
subjektiver Leidensdruck
 Ausschlusskriterien:
floride Psychose, Sucht, Suizidalität
 2 Messzeitpunkte: t1: SKID-I /II • Fragebogen;
 t2 nach der 10. Gruppensitzung: Fragebogen aus t1
 Nach jeder Gruppensitzung:
Gruppenerfahrungs- und Gruppenleiterbogen.
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30
„Gruppenpsychotherapie mit
Akut-Traumatisierten heißt Unterstützung
auf der Suche nach verlorener
Sicherheit, Kontrolle und Normalität“
1. Sicherheit vs. „Alles ist Trauma“
2. Kontrolle vs. Ohnmacht
3. Normalisierung der „psychosomatischen
Organisation“
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31
Ambulante Ressourcengruppe
ARG
1. Sicherheit vs. „Alles ist Trauma“
Durch das Zusammensein mit anderen Traumatisierten
Unterstützung dabei finden, an Ressourcen anzuknüpfen - alle
sind auch nicht-traumatisiert!
Durch die Kontinuität der Gruppe Sicherheit erfahren
Unterstützung zu erkennen, welche Situationen
retraumatisierend wirken; z.B. unvorbereitete Begegnung mit
traumatisierenden Situation, Behörden, Arbeitgebern usw.
Triggernde Situationen erkennen, die den Erlebnisfluß des
„normalen Alltags“ unterbrechen und Umgang damit lernen
Beispielübung: Der sichere Ort
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32
Ambulante Ressourcengruppe
ARG
2. Kontrolle vs. Ohnmacht
Kontrolle der Flashbacks
Unterstützung, selbst zu entscheiden, welchen ängstigenden
Situationen Teilnehmer sich aussetzen wollen (der Zwang, bald
gesund zu werden vs. die Angst, das Trauma nie mehr loszuwerden)
Kleinere Schritte zum Aushalten ängstigender Situationen einüben
Erkennen helfen, wo soziale Kontakte in die Normalität zurückführen
oder die Isolation verstärken.
(z. B. hilfreiche oder weniger hilfreiche Angehörige)
Beispielübung: Tresor
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33
Ambulante Ressourcengruppe
ARG
3. Normalisierung der
„psychosomatischen Organisation“
Wahrnehmen, wie durch das Trauma-Erleben und Nacherleben die
körperliche Grundverfassung mitbetroffen ist
Derzeitige Grenzen körperlicher Funktionen wahrnehmen und
achten lernen
Wiederherstellung der „Schlafhygiene“
Beraten über körperbezogene Behandlungsmöglichkeiten,
z.B. Medikamente, Entspannung, etc.
Beispielübung: Lichtstromtechnik
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34
-TH
Zusammenfassung Ergebnisse PTSDSymptomatik, gemessen mit PDS-d
(n= 16 Patienten)
PTSD-Symptomatik nimmt in Gesamtstichprobe ab
Die Verbesserung ist am deutlichsten in der kombinierten
Therapiegruppe
Traumatherapie bei Akuttraumatisierte ist wirksam
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-TH
IES-R (Impact of Event Scale) bei Gesamtstichprobe
T
Signifikanz
Intrusionen
4,702
0,000***
Vermeidung
3,093
0,007**
Übererregung
2,620
0,019*
Diagnostischer Wert
3,138
0,007**
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Zusammenfassung
der bisherigen Ergebnisse der
-TH
Patienten, bei denen Kontraindikationen für eine EMDRBehandlung vorliegen, können durch die Behandlung in der
Ambulanten Ressourcengruppe ARG eine spürbare
Symptomreduktion erfahren.
Für einige Patienten ist die Behandlung in der ARG eine
notwendige und ökonomische Ergänzung zur TraumaexpositionsTherapie
Einige monotraumatisierte Patienten können ausschließlich mit
EMDR behandelt werden.
Bei einigen Patienten wird erst durch eine längere Behandlung in
der ARG eine Traumaexpositions-Therapie möglich.
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Fazit
 Traumafolgestörungen als Folge von Gewalttaten zeigen
sich bei fast jedem vierten Opfer bzw. jedem dritten
weiblichen Opfer.
 Eröffnung eigener Ressourcen, die Herstellung von
Schicksalsgemeinschaften, die Information über
Traumafolgen und die Bereitstellung „sicherer Räume“ ist
ein Bündel von Interventionen, mit dem
Selbstheilungskräfte angestoßen,
Chronifizierungsprozesse unterbunden und
vorhandene PTSD-Störungen beendet werden können!
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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