Kopfschmerzen

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Migräne und Spannungskopfschmerzen
Riehener Seminar
29.10.2003
Dr. R. Stettler
Kopfschmerzhäufigkeit

71%

27.5%
der Bevölkerung leidet an
Kopfschmerzen
Migräne
–
–

38.3%
–
5.6%
erfüllen Kriterien komplett
erfüllen Kriterien mit jeweils
einer Ausnahme
Spannungskopfschmerzen
–

11.3%
16.2%
13.3%
25.0%
erfüllen Kriterien komplett
erfüllen Kriterien mit jeweils einer
Ausnahme
andere Kopfschmerzen
Kopfschmerzhäufigkeit

Menschen mit Kopfschmerzen:
 38%
 54%
 8%
Migräne
Spannungskopfschmerzen
andere Kopfschmerzen

92%
aller Kopfschmerzen
durch 2 Kopfschmerzformen
verursacht!

NB:
IHS (Internationale Kopfschmerzgesellschaft) hat 176 verschiedene
Arten von Kopfschmerzen definiert
Kopfschmerzen: Systematische Anamnese







Beginn der Kopfschmerzerkrankung
Bestehen verschiedene Kopfschmerzformen
nebeneinander
Häufigkeit und Dauer der Kopfschmerzen
Tageszeitliche Abhängigkeit
Informationen zum genauen Anfallsablauf
Ankündigungszeichen von Kopfschmerzen
Neurologische Begleitstörungen (Aura)
Kopfschmerzen: Systematische Anamnese (2)








Merkmale des Kopfschmerzes (Lokalisation etc.)
Begleitsymptome des Kopfschmerzes
Auslösefaktoren
Verhaltensmassnahmen
bisherige Behandlung
weitere Erkrankungen, andere Medikamente
Familienanamnese
Informationen zu Beruf und Lebensgewohnheiten
Kopfschmerzen: Körperliche Untersuchung

Sorgfältige Untersuchung ist erforderlich,
um sekundäre Kopfschmerzen zu erfassen
oder auszuschliessen

Merke: Ausführliches Gespräch und körperliche
Untersuchung sind Grundvorausetzungen für
erfolgreiche Kopfschmerztherapie und für
Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient.
Alarmsymptome bei Kopfschmerzen

Kopfschmerz wird zum Notfall bei
folgenden Symptomen:
 Hohes
Fieber
 Meningismus
 Epileptische Anfälle
 Erbrechen
 Bewusstseinstrübung, Verwirrtheit
 Mydriase
 Atmungsstörungen
 Dezerebrations- / Dekortikationshaltung
Migräne als Makel

“Nach dem Mittagessen kriegte Frau
Direktor Pogge Migräne. Migräne sind
Kopfschmerzen, auch wenn man gar keine
hat.”
Erich Kästner, Pünktchen und Anton
Migräne: Prominente Patienten







Queen Elisabeth II
Karl Marx
Charles Darwin
Hildegard von Bingen
Sigmund Freud
Friederich Nietzsche
Alfred Nobel




Wilhelm Busch
Marie Curie
Thomas Jefferson
11% der Abgeordneten des
Deutschen Bundes-tages
Migräne: Charakterisierung
P rä va le nz:
5-20%
G e sc hle c ht:
E rk ra nk ungsa lte r:
F ra ue n/M ä nne r = 3 :1
(vo r P ub e rtä t a usge glic he n)
1 5 .- 3 0 . L e b e nsja hr
P e rio d ik / F re q ue nz:
sp o ra d isc h b is w ö c he ntlic h
H e re d itä t:
F a m ilie na na m ne se 7 0 % p o s.
S e itigk e it:
2 /3 e inse itig, 1 /3 ho lo k ra nie ll
A tta c k e nb e ginn:
A tta c k e nd a ue r:
M o rge nstund e n
A ura < 6 0 M inute n
4-72 h
S c hm e rzinte nsitä t:
m itte lsta rk b is sta rk
S c hm e rzc ha ra k te r:
p ulsie re nd , p o c he nd
S c hm e rzlo k a lisa tio n:
te m p o ro o rb ita l
E inte ilung:
m it A ura
o hne A ura
k o m p lizie rte
Ablauf der Migräneattacke
Merkmale der Migräneaura
Hauptmerkmale
Mindestens 3 der 4 Teilkriterien
müssen erfüllt sein
Attackenzahl
Ausschluss symptomatischer
Kopfschmerzen
Teilkriterien
1. Mindestens 1 Aurasypmtom
2. Allmähliche Entwicklung der
Störung oder bei mehreren
Symptomen folgt eines dem
anderen zeitlich nach
3. Kein Symptom dauert länger als
60 Minuten
4. Zeitraum zwischen Aura und
Kopfschmerz beträgt max. 60
Minuten
•2 vorangegangene Attacken
Durch ärztliche Untersuchung
Merkmale der Migräne ohne Aura
Hauptme rkmale
K opfschmerzcharakteristika
(mind. 2)
Begleitphänomene der
K opfschmerzen (mind. 1)
Attackenzahl
Attackendauer
Ausschluss symptomatischer
K opfschmerzen
Te ilkrite rie n
1.
Einseitiger K opfschmerz
2.
Pulsierender C harakter
3.
Erhebliche Behinderung der
Tagesaktivität
4.
Verstärkung bei körperlicher
Aktivität
1.
Übelkeit
2.
Erbrechen
3.
Lichtüberempfindlichkeit
4.
Lärmüberempfindlichkeit
• 5 vorangegangene Attacken
4-72h
(unbehandelt oder erfolglos
behandelt)
Durch ärztliche Untersuchung
Sonderformen der Migräne


Migräne ohne Kopfschmerzen
vertebrobasiläre Migräne
•

ophthalmoplegische Migräne
•

Doppelbilder / Drehschwindel / Tinnitus / Ataxie / Tetra- /
Paraparese in der Auraphase
Oculomotoriusläsion mit Ptose und Doppelbildern in der
Auraphase (Ausschluss Aneurysma A. communicans
posterior)
retinale Migräne
•
monokuläre Eblindung in der Aura (Ausschluss Amaurosis
fugax)
Migräne: Pathophysiologie





Veränderung neuronaler Aktivität des Trigeminuskerngebiets im Hirnstamm
Freisetzung vasoaktiver / inflammatorischer Substanzen
(Substanz P, CGRP, Neuropeptid Y, VIP)
Aseptische Entzündungsreaktion in den perivaskulären
Anteilen von Duraarterien
Dilatation von Arterien, Arterioen, Venen
Übelkeit, Erbrechen, Harndrang etc. als Folge der
Mitbeteiligung des Hirnstamms
Migräne: Auslösefaktoren

Hormone

Periode
 Eisprung
 Pille
Hunger
 Erwartungsangst
 Entlastung nach Stress
 Wochenende


Substanzen
Alkohol (Rotwein)
 Käse
 Medikamente
(Nitroglycerin)

Verhalten


Innere Zyklen
Schlaf-Wach-Rhythm.
 Frühjahr, Herbst
 Zeitverschiebung

Migräne: Auslösefaktoren (II)

Umwelt
 Flackerlicht
 Lärm
 verqualmte
 Wetter
 Föhn
 Höhe
 Kälte
Räume
Migräne: Anfallsbehandlung
 Allgemeine
Massnahmen
Reizabschirmung
(ruhiges, dunkles
Zimmer)
Einsetzen eines Entspannungsverfahrens
lokale Anwendung von Eis
etc. (Individualität!)
Migräne: Anfallsbehandlung

Medikamentöse Massnahmen bei
Ankündigungssymptomen wie
 Stimmungsschwankungen
 erhöhter Appetit
 Heisshunger
nach Süssem
 500mg Acetylsalicylsäure
oder
 30mg Domperidon
(Brauselösung)
Migräne
Anfallsbehandlung leichte Attacke

Medikament gegen
Übelkeit
 Metoclopramid
20mg
(Supp. oder Tropfen)
 Domperidon 30mg
(Kinder)

Medikament gegen
Kopfschmerzen
 Acetylsalicylsäure
500-1500mg
 Paracetamol
500-1000mg
(Kinder)
 Ibuprofen
200 -800mg
 Metamizol
500 - 1000mg
Migräne: Anfallsbehandlung
Antiemetika
Antiemektika in der Migränetherapie
Substanzen
Metoclopramid (z.Bsp.
Paspertin®)
Domperidon
(Motilium®)
Dosis


10-20mg p.o.
20mg rektal
10mg i.m, i.v.

20-30mg p.o.
NebenKontrawirkungen
indikationen
EPMS, Unruhe Kinder unter
14 J., Epilepsie
Schwangerschaft,
Prolaktinom
seltener als bei Kinder unter
Metoclo10J., sonst
pramid
wie Metoclopramid
Migräne: Anfallsbehandlung

Medikament gegen Übelkeit
 Reduziert
gezielt Symptome Übelkeit und
Erbrechen
 Normalisiert Magen- und Darmaktivität
 Sollte bei ersten Anzeichen einer entstehenden
Attacke eingenommen werden, unabhängig
davon, ob Übelkeit oder Erbrechen bestehen
 Schmerzmittel erst nach etwa 15 Minuten
nachgeben
Migräne: Anfallsbehandlung
Analgetika
A n al g e ti k a z u r B e h an d l u n g d e r M i g r än e attac k e
Su b stan z
D o sis
N eb en w ir k u n g en
K o n tr ain d ik atio n en
A cety lsalicy lsäu r e ( z. B .
A sp ir in ® )

500 -1000m g
M ag en sch m er ze
n G er in n u n g sstö r u n g en
I b u p r o f en
( z.
B . B r u f en ® )

200-800m g
w ie A SS
N ap r o x en ( z. B .
P r o x en ® )

500 - 1000m g
w ie A SS
U lcu sleid en ,
B lu tu n g sn eig u n g
,
SS
M o n ate 1 - 3
w ie A SS
( B lu tu n g sn eig u n
g g er in g er )
w ie A SS
D iclo f en ac- K
( z. B . V o ltar en ® )

50 - 100m g
w ie A SS
w ie A SS
M etam izo l ( z. B .
N o v alg in ® )

1000m g
L eu k o p en ie
P ar acetam o l
( z. B . b en - u r on® )

500 - 1000m g
aller g . R k t. ,
B lu b ild v er än d er u n g en
L eb er sch äd en
L eb er sch äd en ,
N ier en in su f f .
Migräne: Anfallsbehandlung
Mutterkornalkaloide
Mutterko rnalkalo ide f ür die Behandlung der akuten Mig räneattacke
Substanz
Dosis
Nebenwir kungen
Kontr aindikationen
Er gotamin 1-2mg p.o. oder
Er br echen
Schwanger schaft
tar tr at (z.B.
2mg r ektal
Übelkeit
Stillzeit
Migr exa®)
Kältegefühl
Kinder < 12J.
Muskelkr ämpfe
Pat. mit multiplen
Dauer kopfsz.
vaskulär en RF
Er gotismus
labile Hyper tonie
KHK, AP
St. nach Myocar dinfar kt
M. Raynaud
PAVK
St. n. TIA / CVI
Leber insuffizienz
Nier eninsuffizienz
Dihydr oer got  1-2mg i.m. oder
s. Er gotamin,
s. Er gotamin
amin (z.B.
s.c.
weniger
Dihyder got®)
ausgepr ägt
Migräne: Triptane





Serotonin 5-HT(1D/1B)-Agonisten
speziell zur Behandlung schwerer
Migräneattacken entwickelt
am besten untersuchte und wirksamste Sunstanzen
zur Behandlung der akuten Migräneattacken
führen nicht zu Übelkeit und Erbrechen
haben positiven Einfluss auf Kopfschmerzen,
Übelkeit, Erbrechen, Photophobie, Phonophobie
und das allgemeine Krankheitsgefühl
Migräne:Einführung der Triptane
Sumatriptan
 Zolmitriptan
 Naratriptan
 Rizatriptan
 Almotriptan
 Eletriptan
 Frovatriptan

1993
1997
1997
1998
2001
2002
2002
Migräne: Anfallsbehandlung
Triptane
Triptane für die Behandlung der ak uten Migräneattack e
Substanz
Dosis
Nebenwirk ungen
Sumatriptan
(z.B.
Imigran®)


Zolmitriptan
(z.B. Zomig®)

Naratriptan
(z.B.
Naramig®)
50-100mg p.o.
25mg Supp.
10-20mg Nasenspray
6mg s.c. (Autoinjektor)
Engegefühl Brust
/Hals
Parästhesien Extremitäten
Kältegefühl
2.5 5mg p.o.
w ie Sumatriptan
2.5mg Schmelztbl.
2.5 - 5mg p.o.
etw as geringer als
Sumatriptan
Kontraindik ationen
Hypertonie
KHK, AP
St. n. Myocardinf.
M. Raynaud
PAVK
St. n. TIA / CVI
Schw angerschaft
Stillzeit
Kinder
schw ere Leber- /
Niereninsuffizienz
multiple vaskuläre
RF
w ie Sumatriptan
w ie Sumatriptan
Migräne: Anfallsbehandlung
Triptane (2)
Triptane für die Behandlung der akuten Migräneattacke
Substanz
Dosis
Nebenwirkungen Kontraindikationen
Rizatriptan  10mg p.o.
wie Sumatriptan
wie Sumatriptan
(z.B.
10mg Schmelztbl.
Dosis nur 5mg bei
Maxalt®)
Einnahme von
Propanolol
Almotriptan  12.5mg p.o.
etwas geringer als wie Sumatriptan
(z.B.
Sumatriptan
Almogran®)
 20, 40mg p.o.
Eletriptan
wie Sumatriptan
wie Sumatriptan
(z.B.
Relpax®)
Migräne

Welche Patienten sollten mit spezifischen
Migränemitteln (5-HT1D/1B-Agonisten)
behandelt werden?
 Wenn
Schmerzmittel + Antiemetika oder
Ergotamin + Antiemetika unwirksam sind
 Wenn Ergotamintartrat zu Erbrechen führt
 Wenn auf schnellen und zuverlässigen
Wirkungseintritt angewiesen (z. B. Beruf)
Migräne: Triptane

Triptane sollten nicht eingesetzt werden,
wenn
 keine
ausreichende ärztliche Voruntersuchung (BDMessung, EKG) sowie individuelle Beratung
vorgenommen wurde
 andere Therapiemöglichkeiten zur Vorbeugung und
Akutbehandlung nicht systematisch ausprobiert
wurden
 ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz besteht
 Kontraindikationen bestehen
Migräne
Spezifische Migränemittel und Aura

Spezifische Migränemittel sollten nicht
während der Aura gegeben werden
 Aurasymptome
werden nicht beeinflusst
 Wenn zu früh gegeben, das Auftreten der
Kopfschmerzen nicht verhindern
 Während Aura möglicherweise
Minderperfusion, weitere Vasokonstriktion
allenfalls gefährlich
Migräne
Mutterkornalkaloide und Triptane
 Aufgrund
möglicher Potenzierung der
vasokonstriktiven Wirkung sollte
vorsichtshalber ein Zeitraum von 24h
zwischen Einnahme eines Mutterkornalkaloids
und / oder eines Triptans liegen
Migräne: Chancen verschiedener
Darreichungsformen(z.B. Sumatriptan)

Oral





kein Erbrechen
lange Attacken (über 8 Stunden)
langsamer Attackenbeginn (langsamer Wirkungs-eintritt spielt
keine Rolle)
in den Ferien oder an Wochenenden
subcutan




frühzeitiges Erbrechen
kurze Attacke
Attacke erreicht schnell den Höhepunkt
am Arbeitsplatz
Migräne: Chancen verschiedener
Darreichungsformen(z.B. Sumatriptan)

Suppositorien




Übelkeit und Erbrechen
Angst vor Spritze
Tabletten nicht ausreichend wirksam
Nasenspray


üUbelkeit
Patienten, die kein Suppositorium verwenden wollen
Migräne
Höchstdosen Triptane

pro Attacke
2
Verabreichungen der Grunddosis
(z.B. Sumatriptan 200mg oral, 12mg s.c)

pro Monat
 maximal
an 10 verschiedenen Tagen pro Monat
(sonst Gefahr der Entwicklung eines
medikamenteninduzieten Dauerkopfschmerzes)
Migräne
Dosisfindung Sumatriptan
eventuell Metoclopramid
Sumatriptan
oral 50mg
Wirkung gut,
Nebenwirkungen stark
Sumatriptan
25mg
Wirkung gut,
Wirkung schlecht,
Nebenwirkungen gering Nebenwirkungen gering
Sumatriptan
50mg
Sumatriptan
100mg
Migräne
Wiederauftreten von Kopfschmerzen

Nach Gabe von Triptan kann es zum
Wiederauftreten der Migränekopfschmerzen
kommen (Attackendauer länger als
Wirkdauer)
 bei
leichten Schmerzen:
 bei starken Schmerzen:
Analgetikum
erneute Dosis
Triptan
Migräne: Cave Mischpräparate

Viele Migräne- und Kopfschmerzmittel sind
Mischpräparate
Koffein
 Codein
 Antihistaminika
 Spasmolytika
 Aminophenolderivate


Diese Substanzen sind unwirksam oder wurden
bezüglich ihrer Wirkung nie ausreichend
untersucht. Sie sind potentiell schädlich!
Migräne: Behandlung durch Notarzt

Metoclopramid
10mg i.v.




Acetylsalicylsäure
500-1000mg i.v.
oder
Dihydroergotamin
1-2mg s.c, i.m., i.v.
oder
Sumatriptan
6mg s.c.
oder
Metamizol
500-1000mg langsam i.v.
Migräne: Status migraenosus

Dauer der Kopfschmerzphase > 72h,
trotz Behandlung
 meist
bei mehrjähriger Migränevorgeschichte in
Verbindung mit andauerndem Medikamentenmissbrauch
 Einleitung einer stationären Behandlung notwendig
 Grundlegende Analyse der Vorgeschichte und der
bisherigen Behandlung nach Abklingen erforderlich
Migräne: Fehler in der Attackenbehandlung








Falsche Diagnose
Mangelnde therapiebegleitende Selbstbeobachtung
Unrealistische Ziele (Migräne lässt sich nicht wegzaubern)
Migräneprophylaxemöglichkeiten nicht ausgeschöpft
Mangelnde Reizabschirmung
Zu späte Einnahme der Medikamente
Falsche Darreichungsform
Unterdosierung
Migräne: Fehler in der Attackenbehandlung







Akute Überdosierung
Zu häufige Medikamenteneinnahme
Einnahme von Kombinationspräparaten oder von mehreren
Medikamenten
Mangelnde Portionierung der Medikamente zur
Attackenkupierung
Nichtbeachtung des zeitlichen Abstandes der
Medikamenteneinnahme
Nichtaufklärung über Nebenwirkungen
Nichtwirksame Medikamente oder andere
Therapieverfahren
Kopfschmerzkalender

Dokumentation von
 Auslösesituationen
 Attackenmerkmale
 Medikamentenverbrauch
 Begleitereignisse

Ziel
 Optimale Anpassung
/ Individualisierung der
Behandlung
 Oft bereits durch Führen des Kalenders Besserung
Kopfschmerzkalender
siehe www.schmerzklinik.de
Migräneprophylaxe: Indikation






•
3 Migräneattacken / Monat oder
> 7 Migränetage / Monat
regelmässige Attackendauer >48 h
regelmässiges Wiederauftreten der Kopfschmerzen
nach Einnahme spezifischer Migränemittel
unerträgliche Schmerzintensität
nicht tolerable Nebenwirkungen der Akuttherapie
gehäufte, langdauernde Migräneauren
Nichtmedikamentöse Migräneprophylaxe






Beeinflussung von Triggerfaktoren
Ausdauersport
Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
Stressbewältigungstraining
Biofeedback-Behandlung
unsichere Wirkung
 Homöopathische
 Akupunktur
 Botulinimtoxin
Behandlung
Migräneprophylaxe: Medikamente (I)
M igräneprophylaktika mit gesicherter Wirkung: -Blocker
Substanz
Dosis
Nebenwirkungen Kontraindikationen
Metoprolol
50-200mg
häufig:
absolut:

(Beloc®)
Müdigkeit
AV-Block 2./3.
art. Hypotonie
Bradykardie
Herzinsuffizienz
Sick-Sinus
Asthma bronch.
Propranolol
40-240mg
gelegentlich:
relativ:

(Inderal®)
Schlafstörungen
Diabetes mell.
Schwindel
orthostat. Dysregulation
Bisoprolol
5-10mg
selten:
Depression

(Concor®)
Hypoglykämie
Bronchospasmus
Bradykardie
Impotenz
Migräneprophylaxe: Medikamente (II)
M igräneprophylaktika mit gesicherter Wirkung
Substanz
Dosis
Nebenwirkungen Kontraindikationen
Flunarizin
5-10mg
Müdigkeit
fokale Dystonie

(Sibelium®)
Gewichtszunahme Schwangerschaft
GI-Beschwerden
Stillzeit
Depression
Depression
Hyperkinesien
relativ:
Tremor
M. Parkinson (FA)
Parkinsonoid
Valproinsäure
500-600mg Müdigkeit
Leberfunktionstrg.

(Depakine®)
Schwindel
Schwangerschaft
Tremor
Alkoholmissbrauch
Hautausschlag
Haarausfall
Gewichtszunahme
Leberfunktionsstrg.
Migräneprophylaxe: Medikamente (III)
Migräneprophylaxe: Substanzen 2. Wahl
Nebenwirkungen KontraDosis
Substanz
indikationen
schwere LeberMüdigkeit
2400mg
Gabapentin
und Niereninsuff.
Schwindel
(Neurontin®) 
Ataxie
GI-Störungen
Magenschmerzen Ulkusleiden
2x250mg
Naproxen
 2x500mg
Blutungsneigung
(Proxen®)
Schwangerschaft
Aufstossen
2x75mg
Pestwurz
Magenschmerzen Stillzeit
(Petadolex®) 
Migräneprophylaxe: Medikamente (IV)
M igräne prophylaxe : Subs tanze n de r 3. Wahl
Subs tanz
D os is
N e be nwirkunge n
Acetylsalicylsäure
(Aspirin® )
Lisurid
(C uvalit® )
Pizotifen

300mg
M agenschmerzen

3x0.025mg

1- 3mg

1.5- 6mg
M üdigkeit
Übelkeit
Schwindel
M üdigkeit
Gewichtszunahme
M undtrockenheit
Übelkeit
Parästhesien
K opfschmerzen
Ergotismus
Durchfall
M üdigkeit
(Sandomigran® )
Dihydroergotamin
(D ihy dergot ® )
M agnesium
C yclandelat
(N atil® )


2x300mg
12001600mg
Kontraindikatione n
Ulkusleiden
Blutungsneigung
Asthma
Schwangerschaft
K HK , PAVK
M . Raynaud
Glaukom
Prostatahyperplas.
K HK
Schwangerschaft
Hypertonie
K HK , PAVK
keine
Akuter C VI
Glaukom
Migräneprophylaxe: Fehler








Falsche Diagnose
Zu hohe Initialdosis
Zu niederige Dosis
Zu kurze Anwendung / Zu lange Anwendung
Keine Aufklärung über Nebenwirkungen
Mangelnde Aufklärung über verzögerten
Wirkungseintritt
Unrealistische Erwartungen des Patieten
Falsche Priorität der Migräneprophylaktika
Kindliche Migräne






Inzidenz 3-4%
bei Jungen und Mädchen gleich häufig
frühestes Erkrankungsalter um das 3. Lebensjahr
Attacken meist kürzer
vegetative Begleiterscheinungen im Vordergrund
2 Sonderformen
 periodisches
Erbrechen (ohne Kopfsz.)
 periodischer Schwindel (meist ohne Kopfsz.)
Kindliche Migräne

Behandlung der Migräneattacke
 Übelkeit:
Domperidon
(Metoclopramid erst ab 12 j.)
 Analgetika: Paracetamol
Ibuprofen
ASS
 Triptane:
bei Therapieresistenz ab 12. LJ
Kindliche Migräne

Migräneprophylaxe
 Verhaltensmodifikation
 Sport
 Beta-Rezeptorenblocker
 Propranolol
 Metoprolol
2mg/kgKG
1.5mg/kgKG
Menstruelle Migräne
10% aller Frauen mit Migräne
 manchmal hohe Intensität, lange Dauer,
intensive Begleiterscheinungen
 Dihydroergotamin s.c. bei langen Attacken
 Kurzzeitprophylaxe

 Naproxen
(2x500mg)
 Sumatriptan (2x25mg)
Beginn 3d vor Mens.
Beginn 2d vor Mens,
insgesamt 5d
 niederig dosierte Oestrogene wd Mens.
Migräne und Schwangerschaft

Drittelsregel

Migräneattacke
(1/3 symptomfrei, 1/3 besser, 1/3
unverändert)
 nur
Paracetamol erlaubt
 ASS zwischen 4. und 6. Monat erlaubt

Migräneprophylaxe
 Beta-Rezeptorenblocker
Spannungskopfschmerz

Epidemiologie
 Beginn
 Frauen
/ Männer
 Prävalenz
 episodisch
 chronisch
20.-25. Lebensjahr
5:4
häufigster Kopfschmerz
40-60%
3%
Episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp
Hauptkriterien
Kopfschmerzdauer
Schmerzcharakteristika
(mind. zwei)
Weitere Bedingungen
Attackenzahl
Teilkriterien
 unbehandelt 30 Minuten bis 7 Tage
 drückend bis ziehend, nicht pulsierend
 übliche Aktivität nicht nachhaltig behindert
 beidseitiger Kopfschmerz
 körperlicher Aktivität verstärkt Kopfschmerz
nicht
 keine Übelkeit
 kein Erbrechen
 von folgenden zwei Symptomen max. eines:
Lichtüberempfidlichkeit
Lärmüberempfindlichkeit
 • 10 vorangegangene Attacken
 < 15 Kopfschmerztage pro Monat
Chronische Kopfschmerzen vom Spannungstyp
Hauptkriterien
Schmerzcharakteristika
(mind. zwei)
Weitere Bedingungen
Attackenzahl
Teilkriterien
 drückend bis ziehend, nicht pulsierend
 übliche Aktivität nicht nachhaltig behindert
 beidseitiger Kopfschmerz
 körperliche Aktivität verstärkt
Kopfschmerz nicht
 kein Erbrechen
 von folgenden 3 Symptomen max. eines:
Übelkeit
Lichtüberempfindlichkeit
Lärmüberempfindlichkeit
 •15 Kopfschmerztage pro Monat seit
mindestens 6 Monaten
Spannungskopfschmerz: Pathophysiologie

Hypothese:
 Schwellenverstellung des zentralen
nozizeptiven Systems
 Schmerzschwelle
auch an anderen Teilen des
Körpers erniederigt
 starke Analgetika wie Opioide sind nicht wirksam,
jedoch trizyklische Antidepressiva (Einfluss auf
zentrale Schmerzschwelle)
Spannungskopfschmerz: Differenzialdiagnose

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medikamenteninduzierter Kopfschmerz
arterielle Hypertonie
metabolische / endokrine Störungen
chronische Infektionen (HIV)
Substanzen (Alkohol, Nitrate, Kalzium-antagonisten,
organische Lösungsmittel)

Strukturelle Läsionen (Sinusitis frontalis, Hirntumoren,
Pseudotumor cerebri, Liquorzirkulationsstörungen,
subdurales Hämatom, Arteriitis temporalis)
Episodischer Spannungskopfschmerz

Therapie
 Acetylsalicylsäure
 Paracetamol
 Ibuprofen
 Naproxen

500 - 1000mg
500 - 1000mg
200 - 800mg
500mg
Nicht an mehr als 10 Tagen / Monat !
(Gefahr eines medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerzes)
Chronischer Spannungskopfschmerz

Therapie
 meist
wird nur Reduktion der Kopfschmerzintensität
von 30-50% erreicht, was dem Patienten vorgängig
bekannt sein muss
 nichtmedikamentöse Therapieverfahren sind elementar
 allfällige Medikamente langsam einschleichend
dosieren, Patient muss über Nebenwirkungen informiert
sein
 schmerzlindernde Wirkung tritt erst nach einigen Tagen
bis zu zwei Wochen ein
Chronischer Spannungskopfschmerz

Nicht-medikamentöse Therapie
 Progressive
Muskelrelaxation nach Jacobson
 relativ
leicht erlernbar
 auch am Arbeitsplatz und beim Autofahren
anwendbar
 Stressbewältigungstraining
Chronischer Spannungskopfschmerz

trizyklische Antidepressiva
Medikamentöse Therapie der 1. Wahl
Substanz
Dosis
Höchstdosis
Amitriptylin (Saroten®)
25-75mg
150mg
Doxepin (Sinquan®)
25-75mg
Clomipramin (Anafranil®)25-75mg
Imipramin (Tofranil®)
25-75mg
Maprotilin (Ludiomil®) 25-75mg
150mg
150mg
150mg
150mg
Chronischer Spannungskopfschmerz

Medikamentöse Therapie der 2. Wahl
 Sulpirid
3x50mg/d
 Naproxen
500mg/d
 SSRI
übliche antidepressive Dosen
 Botulinumtoxin ?
Chronischer Spannungskopfschmerz

Gründe für Therapieversagen
 fortgesetzter Analgetikaabusus
(Kombinationspräparate)
 zu kurzer Therapieversuch
 schlechte Compliance
 falsche Diagnose
Kombinationskopfschmerz
Kombination Migräne + chronische
Spannungskopfschmerzen nicht selten
 Kombinationstherapie

 Beta-Blocker
+ niederig dosiert TZA
Medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerz

Definition
 häufiges
oder täglich konstantes Auftreten von
Kopfschmerzen, die verschlechtert oder
induziert werden durch die regelmässige
Einnahme von Schmerzmitteln und/oder
spezifischen Migränemitteln
Medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerz

Epidemiologie
 Prävalenz
 Kopfschmerzambulanz
 Frauen
/ Männer
 Altersgipfel
0.5 - 1%
5-10%
3-5:1
40.-50. Lebensjahr
Medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerz

3 Fragen zur Diagnose
1.Wie häufig haben Sie Kopfschmerzen?
Antwort: täglich
2.Wie behandeln Sie ihre Kopfschmerzen?
Antwort: mit Schmerz- und Migränemittel
3.Wie häufig nehmen Sie diese Mittel?
Antwort: täglich oder jeden 2. Tag
Medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerz
Medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerz
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
Die einzige Möglichkeit, den medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz zu
behandeln, ist der Medikamentenentzug!
Um Rückfall in die häufige
Medikamenteneinnahme zu verhindern, ist
nach Entzug regelmässige Nachbetreuung
notwendig
Medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerz

Kritische Schwellen
 Schwelle
Nr. 1:
Wechsel von Medikament mit einem Wirkstoff auf
Kombinationspräparat.
 Schwelle Nr. 2:
Einnahme von Kopfschmerzmitteln an mehr als
10 Tagen pro Monat.
 Schwelle Nr. 3:
Entstehen von Kopfschmerzen an mehr als 14
Tagen pro Monat
Weitere Präsentationen
www.seminare-ps.net
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