Kopfschmerz-Syndrome Lions Club Dresden, 03.03.2014 Heinz Reichmann, FRCP FAAN Direktor Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden Wozu benötigen wir ein Gehirn? • Oberste Kommandozentrale für Herzschlag, Atmen, Verdauen • Produktion von Steuerungshormonen • Heimat unserer Sinne wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen. • Heimat der Sprache, des Sprechens und Verstehens • Oberste Zentrale für die Motorik • Emotionale Zentrale • Gedächtnis, Konzentration, Merkfähigkeit • Damit die Ohren nicht zusammenwachsen • Es ist nchit witihcg in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid , das ezniige was wcthiig ist , ist daß der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid . Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien , tedztorm knan man ihn onhe Pemoplre lseen . Das ist so , wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn , snderon das Wrot als gseatems . Der Alkohol-induzierte KS • Kater oder Katzenjammer • (studentische Umgangssprache 19.Jh.) • Katzenjammer stammt vom “Kotzenjammer” aus der Goethe-Zeit • KS-Ursachen: Dehydratation • Denaturierung und Stimulierung von Zytokinen durch Acetaldehyd • Gleichzeitiger Konsum von Nikotin mit Alkohol verstärkt die Kopfschmerzen Vorbeugung • Genügend Wasser trinken • Pausen zwischen den Alkoholika einlegen • Vor dem Schlafengehen Mineralwasser trinken • Fettreiches Essen verlangsamt die Aufnahme von Alkohol • Zucker und Kohlensäure beschleunigen hingegen die Alkoholaufnahme • Medikamentös am ehesten Ibuprofen Zuviel Alkohol zerstört Nervenzellen • 1.000.000.000.000 Nervenzellen • Pro Alkoholrausch gehen ca. 100.0001.000.000 Nervenzellen zu Grunde • Alkoholdemenzen werden sich die nächsten 20 Jahre verdoppeln • Pro Wochenende sind ca. 1.000.000 Jugendliche betrunken in Deutschland Die Kopfschmerz-Anamnese Fallstricke bei der Therapie der Spannungskopfschmerzen Migräne-Inzidenz Frauen: 12 - 14 % Männer: 6 - 8% vor der Pubertät: 4 - 5% höchste Inzidenz: 35. - 45. Lebensjahr Migräne - Triggerfaktoren • Hormonschwankungen bei Frauen • Änderungen im Schlaf-/Wachrhythmus (WochenendMigräne) • große Höhe, Aufenthalt in Kälte, verqualmte Räume • Erwartungsangst, Stress, Entlastungssituationen • Rotwein, Käsesorten, Schokolade • Schwankungen des Koffeinspiegels • Wettereinflüsse Migräne - Symptome • Attackenweise heftige einseitig pulsierendepochende Kopfschmerzen, 4 - 72 Stunden Dauer • 30 % haben Holokranie • Appetitlosigkeit 95 % • Übelkeit 80 % • Erbrechen 40 - 50 % • Lichtscheu 60 % • Lärmempfindlichkeit 50 % • Geruchsüberempfindlichkeit 10 % • Aura 10 - 15 % Nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden der Migräne Methode Effektivität bei Erwachsenen Effektivität bei Kindern progressive Muskelrelaxation (PMR) thermales Biofeedback thermales Biofeedback plus PMR Vasokonstriktionstraining kognitive Verhaltenstherapie plus PMR autogenes Training Hypnose Sporttherapie Homöopathie Akupunktur Diener et al. (2000) Antiemetika in der Migränetherapie Substanzen Dosis Metoclopramid z.B. (Paspertin ) 10 - 20 mg extrapyrimidalp. o. dyskinetisches 20 mg rektal Syndrom, Unruhezustände 10 mg i.m., i.v. 20 -30 mg seltener als bei p.o. Metoclopramid Domperidon (Motilium ) Nebenwirkungen Kontraindikationen Kinder unter 14 Jahren, Hyperkinesen, Epilepsie, Schwangerschaft, Prolaktinom Kinder unter 10 Jahren, sonst siehe Metoclopramid Diener et al. (2000) Analgetika zur Behandlung der Migräneattacke Arzneimittel (Beispiel) Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin ) Dosierung Nebenwirkungen (mg) 1000 Magenschmerzen, Gerinnungsstörungen Kontraindikationen Paracetamol (z.B. ben-u-ron ) 1000 Leberschäden Ibuprofen (z.B. Brufen ) 400 - 600 wie ASS wie ASS (Blutungsneigung geringer) Naproxen (z.B. Proxen ) 500 - 1000 wie ASS wie ASS (Blutungsneigung geringer) Ulkus, Asthma, Blutungsneigung, Schwangerschaft Monat 1-3 Leberschäden, Niereninsuffizienz Diener et al. (2000) Mutterkornalkaloide für die Behandlung der akuten Migräneattacke Substanzen Dosis Nebenwirkungen Kontraindikationen Ergotamintartrat (z.B. ergo sanol Migrexa ) 1 - 2 mg p.o. Erbrechen, Übelkeit koronare Herzerkrankung, oder Kältegefühl arterielle Verschlusskrankheit der Beine 2 mg rektal Muskelkrämpfe, Hypertonie, M. Raynaud, Dauerkopfschmerz, Schwangerschaft, Stillzeit, Ergotismus Kinder unter 12 Jahren, Patienten mit multiplen vaskulären Risikofaktoren Dihydroergotamin (z.B. Dihydergot ) 1 - 2 mg i.m. s.c. s. Ergotamin, aber s. Ergotamin weniger ausgeprägt Diener et al. (2000) Migräne - Mutterkornalkaloide • schwächer wirksam als Triptane • Ergotamintartrat bei sehr langen Migräneattacken und vielen "recurrences" unter Triptanen • 10 - 12 x/Monat (Dauerkopfschmerz) • Zäpfchen • Ergotamin und DHE sollten nicht als Mischpräparat gegeben werden Wirkung von Triptanen bei Migräne Triptane blockieren die Schmerzimpulse Triptane verhindern die Neuropeptidfreisetzung Schmerzimpulse Nervus Trigeminus Neuropeptide Gefäßwand entzündliche Veränderung Triptane sorgen über eine Vasokonstriktion für normale Gefäßweiten Triptane bilden die Entzündung zurück nach Ameri (2000) Gefäßlumen Therapie der akuten Migräneattacke mit 5-HT-Agonisten (Reihenfolge nach dem Jahr der Zulassung) Substanzen Dosis Nebenwirkungen Kontraindikationen Sumatriptan (Imigran ) 50 - 100 mg p.o. 25 mg Supp 10 -20 mg Nasenspray 6 mg s.c. (Autoinjektor) Engegefühl im Bereich der Brust und des Halses, Parästhesien der Extremitäten, Kältegefühl, Lokalreaktion an der Injektionsstelle Zolmitriptan (AscoTop ) 2,5 mg p.o. 2,5 mg Schmelztablette 2,5 mg p.o. wie Sumatriptan Hypertonie, koronare Herzerkrankung, Angina pectoris, Myokardinfarkt in der Vorgeschichte, M. Raynaud, arterielle Verschlusskrankheit der Beine, TIA oder Schlaganfall, Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder, Alter >65 Jahre, schwere Leber- oder Niereninsuffizienz, multiple vaskuläre Risikofaktoren wie Sumatriptan Naratriptan (Naramig ) Rizatriptan (Maxalt ) (Eletriptan*[Relpax ]) 10 mg p.o. oder als Schmelztablette 20, 40 oder 80 mg p.o. etwas geringer als Sumatriptan wie Sumatriptan wie Sumatriptan wie Sumatriptan wie Sumatriptan, Dosis 5 mg bei Einnahme von Propanolol wie Sumatriptan *Eletriptan wird wahrscheinlich Ende 2000 in Deutschland zugelassen Diener et al. (2000) Attackenbehandlung der Migräne 1. Schlafen Bei leichten Schmerzen 20 mg Metoclopramid (oral) ersatzweise 20 mg Domperidon (oral) Bei schweren Schmerzen 20 mg Metoclopramid (Supp.) 100 mg Sumatriptan (oral) 2. 15 Minuten später 1000 mg Acetylsalicylsäure (Brausetabletten) 2 mg Ergotamintartrat (Supp.) Ersatzweise Falls wirkungslos 1000 mg Paracetamol (Supp. oder oral) 60 min später erneut 1 bis 2 mg Ergotamintartrat (Supp.) Attackenbehandlung der Migräne Bei schweren Schmerzen (Notarzt, Klinik) 500-1000 mg Acetylsalicylsäure i.v.* und/oder 1 mg Dihydroergotamin i.m.* Ersatzweise 6 mg Sumatriptan s.c. Ersatzweise * Bei schweren Schmerzen additiv 10 mg Metoclopramid i.m.; gelegentlich ist auch die zusätzliche Gabe von 5 mg Diazepam gerechtfertigt. * * Vorsicht Blutdruckabfall; nur bei von früheren Behandlungen her bekanntem positiven Effekt (keine klinischen Studien). 500 mg Metamizol i.v.** Substanzen zur Migräneprophylaxe Substanzen Dosierung Metoprolol 50 - 200 mg (Beloc-Zok ) Propanolol 40 - 240 mg (Dociton ) Flunarizin (Sibelium ) 5 - 10 mg Nebenwirkungen Kontraindikationen H: Müdigkeit, arterielle Hypotonie G: Schlafstörungen, Schwindel S: Hypoglykämie, Bronchiospasmus, Bradykardie, Magen-Darmbeschwerden, Impotenz H: Müdigkeit, Gewichtszunahme G: gastrointestinale Beschwerden, Depression S: Hyperkinesen, Tremor, Parkinsonoid A: AV-Block, Bradykardie, Herzinsuffizienz, StickSinus-Syndrom, Asthma bronchiale R: Diabetes melitus, orthostatische Dysregulation, Depression A: fokale Dystonie, Schwangerschaft, Stillzeit, Depression R: M. Parkinson in der Familie Diener et al. (2000) Häufige Fehler in der Migräneprophylaxe Fehler Beispiel Falsche Diagnose . Behandlung des Spannungskopfschmerzes mit Beta-Rezeptorenblockern und Flunarizin Falsches Medikament Zum Beispiel Carbamazepin, Clonidin (s. Tabelle) Zu niedrige Dosis Zum Beispiel 50 mg Metoprolol als Enddosis Zu hohe Initialdosis . Therapiebeginn mit voller Tagesdosis, zum Beispiel 200 mg Metoprolol oder dreimal 0.025 mg Lisurid Zu kurze Behandlung . Abbruch der Prophylaxe nach 4 Wochen: Therapieerfolg kann erst nach 2 Monaten ermessen werden Zu lange Behandlung . Migräneprophylaxe nicht über Jahre, sondern über 6 bis 9 Monate, dann Ausschleichen der Medikation zur Beurteilung des Spontanverlaufes Nichtaufklärung über Nebenwirkungen . Compliance ist schlecht, wenn Patient nicht über potentielle Nebenwirkungen aufgeklärt ist (therapeutische Wirkung kommt verzögert, Nebenwirkungen sofort) Prophylaxe bei Medikamentenabusus Jede Prophylaxe ist unwirksam, solange täglich oder beinahe täglich Schmerz- oder Migränemittel eingenommen werden Erweckung falscher Hoffnungen Wie: man könne die Migräne durch Medikamente "heilen" Danke für Ihre Aufmerksamkeit