04 Intelligenz

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Intelligenz, Wissen und
Problemlösen
Konzeptioneller Rahmen der
Fehleranalyse und
Entwicklungsdiagnostik
Kognitive Entwicklung und Fehleranalyse
• Die Fehleranalyse lässt sich auf ein begriffliches
und theoretisches Grundgerüst verallgemeinern,
das über ein bestimmtes Anwendungsgebiet (z.B.
Rechtschreibung) hinausgeht
• Tatsächlich ist sie – historisch gesehen – auch
wesentlich älter als diese speziellen Anwendungen
• Sie stammt aus frühen Analysen der kognitiven
Entwicklung, die ihrerseits in einen breiteren
theoretischen Rahmen eingebettet ist
Kognitive Entwicklung
• Die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten ist
eng verknüpft mit der Entwicklung der Form, in
der das Erlernte im Gedächtnis abgespeichert
werden kann (intern repräsentiert ist)
• Demgegenüber bezieht sich das Konstrukt der
„Intelligenz“ stärker auf die Qualität und die
Geschwindigkeit der
Informationsverarbeitungsprozesse
Intelligenz
• Allgemein: „Intelligenz ist nichts anderes
als ein Name für die Gemeinsamkeiten
von Verhaltensweisen, die man intuitiv
mit den sog. "geistigen Leistungen" in
Verbindung bringt“
• Speziell: „Intelligenz ist das, was ein
Intelligenztest misst“
Fluide und kristalline Intelligenz
•
•
Dieses Modell wurde von Cattel entwickelt und liegt der
Konstruktion des CFT zugrunde
Auf der Basis der Untersuchung einer Vielzahl bereits
vorhandener Intelligenztests entwickelt er zwei
Hauptdimensionen der Intelligenz:
1.
General Fluid Ability Faktor oder fluid intelligence
2.
General Crystallized Ability Faktor oder "crystallized
intelligence"
General Fluid Ability Faktor
oder "fluid intelligence"
• Ist eine eher allgemeine, weitgehend angeborene
Leistungsfähigkeit. Sie spiegelt die Fähigkeit wider, sich
neuen Problemen und Situationen anzupassen, ohne dass
es dazu umfangreicher früherer Lernerfahrungen bedarf.
Fluidität zeigt sich in Verhaltensweisen wie "schnelles
Schalten", "sofort Im- Bilde-Sein", "instinktiv" in einer
neuen Situation das Richtige tun, ohne Zögern das
Unwichtige vom Wichtigen trennen, viele
Zusammenhänge zwischen Informationen "auf einen
Schlag‚ erfassen" und ordnen. Diese Fähigkeiten und
Verhaltensweisen lassen sich relativ kulturfrei ("culture
fair" oder "culture reduced") erfassen.
General Crystallized Ability Faktor
oder crystallized intelligence
• Sie vereinigt jene kognitiven Fähigkeiten, in
denen sich angehäuftes Wissen aus bisherigen
Lernprozessen kristallisiert und verfestigt hat.
Diese Intelligenz ist gewissermaßen das
Endprodukt dessen, was flüssige Intelligenz und
Bildung und Ausbildung gemeinsam
hervorgebracht haben. Dieser Faktor beinhaltet in
hohem Maße kulturspezifische Elemente
Intelligenz
• Intelligenz im Sinne eines kultur-/wissensfreien
Intelligenztests ist eine kognitive Ressource, welche
die Geschwindigkeit und Qualität von
Informationsverarbeitungsprozessen beeinflusst
• Ihre basalen Komponenten sind vermutlich:
•
•
•
•
•
Reizverarbeitung (z.B. Differenzierung)
Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit
Kurzzeitgedächtnis
Verfügbarkeit elementarer Vergleichsprozesse und Heuristiken
Neurobiologische Ansätze werden hier neue Methoden zur Messung der
Basisintelligenzfaktoren hervorbringen
Vererbung und Intelligenz
• Zwillings- und Adoptionsstudien zeigen, dass in Regionen
mit relativ homogenen und allen zugänglichen
Lernbedingungen ca. 50% der Intelligenzunterschiede
genetisch determiniert sind.
• Vererbt wird nicht ein präziser IQ-Wert, sondern ein
Entwicklungsrahmen, innerhalb derer sich Intelligenz
ausprägen kann (Spannweite noch nicht messbar)
• Es gibt einen Alterseffekt: Der Anteil der genetischen
Varianz ist bei Gruppen von älteren Menschen höher als
bei Gruppen von jüngeren Menschen.
• Der Anteil der genetischen Varianz ist bei der verbalen
Intelligenz nicht geringer als bei der nicht verbalen
Intelligenz.
• Die Umwelt hat einen beachtlichen Einfluss auf die
Intelligenentwicklung
Intelligenz und Schulleistungen
• Für die Bewältigung schulischer (kognitiver)
Problemstellungen (z.B. Rechnenlernen) sind
sowohl fluide als auch kristalline Intelligenzanteile
eine unverzichtbare Ressource
• Weitere Ressourcen sind:
– Konzentration
– Emotionsregulation, Motivation, Selbstkonzept,
Selbstregulation
– Bildungskapital des Elternhauses, Bildungsziele, strategien
• Schulleistung ist also nicht gleich Intelligenz
• Intelligenz ist eine Ressource, Schulleistung ist
das Endprodukt
IQ und Schulleistungen
• IQ und Schulleistungen korrelieren im Schnitt zu
r=.50
– => 75% der Varianz der Schulleistungen können nicht über den IQ
erklärt werden (IQ ist aber der Faktor mit dem größten
Einzeleinfluss)
• IQ und Ausbildungserfolg korrelieren zu ca. r=.39
– => nur 15% der Varianz des Schulerfolgs werden über IQ erklärt
• Sprachliche (kristalline) Intelligenzunterschiede stabilisieren
sich (im Regelfall) bald nach Schuleintritt, nicht-sprachliche
(fluide) Intelligenzunterschiede hingegen erst am Ende der
Grundschulzeit
• D.h., ohne institutionalisierte Lernangebote können Kinder
ihr Potential nicht optimal entwickeln
Einkommen
100,00
90,00
80,00
70,00
60,00
50,00
40,00
30,00
20,00
10,00
0,00
low SES
middle SES
high SES
low
middle
high
Intelligence
Zusammenhänge zwischen sozioökonomischem Status (Durchschnittseinkommen) und Intelligenz:
Kein direkter Zusammenhang; moderiert Unterschiede zwischen SES
Intelligenz / Entwicklungstests
Zur Abklärung der Frage, inwieweit im Bereich
der kognitiven Basisfähigkeiten Stärken oder
Schwächen vorliegen
• Lernbehinderungsbereich: IQ <= 1 SD (meist 80-85)
& Schulleistungen unter Altersnormalbereich =>
Überforderung
• LR-Schwäche / Probleme in Mathematik:
IQ im Normalbereich oder überdurchschnittlich &
Fachleistungen unter Altersnormalbereich
– Bei Problemen mit der deutschen Sprache: Sprachfreie
Testverfahren
– Test nicht interpretierbar, wenn:
• Testinstruktionen nicht verstanden werden
• Test nicht sorgfältig und motiviert bearbeitet wird
Intelligenztests
• AID 2, HAWIK-IV, K-ABC
• Sprachfrei:
– CFT, (SPM, Standard Progressive Matrices:
alte Normen)
– Sprachfreie Subtests des AID 2, K-ABC
»
AID 2
Adaptives Intelligenz Diagnosticum
• Faktorenanalytisch fundierte
Intelligenztheorie
• Informationsverarbeitung in der
gesellschaftlichen Umwelt
• Informationsverarbeitung neuer Inhalte
• Auffassungskapazität
• Reproduktionsfähigkeit durch
Strukturierung
Die Skalen des AID
•
•
•
•
•
•
Verbal-akustische Fähigkeiten
1. Alltagswissen
3. Angewandtes Rechnen
5. Unmittelbares Reproduzieren numerisch
6. Synonyme Finden
9. Funktion abstrahieren
11. Soziales Erfassen & Sachliches Reflektieren
•
•
•
•
•
Manuell-visuelle Fähigkeiten
2. Realitätssicherheit
4. Soziale & sachliche Folgerichtigkeit
7. Kodieren & Assoziieren
8. Antizipieren, Kombinieren
10. Analysieren & Synthetisieren
Verbal-akustische Fähigkeiten
1. Alltagswissen
• Fähigkeit, sich Sachkenntnisse über Inhalte anzueignen, die in der heutigen Gesellschaft alltäglich
sind
• mündlich gestellte und mündlich zu beantwortende Wissensfragen
3. Angewandtes Rechnen
• Anwendung passender Rechenoperationen zur Lösung alltäglicher Probleme
• Textaufgaben lösen; leichte nur vorlesen, schwierige dürfen mitgelesen werden
5. Unmittelbares Reproduzieren numerisch
• verbal-akustischer Aspekt der Konzentrationsfähigkeit, Kapazität serieller
Informationsverarbeitung
• • Wiederholen vorgesagter Zahlenreihen´- Vorwärts und rückwärts
6. Synonyme Finden
• Bedeutung sprachgebundener Begriffe erfassen und Alternativen finden; prüft den passiven
Wortschatz
9. Funktionen abstrahieren
• durch Abstraktion zu einer Begriffsbildung gelangen
11. Soziales Erfassen & sachliches Reflektieren
• Sachzusammenhänge der „gesellschaftlichen“ Umwelt begreifen bzw. über sozial angepasste
Verhaltensweisen und gesellschaftliche Bedingungen Bescheid wissen
Manuell-visuelle Fähigkeiten
2. Realitätssicherheit
• Inwieweit die Wirklichkeit über Dinge des Alltags verstanden wird bzw. kontrolliert werden kann
• Gegenstände mit fehlenden Details, die entdeckt werden müssen
4. Soziale und Sachliche Folgerichtigkeit
• Fähigkeit, die Abfolge sozialen Geschehens bzw. alltäglichen Sachgegebenheiten zu verstehen und
zu kontrollieren
• Bilderfolgen ordnen
7. Kodieren & Assoziieren
• Schnelligkeit der symbolischen Informationsverarbeitung im manuell-visuellen Bereich
• Lernfähigkeit: in Problemsituationen selbständig Lösungsstrategien oder Fertigkeiten entwickeln
• Symbole nach einer Vorlage kodieren, 2min Bearbeitungszeit, dann freies Reproduzieren
8. Antizipieren & Kombinieren
• Schlussfolgerndes Denken: Teile eines Ganzen erkennen und dieses Ganze zu gestalten
• • Teile einer Figur richtig zusammen setzen
10. Analysieren & Synthetisieren
• durch Strukturierung komplexe Gestalten reproduzieren.
• Geometrische Muster mit Würfeln nachlegen, Zeitvorgabe
Testformen und Durchführungsdauer
• Standardmäßig: 75 min
• Kurzformen:
– alle Untertests, davon 5 in Kurzform
– nur 6 Untertests
AID 2 Adaptives Testen
• Items sind an das Fähigkeitsniveau des jeweiligen
Kindes angepasst => „branched Testing“
– (außer Untertest 5 und 7: dort konventionelle Testung)
• In Abhängigkeit von individueller Testleistung
(niedrig oder hoch) in Ausgangsaufgabe wird die
folgende Aufgabe ausgewählt
– Kürzerer Test oder
– Höhere Messgenauigkeit
Alterstufe gibt Startgruppe vor (3 – 6)
0 oder 1; 2 oder 3; 4 oder 5 Aufgaben richtig gelöst
Verzweigung zu entsprechend einfacherer, gleichschwieriger
oder anspruchsvollerer Aufgabengruppe
Intelligenzmaße des AID 2
• Globales Maß der kognitiven Fähigkeiten
des Probanden =
(untere Grenze der) „Intelligenzquantität“
• Minimaler T-Wert im Gesamttest=>
intellektuelle Mindestfähigkeit der Tp
• – Verbal-akustisch
• – Manuell-visuell
Intelligenzmaße des AID 2
• Streuungsmaß: Range der Intelligenz:
• Maximale Differenz der Testwerte in den 13
Testkennwerten (der Untertests) (größterkleinster Wert)
• Maß der Homogenität /Differenzierung des
mit dem AID erfassten Fähigkeitsspektrums
• Schätzung, in welchem Maße die
Mindestfähigkeit überschritten wird
Kognitive Entwicklung und
Intelligenz
• Man könnte sagen, die kognitive Entwicklung
bezieht sich auf das Niveau und die Struktur, auf
dem, bzw. in dem Wissen abgespeichert werden
kann
• (Fluide) Intelligenz bezieht sich hingegen auf die
Geschwindigkeit und den Umfang, in dem Wissen
angewendet und verändert werden kann
• Auf der Produktionsseite der Denkleistungen (dem Output) wirken beide
Aspekte – Wissen und fluide Intelligenz zusammen.
• Wenn Wissen ungünstig im Gedächtnis
gespeichert ist, kann leicht darauf
zugegriffen werden
• Wenn Problemlösestrategien leicht
zugänglich sind, können sie effektiv
angewandt werden
Wissen
• Man unterscheidet u.a. grundsätzlich zwei
Formen von Wissen
– Deklaratives Wissen
• Fakten, Zusammenhänge, etc.
• (Wissen, „was“)
– Prozedurales Wissen
• Handlungswissen, Problemlösestrategien, etc.
• (Wissen, „wie“)
Formen interner Repräsentation
• Die „Grundbausteine“ interner Repräsentationen
sind Konzepte, d.h., Begriffe auf mehr oder
weniger hohem Abstraktionsniveau
– z.B. „Schiff“, „MS Bremen“, „Natürliche Zahlen“, „1“,
„2“, „7“, „Buchstaben“, „korrekt geschriebene Worte“
Schiffe
Oberbegriff
Ordnungsrelation
MS Bremen
Queen Elizabeth
Unterbegriff
Kategoriale Konzepte
• Das vorige Beispiel kennzeichnet kategoriale
Konzepte, die nach dem Prinzip der
Klassenzugehörigkeit verknüpft sind und eine
Konzept, bzw. Wissensstruktur bilden
• Zu einem solchen Konzept gehören bestimmende,
bzw. akzentuierende Merkmale, die es von anderen
Konzepten abgrenzen
• [SCHIFF] -> - schwimmt
- ist leblos (=> kein [Schwimmtier]
• Natürliche Objekte und Gegebenheiten
lassen sich nicht immer eindeutig einander
zuordnen
• Die Ordnungsrelationen sind dann unscharf,
„fuzzy“, mit fließenden Übergängen („fuzzy
concepts“)
• Viele Konzeptstrukturen sind daher an
„beste Beispiele“ geknüpft, sog. Prototypen
• Kinder lernen Konzepte zunächst auf der
Grundlage solcher Prototypen
• Bei abstrakten Begriffen finden prototypische
Repräsentationen schnell ihre Grenzen
• Bsp.: Gerechtigkeit
• Ein Prototyp kann hier ein situatives, selbst
erlebtes oder konstruiertes Beispiel einer
Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit sein
• Doch man muss lernen, dass die charakteristischen
Merkmale dieser Situation nicht auch
notwendigerweise relevante Merkmale von
„Gerechtigkeit“ sind
• Konzepte können untereinander nicht nur
durch Ordnungsrelationen verknüpft sein,
sondern auch durch andere Formen der
Verknüpfung. Man spricht dabei allgemein
von „Propositionen“
• Konzepte können darüber hinaus in
verschiedenen Modi repräsentiert sein
Schema
• Deklaratives und Wissen ist im Gedächtnis
daher in sehr komplexer Form gespeichert
• Man spricht hier von einem „Schema“
(Plural. Schemata)
• Ein Schema ist eine geordnete
Wissensstruktur, die bedeutsame Merkmale
in abstrakter Form enthält
• Es besteht aus Konzepten (u.a. Prototypen)
und ihren propositionalen Verknüpfungen
• Schemata spielen beim Verstehen und
Verarbeiten von Informationen eine
Schlüsselrolle
• Jede neue Erfahrung wird auf ihrer
Grundlage bearbeitet und beurteilt
• Bsp.:
– „Als Lisa mit ihrem Ballon von dem Geschäft
zurückkehrte, fiel sie hin, und der Ballon
schwebte davon“
• Aufgrund unserer deklarativen Schemata
können wir u.a. folgendes aus diesem Satz
ableiten:
– Lisa ist wahrscheinlich ein Kind
– Der Ballon ist mit einem leichten Gas gefüllt
– Er ist an einem Band (o.ä.) befestigt und wird
daran von ihr in der Hand gehalten
– Als Lisa fiel, hat sie das Band losgelassen
– Möglicherweise hat sie sich dabei verletzt
– Möglicherweise hat sie den Ballon im Geschäft
erhalten
Skripte
• Es gibt nicht nur Schemata für Objekte,
sondern auch für Situationen,
Handlungsabläufe, Ereignisse und Prozesse
• Nicht nur für menschliche Aktivitäten,
sondern auch für natürliche Vorgänge
• Man spricht hier auch von „intuitivem“ oder
„naivem“ Wissen (im Unterschied zum
Schul- oder Expertenwissen)
Ereignis-Schema
Netzwerke
• Die Gesamtheit des deklarativen Wissens
besteht aus vielen, untereinander
verbundenen Schemata
• Man nennt diese Strukturen auch
„Netzwerke“
Fehleranalyse
• Die förderdiagnostische Aufgaben- oder
Fehleranalyse versucht nichts anderes, als die von
den Schülern zur Aufgabenbearbeitung
verwendeten Schemata und/oder
Problemlösestrategien zu identifizieren und mit
pädagogischen Standardschemata zu vergleichen
• Traditionell bezieht sich das auf Sprache und
Mathematik, doch es ist prinzipiell für jedes
Lerngebiet möglich
• Lernen bedeutet, bereits vorhandene
Schemata (deklarative und/oder prozedurale
Schemata) zu verändern
• Fördern bedeutet, Hilfen bei diesen
Veränderungsprozessen zu geben, die sich
am Stand des Schemas und des
Entwicklungsniveaus orientiert, um
möglichst leicht akzeptiert werden zu
können
Schemaveränderung
• Die Erweiterung eines bestehenden
Schemas um eine neue Information nennt
man die Assimilation dieser Information in
das Schema
• Die Anpassung eines Schemas an neue, mit
dem Schema in Widerspruch stehende
Informationen nennt man die
Akkommodation eines Schemas
• Schemata haben Vor- und Nachteile:
– Sie gestatten es, auf der Basis weniger
Informationen weitreichende Schlüsse zu
ziehen, die oft sehr zuverlässig sind
– Sie sind relativ veränderungsresistent. Wenn
neue Informationen nicht zum Schema passen,
werden sie eher ignoriert oder uminterpretiert,
als dass das Schema geändert wird
• Schemakongruenz / Schemainkongruenz
• Das geschieht umso eher, je elaborierter das
Schema ist
Hoch elaborierter Bereich
Niedrig elaborierter Bereich
Je elaborierter ein Schemabereich ist (auf je mehr Erfahrungen er beruht,
desto ähnlicher muss eine neue Erfahrung sein, um akzeptiert zu werden
(Ähnlichkeit = Nähe in der Abbildung)
• Damit eine neue Information trotz
Schemainkongruenz akzeptiert wird, muss sie in
einer subjektiv bedeutsamen Weise „erfolgreicher“
sein als das vorhandene Schema
• Dennoch darf der Veränderungsaufwand nicht zu
groß sein
– Sprunghafte Schemaänderungen, „Einsichten“ sind
möglich, lassen sich aber nicht systematisch erzwingen
• Falls sprunghafte, einsichtgeleitete
Schemaänderungen ausbleiben, muss das neue
Schema aus dem alten abgeleitet werden können
Piaget
• Doch dieses Prinzip bezieht sich nicht nur auf die
inhaltliche Struktur eines Schema, sondern auch
auf sein Entwicklungsniveau
• Eine wichtige Theorie, welche die altersabhängige
Veränderung kognitiver Schemata darstellt, ist
Piagets Theorie der geistigen Entwicklung
• Piaget entwickelte seine Theorie auf der Basis von
Beobachtungen und Interviews, die er mit Kindern
führte, die bestimmte Aufgaben lösten
• -> Theorie basiert auf Form der Fehleranalyse
Piaget – Stadien (Stufen) der kognitiven
Entwicklung
• In Piagets Theorie entwickeln sich die
internen Repräsentationen von Objekten
und Gegebenheiten (Schemata), sowie die
Fähigkeit, auf der Basis solcher Konzepte
Schlüsse zu ziehen (sog. Operationen), in
qualitativen Stufen (sog. Stadien)
• Kognitive Probleme bei der Verarbeitung
von neuen Erfahrungen/Aufgaben zwingen
zur Veränderung der Schemata
Neue Zahlen
60,70,997
Assimilation neuer
Zahlen und Operationen
ins Zahlenschema
Neue Operationen
Division, ...
Neues Schema
z.B. Dezimalzahlen
1, 1,1; 1,12; ... 5.4; ...
Akkommodation
des Zahlenschemas
Operationen
z.B. Addition
Erlaubt,ermöglicht
Schema
z.B. Natürliche Zahlen
1,2,3 ... 5 ... 10
Manche Divisionen
funktionieren nicht
6/4 = ?
Stadien der geistigen Entwicklung nach
Piaget
•
Die Entwicklungssprünge geschehen nach
einem bestimmten System
1.
2.
3.
4.
Sensumotorische Phase
Voroperatorisches, anschauliches Denken
Konkret-operatorisches Stadium
Formal-operatorisches Stadium
1. Sensumotorisches Stadium
• Angeborene Mechanismen
– Reflexe, Greifreflex
• Primäre Kreisreaktionen
– eine erfolgreiche Handlung wird wiederholt & auf neue
Objekte ausgeweitet -> Assimilation
• Sekundäre Kreisreaktionen
– Differenzierung von Mittel und Zweck (eine bestimmte
Handlung führt zum immer gleichen Ergebnis
• Koordination und Anwendung auf neue
Situationen
• Tertiäre Kreisreaktionen
– Entdeckung neuer Schemata durch Experimentieren
2. Voroperatorisches Stadium
• Unangemessene Generalisierungen,
animistische Erklärungen, finalistische
Erklärungen
– Berge sind groß gewordene kleine Steine
• Egozentrismus
– „Andere denken genauso wie ich“
• Perspektivenübernahme
• Zentrierung auf einen Aspekt des Problems
– Versuch zur Mengeninvarianz
Versuch zur Mengeninvarianz
• Eine bestimmte Flüssigkeitsmenge wird in zwei
breite, niedrige Gläser A und B geschüttet.
• Frage: „Ist in beiden Gläsern gleich viel drin?
• Eins der Gläser wird in ein schmales, höheres
Glas C umgeschüttet
• Frage: „Ist diesem Glas (C) soviel wie in diesem
Glas (A)?
• Manche Kinder werden sagen, es sei in C mehr,
weil es höher ist. Andere Kinder werden sagen, es
sei weniger drin, weil das Glas schmaler ist
3. Konkret-operatorisches Stadium
• Invarianz von Mengen bezüglich der
Anordnung -> Zahlbegriff
• Ordnungsbildung mehrerer Objekte nach
einer Dimension (z.B. Länge) ohne Paare zu
bilden
• Additive Komposition von Klassen;
Klassenhierachie
• Multiplikation von Klassen
4. Formal-operatorisches Stadium
• Heranwachsende urteilen und folgern nicht
nur auf der Basis der aktuell vorgegebenen
Informationen. Sie beziehen weitere
Informationen ein, die sie aktiv eruieren
• Kombination mehrerer Dimensionen bei der
Analyse von Situationen / Objekten /
Prozessen
Problemlösen
• Neben dem deklarativen Wissen benötigt
man zur Aufgabenbearbeitung auch das
„Gewusst, wie“, d.h., prozedurales Wissen
(sog. Aufgabenbearbeitungs- oder
Problemlösestrategien)
– Algorithmische Strategien
– Heuristische Strategien
Algorithmische Strategien
• Ein Algorithmus ist eine regelhafte
Problemlösestrategie, die eine
Problemlösestrategie garantiert, wie die
algorithmischen Regeln genau beachtet
werden
• Die Lösung ist garantiert, weil alle
theoretisch möglichen Wege, die zum Ziel
führen, berücksichtigt werden
Heuristische Strategien
• Betrachtet man, wie Menschen Aufgaben
bearbeiten, so sieht man, dass sie nicht nur
algorithmische aus dem Gedächtnis abrufen,
sondern dass sie auch Handlungsschemata
verwenden, wenn es sich um Aufgaben
handelt, für die sie keinen Algorithmus
parat haben oder für deren Bearbeitung ein
Algorithmus zu lange dauern würde
Beispiel: Anagramm
• (1)
BLO
– Algorithmus: alle möglichen
Buchstabenkombinationen werden überprüft
• (2)
EDRISHCLAM
Heuristiken
• Eine Heuristik stellt eine allgemeine
Strategie zur Lösung eines Problems dar,
bei der Faustregeln oder intelligente
Abkürzungen verwendet werden
• Eine Heuristik ist schneller als ein
Algorithmus
• Sie eignet sich für komplexe Probleme
• Sie bietet aber keine Lösungsgarantie
Heuristik für das zweite Anagramm
• (2)
EDRISHCLAM
• Man zerlegt die Buchstabenfolge in
Kombinationen, die im deutschen häufig
vorkommen und kombiniert sie:
– MA, AM, AR, SCH, LI, IE ...
Lösung: Marschlied
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