Symbolisch generalisierte Medien bei Parsons & Luhmann

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Konzeptionen soziologischer Klassiker:
Symbolisch generalisierte Medien der ….
…. Interaktion bei Parsons
…. Kommunikation bei Luhmann
am Beispiel des Geldes
Gliederung
1. Symbolischer Interaktionismus
2. Interaktionsmedien bei Parsons
2.1. Das Problem der doppelten Kontingenz
2.2. Das AGIL-Schema
2.3. Das Medienkonzept am Beispiel des Geldes
2.4. weitere Medien und Funktion der Medien im AGIL-Schema
3. Kommunikationsmedien bei Luhmann
3.1. Sinn und Kommunikation
3.2. Die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation
3.3. Geld als symbolisch generalisiertes Medium
4. Fazit
Definition symbolisch generalisierter Medien:
Symbolisch generalisierte Medien dienen der Steuerung
und Strukturierung des menschlichen Handelns, d.h. sie
besitzen orientierende Funktionen für alle an der
Interaktion/Kommunikation beteiligten Individuen bzw.
Systemeinheiten.
Symbolischer Interaktionismus nach Blumer 1973
Prämissen des symbolische Interaktionismus :
– Menschen handeln „Dingen“ gegenüber auf der
Grundlage der Bedeutung die diese „Dinge“ für sie
haben
– Die Bedeutung dieser Dinge entsteht durch die
Interaktion mit anderen Menschen
– Die Bedeutung ist wandelbar
→ Dingen besitzen einen eigenständigen Stellenwert
→ die Bedeutungen wird zum „soziale Produkte“; also
durch „Aktivitäten miteinander interagierender
Personen hervorgebracht“ (Blumer 1973 S.83)
Parsons: das Problem der doppelten Kontingenz
beschreibt die Problematik, dass Individuen einander als
Subjekte erleben und dabei in der Lage sind, auch ihre
Interaktionspartner als subjektiv handelnde Individuen zu
erkennen.
→ Systeme sollen dabei helfen, dieses Problem zum Teil
zu überwinden, d.h. sie müssen
1. den Individuen eine Umwelt ihrer Interaktionen kreieren
2. die Komponenten des übergeordneten Systems liefern, d.h. ihre
Rolle als Subsystem stets in Bezug auf das ihnen vorstehende
System erfüllen
A = adaptation
G = goal attainment
Persönlichkeitssystem
Verhaltenssystem
Handlungssystem
Politisches System
ökonomisches System
Soziales System
Gemeinschaftssystem
I = integration
kulturelles System
Treuhandsystem
L = latent pattern maintance
nach Münch 2000 S.38
Das AGIL-Schema dient nicht der Beschreibung von Systemen,
sondern bietet einen kategorialen Analyserahmen für die
Funktionsweise von Systemen.
Eigenschaften von Medien:
1.
2.
3.
4.
5.
Symbolcharakter: Medien besitzen einen rein
intrinsischen Wert
Zirkulationsfähigkeit: Übertragbarkeit des Geldes
Spezifische Sinnbedeutung und Wirkungsweise:
jede Nutzung des Mediums Geld ist eine
ökonomische Nutzung
Summen-Variablen-Eigenschaft
bzw.
keine
Nullsummen-Eigenschaft
Institutionalisierung schafft die Verknüpfung des
symbolisch generalisierten Mediums Geld mit der
Struktur des ökonomischen Systems
Die primäre Funktion der symbolisch
generalisierten Medien bei Parsons ist ihre
„regulative und integrative Funktion“ (Parsons 1980 S.233)
– Regulativ wirken die Medien insofern sie den
Individuen in der Interaktion Orientierung
liefern und dadurch Handeln ermöglichen
(mikrosoziologische Funktion)
– Integrativ wirken die Medien indem sie eine
Anbindung des jeweiligen Subsystems an
sein übergeordnetes System ermöglichen
(makrosoziologische Funktion)
A = adaptation
G = goal attainment
Persönlichkeitssystem
Handlungskapazität
Verhaltenssystem
Intelligenz
Handlungssystem
Sinn
Politisches System
Macht
ökonomisches System
Geld
Soziales System
Affekt
Gemeinschaftssystem
Treuhandsystem
Einfluss
Wertbindung
I = integration
kulturelles System
Definition der Situation
L = latent pattern maintance
nach Münch 2000 S.38
Luhmanns Konzeption sozialer Systeme
• Soziale Systeme können definiert werden als
„Sinnzusammenhang von sozialen Handlungen
(…), die aufeinander verweisen und sich von
einer Umwelt nicht dazugehöriger Handlungen
abgrenzen“ (Luhmann 1972 S.115)
• Soziale Systeme benötigen Kommunikation zur
Sicherung ihrer Existenz: „Ohne Kommunikation
gibt es keine menschliche Beziehung, ja kein
menschliches Leben.“ (Luhmann 2001 S.76)
Die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation
• Kommunikation ist die Verbindung dreier aufeinander
bezogener Selektionen:
– Information ist eine „Differenz, die eine Differenz macht“
(Stichweh 2000 S.213)
– Mitteilung ist der Handlungsanteil der Kommunikation
→ Notwendigkeit eines Systems als Senders
– Verstehen durch ein System als Empfänger
→ drei mögliche Unwahrscheinlichkeiten:
– Erreichbarkeit eines Empfängers
– Verstehen der Information beim Empfänger (vgl. Parsons: das
Problem der doppelten Kontingenz)
– Erfolg meint die Übernahme der Information als
Handlungsprämisse des Empfängers
→ Anschlussmöglichkeit
Drei Arten von Medien
• Sprache als das Medium, welches das „Verstehen von
Kommunikation über das voraus liegende Wahrnehmen
hinaus steigert“ (Luhmann 2001 S.81f)
• Verbreitungsmedien bzw. die Erfindung der Schrift zur
relativen Überwindung räumlicher und zeitlicher
Differenzen zwischen dem Sender und einer möglichen
Vielzahl von Empfängern
• Symbolisch generalisierte Medien die Differenzen
überwinden können, „und zwar so, dass auf beiden
Seiten die Zusammengehörigkeit erkennbar wird, ohne
dass (…) eine Aufhebung der Differenz stattfindet“
(Luhmann 2002 S.257)
Eigenschaften der symbolisch generalisierten
Medien bei Luhmann
• Systeminterne Konsistenz →
Nichtkonsumierbarkeit des Geldes
• Fähigkeit der Vermehrung, d.h. keine
Beschränkung durch Summenkonstanten
• Zirkulationsfähigkeit → Übertragbarkeit des
Geldes
• Externalisierbarkeit → Verknüpfung des
Subsystems Wirtschaft mit den Einheiten des
sozialen Systems
• Die Codierung des Geldes: Selektionsund Motivationswert
• Die binäre Codierung des Geldes:
Zahlungsmöglichkeit versus
Zahlungsunmöglichkeit
• Symbolik und Diabolik des Geldes
Das Knappheitsproblem der Wirtschaft:
• Knappheit entsteht, „wenn jemand im Interesse der
eigenen Zukunft andere vom Zugriff auf Ressourcen
ausschließt“ (Luhmann 2002 S.252)
→ Geld erreicht, dass „die Knappheit im System auf von
Moment zu Moment wechselnde Träger“ (Luhmann 2002 S.253)
verteilt wird
→ Geld dient der Zukunftsvorsorge und transformiert somit
Gefahren in Risiken
Die primäre Funktion des symbolisch
generalisierten Mediums Geld bei Luhmann
In Luhmanns Theorie der Systemdifferenzierung sind soziales
System und Persönlichkeitssystem einander gegenseitig Umwelt
→ Medien wie Geld bieten dem Individuum die
Möglichkeit der Integration in das Subsystem
Ökonomie
→ erreicht wird dadurch auch eine Möglichkeit der
Anschlussfähigkeit des ökonomischen Systems an
das soziale System
Fazit
Geld sollte hier dargestellt werden als ein
soziales Element, welches in der
Interaktion von Menschen zunächst einmal
einen regulierenden und verbindenden
Charakter besitzt.
Bibliographie
•
Blumer, Herbert 1973: Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus. in:
Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hrsg.): Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche
Wirklichkeit. Band I. Reinbek: Rowohlt.
•
Künzler, Jan 1989: Medien und Gesellschaft: die Medienkonzepte von Talcott Parsons, Jürgen
Habermas und Niklas Luhmann. Stuttgart: Enke
•
Luhmann, Niklas 1972: Soziologische Aufklärung. 3.A. Opladen: Westdeutscher Verlag
•
Luhmann, Niklas 1987: Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie, Frankfurt a.M .:
Suhrkamp
•
Luhmann, Niklas 2001: Die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation. in: Aufsätze und Reden.
Hrsg.: Jahraus, Oliver. Stuttgart: Reclam-Verlag
•
Luhmann, Niklas 2002: Die Wirtschaft der Gesellschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp
•
Münch, Richard 2000: Talcott Parsons. in Kaesler, Dirk (Hrsg.): Klassiker der Soziologie. Band II.
2.A. München: Beck
•
Parsons, Talcott 1980: Zur Theorie der sozialen Interaktionsmedien. Opladen: Westdeutscher
Verlag
•
Stichweh, Rudolf 2000: Niklas Luhmann. in Kaesler, Dirk (Hrsg.): Klassiker der Soziologie. Band
II. 2.A. München: Beck
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