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© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Das
AMDP-System
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Psychopathologie Ausgangssituation
 Keine Einigung in der Beschreibung
psychopathologischer Begriffe
(“Privatpsychopathologie”)
 oft unpräzise Begriffe (z.B. “Patient ist
verwirrt”)
 oft keine Symptome, sondern Syndrome
(z.B. “Patient ist delirant”)
 oft “Stilblüten” (z.B. “Patient ist depressiv
herabgestimmt”)
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Was ist das AMDP-System?
 Arbeitsgemeinschaft für Methodik
und Dokumentation in der
Psychiatrie
 umfassendes Dokumentationssystem
(Kernstück: Psychischer Befund)
 Fremdbeurteilungsverfahren
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Geschichte der AMDP
(1)
1960 Erste Bemühungen um ein
einheitliches System
1965 Gründung AMP
1969 Herausgabe AMP-System
1971 1. Aufl. Manual (Scharfetter)
1972 2. Aufl. Manual (Scharfetter)
1979 3. Aufl. Manual, Revision AMDP
1981 4. Aufl. Manual
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Geschichte der AMDP
(2)
1983 Testmanual (Baumann & Stieglitz)
1988 Beginn der Trainerausbildung
1989 Interviewleitfaden
1989
1995
1997
1997
(Fähndrich & Stieglitz)
Gründung AMDP e.V.
5. revidierte Aufl. Manual
6. unveränderte Auflage
Monographie, Anwendung in
Forschung und Praxis
(Haug & Stieglitz)
1998 2. Aufl. Interviewleitfaden
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Das AMDP-System: Struktur
Anamnese 1
u.a. soziodemographische
Daten
Anamnese 2
vermutete krankheitsfördernde Einflüsse, Veränderungen
der Lebenssituation
Anamnese 3
u.a. bisheriger Krankheitsverlauf, Suizidalität,
Vorbehandlungen
Psychischer Befund
100 Symptome
Somatischer Befund 40 Symptome
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AMDP Merkmalsbereiche
(1)
 Bewusstseinsstörungen
 Orientierungsstörungen
 Aufmerksamkeits- u.
Gedächtnisstörungen
 Formale Denkstörungen
 Befürchtungen und Zwänge
 Wahn
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AMDP Merkmalsbereiche
(2)
 Sinnestäuschungen
 Ichstörungen
 Störungen der Affektivität
 Zirkadiane Besonderheiten
 Andere Störungen
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Ratingbogen
nicht
vorhanden
n.v.
leicht
mittel
schwer
keine
Aussage
Sinnestäuschungen
Illusionen
45
Stimmenhören
46
And. Akustische Halluzinationen
47
Optische Halluzinationen
48
Geruchs-/Geschmacks Halluzinationen
49
Taktile Halluzinationen
50
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Aufbau Ratingbogen
Graduierungen
nicht
vorhanden
n.v.
Nicht
vorhanden
leicht
mittel
schwer
keine
Aussage
Sinnestäuschungen
Illusionen
45
Stimmenhören
Merkmalsbereiche
keine Aussage
46
And. Akustische Halluzinationen
47
Optische Halluzinationen
48
Geruchs-/Geschmacks Halluzinationen
Item
Namen
49
Taktile Halluzinationen
50
Jede Zeile ein
Item / Symptom
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Merkmal 48: Stimmenhören
Manual
Definition:
Wahrnehmung menschlicher Stimmen,
ohne daß jemand tatsächlich spricht
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Merkmal 48: Stimmenhören
Manual
Erläuterungen und Beispiele:
Die Stimmen können den Kranken direkt ansprechen, sein
Handeln kommentieren, in Rede und Gegenrede über ihn
sprechen. “Ich habe die Stimme meiner toten Mutter gehört.
Sie hat mich immer gelobt oder getadelt, je nachdem, was ich
gemacht habe” - “ Ich habe die Stimmen mehrerer Männer
gehört, die sich über mich unterhalten haben. Eine davon hat
mir dann den Befehl gegeben, nach Homburg zu fahren.” Die
Stimmen müssen nicht immer von aussen wahrgenommen
werden, haben auch nicht immer die Qualität des “Hörens”
von aussen.
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Merkmal 48: Stimmenhören
Manual
Hinweise zur Graduierung:
“leicht”: Der Patient berichtet, daß er seinen gelegentlichen
Stimmen keinerlei Bedeutung beimesse.
“schwer”: Die Patientin gibt an, ganz deutlich die Stimme
Gottes gehört zu haben, der ihr befohlen habe, das
Familiensilber zu verkaufen und das Geld den Armen zu
spenden.
Abzugrenzende Merkmale:
57 Gedankeneingebung
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Markierungen Ratingbogen
nicht
vorhanden
n.v.
leicht
mittel
schwer
keine
Aussage
Sinnestäuschungen
Illusionen
45
Stimmenhören
46
And. Akustische Halluzinationen
47
Optische Halluzinationen
48
Geruchs-/Geschmacks Halluzinationen
49
Taktile Halluzinationen
50
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AMDP-Syndrombildung
Symptome
Psychischer
Befund
1
.
.
.
.
.
.
paranoid-halluzinatorisches
Syndrom
depressives Syndrom
100
101
.
.
Somatischer ..
.
Befund
140
psychoorganisches
Syndrome
Syndrom
manisches Syndrom
Hostilitätssyndrom
vegetatives Syndrom
apathisches Syndrom
Zwangssyndrom
Ein- und mehrdimensionale Verfahren
mehrdimensional
paranoid-halluzinatorisches Syndrom
depressives Syndrom
AMDP
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Klinische Syndrome:
psychoorganisches Syndrom
manisches Syndrom
Hostilitätssyndrom
vegetatives Syndrom
apathisches Syndrom
Zwangssyndrom
eindimensional
Hamilton-Depressionsskala
(HAMD)
Bech-Rafaelsen-MelancholieSkala (BRMS)
Montgomery-AsbergDepression Rating-Scale
(MADRS)
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Mehrdimensionale Systeme: Vorteile
 Störungen (Patienten) meist nicht nur durch die Ausprägung eines
Syndroms zu charakterisieren
Beispiel:
 allgemein:
Beispiel:
Depressiver Patient
- depressives Syndrom
- apathisches Syndrom
- vegetatives Syndrom
Veränderung der Symptomatik besser erfaßbar
Auftreten eines paranoiden Syndroms, Zwangssyndroms bei einem depressiven Patienten
“Switch” bei bestimmten Patientengruppen
Beispiel: Wechsel von depressiver zu manischer Symptomatik bei einem Patienten mit einer bipolaren,
affektiven Störung
 speziell:
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Gegenüberstellung AMDP versus ICD-10
Symptome
AMDP
Syndrome
Diagnosen
ICD-10
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ICD-10
AMDP
Schizophrenie-Kriterien (1)
Merkmalsbereiche
Mindestens eines der folgenden Merkmale
a. Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung,
Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung
b. Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl
des Gemachten, deutlich bezogen auf Körperoder Gliederbewegungen oder bestimmte
Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen;
Wahnwahrnehmung
c. Kommentierende oder dialogische Stimmen,
die über die Patienten reden oder andere
Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen
kommen
d. Anhaltender kulturell unangemessener,
bizarrer Wahn, wie der, das Wetter
kontrollieren zu können oder mit
Ausserirdischen in Verbindung zu stehen
Ichstörungen
Wahn
Akustische
Halluzinationen
Wahn
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ICD-10
AMDP
Schizophrenie-Kriterien (2)
Merkmalsbereiche
Oder mindestens zwei der folgenden
Merkmale
a. Anhaltende Halluzinationen jeder
Sinnesmodalität
Halluzinationen
b. Neologismen, Gedankenabreissen oder
Einschiebungen in den Gedankenfluss,
was zu Zerfahrenheit oder Danebenreden
führt
Formale
Denkstörungen
c. Katatone Symptome wie Erregung,
Haltungsstereotypien oder wächserne
Biegsamkeit (Flexibilitas cerea),
Negativismus, Mutismus und Stupor
Antrieb und
psychomotorische
Störungen
d. “Negative” Symptome wie auffällige
Apathie, Sprachverarmung, verflachte
oder inadäquate Affekte.
Affektive und
Andere Störungen
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Klinische
Anwendungsmöglichkeiten
 (Basis-) Dokumentation
 Diagnostik
 Qualitätssicherung
 Psychopathologie-Training
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Basisdokumentation
 AMDP wird in vielen Kliniken als Basisdoku-
mentation eingesetzt
– als Ganzes (z.B. Uniklinik Berlin)
– modifiziert (z.B. Uniklinik München)
– Teile (z.B. Unikliniken Basel:
psychopathologischer und somatischer Befund)
 AMDP als Grundlage für die
Krankengeschichte
– (z.B. Uniklinik Berlin: Aufbau u. Inhalt der KG
orientiert an AMDP)
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AMDP-System:
Klassifikatorische Diagnostik (ICD-10)
Geeignet
 Depressive
Episode
 Manische
Episode
 Bipolare
affektive
Störung
 Schizophrenie
Bedingt geeignet
Ungeeignet
 Zwangsstörung
 Persönlichkeits-
 Angststörung
störung
 Störungen durch
psychotrope
Substanzen
 Organische
Störung
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AMDP: Pflegeunterricht
AMDP-Merkmalsbereiche
Besonders relevant
relevant
Weniger relevant
Orientierungsstörungen
Aufmerksamkeits- und
Gedächtnisstörungen
Antriebs- und
Psychomotorische
Störungen
Andere Störungen
Formale Denkstörungen
Befürchtungen und Zwänge
Störungen der Affektivität
Circadiane Besonderheiten
Bewusstseinsstörungen
Wahn
Sinnestäuschungen
Ich-Störungen
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Zukünftige Entwicklungen
 Korrektur und Überarbeitung des
Psychischen und Somatischen Befundes
 Revision der Anamnesebelege
 Empirische Studien: Reliabilitätsstudien
(Interater-Reliabilität), Syndrombildung,
Validierung
 Module weiterentwickeln
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Symptom
Syndrom
Diagnose
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Psychopathologische
Beschreibung
Psychopathologische Symptome sind
möglichst elementare (kleinste) Beschreibungseinheiten von Erleben
und Verhalten, die sich aus dem
alltäglichen Erlebens- und Verhaltensbereich abheben.
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Ludwig Wittgenstein
(13.11.1914)
„Bei dieser Arbeit lohnt es sich
mehr als bei jeder anderen,
Fragen, die man für gelöst hält,
immer wieder von neuen Seiten
als ungelöst zu betrachten.“
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Psychopathologische
Merkmalsbereiche (nach AMDP)
 Bewusstseinsstörungen
 Orientierungsstörungen
 Aufmerksamkeits- u.








Gedächtnisstörungen
Formale Denkstörungen
Befürchtungen und Zwänge
Wahn
Sinnestäuschungen
Ichstörungen
Störungen der Affektivität
Zirkadiane Besonderheiten
Andere Störungen
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Sinnestäuschungen
Wahrnehmungsstörungen
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Was sehen Sie hier?
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Hausaufgabe für die
Vorlesung
Was sehen Sie hier?
Bitte beschreiben Sie es in einem Satz:
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Auffassung der objektiven
Weltwahrnehmung
 Sinnesorgane dienen der Signalaufnahme
objektiver, das heisst in der Welt
tatsächlich vorkommender Sachverhalte
 Objektiv meint, die Welt, wie sie ihrem
Wesen nach ist, also unabhängig von der
Verschiedenheit möglicher Beobachter, die
alle eine subjektive Sicht haben
 Die Genauigkeit der Annäherung der
subjektiven Sicht an die objektive Welt
hängt ab von der Qualität der Sinnesorgane
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Evolutionäre Erkenntnistheorie
 Sinnesorgane und Nervensysteme haben
sich im Lauf der Evolution verändert
 Überlebensdruck (objektive Weltwahrnehmung) schafft immer komplexere und
leistungsfähigere Organisationsformen
 Menschen bilden den Endpunkt und Gipfel
dieser Entwicklung
vereinfacht nach Vollmer, 1975
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Was sehen Sie hier?
Bitte beschreiben Sie es in zwei Sätzen nach
den Regeln, die Sie in der Vorlesung erfahren:
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Einwände zur objektiven
Weltwahrnehmung
 Wahrgenommen werden kann nur, was auf Grund
bestimmter physikalischer Eigenschaften
bestimmte dafür vorgesehene Sinnesorgane erregt
 Wahrnehmung ist immer aspekthaft, bezieht sich
nur auf Ausschnitte der Welt
 Alle Aspekte wahrzunehmen ist unmöglich und
unnütz
 Wahrgenommen werden müssen
überlebensrelevante Informationen
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Lebewesen als selbstherstellende
und selbsterhaltende Systeme
 Selbstherstellende und selbstorganisierende
Prozesse sind in der Natur häufig
(umgebungsabhängige heteronome Systeme)
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Selbstorganisierende Prozesse
 Streichholz 1
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Lebewesen als selbstherstellende
und selbsterhaltende Systeme
 Selbstherstellende und selbstorganisierende
Prozesse sind in der Natur häufig
(umgebungsabhängige heteronome Systeme)
 Selbsterhaltende Prozesse bei Lebewesen
(autonome Systeme)
 Lebewesen sind auch durch Umgebung
beeinflussbar, sorgen aber aktiv für
Aufrechterhaltung des Ordnungszustandes
 Aktive Wechselwirkung mit der Umwelt
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Beispiel Sinnesorgane
 Wahrnehmung von chemischen Gradienten







(Pantoffeltierchen)
Wahrnehmung des Magnetfeldes der Erde
(Wale)
Ultraschallortung (Fledermäuse, Delphine)
Infrarotortung (Grubenottern)
Objektgrössen-Wahrnehmung (SüsswasserPolypen)
Passive und aktive Elektroortung (Fischarten)
Ortung von Wasserströmungen (Krebse)
Ortung von Windströmungen (Spinnen)
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Wahrnehmung als
Realitätshypothese (1)
 Nehmen wir die Wirklichkeit besser wahr
als manche Tiere?
 Experiment:
– Stellen Sie sich vor, wir hätten zusätzlich zu
unseren Sinnesorganen noch Infrarotsensoren
und Ultraschall-Ortung.
– Wie würden wir die Welt anders wahrnehmen?
– Geben Sie Beispiele, was vermutlich anders
wäre in unserer Lebensumgebung
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Wahrnehmung als
Realitätshypothese (2)
 Die Sinnesorgane nehmen die Wirklichkeit
nicht wahr, wie sie wirklich ist, sondern
erlauben Hypothesen über die Realität
 Die Realität sieht anders aus, wenn sie die
Fledermaus sieht oder der Mensch
 Auch falsche Hypothesen
(„Fehlwahrnehmungen“) können dem
Überleben dienen (Fluchtverhalten bei
harmlosen Bewegungen)
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Wozu dient Wahrnehmung?
 Nahrungssuche
 Schutz vor Feinden
 Erkennen von Artgenossen und
Sexualpartnern
 Umgehen von Hindernissen
 Suche eines geeigneten
Aufenthaltsortes
 ..........
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Gerhard Roth 1999
Diese Anforderungen an das
Wahrnehmungssystem können je nach der
Komplexität der Umweltbedingungen mit
einfachen oder nur mit sehr komplizierten
Nervensystemen erfüllbar sein; das
Wesentliche ist, dass sie erfüllt werden.
Die Geschehnissen in der Umwelt müssen
nicht „richtig“ (in den Augen der
menschlichen Beobachter) erkannt, sondern
nur „angemessen“ erfasst werden, d.h. in
dem Masse, in dem sie das Überleben
sichern.
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Schritte im Prozess der
Wahrnehmung
 Umsetzung von Umweltsignalen in
Sinnesreize (Ort: Sinnesorgane)
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Selektivität der Sinnesorgane
 Sehr verschiedene Umweltereignisse
können zu Sinnesreizen führen. Diese sind
aber nur ein kleiner Ausschnitt der
physikalischen Welt
 Auch innerhalb einer Reizqualität ist die
Wahrnehmung selektiv
– Menschliches Hören: 50 bis 20.000 Hz
– Einige Wirbeltiere: 100.000 Hz und mehr
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Sinnesorgane
 Umsetzung von Umweltreizen in
neuronalen Code (chemische und
elektrische Signale)
 Der neuronale Code ist neutral (Die
Signale selbst haben keinerlei Spezifität)
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Informationsmittel
 Elektrische Potentiale
– Membrane der Nervenzellen elektrisch
geladen (Gradient zwischen positiv geladenen
Stoffen aussen und negativ geladenen innen)
– Beteiligte Ionen: Natrium, Kalium, Calcium,
Chlorid
– „Ruhepotential“ wird durch äussere Einflüsse
(Depolarisation oder Hyperpolarisation)
verändert
– Aktionspotential (Träger der Information)
– „Transduktion“ von Aussenreizen einfach
(direktes Aktionspotential) oder komplex
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Beispiel für Transduktion
 Sehen
– Einfallendes Lichtquant wird von retinalen
Photorezeptoren absorbiert
– Chemische Struktur der Rhodopsinmoleküle
in den Photorezeptoren wird verändert
– Rhodopsin zerfällt in Retinal und Opsin
– Dadurch werden G-Protein (Transducin) und
Phosphodiesterase (Enzym) aktiviert
– cGMP wird zu (nichtzyklischer) GMP
hydrolisiert
– Dies führt zum Schliessen der Natriumkanäle
– Hyperpolarisierung der Rezeptormembran
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Informationsmittel
 Chemische Signale (Botenstoffe)
– Informationsimpulse werden am synaptischen Spalt
durch die Konzentration von Neurotransmittern
weitervermittelt
– Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, Acetylcholin,
GABA, ....
– Konzentrationssteuerung durch Zufuhr, Abbau,
Reuptake, Postsynaptische Rezeptoren ....
– Regelprozesse an der postsynaptischen Zelle
(Kalziumkanal, Adenylatzyklase, G-Proteine,....) führt
irgendwann wieder zu einem Aktionspotential
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Beispiel Sehen
 Auge
(Retinale Photorezeptoren)
 Corpus geniculatum laterale
(Retinotope neuronale Karte, viele corticale Afferenzen ‚feedbacks‘)
 Area striata
(Primäre, sekundäre und tertiäre Sehrinde, retinotope
Abbildung mit Betonung der Fovea centralis, oder in
sekundärer Sehrinde verzerrt)
 Assoziativer Cortex und limbisches System
(Bewertungszentren)
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Schritte im Prozess der
Wahrnehmung
 Umsetzung von Umweltsignalen in
Sinnesreize (Ort: Sinnesorgane)
 Transduktion in neuronalen Code (Ort:
Rezeptoren)
 Weiterleitung und Modifikation der
codierten Information (Ort: Neurone,
synaptischer Spalt)
 Interpretation des neuronalen Codes
(Ort: Cortikale Zentren)
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Zentrale Modifikation der
Wahrnehmung
CORTEX
subcorticale
Zentren
FORMATIO
RETICULARIS
HIPPOCAMPUS
+ CORTEX
Verhalten
Wahrnehmung
Aufmerksamkeit
Bewertung
Gedächtnis
LIMBISCHES
SYSTEM
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Gerhard Roth 1999
Das Gehirn und seine Wirklichkeit. Suhrkamp Taschenbuch,3.Aufl., S.21
„Das Gehirn kann zwar über seine Sinnesorgane
durch die Umwelt erregt werden, diese Erregungen enthalten jedoch keine bedeutungshaften
und verlässlichen Informationen über die
Umwelt. Vielmehr muss das Gehirn über den
Vergleich und die Kombination von sensorischen
Elementarereignissen Bedeutungen erzeugen und
diese Bedeutungen anhand interner Kriterien und
des Vorwissens überprüfen. Dies sind die
Bausteine der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit, in
der ich lebe, ist ein Konstrukt des Gehirns.“
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Beispiel Farbkonstanz
Die physikalische „Wirklichkeit“
PUK am Morgen
PUK am Abend
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Sinnestäuschungen (nach AMDP)
 Illusionen
Fehlwahrnehmung (Verkennungen) von
vorhandenen Objekten
 Halluzinationen
Sinnestäuschung ohne Wahrnehmungsobjekt
(ohne externe Reizquelle)
 Pseudohalluzinationen
Halluzinationen bei denen der Trugcharakter
erkannt wird
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Illusionen (AMDP)
 Bei der Illusion liegt eine gegenständliche
Reizquelle vor, jedoch eine reduzierte oder
vorübergehend fehlende Realitätskontrolle.
Diese kann nachträglich korrigierend
wirksam werden.
 Das ängstliche Kind verkennt im nächtlichen
Wald Büsche als drohende Gestalten.
 Musterungen in der Tapete verwandeln sich
zu fratzenartigen Gesichtern. Das Geräusch
von vorbeifahrenden Autos wird als Rollen
von Panzerkolonnen wahrgenommen.
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Halluzinationen
Einteilung nach ihrer Komplexität
 Einfache (elementare) Halluzinationen
– Klopfen, Klicken, Blitze, Lichter, usw.
 Komplexe Halluzinationen
– Bilder, Personen, Stimmen
 Szenische Halluzinationen
– Theaterstücke, Musikstücke, Dialoge
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Halluzinationen
Einteilung nach dem Sinnesgebiet
 Akustische Halluzinationen
– Stimmenhören (Phoneme)
– Andere akustische Halluzinationen (Akoasmen)
 Optische Halluzinationen
 Körperhalluzinationen
– Taktile (Haptische) Halluzinationen
– Störungen des Leibempfindens (Zoenästhesien)
 Geruchs- (Olfaktorische-) Halluzinationen
 Geschmacks- (Gustatorische-) Halluzinat.
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Stimmenhören (Phoneme)
(AMDP)
 Die Stimmen können den Kranken direkt
ansprechen, sein Handeln kommentieren, in
Rede und Gegenrede über ihn sprechen.
 „Ich habe die Stimme meiner toten Mutter
gehört. Sie hat mich immer gelobt oder
getadelt, je nachdem was ich gemacht habe“
 Es können einzelne Stimmen oder mehrere
wahrgenommen werden, Inhalte können
verständlich sein oder nicht, Frauen-Männer,
Kinder-Erwachsene
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Andere akustische
Halluzinatio-nen (Akoasmen)
(AMDP)
 „Ich habe dauernd eine Musik gehört, fast
wie ein Konzert ist das gewesen.“
 „Ganz deutlich habe ich ein Knirschen und
Knacken in der Wand gehört.“
 „Es macht immer Klick im Kopf, und
jedesmal werde ich intelligenter.“
 Eine Patientin hört wie aus weiter Ferne im
Hof der Klinik ein Orchester spielen.
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Optische Halluzinationen
(AMDP)
 Wahrnehmung von Lichtblitzen, Mustern,
Gegenständen, Personen oder ganzen Szenen
ohne entsprechende Reizquelle
 „Und da habe ich plötzlich - mitten in der Stadt eine Armee von Soldaten mit lauter Goldhelmen
auf mich zukommen sehen.“
 „Der ganze Raum war mit Lichtblitzen und
bunten Vierecken angefüllt.“
 „Ein Patient sieht im ganzen Zimmer lauter
Ungeziefer herumkrabeln.“
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Körperhalluzinationen (AMDP)
Taktile Halluzinationen
 „Da habe ich gespürt, wie sich eine kalte,
behaarte Hand auf meinen Körper legte;
ganz deutlich habe ich die fünf Finger
gespürt.“
 „Plötzlich ist mir eiskaltes Wasser über den
Rücken gelaufen. Als ich nachgesehen
habe, war die Haut aber ganz trocken.“
 Auf einmal konnte ich lauter kleine
Kristalle zwischen den Fingern tasten, sie
waren rund, zum Teil auch länglich.“
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Körperhalluzinationen (AMDP)
Störungen des Leibempfindens
 Qualitativ abnorme, neu- und fremdartige
sowie häufig negeativ getönte
Leibsensationen. Sie sind von den Patienten
oft schwer oder nur mit bizarren Vergleichen
beschreibbar. Die können gleichförmig und
streng umschrieben, aber auch häufig
wechselnd in Qualität und Ausdehnung sein.
 „Elektrischer Strom fliesst durch meinen
Bauch, das Herz und der Darm ziehen sich
zusammen. In meinem Kopf schwappt das
Gehirn hin und her.“
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Geruchs- und GeschmacksHalluzinationen (AMDP)
 „Auf einmal hatte ich einen richtig fauligen
Geschmack im Mund.“
 „Plötzlich hat es nach Gas gerochen, es war
ganz merkwürdig, weil es sonst keiner
gemerkt hat.“
 Seit Tagen verweigert der Patient das
Essen, weil es nach Metall schmecke. Eine
Patientin verstopft alle Ritzen an Fenster
und Türen, um den Gasgeruch abzuwehren.
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Gerhard Roth 1999
Das Gehirn und seine Wirklichkeit. Suhrkamp Taschenbuch,3.Aufl., S.109
„Wir müssen also streng zwischen Signalen,
zum Beispiel den von den Sinnesorganen
erzeugten neuronalen Erregungszuständen,
und ihren Bedeutungen unterscheiden.
Bedeutung wird den neuronalen Erregungen
erst innerhalb eines kognitiven Systems
zugewiesen, und zwar in Abhängigkeit vom
Kontext, in dem die Erregungen auftreten.“
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Literatur
 E. Bruce Goldstein
„Wahrnehmungspsychologie“
Heidelberg, Berlin, Oxford: Spektrum 1997
 Gerhard Roth
„Das Gehirn und seine Wirklichkeit“
Frankfurt: Suhrkamp TB Wissenschaft Nr 1275
3. Auflage 1999
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Wahn
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Definition
 Wahn ist eine Privatwirklichkeit, die
Krankheitswert erhält, wenn die
Lebensführung behindert wird
– kulturelle und soziale Relativität
 Wahn ist ein starres, persönliches Konzept
von der eigenen Lebenswirklichkeit
– Relativität der Lebenskonzepte aufbauend auf
der Relativität der Wahrnehmung der äusseren
und inneren Realität.
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Kriterien des Wahns
 Private Wirklichkeitsauffassung
 Persönlich gültige Überzeugung
 Starre Überzeugung
 Lebensbestimmende Wirklichkeit
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Kriterien des Wahns
 Private Wirklichkeitsauffassung
 Persönlich gültige Überzeugung
 Starre Überzeugung
 Lebensbestimmende Wirklichkeit
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Persönliche Wirklichkeit
 Wirklichkeit ist das, worüber sich Gesunde
in ihrer soziokulturell und situativ
beeinflussten Wahrnehmung der
gemeinsamen Welt einigen können.
 Wirklichkeit in diesem Sinn ist nicht gleich
Realität
 Bsp. Stuhl, Computer
– ist ein Computer ein elektronisches Gerät oder
das grosse Auge Gottes?
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Inhalt des Wahns (1)
 Der Inhalt des Wahns ist kein allgemeines
Wahnkriterium
 Bei allen Inhalten, die Übersinnliches,
Übernatürliches, Transintelligibles, z.T.
auch Religiöses betreffen, ist die NichtRealität grundsätzlich nicht beweisfähig.
– Bsp. „Ausserirdischen ermächtigen mich zum
Retter der Welt.“
– Bsp. Reinkarnation
– Bsp. Leben nach dem Tod
– Bsp. Telepathie
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Inhalt des Wahns (2)
 „Nicht der Inhalt ist das Krankhafte
amWahn, sondern die aus der
Gemeinsamkeit herausgerückte, verrückte
Beziehung zu Mitmenschen und Mitwelt
auf der Basis eines gegenüber dem
vorherigen Befinden veränderten Selbst.“
 „Wahn ist eine Störung der Eigen- und
Mitweltlichkeit des Menschen.“
 „Sie können einen Eifersuchtswahn
bekommen, obwohl sie tatsächlich von
Ihrer Freundin betrogen werden.“
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Kriterien des Wahns
 Private Wirklichkeitsauffassung
 Persönlich gültige Überzeugung
 Starre Überzeugung
 Lebensbestimmende Wirklichkeit
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Persönlich gültig
 Wahn ist eine ganz persönlich gültige
Überzeugung der eigenen
Lebenswirklichkeit
 Wahn ist (apriorisch) evidente Wirklichkeit
 Wahn wird als Gewissheit erfahren
 Wahn bedarf keiner Begründung, keines
Beweises
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Kriterien des Wahns
 Private Wirklichkeitsauffassung
 Persönlich gültige Überzeugung
 Starre Überzeugung
 Lebensbestimmende Wirklichkeit
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Starre Wirklichkeitsauffassung
 Wahn ist unabhängig von bisheriger




Erfahrung
Wahn ist zwingenden Gegenargumenten
unzugänglich
Relativierung des Erlebens unmöglich
Änderung des Standpunktes ist nicht
möglich
Zweifel wird nicht zugelassen
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Persönlich gültig und starr
 Besonderheiten der apriorischen
Gewissheit und Zweifellosigkeit beim
beginnenden Wahn und bei langsamer
Auflösung des Wahns
 Therapeutische Konsequenzen
– kein Streit um Realität
– kein (belächelndes) Belassen in der privativen
Wirklichkeit
– Realität der Therapeutin als Richtschnur
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Kriterien des Wahns
 Private Wirklichkeitsauffassung
 Persönlich gültige Überzeugung
 Starre Überzeugung
 Lebensbestimmende Wirklichkeit
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Lebensbestimmend
 Wahn als privative (isolierende)




Überzeugung
Soziale Isolation häufig Folge
Der Wahnkranke ist allein mit seinem
Wahn (Isolation), er ist der mitmenschlich
gemeinsamen Welt entrückt (Alienation)
Ausnahme symbiontischer Wahn
Schwierigkeit der Beurteilung von
„Massenwahn“
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Kriterien des Wahns
 Private Wirklichkeitsauffassung
 Persönlich gültige Überzeugung
 Starre Überzeugung
 Lebensbestimmende Wirklichkeit
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Definition (AMDP)
„Wahn entsteht auf dem Boden einer allgemeinen
Veränderung des Erlebens und imponiert als
Fehlbeurteilung der Realität, die mit apriorischer
Evidenz (erfahrungsunabhängiger Gewissheit)
auftritt und an der mit subjektiver Gewissheit
festgehalten wird, auch wenn sie im Widerspruch
zur Wirklichkeit und zur Erfahrung der gesunden
Mitmenschen sowie zu ihrem kollektiven Meinen
und Glauben steht. Der Kranke hat im
allgemeinen nicht das Bedürfnis nach einer
Begründung seiner wahnhaften Meinung, ihre
Richtigkeit ist ihm unmittebar evident.“
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Verhältnis Wahn und Realität
 Wahnwirklichkeit als einzige Wirklichkeit
 Wahnwirklichkeit als beherrschende, aber
nicht einzige Wirklichkeit
 Wahnwirklichkeit und Realität bestehen
nebeneinander in „doppelter Buchführung“
(E.Bleuler 1911)
 Wahnwirklichkeit und Realität fliessen
ununterscheidbar ineinander
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Einzige Wirklichkeit
 Der Ingenieur war überzeugt von
verschiedenen Weltschichten, in denen
Menschen je nach Ihrer inneren Weisheit
leben. Er konnte als Auserwählter die
Stimmen aus allen Weltschichten hören
und zwischen den Schichten hin und her
transzendieren. Klimaverhältnisse
(Tiefdruck bringt eine Schicht tiefer,
Hochdrucklage eine höher) wurden als
Transportmittel genutzt.
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Beherrschende Wirklichkeit
 Chemikerin hat in sich kleine, verkleinerte
Lebewesen, Trillionen mit Häusern und
Fabriken. Sie hört deren Stimmen und
riecht synthetisierte Gerüche. Alles was sie
erlebt (z.B. Fernsehen) wird von den
Lebewesen in sie hineinprojeziert und lebt
dort verkleinert weiter. Ausserhalb dieses
innerweltlichen Erlebens erfährt und
bewertet sie alles wie wir.
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Doppelte Buchführung
 Ein Patient ist sich sicher, dass er der
Direktor der Klinik ist, der von einer
geheimen Loge den Auftrag hat, das
System der Psychiatrie zu revolutionieren.
Er macht aber ohne Einwände an der
Ergotherapie mit und nimmt seine
Medikamente ein. Eine Begründung
(Auflösung) dieses Widerspruchs hält er
auch bei Konfrontation damit nicht für
notwendig.
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Ineinanderfliessen
 Die 65-jährige verzweifelte, alleinlebende
privatversicherte Frau kommt nach einem
Suizidversuch in die Klinik. Sie ist sich
sicher, dass die Krankenkasse eine
Übernahme der Kosten ablehnt. Im
Gespräch mit der Sozialarbeiterin kommen
ihr Zweifel, ob die Therapie dieser
offensichtlichen Krankheit nicht vielleicht
doch von der Krankenkasse bezahlt werden
könnte.
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Entstehungsbedingungen (1)
 Der Mensch ist gundsätzlich wahnfähig
 „Das Gehirn kann zwar über seine Sinnesorgane
durch die Umwelt erregt werden, diese Erregungen
enthalten jedoch keine bedeutungshaften und
verlässlichen Informationen über die Umwelt.
Vielmehr muss das Gehirn über den Vergleich und die
Kombination von sensorischen Elementarereignissen
Bedeutungen erzeugen und diese Bedeutungen
anhand interner Kriterien und des Vorwissens
überprüfen. Dies sind die Bausteine der Wirklichkeit.
Die Wirklichkeit, in der ich lebe, ist ein Konstrukt des
Gehirns.“ (G. Roth)
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Entstehungsbedingungen (2)
 Wahn kann in jedem Lebensalter (ab ca. späte
Kindheit) aufreten
 Themen stammen aus der individuellen
Lebenswelt
 Themen zeigen Altersabhängigkeit
(Abstammungswahn bei Jungen, Religiöser Wahn
eher bei Älteren)
 Häufigkeit ist nicht geschlechtsabhängig, aber
Themen (Grössenwahn bei Männern, Liebeswahn
bei Frauen)
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Entstehungsbedingungen (3)
 Wahn ist diagnostisch unspezifisch
 Es gibt aber charakteristische Häufungen
(Grössenwahn bei Manie, Schuld- und
Verarmungswahn bei Depression,
Verfolgungswahn bei Schizophrenie)
 Häufigkeit ist nicht mit Intelligenz
korrelliert, aber gelegentlich der
Differenzierungsgrad der WahnweltGestaltung
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Verursachende Variablen
 Toxische Substanzen (Drogen, Alkohol, ...)
 Entzug toxischer Substanzen
 Traumata
 Entzündungen (Fieber, Encephalitis)
 Reizdeprivation
 Extremer (untherapeutischer) Schlafentzug
 Zell-Degenerative Entwicklungen
 Psychische Krankheiten
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Häufiger Verlauf
 Erste Verunsicherung durch einzelne







„Anzeichen“
Wahnstimmung
Wahngedanken
Wahnarbeit
Wahnsystem
Langsame Rückführung in die Realität
Distanz
Korrektur
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Wahnsymptome nach AMDP
Formale Aspekte
Wahnstimmung
Wahnwahrnehmung
Wahneinfall
Wahngedanken
Systematisiert. Wahn
Wahndynamik
Inhalte
Beziehungswahn
Beeinträchtigungs- u.
Verfolgungswahn
Eifersuchtswahn
Schuldwahn
Verarmungswahn
Hypochondrischer Wahn
Grössenwahn
Andere Inhalte
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Wahnstimmung
 Die erlebte Atmosphäre des Betroffenseins, der
Erwartungsspannung und des bedeutungsvollen
Angemutetwerdens in einer verändert erlebten
Welt oder auch durch ein verändert erlebtes Ich.
 Diese Stimmung besteht in einem
Bedeutungszumessen und Inbeziehungsetzen,
Meinen, Vermuten und Erwarten, das von
Gesunden nicht nachvollzogen werden kann.
 „Es liegt etwas in der Luft, alles um mich herum
ist merkwürdig verändert, alles so seltsam; die
Leute machen so ein böses Gesicht, da muss
doch was passiert sein, oder?“
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Wahnwahrnehmung
 Reale Sinneswahrnehmungen erhalten eine
abnorme Bedeutung (meist im Sinne der
Eigenbeziehung). Die Wahnwarnehmung ist also
eine wahnhafte Fehlinterpretation einer an sich
richtigen Wahrnehmung.
 „Dass der Arzt mit dem Kopf nickte, als er mir
zum Abschied die Hand gab, bedeutet, dass ich
Krebs habe“
 „In der Beiz kam ein grosser Mann herein. Da
habe ich gewusst, dass das der Teufel ist“
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Wahneinfall
 Das plötzlich und unvermittelte Auftreten von
wahnhaften Vorstellungen und Überzeugungen.
 „Gestern ist mir plötzlich aufgegangen, dass ich
den Friedensnobelpreis erhalte, weil ich die
Supermächte telepathisch ausgesöhnt habe“.
 „Heute morgen ist mir sonnenklar geworden,
dass mein Sohn gar nicht von mir stammt“
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Wahngedanken
 Jedes Denken, das die Wahnkriterien erfüllt.
 Der Wahngedanke kann aus einem Wahneinfall
oder einer Wahnwahrnehmung entstehen.
Wahneinfall
Wahngedanken
Wahnwahrnehmung
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Systematisierter Wahn
 Grad der Verknüpfung (logisch oder auch
paralogisch) einzelner Wahnsymptome mit
anderen Wahnphänomenen, Sinnestäuschungen,
Ich-Störungen oder auch nicht krankhaft
veränderten Beobachtungen und Erlebnissen.
 Zwischen diesen einzelnen „Aufbauelementen“
werden Verbindungen hergestellt, die oft einen
kausalen oder finalen Charakter besitzen und
vom Patienten als Beweise und Bestätigungen
angesehen werden
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Wahndynamik
 Die affektive Anteilnahme am Wahn, die Kraft
des Antriebes und die Stärke der Affekte, die im
Zusammenhang mit dem Wahn wirkdam
werden.
 Zu erschliessen aus der Art, wie der Wahn
vorgetragen wird.
 Stark: Ein Patient mit einem depressiven
Versündigungswahn wint verzweifelt und klagt
händeringend über seine Verfehlungen
 Gering: Ein chronisch schizophrener Patient
berichtet ohne wesentliche Anteilnahme von den
Wahninhalten (herunterleiern).
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Beziehungswahn
 Der Kranke fühlt sich im Mittelpunkt der
gezielten Aufmerksamkeit seiner Umwelt, selbst
aus völlig unbedeutenden Ereignissen entnimmt
er mit unerschütterlicher Gewissheit Signale, die
ihn in ganz besonderer Weise angehen.
 Die Patientin berichtet von ihrem Aufenthalt in
Berlin: „Sie werden es nicht glauben, Herr
Doktor, die Nummernschilder von allen Autos
waren auf mich umgestellt: überall B wie Beate“
 Unterscheiden zwischen Beziehungswahn als
isolierte Wahnform und Beziehungsaspekt jedes
Wahns.
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Beeinträchtigungs- und
Verfolgungswahn
 Der Kranke erlebt sich selbst als Ziel von
Feindseligkeiten. Er wähnt sich von seiner
Umwelt bedroht, gekränkt, beleidigt, verspottet,
verhöhnt
 Die Umgebung trachtet nach seinem Hab und
Gut, nach seiner Gesundheit oder gar nach
seinem Leben.
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Eifersuchtswahn
 Wahnhafte Überzeugung, vom Lebenspartner
betrogen und hintergangen zu werden.
 Ein Patient beklagt sich lebhaft über die vielen
ausserehelichen Kontakte seiner Frau und
beauftragt mehrere Detekteien mit
Ermittlungen, schreibt Briefe an die
vermeintlichen Liebhaber und bedroht diese
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Schuldwahn
 Der Patient ist überzeugt, gegen Gott, die
Gebote oder eine andere sittliche Instanz,
Kinder, Verwandte oder gegen sich selbst gefehlt
zu haben.
 Die Patientin weiss um ihre unverzeihliche
Schlechtigkeit und Minderwertigkeit, sie wähnt
sich unrettbar verdammt und verstossen.
 Ein Patient wähnt, die Krebserkrankung seiner
Frau sei durch sein schuldhaftes Verhalten
(aussereheliches Verhältnis) vor vielen Jahren
verursacht worden
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Verarmungswahn
 Im Gegensatz zur realen oekonomischen
Situation ist der Wahnkranke sicher, alles
gehe verloren, Arbeitsstelle, Geld, Kleidung,
Nahrung. Er sieht sich und seine Familie
verhungern.
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Hypochondrischer Wahn
 Wahnhafte Überzeugung, (körpelich) krank zu
sein.
 Dieser Wahn kann spezielle Krankheiten zum
Inhalt haben: an Krebs zu leiden, eine Syphilis
oder AIDS zu haben, an Multipler Sklerose oder
einer Demenz dahinzusiechen.
 Negative Untersuchungsbefunde können ihn
nicht vom Gegenteil überzeugen.
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Grössenwahn
 Wahnhafte Selbstüberschätzung und
Selbstüberhöhung
 Der Patient übertrifft alle anderen Menschen
weit an Begabung, Kraft, Fähigkeiten, Besitz. Er
erlebt sich machtbegabt, als Herrscher der Welt,
als Hüter, oder er hält sich für Gott oder den
Teufel
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Andere Inhalte, Beispiele
 Wahnhafte Überzeugung,
schwanger zu sein
 Phantastischer Wahn
 Abstammungswahn
 .....
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Literatur
 Christian Scharfetter
„Allgemeine Psychopathologie“
Stuttgart, New York: Thieme-Verlag, 4. Auflage
1996, S. 216-265
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Ichstörungen
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Wer ist das: Ich?
 Zeigen Sie nur mit Mimik und Gestik
jemandem, der in den Hörsaal kommt, wer
das ist, wenn Sie „Ich“ meinen
 Wir haben ein klares Gefühl dafür, wer das
ist: „Ich“.
 Wir haben das Bewusstsein einer klaren
Grenze zwischen „Ich“ und „Wo-Ich-nichtmehr-bin“ zwischen „Innen“ und „Aussen“
 Wie würden Sie diese Grenze nennen?
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Die Haut als Grenze
 Haut besteht aus Zellverbänden
 Zellzwischenräume
 Zellmembrane
 Funktion der Zelle
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Übungen
 Gegessener Apfel
 Haare
 Schwangerschaft
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Ich-Bewusstsein
Scharfetter „Allgemeine Psychopathologie“
Das Ich macht den wachen
bewusstseinsklaren Menschen aus,
der um sich selbst weiss, sich als
gestimmt, gerichtet, wahrnehmend,
wünschend, bedürftig, getrieben,
verlangend, fühlend, denkend,
handelnd in der Kontinuität seiner
Lebensgeschichte erfährt.
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Dimensionen des Ich-Bewusstseins
Ich-Vitalität
Gewissheit der eigenen Lebendigkeit
Ich-Aktivität
Gewissheit der Eigenbestimmung,
des Erlebens, Denkens, Handelns
Ich-Konsistenz Gewissheit eines kohärenten
Lebensverbandes
Ich-Demarkation Abgrenzung des Eigenbereichs
Ich-Identität
Gewissheit der eigenen personalen, physiognomischen, sexuellen
und biographischen Identität
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Derealisation (AMDP)
 Personen, gegenstände und Umgebung
erscheinen unwirklich, fremdartig oder
auch räumlich verändert. Ddadurch wirkt
die Umwelt z.B. unvertraut, sonderbat,
oder gespenstisch.
 Störungen des Zeiterlebens
 „alles ist so weit weg“
 „alle Häuser sind kleiner, Strassen enger“
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Depersonalisation (AMDP)
 Störung des Einheitserlebens der Person im
Augenblick oder der Identität in der Zeit
des Lebenslaufs. Die Person kommt sich
selbst fremd vor, unwirklich, unmittelbar
verändert, wie eine andere Person.
 „während der Angstattacken spüre ich
meinen Körper nicht mehr, er gehört nicht
mehr zu mir“
 „Der Arm, der an mir hängt ist tot, es ist
nicht meiner“
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Gedankenausbreitung (AMDP)
 Die Gedanken gehören nicht mehr dem
Patienten alleine, andere haben daran
Anteil und wissen, was er denkt
(Gedankenlesen)
 Gedankenlautwerden
 „Alle wissen, was in meinem Kopf
vorgeht“
 „MeinVater kann meine Gedanken
mithören“
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Gedankenentzug (AMDP)
 Dem Patienten werden die Gedanken
weggenommen, aus dem Kopf abgezogen
 „ich kann nicht mehr meine Gedanken
denken, die hat man mir abgezogen, dafür
muss ich die Gedanken von anderen
denken“
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Gedankeneingebung (AMDP)
 Gedanken und Vorstellungen werden von
aussen her beeinflusst, gemacht, gelenkt,
gesteuert, eingegeben, aufgedrängt
 „Sie hypnotisieren mir Gedanken in den
Kopf, die gar nicht meine sind“
 „Ich weiss, dass ich solche Gedanken nicht
denken kann, es sind die Gedanken von
anderen, die sie mir implantiert haben“.
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Andere Fremdbeeinflussungserlebnisse (AMDP)
 Fühlen, Streben, Wollen oder Handeln
werden als von aussen gemacht erlebt.
 „Die steuern meinen Herzschlag, die
machen ihn schnell und langsam“
 „Die machen, dass ich schreie“
 „Ich bin wie eine Marionette, wenn sie
sagen ‚links‘, dann muss ich mich nach
links drehen, wenn sie sagen ‚rechts‘, nach
rechts“
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Bewusstsein
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Beschreibungen
 „Consciousness is awareness of self and
environment“ (Cobb 1957)
 „Bewusstsein ist bewusstes Sein“ (Ey 1963)
 „Der wache Mensch hat nicht Bewusstsein,
sondern ist bewusst-Seiender, ist selbst
unterschiedlich waches, empfindendes,
erlebendes, fühlendes, gestimmtes, rational
wissendes, tätiges Bewusstsein“ (Scharfetter
1985)
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Bewusstsein (1)
 In weiter Wortbedeutung
– Das Gesamt des potentiell Erlebbaren.
engl. „mind field“
dt. „mentaler Bereich“, „Psychisches (Er-)Leben
– schliesst ein:
• Bewusstseinsfelder
Wachbewusstsein
- Schlafbewusstsein
(Überbewusstsein) - Unterbewusstsein
• Bewusstes und (zumindest teilweise) Unbewusstes
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Bewusstsein (2)
 In enger Wortbedeutung
– „Consciousness is awareness of self and
environment.“ (Cobb 1957)
– Komponenten:
• Wachheit (Vigilanz, arousal)
• Bewusstseinsklarheit (Luzidität)
• Selbst/Ich- Bewusstsein und
Aussenweltbewusstsein
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
R. M. Rilke
Briefe an einen jungen Dichter 1904, Insel S.44
Das ist im Grunde der einzige Mut, den man von
uns verlangt: mutig zu sein zu dem Seltsamsten,
Wunderlichsten und Unaufklärbarsten, das uns begegnen kann. Dass die Menschen in diesem Sinne
feige waren, hat dem Leben unendlichen Schaden
getan; die Erlebnisse, die man ‚Erscheinungen‘
nennt, die ganze sogenannte ‚Geisterwelt‘, der Tod,
alle diese uns so anverwandten Dinge, sind durch
die tägliche Abwehr aus dem Leben so sehr
hinausgedrängt worden, dass die Sinne, mit denen
wir sie fassen könnten, verkümmmert sind. Von
Gott gar nicht zu reden.
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
H.-J. Heinrichs
Einleitung zu Michel Leiris ‚Das Auge des Ethnographen‘, Ffm:Syndikat
1981, S.10
Aus der eigenen Kultur die fremde erfahren
und von der fremden Kultur Zugänge zu
noch nicht gesehenen oder abgespaltenen
Anteilen der eigenen finden....
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Der Elephant und die Blinden
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Gehirn und Bewusstsein
 Das Gehirn schafft nicht „das“
Bewusstsein, sondern es ermöglicht dem
Menschen, Bewusstheit selbstreflektiv zu
erfahren. Der Mensch ist inkarniertes
Bewusstsein.
 Es handelt sich nicht um die
Wechselwirkung zweier Objekte, sondern
das Gehirn ist das Organ, das dem
Menschen bewusstes (selbstreflektives)
Sein möglich macht.
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Elementare Komponenten
Wachheit,
Vigilanz
Erlebnisfähigkeit
(Inhalte)
Gerichtetheit,
Intensionalität,
selektive
Aufmerksamkeit
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Komponenten des
Wachbewusstseins
 Wachsein (Vigilanz)
 Bewusstseinsklarheit
– Orientierung, Zeiterleben, Gedächtnis, Wahrnehmung,
Aufmerksamkeit, Konzentration, Denken, Sprechen,
Intelligenz, Affekterleben
– Erfahrungsbewusstsein
– Realitätsbewusstsein
 Selbst/Ich-Bewusstsein
 Aussenwelt-Bewusstsein
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
EEG: Alpha-Blockierung
(Schema)
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
EEG
AlphaBlockade
(Beispiel)
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Schlaf
Stadien
(Schema)
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Schichten des Bewusstseins
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Bewusstseinsstörungen (AMDP)
 Störungen des gesamten Erlebens und Verhaltens
 Störungen der Aktivität, der Klarheit
(Eindeutigkeit der eigenen Perzeption und
Intention) und Zielgerichtetheit in der
Zuwendung zur Umwelt, der Aufmerksamkeit,
des sensoriell sensiblen Auffassens, der
Ansprechbarkeit, der Fixierbarkeit im Gespräch,
der Reagibilität auf Umweltreize, der
Orientierung, des Denkens, Wollens und
Handelns
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Bewusstseinsstörungen (AMDP)
 Quantitative Bewusstseinsstörungen
– Bewusstseinsverminderung
 Qualitative Bewusstseinsstörungen
– Bewusstseinstrübung
– Bewusstseinseinengung
– Bewusstseinsverschiebung
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Bewusstseinsverminderung
(AMDP)
 Störungen der Wachheit, der Vigilanz
 Benommenheit, Somnolenz, Sopor, Koma
 Unterschiedliches Mass an Schläfrigkeit,
Aspontanietät, Verlangsamung
 Neurologischer/neurophysiologischer
Bewusstseinsbegriff
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Bewusstseinstrübung (AMDP)
 Qualitative Beeinträchtigung der
Bewusstseinsklarheit
 Die Fähigkeit ist gestört, verschiedene Aspekte der
eigenen Person, der eigenen Lebenswirklichkeit
und der Umwelt zu verstehen, sie sinnvoll
miteinander zu verbinden, sich entsprechend
mitzuteilen und sinnvoll zu handeln
 Bei eine zunehmenden Auflösung der seelischen
Struktur laufen einzelne Erlebnisgruppen ohne
beziehung zueinander ab (Zerfall)
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Bewusstseinseinengung (AMDP)
 Fokussierung des Denkens, Fühlens und




Wollens auf wenige Themen.
Verminderte Ansprechbarkeit auf
Aussenreize.
„Lichtkegel des Bewusstseins“
Patientin ist fixiert auf oder fasziniert
durch bestimmte innere Erlebnisse oder
äussere Gegebenheiten.
In leichter Ausprägung auch bei Hypnose,
äusserster Konzentration, oder Meditation
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Bewusstseinsverschiebung (AMDP)
 Subjektives Erleben eines erweiterten
Bewusstseins durch Steigezng der
Wachheit, intensivierter Wahrnehmung von
Raum und Zeit, verfeinerter
Sinnesempfindungen und eines erweiterten
Erfahrungshorizontes
 Kommt spontan und intendiert vor, z.B. bei
Meditation, Hypnose, Intoxikationen,
Stimulatien; beim manischen und
paranoid-halluzinatorischen Syndrom
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Orientierungsstörungen
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Qualitäten
 Orientierung zur Zeit
 Orientierung zum Ort
 Orientierung zur Situation
 Orientierung zur Person
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Orientierung
 Situationsabhängig
 Kann fluktuieren
 Reihenfolge des Ausfalls
 Bedingungsfaktor für Bewusstsein
 Voraussetzung für praktische
Lebensführung
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Zeitliche Orientierungsstörung
(AMDP)
 Wissen um Datum, Tag, Tageszeit, Monat,
Jahr, Jahreszeit ist vermindert oder
aufgehoben.
 Zeitliche Orientierung ist labil.
 Störungen leicht zu kaschieren.
 Prüfen!
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Örtliche Orientierungsstörung
(AMDP)
 Der gegenwärtige Aufenthaltsort wird nicht
oder unscharf gewusst.
 Unterscheide: Räumliche
Orientierungsstörung, bei der der Patient
sich in seiner gewohnten Umgebung nicht
mehr zurechtfindet (Agnosie)
 Prüfen!
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Situative Orientierungsstörung
(AMDP)
 Störung der Erfassung (Auffassung) der
jeweiligen Situation in ihrem Bedeutungsund Sinnzusammenhang für die eigene
Person.
 Interpretation einer aktuellen Situation im
lebensgeschichtlichen Zusammenhang.
 Was geschieht mit mir gerade?
 Prüfen!
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Orientierungsstörung zur
eigenen Person (AMDP)
 Die aktuelle persönliche,
lebensgeschichtliche Situation wird nicht
oder nur teilweise gewusst
 Geburtstag, Alter, Name, Anzahl und Name
der Kinder, Name des Partners,
Beruf/Beschäftigung.
 Rolle im sozialen Kontext
 Prüfen!
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Aufmerksamkeitsstörungen
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Auffassung
 Synonym: Apperzeption
 komplexe Leistung der Einordnung von
Wahrnehmungen in den allgemeinen
Lebensbereich (Lebenswelt)
 Multikonditional
 Wesentlicher Faktor: Erfahrungsbereich,
Gedächtnis, Wachheit, Konzentration
 Störungen sind nosologisch unspezifisch
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Auffassungsstörung (AMDP)
 Störung der Fähigkeit, Wahrnehmungen in ihrer




Bedeutung zu begreifen und sinnvoll miteinander
zu verbinden, im weiteren Sinne auch in den
Erfahrungsbereich einzubauen (gedankliche
Verarbeitung einer Wahrnehmung)
Fehlende Auffassung
Falsche Auffassung
Verlangsamte Auffassung (schwerbesinnlich)
Prüfen!
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Prüfung der Auffassung
 Allgemeiner Gesprächskontext
 Sprichwörter
 Fabeln
 Bildgeschichten
 Gemeinsamkeiten/Unterschiede
 Auf fremdsprachliche Schwierigkeiten achten
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Aufmerksamkeit
 Aufmerksamkeit und Auffassung müssen
zusammen alles, was an Mitteilungen aus der
Umwelt herankommt oder im Eigenbereich
entdeckt wird, sichten und in seiner Bedeutung
einstufen (bewerten)
 Aktive Aufmerksamkeit: Sich zuwenden,
wahrnehmende Energie auf die Umgebung
richten
 Passive Aufmerksamkeit: Fixation, Faszination
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Aufmerksamkeit und
Konzentration
 Definition
Aufmerksamkeit meint die Ausrichtung
(aktiv/passiv) des Bewusstseins auf ein
Erfahrenes,
Konzentration das versammelte
Dabeibleiben
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Aufmerksamkeitsstörungen
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Auffassung
 Synonym: Apperzeption
 komplexe Leistung der Einordnung von
Wahrnehmungen in den allgemeinen
Lebensbereich (Lebenswelt)
 Multikonditional
 Wesentlicher Faktor: Erfahrungsbereich,
Gedächtnis, Wachheit, Konzentration
 Störungen sind nosologisch unspezifisch
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Auffassungsstörung (AMDP)
 Störung der Fähigkeit, Wahrnehmungen in ihrer




Bedeutung zu begreifen und sinnvoll miteinander
zu verbinden, im weiteren Sinne auch in den
Erfahrungsbereich einzubauen (gedankliche
Verarbeitung einer Wahrnehmung)
Fehlende Auffassung
Falsche Auffassung
Verlangsamte Auffassung (schwerbesinnlich)
Prüfen!
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Prüfung der Auffassung
 Allgemeiner Gesprächskontext
 Sprichwörter
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Sprichwörter
 Morgenstund hat Gold im Mund
 Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans
nimmermehr
 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
 Der Spatz in der Hand ist besser als die
Taube auf dem Dach
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Prüfung der Auffassung
 Allgemeiner Gesprächskontext
 Sprichwörter
 Fabeln
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Fabel vom Salzesel
Ein Esel ist mit zwei Satteltaschen mit Salz
schwer beladen. Er ist müde und ein bisschen
faul. Da kommt er an einen Fluss und watet
durch das Wasser. Die Taschen werden nass,
das Salz löst sich im Wasser und der Esel ist
am anderen Ufer befreit von seiner Last.
Beim nächsten mal, wieder schwer beladen,
freut sich der Esel auf den Fluss und watet
erwartungsfroh durch das Wasser. Er hat aber
dieses mal Schwämme gepackt, die sich mit
Wasser vollsaugen und seine Last am anderen
Ufer ist schwer geworden.
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Prüfung der Auffassung
 Allgemeiner Gesprächskontext
 Sprichwörter
 Fabeln
 Bildgeschichten
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Bildgeschichten erklären
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Prüfung der Auffassung
 Allgemeiner Gesprächskontext
 Sprichwörter
 Fabeln
 Bildgeschichten
 Gemeinsamkeiten/Unterschiede
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Gemeinsamkeiten/Unterschiede
 Baum / Strauch
 Hütte / Haus
 Zwerg / Kind
 Apfel / Banane
 schwimmen /
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Prüfung der Auffassung
 Allgemeiner Gesprächskontext
 Sprichwörter
 Fabeln
 Bildgeschichten
 Gemeinsamkeiten/Unterschiede
Auf fremdsprachliche Schwierigkeiten achten
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Aufmerksamkeit
 Aufmerksamkeit und Auffassung müssen
zusammen alles, was an Mitteilungen aus der
Umwelt herankommt oder im Eigenbereich
entdeckt wird, sichten und in seiner Bedeutung
einstufen (bewerten)
 Aktive Aufmerksamkeit: Sich zuwenden,
wahrnehmende Energie auf die Umgebung
richten
 Passive Aufmerksamkeit: Fixation, Faszination
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Aufmerksamkeit und
Konzentration
 Definition
Aufmerksamkeit meint die Ausrichtung
(aktiv/passiv) des Bewusstseins auf ein
Erfahrenes,
Konzentration das versammelte
Dabeibleiben
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Konzentrationsstörungen (AMDP)
 Verminderte Fähigkeit, die
Aufmerksamkeit ausdauernd einer
Tätigkeit oder einem Thama zuzuwenden.
 Bedingungsfaktoren: Wachheit, Interesse
(Motivation), Grad der Neuheit (nicht
gekanntem)
 subjektiv plausibel berichtet (ipsative
Norm) oder im Gespräch festgestellt
(normativ)
 Prüfen!
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Konzentrationsprüfung
 Monatsnamen vorwärts (relativ stark
automatisiert)
 Monatsnamen rückwärts (Modifikation
eines automatisierten Vorgangs)
 Von 100 immer 5 abziehen (abstrakte
Leistung mit einfachem System)
 Von 100 immer 7 abziehen (abstrakte
Leistung mit häufigem 10er-Sprung)
 Achtung unterscheide: Dyskalkulie!
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Gedächtnis
 Funktionen
– Behalten (Merken) früherer Erfahrungen
– Wiedervergegenwärtigen früherer Erfahungen
– Ständiger Abgleich mit neuer Erfahrung
 Es gibt ein Erinnern von visuellen, szenischen,
akustischen, taktilen, sprachlichen usw.
Erfahrungen
 Können getrennt gestört sein
 Wesentliche Bedingungsfaktoren
– Wachheit, Konzentration, Affekt
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Mnestische Störung im AMDP
 Bis 10 Minuten:
Merkfähigkeitsstörung
 Ab 10 Minuten:
Gedächtnisstörung
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Merkfähigkeitsstörungen (AMDP)
 Herabsetzung bis Aufhebung der Fähigkeit,
sich frische Eindrücke über eine Zeit von
ca. 10 Minuten zu merken
 Prüfen!
– z.B. drei Begriffe (ein bedeutungsneutraler
abstrakter Begriff, ein Gegenstand des
täglichen Lebens, ein ferner liegender
Gegenstand z.B. geographischer Begriff)
– z.B. „35“, „Oslo“, „Aschenbecher“
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Gedächtnisstörungen (AMDP)
 Herabsetzen bis Aufhebung der Fähigkeit,
Eindrücke oder Erfahrungen längerfristig
(länger als ca. 10 Minuten) zu speichern
bzw. Erlernters aus dem Gedächtnis
abzurufen
 Zusammenfassung des eher labilen
Frischzeitgedächtnisses (bis ca. 60
Minuten) und des eher stabilen
Altgedächtnisses (weiter zurückliegende
Erfahrungen) abgebildet.
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Gedächtnisstörungen (AMDP)
Besonderheiten
 Amnesien
– inhaltlich oder zeitlich begrenzte
Gedächtnislücken
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Amnesien
Retrograde Amnesie
Unfall-Amnesie
Anterograde Amnesie
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Gedächtnisstörungen (AMDP)
Besonderheiten
 Amnesien
– inhaltlich oder zeitlich begrenzte
Gedächtnislücken
 Immediatgedächtnis
– Sofortgedächtnis (10 Sekunden)
Diagnostische Wertigkeit, (Unterscheide:
Aufmerksamkeit und Konzentration)
 Paramnesien
– Déja-vu, Jamais-vu, Ekmnesien,
Hypermnesien
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Paramnesien
 déja-vu
– (vermeintliche Vertrautheit)
 jamais-vu
– (vermeintliche Fremdheit)
 Ekmnesien
– (Störungen des Zeiterlebens bzw. der
zeitlichen Einordnung. Zeitgitterstörung)
 Hypermnesien
– Steigerung der Erinnerungsfähigkeit
– Fieber, Drogen, Untergangserlebnisse
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Formale
Denkstörungen
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Dimensionen (1)
 Schnelligkeit
– gehemmt (subjektiv gebremst)
– verlangsamt (fremdbeobachtet langsam)
 Geradlinigkeit
– umständlich (viel nebensächliches)
– perseverierend (haftenbleibend)
– Grübeln (im Kreis)
– Ideenflüchtig (assoziativ)
– Gesperrt /Gedankenabreissen
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Fehlende Gradlinigkeit
umständlich
Frage
Antwort
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Fehlende Gradlinigkeit
ideenflüchtig
Frage
Antwort
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Fehlende Gradlinigkeit
vorbeireden
Frage
Antwort
Antwort
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Fehlende Gradlinigkeit
Perseverieren
Frage
Antwort
Frage
Antwort
Frage
Antwort
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Dimensionen (1)
 Inhaltszusammenhang
– eingeengt (wenige Themen, denkarm)
– vorbeireden
– inkohärent/zerfahren (aufgehobener
Zusammenhang)
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Inkohärent / zerfahren
Beispiele
 „Ich bin jetzt im Hause ein Jahre lang links
und rechts geimpft und wer kein
Menschfresser ist, ist über 30 Jahre“
 Ich habe eine kennengelernt, die sich nicht
anders zeigen konnte als sie alles
gemeinhin nahmen. Es war gemeint so und
es musste heissen: lasset den frohen Baas
im Bauch. Froh-sein ist ein Mädchen mit
Mann verquillt und die beiden suchen Heil
im Glück“
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Inkohärent / zerfahren
Sonderformen
 Paralogik
– unlogisches Denken mit erhaltenem Satzbau
 Paragrammatismus
– Satzbau zerstört
 Sprachzerfall, Schizophasie
– unverständliches, sinnloses Wort- und
Silbengemisch - Wortsalat
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Inkohärent / zerfahren
Assoziierte Phänomene
 Kontamination
– Verschmelzung heterogener Sachverhalte
– „Die Bibel habe ich auch gelesen, ich
verwechsle es immer, weil ich perfekt
französisch spreche“
 Verdichtung
– Zusammenziehen von mehreren Ideen in einer
– „Man bade, sei nicht fade, bade und balde
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Paul Celan, Atemwende (1967)
Gesammelte Werke , zweiter Band, S.16, Suhrkamp 1983
Die Schwermutsschnellen hindurch,
am blanken Wundenspiegel vorbei:
da werden die vierzig
entrindeten Lebensbäume geflösst.
Einzige Gegenschwimmerin, du
zählst sie, berührst sie
alle.
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Zwänge
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Zwänge
 Imperativ sich aufdrängende Erlebnisse
 Zwänge werden in selbstreflexiver
Stellungnahme als unsinnig, unangemessen
(d.h. ohne Grund beherrschend) erkannt
 Trotz Widerstands der PatientInnen
 Mit dem Gefühl der Unausweichlichkeit
und der Machtlosigkeit des eigenen
willentlichen Widerstrebens
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Erlebensbereiche von Zwängen
 Denken
 Vorstellen
 Fragen
 Sprechen
 Zählen
 Antrieb zu Handlungen
 Vermeidungen
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Zwangsdenken (AMDP)
 Immer wieder sich gegen inneren
Widerstand aufdrängende Gedanken oder
Vorstellungen, die als unsinnig erlebt
werden.
 Dazugehörig
– Zwangsideen, -gedanken, -vorstellungen,
-erinnerungen, -fragen, -grübeln,
-befürchtungen
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Zwangsimpulse (AMDP)
 Immer wieder sich gegen inneren
Widerstand aufdrängende Impulse,
bestimmte Handlungen auszuführen
 Dazugehörig
– Impuls zu kontrollieren, sich oder andere zu
schädigen, obszöne Worte auszusprechen
(Koprolalie), zu zählen, zu rechnen
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Zwangshandlungen (AMDP)
 Handlungen müssen immer wieder gegen
inneren Widerstand ausgeführt werden und
lassen sich vom Patienten nicht oder nur
schwer unterbinden, obwohl sie als
unsinnig erlebt werden
 Dazugehörig
– Zwangsrituale
– Wasch- und Kontrollzwänge
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Beispiel einer 21-jährigen Patientin
mit einem Zählritual
(Freeman 1992)
Patientin zählt von 17 (Alter in dem alles begann
gut zu gehen) bis 42 (Alter in dem das wichtigste
getan sein wird und sie zu zählen aufhören
kann). Dabei muss sie gemachte Fehler im
Ablauf des Rituals korrigieren und dann jeweils
von vorne anfangen. Zum Ritual gehört neben
dem Zählen das Auf- und Abdrehen sowie das
Reinigen des Wasserhahns. Patientin braucht
für das Ritual bis zu 4 Stunden und muss es an
schlechten Tagen bis zu 3 mal wiederholen.
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Beispiel einer 21-jährigen Patientin
mit einem Zählritual
(Freeman
1992)
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Häufigste Symptome bei Zwangsstörungen
(Rasmussen & Tsuang 1986, N= 250)
Zwangsgedanken
Zwangshandlungen
Kontamination
Pathologischer Zweifel
Somatische Symptome
Symmetrie-Zwang
Aggressive Impulse
Sexuelle Impulse
Multiple
Kontrollieren
Waschen
Zählen
Fragen/Bestätigen
Symmetrie/Präzision
Sammeln
Multiple
45%
42%
36%
31%
28%
26%
60%
63%
50%
36%
31%
28%
18%
48%
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Befürchtungen
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Zwänge und Phobien
 Gemeinsam ist der Verlust der
Handlungsfreiheit bei erhaltener
selbstreflexiver Stellungnahme.
 Viele Zwangshandlungen geschehen auf
Grund von bestimmten Befürchtungen.
 Zwänge und Phobien bestehen (oft
zusammen) bei ähnlichen Persönlichkeiten.
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Phobien (AMDP)
 Form der Angst, die sich auf bestimmte
Situationen oder Objekte bezieht
 Wird vom Patienen als unbegründet und
unangemessen erkannt
 Patient versucht, die Konfrontation mit den
Angst auslösenden Situationen oder
Objekten zu vermeiden
(Vermeidungsverhalten)
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Arten der Phobie















Akarophobie (Furcht vor Hautparasiten)
Agoraphobie (Furcht vor offenen Plätzen)
Aichmophobie (Furcht vor spitzen Gegenständen)
Akrophobie (Furcht vor Höhen)
Aquaphobie (Furcht vor Wasserflächen)
Bakteriophobie (Furcht vor Erregern)
Klaustrophobie (Furcht vor geschlossenen Räumen)
Erythrophobie (Furcht vor dem Erröten)
Keraunophobie (Furcht vor dem Blitz)
Koprophobie (Furcht vor Beschmutzung mit Kot)
Mysophobie (Furcht vor Berührung)
Nyktophobie (Furcht vor der Nacht)
Phobophobie (Furcht vor der Angst)
Zoophobie (Furcht vor Tieren)
Sozialphobie (Furcht vor Menschenansammlungen)
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Hypochondrie (AMDP)
 Ängstlich getönte Beziehung zum eigenen
Körper, an dem z.B. Missempfindungen
wahrgenommen werden, mit offensichtlich
unbegründeter Befürchtung, körperlich
krank zu sein oder zu werden
 Normale Körpervorgänge bekommen oft
eine übermässige Bedeutung
 Karzinophobie, AIDS-Phobie,
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Misstrauen (AMDP)
 Furcht vor feindseliger Haltung anderer
Menschen
 Wahrnehmungen werden ängstlichunsicher auf die eigene Person bezogen
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Störungen
der
Affektivität
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Affektivität (1)
 Synonyme:
– Affektivität, Emotionalität, Gemüt
– Affekt, Emotion, Gefühl, Stimmung
 Aspekte der Affektivität
– Hervorstechender Charakter des gesamten
Gefühlsleben („eine Frohnatur“)
– Intensität
– Ansprechbarkeit (Impulsivität)
– Dauer (früher: Affekt vs. Stimmung)
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Affektivität (2)
 „Jede Erfahrung ereignet sich in einer
Gestimmtheit“ (Scharfetter)
 Alle Handlung, alles Erleben ist von einer
Stimmung begleitet.
 Emotionen beeinflussen Urteil,
Wahrnehmung, Realitätseinschätzung,
Motivation, Kognition usw. wesentlich.
 Schwierige (unmögliche) Normierung von
Affekten (pathologisch vs normal)
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
„Bewertung / Gewichtung“ von
Affekten
euphorisch
glücklich
froh
überglücklich freudig gelassen
Hass
zornig
übellaunig
wütend ärgerlich unausgeglichen
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Einteilung von Affekten
 Leibnahe, ganzheitliche Gestimmtheit
– Hunger, Durst, Schmerz, sexuelle Erregung
 Allgemeine Leibwahrnehmung
(Befindlichkeit)
– kräftig, frisch, beschwingt, ruhig, entspannt
– müde, schlapp, erschöpft, herabgestimmt
 Weniger leibnahe Befindlichkeit
– Freude, Angst, Übermut, Langeweile, Ärger
 Wenig strukturierte (protopathische)
Erfahrungen, ahnungsvolle Stimmungen
– Argwohn, Bedrohtheit
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Alternative Einteilungen
 Zur eigenen Person hin gerichtete Affekte
– Zuversicht, Freude, Ärger
 Auf Andere hin gerichtete Affekte
– Liebe, Vertrauen, Mitleid, Dankbarkeit,
Ehrfurcht, Bewunderung
 Leibnahe Affekte (Vitalgefühle)
 Weniger leibnah erlebte Zustandsgefühle
 Das Selbstwerterleben begleitende Gefühle
– Stolz, Sicherheit, Eitelkeit, Trotz
– Scham, Schuld, Reue, Verlegenheit
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Einzelne Affekte (AMDP)
 Störung der Vitalgefühle
– Herabsetzung des Gefühls von Kraft und
Lebendigkeit, vor allem der körperlichen
Frische und Ungestörtheit
 Deprimiert
 Ängstlich
 Euphorisch
 Gereizt
 Hoffnungslos
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Einzelne Affekte (AMDP)
 Dysphorisch
– Missmutige Verstimmtheit. Der Patient ist
übellaunig, mürrisch, moros, nörgelnd,
missgestimmt, unzufrieden, ärgerlich
 Ratlos
– Patient ist staunig. Wirkt stimmungsmässig,
wie jemand, der sich in seiner Situation nicht
mehr zurechtfindet. „Was ist los...?“, „Wo bin
ich...?“
– Weniger der kognitive Aspekt ist gemeint
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Einzelne Affekte (AMDP)
 Affektarm
– Verminderte Anzahl von Affekten
(eingeschränktes Spektrum)
 Affektstarr
– Verminderte affektive Modulation
(Verminderte Schwingungsfähigkeit)
 Gefühl der Gefühllosigkeit
– Subjektiv erlebte Reduktion oder Verlust
affektiven Erlebens (empfundene
Gefühlsleere)
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Einzelne Affekte (AMDP)
 Innerlich unruhig
 Klagsam/jammrig
– Ausdruckssstarkes Vortragen der erlebten Affekte
 Ambivalent / Ambitendenz
– Koexistenz widersprüchlicher Gefühle, Vorstellungen,
Wünsche, Intentionen, Impulsen
 Parathymie
– Gefühlsausdruck und berichteter Erlebnisinhalt
stimmen nicht überein
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Einzelne Affekte (AMDP)
 Affektlabil
– Schneller Stimmungswechsel, starke affektive
Ablenkbarkeit
 Affektinkontinent
– Bei geringem Anstoss überschiessende
Affekte, die vom Patienten nicht beherrscht
werden können
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Einzelne Affekte (AMDP)
 Insuffizienzgefühle
– Vermindertes Vertrauen in die eigene
Leistungsfähigkeit
 Gesteigertes Selbstwertgefühl
 Schuldgefühle
 Verarmungsgefühle
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Antriebs- und
psychomotorische
Störungen
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Antrieb
 Konstrukt
– Hypothese einer für alle psychischen und
physischen Leistungen des Menschen
belebenden Kraft.
– Hypothese einer Art Grundenergie, die durch
Motivation, Wille, Bedürfnis auf ein Ziel
ausgerichtet wird
– Fehlt dieses Ziel, tritt motorische Unruhe auf,
die sich in Übersprunghandlungen entladen
kann.
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Bestimmende Faktoren
 Grundaktivität (genetische Faktoren?)
 Temperament (persönliches Tempo)
 Bewusstseinslage (Müdigkeit)
 Umwelt (stimulierende Aussenreize)
 Soziale Faktoren (Aspekt der
Mitmenschlichkeit, des Interesses am
Anderen)
 Wechselwirkung von Affekt und Antrieb
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Literatur
Empfehlung zum Thema „persönliches Tempo“
(in Romanform)
Sten Nadolny
Die Entdeckung der Langsamkeit
München: Piper 1983
Serie Piper Nr. 700
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Verwandte Begriffe
 Vitalität
– Elan vital (H. Bergson)
– Libido (i.S.von C.G. Jung; Triebkraft)
 Tätigkeitsenergie
 Anteilnahme, Interesse (soziale Aspekte)
 Regsamkeit, Tatkraft (Persönlichkeitsaspekt)
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Einzelne Begriffe (AMDP)
 Antriebsarm
– Mangel an Energie, Initiative, Anteilnahme
 Antriebsgehemmt
– Energie, Initiative und Anteilnahme werden
als gebremst/blockiert erlebt („alles ist so
mühsam“, „ich will, bringe aber die Kraft
nicht auf“)
 Antriebsgesteigert
– Zunahme an Energie, Initiative, Anteilnahme
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Einzelne Begriffe (AMDP)
 Motorisch unruhig
– Gesteigerte und ungerichtete motorische
Energie
 Mutistisch
– Wortkargheit bis hin zum Nichtsprechen
(Verstummen, Kommunikationslosigkeit)
 Logorrhoisch (Logorrhoe)
– Verstärkter Redefluss
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Einzelne Begriffe (AMDP)
 Maniriert/bizarr
– Alltägliche Bewegungen und Hanklungen
(auch Gesti, Mimik und Sprache) erscheinen
dem Beobachter verstiegen, verschroben,
posenhaft und verschnörkelt.
– Auch geziert, affektiert, gekünstelt
 Theatralisch
– Auffällig selbstdarstellerisch
Landesübliches Temperament beachten
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Einzelne Begriffe (AMDP)
 Parakinesen
– Qualitativ abnorme, meist komplexe
Bewegungen, die häufig die Gestik, Mimik
und auch die Sprache betreffen
 Stereotypien
– Äusserungen auf sprachlichem und
motorischem Gebiet, die die Tendenz
aufweisen, oft längere Zeit hindurch in immer
gleicher Form wiederholt zu werden
– Verbigerationen (Wortstereotypien)
– Katalepsie (Haltungsstereotypien)
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Haltungsstereotypien
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Flexibilitas cerea (Wächserne
Biegsamkeit)
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Zirkadiane
Besonderheiten
© Prof. Haug; nur zum persönlichen Gebrauch als Vorlesungsvorbereitung
Schwankungen von
Befindlichkeit und Verhalten
 Relativ regelmässige Schwankungen der
Befindlichkeit und des Verhaltens
während einer 24-Stunden-Periode
 Gesamtbefindlichkeit, nicht nur
Einzelaspekte
 Morgens schlechter
 Abends schlechter
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Zirkadianes Aktivitätsmuster
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Störung des Aktivitätsmusters
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Andere Störungen
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Störungen des sozialen
Kontakts
 Sozialer Rückzug
– Einschränkung der Gemeinschaftsfähigkeit
– Soziale Phobien
 Soziale Umtriebigkeit
– Normenproblematik
– Störung eher in der Art als der Menge der
Sozialkontakte
– kritiklos anklammernd, distanzlos,
querulatorisch
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Aggressivität (1)
 Aggressionstendenzen und -handlungen
 lat. „agredere“
– herangehen, ein mit einer gewissen Energie
und Zielstrebigkeit geschehendes Herangehen
an Menschen oder Dinge
 Aggression im weiteren Sinne
– lebensnotwendige u.destruktive Komponenten
– Sich durchsetzen, die eigene Rolle finden,
– Nähe zum Begriff Antrieb
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Aggressivität (2)
 Aggression im engeren Sinne
– Verhalten (verbal, averbal, tätlich)
– welches eine Person
– und zwar eine andere (Fremdaggression)
– oder die eigene (Autoaggression)
– oder eine Sache (event. als Surrogat der Person)
– verletzt, schädigt, ausbeutet, missbraucht, kränkt,
beleidigt, herabsetzt, erniedrigt, entwertet, behindert,
beraubt, einengt, vertreibt, tötet.
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Suizidalität (1)
 Weites Begriffsfeld
– Todeswünsche,
– Absichten oder Pläne, sich das Leben zu
nehmen
– Vorbereitung zur Selbsttötung
– Selbsttötungsversuche
 Suizidgedanken, Suizidhandlungen
 Erweiterter Suizid
– Tötung Anderer vor dem Suizid
 Abgrenzung zum Freitod schwierig
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Begriffe zum Thema Suizid (1)
 Suizidalität
– Neigung zur Selbsttötung. Das Ausmass der bei
einem Kranken bestehenden Tendenz, sein Leben zu
beenden
 Suizidal
– Selbstmordgefährdet, sich mit Gedanken an
Selbsttötung beschäftigend.
 Parasuizid
– Nicht auf Selbsttötung sondern auf Unterbrechung
des Unerträglichen gerichtete Selbstschädigung
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Begriffe zum Thema Suizid (2)
 Suizidversuch
– Autodestruktives Verhalten mit dem Ziel des Suizids,
aber ohne tödlichen Ausgang
 Demonstrativer/appellativer Suizidversuch
– Unterstellte Intension: keine ernste
Selbsttötungsabsicht (problematisch!)
 Chronische Suizidalität
– Lang anhaltende, im Ausmass wenig schwankende
Suizidalität
 Latente Suizidalität
– Verborgene, ruhende, aufgespeicherte Suizidalität
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Selbstbeschädigung
 Selbstverletzungen ohne damit verbundene
Suizidabsichten
 Beispiele
–
–
–
–
–
–
Aufkratzen der Haut
Anschlagen des Kopfes gegen die Wand
Einstechen von Nadeln
Ausreissen der Haare (Trichotillomanie)
Zufügen von Schnittwunden
Verschlucken von Nadeln
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Krankheitsgefühl und -einsicht
 Mangel an Krankheitsgefühl
– Der Patient fühlt sich nicht krank, die Einschätzung
von Therapeut und Patient gehen über den
Schweregrad auseinander.
 Mangel an Krankheitseinsicht
– Der Patient erkennt die an sich wahrgenommenen
Symptome nicht als krankheitsbedingt an.
 Ablehnung der Behandlung
 Pflegebedürftigkeit
– Patient ist bei Aktivitäten des täglichen Lebens auf
fremde Hilfe angewiesen
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